Erchirion war einverstanden, auch wenn er darauf hinwies, dass die Straße bereits außerhalb des zu untersuchenden Bereichs lag. Daran hatte Arcuen überhaupt nicht gedacht, aber es war ihm auch gleichgültig - der verbissene Wunsch, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen, hatte wieder Besitz von ihm ergriffen. Also schlug er die Mahnungen Sarions in den Wind und lief mit den Worten »Also gut, worauf warten wir noch? Wer auch immer dahinter steckt, er wird uns nicht weiter an der Nase herumführen!« in Richtung des Pfades, den Blick weiterhin an den farn- und stechginsterbedeckten Boden geheftet.
Bald ließen sie ihre übrigen Kameraden ein ganzes Stück hinter sich. In dem dichten Unterholz und bei dem leichten Bodennebel, der immer noch über dem Wald lag, konnte man ohnehin nicht besonders weit blicken. Der junge Rekrut hielt inne und wusste einen kurzen Moment lang nicht, wo sich sich befanden, als er wenige Schritte vor ihm den Weg erkannte. Sie befanden sich hier knappe hundert Schritt westlich von der Stelle, an der der Trupp abgebogen war. Arcuen wandte sich zu Erchirion um und legte einen Finger an die Lippen. Von nun an mussten sie umso wachsamer sein. Es war ja gar nicht unwahrscheinlich, dass die Unbekannten die schwere Last nur ein Stück weit fortgebracht hatten. Und wenn es jetzt zu einem Kampf kam, konnten sie nicht auf ihre Kameraden zählen.
Der Waldläufer kniete sich an den Wegesrand und untersuchte den feuchten Boden mit den Fingerkuppen. Wenige Schritte zu ihrer Rechten kreuzte ein Wildwechsel den Pfad, ein paar Rehspuren hatten sich hierhin verirrt, aber Stiefelabdrücke oder Schleifspuren konnte Arcuen nicht entdecken. »Vier Augen sehen mehr als zwei. Möchtest du dich einmal umsehen? Ich passe solang auf.«, sagte er zu Erchirion und spannte seinen Bogen, »Ansonsten müssen wir es halt nochmal ein Stück den Weg hinauf versuchen. Irgendwo müssen diese Kerle doch eine Spur hinterlassen sein, außer die Erde hätte sie an Ort und Stelle verschluckt.«
Erchirion folgte dem Gleichaltrigen durch das Unterholz in jene Richtung, in welche sich der Weg befinden musste. Der Prinz versuchte dabei so wenig Geräusche wie möglich zu machen. Sie hatten es bereits ganz gut gelernt zu schleichen und aufzupassen wo sie hintraten. Trotzdem blieb ihnen dabei noch die Zeit, nach Spuren zu suchen. Doch hier war alles ziemlich durcheinander. Das einzige was Erchirion noch entdecken konnte war ein Wildwechsel, welcher sich durch das etwas höhere Gras schlängelte.
Sie hatten die Straße erreicht und Arcuen bat Erchirion auch die Augen nach Spuren offen zu halten. Vier Augen sahen schließlich immer mehr als zwei. Hätte ich doch ohnehin getan. Der Regen wurde nun intensiver und Erchirion zog seine Kapuze noch ein wenig weiter ins Gesicht. Zum Glück hielt der Umhang das Wasser einigermaßen ab, doch viele Wassermassen würde er auch nicht schaffen. „Heute Abend werden wir alle durchnässt sein und frieren!“ murrte der junge Waldläufer. War ausgerechnet ein Zweitages-Auftrag bei diesem Mistwetter.
Erchirion konnte hier ebenfalls nichts erkennen. „Dann lass uns die Straße weitergehen. Es wäre schön, wenn wir etwas finden. Das verschafft uns, und vor allem dir, vielleicht ein paar Pluspunkte.“
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Während Sarion suchte, fragte er, ob das Wesen, dass die Orks fortgebracht habe, vielleicht geflogen sei.
"Du meinst, es waren Vögel?" fragte Anborn zurück, denn andere fliegende Wesen kannte er nicht. "Vielleicht gibt es Vögel, die Orkfleisch fressen, aber es gibt wohl kaum welche, die stark genug sind, um ganze Kadaver wegzuschaffen. Höchstens Riesenadler, wenn es sie in Mittelerde noch gibt. Aber wenn diese Adler tatsächlich so edel sind wie in den alten Geschichten, werden sie gewiss keine ekelhaften Orks fressen und ich wüsste auch nicht, warum sie deren Kadaver fortschaffen sollten."
Anborn hatte von den Legenden von Manwes Adlern gehört, die nicht nur riesig waren, sondern sogar sprechen konnten. Gerüchten zufolge lebten sie noch in Gegenden des Wilderlandes nördlich von Gondor und Rohan, doch gesehen hatte Anborn sie noch nie.
Die Spurensuche verlief ergebnislos. Anborn rief die anderen Waldläufer herbei, die ebenfalls nichts gefunden hatten. Doch zwei Mann fehlten.
"He, wo sind Erchirion und Arcuen?" fragte er.
"Ich habe gesehen, dass sie nach Westen gegangen sind", sagte Caliondo und zeigte in die entsprechende Richtung.
"Wie? Wollen die beiden zurück nach Henneth Annûn?" Anborn war befremdet. "Verdammt, ich habe doch gesagt, sie sollen in Sicht- und Hörweite bleiben! Los, mir nach, wir müssen sie finden! Und bleibt mir ja alle zusammen!"
Sie stapften durch den dichter werdenden Regen in die Richtung, in die Caliondo gezeigt hatte. Nach kurzer Zeit entdeckte Anborn die Spuren der Waldläuferstiefel von Erchirion und Arcuen.
"Na immerhin! Los, etwas schneller!" sagte er und sie liefen weiter.
Nach einer Weile tauchte vor ihnen der Pfad auf. In einiger Entfernung waren zu Anborns Erleichterung auch Erchirion und Arcuen zu sehen.
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Sarion sah auf und zuckte mit den Schultern. »Keine richtigen Vögel wenn«, nahm er seine These ein wenig zurück. Nur eben irgendwas mit Flügeln. Dass es wohl keine Riesenadler gewesen waren, war ihm jedoch von Anfang an klar gewesen, denn zum einen waren diese lange nicht mehr gesichtet worden und zum anderen als stolze Tiere bekannt, da würden sie sich sicherlich nicht von Aas ernähren und schon gar nicht von Orks.
»Aber wie erklärt Ihr Euch sonst, dass wir überhaupt keine Spuren finden können?«, fragte Sarion zurück. Hier fand er auch nichts. Aber es war auch keine Richtung, in der er eine Spur vermutet hätte. Und alles konnte der Regen doch wirklich nicht verwischt haben, auch wenn dieser ziemlich unbarmherzig und beständig vom Himmel fiel.
Schließlich kehrten sie zum Ausgangspunkt zurück. Niemand hatte etwas entdeckt. Doch Erchirion und Arcuen fehlten noch und Caliondo gab an, dass er diese in Richtung Pfad gesehen hätte. Sarion stöhnte auf und verdrehte die Augen. Wie war das mit dem: Haltet euch zurück! doch gleich gewesen?!
Anborn befahl, dass man die beiden Einzelkämpfer sofort suchen sollte, aber bloß gemeinsam, damit nicht noch einer vom Weg abkam. Also stapften sie zusammen durch den Regen und hielten nach den Ausreißern Ausschau. Es war nicht sonderlich schwer, den beiden zu folgen, denn im Gegensatz zu den mysteriösen Orkentführern hatten sie deutliche Spuren im Schlamm hinterlassen. So sahen sie sie bald auf der Straße, wo sie sich noch weiter von den anderen entfernten. Ziemlich sorglos, wie es aussah! »Eigentlich haben sie ja eine Lehre verdient. Scheinbar helfen Worte hier schließlich nicht viel! Soll ich ihnen einen Pfeil vor die Füße schießen? Ich hab auch noch einen Orkpfeil!«, schlug Sarion leise aber aufgebracht vor. Die Entfernung war zwar recht groß, aber es reichte ja, wenn der Pfeil etwas entfernt von den beiden in einen Baum fuhr!
Sein Kamerad war mit dem Vorschlag einverstanden, doch als er zu Ende sprach, heilt Arcuen inne. Was sollte das jetzt schon wieder? Wegen Erchirion hatte der Leutnant doch erst von seinem Missgeschick erfahren! Vielleicht war dieser Satz nicht mal böse gemeint gewesen, aber der Prinz hätte doch froh sein müssen, dass dieser Konflikt für eine Weile nicht zwischen ihnen stand. Ganz unabhängig davon ging es für Arcuen hierbei um mehr als die Anerkennung einiger Vorgesetzter, sondern um dem Wunsch, einem scheinbar unlösbaren Rätsel auf die Spur zu kommen und vielleicht den Tod zweier Kameraden zu rächen.
Der junge Rekrut öffnete den Mund zu einer aufgebrachten Erwiderung, schloss ihn dann aber und ging dann ohne zu antworten weiter. Es hatte eh keinen Sinn, mit dem Prinzen zu streiten. Dass Anborn, Sarion und die übrigen Waldläufer sie inzwischen entdeckt hatten, hatte noch keiner der beiden bemerkt.
Arcuen hatte unterdessen wieder die Spurensuche aufgenommen, doch war mit seinen Gedanken nicht mehr ganz bei der Sache, sodass er die deutlich zu erkennenden Abdrücke erst nach einiger Zeit bemerkte. »Erchirion! Komm her, schnell!«, reif der Dunadan aufgeregt seinem ein Stück zurückgefallenen Kameraden zu. mit einem Mal waren sie offen zu erkennen: Schleifspuren und Stiefelabdrücke, die sich im feuchten Waldboden klar hervorhoben. Und sie stammten zweifelsohne nicht von Waldläufern.
Arcuen zählte mindestens drei Mann und zwei schmale Schleifspuren, vielleicht von schweren, gezogenen Ästen. Vielleicht waren es auch mehr, denn ausgerechnet auf dem Weg liefen die Spuren wirr durcheinander und führten dann auf der anderen Seite des Weges ins Unterholz. »Was meinst du, wie alt sind die?«
Irgendetwas schien Arcuen an Erchirions Aussage nicht zu gefallen. Das sah der Prinz dem Gleichaltrigen an. Doch der junge Waldläufer sagte nichts dazu, sondern konzentrierte sich weiterhin auf den Boden und die nahegelegenen Büsche. Erchirion zuckte mit den Schultern und folgte ihm. Auch er hatte noch nicht bekommen, dass die anderen die Straße mittlerweile ebenfalls betreten haben.
Da plötzlich rief ihn Arcuen herbei. Es war nur ein sehr, sehr kurzer Sprint (und Erchirion war ein ausgezeichneter Sprinter), da war er auch schon an seiner Seite. Auch der Prinz sah sich die Spuren genauer an. Dann runzelte er die Stirn. „Aber warum fangen die hier erst an? Wie kann das denn sein?“ Konnten sie schon älter sein und von einem anderen Vorfall herrühren. Erchirion fuhr kurz mit dem Finger an einer der Spuren entlang. „Also warm sind sie nicht mehr“, scherzte er.
Auch der Fürstensohn sah, dass die Spuren auf der anderen Wegseite ins Unterholz führten. „Dann lass uns diesen Spuren eine Weile folgen. Damit wir die ungefähre Richtung kennen. Los, rasch!“ meinte Erchirion und folgte den Spuren, welche die Straße verließen. „Mal schauen was der hohe Herr Leutnant Anborn sagt, wenn wir diejenigen sind, die die besten Hinweise entdecken. Vielleicht war es dann das mit seinem arroganten Gehabe.“
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Dass Erchirion und Arcuen sich befehlswidrig von der Truppe entfernt hatten, hatte Anborns Unmut geweckt. Doch das, was Sarion nun vorschlug, missfiel ihm noch mehr.
"Nein!" fuhr er den Unteroffizier barsch an. "Eine Dummheit beantwortet man nicht mit einer größeren Dummheit! Man schießt Kameraden nicht Orkpfeile vor die Füße! Mit solch gefährlichem Unsinn bringst du nicht nur die zwei Kameraden sondern auch uns in Gefahr, falls die beiden in Panik zurück schießen!"
Erchirion und Arcuen schienen etwas gefunden zu haben, aber sie bemerkten ihren Kameraden, die immer näher kamen, immer noch nicht. Sie verließen den Pfad.
"Ich weiß etwas besseres, Sarion!" sagte Anborn. "Gehe voran und mache die beiden mit einem Vogelruf auf dich aufmerksam. Sobald sie dich bemerken, kannst du sie dann ja zur Rede stellen."
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Anborn war überhaupt nicht begeistert von Sarions Vorschlag und fuhr ihn barsch an. Gut ja, die Idee war dumm gewesen, doch so wirklich ernst gemeint hatte Sarion sie auch nicht. »Entschuldigt!«, murmelte Sarion nur und ließ es sein, sich aus der Sache heraus zu reden.
Die beiden jungen Waldläufer schienen etwas gefunden zu haben und begann - völlig sorglich - einer Spur zu folgen. Anborn wies Sarion an, ihnen schneller zu folgen und ihre Aufmerksamkeit zu erwecken, um sie dann zur Rede zu stellen. Sarion nickte. »Jawohl! Gebt ihr mir Deckung?«, fragte er und folgte den Kameraden dann geduckt.
Als er sich auf einige Schritte genähert hatte, ahmte er Lockruf nach, um Arcuen und Erchirion auf sich Aufmerksam zu machen, die gerade dabei waren, die Straße zu verlassen und im Unterholz zu verschwinden.
Sie entschlossen sich, der Spur weiter zu folgen. Wie weit die Leichendiebe wohl schon gekommen waren? Mit den Stämmen konnten sie ja nicht allzu schnell voran kommen, erst recht nicht im dichten Unterholz. ›Vielleicht hätten wir uns die Zeit nehmen sollen, die Spuren genauer auf ihr Alter zu untersuchen.‹, überlegte Arcuen, ›Aber das können wir genau so gut erledigen, wenn wir zu den Anderen zurückkehren.‹
Über Erchirions Aussage über Anborn konnte der junge Rekrut nur den Kopf schütteln: »Du solltest nicht so anmaßend über den Leutnant sprechen, das steht dir nicht zu. Außerdem geht es hier doch überhaupt nicht darum, zu beweisen, wer im Recht ist und wer nicht, sondern darum dass zwei unserer Kameraden getötet wurden! « Dieser Idiot von einem Prinzen hatte wirklich ein Händchen dafür, seine Grenzen innerhalb kürzester Zeit immer wieder zu überschreiten.
Plötzlich hielt Arcuen inne. »Hast du das gehört? Das war doch kein Vogel, das muss einer unserer Kameraden gewesen sein.« Er blickte sich irritiert, und irgendwie ertappt um. Sie waren noch nicht weit vom Wg fort, aber durch die Zweige konnte er die Gestalt, die dort auf dem Weg stand, nur ungenau erkennen. Sicherlich war es ein Waldläufer, aber zur Sicherheit griff er nach seinem Bogen. Sie waren wirklich unvorsichtig gewesen! Immerhin konnten hier Feinde in der Nähe sein und sie hatten waren einfach, ungehemmt plaudernd drauf los gelaufen und hatten nicht einmal gemerkt, dass sie überhaupt nicht allein waren.
Einen Pfeil aufgelegt, den Bogen aber nicht gespannt, machte Arcuen auf dem Absatz kehrt und ging langsam zurück zum Weg, die unerwartete Gesellschaft aufmerksam im Blick.
Hatte Arcuen jetzt wirklich vor Erchirion eine Moralpredigt zu halten, nur weil dieser etwas über den Leutnant lästerte. Der Prinz rümpfte die Nase und zuckte dann mit den Schultern. „Er ist doch nicht hier. Und die Bäume können nicht sprechen“, meinte er. „Außerdem: Nimm doch nicht alles so ernst! Ist ja nicht so, dass ich einen großen Groll gegenüber Anborn hätte.“
Erchirion schüttelte noch einmal den Kopf und verließ dann die Straße. Er hatte seinen Blick auf den Boden gerichtet, damit sie die Spur nicht verloren. Plötzlich wurde aber auch er von dem Lockruf der Waldläufer hochgeschreckt. „Wer war das?“ fragte er Arcuen. Dieser schien sich auch unsicher und legte sogar einen Pfeil am Bogen an. Rasch griff Erchirion nach seinem Schwert und zog dieses. Hier im dichten Wald hatte man bei einem Nahkampf bessere Möglichkeiten, wenn es darauf hinaus lief.
Geduckt lief Erchirion zurück zum Weg, hielt sich aber hinter den Bäumen versteckt auf. Ab und an lukte er hervor. Nun konnte er auch eine Gestalt erkennen, welche sich ihnen näherte. „He! Wer? Stehenbleiben!“ rief Erchirion den Mann an und wartete ab.
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Sarion entschuldigte sich kurz für seinen unsinnigen Vorschlag und fragte, ob er Deckung bekäme.
"Ja, sicher", sagte Anborn, "gehe voran!"
Der Unteroffizier tat, was ihm befohlen wurde und näherte sich den beiden Kameraden. Anborn folgte ihm mit den Rest der Truppe mit einigen Schritten Abstand. Erchirion und Arcuen waren mittlerweile in Hörweite - sie schienen über etwas zu streiten, doch noch waren sie zu weit entfernt, um ihre Worte zu verstehen. Sie hielten inne, als Sarions Lockruf zu hören war.
Anborn gab lautlos das Zeichen zum Anhalten. Er beobachtete weiter, was vor ihnen geschah: Erchirion lief mit gezogenem Schwert zurück und rief ziemlich konfus in Sarions Richtung, den er offensichtlich noch nicht erkannt hatte.
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Während Sarion langsam voran schlich, folgten ihm die anderen in einigem Abstand. Durch ihre Kleidung in Grün und Brauntönen hoben sie sich alle nicht deutlich von den Farben des Waldes ab und durch ihre Ausbildung verstanden sie es alle, mit den Schatten zu verschmelzen.
Sarion blieb stehen, bevor er die Straße überquert hatte und ging hinter einem Baum in Deckung. Sollten die beiden sich schön ein wenig wundern! Auf den Lockruf hin blieben sie stehen, schienen sich aber zu fragen, ob es wirklich einer ihrer Kameraden gewesen war. Nun, da würden wohl zwei ein wenig Nachhilfe brauchen! Vogelstimmen in echt und imitiert. Was für ein Spaß!
Anscheinend kamen die zwei dann zu dem Schluss, dass Angriff der beste Weg der Verteidigung war, falls sie es doch mit einem Feind zu tun haben sollten. Sarion fragte sich, ob er schon einmal von Orks gelesen oder gehört hatte, die Vögel nachmachten, doch ihm fiel keine Gelegenheit ein. Wenigstens bewegten die beiden sich vorsichtig und in Deckung!
Der Ältere schlich noch einen Baum näher, um vielleicht einige Worte verstehen zu können. Da schien Erchirion ihn zu bemerken und rief ihn an, sich zu erkennen zu geben. Die Worte hallten förmlich zwischen den Bäumen wider und zwei Vögel flogen erschrocken auf. Sarion befand, dass jeder Ork im Umkreis einiger hundert Meter nun wissen würde, wo sie waren und dass er deshalb nicht leise sein musste. »Steck das Schwert weg, du verzogener Sohn eines Fürsten! Der erste Hauptmann der Südländer natürlich, weil der dich auch mit einem Lockruf der Waldläufer von Ithilien aufhalten würde, du Idiot!«, schnauzte er Erchirion für seine Dummheit an und löste sich aus dem Schatten. »Was, beim Namenlosen, macht ihr hier!?!«, maulte er weiter.
Im ersten Moment war Arcuen froh, dass es sich bei der Gestalt um ihren Kameraden Sarion handelte, doch als dieser dann zu einer Schimpftirade anhob, wurde ihm klar was hier los war. Über ihre Euphorie hatten sie die Befehle ihres Leutnants missachtet, Sarions Ratschläge in den Wind geschlagen. Sie befanden sich zweifelsohne weit außerhalb des von Anborn befohlenen Suchradius.
Der junge Dunadan ließ verzweifelt den Kopf hängen und trottete langsam in Sarions Richtung, wie ein Kind das man bei etwas Verbotenem erwischt hatte. Warum musste heute alles, aber auch alles schiefgehen? Sein Ruf bei Anborn war ja sowieso schon hin. ›Immerhin haben wir die Spur gefunden. Aber das entschuldigt dieses ungebührliche Verhalten wohl kaum.‹, dachte er trübsinnig. Inzwischen hatte er den Weg erreicht und überblickte nun auch die übrigen Waldläufer, die in einigem Abstand standen.
Arcuen vermied es, Sarion anzublicken und hoffte, dass Erchirion das Reden übernehmen würde.
Erchirion war immer noch auf ‚Hab Acht Stellung‘. Mit gezogenem Schwert lief er in Richtung des Mannes, welcher sich dort hinter den Bäumen verbarg. Natürlich war es wahrscheinlich, dass es einer seiner Kollegen war. Schließlich hatte er ja auch den Signalruf der Waldläufer vernommen. Und es war auch tatsächlich Sarion, welcher die jüngeren Soldaten nun herrisch ansprach und sie damit aufzog, dass er nicht gleich erkannt worden war. Erchirion sagte dazu erstmal nichts, sondern wechselte mit Arcuen einen raschen Blick.
Es war wohl wirklich nicht in Ordnung gewesen, dass sie sich zu weit von den anderen entfernt hatten. Aber sie hatten eine Spur gefunden! Das war doch schon mal etwas. Erchirion wartete, dass Arcuen nun antwortete, doch dieser blieb stumm. Nicht schon wieder! Fluchte der Prinz innerlich. Der Gleichaltrige hatte vorhin schon nicht seine Klappe aufbekommen und Erchirion hatte berichten müssen. Verschlug es ihm in solchen Situationen gar so schnell die Sprache?
„Wir haben eine Spur gefunden!“ sagte Erchirion deshalb rasch zu Sarion. Anborn stand mit den anderen in einiger Entfernung und sah nicht besonders zufrieden mit ihnen aus. „Schau nur hier am Boden. Schleifspuren! Wir haben sie gefunden. Den Leutnant wird das freuen.“ Es regnete nun dicke Tropfen und der Boden unter ihren Füßen weichte immer weiter auf. Doch die Spur war immer noch zu erkennen.
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Mit leichter Belustigung vernahm Anborn, wie Sarion auf Erchirion schimpfte. Der Leutnant gab das Zeichen zum Weitergehen. Als sie bei ihren Kameraden waren, vernahm Anborn, wie Erchirion sich zu rechtfertigen versuchte.
"Worüber soll ich mich freuen, Unteroffizier Erchirion?" fragte er. "Darüber, dass zwei Mann sich entgegen meinem Befehl von der Truppe entfernt haben? Schön, ihr habt die Spur gefunden. Aber warum es dazu nötig war, meinen Befehl zu missachten, das würde ich gerne wissen!"
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Weder Erchirion noch Arcuen gab etwas zur Entschuldigung zurück. Während Arcuen jedoch den Kopf einzog und hängen ließ und damit scheinbar seine Schuld eingestand, kam der Prinz mit prinzlich hoch erhobenem Haupt weiter auf ihn zu. Sie haben die Spur gefunden. »Und was hätten wir mit der Spur gefunden. Zwei weitere tote Waldläufer? Oder noch zwei frische Schleifspuren?«, schimpfte Sarion weiter. Die beiden waren auch wirklich sorglos durch den Wald gestapft!
Auch Anborn tat seinen Unmut kund und wies dabei noch einmal auf den Befehl hin, den die beiden jungen Rekruten missachtet hatten. Sarion schluckte seinen Zorn vorerst hinunter. Nun war es nicht mehr an ihm, die Belehrungen durchzuführen, auch wenn er die Erlaubnis erhalten hatte, hinter den beiden herzuschleichen und sie zur Rede zu stellen. Aber gestellte hatte er sie nun und da Anborn das Wort ergriffen hatte, war dieser nun an der Reihe!
Ausnahmsweise war Arcuen seinem gleichaltrigen Kameraden dankbar, dass dieser das Wort ergriff. Doch weder Sarion noch Anborn, der kurz darauf zu ihnen stieß, schienen sonderlich von ihrer Entdeckung beeindruckt. ›Sie haben ja doch wieder Recht.‹, dachte er bei sich, ›wir hätten die Spur sowieso bald gefunden und so deutlich, wie sie hier auf dem Boden zu erkennen sind, war es auch keine große Kunst sie aufzuspüren.‹ Ihm war bewusst, dass Erchirion nicht so leicht aufgeben würde und auf der Richtigkeit ihrer Tat beharren würde, also fasste sich der junge Dunedain schließlich ein Herz und sagte: »Du hast natürlich Recht, Leutnant. Es war leichtsinnig, so weit vorzugehen, ganz unabhängig davon haben deine Befehle missachtet.«
Er biss sich auf die Lippen. Ob ihr Verhalten langfristige Konsequenzen haben würde? Anborn hatte ja sowieso angekündigt, dass in der Sache mit Costan noch nicht das letzt Wort gesprochen sei. Arcuen verstummte und blickte abwartend zu Boden. Hoffentlich würde Erchirion ausnahmsweise etwas Feingefühl für die Situation beweisen und seinen Mund halten.
Erchirion hatte gar nicht bemerkt, dass Anborn mit den anderen schon so nah heran gekommen war. So zuckte der Prinz ein wenig zusammen, als dieser ihn ansprach und tatsächlich schon neben ihm stand. Doch ehe Erchirion erstmal antworten kommen, musste erst Sarion etwas loswerden. Der Prinz verdrehte leicht die Augen. Sie hätten schon aufgepasst! Schließlich wollte ja weder Arcuen noch er selbst als Ork-Futter enden.
Schließlich begann Arcuen damit sich doch tatsächlich bei Anborn zu entschuldigen. Als Arcuen mit seiner Entschuldigung geendet hatte, warf Erchirion ihm einen Blick zu, welcher recht abwertend war. Der Kleine hier zog den Schwanz ein. Wenn er ein Hund gewesen wäre, hätte er sich womöglich auf den Rücken geworfen und so seine Unterwürfigkeit demonstriert.
„Leutnant, ich möchte Eure Frage beantworten“, meinte Erchirion durch den starken Regen hindurch. „Es war von Nöten sich weiter zu entfernen, da diese Spuren, welche wir hier gefunden haben, nunmal nicht im Bereich waren, den wir absuchen sollten. Von daher hätten wir sie nicht gefunden.“ Das war eine ziemlich dämliche Erklärung, entsprach aber dennoch der Wahrheit. „Dort hinten gab es nichts zu sehen. Hier aber, sehr doch nur!“ Erchirion deutete auf den Boden und damit auf die Schleifspuren.
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Arcuen entschuldigte sich kleinlaut, aber Erchirion versuchte sich zu rechtfertigen.
"Das ist eine lächerliche Ausrede, Unteroffizier!" blaffte Anborn ihn an. "Als ihr die Idee hattet, hier nach Spuren zu suchen, hättet ihr zuerst bei mir melden müssen, anstatt auf eigene Faust loszuziehen! Und nun genug davon! Reiht euch hinter mir ein! Wir folgen der Spur. Sarion, gehe voran!"
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Wenigstens Arcuen sah ein, dass sie einen Fehler gemacht hatten und entschuldigte sich. Aus dem jungen Mann konnte noch etwas werden, doch bei Erchirion fürchtete Sarion langsam, dass Hopfen und Malz bereits verloren war. Konnte er nicht einmal seine Klappen halten?!
Auch Anborn war nicht begeistert von der Ausrede, was sein Tonfall ziemlich deutlich machte. An Erchirion Stelle hätte er nun den Kopf eingezogen und wäre auf Tauchstation gegangen, bis Anborn die Sache vielleicht annähernd vergessen hatte!
Als der Befehl kam, dass Sarion der Spur als erster folgen sollte, antwortete dieser mit einem: »Jawohl, Leutnant!« und löste den Bogen von der Schulter. Er legte einen Pfeil an die Sehne und hielt diesen am Wurfarm mit fest. Dann begann der Spur schleichend zu folgen, was nicht besonders schwer war, denn anscheinen hatte hier niemand versucht, die Spuren zu verwischen und auch wenn die Fußabdrücke bis zum Rand mit Regenwasser gefüllt waren, verschwanden doch nur wenige von ihnen vollkommen in irgendwelchem Pfützen.
Natürlich hörte Erchirion nicht auf zu diskutieren, was hatte er denn auch erwartet? Resigniert blickte Arcuen weiter zu Boden und wartete einfach nur, dass er aufhörte. Dieser Idiot machte alles nur noch schlimmer, merkte er das denn gar nicht? Er kannte den jungen Adligen erst seit kurzer Zeit, doch hatte das Gefühl, ihn schon auswendig zu kennen. Erchirion war ein sturköpfiger, hochnäsiger Mann, der nicht einmal dann über seinen eigenen Schatten springen konnte, wenn seine Arroganz ihm offensichtlich selbst schadete.
Anborn unterbrach den Prinzen und an seinem Tonfall hörte man, dass er sehr ähnlich über ihn dachte. Andererseits... heute hatte er sich selbst kaum besser angestellt als sein gleichaltriger Kamerad. ›Hoffentlich bietet sich vor unserer Rückkehr die Möglichkeit, meine Fehler zumindest ein bisschen auszubügeln.‹, dachte er und es meldete sich in ihm der Eifer zurück, der ihm gerade erst zum Verhängnis geworden war.
Der Leutnant befahl nun, wieder aufzubrechen und Arcuen reihte sich wortlos hinter ihm ein. Er tat es Sarion gleich und nahm seinen Bogen zur Hand.
Erchirion zuckte zusammen, als Anborn ihn plötzlich laut anfuhr. Na toll … jetzt wissen aber auch wirklich alle, dass wir hier sind! Aber der Prinz konnte Anborns wütenden Blick nicht standhalten. Der Leutnant war ranghöher und Erchirion hatte ihm nichts entgegenzusetzen. Daher kam Erchirion seinem Befehl nun nach und schwieg.
Mit einem grimmigen Blick reihte er sich neben Arcuen und hinter Anborn ein, während Sarion vorweg gehen sollte. Schweigend ging es weiter. Erchirion blickte unter seiner Kapuze hervor zu Arcuen und als sich ihre Blicke trafen, verzog er das Gesicht und zog die Schultern hoch. „Wird schon wieder … wirst sehen“, flüsterte er dem jungen Mann zu.
Erchirions Mantel war mittlerweile fast durchnässt und er vermutete, dass es seinen Kameraden genauso ging. Vielleicht würden sie ja irgendwo eine Höhle finden und ein Feuer machen können. Zumindest wenn es Abend wurde und sie ihr Lager aufschlugen. Nicht dass sie sich hier draußen bei dieser Nässe noch alle was holten.
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Nach Anborns Standpauke gab Erchirion endlich Ruhe und reihte sich hinter ihm ein. Sarion ging wie befohlen voran und hatte dabei einen Pfeil aufgelegt. Anborn tat es ihm gleich, denn sie mussten vor Feinden auf der Hut sein. Im Moment erschienen ihm freilich weniger die Knechte des Namenlosen sondern eher der Regen als ärgster Feind.
"Mistwetter, kann das nicht mal aufhören?"
So schlichen sie durch den Regen und folgten der Spur, die nach Südosten führte.
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Sarion achtete inzwischen nicht mehr darauf, wie nass er war. Irgendwann war es einfach egal. Er hoffte nur, dass es am Abend möglich sein würde, sich an einem Feuer wieder aufzuwärmen.
Leise schlich er vorweg durchs Unterholz und behielt die Spur im Auge. Verändern tat sie sich nicht. Nur einmal kamen sie an eine Stelle, an der ein Körper auf dem Boden gelegen haben musste. Vermutlich war eine der Leichen kurz abgelegt worden.
Doch ansonsten ging die Spur beständig weiter nach Südosten. Erst nach einer halben Stunde fand Sarion ein weiteres Zeichen. In einer Pfütze lag ein zerfetzter, siffiger Schuh. Zumindest sah es nach einem Schuh aus. Sarion hob sie Hand und gab damit das Zeichen zum Halten. Dann sah er sich erst aufmerksam um und zog schließlich das Fundstück mit der Pfeilspitze aus dem Schlamm, denn anfassen wollte er es nicht. Mit fragendem Blick hielt er es hoch.
Arcuen nahm die Worte Erchirions schulterzuckend, aber wortlos zur Kenntnis und zog die Kapuze noch weiter über den Kopf. Er hatte wenig Hoffnung, dass er an diesem Tag oder während der ganzen Aktion noch etwas zustande bringen würde. Einige Waldläufer fluchten leise über das Wetter - auch er war inzwischen völlig durchnässt, das hatte er bei der Aufregung kaum gemerkt. Ein Grund mehr, schnell auszuschreiten, vielleicht holten sie den Feind mit seiner schweren Last ja noch an diesem Tag ein.
Der junge Rekrut blickte durch die triefenden, inzwischen fast kahlen Äste zum Himmel. Es war schwierig einzuschätzen, wie spät es inzwischen wohl war, denn die Sonne war durch den wolkenverhangenen Himmel nicht zu erkennen. Die Spur führte sie nun weiter nach Südosten und in der Ferne zu ihrer Linken erhob sich drohend der Ephel Duath. Arcuen hasste den Anblick der dunklen Felsen, die das Land des Feindes umschlossen, wie wohl jeder andere Gondorrim mit ihm. Doch anscheinend führte sie ihr Weg eben dort hin.