Erchirion, Costan und Amdir

Die Drei Waldläufer nahmen Costans Einladung ein. Der Verletzte hatte sich das auch nicht anders gedacht. Auch wenn es wahrscheinlich noch eine ganze Zeit lang dauern würde, bis sie zusammen saßen und tranken und vielleicht mit einem anderen Blickwinkel auf die ganze Geschichte sehen konnten. Aber nun gaben die drei auch an, dass es nicht Costans Schuld gewesen sei und er sich bloß keine Schuld geben sollte. „Schau erst mal, dass du wieder gesund wirst! Alles andere kann dir jetzt erstmal egal sein.“

Erchirion warf einen strengen Blick auf Arcuen, als dieser anfing Costan auszufragen. Der junge Mann war schwerverletzt, rang noch immer mit dem Tod und es war nun gar nicht Arcuens Aufgabe ihn hier auszufragen. Doch Arcuen sah es scheinbar schon selbst ein und verstummte wieder, nachdem er sich entschuldigt hatte.

Da erschien Madril bei ihnen und Erchirion nickte ihm grüßend zu. „Ja, der Schlaf war zum Glück recht erholsam“, meinte der Prinz. Doch da wandte sich Madril schon an den Heiler. „Nun, Hauptmann, er hat die Nacht überlebt. Und das ist schon mal ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Jetzt müssen wir sehen wie unsere Behandlungsmethoden und unsere Medizin anschlagen. … Ich kann ihn noch nicht als 'über dem Berg' bezeichnen. Tut mir leid. Aber er ist momentan ansprechbar und klar bei Gedanken. Ihr könnt mit ihm sprechen, wenn Ihr wollt.“ Amdir nickte, während er weiter ein paar Kräuter mit einem Mörser zermalmte.

Alle nahmen sie die Einladung an und ebenso schalten sie Costan alle, als dieser davon sprach, dass er schuldig an dem ganzen Unglück sei.

Arcuen begann erneut über seinen Hass auf die Orks und den Wunsch, sie zu verfolgen und die Kameraden zu rächen zu sprechen. Zuerst hob Sarion nur fragend eine Augenbraue, doch als Arcuen dann anfing, Costan auszufragen, räusperte er sich hörbar. Dazu war wirklich nicht die Zeit. Und es hätte Costan zu sehr angestrengt, hätte er einen so langen Bericht wiedergegeben. Dies schien der junge Waldläufer dann auch selbst zu merken und so unterbrach er sich letztendlich selbst.

Es war, als hätte Madril seinen Namen gehört, mit dem Arcuen abbrach, denn fast zeitgleich trat er zu der Gruppe hinzu. Sarion verneigte sich kurz höflich und trat dann einen Schritt zurück, damit der Hauptmann besser ans Krankenlager herantreten konnte. »Seid gegrüßt, Hauptmann. Natürlich sind wir erholt!«, antwortete Sarion.

Mit leichtem Befremden wurde er Zeuge, wie Madril zuerst den Heiler über Costans Zustand befragte, anstatt diesen zuerst anzusprechen. Als hole er sich die Erlaubnis, mit dem Verletzten zu sprechen. Nun, vielleicht nahm er an, dass Costan selbst nicht sagen würde, wenn er nicht mehr konnte, da er ja mit einem Hauptmann sprach.

Die strengen Blicke seiner Kameraden waren Arcuen nicht entgangen. Beschämt beschloss er, fürs Erste wieder den Mund zu halten.

Wie auf Kommando trat Madril zwischen sie, zunächst um sich nach der Gesundheit Costans zu erkundigen. Der junge Rekrut tat es Sarion gleich und vorbeugte sich kurz. Es war schon seltsam, wie der Hauptmann und der Heiler nun über Costans Kopf hinweg über ihn sprachen, nachdem sie noch kurz zuvor ganz normal mit dem Verletzten geplaudert hatten.

Arcuen musste sich eingestehen, dass er hoffte, Madril würde bald auf ein weiteres Thema zu sprechen kommen.

NPC Madril



Immerhin war Costan ansprechbar, wenn auch nicht außer Lebensgefahr. Madril hätte ihm am liebsten ausführlich befragt, aber er wollte den Verletzten nicht zu sehr anstrengen.

"Guten Morgen, Costan", sagte er. "Wie fühlst du dich?"

Der Hauptmann wollte zunächst feststellen, ob ein längeres Gespräch mit Costan möglich war.

Mit Costan



Costan hatte mitbekommen wie Madril ins Lazarett hinzugetreten war. Der Hauptmann erkundigte sich aber erst bei Amdir über Costans Zustand. Der Verletzte lauschte angestrengt den Worten des Heilers, konnte jedoch nicht alles verstehen, da Amdir und Madril ein paar Meter weg standen.

Als dann der Hauptmann an Costans Bett trat, überlegte dieser erst fieberhaft, ob er sich nun irgendwie aufrichten müsse und wenn ja, wie er das zusammen brachte mit seiner Schwäche und dem Bein. Nicht zu vergessen die Verletzungen an Bauch und Rippen.

Daher versuchte sich Costan nur an einem Lächeln und sachten Nicken, als Madril ihn fragte, wie es ginge. „Danke. … Ein wenig besser. … Denke ich.“ Was erwartete der Hauptmann von ihm? Costan wusste es nicht. „Es tut mir leid, ich kann euch nicht … standesgemäß begrüßen.“ Damit meinte der junge Waldläufer, dass er sich nicht aufrichten konnte. „Es tut mir auch leid, dass … unser Auftrag so schief gegangen ist.“ Costans Stimme war sehr leise und kratzig. Aber Madril müsste ihn verstehen können.

Erchirion selbst war ein paar Schritte zurück getreten, als Madril begann mit Costan zu sprechen. Er wusste nämlich nicht, ob das Gespräch nun privater Natur war oder für alle Ohren offen. Fragend sah Erchirion zu Sarion, wie dieser sich verhielt. Der Ältere hatte da einfach mehr Erfahrung.

Wie Sarion traten auch die anderen Soldaten vom Bett zurück, als Madril direkt mit Costan sprechen wollte. Der Hauptmann fragte den Verletzen direkt nach seinem Befinden und Costan antwortete stockend. Doch die meisten Worte, die er dann noch hinzu fügte, waren Entschuldigungen für Dinge, für die er einfach nichts konnte. Mitfühlend verzog Sarion das Gesicht. Wie schlimm es sein musste, wenn man sich so schlecht fühlte und dann auch noch ein - noch dazu unberechtigtes - schlechtes Gewissen an einem nagte.

Ihm fiel Erchirions Blick auf, der ihn hilfesuchend ansah. Sarion schenkte ihm ein beruhigendes Lächeln, auch wenn er keine Ahnung hatte, was den jungen Prinzen verunsicherte. Vielleicht Costans Worte? Oder die Anwesenheit des Hauptmannes? Da Madril sie jedoch nicht explizit fort geschickt hatte, sah Sarion keinen Grund, sich zu entfernen. Vielleicht hatte der Hauptmann ja noch Fragen an sie.

NPC Madril



Der Hauptmann merkte, dass Costan das Sprechen noch sehr schwer fiel.

"Er ist noch nicht so weit, ausführlich zu berichten."

Madril musste fast lächeln, als Costan sich entschuldigte, dass er ihn nicht standesgemäß begrüßen konnte.

"Bleibe beruhigt liegen, Soldat! Nicht einmal Heermeister Boromir würde erwarten, dass ein schwer Verletzter aufsteht und vor ihm stramm steht. Und niemand verübelt dir, was dir und deinen Kameraden zugestoßen ist. Mache dir auch selbst keine Vorwürfe und ruhe dich weiter aus! Ich wollte nur kurz nach dir sehen."

Er wandte sich an die anderen Soldaten:

"Es wird Zeit für eine Besprechung der Offiziere und Unteroffiziere. Also kommt mit!" Er nickte Erchirion und Sarion zu. "Soldat Arcuen, du kannst Costan weiter Gesellschaft leisten, wenn du willst, aber denke daran, dass er nicht so viel sprechen soll!"

Madril verließ das Lazarett und ging mit den beiden Unteroffizieren zu einem Tisch, an dem sich nach kurzer Zeit alle Teilnehmer der Besprechung eingefunden hatten.

Madril forderte Sarion und Erchirion auf, ihm zu einer Besprechung zu folgen. Arcuen musste ein wenig schlucken, weil es ihm nicht erlaubt war, an einer für ihn persönlich so wichtigen Entscheidung teilhaben zu dürfen. Dem Prinzen hingegen war dies ob seiner Herkunft vergönnt, obwohl er auch noch nicht länger in Ithilien stationiert war.

Als die drei gegangen waren, entstand eine etwas peinliche Stille. Nach seiner unangebrachten Aussage kurz zuvor schämte sich der junge Rekrut immer noch ein wenig. ›Du hast ihm das Leben gerettet, verdammt nochmal! Das wird dir jetzt niemand übel nehmen...‹, redete er sich ein und wieder einmal kamen Selbstzweifel in ihm auf. Warum war er bloß immer so unbeholfen in solche Situationen?

»Wenn ihr erlaubt...«, begann Arcuen an Costan und Amdir gewandt, »Ich muss mich noch um einige Reparaturen und Ersatz für meinen Umhang kümmern. Und möglicherweise brechen wir ja schon bald auf. Ich wünsche dir weiterhin gute Besserung, Costan! Das wird alles wieder...«
Ungestüm flüchtete er aus dem Lazarett und verfluchte sich dabei innerlich dafür.

Während sich der Hauptmann mit Costan unterhielt, hatte sich Erchirion im Hintergrund gehalten. Doch Madril fragte den Verletzten gar nicht aus. Wahrscheinlich erkannte er selbst, dass es diesem nicht gut tun würde, wenn er jetzt alles von neuem aufarbeiten müsste. Zumal ihm das viele Reden nur schwächte. Und deshalb tat Madril gut daran es erstmal bei ein paar lieben Worten zu belassen. Denn auch er teilte Costan mit, dass er sich nichts zu Schulden hatte kommen lassen.

Dann sprach der Hauptmann von einer Besprechung und Sarion und Erchirion sollten daran teilnehmen. „Sehr wohl, Hauptmann“, meinte Erchirion und nickte. „Amdir, ich komme später nochmal vorbei wegen dem Verband.“ Der Heiler hatte sich die Wunde auf Erchirions Stirn ja noch einmal ansehen wollen.

Als Erchirion das Lazarett verließ, warf er Arcuen einen entschuldigenden Blick zu. Er sah dem jungen Waldläufer deutlich an wie sehr es ihn wurmte, dass er dieser Besprechung nicht beiwohnen durfte. Und Erchirion konnte es verstehen.

Der Prinz ließ sich am Tisch nieder, wo sich schon einige Offiziere versammelt hatten. Gefrühstückt hatte er, genauso wie Sarion, noch nicht. Das würde er aber vielleicht noch nachholen können. Je nachdem was Madril nun entschied. "Und? Was habt Ihr entschieden?" platzte Erchirion sofort heraus, als er sich hingesetzt hatte.

Auch Madril redete dem Verletzten gut zu und versuchte, ihm seine Sorgen zu nehmen. Sarion hoffte, dass Costan sich dies auch zu Herzen nahm, doch er konnte sich vorstellen, dass ein solcher Kummer und derartige Vorwürfe sich selbst gegenüber schwer zu überwinden waren. Da reichten wohl einige gute Wort nicht.

Schließlich wandte sich der Hauptmann an Erchirion und Sarion und forderte sie auf, ihn zu einer Besprechung zu begleiten. »Natürlich!«, nickte Sarion höflich und wandte sich zum Abschied noch einmal an Costan. »Ich wünsche dir weiterhin gute Besserung! Und ich verspreche dir, dass ich dich so oft ich kann besuchen werde!« Er lächelte noch einmal aufmunternd und nickte dann auch Arcuen, der ziemlich mürrisch drein blickte, freundlich zu, bevor er Erchirion und Madril folgte.

Sie gingen hinüber zu einem Tisch, an dem sich bereits einige Offiziere versammelt hatten. Erchirion fragte sofort nach einer Entscheidung und Sarion der neben ihm saß, legte ihm beruhigend die Hand auf den Unterarm. »Er sagte Besprechung, nicht Entscheidungsverkündung«, erinnerte er seinen Kameraden gutmütig und stellte sich anschließend darauf ein, dass er womöglich über das Geschehen gestern noch einmal berichten musste.

NPC Madril



Als Madril neben Anborn Platz genommen hatte, platzte Erchirion schon wieder mit einer ungeduldigen Bemerkung heraus. Er wurde aber sogleich von Sarion zurechtgewiesen. Madril unterließ es daher, sein Missfallen zu äußern und sagte statt dessen:

"Meine Herren, die Lage ist ernst. Wie ihr wisst, wurde einer unserer Erkundungstrupps überfallen - zwei Männer sind mit großer Wahrscheinlichkeit tot, Costan liegt schwer verletzt im Lazarett. Dass er überhaupt noch lebt, verdankt er der Tatsache, dass er gestern von einem weiteren Erkundungstrupp, bestehend aus den Unteroffizieren Sarion und Erchirion und dem Soldat Arcuen gefunden und gerettet wurde. Sie wurden ebenfalls von Orks angegriffen, behielten aber die Oberhand.

Aufgrund dieser Vorfälle ordne ich an, dass ab sofort alle Erkundungstrupps aus mindestens fünf Mann bestehen müssen. Vielleicht werde ich die Zahl sogar noch weiter aufstocken.

Außerdem müssen wir darüber beraten, ob und wie wir auf die Angriffe der Kreaturen des Namenlosen reagieren. Dazu hätte ich gerne Vorschläge von euch."

Er blickte in die Runde und sprach den Vorlautesten unter den Anwesenden an.

"Unteroffizier Erchirion, was würdest du machen?"

„Ja, du hast recht“, meinte Erchirion zu Sarion, als dieser ihn noch einmal daran erinnerte, dass nie die Rede von einer Entscheidung gewesen war. Darum verstummte der junge Waldläufer auch erstmal. Madril hatte das Wort ergriffen und berichtete nun vom Ernst der Lage. Dabei bezeichnete er die beiden vermissten Männer jedoch nicht als 'tot' sondern als 'mit großer Wahrscheinlichkeit tot'. Also könnten sie doch noch leben …

Erchirion wurde aus seinen Gedanken gerissen als Madril gerade von ihm einen Vorschlag hören wollte. Damit hatte der Prinz nicht gerechnet. „Ich … ähm … also nun. Wir Ihr schon sagtet, müssen die Spähtrupps aus mehreren Personen bestehen. Und dann sollte man noch Nachricht nach Minas Tirith schicken und um mehr Männer bitten. Die Truppe in Ithilien im Gesamten muss aufgestockt werden. Dann würde ich noch einen Trupp losschicken, welcher noch einmal den Kampfplatz bei der Klippe richtig genau unter die Lupe nimmt. Vielleicht finden sich da noch mehr Spuren, welche wir gestern übersahen.“

Erchirion hoffte sehr, dass Madril damit erstmal zurfrieden war. Er hatte mit dem Hauptmann ja gestern Abend schon ein Gespräch unter vier Augen gehabt und da hatte der ältere Waldläufer gemeint, dass man nicht einfach so ins Feindesland einmarschieren konnte.

Erchirion sah ein, dass er zu schnell gefragt hatte und verstummte. Es dauerte nicht lange, bis Madril schließlich das Wort ergriff und zu Beginn erst einmal die Ereignisse des vergangenen Tages berichtete. Sarion lauschte und ließ die Bilder noch einmal durch seinen Kopf ziehen. Ihre gut gelaunte Musikeinlage, Arcuens Ruf, der tote Ork, Costan auf der Klippe, die Rettungsaktion... irgendwie kam es ihm heute bereits so weit entfernt vor, als wäre es viel länger her.

Schließlich ordnete der Hauptmann an, dass sie ab jetzt immer mit mindestens fünf Leuten unterwegs sein sollten. Sarion nickte zum Zeichen, dass er dies verstand und zustimmte. Anschließend sollte es an eine Beratung darüber gehen, was ansonsten noch zu tun sei, um den Namenlosen in den Schranken zu halten.

Sarion war erstaunt, dass Madril dann ausgerechnet Erchirion zuerst fragte. Aber vielleicht war es ganz gut, wenn dieser seinem Ärger gleich Luft machen konnte und so nicht noch einmal jemandem ins Wort fiel. Was er sagte, klang alles einleuchtend und sinnvoll und jetzt sprach er auch mit weit mehr Zurückhaltung, als am gestrigen Tag. Vielleicht hatte er ja doch eine Lektion gelernt.

NPC Madril



"Das sind brauchbare Vorschläge, Unteroffizier!" lobte Madril, nachdem Erchirion gesprochen hatte. "Selbstverständlich werde ich eine Nachricht nach Minas Tirith senden. Auch hatte ich ebenfalls vor, einen weiteren Trupp zum Kampfplatz zu schicken. Diese Gruppe wird mit zwölf Mann etwas größer sein, da an jenem Ort die Wahrscheinlichkeit größer ist, auf Feinde zu treffen. Leutnant Anborn, du wirst den Trupp anführen."

"Sehr wohl, Hauptmann!", sagte Anborn, "Wenn ich mir diesen Vorschlag erlauben darf: Es wäre gewiss hilfreich, wenn die drei Kameraden, die gestern auf Erkundung waren, zu dieser Gruppe gehören würden."

"Das wäre in der Tat hilfreich", entgegnete Madril, "aber Erchirion, Sarion und Arcuen hatten gestern einen besonders harten Tag. Sie sollen daher selbst entscheiden, ob sie mitkommen. Wärt ihr bereit dazu, Kameraden?" Fragend blickte er zu Erchirion und Sarion.

Erchirion nickte Madril zu, als dieser seine Vorschläge für durchaus brauchbar hielt. Na immerhin etwas, … dachte sich der Prinz. Nun gab es aber doch einen Beschluss und zwar wollte der Hauptmann zwölf Mann zum Kampfplatz schicken. Anborn sollte diese anführen. Dieser war natürlich damit einverstanden und schlug vor, dass die drei Kundschafter von Gestern mit kommen sollten. Doch Madril überließ die Entscheidung den Männern selbst. Auch wenn Arcuen momentan nicht anwesend war.

Der Prinz wechselte kurz einen Blick mit Sarion, um zu sehen wie dieser darüber dachte. Für Erchirion selbst gab es keine Zweifel oder Überlegungen. Er würde natürlich mitkommen. „Ich für meinen Teil komme mit!“ sprach er deshalb. „Egal was es ist … wenn ich einen Teil dazu beitragen kann, dass diesen Orks der Gar ausgemacht wird oder dass wir vielleicht unsere vermissten Kameraden doch noch finden, dann will … nein, dann muss ich diesen Teil auch leisten!“

Er hatte zwar noch nicht gefrühstückt, weil er stattdessen Costan besucht hatte, aber Erchirion konnte sich ja vielleicht was für unterwegs mitnehmen. Er würde nur noch rasch zu Amdir gehen, damit dieser kurz einen Blick auf die Kopfwunde werfen und einen neuen Verband anbringen konnte. Dann wäre Erchirion bereit. Das würde nicht lange dauern und der junge Soldat war voll von Tatendrang.

Madril befand Erchirions Vorschläge für brauchbar und erklärte dann, was er sich selbst bereits überlegt hatte. Ein Bote sollte in die Stadt geschickt werden und zwölf Mann unter Anborn noch einmal die Unfallstelle in Augenschein nehmen. Sarion nickte langsam dazu, während in seinem Kopf bereits ein anderer Gedanke reifte.

Diesen sprach er jedoch noch nicht aus, schließlich ergriff Anborn nun das Wort und schlug vor, dass Arcuen, Erchirion und Sarion zu diesem Trupp gehören sollten. Erchirion suchte kurz den Blick des letztgenannten und dieser nickte kaum merklich, während Madril ihnen diese Entscheidung überließ. Erchirion stimmte zu und auch Sarion, der nie einen Auftrag ablehnen würde, sagte: »Ich werde ebenfalls daran teilnehmen! Und Arcuen wird sicher schon mit fertigem Reisegepäck auf uns warten, so eifrig wie er heute morgen war! Obwohl er mir nicht sicher bin, ob er in seinem Hass auf die Orks nicht ZU eifrig werden könnte...«, erklärte er und grinste kurz, bevor er seinen Zweifel aussprach. Arcuen war jung und noch nicht allzu lange bei den Waldläufern. Außerdem war Sarion das hin und wieder launische und teilweise etwas unkontrollierte Verhalten des jungen Mannes nicht entgangen. In Verbindung mit Wut und Hass mochte dies eine gute Waffe, aber auch ein schnelles Todesurteil sein!

Schließlich meldete er sich mit einem anderen Gedanken zu Wort. »Wenn ohnehin ein Bote nach Minas Tirith reisen wird, so wäre es meiner Meinung nach gut, würden wir Costans Familie informieren oder ihm zumindest die Möglichkeit geben, ihnen eine Nachricht zu schicken, wenn er möchte. Soweit ich Amdir richtig verstanden habe, ist er weitestgehend über den Berg!«, schlug er vor und sah fragend in die Runde.

NPC Madril

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Wie nicht anders zu erwarten war, erklärten sich die ehrgeizigen Unteroffiziere ohne zu Zögern zur Teilnahme bereit. Nach Sarion meldeten sich auch noch Feldwebel Falmir und Unteroffizier Caliondo zu Wort und baten, mitkommen zu dürfen.

"Gut, dann ist das geklärt", sagte Madril. "Sarion, ich werde daür Sorge tragen, dass auch Costans Familie verständigt wird. Aber nun zu eurem Einsatz: In einer Stunde muss die Truppe bereit zum Abmarsch sein. Stärkt euch erstmal und seht zu, dass auch ihr bis dahin alles notwendige für einen Zwei-Tages-Marsch gepackt habt. Jetzt werde ich mit Anborn und Falmir noch den Rest der Truppe zusammenstellen.

Ihr könnt jetzt gehen. Sagt bitte Arcuen, dass er ebenfalls dabei ist - und bremst seinen Eifer ein wenig! Die Besprechung ist beendet!"

Eine Stunde gab ihnen Madril, bis alle abmarschbereit sein mussten. Und er sprach von einem Zweitagesmarsch. Scheinbar würden sie die Gegend um den Kampfplatz wirklich gründlich untersuchen müssen. Aber Erchirion machte dies nichts aus. Außer dass es, bei den momentanen Temperaturen, mehr Gepäck bedeutete. Denn er würde sich noch eine dicke Decke zusammenrollen und auf den Rücken binden.

Madril entließ sie und gab ihnen noch die Aufgabe Arcuen Bescheid zu lassen. Erchirion nickte und sah dann zu Sarion. „Hast du schon gefrühstückt?“ fragte der Prinz den Älteren. „Ich nicht. Aber wir können erst Arcuen Bescheid sagen. Damit er sich bereit machen kann. Auch wenn er das bestimmt schon längst ist, wie du schon sagtest.“ Erchirion schmunzelte. Ja, der Gleichaltrige war wirklich voller Tatendrang. Hoffentlich wurde er nicht zu übereifrig.

Madril stimmte Sarions Vorschlag zu und wollte Costans Familie informieren. Sarion hoffte nur, dass der Hauptmann den Verwundeten vorher fragen würde... nachher wäre Sarion noch Schuld, wenn sich die Familie gegen Costans Willen Sorgen machte. Doch der Unteroffizier wagte nicht, Madril noch einmal danach zu fragen. Der Hauptmann würde schon wissen, was er tat!

Sie bekamen eine Stunde bis zum Aufbruch und sollten sich auf eine Nacht im Freien einstellen. Gut, wenn sie auf die Jagd nach den Orks gingen, dann konnten es auch gut und gern noch mehr Nächste werden. Wer wusste schon, wie weit diese gelaufen waren... und sie hatten drei Tage Vorsprung. Damit entließ Madril sie und trug ihnen noch auf, Arcuen zu informieren und gleich ein wenig auszubremsen.

Sarion traf Erchirions Blick und wollte gerade fragen, wer von ihnen mit Arcuen sprach, als der Jüngere nach einem Frühstück fragten. »Nein, ich habe noch nicht gefrühstückt. Zumindest nicht richtig!«, gab er zurück, während er aufstand und sich zum Gehen wandte.

Gemeinsam suchten sie Arcuen und Sarion nahm sich auf diesem Weg gleich einen neuen, etwas dickeren Umhang aus dem Lager mit.

Arcuen hatte unterdessen die Zeit genutzt, um den Quartiermeister aufzusuchen. Dieser stattete ihn mit einem der wenigen Ersatzmäntel, die sie zur Verfügung hatten aus. Falls sie tatsächlich gegen die Orks ziehen würden, würde dieser aus Tarnungs-, vorallem aber aus Wärmezwecken unerlässlich sein. Trotz der Kälte wäre es ihnen nämlich nicht möglich, nachts ein Feuer zu machen, das möglicherweise meilenweit zu sehen war.
Falls sie überhaupt losziehen würden.
Auch wenn er sich gegenüber den anderen Waldläufern ruhig gab, konnte der junge Rekrut es kaum erwarten, die Entscheidung seines Hauptmannes zu hören.

Arcuen zog sich zu seinem Schlafpaltz zurück und begann, den zerschlissenen und von der Klinge des Orks an einer Stelle eingerissenen Waffenrock zu flicken. Währenddessen überlegte er bereits, was er alles mitnehmen müsste, wenn sie denn aufbrachen. Er war so in seine Tatigkeit und ins Grübeln versunken, dass er nicht bemerkte, wie Sarion und Erchirion aus der verhangenen Nische zurück in die Höhle traten.

Erchirion nickte zu Sarions Worte. Sie hatten ja noch kurz Zeit sich zu stärken, bevor sie letztendlich aufbrechen mussten. Ach nein, zu Amdir muss ich ja auch noch … erinnerte sich Erchirion. Er muss mir wohl was von der Salbe mitgeben, wenn ich die nächsten Tage unterwegs bin. Aber nun galt es erstmal Arcuen Bescheid zu geben.

Sie fanden den anderen Waldläufer bei seiner Schlafstätte, wo er mit Näharbeiten beschäftigt war. Erchirion trat an ihn heran. „Arcuen, es geht wieder los!“ meinte er voll Tatendrang. „Wir sind mit dabei, wenn sie in einer Stunde zum Kampfplatz zurückkehren. Aber du darfst selbst entscheiden, ob du mitkommen willst. Aber so wie ich dich jetzt kenne … ist das keine Frage, oder?“ Erchirion klopfte seinem Kameraden mit der Hand auf die Schulter. „Wir sind wohl zwei Tage unterwegs. In einer Stunde musst du fertig sein.“

Bevor sie sich einen Platz zum Frühstücken suchten, begaben sie sich noch zu Arcuen, der auf seiner Pritsche saß und den Waffenrock flickte. Erchirion berichtete ihm gleich von den Ergebnissen, wobei auch der junge Prinz vor Tatendrang zu glühen schien. Also wartete er, bis Erchirion zuende gesprochen und Arcuen eine Antwort gegeben hatte, bevor er den jungen Waldläufer eindringlich ansah. »Primär ist es ein Erkundungstrupp, Arcuen! Mach dir also bitte keine großen Hoffnungen, dass du dich an den Orks rächen kannst! Und wenn es doch zum Kampf kommt, dann lass dich nicht von irgendwelchen Rachegelüsten leiten, ja! Sowas kann einen schnell das Leben kosten. Das gilt auch für dich, Erchirion!«, sprach er eindringlich zu seinen jüngeren Kameraden, um diese wenigstens ein bisschen auf dem Teppich zu halten.

Er nickte beiden kurz zu, um seine Worte zu unterstreichen und ließ dann die belehrende Strenge dem freundlichen Lächeln weichen, das sonst meist sein Gesicht zierte. »Zieht euch warm genug an und nehmt eine warme Decke mit!«, schlug er freundlich vor und begab sich dann zu seinem eigenen Schlafplatz, um sich zuerst reisefertig zu machen, damit er hinterher nicht in Eile geriet, weil er zu lange gefrühstückt hatte.

Schnell zog er sich um, packte eine Decke, einen Wasserschlauch, seinen Wetzstein, die Flöte, die ja immer mit dabei war, auch wenn er sie dieses Mal sicher nicht brauchen würde, ein zusätzliches Hemd, Zunder und Feuerstein, was er wohl auch nicht brauchen würde, aber sicher war sicher, Proviant, das er sich aus der Speisekammer holte und etwas Verbandszeug in seinen Rucksack. Diesen ließ er zusammen mit dem Umhang, seinem Halstuch, Bogen und Köcher sowie dem Kurzschwert auf seiner Pritsche liegen, während er das Jagdmesser bereits in den Gürtel schob.

Fertig vorbereitet begab er sich nun endlich zum Frühstück, wo sich inzwischen die Reihen zu lichten begannen, da die Männer größtenteils fertig waren und sich ihren Arbeiten zu wandten.

Überrascht blickte Arcuen von seiner Arbeit auf, als Sarion und Erchirion zu ihm traten. Er hatte nicht erwartet, dass die Besprechung so schnell über die Bühne gehen würde. Der Prinz, ebenfalls voller Tatendrang, platzte auch gleich mit der Neuigkeit heraus: Sie würden losziehen! Noch heute!

Innerlich machte der junge Waldläufer Freudensprünge, lächelte aber nur breit und sagte: »Wird ja auch Zeit.«
Sarion, der seinen jüngeren Kameraden wohl ansah, wie sehr sie auf diesen Einsatz brannten, bemühte sich unterdessen, sie - vorallem Arcuen - etwas auszubremsen. So weit er sich erinnern konnte, hatte Arcuen ihm zwar nie von seiner ganz persönlichen Aversion gegen die Diener des dunklen Herrschers und den Gründen erzählt, sein Bedürfnis nach Rache stand ihm abber anscheinend auf die Stirn geschrieben.

Mit einer Handbewegung tat der jungen Rekrut die Maßregelungen des Älteren ab: »Ist gut. Aber jetzt sollten wir unsere Sachen packen. Je eher wir aufbrechen, desto besser.«
Er beendete die Näharbeit, dann packte er eilig seinen Rucksack (samt zusätzlicher Decke, wie Sarion es ihm geraten hatte und einem Seil - man konnte ja nie wissen). Den neuen Mantel würde er schon bei ihrem Aufbruch tragen.

Nachdem er sich noch mit ausreichend Proviant eingedeckt hatte und noch immer reichlich Zeit war, gesellte sich Arcuen, abmarschbereit, zu Sarion an den Tisch, auch wenn er schon gefrühstückt hatte. »Hat Madril schon genaueres zu unserem Vorgehen gesagt?«, fragte der Waldläufer neugierig, während er versuchte, die Knoten der Lederriemen an seinem Handschuh, die zum Abwurf des Falken gedacht waren, zu lösen. Gjua würde er wohl diesmal hier lassen müssen.

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Arcuens Gepäck:
Decke
Ersatzwäsche
Reparaturzeug für Kleidung und Pfeile
Schleifstein
Wasserschlauch
Seil
Sachs- und Arbeitsmesser
Verbandszeug
Proviant für drei Tage + Besteck

Sarion bremste den Tatendrang der jüngeren Kameraden. Vor allem Arcuen ermahnte er, dass dies kein Rachefeldzug sei, sondern vor allem der Erkundung diente. Erchirion nickte nur. Auch als Sarion angab, dass sie sich warm genug einpacken sollten. Es war gestern schon sehr kalt unterwegs, das stimmt …, dachte sich Erchirion. Und es würde bald noch kälter werden. Der erste Winter, den Erchirion in Ithilien verbrachte. Hoffentlich wurde er nicht zu streng.

Erchirion tat es den anderen gleich. Erst packen, dann frühstücken. Schnell hatte er sich in seinen Wams und die restliche Ausrüstung geschmissen. Auch die Armschienen und Stiefel wurden geschnürt. Eine Decke, ein Seil und einen Wasserschlauch, Proviant so wie Schwert, Bogen, Köcher mit Pfeilen und seinen Dolch lege Erchirion auf seiner Pritsche bereit. Er würde dies kurz vor dem Abmarsch holen gehen.

Bevor er zum Frühstücken ging, suche Erchirion noch kurz Amdir auf. Dieser nahm den Verband von Erchirions Kopf ab und untersuchte noch einmal die Wunde. Es hatte aufgehört zu bluten. Trotzdem befürchtete Amdir, dass eine Narbe zurückbleiben würde. Etwas das Erchirion gar nicht gerne hörte. Schließlich bestrich Amdir die Wunde wieder mit der Salbe und verband sie neu. In einem kleinen Stoffbeutel gab er Erchirion etwas von der Salbe und frisches Verbandzeug für Unterwegs mit.

Kurz darauf saß er mit Sarion beim Frühstück. Erchirion wusste nicht wieviel Zeit vergangen war. Aber sie würden schon mitbekommen, wenn man sich langsam zum Abmarsch bereit machte.

Inwieweit die beiden jungen Männer einsichtig waren, konnte Sarion zwar nicht sagen, doch würde er auf sie acht geben. Arcuen tat seine Maßregeln mit einer Handbewegung ab, als wäre ihm das nicht neu. War es wohl auch nicht, jedoch hoffte der Älterem, dass er sich auch daran hielt. »Je eher wir aufbrechen, umso eher müssen wir aber da raus in die Kälte, wo es kein warmes Feuer mehr für und gibt...«, meinte Sarion, mehr scherzhaft als ernst, aber doch mit ein wenig Wehmut in der Stimme.

Er liebte seine Arbeit, liebte diese Wälder und war jederzeit bereit, für sie zu kämpfen, doch hin und wieder vermisste er doch die Behaglichkeit seines Hauses in Minas Tirith, wo Elaine für ihn kochte und man auch mal seine Ruhe hatte. ›Was solls, du hast dich für was anderes entschieden!‹, erinnerte er sich und auch daran, dass er in der Stadt als Wächter oder so wohl vor Langeweile sterben würde.

Nachdem sie alle gepackt hatten, trafen sie sich am Frühstückstisch. Sarion langte ordentlich zu, schließlich gab es noch warmen Hirsebrei! Die nächsten Tage würde es nur kalte Nahrung geben. Arcuen fragte nach dem Vorgehen und Sarion zuckte mit den Schultern.»Nicht viel. Anborn hat das Kommando und wir werden mit 12 Leuten zur Unglücksstelle zurückkehren und uns da wohl umsehen«, berichtete er und trank einen Schluck Tee.