NPC Amdir


Sarion schien sich nicht von Erchirions Bemerkung zu stören, wahrscheinlich war seine Frage mehr eine Sache des Interesses gewesen. Schließlich fragte der Kamerad weiter. „Wir haben ihm eine Tinktur aus dem getrockneten Milchsaft der unreifen Samenkapseln des Schlafmohns gegeben. Darin sind verschiedenste Wirkstoffe enthalten. Zusätzlich wird noch Bilsenkraut und Alkohol hinzugefügt, dies wirkt dann Schmerzstillend und beruhigend Letztendlich noch ein wenig Königskraut und Weidenrindentee.“ Mit geübten Bewegungen hatte er die Wickel aufgelegt. Erchirion beschäftigte sich weiterhin mit dem Verletzten, wie sehr die beiden wollten, dass er am Leben blieb. Dieser Gedankte ließ den Heiler lächeln. Es war immer eine gute Idee, einem Verletzten Mut zuzusprechen, ihn nicht aufzugeben, damit er sich nicht aufgab. Je mehr die Kranken überleben wollten, und an die Heilkraft der Medizin glaubten, desto besser standen ihre Heilungschancen.

Erchirion fragte nun Amdir direkt, wann Costan wieder arbeiten konnte. Seufzend richtete er den Blick auf den Verletzten, während er antwortete. „Ich kann es nicht sagen. Es kommt natürlich darauf an, wie die Behandlungsmethoden anschlagen und wie Costan damit zurechtkommt. Ich kann nicht einmal versprechen, dass er jemals wieder in den Dienst zurückkehrt. Geschweige ob er dies überhaupt wünscht. Wenn er selber sagt, er möchte nicht weiter als Soldat arbeiten, würde ihn, vermute ich, niemand dazu zwingen. Allerdings steht dies nicht in meiner Macht, dass zu entscheiden. Was ich tun werde ist, dem Hauptmann zu raten, ihn, sobald es ihm besser geht, zu den Häusern der Heilung zu bringen. Dort sind bessere Möglichkeiten ihn zu versorgen, wie ihr euch vielleicht denken könnt.“ Der Verletzte selber, schien immer weniger mitzubekommen, bis er schließlich ohnmächtig wurde. „Jetzt müssen wir hoffen, dass er morgen wieder aufwacht. Wenn wir Glück haben ist er dann über den Berg. Wollt ihr nicht schlafen gehen?“, fragte er die zwei während er sanft auf Costan herabsah. Er selber würde sich bald ablösen lassen, falls sein Kamerad nicht mehr aufwachte in der nächsten Stunde.

Sarion lauschte den Worten des Heilers und nickte hin und wieder, wenn ihm ein Kraut bekannt vorkam. Von diesen Mohnsamen hatte er schon gehört und auch, dass sie einem ziemlich die Sinne benebeln konnten. »Die betäubende Wirkung des Alkohols sollte uns ja allen geläufig sein!«, witzelte Sarion und zwinkerte dem Heiler verschmitzt zu. Nicht, dass Sarion zu denen gehörte, die gerne ihre Abende in irgendwelchen Gasthäusern verbrachten. Doch auch er hatte im Laufe seines Lebens mit die ein oder andere Erfahrung mit Alkohol gemacht.

Erchirion redete weiter auf Costan ein und versuchte ihm Mut zu machen. Ein wenig Dankbar war Sarion ihm schon, denn er wusste nicht, ob er selbst annähernd so gute Worte gefunden hätte. »So oft ich Zeit dazu finde!«, versprach auch der ältere der beiden Besucher und lächelte Costan dabei an. Vielleicht würde er dann auch einmal ein Buch mitbringen und Costan etwas vorlesen, um ihm die Zeit zu vertreiben. Vielleicht konnte sich der Verletzte genauso in Geschichten verlieren wie Sarion.

Schließlich glitt Costan wieder in eine Bewusstlosigkeit, die den um sitzenden Männern die Möglichkeit gab, sich über seine Verletzung zu unterhalten. Erchirion fragte,wie lange es wohl dauern werde, doch Amdir konnte es nicht sagen. Sarion wunderte sich nicht darüber, schließlich hatte er bereits gesagt, dass sie die Nacht abwarten musste, um zu wissen, wie gut die Überlebenschancen standen.
Schließlich fragte der Heiler, ob sie nicht zu Bett gehen wollten.

Sarion streckte sich und wiegte dann nachdenklich den Kopf. »Ich weiß ohnehin nicht, ob ich schlafen kann. Hättet Ihr vielleicht etwas gegen Kopfschmerzen für mich?«, fragte er höflich. Im Grunde wollte er auch gar nicht von Costans Seite weichen, sondern hier wachen und bei ihm sein, sollte er für immer die Augen schließen. War er ihm das nicht schuldig?

Costan war nicht mehr ansprechbar. Vielleicht war es ganz gut so. Denn so verspürte er hoffentlich keine Schmerzen und würde auch keine Bewegungen machen, welche für ihn nicht gut waren. Und die drei anderen Männer konnten nun offen miteinander sprechen, ohne den Verletzten weiter zu beunruhigen.

Amdir fragte nun nach, ob sie nicht schlafen gehen wollten. Sarion verneinte dies eher, bat den Heiler aber stattdessen um ein Mittel gegen Kopfschmerzen. Wer hat hier die Klinge auf den Kopf bekommen? Fragte sich Erchirion grinsend. Aber er war ja auch froh, dass die Salbe, welche Amdir auf die Wunde geschmiert hatte, eine leicht schmerzstillende Wirkung hatte.

„Wenn ich ehrlich bin, könnte ich ein wenig Schlaf vertragen“, meinte Erchirion, welcher noch neben dem Stuhl stand, auf welchem Sarion saß. Er war ja noch nicht lange in Ithilien stationiert, aber dies war bisher der schlimmste Tag von allen gewesen. Zumindest für den Prinzen. „Weckt ihr mich, wenn sich irgendetwas verändert? Im Guten oder Schlechten?“ Ansonsten würde Erchirion kein Auge zumachen können.

NPC Amdir


Auf die Bemerkung Sarions lächelte der Heiler nur verschmitzt. Ja, den meisten war die Wirkung des Alkohols wohl bekannt und manche übertrieben es zum Teil auch. Wer war noch nie über die Strenge gegangen und hatte sich am nächsten Tag mit brummendem Kopf irgendwo wiedergefunden, ohne eine Ahnung davon zu haben, wie man dahin gekommen war. Die beiden Waldläufer versprachen, den Verletzten zu besuchen, sobald es ihm besser ging. Amdir war ihnen dankbar, dies würde ihm helfen die Verbindung zu seinen Kollegen zu behalten und nicht in Depressionen zu sinken.

Nachdem sie sich ein wenig über die Verletzungen unterhalten hatten und kurze Zeit schwiegen, antworteten sie auf den Vorschlag des Älteren. Sarion schien Kopfschmerzen zu haben und so erhob der Heiler sich und griff in ein kleines Regal, welches wackelig an einer der Wände angebracht worden war. Darin befanden sich die verschiedensten Getränkte, auch solche, die gegen Schmerzen halfen. Ruhig ging er zu den Kameraden zurück und gab Sarion das Fläschchen. „Hier, es wirkt gegen Schmerzen, macht allerdings auch ein wenig müde.“ Er zwinkerte ihm zu, sie würden alle Schlaf gebrauchen können. Erchirion erwähnte dies nun auch und fragte dann, ob er geweckt werden würde, sollte sich etwas verändern. „Natürlich werde ich das. Allerdings kann ich nicht versprechen, dass die anderen Heiler mich wecken, wenn es ihm ein klein wenig besser geht. Wenn es ihm schlechter geht erhaltet Ihr sofort Nachricht. Sollen wir Euch dann gegebenenfalls auch wecken, Sarion?“, fragte er, damit der Waldläufer sich ebenfalls ein wenig ausruhen konnte.

Als Sarion nach einem Mittel gegen Kopfschmerzen fragte, stand Amdir sofort auf, ging zu einem Regel und brachte ihm ein Fläschchen. Während Sarion es entgegen nahm, bemerkte er, dass Erchirion grinste. Der Ältere fragte sich, was so komisch war, sprach diese Frage jedoch dann nich laut aus. Sie lag lediglich kurz in seinem Blick. »Da ich dann ja eh schlafen gehen werde, wird sich diese Nebenwirkung wohl eher postitiv auswirken!«, entgegnete er auf den Hinweis des Heiler und nahm einen kleinen Schluck und gab Amdir die Flasche dann zurück. »Habt vielen Dank!« Wie schnell die Wirkung wohl einsetzen würde? Nun, er würde es gleich merken.

Erchirion bat darum, dass er informiert wurde, falls sich Costans Zustand veränderte. Amdir stimmt zu, konnte ihm aber nichts versprechen und fragte Sarion dann, ob man mit ihm ebenso verfahren sollte. »Soldange Ihr mich wach bekommt und ich damit keinen Aufhalte, würde es mich freuen!«, entgegenete dieser und stand dann auf. Costans Hand legte er vorsichtig auf dessen Bauch, dann sah er noch einmal zu Amdir. »Ich wünsche Euch ebenfalls einen geruhsamen Schlaf! Gute Nacht!«, wünschte er und machte sich dann auf den Weg zurück zu seiner Pritsche. Noch hämmerte es in seinem Kopf, vor allem jetzt, wo er sich wieder mehr darauf konzentrierte. Doch vermutlich würde es bald nachlassen.

Und wirklich. Es dauerte gar nicht lange, bis Sarion eingeschlafen war. Tief und traumlos.

„Ich danke sehr“, meinte Erchirion und klopfte dann Sarion auf die Schulter. „Vielleicht findest du ja auch ein wenig Schlaf. Kann nach einem solchen Tag ja nicht schaden.“ Mittlerweile war es auch Abend und es war ruhiger in den Höhlen geworden. Zeit sich nieder zu legen, wenn man keinen Dienst mehr hatte oder nicht mit anderen Dingen beschäftigt war.

Noch einmal blickte Erchirion auf Costan. „Mögen die Valar dich beschützen und dir Kraft geben“, flüsterte Erchirion, bevor er sich zum Gehen wandte. „Gute Nacht!“ Nach diesen Worten machte sich der Prinz auf in die Höhlenbereiche, welche den Soldaten als Schlafstätten dienten. Je nach Größe der einzelnen Höhlen schliefen dort mehrere Soldaten. Sie hatten alle ihr eigenes Bett und jeder sogar einen kleinen Nachtisch mit Kerzen. Hier und dort brannten Feuer in Nischen und erwärmten die sonst recht kühle Umgebung.

Zufällig schlief Erchirion nicht weit entfernt von Arcuen. Er sah, dass der Kamerad bereits in seinem Bett lag und schlief. Es waren Feldbetten, nicht gerade das bequemste, aber mit ausreichend Fellen und Decken war es doch angenehmer als auf den Boden zu schlafen. Erchirion zog sich die Stiefel und die Lederrüstung aus. Dann wusch er sich rasch mit dem kalten Wasser, welches in einer Schüssel bereit stand. Müde kuschelte sich der Prinz auf seine Felle und schlang gleich zwei dicke Wolldecken um sich. Er blies nur noch die Kerze aus und schon war er fast augenblicklich eingeschlafen.

Amdir

Freundlich gab Sarion dem Heiler das Fläschchen wieder zurück und dieser stellte es wieder zurück. „Keine Ursache. Wenn ihr noch mehr benötigen solltet, könnt ihr euch jederzeit bei den Heilern welches holen.“ Die Medizin stand schließlich jedem zur Verfügung, außer denen, die den Abend zuvor zu lange gezecht hatten. Die mussten schauen, wie sie mit dem Kater fertig wurden. Auf die Frage, ob er ebenfalls geweckt werden wollte, antwortete er sogleich. Amdir nickte, man würde jemand anderes schicken, der sich darum kümmern würde. Nach kurzer Zeit wünschten beide eine geruhsame Nacht und machten sich daran aufzubrechen. „Gute Nacht.“, erwiderte der ältere Waldläufer noch, bevor die anderen beiden verschwunden waren.

Es war reichlich spät und der Heiler blieb bloß noch eine weitere Stunde auf den Beinen. In dieser Zeit verabreichte er Costan ein wenig Medizin, bevor er ihm weiterhin seine Ruhe gönnte. Da sich sein Zustand nicht verschlechterte, machte Amdir sich auf den Weg, einen anderen Heiler zu wecken. Dieser würde die Nacht über den Verletzten wachen und seinen Kollegen wecken, sollte sich sein Zustand verschlechtern. Zufrieden schlief Amdir auf seiner Pritsche ein.

Vorsichtig wurde er morgens wieder geweckt. Die Sonne stand schon am Himmel und es schien nicht mehr ganz so früh zu sein. Er stand auf, dehnte seinen verspannten Körper und trank einen Schluck, bevor er sich zu Costan aufmachte. Erfreut stellte er fest, dass er die Nacht nicht geweckt worden war, also musste es dem Waldläufer mindestens gleich gut gehen. Schwungvoll trat er an das Bett des Verletzten heran.

Costan



Von der Nacht hatte Costan kaum etwas mitbekommen. Einmal war er noch aufgewacht. Amdir hatte ihm Medizin gegeben und ihn dann hauptsächlich in Ruhe gelassen. Als Costan das nächste mal vorsichtig die Augen aufschlug war es bereits nicht mehr so dunkel. Ich lebe …, war das erste, was der junge Mann dachte. Und er war froh, dass er einigermaßen klar denken konnte. Gestern Abend war dies nicht unbedingt der Fall gewesen.

Costan wollte seinen Arm heben, aber er fühlte sich so schwer wie Blei an. Gerade wollte er müde wieder die Augen schließen, als jemand an sein Bett trat. Costan blinselte und sah Amdirs Umrisse schemenhaft. „Ich … lebe noch“, flüsterte der Verletzte heißer. „Danke!“ Costan hatte zwar fürchterliche Schmerzen und ihm war schummrig, aber trotzdem lebte er. Und das war ihm im Moment am wichtigsten.

NPC Amdir


Schon von weitem hatte ihm sein Heilerkollege zugelächelt, ein Zeichen, dass es dem Verletzten gut ging. Amdir hatte unheimlich gute Laune, diese Tatsache spielte da sicherlich mit rein. Freundlich grüßte er den anderen und bevor dieser ins Bett verschwinden konnte, schickte der Waldläufer ihn nach Erchirion und Sarion suchen, immerhin hatte er ihnen versprochen sie zu wecken.

Costan war wach und bemerkte, dass er tatsächlich noch lebte, bedankte sich sogar für diese Tatsache. Freundlich lächelte der Heiler ihn an und zwinkerte ihm zu. „Dafür bin ich schließlich da. Wie geht es euch?“ Die Flasche mit den Schmerzmitteln stand neben der Pritsche des Verletzten und routinemäßig griff Amdir danach. Er fühlte noch den Puls und die Temperatur, maß dann die Atmung während er auf die Antwort des Jüngeren wartete.

Costan



Amdir schien ziemlich gut gelaunt zu sein. Zumindest lächelte er und begann dann sofort Costan zu untersuchen. Als Heiler hatten sie hier allerhand zu tun. Es galt nicht nur Medizin zu verabreichen, sie mussten auch leichte Operationen durchführen, bettlägrige Patienten waschen und ihnen dabei helfen sich zu erleichtern. Costan wusste, dass ihm das wahrscheinlich auch gleich alles noch bevorstand. Er war noch nie ernsthaft krank gewesen, deshalb war er es auch nicht gewöhnt auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein. Aber er hatte nunmal keine andere Wahl im Moment.

Das Fieber war natürlich noch nicht gänzlich verschwunden, da Costans Körper sehr kämpfte. Das erkannte man wahrscheinlich auch an den anderen Werten. „Ich … ich fühle mich als … wäre ich mehrere Meter gestürzt“, meinte Costan und versuchte sich an einem Grinsen, was ihm aber sehr schwer viel. „Oder … als hätte mich … ein Planwagen überrollt.“ Das Sprechen strengte noch ziemlich an, was man hören konnte.

Erchirion

Erchirion war nach Sarion aufgewacht und als er merkte, dass der Tag bereits angebrochen war, machte er sich rasch daran aufzustehen. Schnell wusch sich der junge Waldläufer, zog sich dicke Kleidung an und schlüpfte in seine Stiefel. Da es kalt war, hatte er gleich zwei paar Wollsocken angezogen. Ich muss gleich mal nach Costan sehen …, dachte er sich. Noch bevor ich zum Frühstücken gehe. Denn wenn es Costan schon besser ging, würde ihm auch das Frühstück gleich besser schmecken.

Als der junge Prinz das Lazarett betrat, erkannte er Amdir, welche bei Costans Bett stand. „Amdir?“ fragte er, ohne schon näher zu treten. „Wie geht es Costan? Gibt es etwas Neues?“

Bevor die Unterhaltung am Tisch richtig in Gang kommen und Sarion mit dem Essen wirklich beginnen konnte, trat einer der Heiler an den Tisch und nickte freundlich in die Runde, bevor er Sarion ansah. »Amdir schickt nach dir. Du wolltest ja über Costans zustand informiert sein!«, meinte er und zwinkerte dem jüngeren Waldläufer zu. Sarion sah ihn erst ein wenig entsetzt an, verstand dann jedoch und lachte auf.

»Ich werde natürlich sofort kommen! Entschuldigt mich bitte, Kameraden!«, trällerte er gut gelaunt und stand so schwungvoll auf, dass er fast einen Becher umwarf.

Gut gelaunt und steten Schrittes machte er sich auf zum Lazarett, dass er mit einem fröhlichen: »Guten Morgen!«, betrat. Amdir saß bei Costan, während Erchirion sich nur vorsichtig näherte. Vermutlich hatte man ihm noch keine gute Nachricht überbracht.

NPC Amdir


Costans Werte waren bedeutend besser als noch am Vortag, sein Puls war im Normalbereich und sein Fieber war ein wenig gesunken. Die Laune des Heilers wurde von Minute zu Minute besser. Auch der Verletzte schien glücklich darüber zu sein, dass er noch einmal aufgewacht war. Wegen seiner Antwort musste Amdir belustigt Grinsen. „Das glaube ich Euch gerne. Wollt ihr Schmerzmittel?“ Doch nach einem kurzen Moment wurde er wieder ernster. „Und ich denke ihr müsst langsam mal etwas… erledigen, oder nicht?“, fragte er vorsichtig. Mit ziemlicher Sicherheit musste Costan sich erleichtern, gewaschen würde er vermutlich erst am nächsten Tag, er wurde die Nacht über immerhin reichlich gesäubert. Dies war auch bitter nötig.

Hinter sich hörte der Heiler jemanden den Raum betreten und als dieser jemand nach ihm fragte, erkannte er, dass es Erchirion sein musste. Er wirkte ziemlich vorsichtig und blieb dort stehen, wo er gerade stand. „Ja, dein Kamerad lebt und ihm geht es besser, als noch vor wenigen Stunden. Ich hatte einen Heiler nach dir suchen lassen, anscheinend war er zu langsam.“ Heiter lachte der Waldläufer leise. Es tat gut zu wissen, dass ein lebensgefährlich Verletzter auf dem Wege der Besserung war. Auch Sarion kam in das Lazarett geflogen und schien schon von der guten Nachricht gehört zu haben, so fröhlich wie er war. „Guten Morgen“, grüßte der Heiler zurück. Freundlich lächelte er seine Kameraden an.

Costan



Amdir lächelte leicht, als Costan ihn auf seine Frage geantwortet hatte. Der Verletzte war dem Heiler deshalb nicht böse. Aber er fühlte sich nunmal wirklich so. Vor allem sein Bein fühlte sich unten an, als wäre es von einem Felsbrocken zermalmt worden. Costan konnte es auch keinen Zentimeter bewegen. Zum Glück fragte der Heiler ihn nun nach Schmerzmitteln und Costan nickte sofort. Er würde alles nehmen, was Amdir da hatte und ihm geben wollte. Er musste jetzt, nachdem was er alles durchgemacht hatte, nicht den Starken spielen.

Dann sprach ihn Amdir an, ob er sich denn erleichtern musste. Der junge Mann hatte schon einen ganz schönen Druck auf der Blase, auch wenn er sich halt einfach die letzten Tage auf der Klippe immer an Ort und Stelle erleichtert hatte. Was hätte er auch sonst tun sollen mit zerschmetterdem Körper? „Äh … ja … Verzeihung.“ Amdir war dies sicherlich auch unangenehm und wahrscheinlich würde er noch einen anderen Gehilfen brauchen, da Costan zu schwach war um sich auch nur irgendwie aufzurichten oder sitzen zu können.

Aber da kam bereits der erste Besuch des Tages. Es war Erchirion, der vorsichtig nach Costans Befinden fragte. Und der Heiler erzählte ihm sofort, dass es dem jungen Patienten ein wenig besser ginge.

Erchirion

Erchirion war erleichtert, als er Amdirs Worte vernahm und hatte nun auch keine Angst mehr näher zu treten. Er lächelte Costan, welcher noch immer ziemlich blass war, an und drückte ihm kurz die Hand, welche auf der Bettdecke lag. Sarion war mittlerweile auch anwesend. „Den Valar sei dank“,meinte der Prinz. „Bist müde, nicht wahr?“ Costan sah total erschöpft aus und seine Augen waren rot unterlaufen. Aber zumindest war er ansprechbar und bei klarem Verstand. Gestern hatte es gar nicht gut ausgesehen, vor allem nachdem der junge Waldläufer sogar Blut gespuckt hatte.

Amdir hatte ebenfalls gute Laune und begrüßte Sarion so sehr fröhlich. Letzter trat nach Erchirion nun ebenfalls zu Costan heran und lächelte diesem freundlich zu. Der junge Waldläufer sah immer noch sehr mitgenommen aus, doch wirkte er viel klarer als am vergangenen Abend. »Wir Waldläufer sind eben nicht so leicht klein zu kriegen, was?!«, meinte er aufmunternd.

Fragend sah er Amdir an und erkundigte sich, ob es noch etwas anderes gab, dass dieser von ihnen wollte, als ihnen nur die gute Nachricht zu übermitteln. Anschließend blickte Sarion wieder zu Costan. »Gibt es irgendetwas, dass wir für dich tun können?«, fragte er. Vielleicht wollte Costan ja, dass sie seine Eltern benachrichtigten, seine Sachen wuschen oder ihm einfach einen Becher reinen Wein brachten.

Müde blinzelte Arcuen in die dämmerige Höhle, in der geschäftiges Treiben herrschte. Zu dieser Zeit gab es in der Zuflucht nur Licht durch Fackeln und Kerzen, denn solange die Sonne noch tiefer im Osten stand, lag der verbotene Weiher im tiefen Schatten der Felsen.

Die meisten Rekruten hatten wohl längst gegessen, man hatte ihn offenbar schlafen lassen. Eigentlich hätte der junge Waldläufer dafür dankbar sein können, aber er hasste es, spät aufzustehen. Er fühlte sich dann umso erschöpfter und als müsse er sich beeilen, aus diesem Tag noch etwas zu machen. ›Aber das hängt sowieso von Madril ab. Vielleicht werden wir noch heute die Verfolgung aufnehmen...‹, dachte er hoffnungsvoll, während er sich eine Decke überwarf - in der Höhle wurde kein Feuer gemacht - und setzte sich mit einem knappen Gruß an seine Kameraden an einen der übrigen Tische, andere hatte man schon wieder in ihre Befetigungen an der Wand gehängt.

›Ich denke, ich werde gleich mal nach Costan sehen. Und dann muss ich mich um einen neuen Mantel und meinen beschädigten Waffenrock kümmern.‹
Neugierig blickte er zu der Nische, die durch einen Vorhang vom Raum getrennt war. Ob Madril schon eine Entscheidung getroffen hatte?

NPC Amdir


Wie erwartet, wollte der Waldläufer Schmerzmittel und so flößte der Heiler ihm vorsichtig etwas ein. Für das Erste gab er ihm nicht so viel, er sollte sich lieber erneut melden, wenn es überhaupt nicht besser wurde. „Wenn ihr noch mehr benötigt, meldet euch bei mir oder einem meiner Kollegen, diese Menge sollte für den Moment reichen. Es dauert aber auch ein wenig bis es wirkt.“ Zu viel des Guten war nämlich auch nicht unbedingt gesund. Costan erklärte, dass er sich erleichtern müsse und Amdir nickte. Doch in diesem Moment trat Erchirion in den Raum. So leise, dass der Prinz es nicht hören konnte, sprach er mit dem Verletzten. „Wenn es gar nicht mehr geht, sagt Bescheid, dann schmeiß ich ihn wieder raus.“ Mit einem Zwinkern drehte er sich um.

Der jüngere Waldläufer beschäftigte sich zunächst mit Costan, sodass der Heiler dem ebenfalls eingetroffenen Sarion antworten konnte. „Bei Erchirion wollte ich noch einmal auf die Wunde schauen und euch wolle ich fragen, ob ihr ebenfalls noch etwas Medizin wollt.“ Immerhin hatte der Kamerad gestern Kopfschmerzen gehabt, wenn man Pech hatte hielten sich solche über Tage hinweg. Auch Sarion fragte nun Costan, ob er ihm helfen könne.

Costan



Das Schmerzmittel schmeckte sehr bitter und Costan musste sich zwingen es hinunter zu schlucken. Es füllte seinen leeren Magen doch nicht sonderlich. Doch Appetit hatte der junge Waldläufer beim besten Willen noch nicht. "Danke“, murmelte Costan trotzdem, als der Heiler das Fläschchen wieder zur Seite stellte. Nun, zu Costans anderen Bedürfnissen kamen sie nicht, denn Erchirion und Sarion waren eingetroffen und waren sichtlich erfreut den jungen Mann wach zu sehen. Als Erchirion meinte, dass er wohl müde sei, nickte Costan.

Sarion fragte, ob er sonst irgendetwas für ihn tun könnte, doch Costan schüttelte den Kopf. Was sollte er auch momentan von ihnen verlangen? Seinen Eltern wollte er nicht schreiben. Nicht, bevor er sich wirklich sicher sein konnte, dass er über den Berg war. Das hatte Amdir nämlich noch nicht verlauten lassen. Und wer weiß wie es dann weiter ging. Würde er wieder ganz gesund werden? Würde er wegen dieses unschönen Bruchs am Bein womöglich als Krüppel enden? Das alles stand noch in den Sternen.

„Ich wollte euch noch … danken. Danke! Hab ich schon … ich weiß nicht. Aber ich muss … nochmal. Wo ist … Arcuen? Auch ihm … muss ich danken!“ Costan wäre jetzt tot, wenn diese drei Männer nicht gewesen wären. Eine weitere kalte Nacht auf der Klippe hätte er nicht überlebt. Auch wenn es hier ebenfalls eiskalt war. Zumindest empfand Costan das so. „Warum … ist es so kalt?“

Erchirion

Erchirion hatte seine ganze Aufmerksamkeit dem Verletzten gewidmet und als er ihm dankte, winkte der Prinz ab. „Dafür sind Kameraden da“, meinte er. „Wir hatten wirklich Glück, dass wir dich fanden. Und dir danke ich, dass du durchhältst.“ Erchirion lächelte den Mann an, sah dann jedoch zu Amdir, als Costan angab, dass es so kalt sei. War möglich, dass es auch am Fieber lag.

Amdir fragte Sarion, ob er noch einmal etwas gegen Kopfschmerzen bräuchte, doch Sarion schüttelte dankend den Kopf. »Der Schlaf hat geholfen, habt Dank!«, sagte er freundlich und wandte sich dann an Costan.

Costan verneinte, als Sarion ihn fragte, ob er noch etwas bräuchte. Sarion nickte und beließ es vorerst dabei. Er schätzte Costan so ein, dass er sich melden würde, wenn sie etwas für ihn tun könnten. Der Verletzte bedanke sich nun überschwänglich bei ihnen. Seine Stimme war rau und er sprach mühsam, was dem Dank noch einmal eine besondere Tiefe zu verleihen schien. »Wir haben es gern getan und wir würden es immer wieder tun! Warte, ich werde Arcuen holen!«, meinte Sarion lächeln und ging dann hinüber zu Arcuen, der beim Frühstück saß.

Bei Arcuen

»Guten Morgen, Kamerad!«, grüßte Sarion den Jüngeren und fügte dann hinzu. »Costan möchte dich sehen!« Er winkte Arcuen auffordernd und ging dann mit ihm zusammen wieder zurück zum Lazarett.

Dass Sarion und Erchirion bereits bei Costan waren, hatte Arcuen gar nicht mitbekommen, da Kisten die Sicht zu der Ecke, in der man ein notdürftiges Lazarett eingerichtet hatte, versperrten.
Er begrüßte Sarion freundlich. »Es geht ihm also besser?«, fragte er und folgte dem Älteren.
Es kam ihm vor, als lägen die Ereignissen des gestrigen Tages schon weit zurück. Würde er von ihren Erlebnissen erzählen, wünschten sich bestimmt viele junge Männer Gondors, sie würden ebenfalls solche Abenteuer erleben, doch war es nicht Heldenmut oder andere Tugenden gewesen, die sie gestern angespornt hatten. Sondern die Aussicht, das Leben eines Kameraden zu retten.

All diese Gedanken gingen Arcuen durch den Kopf, während sie zu Costan gingen. So körperlich und psychisch erschöpft der junge Rekrut gestern gewesen war, so war er jetzt mit einem Mal erneut voller Tatendrang und hätte am liebsten sofort die Verfolgung der Orks aufgenommen.

Am Lazarett

Erchirion und Amdir waren bereits dort. Arcuen begrüßte sie kurz und wandte sich dann an Costan. »Guten Morgen! Die Valar müssen mehr als eine schützende Hand über dich gehalten haben, dass du jetzt unter uns bist. Du hast mich holen lassen?!«, sagte er grinsend und ließ sich auf einer der Kisten nieder. Costan sah wirklich schon viel besser aus, als am Vorabend.

NPC Amdir


Mit rauer Stimme bedankte sich der Verletzte bei seinen Kameraden, Amdir lächelte nun, galt der Dank mehr denen, die Costan gefunden hatten. Es hätte auch jeder andere Heiler sich um ihn kümmern können. Sobald Sarion und Erchirion verschwunden waren, würde er dem Verletzten etwas zu Essen holen, er benötigte dringend Nahrung, nachdem er mehrere Tage gehungert hatte. Auf seine Bemerkung, dass es kalt sei, holte der Heiler eine Decke und legte sie ihm zusätzlich über. „Wenn es nicht besser werden sollte, sagt Bescheid.“ Sicherlich lag es am Fieber, demnach machte sich Amdir keinerlei Sorgen. Entspannt hörte er dem Gespräch seiner Kameraden zu und nickte, als Arcuen ebenfalls das Lazarett betrat.

Erchirion hatte sich nun im Hintergrund gehalten, als sich Amdir weiter um das Wohl des Patienten kümmerte. Als Arcuen zu ihnen trat lächelte Erchirion ihn an. Damit wollte er ihm zeigen, dass es Costan besser ginge als am gestrigen Abend noch. Er hatte die Nacht überlebt und vielleicht würde jetzt alles wieder gut werden. Kameradschaftlich klopfte Erchirion dem gleichaltrigen Arcuen auf die Schulter.

Costan



Der Heiler Amdir hatte noch eine weitere Decke geholt und über Costan ausgebreitet. Es wurde gleich ein wenig wärmer, wenn auch noch nicht richtig angenehm. Aber das würde sich schon geben. „Danke“, murmelte der Verletzte und sah wieder zu seinen Kameraden.

Da erschien auch Arcuen bei ihnen und Costan bemühte sich um ein schwaches Lächeln. Er streckte seine Hand leicht nach dem jungen Waldläufer aus. „Ich wollte … ich wollte mich auch noch bei dir … bedanken. Dass ihr … mich da raufgeholt habt … und dass ihr … nicht aufgegeben habt.“ Schließlich waren sie dann auch noch von Orks angegriffen worden. Aber die drei Soldaten hatten trotzdem an ihn und seine Sicherheit gedacht.

„Wenn … wenn ich wieder … auf die Beine kommen sollte … dann …“,Costan musste eine kurze Pause machen, denn das Sprechen strengte den jungen Mann sehr an und raubte ihm die Luft. „… Dann gebe ich euch … einen aus! … Nicht nur … einen!“ Costan blickte die anderen mit fiebrigen Augen an und nickte sachte.

"Ist … ist der … Hauptmann sehr verärgert?“ fragte Costan dann vollkommen unerwartet. „Dass … wir den Befehl nicht ausführen konnten … meine Kameraden nicht zurückgekehrt sind. Und dann die Rettungsaktion … Ist er sehr böse?“

@ Amdir: Kannst du mal bitte vorerst nur auf den letzten Beitrag antworten? Sonst ist nämlich ständig wieder das Datum falsch. . Danke


»Zumindest nicht schlechter!«, entgegnete Sarion voll Freude und winkte seinem Kumpanen, der ihm dann auch gleich zu Costan folgte. Amdir hatte ihm inzwischen eine weitere Decke über gelegt, scheinbar fror er im Fieber.

Costan bedankte sich ebenfalls bei Arcuen und schien nun richtig gesprächig zu werden. Er versprach, ihnen einen oder zwei oder drei auszugeben, wenn er wieder auf den Beinen war. »Obwohl du dich nicht in meiner Schuld fühlen sollst, nehme ich die Einladung gern an!«, bedankte Sarion sich lächelnd.

Bei den nächsten unsicheren Worten des Verletzten schüttelte er jedoch vehement den Kopf. »Niemand macht dir einen Vorwurf, Costan! Jeder von uns kann in eine Falle tappen oder in einen Hinterhalt geraten und jederzeit kann dabei einer von uns ums Leben kommen! Traure um deine Kameraden, wie wir es auch tun, aber wirf dir ihren Tod nicht vor!«, versuchte er Costan zu beruhigen. Er wusste zwar nicht, wie nahe sich Costan und die anderen gestanden hatten, doch vermutlich war das egal.

Fast ein bisschen gerührt lauschte Arcuen den Worten Costans. Er war jedoch froh, dass Amyntas anschließend das Reden übernahm und er bloß bestätigend zu nicken brauchte. So etwas lag ihm nicht, was er ja auch gestern ein weiteres beeindruckend unter Beweis gestellt hatte.

»...Da sagen wir, glaube ich, nicht nein. Aber diesmal ganz ohne Orks und Klippen, in Ordnung?«, antwortete er grinsend auf Costans Einladung.

»Ich hoffe, dass Madril bald über das weitere Vorgehen entscheidet. Vielleicht können wir noch heute die Verfolgung dieses Abschaums aufnehmen und unsere Kameraden rächen.« Er hatte sich eigentlich damit zurückhalten wollen, vorallem jetzt, wo Costan sich selbst (wie Sarion bereits klargestellt hatte) unbegründete Vorwürfe machte, aber nun musste der junge Waldläufer einfach fragen:

»Kannst du uns noch mehr zum Verlauf des Überfalls und über die Orks erzählen? Das ist vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt, aber vielleicht kann uns das entscheidend weiter helfen. Wenn wir...« Er hielt inne. »Tut mir leid. Es liegt bei Madril, dich auszufragen. Ruh du dich lieber aus.«

tbc: NPC Madril



Madril begab sich am Morgen zum Lazarett, um nach dem Verwundeten zu sehen. Außer dem Heiler waren auch Erchirion, Sarion und Arcuen bereits da.

"Guten Morgen, Kameraden", sagte der Hauptmann, "ich hoffe, ihr habt euch von den Strapazen des gestrigen Tages erholt."

Er wandte sich an den Heiler.

"Amdir, wie geht es Costan? Kann ich mit ihm sprechen?"