Elúrin diskutierte mit den anderen Gefangenen heftig über Faramirs Verhalten. Sie hatten alle das Gefühl, dass der junge Heermeister vor diesem alten Bauern in Rüstung kuschte.
"Wahrscheinlich hat der Kerl ein Problem mit älteren Herren, die autoritär auftreten",spottete Elúrin gerade, als ihn Thenar packte und anbrüllte.
Die anderen Gefangenen wurden rasch zur Ruhe gebracht und Elúrin wurde zu einer kleinen Gruppe Waldläufer geschleift.
"Aua, du Grobian!",schrie Elúrin vor Schmerzen auf. "Mein Schlüsselbein ist gebrochen. Pass doch auf!"
Als der große, grimmige Waldläufer zu einem anderen Mann sagte, es handele sich bei Elúrin um einen Ausreißer, wurde dieser erneut patzig.
"Ich bin nicht ausgerissen",verteidigte er sich empört. "Ich bin nur zu den anderen Gefangenen hin und wollte mit ihnen sprechen. Dieser da - " er deutete auf Madril - "hat richtig gehandelt. Warum hätte er eingreifen sollen? Und wir haben nur die Wahrheit gesprochen. Euer Heermeister Faramir - oder wie er heißt - lässt sich von diesem Bauerntölpel in Rüstung überreden, Lundor und den Korsaren freizulassen. Dabei ist Lundor ein Mörder. Er hat mit uns ein Dorf überfallen und Leute getötet. Im übrigen wurde ich auch gezwungen ,bei diesen Überfällen mitzumachen. Nur leider habe ich keinen Fürsprecher wie dieser Lundor."
Elúrin hatte seinen ganzen Ärger Luft gemacht. Er hoffte, dass er Erhörung bei den Waldläufern fand.
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Mit festem, strengem Blick sah Boromir auf Minalcar herab, während er Aryan immer noch am Kragen seines Hemdes gepackt hielt. Auf die Worte des Einäugigen schnaubte der Heermeister. „Ein einfaches Ja oder Nein hätte genügt!“ gab Boromir barsch von sich. Aber zumindest hatte auch ein Mitgefangener mit dem Kopf geschüttelt, als der Heermeister seine Frage stellte. Boromir sah sich deshalb in der Sache, was Aryan betraf, schon ein Stückchen weiter gekommen.
Als der junge Mann neben ihm plötzlich die Schulter herum riss, war Boromir zuerst so überrascht, dass er seinen Griff los lies. Sofort traten Anborn und sein Kamerad heran und packten den Gefangenen links und rechts an den Armen. Boromir warf ihm einen äußert wütenden Blick zu, als er Aryans Worte vernahm. „Vielleicht magst du nicht zu dieser Bande gehören, doch dein Verhalten ist alles andere als vernünftig. Wir werden uns erst einmal unterhalten!“
Bevor Boromir mit Anborn und dem Fremden von den Abtrünnigen fort trat, wandte sich Boromir noch einmal an Minalcar. „Ich habe in Kürze noch eine kleine Aufgabe für dich. Also ruhe dich bis dahin besser aus!“
Mit diesen Worten ließ er Minalcar stehen und Schritt neben Anborn her zu einer kleinen Reihe Bäume, unter welcher zwei umgekippte Stämme lagen. Dort gab er Anborn das Zeichen den Fremden loszulassen. „Setz dich! Eigentlich habe ich für solche Kinderspielereien nicht wirklich die Zeit. Aber scheinbar kommt man bei dir mit Vernunft nicht weit.“
Minalcar merkte, dass Boromir wieder in Rage geriet und er mahnte sich selbst zur Vorsicht. Er hatte keine Lust, sich von dem unberechenbaren, jähzornigen Mann einen weiteren Kinnhaken einzufangen.
"Aufgabe? Ich bin schwer verletzt", meinte Minalcar mürrisch, während Boromir sich bereits abwandte. "In meiner Truppe gibt es weitaus gesündere Männer, die du zu irgendwelchen Aufgaben heranziehen kannst."
Er warf einen zornigen Blick auf Elúrin, der sich gerade bei Thenar und Madril befand, und herumjammerte, und trotz seiner Schulterverletzung einen fitten Eindruck machte.
Clawis war die ganze Zeit still gewesen, solange Boromir anwesend war. Er hatte ja bei Minalcar gesehen, wie leicht dieser Mann zu erzürnen war. Das wollte er auf keinen Fall am eigenen Leib erleben. Als der Heermeister mit dem anderen Gefangenen schließlich abzog und auch Minalcars Worte geendet hatten, sah er wieder zu seinem langjährigem Freund.
„Minalcar, was denkst du, dass er damit meint? Mit der Aufgabe ...? Der spinnt ja wohl. Als wenn wir es nicht schon schwer genug hätten. So gefesselt wie wir hier sind. Der soll uns bloß in Ruhe lassen.“ Slawisch war grummelig, auch wenn Boromir ihn nicht direkt angesprochen hatte. Er wusste, dass Minalcar Schmerzen hatte und eigentlich schlafen sollte, damit diese wenigstens besser wurden.
„Irgendwann bekommt er das alles zurück, nicht wahr?“ Clawis nickte und war sich sicher, dass Minalcar genauso dachte wie er. Die Truchsess-Brut und auch der Vater selbst würden noch leiden, sobald sie erstmal aus deren Fängen entschwunden waren.
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Kaum hatte Aryan die Hand des Soldaten abgeschüttelt, waren die beiden Waldläufer auch schon wieder zur Stelle, um ihn festzuhalten. Aryan warf ihnen einen genervten Blick zu, als er unsanft an den Armen gepackt wurde, aber allein der wütende Gesichtsausdruck des Soldaten, der offensichtlich nicht mit Gegenwehr oder Widerworten gerechnet hatte, war Entschädigung genug.
›Du wirst dich noch wundern‹ dachte Aryan und verzog nur leicht den Mund, als der Soldat etwas von 'vernünftig' und 'unterhalten' faselte. Zu einer Unterhaltung gehörten immer noch zwei! Und ihm stand der Sinn gar nicht nach Unterhaltung...
Was sollte er auch sagen, wenn man ihn nach seiner Herkunft fragte? Die Wahrheit wäre bestimmt äußerst wirkungsvoll. 'Mein Name ist Aryan, ich bin im Hause Angbors aufgewachsen - der mich hasst... habe einen Halbbruder - der mich noch mehr hasst... und bevor ich's vergesse: mein leiblicher Vater ist ein Korsar - über den ich nichts sagen kann, weil ich selbst nichts weiß!'?! Ja. Das würde bestimmt gut ankommen und ihm sämtliche Türen öffnen.
Aryan vermutete, dass man seine Aussage sofort überprüfen und ihn zurück nach Lamedon bringen würde. Der letzte Ort in Mittelerde, an dem er sein wollte!
Bei einer Baumgruppe angekommen, war Aryan überrascht, als der Soldat die Waldläufer anwies, ihn loszulassen. Die beiden Männer hatten sich rasch ein paar Schritte entfernt und der Soldat stand direkt vor ihm. UND vor einem umgestürzten Baumstamm. ›Du unterschätzt mich schon wieder...‹ dachte er grimmig. Seine Hände waren zwar gefesselt, aber...
Er riss schlagartig die Arme nach oben, verpasste dem Soldaten mit der Rechten einen gut platzierten Kinnhaken und rammte ihm dann noch den Ellbogen in die Rippen, um ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen. Der Mann begann zu straucheln, fiel rückwärts über den Baumstamm und schlug hart auf dem Boden auf.
Aryan machte sich schleunigst aus dem Staub und war auch schon in Richtung Pferde unterwegs.
Minalcar wandte sich Clawis zu, welcher gerade gesprochen hatte. Seine Wut auf Boromir und auch auf Elúrin war noch nicht verraucht.
"Boromir soll sich gefälligst Elúrin zur Brust nehmen, wenn er jemanden für eine Aufgabe braucht", schimpfte er leise weiter. "Mir tun alle Knochen weh, was ich vor allem diesem eingebildeten Fatzke von einem Heermeister verdanke. Und ja: eines Tages werde ich mich für alles rächen. Und dann wird dieser Kerl mein Gefangener sein."
Er blickte erneut wütend zu Elúrin hinüber, der bei den Waldläufern den Unschuldigen mimte.
"Sieh mal diesen feigen Verräter, Clawis",murmelte er zornig. "Ich wette, er spielt gerade das Unschuldslamm und tut so, als hätte ich ihn zu allem gezwungen. Ich hoffe, die beiden Waldläufer sind nicht so dumm wie Faramir und fallen auf solches Gewäsch herein. Vielleicht sollte Elúrin sich zu Faramir bringen lassen. Der hat bestimmt Mitleid mit ihm. Weißt du was, Clawis - über Faramir kann ich dir so einiges erzählen. Ich habe ja früher mal in Gondors Heer gedient und war auch auf Augenhöhe mit der Truchsess-Familie. Boromir, mit dem ich damals sozusagen befreundet war, hat manchmal auch so einiges herausgerückt. Ich kann dir sagen, Clawis... "
Minalcar machte eine künsterische Pause und wartete darauf, ob Clawis auch tatsächlich diese Geschichten hören wollte.
Auf Clawis Gesicht schlich sich ein fieses Grinsen, als Minalcar davon sprach, dass eines Tages der Heermeister sein Gefangener sein würde. Clawis konnte sich das schon gut vorstellen. Womöglich würden sie dann dann noch Lösegeld in Mengen fordern können. Auch wenn Minalcar Geld nie viel wert gewesen war.
Gespannt lauschte er nun den Worten seines Freundes. Clawis selbst war nie Soldat gewesen. Doch den Umgang mit den Waffen hatte er schnell erlernt. Auch wenn er es natürlich nicht perfekt beherrschte. „Fahre doch fort, Minalcar!“ rief Clawis aus, denn Minalcar hörte genau dort auf, wo es spannend wurde. „Was hat er über Faramir erzählt? Du hast mich neugierig gemacht ...“ Auffordernd sah Clawis den Anführer an.
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Minalcar grinste breit, als Clawis ihn aufgeregt und neugierig bat, weiterzuerzählen. Er bemühte sich, mit gedämpfter Stimme weiterzusprechen, damit die Bewacher ihn möglichst nicht verstanden. Sicher würden sie es nicht dulden, wenn über einen ihrer Heermeister schmutzige Wäsche gewaschen wurde.
"Tja, Clawis, weißt du, diese Truchsess-Familie ist längst nicht so edel, wie sie tut",fuhr Minalcar böse lächelnd fort. "Der alte Herr in Minas Tirith ist der reinste Rabenvater. Er verlangt von seinen Söhnen schier Unmögliches. Ich hörte Boromir einmal davon reden, dass er Angst habe zu versagen, weil sein Vater so viel Erwartungen in ihn setze. Der Jüngere, Faramir, hält diesem Druck nicht stand. Man erzählt von ihm, dass er sich lieber um Bücher und um die Alte Geschichte kümmere als um seine Aufgaben als Heermeister. Er scheint wohl eher zum Schriftgelehrten zum taugen als zum Heermeister. Aber der Alte sieht das nicht ein. Man sagt, dass er sich viel mit Faramir streite. Der Junge bemüht sich aber trotzdem, es seinem Alten recht zu machen. Kämpfen tut er nicht schlecht. Ich hatte ja heute im Kampf das Vergnügen mit Faramir. Ich denke, er wäre genauso gut wie Boromir, wenn er die Kriegsführung den Büchern vorziehen würde. Tja, ein Weichei bleibt nunmal ein Weichei."
Er lachte leise auf und war gespannt, ob ihm Clawis auch alles glaubte. Natürlich hatte er einiges dazu erfunden, denn so gut kannte er die Truchsess-Familie nun auch wieder nicht.
Nachdem der gefangene junge Mann zu den Banditen geführt worden war, fragte Boromir den Anführer, ob er den Jungen kannte. Minalcar leugnete, den Mann zu kennen.
"Dieser Bösewicht lügt, wenn er nur den Mund aufmacht, aber in diesem Falle scheint er die Wahrheit zu sagen", dachte Anborn.
Entsprechend Boromirs Befehl führte er den jungen Gefangenen zu einer Gruppe Bäume und ließ ihn dann los. Offensichtlich wollte der Ober-Heermeister den Gefangenen verhören, doch kaum waren Anborn und Darandos einige Schritte weggegangen, griff der Gefangene unvermittelt Boromir an, schlug ihn nieder und versuchte zu fliehen.
Sofort stürzten Anborn und Darandos hinter ihm her, wobei Anborn auch laut "ALARM!" schrie. Der Junge rannte schnell in Richtung der Pferde, doch Anborn war schneller. Er stürzte sich auf den jungen Mann und riss ihn zu Boden. Der Junge wehrte sich, doch Anborn drückte mit der einen Hand die Arme seines Gegners zu Boden und mit der anderen schlug er ihn zweimal ins Gesicht. Im nächsten Augenblick kam Darandos herbei und half, den sich immer noch wehrenden Jungen festzuhalten.
"Du elender Mistkerl", schrie Anborn. "für diesen Angriff auf den zukünftigen Truchsess von Gondor wirst du im Kerker landen!"
Bisher hatte Anborn nur mit der flachen Hand zugeschlagen, aber nachdem der junge Mann sich immer noch wehrte, versetzte er ihm einen Faustschlag aufs Kinn, so dass er kurz das Bewusstsein verlor. Anborn nutzte dies aus, indem er die Fesseln des Mannes löste und ihn stattdessen hinter dem Rücken fesselte.
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Als Erod aus dem Wald trat, riss ihn ein alarmierender Ruf und der Tumult aus seinen Gedanken. Er sah, wie Heermeister Boromir zu Boden geschlagen wurde und schon lief er los, um nach ihm zu sehen.
Nach wenigen großen Schritten hatte er ihn erreicht und kniete neben ihm nieder.
»Herr!«, sagte er eindringlich und beugte sich über Boromir.» Herr, wacht auf! «
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Nachdem Faramir Anborn fortgeschickt hatte, wandte er sich wieder Arendor zu. Nachdem der alte Mann seine Ausführungen über Leyron beendet hatte, sagte Faramir:
"Leyron ist am Leben und hier im Lager - als Gefangener. Er ist ein Mann voller Widersprüche. Einerseits hat er sich zum Schein Minalcars Bande angeschlossen und dabei sein Leben gewagt, um Eure Kinder aus den Händen der Banditen zu befreien, doch andererseits hat er sich im Kampf gegen uns gewandt, einen Waldläufer schwer verletzt und einem der Banditen zur Flucht verholfen."
Ehe Arendor etwas dazu sagen konnte, fuhr Faramir fort:
"Dass Leyron gegen uns gekämpft hat, war kein Missverständnis. Leyron ist Südländer - genau wie der Mann, dem er zur Flucht verholfen hat. Wir Ihr vermute auch ich, dass Leyron eine Vergangenheit als Söldner hat - wahrscheinlich im Dienste der Feinde Gondors. Doch genaueres dazu muss noch ermittelt werden. Nach allem, was Ihr mir berichtet habt, wollte er diese Vergangenheit hinter sich lassen und bei Euch ein neues Leben anfangen. Doch sie hat ihn eingeholt, als er im Lager der Banditen auf einen Landsmann traf.
Als ich ihn verhörte, merkte ich, dass er voll von Hass und Feindseligkeit ist. Wie gesagt, er ist voller Widersprüche: Euch und den Leuten Eures Dorfes ist er freundlich gesonnen und seine zärtlichen Gefühle für Eure Tochter sind aufrichtig, aber dennoch ist er ein Feind Gondors. Er wird daher als Gefangener nach Minas Tirith gebracht werden und wird dort für seinen Taten zur Verantwortung..."
Plötzlich erklang ein Alarmruf von Anborn.
"Entschuldigt mich", sagte Faramir zu Arendor, "aber darum muss ich mich nun selbst kümmern."
Er ging mit Mablung und Damrod in die Richtung, aus der Anborn gerufen hatte.
-------------------------------------------- "Ich bin Faramir, Heermeister von Gondor."
Minalcar hatte während seiner Erzählung gar nicht richtig bemerkt, was im Lager vorgefallen war. Er hatte gerade geendet, als jemand von den Mitgefangenen rief, dass Boromir von diesem jungen Gefangenen niedergeschlagen worden sei. Einige Gefangene johlten vor Freude, denn es gefiel ihnen, dass ausgerechnet Boromir niedergeschlagen worden war. Minalcar schmunzelte breit, als er das hörte und ignorierte, dass sein Kinn dadurch noch mehr schmerzte.
›Wer hätte das gedacht, dass so ein Milchbubi den größten Helden Gondors so einfach niederschlagen kann. Boromir, du warst auch schonmal besser.‹
Boromir rechnete ja mit vielem, doch nicht damit, dass der Junge eine solche Dummheit begann. Deshalb war er auch nicht darauf gefasst gewesen, als ihn Aryans Fäuste, durch die Fesseln aneinander gebunden ins Gesicht trafen. Wusste der Fremde eigentlich was für einen Ärger er sich dabei einhandelte?
Als dem Heermeister die Faust traf, taumelte er Rückwärts und war verwirrt, da er wirklich nicht darauf vorbereitet gewesen war. Als ihn dann auch noch Aryans Ellenbogen in die Rippen traf, taumelte Boromir über den Baumstumpf und schlug dahinter unsanft auf den Boden, wobei er noch mit dem Hinterkopf aufschlug. Zumindest musste dies ein Auslöser für seine kurze Ohnmacht gewesen sein. Aber es ging alles zu schnell um es wirklich zu begreifen. Boromir war kein Mann, welcher sich leicht einfach umnieten ließ. Nun, normalerweise war auch keiner so dumm ihn anzugreifen, wenn er von mehreren Dutzend bewaffneter Soldaten umgeben war.
Boromir war nur sehr kurze Zeit ohne Bewusstsein gewesen. Als er Erods Stimme hörte, rührten sich sofort wieder seine Sinne und er riss die Augen auf. Der Heermeister schmeckte Blut und fuhr sich mit der Zunge über die aufgeplatzte Lippe. Doch dann konnte man das deutliche Flackern von Zorn in seinen Augen sehen. „Wo ist dieser Mistkerl?“ schrie er aus und brachte sich etwas schwankend auf die Beine, während er sich kurz an Erod abstützte. Suchend ließ er seinen wütenden Blick durch das Lager schweifen. Es war eine wirkliche Schmach für Boromir vor den Augen seiner Männer und der Gefangenen so aus dem Konzept gebracht worden zu sein.
Zum Glück fuhr Minalcar nun mit seiner Erzählung fort. Und Clawis Augen wurden groß. War der Truchsess wirklich so ein Mann? Verlangte er zu viel von seinen Söhnen? Doch wenn sie einmal das Reich führen wollten, mussten sie wohl so viel wie möglich leisten können. Da war eine strenge und auch gewissenhafte Erziehung vielleicht nötig.
„Ich kann immer noch nicht begreifen oder verstehen, dass du einmal mit diesem Mann, diesem Boromir, befreundet warst. Das ist mir momentan unverständlich, so wie dich kennengelernt habe ... nein, du bist niemand, der mit dieser Brut verkehrt.“ Clawis schüttelte den Kopf. Aber vielleicht war Minalcar früher ein anderer Mann gewesen.
Plötzlich gab es wieder Aufregung unter den Gefangenen und Clawis bekam mit, dass Boromir wohl niedergeschlagen wurde. „Von wem?“ fragte Clawis schnell und verstand dann, dass es der junge Mann gewesen sein muss, welcher gerade mit Boromir hier angekommen war. Auch Clawis grinste und sah Minalcar aufmunternd an. „Schade, dass dir diese Ehre nicht gebührte ...“
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Madril hatte zwar bemerkt, dass der verletzte Bandit zu seinen Kumpanen robbte, doch hatte er keinen Anlass gesehen, einzugreifen. Daher war er überrascht, dass Thenar sich auf den Mann stürzte.
"Etwas übereifrig, der gute Thenar! Aber bei diesem Haufen sollte man als Bewacher lieber übereifrig als nachlässig sein."
Madrils Aufmerksamkeit wurde davon abgelenkt, dass Boromir in Begleitung mehrerer Waldläufer mit einem Gefangenen aus dem Wald kamen.
"Ob das einer der Banditen ist? Den Burschen habe ich jedenfalls beim Gefecht nicht gesehen..."
Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er von Thenar angesprochen wurde, der den Verletzten vorgeführt hatte. Der Bandit beschwerte sich über diese Behandlung, beklagte sich über Faramir und behauptete, er sei gezwungen worden, bei den Überfällen mitzumachen. Auch wenn der Mann Madril für dessen Nicht-Eingreifen gelobt hatte, fuhr der Hauptmann ihn an:
"Ruhe! Mag sein, dass du jetzt nicht fliehen wolltest, aber dass du trotzdem ergriffen wurdest, daran bist du wegen deines Fluchtversuchs von vorhin selber schuld.
Und du kennst Heermeister Faramir schlecht, wenn du meinst, dass er irgendeinen Gefangenen voreilig laufen ließe. Lundor und Leyron werden genauso nach Minas Tirith gebracht wie du auch. Auch glaube ich dir kein Wort, wenn du behauptest, gezwungenermaßen mitgemacht zu haben - du bist ein schlechter Lügner! Merke dir eines, bevor du deine Behauptungen im Verhör oder vor Gericht wiederholst: Heermeister Faramir und Herr Denethor durchschauen genau, ob jemand lügt oder die Wahrheit spricht!"
Er wandte sich an seinen Kameraden.
"Thenar", sagte er, "bringe diesen Mann zurück zu den anderen Gefangenen."
Kaum hatte er diesen Befehl ausgesprochen, hörte er einen Alarmruf von Anborn. Er sah, dass der neue Gefangene Boromir niedergeschlagen hatte und zu fliehen versuchte. Für einen Augenblick erwog Madril, selbst einzugreifen, aber dann sah er, dass Anborn den Burschen bereits erwischt hatte und auch Faramir mit Mablung und Damrod zum Ort des Vorfalls eilte.
"Dann bleibe ich besser hier und behalte die Gefangenen im Auge", dachte er, "Wehe! Hoffentlich ist Herr Boromir nichts schlimmes passiert! Nein, zum Glück steht er wieder auf!"
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Als er den Warnschrei hörte, wurde er auch schon zu Boden gerissen und obwohl er sich noch herumwälzen konnte, gelang es dem Angreifer, seine Arme auf dem Boden zu halten. Es war dieser Anborn, der ihm jetzt schon so oft in die Quere gekommen war. Er kniete halb über ihm und Aryan kam nur zu einem unvollständigen »Lass mich los, Du...«, bevor der erste Schlag in seinem Gesicht landete.
Auch der zweite Schlag saß...
Der andere Waldläufer, der Anborn wie immer zu Hilfe geeilt war, hatte indes große Mühe, Aryans Tritten auszuweichen, schaffte es aber schließlich doch, seine Beine festzuhalten. Aryan versuchte verbissen, sich aus den Griffen der Männer zu befreien, aber so sehr er sich auch wehrte, es gelang ihm nicht, seine Gegner abzuwerfen.
Dann hörte er plötzlich, wie ihn Anborn wüst beschimpfte und bezichtigte, den zukünftigen Truchsess angegriffen zu haben!
Aryan wurde schlagartig bewusst, was das zu bedeuten hatte und er hielt mitten in der Bewegung inne.
Während ihm ein ungläubiges ›Boromir!?‹ durch den Kopf schoss, wurde ihm plötzlich schwarz vor Augen...
Als er wieder zu Bewusstsein kam, hatte er den typischen Blutgeschmack im Mund und musste, als er sein Gesicht betasten wollte, feststellen, dass man seine Hände auf den Rücken gefesselt hatte. War er ohnmächtig gewesen?
›Diese Schweine...‹ Er stöhnte leise auf, als er versuchte, sich unter Schmerzen aufzurichten.
Daron genoss die gut gewürzten Fleischspieße und die ungezwungene, wenn auch kurze Unterhaltung mit Erod und Frindol, ehe diese von der jungen Bauerntochter unterbrochen wurde. Auch wenn diese ihn angesprochen hatte, reagieren sowohl Frindol als auch Erod noch vor ihm, so das Daron nur mehr nicken und weiter essen musste.
Nachdem sein Freund Erod mit der jungen Frau gegangen waren und nicht mehr zeitnah zurück kehrte beendete Daron sein Abendmahl und bot Frindol einen Kelch des mitgebrachten Weines an, den der ältere Heiler annahm. Gemeinsam mit Frindol genoss er selbst auch einen Kelch, verabschiedete sich dann aber.
Er hatte Erod den Wein versprochen, davon einmal abgesehen wollte er noch einmal nach dem gefangenen Südländer sehen. Sollte Erod ihn bis dahin nicht gefunden haben, würde er selber nach ihm suchen. Den Weinschlauch am Gürtel befestigt, trat Daron zu den Männern, die am zweiten Feuer saßen, an jenem wo eine kräftige Brühe für die Männern gekocht worden war, denen sie die bessere Mahlzeit als der Wildbraten war. Dort ließ er sich seinen Schale füllen und brachte diese zu dem gefesselten Mann am anderen Ende des Lagers.
Man hatte den Südländer an diese Seite gesetzt und mit ihm einige andere Verletzte. Daron hatte sich erst gefragt aus welchem Grund, doch inzwischen war ihm klar das dies eine gute Alternative gewesen war um. Was auch immer dieser Mann für eine Stellung in der Gruppe von Minalcar bekleidet hatte, die anderen Gefangen hatte scheinbar eine etwas eigenwillige Meinung über den Südländer. Wenigstens unnötiges Geschwafel und Anfeindungen gingen sie damit aus dem weg.
Nicht unweit des gerade erwachenden Südländers sah er Aeluin sitzen. Anscheinenden hatte sie ihren Bruder wieder verlassen und sich in mit oder ohne Erlaubnis wieder in die Nähe ihres Liebsten begeben. Einen Moment lang überlegt Daron nach Erod zu fragen, unterließ dies jedoch.
Mit der gefüllten Schale erreichte der Heiler Leyron und blickte auf den Mann hinab der gerade versuche sich seine Stiefel wieder anzuziehen, was in anbetracht seiner gefesselten Hände und den Schmerzen die er haben musste, einem unseligen Unterfang glich.
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Als Leyron erwachte schnappte er nach Luft wie ein Ertrinkender. Sein Herz schlug schneller und er blickte etwas verwirrt, ehe er sich seiner Umgebung und den Gegebenheiten in denen er sich befand, gewahr wurde. Der Traum der ihn heimgesucht hatte, haftete noch lebhaft in seiner Erinnerung und ließ ihn sich nur langsam wieder beruhigen.
Er hätte nicht gedacht sich diesen Erinnerungen noch einmal stellen zu müssen. Lange Zeit war er von dieser Art Albträumen heimgesucht worden, doch nachdem er den Harad verlassen und seinem Leben eine andere Wendung gegeben hatte, waren seine Träume entspannter geworden, bis er beinahe gar nichts mehr geträumt hatte. Das er nun wieder erwachte während er in seinem Traum ertrank, erschreckte ihn nicht, das jedoch jene Menschen die in seinem Traum vorkamen, nur mehr als gesichtslose Wesen gesehen hatte, hinterließ einen ungewohnte Beigeschmack. Er zitterte.
Sein Blick klärte sich und sein Augenmerk fiel auf eine Schale mit Fleisch neben sich. Er seufzte, wirklichen Hunger hatte er keinen. Wenigstens hatte man scheinbar in der Zeit welche er verschlafen hatte, nicht beschlossen ihn aufgrund der Kleidung die er nun trug noch mehr zu verachten und einfach hungern zu lassen.
Leyron schloss noch einmal seine Augen und sammelte seine Kräfte um sich dann mit einer weniger fließenden Bewegung aufzusetzen. Als er nun seine Augen wieder öffnete, fiel sein Blick auf Aeluin. Seine wunderschöne Aeluin. Sie saß einige Meter entfernt, an einen Baum gelehnt. Ihr Gesicht wirkte eingefallen vor Anstrengung, Sorge und Furcht. Sie musste geweint haben. Ihre Augen waren unterzeichnet von dunklen Ringen und ihr Blick sprach aus, was ihr zu erzählen versagt war.
Das Herz des gefesselten Südländers verkrampfte sich und er musste seinen Blick abwenden. Ihr trauriges Gesicht, das Wissen um seine Zukunft und der quälenden Traum, gepaart mit den Schmerzen die er hatte waren so erdrückend. Alles in ihm schrie danach zu ihr zu gehen, sie in seine Arme zu schließen. Sein Leben notfalls zu verlieren, für den Versuch sie von diesem Schlachtfeld fortzubringen. Doch stattdessen musste er sich eingestehen, dass er nur mehr ein verweichlichter Gefangen geworden war, ein Mann zum falschen Zeitpunkt an einem falschen Ort. Beschämt wandte er seinen Blick von ihr ab.
Leyron griff nach dem Essen. Das Fleisch war durchwachsen und nicht mehr wirklich warm. Man hatte es ihm wohl bereits vor einer Weile gebracht. Der Krieger blickte es nur kurz an, dann stellte er die Schale wieder neben sich ab. Einen Augenblick lang war er versucht es, sofern es ihm gelang, den Soldaten in seiner Nähe zuzuwerfen, dann verwarf er den Gedanken jedoch.
Es würde sicher nicht nur ihm Schwierigkeiten bereiten, sondern auch Aeluin. Leyron verachtete sich von Augenblick zu Augeblick mehr dafür, dass er Aeluin nicht aus dieser Situation befreien konnte. Mit zusammengebissenen Zähnen griff Leyron nach den befeuchteten Leinentüchern auf seinen Knöcheln und warf sie von sich. Er hatte genug von den Wadenwickeln. Dann angelte er nach seinen Stiefeln. Erleichtert stellte er fest, dass sich darin auch seine Strümpfe befanden.
Sein Vorhaben, zuerst die Strümpfe und dann die Stiefel anzuziehen gelang ihm jedoch nur bedingt und förderte nicht gerade seine Zufriedenheit. Leise, sehr leise fluchte er vor sich hin, wobei ihm auch das ein oder andere haradrische Wort über die Lippen kam.
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Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen.
Elúrin hoffte, dass die Waldläufer seiner Lüge glaubten, aber dem war nicht so. Der ältere Hauptmann wies ihn scharf zurecht, was Elúrin wiederum empörte. Jedoch sprach er seine Gedanken nicht laut aus.
›So einen Unsinn habe ich auch nicht gehört. Kein Mensch kann definitiv feststellen, ob ein anderer lügt oder nicht. Wenn man es sehr gut anstellt, kann man als Lügner nicht ertappt werden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser junge Faramir oder sein alter Herr so etwas können. Sie sind doch keine Elben oder Zauberer. Und was ist mit Boromir? Warum erwähnt dieser Graukopf nicht diesen? Seltsam!‹
Elúrin wurde auf dem Tumult im Lager aufmerksam und sah, wie Boromir am Boden lag und der junge, fremde Gefangene von einigen Waldläufern überwältigt wurde. Auch die beiden Waldläufer beobachteten die Situation, blieben aber bei Elúrin. Dieser konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und sah hinüber zu den anderen Gefangenen, die sich ebenfalls über Boromirs Fall freuten.
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Aeluin hatte ihren Kopf an den Baumstamm gelehnt und ihre Finger spielten unruhig miteinander. Sie musste sich zwingen, nicht zu Leyron zu laufen. Diese Selbstbeherrschung konnte sie noch leicht aufbringen, aber dass sie nicht weinen musste, war schon viel schwerer. In ihrem Leben hatte die junge Frau schon einiges erleben müssen, doch hatte sie - wenn sie sich schon niemandem anvertraute - immer die Möglichkeit gehabt, zu laufen. Wegzulaufen.
Wenn sie Alpträume hatte und danach aufwachte, war sie immer aufgestanden und losgerannt. Deshalb kannte sie die Gegend in und um Anthara sehr gut, vielleicht besser als sonst jemand aus der Familie. Ihr hatte das Laufen geholfen, auch wenn ihr klar war, dass sie vor ihren Ängsten nicht davonlaufen konnte und sie immer wieder kommen würden.
Hier konnte sie jedoch nicht davon laufen. Aeluin glaubte nicht, dass es ihr gestattet war, das Lager einfach so zu verlassen. Außerdem bestand immer die Möglichkeit, dass ihr jemand folgte und den Soldaten traute sie mittlerweile alles zu. Besonders diesem Erod. Er würde sie gewiss vergewaltigen, beschimpfen und danach langsam töten. Nein, Aeluin war gefangen in diesem Lager, wie Leyron. Auch wenn man sie nicht nach Minas Tirith bringen würde. Sie würde man eher zwingen hier in Lebennin zu bleiben, damit sie ja Leyron nicht mehr zu nahe kam.
Aeluin hasste es, wenn Männer sich in ihr Leben einmischten. Wenn sie glaubten, dass sie alles besser wüssten, was für sie gut war. Aeluin wusste selbst, was ihr gut tat. Und noch nie hatte ihr ein Mensch so gut getan, wie Leyron. Selbst wenn sie sich mit den Kindern ihrer Schwestern beschäftigte und damit wieder in eine wunderschöne Zeit des Spielens und Spaßhabens eintauchen konnte, so war das nicht mit Leyron vergleichbar. Denn Leyron ließ die Erwachsenenwelt mit allen schönen, aber auch sorgenvollen Seiten, schön und absolut lebenswert erscheinen. Ein Blick seiner Augen, eine sanfte Berührung seiner Finger oder ein Wort von seinen Lippen: Alles hatte etwas abenteuerliches und zugleich tröstliches an sich.
Die junge Frau wusste selbst nicht, warum es so war. Warum sie Leyron nach so kurzer gemeinsamer Zeit so vertraute und sich bei ihm aufgehoben fühlte. Sie hatte die Waffen nicht vergessen, die Leyron um hatte. Sie gehörten zu Leyron dazu und sie wollte Leyron so, wie er war. Denn obwohl sie so wenig von ihm wusste, war sie sich sicher, dass er ihr nichts vorspielte. Alles, was er tat, tat er von sich aus. Mehr brauchte Aeluin nicht zu wissen.
›Wenn nur die Heermeister damit auch zufrieden wären‹, dachte Aeluin zwischen Verzweiflung und Wut schwankend. ›Warum sehen sie denn nicht das Offensichtliche? Sie lassen sich von seinem Äußeren blenden und schauen nicht in sein Herz … Dabei sagt man doch, dass Herr Faramir das könnte … Warum sagt er nichts? Hat er Angst vor seinem Bruder? … Was, wenn Herr Denethor es auch nicht sieht? Der Truchsess soll sehr streng sein und weniger Mitleid haben …‹
Gerade, als Aeluin noch darüber nachsann, was Denethor wohl tun würde, setzte sich Leyron auf. Aeluin biss sich auf die Lippen, als sie sah, unter welchen Mühen sich Leyron aufsetzte und wie die Soldaten nur schauten, ihm aber nicht halfen. Und sie selbst war zur Untätigkeit gezwungen! Was war das nur für eine grausame Welt.
Leyrons Gesicht wirkte fahl und Schweiß glänzte auf seinem Gesicht. Dass er einen Alptraum gehabt hatte, war Aeluin nicht aufgefallen, denn Leyron hatte sich im Schlaf kaum bewegt. Was vielleicht auch daran lag, dass er gefesselt war. Ihre Blicke trafen sich, aber anstatt ein Lächeln für Leyron aufzubringen, schaute Aeluin weiter traurig und kämpfte damit, dass ihr keine Tränen in die Augen traten. Sie hatte so viel zu sagen. Sie wollte Leyron Mut machen, ihn aufmuntern. Ihm sagen, dass er sich um sie nicht sorgen musste. Aber sie vermochte es nicht und Leyron wandte seinen Blick ab.
›Nicht!‹, flüsterte Aeluin kaum hörbar. Sein Blick war doch alles, was ihr noch blieb und Tränen liefen ihr unaufhaltsam über die Wangen. Einzig allein das Schluchzen konnte sie noch unterdrücken, während ihre Hände krampfhaft miteinander rangen.
Der nette Heiler war inzwischen zu Leyron getreten und hatte eine Schüssel mit heißer Suppe bei sich. Aeluin wünschte sich sehnlichst, dass sie dieser Heiler wäre. Dass sie Leyron nur einmal berühren dürfte. Ein großes Schluchzen wollte sich seinen Weg bahnen, doch Aeluin biss sich auf die Unterlippe. Es dauerte einen Moment, bis sie den süßlichen Geschmack des Blutes schmeckte.
Unwillkürlich wanderte ihre Hand zu ihrem Mund und alsbald sah sie, dass ihr Finger mit dem leuchtenden Rot ihres Blutes benetzt war.
Bei Boromir, Erod, Anborn und dem jungen Gefangenen
"Was ist denn hier passiert?" fragte Faramir, als er bei Anborn und dem jungen Gefangenen eintraf. "Wer ist dieser Junge?"
"Heermeister, dieser Kerl hat Euren Bruder niedergeschlagen!" antwortete Anborn. "Zunächst schlich er um unser Lager herum und versuchte, uns zu entwischen. Wir haben ihn festgenommen und sein Pferd beschlagnahmt. Er scheint keiner der Banditen zu sein, aber er hat auch kein reines Gewissen. Vielleicht ist er schlimmer als ein Bandit - ein Diener des Namenlosen, ein Späher aus Harad vielleicht oder gar ein Attentäter."
"..oder nur ein selten dämlicher Bursche, der viel Kraft, aber keinen Verstand hat", dachte Faramir, während er einen finsteren Blick auf den Gefangenen warf, der stöhnend versuchte, sich aufzurichten. "Mit ihm werde ich mich noch befassen!"
Doch zunächst galt Faramirs Sorge Boromir, der jedoch wieder auf den Beinen war und ziemlich wütend wirkte, während Erod ihn besorgt stützte. Faramir ging auf ihn zu.
"Ist alles in Ordnung, Boromir?" fragte er besorgt. "Willst du dich nicht lieber setzen und von Erod untersuchen lassen?"
-------------------------------------------- "Ich bin Faramir, Heermeister von Gondor."
Nachdem Faramir noch einige Worte über Leyron losgeworden war, verließ er Arendor zum Glück. Lundor, welcher nun neben Arendor saß und nicht mehr an diesem lehnte, sah zum ersten mal wieder auf. Er hatte nicht gewagt dem Heermeister in die Augen zu sehen oder gar ein Wort über seine Lippen zu bringen. Nun, da Faramir weg war, entspannte sich seine verkrampfte Haltung wieder ein wenig.
Kurz ließ der Junge seinen Blick zu Areros schweifen, welcher tief und fest zu schlafen schien. Es war gut so. Der junge Mann war schwer verletzt und Schlaf war wohl das beste, was ihm im Moment helfen konnte. Lundor seufzte und sah dann wieder zu seinem Vater. Er musste etwas loswerden. Nein, er musste Arendor dazu bringen ihm zu helfen.
„Vater ...“, begann Lundor leicht stotternd. Er sah Arendor in die Augen, wobei er selbst noch immer nur auf einem Auge etwas sah, da die Schwellungen in seinem Gesicht noch um keinen Deut zurückgegangen waren. „Bitte, lass mich allein ... bitte, geh zu Aeluin. Sie braucht dich“, sprach Lundor leise. „Bitte ... ich muss hier weg. Ich kann nicht mit in ... in die Stadt. Und wenn ... wenn du bei Aeluin bist, dann ... dann wird dir niemand die Schuld geben, dass ich weg bin. Bitte!“ Lundor sah seinen Vater verzweifelt an und hoffte, dass dieser ihn verstehen würde. Es war nicht leicht Arendor zu bitten ihm zur Flucht zu verhelfen. Aber Lundor wusste keinen anderen Weg.
„Ich mach auch alles wieder gut, ich versprech's! Ich ... ich werde Tag und Nacht auf deinem Feld arbeiten! Ich versprech's! ... Ich tu das was du von mir verlangst und erwartest!“ Lundor biss sich auf die Lippen, während ihm einzelne Tränen die Wange runter liefen. „Aber bitte ... lass nicht zu, dass sie mich mitnehmen! ... Bitte lass mich gehen.“ Lundor hatte so große Angst vor den Soldaten und vor Minalcars Männer noch viel mehr. Nicht auszudenken was sie dem Jungen antun würden, wenn er mit ihnen in eine Zelle geworfen würde.
»Es wird gut werden« antwortete jemand leise in der Sprache seines Volkes. Leyron blickte irritiert von seinen halb angezogenen Strümpfen auf. Abgesehen davon das diese Antwort ja wohl allen Unsinn den man in solch einer Situation hören wollte übertraf, war sie tatsächlich in haradrischer Sprache gesprochen worden.
Der Mann der ihm gegenüber in die Hocke gegangen war, war niemand anderes als der Heiler, welcher dafür gesorgt hatte, dass er noch einen Moment mit Aeluin hatte sprechen können.
»Es wird gut werden« sagte der Heiler noch einmal. Leyron schnaubte verächtlich. »Was soll schon gut werden« presste er in Westron hervor.
»Das ist der einzige haradrische Satz den ich kann und der auf deine Flüche passt« antwortete Daron, grinste den Südländer an und reichte ihm die Suppe. »Du solltest wirklich etwas aufpassen. Es ist keine Selbstverständlichkeit das man freundlich zu Landesfeinden ist. Das solltest du eigentlich wissen.«
Leyron nahm die Schale mit Suppe entgegen. Sie roch wesentlich einladender wie das fettige Fleisch ausgesehen hatte und er musste sich eingestehen, dass dieser Heiler seine Anfeindung nicht verdiente. Wo hatte er haradrisch gelernt? Mit seinen gefesselten Händen hielt Leyron die Suppenschale so gut es ging vor seinen Mund und pustete hinein.
»Wo hast du die Sprache deines Feindes gelernt Heiler?« fragte der Krieger und probierte ob die Suppe bereits Trinktemperatur hatte. »Wie schon gesagt, zu viel mehr bin ich nicht mächtig« antwortete Daron und zog die beiden Strümpfe an Leyrons Waden richtig hinauf. »Wer lehrte dich Westron? Es ist nicht immer alles wie es scheint und Feinde werden oft von anderen dazu gemacht. Auch ich habe meine Vergangenheit.« Der Heiler blickte Leyron an und nickte noch einmal seine Worte bestätigend. »Ich halte nichts davon meine Wut, meinen Unmut an anderen auszulassen, wenn ich mir nicht sicher sein kann das sie den richtigen trifft. Ich weiß zu wenig von dir um dich einschätzen zu können und ich habe auch nicht gesehen in wie weit du gegen uns gekämpft hast. Aber im Gegensatz zu den anderen Abtrünnigen, scheinst du dein Handeln eher zu durchdenken, auch wenn dir dein Temperament offensichtlich ein ums andere Mal dabei im Weg steht.«
Daron griff nach dem ersten Stiefel und zog diesem dem Krieger an. Er war sich sicher, dass seine Einschätzung die den gefesselten Südländer betraf auf dem richtigen Weg war. Außerdem hatte er beschlossen, etwas von dem was er vor vielen Jahren erlebt hatte, auf diese Art und Weise zurück zu geben.
Leyron schlürfte die ersten Schlücke der Suppe und während ihn die gut gesalzene Flüssigkeit von innen wärmte, stellte er erneut erstaunt fest, dass der Mann an seiner Seite ihm die Stiefel anzog. »Du hast mir meine Frage nicht beantwortet« antwortete er dem Heiler »aber ich werde nicht weiter drängen. Ich stehe in deiner Schuld, denn mir ist durchaus bewusst, dass deine Hilfsbereitschaft eher ungewöhnlich ist in einer Situation wie dieser. Sollten wir uns je an anderer Stelle wieder sehen und ich meine Schuld vergelten können, so werde ich es unter allen Umständen tun.«
Mit geschickten Fingern verknotete Daron die Bänder an Leyrons erstem Stiefel. Das Fieber des Mannes war bereits ordentlich gesunken, jedoch noch immer nicht ganz fort. Ein Blick auf den Trinkschlauch unweit des Südländers, ließ ihn wissen, dass der Lederschlauch noch etwa zur Hälfte gefüllt war. Er konnte es dem Mann nicht verdenken und grinste, während er nach dem zweiten Stiefel griff.
»Du kommst meinem kleinen Geheimnis bereits näher. Sehe meine Hilfsbereitschaft als das was sie ist. Vielleicht habe auch ich einmal ein Versprechen gegeben, das mich jetzt aus meiner Schuld befreit« Daron zwinkerte Leyron zu und konzentrierte sich dann wieder auf die Lederschnüre des Stiefels.
Leyron senkte seinen Blick und leerte die Schale mit der Suppe. Als er fertig war, hatte der Heiler auch den letzten Stiefel geschnürt. Er schenkte Daron ein ehrliches Lächeln, zu mehr war er in seiner Situation nicht im Stande. Währenddessen kam ihm jedoch noch etwas anderes in den Sinn. Etwas wobei ihm der Heiler vielleicht auch helfen konnte. »Daron… so war doch euer Name nicht? Ich würde gerne den Jungen sehen. Areros. Ich weiß das seine Aussichten auf Genesung nicht sehr gut stehen, ich habe die Wunde gesehen und so gut es mir möglich war verbunden, ehe die Soldaten den Angriff gestartet haben.«
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Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen.
Mit einem zufriedenen Seufzen beendete Oromendil sein Essen und reichte Beorn die Schale zurück. Zwar war er noch nicht richtig satt, fühlte sich aber deutlich wohler. Er meinte sogar, dass seine Wunden nicht mehr so doll schmerzten wie zuvor und fühlte sich voller Tatendrang. Als er in einiger Entfernung Tumult hörte und kurz darauf sah, wie sein Freund Erod und der Herr Faramir durch das Lager liefen, blickte er ihnen kurz hinterher, konnte aber nicht erkennen, was vor sich ging.
»Was ist da los, Mann? Kannst du was sehen? Hilf mir auf, ich will selbst hin und schauen, was jetzt wieder passiert. Kaum ist man ein klein wenig in seiner Beweglichkeit eingeschränkt, verpasst man alles!«
Mit Beorns Hilfe stand er auf, verkniff sich ein Ächzen und beschränkte sich auf ein gemurmeltes Grummeln, als sein Bein schmerzte. Dann stützte er sich auf Beorn und zusammen gingen sie langsam hinter Faramir her.
_________________________________________ Der Chara für alle Fälle …
Ihr benötigt den Nebencharakter (NPC)? Wendet euch bitte an einen Mod.
Die Worte von Clawis ließen Minalcar in seinen Erinnerungen an früher versinken. Der Tumult rings um ihn wurde leiser und er sah plötzlich vor seinem inneren Auge die Weiße Stadt mit ihrem hektischen Leben und Treiben.
›ich stand der Truchsess-Familie einmal sehr nahe. Das sollte Clawis vielleicht besser nicht wissen. ‹
Minalcar erinnerte sich, als er damals mit 17 Jahren in die Armee Gondors eintrat. "Aus dir wird nie ein guter Soldat!" hatte sein strenger Vater Orodreth immer behauptet. Minalcar sah das fiese Lächeln seines älteren Bruders Eldacars vor sich, welcher als Einziger seiner älteren Brüder noch zu Hause lebte. Schon alleine um Eldacar eines Besseren zu belehren, hatte Minalcar sich geschworen, sich in der Armee durchzubeißen. Nach einigen Jahren wurde Minalcar bereits ein Mitglied der Turmwache. Boromir entdeckte bald bei Übungskämpfen, dass Minalcar ein hervorragender Schwertkämpfer war und freundete sich mit ihm an. Dadurch kam MInalcar einige Male zu dem Privileg, in den Privaträumen Boromirs speisen zu dürfen. Dort lernte er auch Faramir kennen, dem er jedoch von Anfang an mit Skepis begegnete. Faramir war ihm zu nachdenklich. Auch Denethor hatte er einmal kurz aus der Nähe gesehen. Der Truchsess erinnerte ihn jedoch zu sehr an seinen überstrengen Vater und er hielt lieber Abstand zu ihm. Als Boromir für längere Zeit in den Krieg ziehen musste, verbot ihm einer der Leibdiener Boromirs dessen Privaträume weiterhin zu betreten. Minalcar reagierte sehr verständnislos darauf. Der Leibdiener jedoch hatte die Befürchtung, Minalcar könnte in Boromirs Privatsachen in dessen Abwesenheit herumschnüffeln. Minalcar zeigte sich weiterhin uneinsichtig und es kam zu einem kleinen Eklat in der Zitadelle deswegen, als er Boromirs Leibdiener niederschlug. Daraufhin wurde Minalcar von seinem Hauptmann aus der Turmwache entlassen und musste von nun wieder als einfacher Soldat im Heer Gondors dienen. Entsprechend weniger Sold bekam er nun auch und Minalcar wurde im Laufe der Zeit immer unzufriedener. Es gelang ihm auch nicht mehr an Boromir heranzukommen, denn die Kameraden im Heer glaubten ihm nicht, dass er mit dem Truchsess-Sohn angeblich befreundet war. So wurde Minalcar im Laufe der Zeit immer frustrierter. Als er in einem Kampf mit Orks sein Auge verlor, bestand er auf eine hohe Entschädigungszahlung aus der Heereskasse. Doch die verweigerte man ihm mit dem Hinweis, dass es auch andere versehrte Soldaten gab, die so etwas nicht forderten, sondern stolz darauf waren, für ihr Land ein Körperglied verloren zu haben. Durch den Verlust seines Auges war Minalcar nicht mehr überall einsetzbar und so kam er eines Tages in den Genuss, die Heereskasse zu bewachen. Er nutzte die Gelegenheit aus und stahl einen großen Sack voll Geld aus der Kasse. Doch man erwischte ihn auf der Flucht und brachte ihn vor das Kriegsgericht, das der Truchsess persönlich hielt. Auch dessen Söhne waren dabei anwesend. Am schlimmsten war für Minalcar, dass nicht einmal Boromir ihn mehr ansehen wollte. Der Truchsess warf Minalcar unehrenhaft aus der Armee und verbannte ihn aus dem Land.
Minalcar schreckte hoch aus seinen Erinnerungen, als ihn Clawis mit dem Ellbogen anstieß und auf Boromir aufmerksam machte, der sich wütend hochrappelte.