Oromendils Blutdruck stieg sprunghaft an, als der Einäugige sein freches Maul aufriss. Er war Madril langsam gefolgt, als dieser Minalcar holen sollte und war, durch sein Bein behindert, eingetroffen, als Minalcar sprach.
»Eine Grabrede, du Mistkerl? Von wegen! Du bist nicht mal so viel wert, dass du in der Nähe der Toten überhaupt dein Maul aufreißen dürftest! Schaufeln sollst du, damit du mal lernst, was Respekt ist!«
Dabei drohte er Minalcar mit der Faust und spuckte auf den Boden.
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Thenar ging weg, um Faramir Bescheid zu geben und der Bestattung der Gefallenen beizuwohnen. Schnaufend versuchte er, es sich auf dem harten Untergrund zu bequem wie möglich zu machen. ›Ich werde mich später um alles kümmern. Jetzt rih ich mich erstmal aus, sowie der Heiler es gesagt hat.‹, dachte und schloss die Augen.
Von etwas weiter meinte er ein Lied zu hören. Er dachte an die Gefallenen, an ihrer Mörder. ›Ruht in Frieden‹, dachte er und glitt in einen tiefen Schlaf.
Ehe Madril auf Minalcars Worte antworten konnte, mischte sich Oromendil ein und verriet, was Minalcar tun sollte. Dies gefiel Madril zwar nicht, doch angesichts des Begräbnisses für die gefallenen Soldaten konnte er Oromendils Wut nur allzu gut nachvollziehen.
"Schon gut, Oromendil!" sagte er nur und wandte sich an Minalcar:
"Natürlich kannst du laufen - so schlimm ist deine Beinverletzung nicht. Und wenn das Gehen dir dennoch Schmerzen bereitet, so geschieht es dir Recht!"
Madril und Falmir packten Minalcar an den Schultern und führten ihn zu Boromir.
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Oromendil kniff die Augen zusammen, als sein Vorgesetzter ihm wieder einmal Ruhe gebot.
›Diese Made...‹, dachte er und fixierte ihn wütend. ›Immer ist er im Weg, selbst wenn man hilfreich sein will!‹
Er sah zu, wie Madril und Falmir den Einäugigen packten und zum Oberheermeister führten. Oromendil hatte nicht vor, sich jetzt wieder hinzusetzen und zu ruhen. Die wenigen Worte Boromirs am Grab der Gefallenen hatten ihm noch einmal eindrücklich vor Augen gehalten, was sie verloren hatten. Vor allem wen sie verloren hatten, welche Persönlichkeiten hinter der bloßen Kampfkraft gesteckt hatten.
Er biss die Zähne zusammen und humpelte hinter den Dreien her. Sein Blick fiel dabei auf Erod, der mit Daron zusammenstand. Ihm kam eine Idee und er rief zu ihm herüber:
»Hey, Erod! Wie wäre es, wenn du weniger redest und mir bald mal einen Gehstock besorgst?«
Er sah, wie Erod nickte und ihm zuwinkte.
›Na also, dann fällt mir das Laufen auch nicht mehr so schwer, wenn ich schon hinter allen her laufen muss!‹
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Faramir nahm Haltung an, ehe Boromir seine Ansprache begann. Nach der Rede hob auch er den Becher und trank einen Schluck.
"Möge der Eine die Gefallenen zu sich nehmen, auf dass sie Frieden finden jenseits der Kreise der Welt!" dachte er.
Er war noch in Gedanken, als er Aeluin singen hörte. Faramir drehte sich um und sah, dass die junge Frau etwas abseits saß. Er sah auch, dass Boromir mit Arendor sprach und anschließend Madril einen Befehl erteilte. Madril und Falmir gingen darauf zu Minalcar.
"Was hat Boromir jetzt vor?" fragte sich Faramir. "Wir werden es gleich erfahren, aber vielleicht sollte ich zunächst mit Arcuen sprechen."
Er ging zu dem jungen Waldläufer, der jedoch eingeschlafen war.
"Wahrscheinlich ist es besser, ihn schlafen zu lassen. Seine Verletzung macht ihm gewiss zu schaffen!" dachte der Heermeister.
Nachdem Faramir Arcuen nicht befragen konnte, ging er zu Thenar und sprach den erfahrenen Waldläufer an:
"Thenar, Arcuen schläft bereits und ich möchte ihn nicht aus dem heilsamen Schlaf wecken. Was hat er dir erzählt?"
-------------------------------------------- "Ich bin Faramir, Heermeister von Gondor."
Minalcar schäumte vor Wut, als er von Oromendil bedroht und beschimpft wurde. Wieder einmal hätte er sich am liebsten von seinen Fesseln losgerissen und hätte gerne diesem großmäuligem Waldläufer einen saftigen Hieb verpasst. Sofort mischte sich der ältere Waldläuferhauptmann ein und gebot dem jüngeren Mann zu schweigen. Als Madril sich an Minalcar wandte und erklärte, dass dieser gefälligst zu laufen habe, auch wenn er Schmerzen habe, dachte sich der Schurkenanführer seinen Teil.
›Ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt. Wenn ich diese toten Deppen einbuddeln soll, müst ihr mir ja die Hände losbinden und eine Schaufel geben. Dann bin ich frei und habe auch so etwas ähnliches wie eine Waffe in der Hand. Ich habe nichts mehr zu verlieren. Lieber sterbe ich jetzt als in Minas Tirith. Und wenn ich Boromir mit einem gezielten Schaufelhieb mitnehmen kann in den Tod, soll mir das nur recht sein.‹
Minalcar machte ein grimmiges Gesicht, um seine Gedanken nicht zu verraten und ließ sich mißmutig von den Soldaten abführen.
Boromir hatte damit gerechnet, dass Minalcar nicht gerne mit Madril kam und sich mit Worten oder sogar mit Körpersprache, was ihm auf Grund der Fesselung ziemlich schwer fallen dürfte, wehrte. Aber er konnte ja warten. So oder so würde Minalcar nicht um diese Aufgabe drum herum kommen.
Als nun der Hauptmann mit dem humpelnden Gefangenen bei ihm ankam, musterte Boromir den Abtrünnigen kurz. Sein Kinn war stark angeschwollen. Scheinbar hatte Boromir gut getroffen. Gewissensbisse hatte der Heermeister deswegen nicht.
„Hast du dich ein bisschen ausgeruht?“ fragte er nun Minalcar. Doch bevor dieser antworten konnte, fuhr Boromir auch schon fort: „Gut, dann kannst du ja jetzt ein bisschen was beitragen.“ Boromir winkte dem Soldaten, welcher noch immer mit der Schaufel wartete.
„Ich lockere dir die Fesseln an den Händen. Die Gruben werden gut bewacht, DU wirst du bewacht. Also denke gar nicht mal dran einen Fluchtversuch zu starten! Schütte die Gräber zu und beeil dich!“ Mit diesen Worten griff Boromir nach Minalcars Händen und lockerte dessen Fesseln, bevor er ihm die Schaufel reichte. Natürlich standen nun einige Soldaten bereit, welche den Abtrünnigen im Auge behielten.
Der Gesang endete und Thenar bemerkte, dass der Abend fortgeschritten war. Anborn ging wieder seinen Aufgaben nach und viel Männer, die der Zeremonie beigewohnt hatten, taten es ihm gleich. Dennoch blieb eine Anzahl Soldaten bei den offenen Gräbern.
Thenar humpelte zurück zu seinem kranken Kameraden Arcuen. Faramir war schon vor ihm aufgebrochen und stand bereits bei dem jungen Mann, der am Boden lag. Als Thenar auf die beiden zuhielt, kam ihm der Heermeister jedoch schon entgegen und erklärte, dass Arcuen bereits schlief.
So erklärte der Waldläufer, was er von seinem Kameraden wusste: " Arcuen erzählte mir, dass er einen Banditen verfolgt hatte und dabei angeschossen wurde. Er konnte gerade noch einen Blick auf seinen Angreifer werfen, der sehr gut mit Waffen ausgerüstet gewesen war. Ihm kam der Verdacht, dass sein Angreifer den Flüchtenden schützen wollte. Dennoch meinte er, sein Angreifer würde nicht zu der Bande gehören, da er ein auffälliges Äußeres hatte. Er soll südländisch ausgesehen haben, mit dunkler Haut und sehr schmale Augen."
Abwartend musterte Thenar seinen Vorgesetzten. Dann sprach er:" Bemerkenswert ist sicher auch, dass nur Arcuen von einem vergifteten Pfeil getroffen wurde. Wie gut, dass er rechtzeitig und gut behandelt wird, denn das Gift sollte gewiss rasch töten." Nachdenklich suchte sein Blick nach dem neuen Gefangenen . " Ist der neue Gefangene vielleicht dieser Angreifer Arcuens?"
Als Thenar von Arcuens Worten berichtete, dachte Faramir darüber nach.
"Noch ein Südländer - und er benutzt vergiftete Pfeile. Das machen Menschen seltener als Orks. Heißt es nicht, dass es in Harad Berufsmörder im Dienste des Namenlosen gibt, die gezielt Gift einsetzen? Aber warum hat er auf Arcuen geschossen?"
Thenar fragte, ob der neue Gefangene jener Flüchtige sei, doch Faramir bezweifelte dies.
"Ich glaube nicht", sagte er, "dieser junge Mann entspricht nicht Arcuens Beschreibung. Gleichwohl muss ich mehr über ihn herausfinden. Und dazu werde ich ihn jetzt befragen. Ich danke dir, Thenar. Dein Dienst ist für heute beendet."
Nachdem Faramir sich von Thenar verabschiedet hatte, rief er Mablung und Damrod herbei und ging zu dem Gefangenen, der sich an einen Baumstamm lehnte. Leyron lag in seiner Nähe, doch seine Aufmerksamkeit galt Aeluin.
"Wie ein Berufsmörder sieht er nicht aus", dachte der Heermeister, "und sein Angriff auf Boromir passt eher zu einem Rabauken, der in einer Schänke eine Prügelei anfängt. Aber man weiß ja nie. Sollte dieser Junge Thenars Verdacht nicht zerstreuen können, werden wir uns seine Pfeile anschauen und ihn morgen Arcuen gegenüberstellen."
Bei dem Gefangenen
Der junge Gefangene hatte seine Augen geschlossen, schlief aber nicht. Damrod sprach ihn an: "He, du! Heermeister Faramir will dich sprechen!"
Faramir setzte sich auf den Boden, etwa drei Schritte von dem Bursche entfernt. Dieser schlug die Augen auf, doch er sagte zunächst nichts. Sein Blick verriet aber Trotz und Ärger.
"Meinen Namen hast du vernommen", sagte Faramir "darum verrate mir, wie du heißt und beantworte mir folgende Fragen: Woher kommst du? Was hattest du hier zu schaffen? Und warum hast du Boromir, den Heermeister des Weißen Turms, angegriffen?
Ich rate dir dringend, diese Fragen wahrheitsgemäß zu beantworten, wenn du dir nicht noch mehr Ärger einhandeln möchtest".
Faramirs Tonfall war streng und herrisch. Mablung und Damrod standen an seiner Seite und blickten unfreundlich auf den Gefangenen herab.
-------------------------------------------- "Ich bin Faramir, Heermeister von Gondor."
Daron mit Erod, erst beim Begräbnis.. dann etwas abseits
Daron beendete das Gespräch mit einem Soldaten aus seiner alten Einheit, als Erod ihm auf die Schulter klopfte. Er konnte gerade seinem Freund gerade noch freundschaftlich auf den Oberarm boxen, da waren auch schon zwei weitere Soldaten zu ihnen getreten, mit denen sie gemeinsam zu dem Begräbnis der gefallenen Kameraden gingen. Er hatte Erod nicht einmal auf seinen Aussage hin etwas erwidern können, da dies bereits die beiden anderen getan hatten und Daron daraufhin seine Antwort für sich behielt.
Sie würden nachdem Begräbnis dem Wein zu sprechen und dann konnte er in Ruhe mit Erod reden ohne das weiteren Ohren mithörten und wohlmöglich das Gehörte wie bereits so oft, in nächtlichen Wirtshausgelagen breittreten.
Das Begräbnis ging zügig aber bewegend von statten. Auch Daron verabschiedeten sich stumm von den gefallenen Männern und dankte den Valar, das es niemand der engeren Freunde gewesen war.
Als der helle Gesang einer Frau durch das Lager erklang, schloss Daron seine Augen für einen Moment. Ergriffen hielt er inne, während er für einige Minuten von einer Erinnerung heimgesucht wurde. Dieses Mal war es Erod der ihn auf den Arm boxte. »Auf geht´s Daron… du wirst doch wohl nicht den ganzen Abend hier wie angewurzelt stehen bleiben wollen.«
‚Das war keine Frage, sondern einen Feststellung’ dachte Daron und grinste in sich hinein. »Du willst doch nur den Wein…« antwortete er leise und entfernte sich an der Seite seines Freundes von der Grabstätte, ebenso wie es bereits viele der andere getan hatten.
Da sich durch den Gesang wusste, in welcher Richtung Aeluin saß, schlug Daron bewusst eine andere Richtung an. Unterwegs trafen sie auf den jungen Heilergehilfen. Daron trug ihm auf noch einmal nach den Verletzten zu sehen um ihnen, sollten sie nichts mehr haben, etwas zu trinken da zu lassen. Danach sollte er sein Lager für die Nacht aufschlagen und die restlichen Stunden verbringen wie es ihm beliebte.
Erod und er fanden etwas abseits ein schönes Plätzchen. Der Lichtschein des Feuers würde ihnen, nun da es langsam dämmrig wurde, noch einige Zeit ausreichend sein. Mit einem Grinsen auf den Lippen ließ Daron sich als erster nieder und streckte seine Hand zu Erod hinauf um den Becher des Freundes in Empfang zu nehmen.
»Sie geht dir nicht aus dem Kopf… mhm?«
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In Minalcar arbeitete es, als er zu Boromir hingeführt wurde. Er hatte große Lust, seinem ehemaligen Freund die Schaufel über den Kopf zu schlagen. Doch die Wachsoldaten würden ihn wahrscheinlich daran hindern. Aufgrund seiner Verletzungen war er auch wahrscheinlich gar nicht in der Lage, einen präzisen, blitzschnellen Angriff gegen Boromir durchzuführen. Außerdem war ja Boromir nur leichtverwundet und würde solch einen Angriff gut abwehren können.
Boromir lockerte jetzt die Fesseln an Minalcars Händen und ermahnte ihn, sich zu beeilen. Dann reichte er Minalcar die Schaufel.
Minalcar nahm die Schaufel fest in die Hände. Jetzt wäre der Augenblick günstig, um Boromir zu erschlagen. Der Heermeister stand dicht vor ihm. Minalcar atmete tief durch und seine Finger umschlossen den Stiel der Schaufel so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten. Doch er schlug nicht zu.
"Dir macht es wohl Spaß, mich zu demütigen, was?", meinte er wütend zu Boromir. "Ich bin verletzt und habe Fieber. Warum nimmst du nicht Leute aus meiner Truppe, die gesünder sind als ich? Mir ist schwindelig und ich kann mich kaum auf den Beinen halten."
Bevor Boromir noch etwas sagen konnte, begann er hinüber zu den offenen Gräbern zu humpeln. Er wollte diese demütigende Arbeit so schnell wie möglich hinter sich bringen.
Aryan watete gerade durch einen seichten Bach, als ihn eine unbekannte Stimme unsanft aus seinen Träumen riss.
›Faramir will mich sprechen?‹ Er schlug die Augen auf und sah den jungen Heermeister Gondors wenige Schritte entfernt auf dem Boden sitzen. Aryan sagte nichts und warf ihm nur einen skeptischen Blick zu. Sollte diese Geste, dass er sich auf dieselbe Augenhöhe begab wie Aryan, etwa ein Zeichen setzen... und dieser Truchsess-Sohn wollte nicht so von oben herab wirken wie sein Bruder?
Die aufflackernde Hoffnung wurde sofort im Keim erstickt, als Faramir zu sprechen begann. Der Ton war genau derselbe. Überheblich, streng und herrisch. ›Das scheint in der Familie zu liegen...‹ dachte Aryan grimmig und wusste schon nach den ersten Worten Faramirs, dass dies keine leichte Unterhaltung werden würde. Der Heermeister fackelte auch nicht lange, sondern stellte seine Fragen gezielt und mit einem deutlichen, fast drohenden Unterton, in dem er Aryan barsch aufforderte, die Wahrheit zu sagen.
Aryan ließ sich betont Zeit und mit einem prüfenden Blick auf die Leibwächter Faramirs, die ihn von oben herab mit Blicken zu töten versuchten, begann er schließlich zu antworten.
»Da ich anscheinend keine Wahl habe, na schön.« Er seufzte resigniert. »Man nennt mich Aryan. Ich bin in Lamedon geboren und aufgewachsen, bin also Gondorianer wie Ihr!
Die Frage, was ich hier zu schaffen hatte, verstehe ich nicht so ganz.« Wenn seine Hände nicht hinter dem Rücken gefesselt gewesen wären, hätte er jetzt seine Arme verschränkt. »Ich wusste nicht, dass man einen Grund braucht, um durch unser schönes, weites Land zu reiten.
Ein Land, von dem ich glaubte, dass es ein FREIES Land wäre...
... bis mich Euer werter Bruder eines Besseren belehrt hat.« Dabei suchte sein Blick Boromir, der immer noch bei den Gräbern stand.
»Ich machte gerade eine Rast, als ich zufällig Euer Lager bemerkte. Und anstatt mich einfach umzudrehen und wegzureiten - was ich fürwahr hätte tun sollen! - habe ich meiner Neugier nachgegeben... ein großer Fehler, der mir für die Zukunft eine Lehre sein wird!
Ich bin näher rangegangen, sah aber nur eine Ansammlung von Menschen und wollte mich sofort wieder zurückziehen, als mir plötzlich jemand zurief, ich solle mich ergeben. Da es jedoch, meines Wissens nach, nicht verboten ist, durch unsere Wälder zu reiten, war ich mir keiner Schuld bewusst und sah deshalb auch keinen Anlass, diesem Befehl so ohne Weiteres zu gehorchen.
Und außerdem wusste ich nicht, mit WEM ich es überhaupt zu tun hatte...« Er sah Faramir direkt in die Augen und fragte unverblümt »... oder würdet IHR Euch einfach jedermann ergeben, nur weil man Euch dazu auffordert??
Ich hielt es für weit ungefährlicher, wegzureiten und hätte die Lichtung eigentlich unbeschadet und schnell erreichen müssen, aber leider bekam der Bursche Verstärkung... und obwohl ich mehrfach beteuerte, dass ich nichts getan habe, hatte ich plötzlich einen Dolch an der Kehle, mein Pferd wurde mir weggenommen, meine Waffen gewaltsam entwendet und ich in Fesseln gelegt!« Immer noch aufgebracht, als er an seine Gefangennahme dachte, funkelte Aryan den Heermeister an und brauchte ein paar Sekunden, um wieder ruhiger zu werden.
»Als dann in Eurem Lager eine äußerst zwielichte Gestalt befragt wurde, ob sie mich kennen würde, wusste ich, dass man bereits eine feste Meinung über mich und meine angeblichen Absichten hatte. Als ob ich zu diesen Strauchdieben gehöre!« Aryan schüttelte unverständig den Kopf.
»Missverständnisse dieser Art sind schwer auszuräumen« fuhr er leicht ironisch fort, »und noch viel schwieriger ist es, seine Unschuld zu beweisen. Als ich dann wiederholt als ‘unvernünftig’ und ‘verdächtig’ bezeichnet wurde - nur, weil ich mich nicht mit wehenden Fahnen ergeben, sondern einfach meines Weges ziehen wollte! - sah ich keinen Ausweg. Und verlor die Kontrolle.«
Er blickte Faramir offen ins Gesicht, als er erklärte »Ich hätte ihn nicht niederschlagen dürfen und DAFÜR werde ich mich verantworten.
Aber glaubt, was Ihr wollt.
Da mich Euer Bruder für einen Banditen hält und Eure feinen Waldläufer« (er nickte leicht Richtung Anborn) »sich nicht entscheiden können, ob ich ein Landesfeind, ein Attentäter oder gar ein Diener des Namenlosen bin...« er sah auf und blickte Faramir ohne Furcht in die Augen, »... harre ich jetzt der Dinge, die da kommen mögen und warte ab, was Euch als nächstes einfällt.«
›Und hoffe, dass der Truchsess selbst mehr Menschenkenntnis hat als seine Söhne...‹ fügte er in Gedanken hinzu. Er rutschte schon ein ganzes Weilchen hin und her, um seinen Körper in eine andere, bequemere Stellung zu bringen und mit etwas Mühe gelang es ihm schließlich, einen Fuß aufzusetzen und sich hochzudrücken. Er blieb, an den Baum gelehnt, stehen.
Während Faramir Aryan zuhörte, änderte sich seine Einstellung zu dem jungen Mann. Zwar hatte er zuvor schon Zweifel an Anborns Mutmaßung, dass es sich um einen Späher aus Harad handeln würde, doch zunächst war er dem Burschen, der seinen Bruder geschlagen hatte, nicht gerade wohlwollend gegenüber getreten. Nun aber konnte er Aryans Verhalten zumindest teilweise verstehen, auch wenn er ihm den Angriff auf Boromir immer noch übel nahm.
Faramir bemerkte Trotz, aber keine Lüge in den Augen und in den Worten des jungen Mannes, dessen Sprache keinen ausländischen Klang hatte. Vielmehr schien er aus einem vornehmen Hause zu stammen. Als Aryan geendet hatte, stand Faramir auf und sagte:
"Gut, ich glaube dir. Du bist kein Diener des Namenlosen und auch kein Landfremder. Hier scheinen in der Tat Missverständnisse vorzuliegen. Ich werde dir erläutern, wie sich die Angelegenheit aus unserer Sicht dargestellt hat:
Wir haben heute einen Kampf gegen die Bande jenes einäugigen Schurken gekämpft, und dabei die Verbrecher entweder getötet oder gefangen genommen, doch zwei Südländer sind uns entkommen - einer von ihnen ist wohl ein Berufsmörder. Überdies vernahmen wir, dass in Lebennin noch eine andere Bande ihr Unwesen treibt. Dass uns dann ein Mann, der sich an unser Lager heran schleicht und nach seiner Entdeckung die Flucht ergreift, äußerst verdächtig erscheint, solltest du nachvollziehen können."
Faramir hatte etwas sanfter gesprochen als zu Beginn der Befragung, doch nun wurde sein Ton wieder etwas strenger.
"Du sagtest mir, 'Glaubt, was Ihr wollt' - nun, ich glaube, dass du ein junger Bursche mit viel Körperkraft, aber mit geringem Verstand bist und dass es dir an Besonnenheit und Selbstbeherrschung mangelt. Du solltest wissen, dass man als getreuer Untertan des Truchsess nicht vor seinen Soldaten wegläuft und sich ihnen schon gar nicht widersetzt.
Hättest du meinem Bruder das gesagt, was du jetzt mir gesagt hast, anstatt ihn anzugreifen, hätten wir dich gewiss deiner Wege ziehen lassen, da es in unserem freien Land in der Tat nicht verboten ist, alleine durch den Wald zu reiten. Doch nun müssen wir dich nach Minas Tirith mitnehmen, wo dich zumindest eine Anklage wegen Körperverletzung erwartet."
Nun wurde Faramirs Stimme wieder etwas sanfter.
"Dennoch habe ich etwas Mitleid mit dir, da deine Tat aus jugendlicher Dummheit und nicht aus Bösartigkeit entsprang. Deine Strafe kann vermindert werden, wenn du dich bei Boromir entschuldigst und er diese Entschuldigung annimmt. Ich wäre sogar bereit, bei meinem Bruder für dich ein gutes Wort einzulegen, doch ich erwarte im Gegenzug, dass du zu mir ganz ehrlich bist und mir nichts verheimlichst.
Und da gibt es in der Tat etwas, was ich noch wissen will: Warum bis du hier in Lebennin? Was macht ein junger Mann aus Lamedon alleine in einer von Banditen gefährdeten Gegend? Hast du in Lamedon keine Familie, die sich um dich Sorgen macht?"
-------------------------------------------- "Ich bin Faramir, Heermeister von Gondor."
Leyrons Aufmerksamkeit wurde sofort von Aeluin abgelenkt als Farmir mit zweien seiner Männer zu Aryan traten. Als der Heermeister sich setzte, flankiert von seinen beiden Männern da huschte Leyron ein Grinsen über das Gesicht. Genauso hatte er sich auch ihm genähert. Die Grundidee sich auf gleiche Augenhöhe zu begeben war ja ganz nett. Sich aber dabei von zwei Soldaten beschützen zu lassen, wenn der Mann gegenüber gefesselt war, dann war das eher arm und wirkte überheblich.
Die drei Soldaten hatten ihm den Rücken gekehrt, doch zwischen Faramir und seinen Männern war genug Platz das er Aryan weiterhin sehen konnte. Aryan hielt sich bei der Befragung, welche ebenfalls seiner eigenen ähnelte, gut. Seine Antworten waren schildernd, doch nicht unnötig geschmückt und auch seinen Zorn hatte er unter Kontrolle und zeigte sich wortgewandt. ›Gut gemacht, Kleiner‹ dachte Leyron und nickte in die Richtung des Sohnes seines Freundes. ›Gut geantwortet.‹
Auch Faramirs Worte beschäftigten daraufhin Leyrons Gedanken, doch erst erhoben sich sowohl Aryan als auch der Truchsesssohn. Als er davon sprach das es Aryan an Besonnenheit und Selbstbeherrschung fehlte, konnte Leyron dem nur mehr noch zu teil zustimmen. Immerhin hatte Aryan gerade gezeigt das er durchaus besonnen reagieren konnte. Seine Beweggründe waren Leyron durchaus verständlich und ähnelten sich ebenso wie vieles anderes in diesem Verhör.
In den Moment als Faramir "ich wäre sogar bereit, bei meinem Bruder für dich ein gutes Wort einzulegen, doch ich erwarte im Gegenzug, dass du zu mir ganz ehrlich bist und mir nichts verheimlichst" hörte, musste Leyron sich zusammenreißen um nicht vorlaut in das Gespräch einzugreifen. Stattdessen schüttelte er verächtlich lächelnd den Kopf. Aryan’s Blick war gerade zu ihm gewandert. Leyron war gespannt wie der junge Mann au das Angebot reagieren würde.
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Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen.
Kaum war Aryan aufgestanden, erhob sich auch der Heermeister. Dann fing er an zu sprechen und bemühte sich sichtlich, verständnisvoll zu wirken. ›Vielleicht ist er es ja sogar...‹ gestand ihm Aryan vorerst zu. ›Im Zweifel für den Angeklagten.‹
Nach der Schilderung der Auseinandersetzungen zwischen den Soldaten und der Bande des Einäugigen, konnte Aryan zwar teilweise nachvollziehen, wieso das Misstrauen gegenüber Fremden bei Faramirs und Boromirs Männern momentan sehr hoch war, aber die Art und Weise, wie man ihn behandelt hatte, stieß ihm immer noch bitter auf.
»Wenn Ihr Verstand mit Besonnenheit und Selbstbeherrschung gleichsetzt, mögt Ihr an meinem zweifeln, denn beide Eigenschaften gehören wohl nicht zu meinen Stärken. Aber selbst wenn Ihr das nicht gut heißt, werde ich mich auch in Zukunft verteidigen, wenn ich mich im Recht fühle - und dementsprechend handeln. Ich werde mich nicht arglos in wessen Hände auch immer begeben, wenn ich mir nichts zuschulden hab kommen lassen!
Allerdings habe ich gelernt, dass es verschiedene Arten von nennen wir es ‘Widerstand’ gibt... und ich werde abwägen, wann ich den mit Gedanken und wann den mit Worten wähle... oder ob Taten doch der einzige Weg sind.
Zu Eurer Behauptung, dass mich Euer Bruder hätte ziehen lassen, wenn ich ihm gesagt hätte, was ich Euch gesagt habe, möchte ich nur anfügen, dass Ihr mir mit einer völlig anderen Haltung entgegengetreten seid. Hätte man mich höflich angesprochen, wäre ich nicht davongelaufen, aber dass ich weder nach meinem Namen noch nach meinen Absichten gefragt, sondern gleich zur untertänigen Unterwerfung aufgefordert wurde, ließ mich nicht auf eine faire, respektvolle Behandlung hoffen.«›Womit ich ja auch Recht hatte...‹ dachte er finster.
Dann kam plötzlich Faramirs Angebot, bei Boromir ein gutes Wort für ihn einzulegen, und Aryan wusste, dass er seine Worte jetzt besonders sorgsam wählen musste. ›Der hält mich wirklich für ein klein wenig naiv...‹ dachte er und Leyrons verächtlicher Blick, den er Faramir zuwarf, bestätigte ihn in seinem Gedanken.
»Ich habe keine Angst davor, mich vor dem Truchsess zu verantworten und ich werde ihm den Ablauf der Dinge ebenso schildern, wie ich es Euch gegenüber getan habe. Aber so wie ich Euren Bruder bisher kennengelernt habe, fällt mir eine Entschuldigung bestimmt leichter als ihm die Annahme derselben... und ich möchte ihn nicht in Gewissenskonflikte stürzen, nur weil er sich unter Druck gesetzt fühlt, da man in diesem Falle seinen Großmut erwartet.
Wenn Ihr für mich sprechen wollt, dann tut das. Aber tut es, weil Ihr mir glaubt, nicht weil Ihr dafür eine Gegenleistung erwartet. Diese Spielchen mag ich nicht. Nicht, wenn es dabei um mein kostbarstes Gut, meine Freiheit, geht.
Da Ihr Euch jedoch bemüht habt, mir Eure Anschauung näherzubringen, will ich Eure Fragen aus freien Stücken beantworten.
In Lebennin bin ich wirklich nur rein zufällig gelandet. Als ich Lamedon verlassen habe, wollte ich einfach nur etwas ANDERES sehen, denn ich denke, dass man mit 20 auch mal die Grenzen, in denen man sich bisher bewegt hat, überwinden und hinter sich lassen sollte. Also bin ich gen Osten geritten, ohne groß zu überlegen, wo ich eigentlich hin will.
Aber man muss ja nicht immer ein bestimmtes Ziel haben... manchmal erschließt sich erst während der Reise, wo man hin will...«
Aryan ließ seinen Blick schweifen und sah kurz Richtung Leyron, als er bemerkte, dass dieser der Unterhaltung immer noch aufmerksam zu folgen schien. Er hatte auch das unauffällige Nicken bemerkt, nachdem er die ersten Fragen Faramirs beantwortet hatte, und er spürte, wie viel ihm Leyrons Meinung bedeutete.
Mit einem Schulterzucken kam er schließlich auf den etwas heiklen Punkt der Befragung zu sprechen. »Was die Familie betrifft, um deren Seelenfrieden Ihr Euch sorgt, so versichere ich Euch, dass Ihr Euch Euer Mitgefühl sparen könnt, denn das Haus, in dem ich groß geworden bin, ist wahrlich kein herzliches und warmes Elternhaus, in dem man sein ganzes Leben verbringen möchte.« Er lachte bitter. »Und ich werde auch nicht dorthin zurückkehren, sondern weiterziehen, wenn ich meine Strafe verbüßt habe.
Ich werde meinen Weg finden...«
Als er sich dann, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, von dem Baumstamm abstoßen wollte, bohrte sich etwas, wohl ein kleiner Ast, in eine Wunde an seinem offenen Handgelenk und er konnte zwar ein Stöhnen unterdrücken, aber nicht verhindern, dass sich sein Gesicht verzog.
Er wandte schnell den Kopf ab und schloss für einen Moment die Augen, bevor er zu dem Truchsess-Sohn aufsah, der ihn nur um ein kleines Stück überragte. Die Wachen an seinen Seiten würdigte er keines Blickes.
Erod reichte Daron seinen Becher, und er hoffte, dass Daron ihn gut mit dem leckeren Wein füllen würde. Dann ließ er sich neben ihn fallen und zog die Knie an. Die Dämmerung kroch langsam heran und langsam aber sicher spürte Erod, dass ihm die Lider zufielen. Er wünschte sich, dass es bald Ruhe im Lager geben würde.
Dann wandte er sich an Daron, der ihm seinen Becher wiedergab, gefüllt mit Wein. Er roch an dem guten Tropfen und probierte dann. Er war tatsächlich ausgezeichnet.
»Weißt du, es ist nicht dieses Weib, das mir nicht aus dem Kopf geht.« Er winkte mit der Hand in die Richtung, in der er Aeluin vermutete. »Mit der hielt ich es keine zwei Stunden zusammen aus. Es ist Annthiel, die mir immer noch im Kopf rumspukt - oder im Magen liegt, wenn man so will. Ein halbes Jahr ist keine Zeit, um so eine Frau zu vergessen. Obwohl es mich manchmal schon in den Fingern juckt, mir mal wieder eine Frau zu packen und «- er brach ab und nahm einen herzhaften Schluck.
»Himmel, wenn der kleine Feldzug hier rum ist, werde ich mir eine andere suchen, die ebenso schön ist und nicht solche Ansprüche hat. Ich dachte wirklich, ich hätte hier im Freien die Möglichkeit, Annthiel zu vergessen. Dabei hat man nur viel mehr Zeit als sonst, über sie nachzudenken!«
Er wischte sich mit dem Arm den Mund ab.
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Boromir verzog keine Miene, als der Abtrünnige ihm einen Vortrag hielt, wie verletzt er doch sei und wie schlecht es im ginge. Wollte dieser einäugige Tor etwa Mitleid von ihm? Da konnte er wahrlich lange warten. Nun, da Minalcar von genug Wachen umgeben war, getraute er sich auch nicht, sich den Worten des Heermeisters zu widersetzen oder Boromir gar anzugreifen. Sein Glück, dachte Denethors Erstgeborener und sah zu, wie sich Minalcar an die schweißtreibende Arbeit machte. Kurze gab Boromir den Wachen noch ein Zeichen, dass sie ja wachsam sein sollen, bevor er sich abwandte.
Arendor war noch immer nicht zu seiner Tochter zurückgekehrt. Scheinbar wollte er ihr noch ein wenig Zeit alleine gönnen. Boromir selbst nutzte die Gelegenheit um noch ein paar Worte mit dem Bauern auszutauschen.
„Arendor ... der Abend schreitet fort. Euer Sohn Lundor, ich erlaube ihm die Nacht ohne Fesseln zu verbringen, wenn ihr versichern könnt, dass er keinen weiteren Fluchtversuch unternehmen wird. Andernfalls haben wir keine andere Wahl. Wir sind ohnehin schon zu nachsichtig mit ihm. Er ist schließlich kein rohes Ei, doch Euch zu liebe nehmen wir Rücksicht auf ihn.“ Boromir sah den Familienvater in die Augen und hoffte, dass dieser ihn nicht missverstand.
Lundor wollte gar nicht den Hof übernehmen, sagte er zumindest. Areros wurde langsam klar, dass er geträumt hatte. Lundor half ihm beim Trinken, aber das leichte Aufsetzen strengte Areros an und bereitete ihm Schmerzen.
Als Lundor fragte, ob Areros böse mit ihm sei, überlegte er einen Moment, doch da setzte schon Aeluins Gesang ein. Er war sehr tröstlich und Areros lauschte ganz gebannt. Es war ein Stück Heimat oder Familie und es tat gut, dieses Lied zu hören und für ein paar Minuten zu vergessen, was alles geschehen war. Als Aeluin geendet hatte, lächelte Areros leicht.
Noch einmal lauschte er innerlich dem Lied und spürte, dass Aeluin traurig war. Plötzlich machte er sich große Sorgen um seine Schwester, denn ihm war klar, dass sie die Vergangenheit gerade an diesem Tag eingeholt hatte und sie Hilfe brauchte.
»Lundor«, sagte er und packte Lundors Handgelenk. »Du musst Leyron herholen … Ich muss ihn dringend sprechen … Es ist wichtig!«Areros Stimme war drängend, aber stockend. Die Sorge um seine Schwester machte ihm zu schaffen und strengte ihn an. Dabei brauchte er Ruhe und Schlaf.
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Und er tötete ihn und wurde zum Verlierer. (Koran)
Minalcar schaufelte wie ein Wilder, um die demütigende Arbeit so schnell wie möglich hinter sich zu bekommen. Er spürte die höhnischen Blicke der Wachen in seinem Rücken und er schwor sich im Stillen, es ihnen allen heimzuzahlen.
Er hörte, wie sich Boromir mit dem alten Bauern, der in einer Rüstung ins Lager gekommen war, unterhielt, und schüttelte nur müde lächelnd den Kopf.
›Boromir wird immer dümmer. Lundor ist auch ein Mörder. Woher will er denn wissen, dass Lundor nicht noch einmal abhaut? Der alte Dorftrottel aus Anthara kann den Jungen bestimmt nicht halten, wenn sich dieser noch eine Flucht in den Kopf gesetzt hat. Boromir und sein dämlicher Bruder werden erst gescheiter, wenn die halbe Bande geflohen ist. Ich wette, dass auch Elúrin versuchen wird, noch einmal abzuhauen.‹
Er hielt keuchend inne, denn er war nun fertig mit der Zwangsarbeit. Er spürte, wie seine Wunden pochten und sein Kopf rauschte. Sein Fieber war sicher wieder gestiegen, da er viel zu schnell gearbeitet hatte. Er spürte plötzlich, wie ihm übel wurde, und er fiel auf die Knie. Anschließend übergab er sich.
Arendor stand an den Gräbern der Gefallenen Soldaten und hörte Boromirs Rede. Er selbst hatte ebenfalls schon viele solcher Reden halten müssen, da es immer der Hauptmann war, der diese schwere Aufgabe übernehmen musste. Jedes Mal hatte sich Arendor unwohl gefühlt, denn oft kamen ihm seine Worte leer und sinnlos vor. Man verlor Kameraden und Freunde in einem Kampf, der nie ein Ende zu nehmen schien. Der jedes Mal neu die Wut entfachte und die nur durch das Bohren des eigenen Schwertes in den Körper des Feindes für einen Moment gestillt wurde. Doch auch in diesem Kampf starben Soldaten und wieder musste die Wut gestillt werden.
Arendor hatte es geschafft diesem Teufelskreis zu entkommen. Doch als er nun an den Gräbern stand, spürte er wieder die selbe Wut. Hier lagen zum Teil noch sehr junge Männer, die nie das Glück hatten ein so erfülltes Leben wie er selbst zu führen. Die für Gondor ihr Leben riskiert hatten, in der Hoffnung selbst einmal in Frieden leben zu können, denen dies aber nie vergönnt sein würde. Arendor dachte an die Eltern der Männer und an die Frauen und vielleicht Kinder, die auf einen Teil ihrer Familie verzichten mussten. Die nicht Abschied nehmen konnten, sondern denen nur gut gemeinte Worte und ein Sack voll Gold über den Verlust hinweghelfen sollte. Denn mehr bekamen sie von Gondor nicht.
Dass Aeluin es war, die sang, nahm Arendor gar nicht wahr, so sehr war er in Gedanken versunken. Und als Boromir ihn aufforderte zu Aeluin zu gehen, nickte er nur abwesend. Er brauchte noch einen Moment, um dies hier zu verarbeiten, denn die Soldaten waren auch für ihn und die Bewohner der umliegenden Dörfer gestorben und er schuldete ihnen Dank.
Man brachte einen Mann zu den Gräbern, der eine Augenbinde trug und offensichtlich verletzt war. Es war Arendor bald klar, dass dies der Anführer der Bande war, die viele seiner Freunde getötet hatte. Mit gerunzelter Stirn stand Arendor da und schaute zu, wie der Mann arbeiten musste. Er versuchte sich selbst über seine Gefühle klar zu werden. Immer wieder drängten sich die getöteten Menschen in sein Gedächtnis, die er in Undaria gefunden hatte. Am schlimmsten waren aber seine beiden Söhne, von denen einer die Nacht vielleicht nicht überlebte und der andere nur noch ein Häufchen Elend war.
Weiß traten die Fingerknöchel hervor, während Arendor die Fäuste ballte. Er musste sich zusammenreißen und nicht wieder den starken Hass zulassen, der ihn schon einmal befallen hatte. Damals als er hörte, wie sein Vater von Korsaren zu Tode gefoltert worden war und er schließlich Jagd auf die Korsaren machte. Er hatte lange gebraucht, um den Hass zu besiegen und er wusste nicht, wie ob er tatsächlich tot war oder ob er wieder entfacht wurde, sollte er je wieder einem Korsaren gegenüber stehen.
Doch auch dieser Mann, der die Gräber zuschaufelte, war es wert abgrundtief gehasst zu werden. Für all seine bösen Taten und dafür, wie er das Schicksal seiner Söhne verändert hatte.
Es war gut, dass der Heermeister ihn ansprach. Arendor trat zu Boromir und sprach leise zu ihm, so dass nur Diros ihn hören konnte, der nahe bei Boromir stand.
»Ich wollte deswegen sowieso noch mit Eurem Bruder sprechen. Mein Sohn Lundor ist ein gebrochener junger Mann und nicht mehr mit dem Jungen zu vergleichen, der vor ein paar Tagen weggelaufen ist, um Soldat zu werden. Er bat mich vorhin schon darum, ihm bei einer Flucht zu helfen. Ich weiß nicht recht, ob er verstanden hat, dass ich das nicht kann. Denn Lundor befindet sich in Eurer Hand und ich weiß, dass er sich verantworten muss. Heute Nacht werde ich auf ihn aufpassen können, aber was wird in den nächsten Tagen … Ich fürchte, dass mein Lundor große Angst vor allem hat, auch vor den Soldaten. Mir ist klar, dass Ihr Euch kaum um einen einzelnen Jungen kümmern könnt, der noch dazu zu einer Bande gehörte, die das Leben dieser tapferen Männer kostete …«
Arendor wies auf die Gräber, die Minalcar fast fertig zugeschaufelt hatte. »… Ich fürchte aber um den Verstand meines Sohnes. Er ist vollkommen durcheinander und ich habe Angst um ihn. Ich weiß nicht, ob es Eurem Bruder gelingt Lundors Vertrauen zu erlangen. Deshalb … Würdet Ihr mir gestatten, Eure Soldaten nach Minas Tirith zu begleiten? Ich darf ihn jetzt nicht allein lassen. Sonst verliere ich Lundor für immer …«
Bittend sah Arendor den jungen Heermeister an. Er hoffte inständig, dass man ihm seinen ungewöhnlichen Wunsch gestattete. [b]»Und darf ich auch mit ihm da sprechen?«[/b], fragte Arendor und wies mit dem Kopf leicht in Richtung des Einäugigen, der sich gerade übergab. »Ich muss Antworten haben …«
Während Faramir Aryan zuhörte, bemerkte er den Blick, den der Bursche Leyron zuwarf, und er achtete auf die Haltung und Wortwahl Aryans.
"Das ist kein Bauernjunge. Seine Redeweise, sein Stolz und seine Ausrüstung zeigen deutlich, dass er aus einem einem sehr vornehmen Hause stammt."
Als Aryan verächtlich über seine Familie sprach, wurde Faramir klar, warum der junge Mann alleine unterwegs war.
"Ah, ich verstehe", sagte der Heermeister. "Du hattest Verdruss mit deiner Familie und hast deshalb deine Heimat verlassen und bist dabei ziellos durch die Lande geritten. Nun, wenn du deinen Weg machen willst, solltest du allmählich anfangen, dir Gedanken darüber zu machen, wohin dich dein Weg führen soll und mit welcher Arbeit du dir deinen Lebensunterhalt verdienen möchtest."
Nachdem Aryan das Gesicht verzog, sagte Faramir:
"Nun denn, für heute werde ich dich nicht länger mit meinen Fragen behelligen und dich von der Nachtruhe abhalten. Ich habe genug erfahren, um mich bei Boromir für eine Strafmilderung einzusetzen. Gute Nacht!"
Er wandte sich ab und gab Mablung und Damrod das Zeichen, ihm zu folgen.
"Ein schwieriger Bursche aus einer sehr vornehmen Familie in Lamedon", dachte er, "Wenn so einer von zu Hause fortläuft, wird sich das in Gondor unter Händlern, fahrendem Volk und anderen Reisenden bald herumsprechen. Bald wird man auch in Minas Tirith davon hören, aus welcher Familie er stammt. Aber dass, was er hier getan hat, wird leider auch bekannt werden."
Faramir hielt nun auf Boromir zu, der gerade mit Arendor sprach.
-------------------------------------------- "Ich bin Faramir, Heermeister von Gondor."
Areros schien nun auch ganz von Luins Gesang eingenommen. Zumindest versäumte es der große Bruder auf Lundors Frage zu antworten. Dabei war es dem Jüngeren doch so wichtig. Er wollte so etwas wie 'Nein, ich bin natürlich nicht böse' oder dergleichen hören. Irgendetwas, das sein Gewissen beruhigen und ihn seiner Familie wieder ein Stück näher bringen könnte. Doch Areros half ihm einfach nicht, sondern sprach ziemlich energisch und unter Anstrengungen aus, dass der Junge Leyron zu ihm holen müsste.
Lundor sah seinen schwerverletzten Bruder verwundert an. „Aber ...“, setzte er an. War Leyron nun wichtiger als er selbst? Lundor fühlte sich wie weggestoßen und ausgegrenzt. „Ich traue ihm nicht! Er hat mir weh getan.“Und das nicht nur körperlich ... Zumal durfte Lundor bestimmt nicht einfach nach Belieben im Lager herum spazieren. Wenn die Soldaten das wieder falsch verstanden, würde man ihn vielleicht zu Minalcar bringen und dort bewachen.
Doch Lundor sah auch, wie wichtig und ernst Areros die ganze Sache war. Er strengte sich mehr an, als es für ihn in seiner momentanen Situation gut war. Lundor wollte auch nicht daran Schuld sein, wenn es seinem Bruder wieder schlechter ging. „Kann ich dir nicht helfen?“ fragte er leise und sah Areros' Kopfschütteln.
Lundor seufzte enttäuscht und stand schließlich, die Zähne zusammenbeißend, auf. Nicht mal sein Bruder traute ihm etwas zu. Während Lundor wieder mit den Tränen kämpfte, ließ er seinen Blick schweifen und erkannte Daron und Erod, welche zusammen saßen. Mit unsicheren Schritten und die gesunde Hand an die Rippengegend gepresst, schlich Lundor langsam zu ihnen. Dabei versuchte er die anderen Soldaten, welche ihm Angst machten, großzügig zu umgehen.
Als er bei den beiden Heilern, welche ihn vorhin behandelt hatten, ankam, sah er sie unsicher und mit zitternden Knien an. „M ... Mein Br ... Bruder“, stotterte der Junge los. „Möchte ... muss mit ... mit Leyron sprechen.“ Lundor biss sich auf die Lippen. Er hoffte, dass Daron nicht böse war, wenn er merkte, dass Lundor den stützenden Verband nicht mehr um den Oberkörper trug. Erod hatte diesen ja nachdem Lundor kaum noch Luft bekommen hatte, abgenommen. Aber da Lundor noch immer das Hemd des Heilers trug, fiel ihm dies womöglich gar nicht auf.
Aryan sah Faramir kurz hinterher und wandte sich dann mit einem - ob der Schmerzen in seinem Handgelenk - etwas gequälten Grinsen wieder Leyron zu. »Den bin ich vorerst los. Wenn er mich lediglich für einen verwöhnten Bengel hält, der von zuhause ausgerissen ist, weil er ‘Verdruss’ mit seiner Familie hatte...« er lachte leise, »... so soll mir das recht sein.«
In Gedanken fügte er hinzu ›Solange er nur nicht weiter fragt.‹
Dann brummte er leise »Den überheblichen Ratschlag, dass ich mir mal Gedanken über meine Zukunft machen sollte, hätte er sich allerdings sparen können. Ich bin jung und kräftig und kann mit Waffen besser umgehen, als die meisten hier...
... vor allem mit Pfeil und Bogen.
Und ich denke NICHT, dass es für mich keine Arbeit geben wird.«
Dann dachte er kurz über Faramirs Worte nach, der sich nun bei Boromir für ihn einsetzen wollte. »Ich habe eigentlich gar keine Lust, mich bei unserem werten Ober-Heermeister zu entschuldigen...« sagte er mit einem leisen Seufzer, »... aber da werde ich wohl nicht umhin kommen.
FALLS er sich denn herablassen sollte, mit einem ‘Mistkerl’ wie mir zu sprechen.« Dabei dachte er wieder an den wütenden Blick, mit dem ihn Boromir, kurz nachdem er ihn niedergeschlagen hatte, bedacht hatte und war auf einmal nicht mehr ganz so zuversichtlich.
Er blickte sehnsüchtig zu Haglund und wünschte sich einfach nur... ›WEG HIER!‹
Boromir lauschte aufmerksam den Worten des Bauern. Währenddessen nickte er immer wieder zustimmend. Doch dennoch wurde sein Gesichtsausdruck nachdenklich. Als Arendor schließlich geendet hatte, hoffte der Heermeister, dass er bei seiner Antwort die richtigen Worte wählte. „Ich kann Eure Sorge verstehen. Ich weiß nicht, wie Lundor, war bevor er auf diese Gruppe stieß. Doch ja, er wirkt mehr als verstört und ich denke Ihr kennt Euren Sohn gut genug um zu erkennen, wie es ihm geht. Doch was ist mit Eurem anderen Sohn und Eurer Tochter? Arendor, Ihr müsst sie nach Anthara, in die Sicherheit Eurer Familie, bringen! Sobald Ihr dies getan habt, folgt uns nach Minas Tirith. Bleibt heute Nacht bei Eurem Sohn. Doch Morgen müsst Ihr Euch von Ihm trennen.“
Boromir erkannte, wie sehr Arendor diese Antwort missfiel. Doch er durfte sich nicht erweichen lassen. Nicht in seiner Position. „Zumal wissen wir nicht, was uns auf dem Rückweg noch erwartet. Ich kann es nicht verantworten Zivilisten einer Gefahr auszusetzen, wenn ich sie mit reisen lasse. Arendor, Ihr müsst verstehen! Ich verspreche Euch, dass Lundor nichts passieren wird, soweit dies in meiner Macht steht. Und ich ich versichere Euch auch, dass wir mit den Verhandlungen, welche ihn betreffen, warten werden, bis Ihr in der Stadt eingetroffen seit.“
Dies war alles, was Boromir für den Familienvater tun konnte. Der Heermeister hatte aber auch seine letzte Frage nicht vergessen, welche Minalcar betraf. Boromir wandte sich nun zu dem Abtrünnigen um. Es war erstaunlich in welch kurzer Zeit dieser die sechs Gräber zugeschaufelt hatte. Doch die Arbeit schien ihm nicht bekommen zu sein. Der Einäugige fiel auf die Knie und übergab sich. „Ja, Ihr könnt mit ihm sprechen. Ich glaube nicht, dass er momentan in der Lage ist, Euch etwas anzutun. Ansonsten sind genügend Wachen hier.“ Boromir hoffte mit dieser Antwort den Bauern wieder ein wenig versöhnen zu können.
Leyron grinste Aryan an als diese sich an ihn wandte, nachdem der Truchsesssohn gegangen war. Bereits bei seinem ersten Satz dachte Leyron kurz darüber nach ob Aryan vielleicht doch ein verwöhnter Bengel war der aus Verdruss alleine losgezogen war, aber diesen Gedanken verwarf er sofort wieder. Nein, Aryan mochte zwar in einem gut betuchten Haus aufgewachsen sein, aber er wirkte nicht wie ein trotziger Bengel. Eher wie ein junger Mann der auf der Suche nach seinen Wurzeln und neuen Zielen war.
Ein Wanderer auf den Pfaden des Schicksalswebers. Leyron versuchte noch einmal so gut es ging seine Gliedmaßen zu bewegen um bis zur Nacht nicht völlig verspannt zu sein.
Als sein junger Leidensgenosse davon sprach, dass er mit Waffen besser umgehen konnte als die meisten Soldaten, war Leyron sich sicher, das er gehörig aufschnitt. Er konnte sich wohl vorstellen das Aryan gute Lehrmeister gehabt hatte, aber lernen alleine machte einen guten Kämpfer nicht aus. Die Übung und die Erfahrung, nahmen da einen viel höheren Stellenwert ein.
Leyron verfiel einen Moment in Zukunftsgedanken, in dem er sich vorstellte den Sohn seines Freundes im traditionellen Kampf mit den haradrischen Waffen zu unterweisen. Aryan riss ihn aus diesen Gedanken, welche er sich eigentlich gar nicht erlauben sollte.
Es dauerte einen kurzen Augenblick bis Leyron den Faden wieder gefunden hatte und mit seiner Antwort an das von Aryan gesprochene anknüpfen konnte.
»Der Wichtigtuer hat wohl Angst du könntest zu einem ähnlichen Problem werden wie der Einäugige« sagte er mit einem schmunzeln »aber ich kann dir versichern es gibt immer Mittel und Wege um diese drastischen Weg des Plünderers nicht eingehen zu müssen. Du bist kräftig und wenn du nicht zu viel versprichst, geschult im Umgang mit Pfeil und Bogen. Da findet sich immer etwas. Vielleicht hatte er ja aber auch vor dir eine Wachhundstellung in seinem Rudel zu geben. Wenn du jeden niederschlägst der versucht sich dem Ober-Heermeister zu nähern..« bei dem Wort Ober-Heermeister äffte Leyron Faramir »dann hast du sicher bald den Posten eines Leibwächters.«
Leyron lachte.
»Du hast wortgewandt reagiert. Gut gemacht. Nicht mehr als nötig von sich preisgeben und schon gar nicht zu unterwürfig rüberkommen. Ich glaube kaum das der ältere der Brüder kommen wird, ich halte ihn eher für den Kämpfer im Gegensatz zu diesem Faramir, der sich scheinbar eher auf das Reden konzentriert. Es ist so lachhaft sich zu einem Verhör mit zwei Wachen zu begeben, wenn sein Gegenüber die Arme auf dem Rücken gefesselt hat. Wie solltest du ihm in dieser Situation körperlich gefährlich werden?« kopfschüttelnd endete Leyron mit der Frage die er in den Raum gestellt hatte.
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Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen.