Erchirion schien seine dunklen Gedanken und Zweifel beiseite zu schieben und hatte endlich wieder den Kopf für die wichtigen Dinge. Doch vielleicht war es trotzdem gut, dass sie darüber geredet hatten. »Ich würde ihn ungern mehr als nötig bewegen. Aber wir werden uns seinen Rücken wohl ansehen müssen...«, antwortete er seufzend. Mit jedem Ruck konnten sie eine gebrochene Rippe - und von solch einer Verletzung ging Sarion instinktiv aus - in irgendwelche wichtigen Organe stoßen und die Verletzung verschlimmern.

Der Prinz rief nach ihrem Kameraden und es dauerte einen Augenblick, bis Arcuen aus dem Wald trat. Er sah nicht besonders glücklich aus. Irgendetwas schien an ihm zu nagen, ob es aber Zorn oder Verzweiflung oder etwas anderes war, vermochte Sarion nicht zu sagen. »Es gibt kein trockenes Holz, oder? Vielleicht könnten wir etwas von dem Nassen in der Nähe des Feuers trocknen«, schlug der Ältere vor, nachdem er Arcuen aufmunternd zugelächelt hatte. Zwar würde das Holz nicht so schnell trocken sein, aber ein bisschen trocken war immer noch besser als ganz nass.

NPC Anborn



cf: Der verbotene Weiher

Die von Anborn angeführten Waldläufer marschierten weiter nach Osten - ihre Anspannung wuchs, zum Teil aus Sorge um die Kameraden, zum Teil beim Gedanken an einen möglichen Kampf gegen Orks.

Anborn fragte sich, wie die drei jüngeren Kameraden mit dieser Situation zurecht kämen. Sarion war immerhin schon ein erfahrener Unteroffizier, der gute Aussichten hatte, die Offizierslaufbahn einzuschlagen und demnächst zum Leutnant befördert zu werden. Auf ihn kam es in dieser Lage besonders an, denn Erchirion und Arcuen waren jünger und unerfahrener. Erchirion war zwar auch schon Unteroffizier und würde gewiss schon im nächsten Jahr zum Leutnant befördert, doch dies war bei Männern von hoher Abstammung üblich, auch wenn sie noch nicht über jahrelange Erfahrung verfügten.

"Wir müssten schon in ihrer Nähe sein", dachte Anborn, "vielleicht können sie uns schon hören." Er stieß einen Pfiff aus und hoffte, dass die gesuchten Waldläufer ihn hörten und erkannten.

Erst bei Arcuen und Sarion, dann unterwegs und schließlich bei Anborn

Eigentlich hatte Erchirion das zur Seite drehen zwecks stabiler Seitenlage vorgeschlagen und nicht wegen Costans Rücken. Aber nun, so konnten sie sich auch gleich darum kümmern. Arcuen war mittlerweile auch zurück gekehrt und gemeinsam kümmerten sie sich um die offenen Wunden, welche sie mit klarem Wasser auswuschen und notdürftig verbanden.

Dann mussten sie warten. Sie saßen schweigend da, während das Feuer knisterte. Zwischendrin hatte Sarion kurz den Verband um Erchirions Stirn gewechselt, welcher durchblutet gewesen war. Aber Erchirion war selbst das nicht mal wichtig. Solange Costan irgendwie überlebte.

Gerade, als sie wieder in einer schweigenden Phase waren, hörte man den Pfiff eines Vogels. Es war eines der Zeichen, welche die Waldläufer untereinander benutzten, um auch sie aufmerksam zu machen. „Es kommt Hilfe!“ rief Erchirion aus und sprang auf. „Ich gehe ihnen entgegen und führe sie her!“ meinte er schnell und lief in die Richtung, aus welcher er den Pfiff vernommen hatte.

Etwa nach vierhundert Metern traf er auf die zehn Waldläufer, welche von Anborn angeführt wurden. Etwas aus der Puste blieb Erchirion stehen und hob beschwichtigend die Hände. Denn er war einfach so aus dem Dickicht zu ihnen hinaus gestolpert und manch einer der Männer hatte zu seiner Waffe gegriffen. „Haltet ein, ich bin es nur!“ rief Erchirion aus. „Bin ich froh euch alle zu sehen!“ dabei blickte er geradewegs Anborn an und salutierte kurz. „Leutnant Anborn, ich danke Euch für Euer Kommen!“

(ich hab zeitlich mal ein bisschen gerafft, weil Anborn nicht so schnell bei uns sein könnte)

An der Klippe mit Sarion und anfangs Erchirion

Als Arcuen zu den Anderen zurückkehrte, wurde er von Sarion mit einem Lächeln empfangen. Erchirion hatte sich wohl einigermaßen beruhigt, die beiden hatten in der Zwischenzeit weiter notdürftig Costan versorgt.

»Nein, ich habe nichts gefunden...«, murmelte Arcuen und ließ sich neben Sarion fallen, der sich nun um Erchirions Stirn kümmerte. Arcuen ging ihm dabei zur Hand, es gab jedoch bald nichts mehr zu tun. Eine ganze Weile starrten sie alle in das noch immer stark rauchende Feuer.

Es gefiel dem jungen Waldläufer ganz und gar nicht, warten zu müssen - Zum Nichtstun verdammt. Irgendwann schweiften seine Gedanken jedoch ab und so bemerkte Arcuen Anborns Pfiff nicht, so war er ganz überrascht, als der Prinz plötzlich mit den Worten ›Es kommt Hilfe!‹ aufsprang, um den anderen Waldläufern entgegen zu laufen.

»Sarion, Gjua hat es geschafft!«, rief Arcuen freudig und ein bisschen stolz aus. Endlich bestand wieder Hoffnung, Costan zu retten!

Sorgsam kümmerten sie sich um Costans Verletzungen. Zumindest soweit es ihre Kenntnisse zuließen. Es dauerte eine Weile, bis sie alle Wunden gereinigt und notdürftig versorgt hatten, doch schließlich lag der Bewusstlose wieder ruhig. Gewaschen sah er jedoch nicht weniger übel aus als vorher.

»Lass mich deine Stirn noch einmal ansehen«, wandte sich Sarion dann an Erchirion, dessen Verband sich stellenweise dunkelrot verfärbt hatte. Sehr vorsichtig entfernte er diesen und legte dem Prinzen dann mit Arcuens Hilfe einen neuen Verband an. Dieser hatte kein trockenes Holz gefunden und so mussten sie sich mit dem stark rauchenden nassen zufrieden geben. Doch wenigstens brannte es und wärmte ein bisschen.

Nachdem sie eine Weile schweigsam am Feuer gesessen und gedankenverloren in die Flammen gestarrt hatten, ertönte plötzlich ein bekannter Pfiff. Sofort sprangen sie alle auf und Erchirion übernahm eifrig die Aufgabe, den anderen entgegen zu gehen. Auch Arcuen strahlte ihn erfreut und stolz an. »Ja, dein Falke hat einen Orden verdient!«, nickte Sarion lachend und klopfte dem Jüngeren anerkennend auf die Schulter.

Dann steckte er zwei Finger in den Mund und stieß ebenfalls einen Pfiff auf, um sich bemerkbar zu machen. Vermutlich hatte Erchirion dies in seinem Eifer vergessen. Und nicht, dass ihn hinterher noch einer seiner eigenen Kumpanen vor Schreck erdolchte.

NPC Anborn



Anborn hatte es kaum zu hoffen gewagt, doch es kam tatsächlich ein Pfiff als Antwort! "Sarion!"

Im nächsten Augenblick stürzte ihnen Erchirion aus dem Dickicht entgegen. Der junge Mann hatte einen Verband um den Kopf. Er salutierte vor Anborn und dankte ihm für sein Kommen. Der Leutnant salutierte ebenfalls und sagte:

"Ich bin auch froh, dich lebend zu sehen, Unteroffizier! Bringe uns zu deinen Kameraden!"

Freilich war unschwer zu erraten, wo sich Erchirions Kameraden aufhielten, denn mittlerweile konnte man zwischen den Bäumen Rauch aufsteigen sehen. Während sie in diese Richtung gingen, fragte Anborn:

"Was ist dir denn passiert? Ist dir ein Ork zu nahe gekommen?"

Anborn schien fast genauso erleichtert wie der junge Prinz zu sein. Rasch folgten sie den Spuren des Rauches, um möglichst schnell bei Sarion, Arcuen und Costan zu sein. „Ja leider, hat mich ein Ork erwischt“, meinte Erchirion mürrisch. „Aber es ist halb so schlimm.“ Seine Stirn war momentan wirklich nebensächlich.

„Habt Ihr einen Heiler mitgebracht? Costan geht es sehr, sehr schlecht. Er war vorhin bei Bewusstsein, als wir ihn von der Klippe geborgen haben. Aber jetzt ist er wieder ohnmächtig. Wir wussten nicht, was wir tun sollten. Wir hatten auch Angst irgendetwas schlimmer zu machen …“ Erchirion wusste nicht wie er es erklären sollte. Er war eben einfach kein ausgebildeter Heiler und mit der Situation restlos überfordert.

Es dauerte nicht lange und Erchirion hatte die Gruppe zu den Zurückgelassenen geführt. Auch Sarion und Arcuen schienen sehr erleichtert sie zu sehen.

NPC Amdir


Der Heiler war eine ganze Zeit schweigend hinter den anderen hergelaufen. Als Erchirion zu ihnen stieß, trat er vor und hörte aufmerksam zu. Jedes Detail war für die spätere Untersuchung wichtig.

Als sie die anderen erreichten, ging er sogleich zu dem Verletzten und begann ihn zu untersuchen. „Wisst ihr was passiert ist?“, fragte er ohne den Blick zu heben.
Seine Stirn war in Sorgenfalten gelegt, Costans Puls ging ungleichmäßig und er schien Fieber zu haben. ‚Was… was ist das?', der Heiler hatte getrocknetes Blut an den Lippen des Waldläufers gefunden. „Hat er Blut gespuckt?“, fragte er mit unruhiger Stimme die drei, die ihn gefunden hatten. Wenn ja, war das ein sehr schlechtes Zeichen.
Amdir befühlte vorsichtig den Oberkörper von Costan, zwei Rippen waren komplett durch, bei einer war er sich nicht sicher. Es schien als wäre sie nur angebrochen, der Mann seufzte.
Der Heiler tastete weiter den Körper des Verletzen ab, als er an den Bauchraum kam, zog er scharf die Luft ein. Es fühlte sich so an als wäre die Bauchdecke gerissen. Die Chancen des Kameraden standen in diesem Fall schlecht. Dann erst sah er sich das Bein an, es schien zweimal gebrochen zu sein.

„Es steht nicht gut um ihm, besonders sein Bauchraum macht mir Sorgen, die Bauchdecke scheint gerissen zu sein. Er fiebert und sein Puls ist recht unregelmäßig, zusätzlich sind zwei Rippen gebrochen und eine angebrochen. Die Blutergüsse und Wunden sind nicht so schlimm, solange sie sich nicht entzünden oder ähnliches, ich werde sie gleich mit ein paar Kräutern behandeln. Ich muss sein Bein schienen, dabei muss mir allerdings jemand helfen.“ Noch während er sprach nahm er die notdürftigen Verbände ab und behandelte die Wunden mit ein paar Kräutern bevor er sie erneut verband. Auch die kleineren Wunden versorgte er so, wenn sich etwas entzündete, hätte der Waldläufer fast gar keine Chance mehr. Arcuen drückte er seinen Wasserschlauch in die Hand, in den er vorher ein paar Kräuter reingemischt hatte. "Gib ihm das, aber sei vorsichtig. Er darf sich nicht verschlucken!" Zu guter letzt legte er einen festen Verband um den Oberkörper des Mannes an, den dürfte er für's Erste nicht bewegen. Als er damit fertig war blickte er fragend in die Runde „Wer hilft mir jetzt bei seinem Bein?“

Ein Fels von mindestens der Größe des Mindolluin fiel Arcuen vom Herzen, als Erchirion in Begleitung von sicherlich zehn Mann aus dem Wald trat. Bis dahin hatte er noch nicht ganz glauben können, dass endlich Hilfe da war.

Froh begrüßte er die Truppe, die von Anborn angeführt wurde. Der Heiler Amdir verlor keine Zeit und machte sich gleich an die Untersuchung des Verletzten. Wie sie befürchtet hatten, hatte sich Costan bei dem Sturz weitaus schlimmere Verletzungen zugezogen, als sie zuvor hatten feststellen können.

Zwar hatten sie bereits gewusst, dass es schlecht um ihn stand, aber die Auszählung Amdirs ließ den jungen Rekruten trotzdem erschrocken die Luft einziehen. Routiniert hatte sich der Heiler rasch eingerichtet und begonnen, die Wunden zu versorgen. Etwas unbeholfen stand Arcuen daneben, bis ihm Amdir den Schlauch in die Hand drückte.
»Ich gebe mein Bestes.«, erwiderte er und führte das Trinkgefäß vorsichtig an die geöffneten Lippen Costans. Tatsächlich klappte es ganz gut, kein einziges Mal musste sein Kamerad schlucken, auch wenn aufgrund von Arcuens, wegen der Aufregung, zitternden Händen etwas von dem Kräuterwasser daneben ging.

Auf Sarions Pfiff wurde nicht mehr geantwortet, doch wenig später kam Erchirion mit einem recht ansehnlichen Trupp Waldläufer zurück und Sarion atmete erleichtert auf. Er erhob sich, verneigte sich kurz vor dem Hauptmann und nahm dann wieder einen Platz an Costans Seite ein, jedoch so, dass er niemandem im Weg war.

Amdir, wie Sarion wusste ein ziemlich guter Heiler, eilte sofort zu Costan und begann mit der Untersuchung noch bevor er gefragt hatte, was geschehen war. Dies holte er jedoch wenig später nach. »Costan und seine Begleiter wurden von einer Schar Orks - vielleicht fünf - überrascht. Einen konnten sie töten, drei weitere erledigten wir später. Costan wurde im Kampf verwundet und stürzte schließlich die Klippe dort hinab. Gut fünfzehn Meter ist er gefallen«, erklärte Sarion kurz und sah dann zu Anborn auf. »Alle bis auf Costan sind gefallen. Wir haben ihre Leichen nicht gefunden«, berichtete er.

Amdir untersuchte derweil weiter und gab schließlich einen Bericht. Sarion verzog vor Mitleid das Gesicht. Er hatte gewusst, dass es nicht gut um Costan stand... aber die Gewissheit war noch einmal ein harter Schlag. Arcuen erhielt die Anweisung, dem Verletzen eine Kräutermischung zu verabreichen, dann fragte Amdir, wer ihm beim Schienen des Beines zur Hand ging. »Ich helfe Euch«, erklärte Sarion höflich, auch wenn es ihm nicht behagte.

Costan



Irgendwann, als der Schüttelfrost eingesetzt hatte, war Costan wieder in die Stille hinüber geglitten und der junge Waldläufer hatte erst einmal Ruhe von all der Qual, welche er gerade durchlebte. Er schwebte dahin in einer stillen Dunkelheit und bekam nichts mehr von all dem um sich herum mit. Sein Körper holte sich das, was er verlangte.

Erst als prüfende Hände seinen Körper abtasteten und jemand einen Wasserschlauch an Costans Lippen setzte, kam der Waldläufer langsam wieder zu Bewusstsein. So erleichterte er Arcuen auch das Trinken, denn er schluckte selbstständig. Costan blinzelte, doch nahm er die Gestalten um sich herum nur schemenhaft wahr. Waren das vorhin nicht nur drei Waldläufer gewesen?

Immer wieder fielen Costan die Augen und immer wieder öffnete er sie gewaltsam, während er unter der Last seines Körpers und der Schmerzen, die ihm die Verletzungen bereiteten, stöhnte. Zum sprechen war Costan aber mittlerweile zu schwach.

NPC Anborn



Erchirion erwähnte, dass ihn tatsächlich ein Ork erwischt hatte und fragte, ob ein Heiler bei ihnen sei.

"Ja", antwortete Anborn, "Amdir ist mit uns gekommen."

Kurz darauf waren sie da und der Heiler eilte sofort zum schwer verletzten Costan. Anborn grüßte Arcuen und Sarion mit einem kurzen Nicken, dann gab er drei Waldläufern das Zeichen, Wache zu halten. Schließlich blickte er zu Amdir, der fragte, was geschehen sei. Sarion berichtete in knappen Worten, was Costan und seinen Kameraden zugestoßen war.

"Ein Wunder, dass er einen Sturz aus solcher Höhe überhaupt überlebt hat!"

Amdir setzte seine Untersuchung fort und kam zu einer ziemlich niederschmetternden Diagnose, während er sich um Costans Wunden kümmerte. Anborn wollte nun Sarion fragen, was ihnen passiert sei, doch da der Unteroffizier genauso wie Arcuen dem Heiler dabei half, den Verletzten zu verarzten, wandte sich der Leutnant an den jungen Mann aus Dol Amroth.

"Erchirion, bitte berichte mir kurz, was euch zugestoßen ist, als ihr herkamt und was mit den Orks geschehen ist, gegen die ihr gekämpft habt."

Erchirion war sehr erleichtert, dass der kompetente Heiler Amdir die Gruppe Waldläufer begleitete. Dieser lies sich auch nicht lange bitten, sondern untersuchte Costan sofort. Was er dabei herausfand, war sehr beunruhigend. „Er wird es doch schaffen, oder?“ fragte Erchirion besorgt. „Er ist noch so jung.“ Mittlerweile war Costan wieder zu Bewusstsein gekommen.

Doch ehe der Heiler ihm antworten konnte, hatte Anborn bereits wieder das Wort an den Prinzen gerichtet und befragte ihn nach den Vorfällen. „Also wir waren wie befohlen unterwegs. Irgendwann sind wir auf einem Ork-Leichnam getroffen und auf Kampfspuren. Wir haben uns dann aufgeteilt und die Gegend abgesucht. Und dann habe ich Costan gefunden, der gleich da über die Klippe gestürzt war und auf einem Felsvorsprung lag. Anfangs dachte ich er sei tot, doch dann hat er seine Hand bewegt.“

Erchirion fuhr sich mit der Hand durchs Haar und versuchte seine Gedanken zu ordnen. „Dann haben wir ihn zu dritt und mit viel Mühen und einer improvisierten Trage geborgen. Als wir ihn oben hatten und Sarion noch unten war, wurden wir von Orks angegriffen, die sich noch in der Nähe aufgehalten haben mussten. Doch wir konnten sie besiegen. Ihre Kadaver liegen dort hinten.“ Erchirion deutete in die besagte Richtung. „Und dann haben wir den Falken losgeschickt. Wir wussten nämlich nicht, ob wir es bis nach Henneth Annun schaffen.“

NPC Amdir


Amdir zog die Luft ein, als Sarion berichtete was geschehen war. Dass er das überhaupt überlebt hat war ein Wunder.
Bevor der Heiler Erchirion antworten konnte, wurde dieser von Anborn in Beschlag genommen. Amdir war froh darüber, schließlich konnte er nichts versprechen. Aufmunternd lächelte er Arcuen zu als dieser Costan die Kräutermischung einflößte, auch wenn dessen Hände zitterten klappte es ganz gut.
Amdir fand es eher weniger gut das Costan in diesem Moment aufwachte, schließlich musste sein Bein noch geschient werden, und das würde alles andere als angenehm werden, doch er versuchte sich nichts anmerken zu lassen. "Costan? Costan, kannst du mich hören?" Der Waldläufer schien kaum die Augen offen halten zu können. Wenn er wach war, waren dessen Chancen zu überleben jedoch höher.
"Arcuen, er darf nicht wieder einschlafen. Rede mit ihm, egal über was. Versuch ihn zu beruhigen, wenn ich jetzt mit Sarion anfange das Bein zu schienen, wird er Schmerzen haben." Vorsichtig steckte Amdir dem Waldläufer ein Leinentuch in den Mund wo er draufbeissen konnte.

Er nickte Sarion zu. "Dann los. Costan? Wir werden jetzt dein Bein schienen... das wird weh tun, versuch aber wach zu bleiben." Eindringlich redete der Heiler auf den Waldläufer ein. "Also Sarion, versuch das Bein hier und hier ruhig zu halten." Während er sprach zeigte der Heiler auf die Stellen wo Sarion seine Hände hinlegen sollte und legte derweil die Schiene bereit. Er atmete noch einmal tief durch und rückte dann mit leichtem Druck den Knochen zurecht, ein unangenehmes Knacken entstand dabei. Sobald der Fuß wieder in seiner natürlichen Position lag, fixierte der Heiler die Schiene, mitleidig schaute er dem Verletzten ins Gesicht.

Mit einem Mal schien Costan wieder zu Bewusststein zu kommen und Arcuen bekam von Amdir den Auftrag, ihn wach zu halten.
Ausgerechnet er, dem in solchen Momenten der Kopf völlig leer schien und sich die Lippen selbstständig machten.

»He, Costan. Kannst du mich hören?«, wiederholte er die Worte des Heilers. »Schau, wir haben meinen Falken nach Henneth Annun geschickt und jetzt sind unsere Leute hier, Amdir der Heiler ist auch da. Der kriegt dich schon hin, glaub mir.«

Der Waldläufer warf Amdir einen fragenden Blick zu, weil er unsicher war, ob es aureichte, was er tat. Im Hintergrund erzählte inzwischen Erchirion den Anderen, was vorgefallen war.

Arcuen hielt die zitternde Hand sein verletzten Kameraden fest, während der Heiler begann, das Bein zu schienen. Mit einem Mal fühlte er, dass auch er völlig erschöpft war. Aber er musste jetzt da sein, um Costan wach zu halten.
»Wenn wir das hier geschafft haben, bringen wir dich zurück zu den Höhlen und können wir endlich aufklären, was hinter der Sache steckt. Und die Orks werden wir auch finden und sie zur Rechenschaft ziehen.«
In Wahrheit sagte er bloß, was ihm selbst gerade durch den Kopf ging, aber das war besser als gar nichts.

Sarion warf Erchirion einen leicht missbilligenden Blick zu. Woher sollte der Heiler denn so schnell wissen, ob Costan überleben würde... wenn er es überhaupt sagen konnte. Mit einem leisen Seufzer fügte er an Amdir gewandt noch hinzu. »Ja, er hat Blut gespuckt«, er flüsterte fast, damit nicht gleich alle Umstehenden es hörten.

Doch Amdir machte seinen Befund gleich öffentlich. Gut, so gab es keine neugierigen Blicke und Fragen.

Leider erwachte Costan wieder, was es zwar einerseits leichter machte, ihm die Kreutermischung einzuflößen, ihm aber dadurch auch die Schmerzen nicht ersparte. Nun war es Sarion noch unheimlicher, wenn er daran dachte, dass er gleich das gebrochene Bein anfassen musste. Vorhin, als Costan ohnmächtig gewesen war, war es ihm wesentlich leichter gefallen.

Während Erchrion nun dir Fragen des Leutnants beantwortete und Arcuen dem Verletzen irgendwelche Dinge erzählte, die ihm scheinbar gerade in den Kopf kamen, legte Sarion seine Hände möglichst behutsam auf die Stellen, die Amdir ihm nannte. Er biss die Zähne zusammen und zwang sich nicht an den Schmerz zu denken, als der Heiler das Bein leicht dehnte und den Knochen mit einem Knirschen wieder in die richtige Position drehte. Ihm ließ ein Schauer den Rücken runter und fast hätte es ihn geschüttelt.

Costan



Von zwei Seiten wurde nun auf Costan eingesprochen, nachdem man bemerkt hatte, dass der junge Mann wach war. Doch der Waldläufer konzentrierte sich erst einmal auf Arcuen. Zwar antwortete er ihm nicht, doch suchte er dessen Augenkontakt und bemühte sich um ein sachtes Nicken. Es war gut, dass Hilfe gekommen war. Doch deutlich konnte man die Angst aus Costans Augen ablesen. Sei stark, sei tapfer … du bist ein Krieger, du bist ein Soldat Gondors … mach deine Eltern stolz …, immer wieder rief sich der 24-Jährige diese Worte ins Gedächtnis.

Irgendwann schob ihm der Heiler ein gefaltetes Tuch in den Mund, so dass Costan würde darauf beißen können. Der junge Mann schloss die Augen und versuchte ruhig zu atmen. Doch als Amdir sein Bein streckte und die Knochen an die richtigen Stellen drehte, schlug er seine Augen panisch wieder auf und schrie, doch wurde der Schrei größtenteils vom Tuch in seinem Mund aufgenommen. Er drückte die Hand schmerzhaft, welche seine und bäumte sich leicht auf, während sein Körper verkrampfte.

Als das Bein endlich in der Schiene lag, fiel sein Körper wieder schlaff in die Ausgangsposition. Costan war wach geblieben, doch ging sein Atem nun schnell und ruckartig, während ihm ungwollt zwei Tränen die Wangen hinunter liefen.

(Erchirion und Anborn sollen erstmal übersprungen werden, schreiben ja sozusagen im Moment 'alleine' miteinander)
NPC Amdir


Als Sarion Amdir bestätigte das Costan Blut gespuckt hatte, sah der Heiler ihm nur ernst in die Augen. Er hoffte inständig dass der Verletzte dies überlebte, seine Chancen standen leider nicht sehr gut.
Ruhig arbeitete er weiter und er fand, dass Arcuen seine Sache recht gut machte, obwohl er Costan nur irgendetwas erzählte, was ihm anscheinend gerade in den Sinn kam. Doch es zeigte Wirkung, der Verletzte schien sich auf ihn zu konzentrieren. „Genau so Arcuen, rede weiter mit ihm“, so blieb er wenigstens wach.
Als Costan einen Schrei nicht unterdrücken konnte, verzog Amdir das Gesicht. Er leidete mit ihm und es war schwer für ihn einfach so zu tun, als wäre nichts gewesen. „Versuch ihn zu beruhigen, Arcuen!“ Unruhig blickte er dem Verletzten ins Gesicht, Tränen liefen ihm über die Wange, aber er war wach. Ein kleines Lächeln glitt dem Heiler über das Gesicht. Vielleicht überlebte der Waldläufer diese Verletzungen, Hoffnung bestand immer noch. Er schaute Sarion an, dem die Situation nicht angenehm zu sein schien. Amdir hatte Verständnis dafür. „Gut gemacht. Das Schlimmste ist wohl vorbei.“

NPC Anborn



Aufmerksam vernahm Anborn Erchirions Bericht und sann über alles nach, was er nun erfahren hatte. Als Erchirion geendet hatte, sagte er:

"Den Falken zu senden war eine gute Idee. Wer von euch kam denn darauf?

Ihr habt tapfer gekämpft und die Orks getötet. Indes frage ich mich, ob mehr von diesen üblen Kreaturen in der Nähe sind. Das müssen wir noch klären, denn einerseits sollten wir so früh wie möglich nach Henneth Annûn zurückkehren, soweit es Costans Zustand erlaubt, doch andererseits müssen wir auch darauf achten, dass uns keine Feinde dorthin folgen, denn unser Stützpunkt muss unter allen Umständen geheim bleiben."

Sarion war ein wenig übel und es fiel ihm schwer, die Hände an Ort und Stelle zu lassen. Es war immer schlimm, wenn ein Kollege verletzt wurde, aber wenn man einem Verletzten bei der Heilung auch noch weitere Schmerzen zufügen musste, dann war dies eindeutig ungerecht!

Fast ruckartig ließ Sarion Costans Bein los, blickte kurz zu Amdir, der ihn lobte, erhob sich dann schnell und trat einige Schritte beiseite. Er hasste es, wenn er Gefahr ließ, Schwäche zu zeigen, denn er wollte, dass gerade die höher gestellten Waldläufer immer nur das Beste von ihm sahen und auch vor den Jüngeren wollte er sich nicht bloß stellen. Nach ein paar Atemzügen hatte Sarion wieder Magen und Kopf im Griff und so wagte er es, sich wieder zu Arcuen zu gessellen. An Blut und offen liegendes Fleisch hatte er sich ja inzwischen gewöhnt... aber das Geräusch des knirschenden Knochens und Costans Schreie dazu waren irgendwie etwas zu viel gewesen...

Costan war - ob zum Glück oder leider konnte Sarion nicht genau sagen - nicht wieder in Ohnmacht gefallen, sah nun jedoch noch bleicher aus als vorher. »Gleich wird es bestimmt besser«, sagte er zu Arcuen, es klang jedoch mehr, als wollte er sich selbst anstatt den Verletzten beruhigen. Immer noch hallte Sarion das knöcherne Knirschen in den Ohren wieder.

NPC Amdir


Amdir bemerkte, dass Sarion die ganze Angelegenheit nicht sehr angenehm zu sein schien, er konnte ihn gut verstehen, am Anfang hatte er auch gegen Übelkeit ankämpfen müssen, mittlerweile war dies aber keinerlei Problem mehr. Sarion floh schließlich schon fast vor der Situation. Doch nach ein paar Sekunden hatte er sich wieder zu Arcuen gesellt. Amdir prüfte noch einmal den allgemeinen Zustand des Verletzten, er schien recht stabil zu sein, und blickte ihm dann ins Gesicht. Nachdenklich saß er so eine Weile, er wog ab ob Costan einen Transport in die Höhlen durchstehen würde, seine Chancen standen nicht schlecht, aber sicher konnte sich Amdir nicht sein. Nach einiger Zeit sah er zu Arcuen und Sarion auf auf. „Jetzt müssen wir ihn nur noch auf die Trage bringen.“ Sorgenfalten bildeten sich auf der Stirn des Heilers, sie mussten es wohl mit mehreren versuchen, ansonsten würde zu viel Druck auf eine Stelle kommen, mit mehreren würde dieser sich besser verteilen. Amdir konnte nur hoffen dass die Prozedur nicht allzu schmerzhaft werden würde.

Anborn hatte sich den ganzen Bericht schweigend angehört und als Erchirion geendet hatte, lobte der Leutnant die Taten der drei jungen Männer und fragte nach, wer denn die Idee mit dem Falken gehabt hatte. "Das war meine Idee", platzte Erchirion mit vor Stolz geschwellter Brust heraus und dachte gar nicht darüber nach, dass er sich vielleicht hätte zurücknehmen sollen und seine Kameraden ebenfalls mit hätte einbeziehen können. Erst nachdem er die Worte ausgesprochen hatte, erkannte Erchirion, dass es vielleicht ein wenig eingebildet klang. Doch nun, er wäre nicht er, wenn ihm das viel ausmachen würde. "Nun, der Falke gehört natürlich Arcuen und er hat ihn auch abgerichtet. Und ... also Sarion hat sich hauptsächlich um Costan gekümmert."

Der Prinz drehte sich weg als Amdir genau in diesem Augenblick die Knochen des Beines zurecht rückte und Costan in das Tuch schrie. Knochenbrüche waren ja so schon schmerzhaft, aber dann auch noch das zurechtrücken … Erchirion hatte sich als siebenjähriger mal den linken Arm angebrochen. Und schon das war schmerzhaft gewesen.

Erchirion sah nun zu dem Verletzten, welcher noch immer von Amdir und den Kameraden umsorgt wurde. "Kann es nicht sein, dass er sich einfach auf die Zunge gebissen hat oder so?" fragte Erchirion nach. Denn auch er hatte das Blut auf Costans Hand gesehen, nachdem dieser gehustet hatte. Und das mit der Verletzung im Mund war doch durchaus möglich. Das wäre auch nicht so besorgniserregend.

"Natürlich dürfen wir die Orks nicht nach Henneth Annun führen!" meinte Erchirion dann an Anborn gewandt. "Arcuen hat schon den nahen Umkreis abgesucht. Da war nichts weiter. In wie weit wollt Ihr hier die Verfolgung aufnehmen?" fragte der Prinz. "Arcuen sinnt nach Rache und ich genauso!" --

Costan



Langsam ließen die starken Schmerzen im Bein nach, trotzdem war das Bewusstsein für Costan momentan eine Qual. Zumindest schien Amdir gerade nicht mehr an Costans Bein herumarbeiten zu wollen, was den jungen Mann sehr erleichterte.

Kann es nicht sein, dass er sich einfach auf die Zunge gebissen hat oder so? … hörte Costan Erchirion sprechen. „Was? … Warum Zunge … ich versteh … nicht“, presste der Verletzte hervor und sah Amdir geradewegs in die Augen. Irgendwie beunruhigten ihn alle hier noch viel mehr.

„So müde ...“, meinte Costan schwach und sein glasiger Blick blieb auf Anborn hängen. Fast entschuldigend hob er schwach seine Hand in dessen Richtung. „Tut mir leid ... habe versagt … wir hatten … einen Auftrag … wir haben … versagt!“ Costan musste wieder Husten, bevor er wieder röchelnd zur Ruhe kam.

NPC Anborn



Erchirion antwortete in einem etwas eingebildet klingendem Ton, dass es seine Idee gewesen war. Immerhin wies er auch noch auf die Verdienste von Arcuen und Sarion hin.

"Gut gemacht von allen!" lobte Anborn. Ob einer der drei Kameraden besonders zu loben sei, könnte später immer noch der Hauptmann oder noch höhere Vorgesetzte entscheiden.

Seine Aufmerksamkeit wurde auf den Heiler gelenkt, der sagte, dass man den Verletzten auf die Trage bringen müsse. Anborn befahl darauf, die Trage neben Costan zu legen. "Vier Mann sollen den Verletzten entsprechend Amdirs Anweisungen auf die Trage hieven!" Sofort kamen die Männer mit der Trage und erwarteten die Anweisungen des Heilers.

Nun berichtete Erchirion, dass Arcuen die Umgebung bereits abgesucht habe und fragte, ob sie die Verfolgung aufnehmen sollten, da sie auf Rache sinnen würden.

"Rache?" wiederholte Anborn. "Ihr habt euch doch schon gerächt, als ihr die Orks getötet habt. Nachdem Arcuen die Umgebung bereits erkundet und keine weiteren Orks gefunden hat, ist es unwahrscheinlich, dass sich noch weitere von ihnen in der Nähe aufhalten. Wen sollten wir dann noch verfolgen? Oder gibt es irgendwelche frischen Spuren?"

Während Anborn noch mit Erchirion sprach, bemerkte er, dass Sarion, der neben Arcuen stand, ziemlich blass aussah.

"Alles in Ordnung mit dir, Sarion?" fragte der Leutnant.

Jetzt meldete sich auch noch Costan zu Wort und jammerte, dass er versagt hätte.

"Ruhig, Soldat!", sagte Anborn, "schone dich! Wir können über alles reden, wenn es dir besser geht."

Erchirion war mit seinem Bericht fertig und Anborn stellte ihm nun noch einige Fragen. Sarion hörte nur mit halbem Ohr zu, denn das andere hatte er auf Amdir gerichtet, um neue Anweisungen nicht zu verpassen. Trotzdem ließ ihn Erchirions Selbstlob ein wenig die Nase rümpfen, was sich gab, als der Prinz weniger eingebildet hinzufügte, dass ja Arcuen den Falken abgerichtet hatte. Das musste der junge Mann wirklich noch lernen: Das er sich selbst nur unauffällig ins Licht rückte! Sonst würde er wohl irgendwann mit seinem Eigenlob auf die Nase fallen.

Irgendwann war der Bruch wieder gerichtet und nun begann Costan auch wieder auf die Dinge um sich herum einzugehen. Seine Worte waren zwar gestammelt und klangen matt, jedoch schien sein Gast klar zu sein. »Ich glaube nicht, dass er sich auf die Zunge gebissen hat«, sagte Sarion leise und schüttelte dann den Kopf, als Anborn fragte, ob alles in Ordnung war. Schnell korrigierte er sich zu einem Nicken. »Es ist nichts... ich weiß nur, warum ich nie Heiler werden wollte«, antwortete er ehrlich. Bisher hatte er sich in keinem Wort zur geplanten Rache geäußert, obwohl auch in ihm ein ziemlicher Hass aufstieg, wenn er sich Costan ansah. Gerne hätte er noch ein oder zwei Orks dafür büßen lassen, doch er war zu besonnen, um sich derartige Gefühle auch nur anmerken zu lassen. Außerdem fühlte er sich im Augenblick eher unglaublich müde, als dass er vor Tatendrang platzte.

Sarion war einer der Männer, die sich bereit stellten, um Costan auf die Trage zu heben. Vorsorglich stellte er sich nicht auf die Seite mit dem geschienten Bein, obwohl ihm dann erst aufging, dass dort vermutlich am wenigsten passieren konnte. Aber es war ihm unheimlich. »Costan, wie lautete euer Auftrag?«, fragte er den Verletzten dann und sah Amdir an, damit dieser das Zeichen gab, wann sie Costan anheben sollten. Wenn dieser sich auf die Erinnerung und das Sprechen konzentrierte, war es vielleicht nicht ganz so schmerzhaft. Hoffte Sarion.