Wieder einmal musste Madril entscheiden. Erchirion hoffte, dass sie schnell bei den Höhlen wären, damit auch Entscheidungen getroffen werden konnten. „Was hat man denn als Leutnant überhaupt zu entscheiden?“ fragte er aus reiner Neugierde nach. Auch wenn er Anborn mit dieser Frage keinesfalls kränken wollte. Schließlich musste Erchirion das wissen, wenn er bald selbst einer wurde.
„Meine Kopfwunde ist nicht so schlimm. Das meint auch Amdir“, gab Erchirion an. Er würde keine Angst haben noch einmal loszuziehen. Doch ein bisschen Ruhe würde in der Tat recht gut tun. Der Prinz hatte sich ebenfalls zu Sarion umgedreht, welcher zu ihnen aufgeschlossen hatte. „Wo hast denn du die Decke her?“ fragte er nach und hob die Augenbrauen. Doch dann blickte er weiter nach hinten und sah Arcuen, welcher schweigend lief und vor sich hin starrte. „Ist mit Arcuen alles in Ordnung?“ fragte er den Älteren. „Er schaut nicht so gut aus.“
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Erchirion und Anborn wurden schnell auf Sarion aufmerksam und bald sprachen sie diesen auch an. Doch er zuckte nur mit den Schultern. »Ihr wisst, dass ich jederzeit bereit bin, meine Arbeit zu machen, Leutnant«, erklärte Sarion ernst, fügte dann aber hinzu. »Aber es stimmt, der Tag heute war sehr... ereignisreich!« Und ja, er war müde und fühlte sich ausgelaugt.
Erchirion fragte, woher er die Decke hätte. »Handir hat sie mir gegeben«, erklärte er und deutete zurück, wo der genannte Kamerad ging. Dabei fiel ihm auch Arcuen ins Auge, der ziemlich lustlos dahin schlurfte. »Ich glaube, der Zorn nagt an ihm«, legte Sarion seine Gedanken dar. Vermutlich arbeitete Arcuen in seinem Kopf schon einen Plan aus, wie er die Orks zur Strecke bringen konnte.
Zumindest war Amdir an Costans Seite, auf welchen sich der junge Waldläufer konzentrieren konnte. Die vier Männer, welche die Barre trugen, schwiegen und liefen einfach vor sich hin. Aber Costan war das ganz Recht.
Amdir meinte nun, dass er auf sich selbst vertrauen müsste. Costan hustete und schüttelte dann den Kopf leicht. „Ich … dachte ich könnte … auf dich vertrauen ...“, meinte er schwach. Schließlich war Amdir der Heiler und wenn jemand ihm helfen konnte, dann dieser Mann.
Wann waren sie nur endlich da? Wann erreichten sie endlich die Höhlen? Costan hatte keine Ahnung mehr, wo genau er sich eigentlich befand. Wo genau war die Klippe gewesen, von der er gestürzt war? Würden sie Stunden bis nach Henneth Annûn brauchen und wie würde es dort mit ihm weiter gehen? Und würde er einfach schlafen dürfen? Denn sein Körper sehnte sich so nach dieser Erholung.
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Anborn lächelte verstohlen, als Erchirion ihn reichlich unbedarft fragte, was denn ein Leutnant zu entscheiden hätte.
"Leutnant ist der niedrigste Offiziersdienstgrad", antwortete Anborn, "und da hat man eben zu entscheiden, wie man die Befehle der Hauptleute ausführt und sie an Unteroffiziere und Soldaten weitergibt. Der deutlichste Unterschied zum Dienstgrad des Unteroffiziers besteht darin, dass man als Leutnant nun auch Unteroffizieren und Feldwebeln Befehle erteilen darf."
Erchirion betonte, dass seine Kopfwunde nicht schlimm sei und auch Sarion sagte, dass er sich jederzeit wieder an die Arbeit machen würde. Allerdings räumte er auch ein, dass er müde sei.
"Schon gut", sagte Anborn, "seht, es ist nicht mehr weit! Bald sind wir zurück in Hennth Annûn."
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Im Gesamten war die Gruppe sehr schweigsam und in die meisten waren in eigenen Gedanken versunken. Stück für Stück kamen sie den Höhlen näher und Amdir's Stimmung verbesserte sich. In Henneth Annûn waren noch weiter Heiler, die er befragen konnte wie sie nun am besten weiter vorgingen. In Costan's Zustand würde er ihn nur ungerne einer weiteren Behandlung unterziehen, der Heiler hoffte dass dies nicht nötig sein würde.
Der Verletzte sprach Amdir nun wieder direkt an. Er war geschwächt und brachte die Worte nur mühsam heraus. Als der ältere Waldläufer hörte was sein Kamerad da sagte, zog er eine Augenbraue hoch. "Natürlich kannst du auf mich vertrauen, Costan, aber du musst auch auf deine eigene Kraft vertrauen, auf deinen Körper. Wenn du dich aufgibst und nicht mehr kämpfst, wird selbst der beste Heiler keine Möglichkeit finden dir zu helfen. Also halte durch, Kamerad." Der junge Waldläufer durfte jetzt bloß nicht die Nerven verlieren, ansonsten hätte er keinerlei Überlebenschancen. "Schone dich jetzt. Dein Körper braucht auch Ruhe." Je mehr der Mann redete, desto mehr Kraft verlor er, das wollte Amdir verhindern.
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Anborn erklärte Erchirion nun kurz, was genau er als Leutnant zu entscheiden hatte. Im Grunde wusste es der junge Waldläufer ja auch. Er hatte es nur gefragt, weil in Erchirions Augen Anborn die ganze Verantwortung auf Madril, dem Hauptmann, abschob. Es wird Zeit dass ich befördert werde, dachte sich Erchirion. Vielleicht war diese Rettungsaktion heute ja ein gutes Sprungbrett für mich.
Sarion hatte die Decke von einem Kameraden bekommen. Doch die Höhlen rückten nun in Sichtweite und Erchirion beschloss, dass er jetzt für dieses kurze Stück auch keine brauchte. In den Höhlen konnten sie sich auch am Feuer wärmen und einen heißen Tee trinken.
Erchirion sah noch einmal zu Arcuen und schüttelte leicht den Kopf. Er konnte ihn ja verstehen. Doch der Blick des Fürstensohn blieb auch auf Amdir und Costan hängen. Erchirion seufzte und sah dann wieder zu Anborn. „Ich wünschte man könnte Costan in die Häuser der Heilung bringen.“ Sie hatten zwar ein Art kleines Lazarett in den Höhlen mit auch ziemlich guter Heiler-Ausrüstung, aber es war eben nicht zu vergleichen mit den Gegebenheiten in Minas Tirith.
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Scheinbar wollte Amdir nicht darauf eingehen, was nun aus ihrem Auftrag wurde. Stattdessen erklärte er, dass sie bald wieder zurück in den Höhlen sein würden. Sarion atmete erleichtert auf.
»Wenn... wenn Costan sterben sollte... dann werde ich erbitten, seinen Leichnam zurück nach Minas Tirth zu begleiten. ... Er bat mich, seinen Eltern etwas auszurichten«, erklärte Sarion dann doch, wenn auch stockend, denn eigentlich wollte er darüber lieber nicht sprechen, eigentlich wollte er daran nicht einmal denken. Und doch war es wohl besser, wenn Anborn schon einmal Bescheid wusste.
Dem Heiler schien Costans Frage ein wenig unangenehm zu sein. Trotzdem beantwortete er diese und versuchte den Schwerverletzten zu beruhigen. Doch Costan konnte sich nicht so leicht beruhigen. Er hatte große Angst und er hatte noch so viel vor gehabt im Leben und er wollte heiraten und Kinder zeugen und die Karriereleiter als Soldat hinauf klettern. Das konnte doch noch nicht alles gewesen sein.
Und wie sollte er in sich selbst Vertrauen haben, wenn er sich doch so elendig und schwach fühlte? Wie sollte er selbst kämpfen, wenn ihm schon das Heben des Armes mehr Kraft kostete, als er eigentlich übrig hatte. Amdir hatte vielleicht gut reden. Er war auch nicht zwei Tage ohne Wasser und Nahrung und der Aussicht auf Rettung mit zerschmettertem Körper auf einem Felsvorsprung gelegen.
Aber Costan schwieg und sagte nichts mehr, denn das hatte Amdir ihm geraten. Der junge Waldläufer schloß die Augen und versuchte an etwas schönes zu denken. An seine Familie. Es dauerte nur wenige Sekunden und er bekam von seiner Umgebung nichts mehr mit und war weggedämmert.
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Costan antwortete nicht mehr und schloss bald die Augen. Der Heiler neben ihm hoffte, dass er diese auch bald wieder öffnen würde und so ging er schweigsam neben dem Verletzten her. Es dauerte nicht sehr lange und sie konnten den Eingang der Höhlen sehen, gut versteckt natürlich. Amdir seufzte erleichtert auf. Vielleicht überlebte der junge Waldläufer ja doch. Der Heiler wünschte sich dies vom tiefsten Herzen. Anborn befahl sofort Costan ins Lazarett zu bringen, Amdir nickte und deutete den Männer, die den Verletzten trugen, diesen in die Richtung der anderen Heiler zu bringen. Er würde sich erstmal Rat einholen, bevor er entschied, wie er weiter vorgehen sollte.
tbc: Höhlen
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Natürlich gab Anborn an, dass Minas Tirith und somit die Häuser der Heilung viel zu weit entfernt waren. Erchirion wusste dies selbst. Costan würde diese lange Reise nie durchstehen. Zumal er dringend besser versorgt werden musste, als man es im Wald hatte tun können. Und hier im Lazarett war dies möglich. Der junge Mann musste erstmal über den Berg kommen und dann wieder an Kraft zunehmen.
Sie hatten die Höhlen erreicht und wurden dort auch bereits empfangen. Anborn schickte Amdir mit dem Verletzten fort ins Lazarett. Die anderen sollten ihn zu Madril folgen. „Sehr wohl, Leutnant!“ meinte Erchirion folgte, genauso wie Arcuen und Sarion. Jetzt wurde es Zeit, dass langsam Ruhe einkehrte.
Tbc: Höhlen
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Sarion zog erschrocken den Kopf ein, als Anborn ihn zurechtwies. »Entschuldigt, Leutnant!«, meinte er kleinlaut. Er hatte ja nur Angst gehabt, dass man ihn bereits wieder anders eingeplant hatte, sollte Costan es nicht schaffen, und er deshalb dessen letztem Wunsch nicht nachkommen konnte. Natürlich hoffte er aber, dass derartiges nicht nötig sein sollte!
Kurz darauf erreichten sie die Höhlen und als Sarion sich gerade einen richtigen Umhang anstatt der Decke holen gehen wollte, zitierte Anborn sie zu Madril, der im Augenblick das Kommando führte. Jawohl, Leutnant!, sagte auch er, fast mit Erchirion im Chor und folgte Anborn.
Die Anderen trafen nach kurzer Zeit hinzu und nachdem Hauptmann Madril noch ein paar Worte gesagt hatte (hierbei erinnerte erneut daran, dass dies kein Vergeltungsschlag oder dergleichen war), erteilte Anborn endlich den Befehl zum Aufbruch. Erchirion und Sarion rief der Leutnant zu sich nach vorn, was eine Fortsetzung der Unterhaltung ausschloss, andererseits war Arcuen auch ein bisschen froh, sich für eine Weile nicht mehr Erchirions arrogantes Geschwätz anhören zu müssen.
Es war nicht so, dass er den etwa gleichaltrigen Prinzen nicht mochte, immerhin hatten sie mit ihrer Schwierigkeit, Kontakte zu knüpfen und natürlich ihrer erst kurzen Dienstzeit als Waldläufer durchaus etwas gemeinsam - doch im Gegensatz zu ihm selbst war Erchirion ja alles andere als ein schweigsamer und zurückhaltender Zeitgenosse.
›Wenn wir in diesem Tempo weitermarschieren, können wir die Klippe bis zum Mittag erreichen.‹, dachte der junge Rekrut, während er schweigend vor sich hin lief. Die Melodie des Wanderliedes, dass er am vorigen Tag zuletzt mit Sarion gespielt hatte, schwirrte ihm durch den Kopf.
›An viele Leute denk ich da, Die sind schon längst nicht mehr; Wird nach mir noch so mancher sein, Der kümmert mich nicht sehr.‹
Als Anborn sich danach erkundigt hatte, ob sie denn auch vollzählig waren, trat Madril zu ihnen und gab ihren Auftrag preis. Es war kein Angriffskommando, nur ein Erkundungstrupp. Erchirion nickte, um dem Hauptmann zu zeigen, dass er verstanden hatte. Zwar wollte er seine Kameraden rechen, doch nach dem Kampf gestern war er nicht unbedingt erpicht darauf gleich die nächste Schnittwunde zu erhalten. Die Verletzung auf der Stirn, welche eine Narbe hinterlassen würde, reichte ihm da schon.
Anborn beorderte Sarion und Erchirion zu sich nach vorn. Wahrscheinlich, weil sie den genauen Weg noch von gestern kannten und ihnen hier vielleicht wieder ein paar Einzelheiten mehr einfielen. Arcuen lief direkt hinter ihnen. Der Marsch begann nun also, während der Regen auf sie niederfiel und auf Erchirions Stimmung drückte. Aber daran konnte er nichts ändern.
Als sie schon eine Weile unterwegs waren, beschloss Erchirion nun also langsam herauszufinden, ob er wegen Anborn recht hatte. Bildete er sich etwas auf seinen tollen Status ein oder nicht? Sarion wird schon sehen … „Anborn, darf ich dich was fragen?“ Der erste Test: Erchirion sprach ihn wie einen einfachen Kameraden an. Würde er darauf reagieren? „Wie lange bist du schon bei den Waldläufern? Und seit wann bist du Leutnant?“ Erchirion sah den Älteren an, während sie weiter marschierten.
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Das regnerische Wetter war nicht gerade nach Anborns Geschmack. Während sie durch die feuchten Wälder dahin schritten, vernahm Anborn, wie Erchirion ihn etwas fragte und dabei unangemessenerweise duzte.
"Ich bin seit acht Jahren Waldläufer", antwortete der Leutnant, "und seit drei Jahren Leutnant. Im übrigen kann ich mich nicht erinnern, dir das 'du' angeboten zu haben. Üblicherweise hat ein Unteroffizier einen Offizier mit 'Ihr' und mit Dienstgrad anzusprechen."
Er wandte sich an den anderen Unteroffizier. "Sarion, erkläre doch bitte deinem Kameraden, wie man sich bei den Streitkräften von Minas Tirith anredet! Das muss er wissen, auch wenn es in Dol Amroth anders gehandhabt werden mag."
All das sagte Anborn in einem ruhigen und beherrschten Tonfall. Hätte ihn sonst ein jüngerer Unteroffizier oder gar ein einfacher Soldat geduzt und mit Namen ohne Dienstgrad angeredet, hätte er diesem einen lauten Rüffel erteilt. Doch bei Erchirion bedachte er dessen Herkunft: Als Fürstensohn hatte er zu Hause gewiss alle möglichen Leute geduzt. Überdies stand Erchirion kurz vor der Beförderung zum Leutnant und spätestens dann würde Anborn ihm ohnehin das 'du' anbieten.
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Das Wetter war wirklich zum Verkriechen! Aber zum Glück hatten sie ja gute, warme Umhänge, die zur Not auch eine Menge Regen abhielten. Trotzdem fühlte sich Sarion bald klamm und durchgefroren und fragte sich, wie das im Winter erst werden sollte. Eigentlich war er kein Weichei, aber diese nasse Kälte kroch irgendwie überall hin. Gut, dass sie sich wenigstens noch bewegten und es nicht ihre Aufgabe war, still irgendwo Wache zu halten.
Sie waren noch nicht weit marschiert, als Erchirion Anborn ansprach. Mit "Du" und ohne Titel. Sarion verdrehte die Augen. War das nun die erste Prüfung, ob der Prinz Recht mit seiner Behauptung hatte, dass Anborn sicher eingebildet war und auf seine Soldaten hinabblickte?! Wie lächerlich. Sarion schnaubte und hätte Anborn in seinen Worten unterstützt, wäre er gefragt worden. So aber lief er weiter und ärgerte sich darüber, dass Erchirion den gleichen Rang inne hatte wie er selbst. Sonst hätte er sich nun einmal etwas wie Liegestütze oder so ausgedacht!
Dann sprach Anborn ihn doch noch an und befahl ihm, Erchirion die korrekte Ansprache zu erklären. Das war ähnlich, wie den Eid herunter zu beten. »Ja, Leutnant Anborn!«, erwiderte Sarion und konnte es nicht vermeiden, dass seine absichtlich zu korrekte Anrede wie ein Seufzer klang. Er war sich nämlich ziemlich sicher, dass Erchirion zum einen Wohl wusste, wie er wen anzusprechen hatte und das es zum anderen in Dol Amroth nicht viel anders gehandhabt wurde. »Alle Kameraden in der Offizierslaufband sind mit ihrem Titel anzusprechen, sowie dem Namen, falls zwei oder mehr mit dem selben Titel anwesend sind. Generell ist bei höher Gestellten das höfliche "Ihr" zu gebrauchen, solange es nicht anders abgesprochen ist, wobei es höflich ist, generell alle nicht freundschaftlich verbundenen derartig anzureden! Will man die Aufmerksamkeit mehrerer Offiziere auf sich ziehen, so redet man sie mit "Meine Herren" an, ansonsten ist dieser Titel nur dem Truchsess und wohl auch seinen Söhnen sowie anderen adeligen Herrschaften vorbehalten ist!«, erklärte Sarion und es klang durchaus wie auswendig gelernt.
Dann fiel Sarion jedoch auf, dass seine Wortwohl dem Prinzen vielleicht einen Grund geben könnte, sich von nun an mit Herr anreden zu lassen, was einigen Soldaten sicher gegen den Strich gehen sollte. Doch Sarion entschloss sich, ihn diesen Fehler selbst machen zu lassen, falls er daran dachte.
Die Kapuze so tief wie möglich ins Gesicht gezogen und nach wie vor wortlos, marschierte Arcuen im hinteren Teil des kleinen Trupps. Er kannte nicht einmal alle Rekruten beim Namen, einige schienen schon eine ganze Weile in Ithilien stationiert zu sein. Arcuen meinte sich zu erinnern, dass der junge Mann, der zu seiner Rechten ging, sich ihm vor ein paar Tagen als Ardamir vorgestellt hatte, aber sie hatten auch nur ein paar Worte gewechselt.
Neugierig linste der Waldläufer über die Köpfe der anderen hinweg, als er bemerkte, wie an der Spitze des Trupps ein Gespräch zwischen Erchirion und Leutnant Anborn entstand - Er konnte zwar nur Fetzen verstehen, aber es war offensichtlich, dass der Prinz dabei war, seine Ankündigung in die Tat umzusetzen. ›Was, bei den Valar, will er damit überhaupt bezwecken? Uns beweisen, dass er im Recht und Anborn ein arroganter Schnösel ist?‹, dachte er und schüttelte ungläubig den Kopf. Wie konnte ein ehrbarer Fürst wie Imrahil nur so einen verzogenen Sohn haben? Arcuen hatten den Herrscher von Dol Amroth noch nicht persönlich kennen gelernt, doch von den übrigen Rekruten nur Gutes über ihn gehört. ›Vielleicht ist es ja genau das, was Erchirion zu solchem Handeln verleitet: Der Druck, dem Ruf seines Vaters gerecht zu werden.‹, dachte er. Eigentlich hatte der Dunadan den etwa gleichaltrigen Prinzen schon zu Anfang sympathisch gefunden - es war dieses ständige arrogante Geschwätz Erchirions, das ihm und offenbar auch den anderen, auf den Geist ging. Vielleicht auch ein Resultat seiner Unsicherheit über die eigene Position.
Sie hatten unterdessen schon ein beachtliches Stück des Weges zurückgelegt. Bald würde der Pfad vom Flusslauf nach Osten abbiegen, dann war es bis zu ihrem Ziel nicht mehr weit.
Während der Regen auf sie darnieder tropfte, schritten die Waldläufer in strengem Schritt voran. Anborn beantwortete sogar Erchirions Frage sofort. Er war seit drei Jahren Leutnant. Mh, wie alt Anborn wohl sein mag …, fragte sich der Prinz. Er hatte den Kameraden noch nie danach gefragt. Er schätzte ihn nun auf etwa Anfang dreißig. Ich werde früher befördert werden! nahm sich Erchirion fest vor.
Doch nun ging der Ältere erstmal auf die Ansprache des Fürstensohns ein. Er hatte ihn unerlaubt geduzt. Sarion musste nun dem Prinzen erklären, wie man bei den Streitkräften Gondors die höhergestellten Soldaten anzusprechen hatte. Das wusste Erchirion natürlich alles. Schließlich war er bereits vor fünf Jahren von Dol Amroth aus in die weiße Stadt gekommen und hatte dort seine Ausbildung fortgesetzt. Also wusste er natürlich darüber genauestens Bescheid. Und seine Kameraden wussten es auch.
Trotzdem begann Sarion nun mit der etwas längeren Ausführung über Ränge und Ansprachen und Erchirion hörte stumm zu und verdrehte unauffällig die Augen. Es war doch nur ein Test gewesen. „Das ist mir alles durchaus bewusst, Leutnant Anborn. Bitte verzeiht mir mein ungebührendes Verhalten.“ Dann wandte der Prinz seinen Blick zu Sarion. „Auch dir danke ich, Kamerad. Für diese ausführliche, auswendig gelernte Lehrstunde.“
Schweigend gingen sie weiter, bis Erchirion einfiel, wie er Anborn weiter aus der Reserve locken konnte. „Leutnant Anborn, eine Frage hätte ich da noch. Gefällt es Euch, ich meine gefällt es Euch, wenn die niederen Soldaten Euch so ansprechen. Oder wäret ihr nicht lieber mit allen gut Freund und würdet lieber auf diese Ansprachen verzichten?“
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Schweigend ging Anborn weiter, während Sarion Erchirion über die richtige Anrede belehrte. Erchirions Entschuldigung quittierte Anborn mit einem leise gebrummten "Schon gut!"
Als aber Erchirion ihm schon wieder so eine unwichtige Frage stellte, verspürte Anborn einen deutlichen Unmut über den hochmütigen Fürstensohn.
"Ich habe die Regeln zur Anrede nicht gemacht", antwortete er, "und ob sie mir gefallen, ist nicht von Belang! Aber wenn du aufgrund deiner hohen Abstammung ein Problem damit hast, Vorgesetzte von geringerer Herkunft wie mich mit 'Ihr' anzusprechen, kannst du das gerne nach unserer Rückkehr nach Henneth Annûn mit dem Hauptmann diskutieren! Der wird sicher sehr begeistert sein, wenn du ihm vorschlägst, ihn duzen zu dürfen. Aber solange wir hier unterwegs sind, bist du ein Soldat gleichen Ranges wie Sarion und Caliondo und hast dich entsprechend zu benehmen! So, und ab jetzt will ich von dir keine Fragen mehr hören, die nichts mit unserem Auftrag zu tun haben!"
Anborn schüttelte kurz den Kopf und fragte sich, woher dieses befremdliche Benehmen Erchirions kam. Möglicherweise daher, dass er Heermeister Boromir und Befehlshaber Faramir duzen durfte, da sie ja seine Vettern waren. Aber war Erchirion als Rekrut in Dol Amroth auch irgendwie bevorzugt worden und hatten dort für ihn nicht die gleichen Regeln wie für andere Soldaten gegolten? Wie auch immer, Anborn war nicht gewillt, Erchirion irgendwelche Vorrechte zu gewähren.
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Sarion zog seinen Umhang enger um sich und blickte missmutig hinauf zum Himmel. Soweit er durch die Bäume erkennbar war, war er grau. Die Wolken hingen tief, einige hatten sich als Schwaden um den Wipfel gelegt. Es sah nicht so aus, als würde es heute noch aufhören zu nieseln!
Er warf Erchirion einen schiefen, missmutigen Blick zu, als dieser erwähnte, wie auswendig gelernt sein Vortrag geklungen hatte. Was denn auch sonst?! Sowas lernte man eben, wenn man eine Rekrutenschule besuchte! Was ja scheinbar an dem Prinzen vorbei gegangen war...
Sie stapften einige Zeit weiter, bis der Prinz sich erneut an Anborn wandte. Sarion verdrehte die Augen, sah dabei jedoch zu Boden, damit es nicht jeder gleich sah. Hinter sich hörte er Caliondo irgendetwas murmeln, dass nicht sehr freundlich klang! Gern hätte er Erchirion jetzt einen derben Knuff in die Seite verpasst, doch dafür gingen sie nicht dicht genug nebeneinander.
Doch Anborn reagierte ziemlich professionell und Sarion musste über dessen Worte grinsen, als er sich vorstellte, wie Erchirion mit Madril darüber sprach, dass er ihn doch bitte Duzen durfte! Scheinbar hatte Sarion nun die Wette gewonnen... doch er war sich recht sicher, dass der vermaledeite Prinz es nicht auf sich sitzen lassen würde und sich im Laufe des Tages noch weitere Proben einfallen ließ.
Gerne wäre Arcuen nach vorn zu Sarion und Caliondo gegangen, die ebenfalls etwas missmutig vor sich her stapften, um ein wenig zu plaudern. Die Rekruten um ihn herum waren allesamt nicht besonders gesprächig und ihm obendrein nahezu unbekannt. Und auch wenn er es sich nicht ganz eingesetehen wollte: Arcuen war kein Mensch, der leicht und zwangfrei Kontakte knüpfte.
Unterdessen entbrannte eine erneute Diskussion zwischen Erchirion und dem Leutnant, zumindest sah es von der Position des jungen Waldläufers so aus, aber er hatte keine Lust, sich weiter über den Prinzen zu ärgern und versuchte daher gar nicht erst die Gesprächsfetzen zu ordnen, den der Wind zu ihm herübertrug.
Erchirion holte kurz lautlos Luft, als Anborn gar nicht freundlich auf seine Worte reagierte. Zwar blieb der Leutnant ruhig, doch hörte der Prinz deutlich seinen Unmut aus der Stimme. Und er beantwortete auch Erchirions Frage nicht, sondern verwies ihn an Hauptmann Madril, falls der Prinz ein Problem mit all diesem hier hätte. Dann wollte er solche Fragen nicht mehr hören.
„Nein, nein. Ihr habt das falsch verstanden!“ gab Erchirion an. „Ich habe kein Problem damit. Das auszudrücken war doch gar nicht meine Absicht“, verteidigte sich der Prinz. Erchirion seufzte. Es würde gar nicht so leicht werden Anborn aus der Reserve zu locken. Vor allem nun, wo er ihn schon etwas verstimmt hatte.
Schweigend ging Erchirion weiter. Kurz blickte der junge Mann zu Sarion, welcher neben ihm lief. Doch auf Grund der heruntergezogenen Kapuze und des Blickes nach vorn, konnte Erchirion keine Regung auf dessen Gesicht erkennen.
„Wir kommen bald zu jener Stelle, an welcher wir gestern den ersten Ork-Leichnam gefunden haben“, meinte Erchirion zu Anborn. Der Prinz hatte ihn am gestrigen Tag zuerst entdeckt, war in Deckung gegangen und hatte dann seine singenden Kameraden alarmiert.
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Auf die Erchirions Ausflüchte reagierte Anborn nicht, sondern ging einfach weiter. Einige Zeit später meldete sich Erchirion wieder zu Wort - diesmal endlich mit einer dienstlichen Angelegenheit!
"Also gut. Gehe voran und führe uns zu der Stelle!", befahl Anborn Erchirion. Während der junge Unteroffizier nach vorne ging, wandte sich Anborn um:
"Unteroffizier Sarion, Soldat Arcuen, kommt nach vorne zu mir! Sagt mir, was habt ihr mit dem Kadaver gemacht, nachdem Erchirion ihn gefunden hat?"
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Erchirion entschuldigte sich dafür, dass Anborn ihn scheinbar falsch verstanden und er keine Kritik hatte äußern wollen. Sarion bat ihn in Gedanken, nun endlich den Mund zu halten. Zumindest, bis er etwas wichtiges zu sagen hatte.
Das passierte dann, als sie fast die Stelle erreicht hatten, an der die Orkleiche gelegen hatte. Anborn zitierte daraufhin Sarion und Arcuen zu sich und fragte, was sie damit gemacht hatten, nachdem sie ihn gefunden hatten. »Erchirion und ich untersuchten den Kadaver. Wir stellen fest, dass er ungefähr zwei Tage tot war. Es waren keine Waffen bei ihm und seine Verletzungen und die umliegenden Spuren, die wir untersuchten, zeugten von einem Kampf zwischen unseren Männern und ungefähr fünf Orks!«, kam Sarion Arcuen zuvor, der noch aufschließen musste.
Arcuen war so in Gedanken gewesen, dass ihm erst auffiel, dass sie ihr Ziel erreicht hatten, als Leutnant Anborn ihn nach vorn beorderte. Als er er dort ankam, beendete Sarion gerade seinen Bericht über die Lage am Kampfschauplatz, wie sie ihn am Vortag vorgefunden hatten.
»Der wirkliche Kampf fand allerdings ein Stück von hier statt, an der Klippe wo wir auch Costan fanden, Leutnant.«, ergänzte der junge Rekrut. Unterdessen hatten sie die Stelle erreicht. »Dort liegt die Kreatur, Leutnant. Da wir keine Zeit verlieren wollten, ließen wir sie liegen, wie wir sie vorfanden.«
Angewidert blickte er auf den Kadaver, der schon gut drei Tage hier lag und bereits erste Zeichen der Verwesung aufwies.