Arcuen erwachte noch bevor die ersten Sonnenstrahlen durch den dünnen Wasserschleier fiel, der den westlichen Eingang der Zuflucht vor Blicken verbarg. Er fröstelte, denn die Luft zeigte erste Anzeichen des nahenden Winters und in der Höhle wurde grundsätzlich kein Feuer gemacht.
Außer ihm waren nur wenige bereits wach. Gähnend stellten sie die Tische auf, die, wenn sie nicht beötigt wurden an der Wand befestigt wurden, und bereiteten das Frühstück.

Der junge Waldläufer wollte nicht so lange warten. Er war mit einigen anderen dazu eingeteilt worden, an den Hängen des Ephel Duath nach dem Rechten zu sehen und sie hofften, bis zum Nachmittag einen guten Teil der Strecke zurückzulegen. Im Gegensatz zu vielen anderen gefielen Arcuen diese Einsätze: Er mochte es, mit wenig Gesellschaft durch die Wälder Ithiliens zu streifen, die sich auch im nebligen Hísime (oder Hithui, wie die Dunedain es nannten) von ihrer schönsten Seite zeigten.

Er sah, dass auch Sarion und Erchirion, die ihn begleiten würden, aufgestanden waren und murmelte einen Gruß, um sich anschließend an einen der Tische zu setzen und ein rasches Mahl einzunehmen.

Sarion, der die letzte Wache übernommen hatte, saß in eine Decke gehüllt am Eingang und sah dem Mond dabei zu, wie er langsam hinter dem Horizont verschwand. Regelmäßig ließ er seinen Blick wachsam über das Gebiet vor sich schweifen, doch es war alles ruhig. Sehr angenehm! Der Waldläufer mochte es, wenn er einmal für sich sein und nachdenken konnte.

Schließlich kam einer der anderen Soldaten und forderte ihn auf, ihm beim Aufbauen der Tische zu helfen. Etwas widerwillig verließ er nun seinen Posten und trat zurück in die Höhle, wo erst wenige andere Männer wach waren. Die Tische waren schnell aufgestellt und so begann Sarion das Geschirr zu verteilen. »Guten Morgen«, grüßte er Arcuen zurück und lächelte ihn freundlich an. Er mochte den jungen Mann, auch wenn viele ihn für verschlossen und mürrisch hielten. Wortlos nahm Sarion in seiner Nähe Platz und begann ebenfalls etwas zu essen.

Bald würden sie aufbrechen und durch die Wälder streifen, was sicher auch spannend werden würde, sollten sie nichts ungewöhnliches vorfinden.

Als sich Erchirion von seinem Lager erhob, war der Tag noch nicht lange herangebrochen. Außerhalb der Höhle war es noch recht dunkel, doch um diese Jahreszeit ging die Sonne sehr spät auf und am Abend früh unter.

An länger Schlafen war heute nicht zu denken. Arcuen, Sarion und Erchirion hatten schon am Vorabend den Auftrag erhalten heute an den Hängen des Ephel Duath auf Patrouille zu gehen. Der dreiundzwanzig Jährige strich sich mit der Hand durch das dunkle Haar und versuchte ein wenig wacher zu werden.

Seit nun etwa einem halben Jahr war er hier in Ithilien als Waldläufer stationiert. Und er hatte in dieser Zeit schon viel gelernt. Vor allem an Erfahrung. Arcuen, welcher noch ein Jahr jünger als er selbst war, kam etwa zur gleichen Zeit hierher. Erchirion war froh, dass Sarion sie zum Ephel Duath begleitete. Der drei Jahre ältere Soldat, war bereits länger in Ithilien und kannte auch die Umgebung bereits besser als die beiden Jungspunde. Doch Erchirion war sich sicher, dass er Sarion, was dies betraf, bald das Wasser reichen konnte.

„Auch Morgen“, meinte Erchirion als er an den Tisch herantrat und sich etwas vom Frühstück nahm. „Es wird kälter, merkt ihr es?“ Der Waldläufer schlang den Umhang enger um sich.

Sarion setzte sich bald zu Arcuen und auch Erchirion, der noch etwas zerstreut und müde wirkte, gesellte sich dazu.

»Ja, wir sollten uns warme Sachen mitnehmen.«, antwortete er zwischen zwei Bissen und fragte dann Sarion, der die letzte Wache übernommen hatte: »Es ist einigermaßen trocken, oder? Wäre sicher unangenehm, bei der Kälte nass zu werden...«.

Im Kopf ging er noch einmal durch, was er an Gepäck brauchte und ob er etwas vergessen hatte. Die nötige Proviantmenge war nicht leicht einzuschätzen, da sich zu dieser Jahreszeit selbst in Ithilien nicht viel Essbares fand, zumal ihr Vorankommen stark vom Wetter abhängig war.
Arcuen aß rasch auf stand dann auf, um sich reisefertig zu machen und Trinkwasser abzufüllen. Jetzt, wo es soweit war, wollte er nicht lange mit dem Aufbruch warten.

Sarion lachte, also seine beiden Begleiter sich förmlich über die Kälte beklagten. »Was wollt ihr denn im Winter machen? Hm?«, fragte er belustigt und wischte seine Schüssel mit einem Stück Brot sauber. »Es ist neblig. Wenn wir Pech haben, kriecht uns da die Kälte erst recht in die Knochen. Aber vermutlich wird es nicht regnen«, berichtete er dann von dem, was vor der Höhle los war, während er nun noch sein Messer säuberte, um es anschließend wieder in den Gürtel zu schieben.

Schätzungsweise würde in ein paar Stunden die Sonne den Nebel verschlungen haben und dann würde es sicher ein wunderschöner - wenn auch kühler - Tag in Ithilien werden.
»So, ihr Frostköttel. Dann macht euch mal fertig und dann könnt ihr euch bewegen. Dann ist es sicher um einiges wärmer!«, grinste er und stand auf. Sarion holte seine Sachen und hängte sich Bogen und Köcher über die Schulter, dann ging er noch zum Anführer der hier anwesenden Soldaten und meldete sich und seine Begleiter ab, sodass sie los gehen konnten.

Erchirion aß ebenfalls schnell sein Frühstück zu ende. „Es ist ja auch fast Winter. Und die Tage sind kurz.“ Scheinbar musste er sich erst an die Gegebenheiten hier in den Wäldern richtig gewöhnen. Aber er war ja auch kein Weichei. Es war einfach eine Feststellung gewesen, dass es kälter wurde. Aber Sarion war schon viel länger in Ithilien und er schien keinerlei Probleme damit zu haben.

Nachdem der Prinz fertig gespeist hatte, ging er zu seinem Lager und schnürte seine seine Stiefel fest. Er legte die Lederrüstung an, den Lederkragen, die Unterarmstulpen, seine Armschützer. Zum Schluss schlang er sich den Mantel wieder um den Hals. Sein Schwert, den Bogen und die Pfeile holte er sich in der Waffenkammer an und schnallte sich diese Gegenstände ebenfalls am Leib fest. Zuletzt steckte er sich noch einen Dolch in den Stiefelsaum. Auch der wenige Proviant und die Wasserflasche fanden ihren Platz. Erchirion hoffte, dass sie sich Fleisch erjagen konnten.

„Wegen mir kann es losgehen“, meinte er zu seinen Kollegen. „Wie lange werden wir unterwegs sein?“

tbc: Wiesen und Wälder in Ithilien

Arcuen musste grinsen, als er Sarions Antwort hörte. Obowhl es sich lediglich um einen Routine-Einsatz handelte, war er froh den älteren Waldläufer dabei zu haben. Natürlich hatte er selbst auch kein Problem mit dem Wetter.

Der Dunadan legte sein Rüstzeug an und schulterte dann sein Gepäck. Über die fingerlosen Handschuhe, die er immer trug, zog er noch Fäustlinge. Das würde ihn im Falle eine Kampfes zwar kurz behindern, andererseits waren kalte Finger beim Schießen ebenfalls fatal.
Dann nahm er den, in ein Tuch eingeschlagenen Bogen und den ledernen Köcher an sich, dessen Öffnung er mit einer Stoffhaube abdeckte, damit die Pfeile nicht nass wurden. Ein kurzes Schwert, sowie ein Sachs trug er am Gürtel.

Sarion hatte sie inzwischen abgemeldet und so verließen sie die Zuflucht mit einem kurzen Abschiedsgruß über die schmale Treppe, die durch einen behauenen Gang zu Öberfläche führte.

tbc: Wälder und Wiesen in Ithilien

Sarion lächelte aufmunternd. »Bald werden sie schon wieder länger«, meinte er nur noch und stand dann auf, um sich fertig zu machen. Er zog sich warm an, jedoch nicht so warm, dass er bei der kleines Anstrengung in Schweiß ausbrechen würde, denn dann würde er später nur noch mehr frieren.

Nach wenigen Minuten wartete er beim Eingang auf seine Begleiter. Als Erchirion nach der Länge des Auftrags fragte, zuckte Sarion mit den Schultern. »Wenn nichts passiert, könnten wir vor Einbruch der Dunkelheit zurück sein«, überlegte er, aber wer konnte so etwas schon genau sagen. Es kamen so viele Dinge zusammen, vielleicht trafen sie auf Feinde, vielleicht fanden sie auch nur eine Stelle von Ithilien, die sie sich gern genauer ansehen wollten, wer wusste das...

Nachdem Sarion noch einmal den anderen Soldaten zum Abschied zugenickt hatte, zog er seine Kapuze über den Kopf und betrat die Treppe, die aus der Höhle führte.

tbc: Wälder und Wiesen in Ithilien

cf: Wälder und Wiesen

NPC Anborn



Bis auf den Heiler und die Männer, die Costan trugen, folgten alle zurückgekehrten Männer Anborn, der sie zu einem Tisch in der Nähe der Nische des Befehlshabers führte. Der Tisch wurde gerade gedeckt - es wurden Brot, eine heiße Suppe, Wasser und Tee gebracht. An dem Tisch stand Hauptmann Madril und begrüßte sie.

"Hauptmann, wir melden uns zurück!" sagte Anborn.

"Gut, dass ihr zurück seid, Kameraden", sagte Madril, "setzt euch an den Tisch und stärkt euch!"

Sogleich setzten sich die Männer auf die Bänke am Tisch, aber ehe auch Anborn sich setzen konnte, sagte der Hauptmann:

"Einen Moment, Anborn, bitte erstatte mir erst kurz Bericht!" Er zeigte auf die Nische.

Ehe Anborn dem Hauptmann zur Nische folgte, sagte er noch leise zu Erchirion:

"Das darf man als Leutnant: Dem Hauptmann Bericht erstatten, während die anderen Männer schon essen und trinken!"

Er schmunzelte dabei, auch wenn er sich natürlich auch lieber gleich an den Tisch gesetzt hätte.

Alle waren sie Anborn gefolgt, bis sie in einen großen Höhlenraum kamen. Ein Tisch mit Essen war vorbereitet und in einer kleinen Niesche brannte ein Feuer. Hier nebenan war auch gleich das Arbeitszimmer von Hauptmann Madril. Seine große Niesche wurde mit einem großen Fell abgetrennt.

Der Hauptmann war froh, dass sie zurück waren und Erchirion salutierte. Dann durften sie bereits Platz nehmen und sich stärken. Auch Erchirion schmunzelte, als er Anborns Worte vernahm. Na immerhin etwas …, dachte er. Auch wenn er deutlich die Ironie heraus hatte hören können.

Nachdem Madril und Anborn gegangen waren, setzte sich Erchirion sofort hin und schöpfte warme Suppe in eine Holzschüssel. Dann schenkte er sich noch Tee ein und wärmte seine kalten Hände an dem Krug. „Man … ist das kalt! Und es ist noch nicht mal richtig Winter!“ beschwerte er sich und kostete von der warmen Suppe. Es tat so gut etwas warmes in den Magen zu bekommen. Später würde er sich auch noch einen neuen Umhang besorgen. Auch die anderen griffen ordentlich zu.

Erchirion wischte seine Schüssel mit Brot aus und nahm eine zweite Portion. Ich wünschte aber Costan könnte hier mit uns essen … Etwas nachdenklich sah Erchirion in die Richtung, in welcher das Lazarett lag. „Ich werde Costan eine Suppe mitbringen, wenn ich dann nochmal Amdir aufsuche, wegen der Paste“, meinte Erchirion zu Sarion und Arcuen.

cf: Wälder von Ithilien

Viel lieber hätte Arcuen nach seinem Falken gesehen, etwas gegessen und wäre dann schlafen gegangen. Stattdessen zitierte sie Anborn zur Berichterstattung zu Hauptmann Madril. Der Waldläufer unterdrückte ein Seufzen und folgte dem Leutnant zu einem Tisch, bei der verhangenen Nische stand.

Zur allgemeinen Freude wurde dort jedoch gerade eine handfestes Abendessen angerichtet. Die Rekruten ließen sich erschöpft auf die Schemel fallen, während es an Anborn war, dem Hauptmann Bericht zu erstatten. Arcuen legte Bogen und Schwert ab, dann machte er sich über die Suppe her.
›Wahrscheinlich wird trotzdem bald Sarion, Erchirion oder ich den Bericht fortführen müssen. Leutnant Anborn ist ja erst später zu uns gestoßen...‹

Costan war unterdessen zur weiteren Behandlung zu den Heilern gebracht worden.

cf: Wälder von Ithilien

Sie folgten Anborn zu dem Bereich, der für den Hauptmann durch ein Fell ein wenig abgegrenzt war. Sarion unterdrückte ein Gähnen, doch als Madril erschien, nahm er sofort Haltung an. Doch anstatt sie sofort zu befragen, wies er die Männer an, an einem Tisch Platz zu nehmen und sich erst einmal an der Suppe zu laben.

Sarion neigte dankend den Kopf und nahm dann neben Erchirion Platz. Nachdem dieser sich seine Schüssel gefüllt hatte, tat Sarion es ihm gleich und riss sich dazu noch ein Stück Brot ab. »Mit der entsprechenden Kleidung wäre es nicht so kalt!«, neckte er dem Prinzen und begann zu essen. Die Suppe schmeckte gut und die Wärme begann sich schnell vom Magen her auszubreiten.

Nach einer Weile meinte Erchirion, dass er Costan auch eine Schüssel bringen würde. Sarion blickte ihn traurig an und zuckte dann mit den Schultern. »Ich glaube nicht, dass er sie herunter bekommt«, sagte er leise und starrt dann lieber wieder zu den Fettaugen hinab, die ihn vereinzelt von der Oberfläche der Brühe her anblickten. Doch diese leeren Blicke waren ihm im Augenblick lieber.

NPC Madril



Nachdem Madril Anborns Bericht vernommen hatte, traten die beiden Männer aus der Nische heraus. Ehe die Soldaten, die am Tisch saßen, wegen des Kommens des Hauptmanns aufstehen konnten, sagte Madril:

"Bleibt ruhig sitzen, Kameraden, und esst in Ruhe zu Ende! Wer fertig ist, kann abräumen und gehen. Die Unteroffiziere Sarion und Erchirion sowie der Soldat Arcuen sollen aber noch bleiben, um mir Bericht zu erstatten."

Madril und Anborn setzten sich nun ebenfalls an den Tisch. Der Leutnant nahm sich nun auch etwas zum Essen, während einige Männer von seinem Trupp ihr Mahl bereits beendeten und aufstanden. Der Hauptmann wandte sich an die drei angesprochenen Männer:

"Bitte berichtet mir in angemessener Kürze von eurem Tag - angefangen vom Abmarsch heute Morgen bis zur Ankunft von Anborn."

Ja, da hatte Sarion wohl recht. Erchirion musste sich einfach noch wärmer anziehen und zum Feuer setzen, dann würde es ihn bestimmt bald nicht mehr frieren. Als der Kamerad dann andeutete, dass Costan wohl nichts herunter bekommen würde, senkte auch Erchirion seinen Blick und starrte auf seine Suppe.

Doch schließlich kehrten Madril und Anborn zurück. Auch der Prinz wollte kurz aufstehen, wurde aber wie die anderen zurück gehalten. Irgendwann saßen sie nur noch zu fünft am Tisch und Madril bat um einen Bericht. Ihnen war schon vorher bewusst gewesen, dass sie auch noch würden erzählen müssen.

Ich mache mal den Anfang …, dachte sich Erchirion. „Wir sind wie befohlen in den frühen Morgenstunden aufgebrochen. Die erste Zeit war alles ruhig, keine besonderen Vorkommnisse. Ich bin dann irgendwann ein Stück voraus gegangen und schließlich auf eine Ork-Leiche gestoßen. Schnell habe ich die anderen beiden zu mir gerufen und gemeinsam erkannten wir, dass es irgendwo einen Kampf gegeben haben musste. Der Leichnam war allerdings schon etwa zwei Tage tot.“ Erchirion nahm kurz einen Schluck von seinem Tee bevor er weiter sprach.

„Wir teilten uns auf um die nahe Umgebung abzusuchen. Irgendwann habe ich an einer Klippe weitere Kampfspuren entdeckt. Menschen und Orks hatten hier gekämpft. Dann habe ich über den Klippenrand gespäht und auf einem Felsvorsprung Costan entdeckt. Er musste einige Meter gestürzt sein, bis er auf dem Vorsprung zum liegen kam. Erst dachte ich er sei tot, doch dann hatte sich seine Hand leicht bewegt … in der Zwischenzeit waren auch Arcuen und Sarion eingetroffen.“ Erchirion hielt inne und sah zu Arcuen und Sarion. Sie sollten nun mit der Erzählung erstmal fortfahren.

Madril wandte sich bald an sie, ließ sie jedoch in Ruhe zu Ende essen. Das ließ sich zumindest Arcuen nicht zwei Mal sagen, dem Gespräch von Erchirion und Sarion schenkte er keine Aufmerksamkeit.
Der Prinz war es auch, der mit dem Bericht für den Leutnant, der sich unterdessen zu ihnen gesetzt hatte, begann.

Bald jedoch brach er seine Erzählung ab, offenbar, damit ein Anderer weiter berichten konnte. Da Sarion gerade noch mit dem Essen beschäftigt war, ergriff Arcuen das Wort:
»Anschließend kletterte ich mithilfe Sarions zu Costan herab, während Erchirion eine provisorische Trage baute und anschließend die Umgebung sicherte. Wir versorgten ihn, soweit es uns möglich war und schafften es dann, ihn mithilfe einiger Seile nach oben zu schaffen.«
Dass er bei seiner ersten Diagnose ziemlich daneben gelegen hatte, musste Arcuen dem Leutnant ja nicht auf die Nase binden. Er war nunmal kein Heiler... »Währenddessen wurden wir jedoch von Orks angegriffen. Es gelang uns, Costan nach oben zu befördern, Sarion jedoch war noch mit dem Austieg beschäftigt. Erchirion und mir gelang es, diesen Abschaum zu töten. Wir gehen davon aus, dass sie bloß den Rückzug sichern sollte. Von unseren anderen Kameraden haben wir keine Spuren finden können, laut Costan sind sie jedoch bereits tot.«

Der junge Waldläufer schluckte, als er das erzählte. Dass er währenddessen mit dem Löffel in der leeren Schüssel herumgekratzt hatte, war ihm gar nicht aufgefallen. »Sarion, möchtest du den Bericht zu Ende führen?«

Als Madril zu ihnen trat, kaute Sarion gerade auf einem Stück Brot herum. Hastig lupfte er den Hintern von der Bank, doch der Hauptmann wies sie an, sitzen zu bleiben. Anschließend erklärte er, wer gehen konnte und wer nicht. Sarion beeilte sich mit seinem Essen, war aber trotzdem langsamer als die anderen, denn immer wenn er versuchte, schneller zu Essen, schien es in seinem Mund immer mehr zu werden.

So waren es die anderen, die mit der Geschichte begannen. Sie berichteten recht Kurz, jedoch vergaßen sie keine wichtigen Details. Sarion beschloss, den kleinen Zwischenfall mit Costan während des Kampfes unerwähnt zu lassen, schließlich war nichts passiert.
Als Arcuen auf die toten Kameraden zu sprechen kam, stockte er irgendwann und fragte Sarion, ob er den Rest übernehmen wollte. Sarion nickte nur und fuhr dann mit dem Bericht fort. »Erchirion ließ auch mich zu Costan hinunter. Wir gaben ihm Wasser und legten ihn schließlich auf die Trage. Ich blieb unten, während Erchirion und Arcuen diese nach oben zogen«, ergänzte er noch. »Nachdem die Orks besiegt waren, kümmerte ich mich um Costan, während die anderen Holz für ein Feuer suchten und die Umgebung weiter in Augenschein nahmen. Schließlich suchten wir nach einer Lösung, wie wir Hilfe holen konnten und Erchirion kam auf die Idee mit dem Falken. Ich schrieb einen Zettel und Arcuen schickte den Vogel los, der hier zum Glück bemerkt wurde. Wir hatten beschlossen, eine entsprechende Zeitpanne zu warten, ob Hilfe kommt und ansonsten jemanden zurück zu den Höhlen zu schicken. Kennt Ihr den Rest bereits, Hauptmann? Oder sollen wir diesen ebenfalls berichten?«, fragte Sarion zum Schluss. Madril hatte schließlich sicher besseres zu tun, als sich eine Geschichte zweimal anzuhören.

NPC Madril



"Danke, der Rest ist mir bekannt, Unteroffizier", antwortete Madril auf Sarions Frage, "allerdings muss über alle heutigen Vorkommnisse noch ein Bericht geschrieben werden.

Ihr habt heute das Beste aus eurer schwierigen Lage gemacht. Eine sehr schwierige Lage, als ihr einen Angriff abwehren musstet, während ihre euch gerade um einen schwer verletzten Kameraden gekümmert habt. Ich hoffe sehr, dass die Heiler Costan retten können, nachdem wir leider zwei Männer verloren haben. Immerhin konntet ihr auch zwei Orks töten. Aber nachdem diese Späher nicht ins Schattengebirge zurückkehren, werden ihre Anführer möglicherweise bald mehr von diesem Gesindel entsenden."

Er hielt inne, um darüber nachzudenken, wie man nun weiter vorgehen sollte.

Arcuen und Sarion hatten den Bericht fortgesetzt und Madril schien zufrieden. Auch lobte er sie für ihre Leistungen am heutigen Tag. Auch wenn Erchirion das ganze gerne doch nicht erlebt hätte. Zumal sie zwei Männer verloren hatten und einer mehr oder weniger im Sterben lag. Erchirion schluckte hart bei diesem Gedanken.

Als Madril geendet hatte, schien der Hauptmann in Gedanken zu versinken. Er denkt darüber nach, ob die Wachen an den Grenzen sofort verstärkt werden sollen, … dachte Erchirion. Das würde sicherlich keine schlechte Idee sein. „Ihr müsst die Wachposten an der Grenze verstärken“, brachte sich Erchirion deshalb ein. Nicht dass er erpicht darauf war, dies selbst zu übernehmen, aber sie sollten wirklich keine Zeit verlieren. Die Ungetüme des Namenlosen rückten immer näher.

Erchirion schöpfte noch einmal Suppe in eine frische Schale. Diese würde er mit zu Costan nehmen, wenn sie hier geendet hatten. Zumal der junge Prinz ohnehin diese übelriechende Salbe für seine Stirn abholen sollte. Hoffentlich lebt er noch … nicht dass er … während wir hier gegessen haben … Erchirion schluckte erneut. Costan hatte so bleich ausgesehen, als ihn die Männer ins Lazarett getragen hatten.

Der Leutnant war mit ihrem Bericht zufrieden und Arcuen hoffte fast, dass er sie bald aus dem Gespräch entlassen würde. Eine tiefe Müdigkeit hatte von ihm Besitz ergriffen und er sehnte sich nur noch nach seiner Schlafstatt, auch wenn der Abend noch nicht allzu weit fortgeschritten war. Madril überlegte laut, was als nächstes zu tun wäre und als er davon sprach, dass es möglicherweise bald zu weiteren Vorstößen der Orks kommen würde, horchte der junge Waldläufer auf.

»Wenn es dazu kommt, Leutnant, dann schickt mich! Ich weiß, dass das alles noch genauestens überdacht werden muss und es nicht in meinem Ermessen steht, solche Forderungen zu stellen, aber es wäre mir ein persönliches Anliegen.« ...es recht, wenn Costan nicht überleben sollte!, fügte er in Gedanken hinzu.

Es war jedoch natürlich noch längst keine Entscheidung gefallen und frühestens am nächsten Morgen neue Befehle geben. Arcuen gähnte tief, doch in seinem Innersten brannte nun der Wunsch nach Rache nach heller. Nicht nur für seine Kameraden, sondern auch für seinen Vater, der bei einem ähnlichen Einsatz umgekommen war.

›Früher oder später wird dieser Abschaum für die Frechheit bezahlen, in unser Land einzudringen! Jeder einzelne von ihnen.‹

»Gut«, sagte Sarion nur mit einem Nicken, als Madril angab, dass er den Rest bereits kannte. Er war auch ganz froh, dass er dies nicht auch noch berichten musste. Als der Hauptmann dann jedoch von einem Bericht sprach, der geschrieben werden musste, verzog Sarion unauffällig das Gesicht. Zwar gehört er zu der Gruppe von Soldaten, die schreiben konnten und er tat dies auch recht gern und ebenso gern las er,doch gehörte das Schreiben von Berichten nicht zu seinen Lieblingsaufgaben. Außerdem wollte er nicht noch einmal alle Details zurück ins Gedächtnis rufen müssen.

Das Lob hörte er natürlich gern und zum Dank neigte er leicht den Kopf. Für Sarion war es ganz natürlich gewesen, sein Bestes zu geben, doch hatte er selbst im Gefühl, dass es nicht gereicht hatte.

Madril sprach nun davon, dass womöglich bald mehr Orks kommen würden und Sarion runzelte nachdenklich die Stirn, während seine jüngeren Kameraden bereits Feuer und Flamme waren. Scheinbar wollte sie gern zu denjenigen gehören, die dort eingesetzt wurden. Zumindest Arcuen hörte man dies an. »Aber wäre es nicht auch möglich, dass wir sie abgeschreckt haben?«, fragte nun Sarion vorsichtig. Er gehörte eher zu denjenigen, die nicht an einen baldigen Kriegsausbruch glaubten.

NPC Anborn



Während Madril noch über die zu ergreifenden Maßnahmen nachdachte, meldeten sich sowohl Erchirion als auch Arcuen voll Tatendrang zu Wort. Zu Anborns Verwirrung nannte Arcuen dabei Anborns Dienstgrad, blickte aber zu Madril. Sarion hingegen äußerte die Hoffnung, die Orks abgeschreckt zu haben.

"Langsam, Kameraden", sagte Anborn zu Erchirion und Arcuen, "es steht tatsächlich nicht in eurem Ermessen, Forderungen zu stellen und darüber zu entscheiden, was jetzt zu tun ist. Dass wir die Orks abgeschreckt hätten, wäre schön, aber ich bin da nicht so zuversichtlich. Hier in Ithilien schwelt schon seit über hundert Jahren ein ständiger Kleinkrieg mit den Knechten des Namenlosen. Ein Ende ist nicht absehbar..."

Er brach ab, da der Hauptmann das Wort ergriff.

NPC Madril



Zu Madrils Missfallen meldete sich Erchirion ziemlich vorlaut zu Wort.

"Ein halbes Jahr ist der junge Herr schon hier, aber er muss wohl immer noch lernen, dass er hier nicht Fürstensohn, sondern nur ein Unteroffizier ist und sich Offizieren unterzuordnen und nicht vorlaut anzureden hat."

Arcuen äußerte den Wunsch, wieder in den Einsatz geschickt zu werden und sprach dabei Madril mit Anborns Dienstgrad an.

"Der Junge wirkt etwas übermüdet, wenn er hier schon die Dienstgrade durcheinander bringt."

Indes blieb es Madril erspart, die beiden jungen Soldaten zurecht zu weisen, da Anborn dies bereits übernahm. Als der Leutnant allerdings begann, die Situation in Ithilien zu erläutern, sagte Madril:

"Vielen Dank, Leutnant. Aber nachdem Unteroffizier Erchirion scheinbar weiß, was jetzt zu tun ist, kennt er sich gewiss auch gut mit der Situation in den Grenzlanden und mit unseren Feinden aus."

In einem etwas süffisanten Tonfall wandte er sich an Erchirion:

"Erchirion, da du zu Hause gewiss in den Überlieferungen unterwiesen worden bist - schildere uns doch bitte, was du über den Namenlosen, über die Orks und über Ithilien weißt."

Arcuen war immer noch voll Tatendrang. Auch wenn Erchirion seinem Kameraden die Müdigkeit ansah. Nun, heute würde wahrscheinlich ohnehin nicht mehr viel passieren. Und Sarion hegte sogar die leise Hoffnung, dass man die Orks nun verschreckt hatte. Doch selbst Erchirion glaubte nicht an so etwas. Es war ja nicht das erste mal gewesen, dass es zu Kämpfe in Ithilien kam. Und genau das gab nun auch Anborn an. Der Leutnant bremste den Tatendrang der jungen Waldläufer auch ein wenig mit seinen Worten.

Erchirion, welcher seinen Vorschlag hervorgebracht hatte, damit er in einem guten Licht stand, ließ die Schultern hängen, als Madril nun plötzlich von ihm wissen wollte, was er über den Namenlosen, die Orks und Ithilien wusste. Erchirion seufzte innerlich und kratzte sich mit der Hand am Verband, welcher über seiner Stirn befestigt war. Eigentlich hatte er das jetzt nicht erwartet und er musste in seinem Wissen graben und das hervorholen, was er tatsächlich damals in Dol Amroth alles gelernt hatte. Erchiron wusste ja, dass seine Ausbildung als Waldläufer noch nicht abgeschlossen war und er sich über solche Prüfungen nicht wundern durfte.

"Natürlich, Hauptmann. Über den Namenlosen im Allgemeinen oder über den Namenlosen und seine Auswirkung auf Ithilien? Wenn es letztes betrifft: Ithilien war mal ein schönes, friedliches, fruchtbares Land. Und es war bewohnt. Doch bereits 2002 des dritten Zeitalters fiel Minas Ithil, was zuvor zurückerobert worden war, wieder in Feindeshand und so mussten die Bewohner fliehen. Die Orks wurden immer mehr und die Bewohner in Ithilien immer weniger. Und dann brach der Schicksalsberg aus und der Namenlose zeigte sich somit wieder. Und seitdem versuchen wir Soldaten Gondors, wir Waldläufer, die Grenzen zu halten, die Orks zurückzudrängen, welche der Namenlose hierher entsendet", erklärte Erchirion knapp und hoffte, dass Madril damit zufrieden war.

Dass er Hauptmann Madril mit dem falschen Dienstgrad angesprochen hatte, war Arcuen gar nicht aufgefallen, da ihn keiner seiner Vorgesetzten korrigierte. So wunderte er sich bloß über den verwirrten Blick Anborns, schob es jedoch auf seine eigene erschöpfte Erscheinung.

Der Leutnant und Hauptmann Madril wiesen die forschen Vorschläge und Forderungen der jungen Rekruten zurück, der Vorwurf galt jedoch vornehmlich Erchirion. Während dieser von Madril genötigt wurde, sein Wissen über die Kämpfe mit den Orks herunter zu beten, beschloss Arcuen, einfach für den Rest des Abends den Mund zu halten - bei seinem Zustand kam dort eh nichts Gescheites heraus.

Seine kurzzeitige Begeisterung war erneut der Müdigkeit gewichen. Warum konnte der Hauptmann sie nicht endlich für diesen Abend entlassen? Der Waldläufer würde noch kurz nach Gjua schauen und sich dann unverzüglich ins Bett fallen lassen.

Obwohl Anborn erklärte, dass kein Ende des Kleinkrieges abzusehen war, erschien es Sarion, als wären diese Worte eher an seine Kameraden, als an ihn gerichtet. Nun, vermutlich war es wirklich eine viel zu wage Hoffnung gewesen, an die er sich da geklammert hatte. Es wäre ja auch zu schön, wenn der Tod von nur drei Kreaturen den schaurigen Rest jenseits der Grenzen halten könnte. Und vor allem, wenn lediglich drei Waldläufer als Abschreckung vortraten. ›Wunschgedanken...‹

Leutnat Anborn und Hauptman Madril wiesen seine jüngeren Kameraden zurecht und Sarion scharrte betreten mit einem Fuß. Dass Arcuen Madril mit dem falschen Dienstgrad angesprochen hatte, war ihm entgangen, da er durch sein hoffnungsvolles Nachdenken in der Annahme gewesen war, dieser würde zu Anborn sprechen.

Erchirion wurde nun beauftragt, die Geschichte Ithiliens zu erzählen. Sarion hoffte, dass man ihn nicht bitten würde, noch etwas zu ergänzen, denn irgendwie fühlte sich sein Kopf im Augenblick ganz leer an. Ob es die Müdigkeit war oder leichter Frust, konnte er nicht sagen.