So richtig konnte Aeluin nicht einschätzen, warum Lundor plötzlich so ängstlich war. Ihr gab das Erscheinen ihres Vaters Mut. Lundor schien das jedoch gar nicht weiter zu beeindrucken. Sie sprach schon wieder von diesem Belecthor. Er hatte ihn vorhin schon einmal erwähnt. Wahrscheinlich war er einer aus Minaclars Truppe. Etwas anderes schien gar nicht möglich zu sein.
»Lundor«, sprach Aeluin behutsam und streichelte ihren Bruder. »Er ist einer von den … Bösen, nicht?«
Es war nicht leicht, denn eigentlich war Lundor ja irgendwie auch einer von den Bösen geworden.
»Wenn er nicht bei den Gefangenen da drüben ist … Also wenn du ihn nicht siehst … Dann … Lundor, dann wird er geflohen sein oder … tot.«
Aeluin spürte, dass diese Möglichkeit Lundor nicht gefiel. Deshalb schnitt sie sofort ein anderes Thema an. »Lundor, lass uns hinüber zu Vater und Areros gehen! Areros braucht uns jetzt und Vater wird auch erleichtert sein, wenn er uns sieht.«
Sogleich fragte sie auch einen der Soldaten, ob sie zu ihrem Vater gehen durften und nach einer kurzen Abstimmung untereinander sagten die Soldaten ja.
Aeluin stand auf und zog Lundor vorsichtig zu sich hinauf. Dann fasste sie seine Hand, wie sie es früher auch getan hatte, als Lundor etwas ausgefressen hatte und Angst hatte zu ihrem Vater zu gehen.
»Komm«, sagte sie leise, aber entschieden und ging gemeinsam mit dem widerstrebenden Lundor zu Areros und Arendor hinüber.
Arendor blickte den Heiler an und gab ihm eine Antwort, die dieser vielleicht nicht erwartet hätte.
»Areros wird nicht sterben, falls Ihr mir das sagen wollt«, sagte er sehr bestimmt. »Mein Sohn wird leben! Nicht ich werden an seinem Leichenbett sitzen, sondern er an dem meinen!«
Davon war Arendor fest überzeugt. Er würde keines seiner Kinder sterben sehen. Nicht damals, als Lundor so schwer krank war, noch jetzt, wo es um Areros kritisch stand. Aufgeben war keine Eigenschaft, die Arendor besaß und er würde alles tun, um seinem Sohn zu helfen. In ein paar Wochen würden sie schon über diesen Tag lachen können.
Während der Heiler Areros etwas zu trinken einflöste, stand Arendor auf und zog sich die Beinschützer seiner Rüstung aus. Hier drohte ihm keine Gefahr. Die einzige Gefahr bestand darin, seinen Sohn zu verlieren.
Gerade, als er sich wieder zu seinem Sohn knien wollte, sah er wie seine Tochter Aeluin mit Lundor an der Hand zu ihm kam. Aeluin schien geweint zu haben, aber sie blickte ihn tapfer und mit großen Augen an. Lundor hingegen war ziemlich mitgenommen. Sein Auge war zugeschwollen und er sah insgesamt recht verstört aus.
Arendor seufzte leise. »Meine armen Kinder«, murmelte er, dann breitete er seine Arme weit aus und wartete bis erst Aeluin und dann Lundor darin Platz fanden. Er küsste beide auf das Haar, denn er war größer als die beiden.
Er konnte die beiden nur mit den Händen spüren, denn die Rüstung nahm ihm jeglichen Körperkontakt. Das schien auch Aeluin zu stören, denn sie machte sich plötzlich frei und hämmerte wütend gegen seinen Brustpanzer.
»Zieh doch endlich dieses verdammte Ding aus«, schimpfte sie leise. »Du bist ein Bauer und kein Soldat! Du bist nicht wie ›sie‹!«
Erstaunt blicke Arendor auf seine Tochter, doch er verstand, dass sie mit ›sie‹ die Soldaten meinte, die sie von jeher verabscheute. Gerade als er sie streicheln wollte, begann sie seine Rüstung an der Seite auf zu schnallen. Sie vergaß jedoch nicht auf ihrer Seite vorher die Armschoner ab zu machen. Arendor fragte sich, warum sie wusste, wie man einem Soldaten aus der Rüstung half. Er konnte nicht ahnen, dass sie bereits Leyron und Diros aus ihren Schutzmaßnahmen geholfen hatte.
Aeluin konnte den Jungen mit ihren Worten über Belecthor nicht helfen. Lundor würde weiterhin nach ihm fragen, solange ihm niemand Gewissheit gab. Belecthor wollte ihm immer beistehen. Er wäre nicht alleine geflohen, auch wenn Lundor das nun insgeheim hoffte. Aber konnte es sein, dass er unter den Gefallenen war? Nein, er war kein Mörder. Er hätte nicht gegen die Soldaten gekämpft. Sie hätten keinen Grund gehabt ihn umzubringen. „Er lebt ...“, murmelte Lundor deshalb nur.
Etwas unsicher sah er zu den Soldaten, als Aeluin nun um die Erlaubnis bat zu Arendor gehen zu dürfen. Schließlich hatte Lundor vorhin versucht weg zu laufen und konnte von Glück reden, dass er nicht wieder gefesselt wurde.
Als seine Schwester ihn nun, zwar sanft und vorsichtig, auf die Beine zog, stöhnte Lundor kurz auf. Sie konnte ja nichts dafür, dass er Schmerzen hatte. Wie einen kleinen Jungen nahm sie ihn nun an die Hand und führte ihn langsam in Richtung Areros, welcher immer noch blass auf dem Boden lag.
Nun hatte auch Arendor seine Kinder erkannt und seine Miene zeigte mehrere Emotionen auf einmal. Freude, Erleichterung, aber auch Sorge. Als der ältere Mann die Arme ausbreitete, wurde Lundor ungefragt und mit starrer Miene von Aeluin mitgezogen. Nun spürte er Arendors Hände auf seinem Rücken, aber sonst nur die kalte Rüstung vor sich.
Lundors Körper wurde ganz steif und starr während der Umarmung des Mannes. Als Aeluin den Vater schließlich von sich schob und anfing auf die Rüstung zu schimpfen, welche sie ihm schließlich auszog, trat Lundor einen Schritt zurück und starrte schweigend erst auf Arendors Rüstung und schließlich auf seinen Bruder, welcher zitternd unter mehreren Decken lag und von einem Heiler behandelt wurde. Er war einfach nicht in der Lage seinem Vater irgendwelche Worte entgegen zu bringen. Er wusste nicht wie.
Thenar beobachtete, wie der Bursche der Heiler Arcuen Tee einflößte. Nachdem dieser getrunken hatte, schien er sogleich wieder einzuschlafen - er hatte Thenar gar nicht bemerkt. ' Schlaf wird wohl das Beste für ihn sein.' dachte Thenar und wandte sich wieder humpelnd dem Gefangenen zu, nachdem er verfolgt hatte, wie der Bursche seinen kranken Kameraden wieder zudeckte.
Madril kam ihm mit einem Teller Essen entgegen; es duftete verlockend nach Braten und Thenar merkte, wie sein Magen knurrte. Gerade wollte er dem Älteren antworten, als wütende Worte Boromirs über den Platz schallten. Sie verfolgten, wie der Oberheermeister dem Einäugigen einen saftigen Kinnhaken versetzte. ' Boromir verliert seine Beherrschung - das war nicht gut - vor den Augen dieses Fremden!' Thenars Blick flog zu den Fremden, der zu dem schwer verletzten jungen Mann ging.
Leicht mit dem Kopf schüttelnd wandte er sich wieder Madril zu, um ihn den Teller abzunehmen. " Du kommst mehr als recht, Madril! " meinte er schief lächelnd und nahm ihm dankend den Teller ab. " Setz dich zu mir. Der da ..." er nickte mit dem Kopf zu dem Gefangenen Elurin "... kann sich eh´ nicht rühren."
Damit setzte er sich mit schmerzverzogenen Gesicht auf den Boden und lagerte sein verletztes Bein in eine angenehme Position. " Erzähl mir von den Vorgängen, soweit du sie kennst!" Thenar hatte nicht den Überblick wie Madril und schaute diesen erwartungsvoll an, während er in ein Stück Bratenfleisch biss.
Da Lundor nicht mithalf, zog Aeluin nun auch noch den anderen Arm ihres Vaters aus und nahm dann endlich den Brustpanzer ab, der scheppernd auf die Arm- und Beinteile rutschte. Arendor zog inzwischen das Kettenhemd über den Kopf. Aeluin atmete tief durch, als sie ihren Vater nun im verschwitzten Hemd sah. Das war wieder der Mann, den sie kannte und liebte. Der Mann, der hart von früh bis spät auf dem Feld ackerte und der sich um seine Familie sorgte.
Zu gern hätte sie sich nun an dessen starke Brust gelehnt, aber ihr Vater schaute zu Lundor und Aeluin wusste, dass ihr Vater sich jetzt um Lundor kümmern würde und müsste. Sie müsste zurückstehen und stark sein. Es tat so weh, denn auch sie brauchte Halt. Doch ihre Brüder waren weit schlimmer verletzt und so schluckte sie nur. Sie ging um ihren Vater herum, nicht ohne ihn wenigstens zu berühren und kniete sich schließlich neben Areros nieder.
Tränen standen in ihren Augen, die aber eher wegen ihres eigenen Schmerzes und dem dringenden Wunsch in den Arm genommen zu werden. Vorsichtig strich sie Areros eine Haarsträhne aus dem Gesicht und schenkte ihm ein Lächeln. Dann tauchte sie ein Tuch in eine Schüssel und wischte ihm das Gesicht ab.
»Du bist ein Held, Reros. Mein Held!«, sagte sie leise. »Was würde ich nur ohne dich machen!«
»L… Ley …ron«, brachte Areros hervor.
Areros wusste nicht, dass Leyron gefangen war. Zumindest nahm das Aeluin an. Sie würde es ihm jetzt nicht erzählen.
»Eine Frau wie ich braucht doch zwei Beschützer! Du kennst mich doch!«, scherzte Aeluin, um Areros aufzumuntern. Und es schien ihr fast so, als würde Areros tatsächlich lächeln.
Arendor betrachtete Aeluin. Sie war blass und scheinbar auch wütend. Aber sie schien unverletzt zu sein.
›Mein starkes Mädchen‹, dachte Arendor liebevoll. ›Sie ist sehr tapfer. Nicht jede Frau würde auf einem Schlachtfeld so ruhig und besonnen bleiben können. Sie ist schon etwas ganz besonderes.‹
Doch dann fiel sein Blick auf Lundor, der sich sehr unwohl in seiner Haut zu fühlen schien, was nicht nur auf Grund seiner vielen Verletzungen war. Sein zugeschwollenes Auge, seine verbundene linke Hand. Überhaupt hatte er nicht mehr seine eigenen Sachen an, sondern welche, die ihm viel zu groß waren. Mitleid und Liebe überkam ihn und als Aeluin fertig war und er auch sein Kettenhemd abgelegt hatte, fasste Arendor seinen Sohn am Genick und zog ihn sanft, aber bestimmt zu sich.
Er drückte ihn nicht fest, denn er wusste nicht, ob sein Sohn noch weiter verletzt war. Aber er strich ihm vorsichtig über den Rücken und konnte aber keinen Verband ertasten.
Daron folgte Erods Blick. Frindol kniete neben dem Verletzten mit der Bauchwunde. Daron hatte sich bisher nicht nach dem jungen Mann erkundigt von dem er inzwischen wusste, dass er zu dem Geschwisterpärchen gehörte. Als Erod von dem Essen sprach, dessen Geruch langsam zu ihnen herüber zog und sein Magen knurrte musste Daron lachen.
Auf die Fragen seines Freundes konnte er keine wirklichen Antworten geben. Er wusste nicht wie es dem Verletzten ging und von einen Belecthor hatte er bisher auch noch nichts gehört. Der Gedanke an ein warmes Essen hinterließ jedoch auch in seinem Magen ein verlangendes Gefühl.
»Nein, ich weiß nichts über einen Mann mit diesem Namen und auch über den mit der Bauchwunde kann ich dir nicht viel sagen. Aber wir können uns bei Frindol erkundigen, ehe wir uns dem Wild und einem guten Tropfen widmen.«
Daron rieb sich die beinahe getrockneten Hände und nickte Erod zu als dieser seinem Vorschlag zustimmte.
Ehe sie Frindol erreichten, der inzwischen nicht mehr alleine bei dem Bauernsohn verweilte, wurden sie von einem der verletzten Soldaten in ein Gespräch verwickelt.
Sie erreichten die kleine Gruppe als Aeluin ihrem Bruder gerade den Schweiß von der Stirn wischte und Lundor von einem älter Mann umarmt wurde. Die liebevolle Umarmung ließ darauf schließen, dass der Vater der Geschwister gekommen war. Er hätte sich keinen besseren Zeitpunkt aussuchen können stellte Daron erleichtert fest.
Frindol hatte sich erhoben als sie näher getreten waren. Er hatte seine Arbeit bei dem jungen Mann beendet und wollte nun der Familienzusammenführung nicht weiter beiwohnen. Daron und Erod luden ihn ein gemeinsam mit ihnen etwas zu Essen. Die Verletzten waren versorgt und auch bei Areros konnte sie erst einmal nicht weiter helfen. Frindol schien dies ähnlich zusehen und nahm die Einladung an.
»Hast du die Blutungen stillen können?« fragte Daron den Kameraden, als sie sich langsam von Arendor und seinen Kindern entfernten.
Nur Erod blickte noch länger auf Areros, beziehungsweise auf die junge Frau die ihn umsorgte. Daron bemerkte es noch bevor Frindol seine Frage beantwortete. Er legte Erod die Hand auf die Schulter. Komm Erod, lass sie sich um ihn kümmern, der kleine ist bei seinem Vater auch gut versorgt. Am Wildspieß werden wir jetzt eher gebrauchtwandte er sich leise und mit einem Grinsen an seinen Freund.
_________________________________________ Der Chara für alle Fälle …
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Ums Feuer herum hatten sich bereits eine ganze Reihe Soldaten versammelt, und einige schmausten schon. Die Jäger hatten die erbeuteten Rehe und ein Wildschwein zerlegt und die Fleischstücke kleingehackt, so dass eine große Menge an Grillspießen über den Feuer brutzelten, die schnell gar wurden.
Die drei Heiler ließen sich jeder einen großen Spieß reichen und Erod ging noch eilig einen vollen Trinkschlauch holen, dan setzten sie sich in der Nähe des Feuers nieder.
Während sie aßen, fragte Daron nocheinmal nach Areros, dem jungen Mann mit der Bauchwunde, da Frindol die erste Nachfrage wohl im Trubel nicht verstanden hatte. Erod hörte mit halbem Ohr zu, aber sein Blick wanderte immer wieder zu der Frau, die jetzt ihren Vater begrüßte. Erod war der grimmigen Überzeugung, dass das Eintreffen des Vaters das beste war, das gerade passieren konnte. Jetzt konnte sie ihre Launen an ihm auslassen, er würde sie bändigen und dann mit nach Hause nehmen. So würde sie ihm auf der Reise nach Minas Tirith nicht kontinuierlich auf die Nerven gehen.
»Mmh, was?«, fuhr er herum, als er eine Hand auf seinem Arm spürte. Daron grinste ihn an, und Erod nahm ihm dankbar einen weiteren Spieß ab.
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Langsam erwachte Minalcar aus seiner Ohnmacht. Sein Kiefer schmerzte stark. Er fühlte rasch, ob alle Zähne noch vorhanden waren. Einige Schneidezähne wackelten, aber ansonsten schien sein Gebiss intakt zu sein.
›Warum mache ich mir eigentlich Gedanken um mein Aussehen? Ich werde ja eh bald gehängt.‹
Minalcar roch jetzt den Duft des gebratenen Fleisches von den Lagerfeuern und sein Magen begann laut zu knurren. Er fragte sich, ob man die Gefangenen hungern lassen wollte. Das Essen nur zu riechen war eine ganz besondere Folter für sich. Er merkte, dass auch die anderen Gefangenen langsam unruhig wurden, weil sie Hunger hatten.
NPC Ondil
In Minalcars Nähe
Ondils Schmerzen im Rücken ließen langsam nach. Elúrins Fluchtversuch hatte er mit einem ungläubigen Kopfschütteln verfolgt. Wie konnte man nur so dumm sein und die einzige Waffe liegenlassen. Allerdings hatte er inzwischen von den Soldaten auch keine hohe Meinung mehr. Er hatte vor allem die Truchsess-Söhne für edler gehalten. Boromir hatte gezeigt, dass er nur ein wilder Schlägertyp war.
›‹Ich wünschte, ich wäre in Rohan. Dort würde man mit Schurken wahrscheinlich gleich kurzen Prozess machen. Aber dafür hat man es dann hinter sich. Diese Kerle hier, die sich anscheinend für was besseres halten wegen ihrem bisschen Numénorerblut sind der Abschaum Mittelerdes. Sie werden uns quälen, bis wir in Minas Tirith ankommen. Aber ich werde alles dafür tun, dass die Bürger der Stadt erfahren, mit welch grausamen Methoden ihre sogenannten Helden vorgehen.
Erfreut nahm er wahr, dass Minalcar wieder erwachte. Inzwischen stand er wieder voll hinter seinem Hauptmann. Minalcar hatte diesem Boromir nur die Wahrheit unter die Nase gerieben. Die Reaktion Boromirs war höchst unehrenhaft gewesen. Aber wenigstens lebte Minalcar noch und erschien halbwegs unversehrt bis auf seinen geschwollenen Unterkiefer.
Ondil roch jetzt auch das gebratene Fleisch an den Feuern und seufzte vor Hunger laut auf.
Aeluin sah, wie die drei Heiler sich entfernten, ohne auch nur ein Wort zu sagen, wie es mit Areros weiter gehen sollte.
»Diese Heiler«, echauffierte sich Aeluin. »Glaub mir! Du wirst noch froh sein, wenn Lissuin dich behandelt!«
Dabei wusste Aeluin genau, dass Areros Lissuin nicht besonders mochte. Sie war auch keine einfache Frau und wenn man krank war, ertrug man manche Menschen noch schlechter. Doch immerhin kümmerte sie sich um ihre Kranken und lief nicht einfach weg, um zu essen.
»Ich kriege dich schon wieder gesund, Kleiner«, sagte Aeluin liebevoll und strich Areros über das Gesicht. Dann wechselte sie geschickt die Wadenwickel und flöste ihrem Bruder noch einmal etwas Tee ein, der scheinbar sehr bitter schmeckte.
»Ich weiß, du hast bestimmt keinen Appetit, aber du musst auch etwas essen. Ich will sehen, ob sie etwas Brühe für dich haben. Wenn nicht, erbitte ich mir etwas Fleisch und koche dir etwas. Du musst bei Kräften bleiben.«
Areros wollte etwas sagen, doch Aeluin drückte ihm sanft den Finger auf den Mund. »Keine Widerrede, Brüderchen! Du hörst auf zu sprechen und versuchst etwas zu schlafen! Das hast du nötig. Und ich weiß auch eine Person, von der du träumen kannst!«
Damit küsste sie Areros Wange und flüsterte: »Pantia.«
Dann stand sie auf und ging zu ihrem Rucksack, den sich bei den Soldaten stehen gelassen hatte. Dort holte sie eine kleine Schüssel heraus und einen Löffel. Sie überlegte sofort zu den Soldaten zu gehen, die das Essen zubereiteten, doch dann beschloss sie erst zu den Heilern zu gehen.
Bei den Heilern Erod, Daron und Frindol
Dort angekommen, blickte sie die drei Männer abschätzend an und wandte sich schließlich an Daron, der bisher immer nett zu ihr gewesen war.
»Entschuldigt bitte, Daron«, sagte sie. »Darf mein Bruder Areros etwas Suppe essen? Er muss doch bei Kräften bleiben … Außerdem wäre es nett, wenn Ihr mir sagen könntet, wie ich ihm am besten helfen kann. Ich bin schließlich kein Heiler …«
Unwillkürlich wanderte Aeluins Blick zu Erod, der sie von unten her ansah. Sein Blick war nicht gerade freundlich und Aeluin wunderte sich, dass sie auch nur einen Moment diese erotische Fantasie gehabt hatte. Dieser Mann ärgerte sie nur und sie würde froh sein, wenn sie endlich nicht mehr nett zu ihm sein müsste.
Noch immer stand Lundor wie angewurzelt da und wusste nicht, wo er seinen Blick hinwenden sollte. Zu seinem Vater, welchem nun von Aeluin die Rüstung ausgezogen wurde? Oder zu Areros, welcher blass und fiebernd zu seinen Füßen lag? Alles war so verwirrend und beängstigend. Deshalb sah Lundor einfach zu Boden, auf den vom Regen aufgeweichten Boden.
Doch dann trat sein Vater vor und zog Lundor in seine Arme, ohne dass der Junge irgendeine Chance hatte sich dagegen zu wehren. Vielleicht wollte er es auch gar nicht. Lundor wusste nicht mehr was er wollte und was nicht. Leise hörte er Arendors Worte, welche an sein Ohr drangen, während der Vater ihm sachte über den Rücken strich.
Lundor stiegen die Tränen in die Augen und er konnte es nicht verhindern, dass sie ihm über die Wangen rollten. Er war in Sicherheit ... irgendwie. Erleichterung sollte sich breit machen. Trotzdem hatte er Angst. Lundor weinte an der Brust seines Vaters und Arendors Hemd wurde zunehmend nasser. Der Vater konnte sicherlich spüren, wie Lundors Körper bebte.
Nun, in den starken Armen Arendors, fühlte sich Lundor wieder schwach und hilflos. Es fühlte sich an als wollten seine Beine bald ihren Dienst versagen und unter seinem Körpergewicht nachgeben. Dabei wog der Junge nicht viel. Doch momentan war jedes Pfund eine Last. „Bitte ...“, brachte Lundor unter Tränen stotternd hervor. „Bitte ... schlag mich nicht!“ Er hatte Angst und er wusste nicht wo er sich hinwenden konnte. Zu viel hatte man ihm in den letzten vier Tagen angetan.
Erst bei Arendors Familie, dann mit Daron und Erod beim Mahl
Auf diese Erwiderung Seitens Arendor war Frindol nicht vorbereitet gewesen. Aber was sollte er dem besorgten Vater schon groß darauf erwidern? War es nicht gut, wenn er noch glaubte? Frindol hatte momentan wenig Hoffnung für den jungen Mann. Doch auch er als Heiler hatte bereits Wunder gesehen.
„Ja. Es ist gut, wenn Ihr die Hoffnung nicht aufgebt. Hofft! Das wird Eurem Sohn helfen,“ meinte Frindol, während er Areros erneut Tee einflößte. Nun half die Tochter dem Vater beim Ausziehen der Rüstung. Es war gut so. Hier drohte ihnen keine Gefahr mehr und er konnte besser für seine Kinder da sein. So eine Rüstung störte da nur und war mehr als unbequem.
Gerade als sich der Heiler aufrichtete, kamen Erod und Daron auf ihn zu. Frindol entfernte sich ein paar Meter von der Bauernfamilie und antwortete dann erst auf Darons Frage. „Äußerlich ja. Nur kann ich unmöglich aussehen wie es in dem Jungen genau aussieht. Welche Gefäße und Organe noch alles in Mitleidenschaft gezogen wurden ... Mehr kann ich hier nicht für ihn tun. Mann kann nur hoffen“, sprach Frindol leise.
Die Kameraden wollten ihn nun von den Bauern fortziehen, hin zum Essen. Frindol nickte und begleitete die beiden. Zuerst würde er aber noch seine Hände waschen um die restlichen Blutspuren zu beseitigen. Vielleicht ließ man einen so schweren Fall wie Areros nicht allein. Doch auch Frindol brauchte mal eine kurze Pause, um nicht völlig durch zu drehen. Denn dann würde er keinem mehr helfen können.
Gerade als Frindol in einen der Fleischspieße biss, kam die junge Frau zu ihnen und fragte direkt Daron nach Suppe. Sie hatte Glück. Frindol hatte vorhin noch in Auftragt gegeben, dass eine kräftige Brühe gekocht werden sollte. Eben für diejenigen, welche dieses Fleisch hier nicht würden bei sich behalten könne. Wie Areros und Arcuen beispielsweise. Ein wenig wunderte sich der Heiler aber doch, dass er Daron ansprach. Hatte Frindol nicht Areros versorgt? „Natürlich kannst du das. Aber pass auf, dass er richtig schluckt und richte ihn ein wenig auf. Aber vorsichtig!“ antwortete Frindol einfach an Darons statt.
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Noch immer blickte Boromir auf Minalcars reglosen Körper und überlegte im ersten Moment, ob er wohl zu stark zugeschlagen hatte. Aber von so einem Schlag starb ein Mann nicht. Minalcar war nur ins Reich der Träume gesunken, während sich unter den Abtrünnigen genauso wie unter den Soldaten murmelnde Geräusche breit machten.
Gerade als sich Boromir von den Abtrünnigen abwandte, kam Faramir auf ihn zu und sprach den Heermeister sofort an. Der Ältere hatte schon mit so einer kleinen Rede seines Bruders gerechnet. Im Grunde hatte Faramir ja recht. Aber eben nur im Grunde und der Grund hatte Boromir gerade eben nicht interessiert. Minalcar hatte es verdient und die Männer standen nach wie vor hinter den Heermeistern. Nur weil sich Boromir so etwas leistete, hieß das für die anderen Soldaten noch lange nicht, dass sie ihm nacheifern durften.
„Schon gut, Faramir. Ich verstehe ja deine Befürchtungen“, sprach Boromir, während er in Richtung der Feuerstellen ging, wo bereits das Fleisch ausgeteilt wurde. „Doch ... ach egal. Ich habe mich provozieren lassen. Und eigentlich ist es dieser Minalcar nicht wert, dass man einen einzigen Gedanken an ihn verschwendet. Nun, manchmal kann man nicht anders.“ Kurz sah Boromir seinen Bruder von der Seite an. Dann fuhr er fort. „Aber nun lass uns Essen gehen“, lenkte er schnell auf ein andere Thema, welches weit aus erfreulicher war. Die Jäger waren bei ihrer Jagd wirklich erfolgreich gewesen.
Arendor spürte die Tränen, die Lundor vergoss und die sein verschwitztes Hemd noch weiter tränkten. Während seine eine Hand noch immer den Rücken seines Sohnes streichelte, hielte die andere Lundors Nacken fest.
Erstaunt hob Arendor die Augenbrauen, als sein Sohn seine Bitte an ihn richtete.
›Was hat man ihm nur angetan?‹, fragte der besorgte Vater sich, ›Wie kann er von mir denken, dass ich ihn schlage? Er ist doch mein Sohn. Mein kleiner Lundor!‹
»Ich tue dir nicht weh, Lundor!«, sagte Arendor deshalb leise, »Ich liebe dich, mein Sohn. Das weißt du doch! Ich bin für dich da und werde dich beschützen! Hab keine Angst mehr!«
Arendor begann seinen Sohn vor und zurückzuwiegen, wie er es getan hatte, als dieser noch ein Säugling war. Er wünschte sich, dass Aelandra hier wäre. Lundor brauchte jetzt beide Eltern.
»Was ist nur passiert, Lundor«, fragte Arendor behutsam, »Willst du es mir erzählen? Das wird dir gut tun. Hab keine Angst. Ich bleibe bei dir. Mein lieber Lundor!«
Mit einem Seitenblick zu Daron stand Erod auf und schöpfte aus einem großen Suppenkessel ein wenig Brühe in eine Tonschüssel. Die gab er dann Aeluin und sah an ihr vorbei zu Areros.
»Ich helfe dir, ihn zu füttern«, sagte er dann schroff. »Wir wollten ja nicht, dass du ihn beim Essen erstickst, Frau.«
Dann setzte er sich in Bewegung und ging zu Areros, den er sich schon länger einmal selbst ansehen wollte. Mit geübtem Griff richtete er ihn halb auf und lehnte ihn an einen Sattel, der dafür bereitstand.
»Hallo, junger Mann«, sagte er dann. »Wir kennen uns nicht nicht, ich bin Erod, ein Freund von Frindol, und ich bin ebenfalls Heiler. Deine Schwester hat dir eine leckere Brühe mitgebracht und es wäre schön, wenn du sie ganz aufessen würdest. « Dabei tastete er nach dem Puls des jungen Mannes am Handgelenk und zählte diesen leise mit. Stabil, Eru sei Dank. Er flattert nicht. Während er Areros betrachtete, sah er, dass dieser aufgehört hatte zu schwitzen und dass auch die Bauchwunde nicht durch den Verband nässte.
›Sicher‹, dachte er dann. ›Frindol hat zwar recht, wir wissen nicht, wie es in ihm aussieht, und wenn Magen und Darm verletzt sind, dann sieht es ganz übel aus, aber momentan.... Gesichtsfarbe ist noch etwas blass, aber keine fiebrigen Flecken, er schwitzt nicht, der Puls ist stabil und die Wunde blutet und eitert nicht. Könnte schlimmer sein. Vor ein paar Stunden sah er noch wesentlich schlimmer aus. Vielleicht hat er ja Glück.‹
Er nickte Aeluin zu, die hinter ihm hergekommen war.
»Sieht ganz gut aus, Frau. Hoffen müssen wir noch, aber soweit sieht er ganz gut aus, dein Bruder.«
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Es war nicht der nette Daron, der ihr antwortete, sondern der andere Heiler, der neben ihm saß. Trotzdem schenkte Daron ihr ein aufmunterndes Lächeln, was Aeluin tatsächlich gut tat. Doch dann stand Erod auf und Aeluins Laune sank wieder. Konnte sie der Heiler nicht einmal in Ruhe lassen? Seit sie aufeinander gestoßen waren, hatte es nur Ärger zwischen ihnen gegeben. Seufzend folgte sie Erod, der die Suppe in eine Tonschüssel schöpfte.
›Warum habe ich eigentlich meine Schüssel in der Hand‹, blaffte sie in Gedanken den Heiler an und schüttete dann demonstrativ die Suppe von der Tonschüssel in ihre eigene und gab die Tonschüssel dem Soldaten, der sich um die Suppe kümmerte.
Erods Worte waren einmal mehr eine Beleidigung. Aeluin musste sich wirklich zusammenreißen, dass sie sich nicht endlich für all die Gemeinheiten an ihm rächte.
Bei Areros und Erod
Als sie sich an Areros anderer Seite hinkniete und sich auf ihre Fersen setzte und zusah, wie Erod Areros untersuchte, starrte sie den Heiler mit todbringendem Blick an.
»Ich habe auch einen Namen«›Du blöder Heiler‹, zischte sie Erod zu. »Nenn mich Aeluin oder sprich mich gar nicht an!«
Langsam reichte es ihr mit diesem Klotz von einem Mann.
»Luin«, sagte nun Areros. »Nicht …«
Aeluin verdrehte die Augen. »Ich höre mir schon die ganze Zeit seine Gemeinheiten an, Reros. Irgendwann muss mal Schluss sein!«, erklärte sie ihrem Bruder wütend und es war ihr egal, ob Erod das hörte.
»Und nun iss etwas«, meinte sie noch immer recht unfreundlich, aber sie hielt Areros vorsichtig den Löffel an den Mund. Als er erst ein Mal zu pusten versuchte, übernahm sie das für ihn. »So. Nun müsste es gehen«, meinte sie nun freundlich und steckte den Löffel in Areros Mund. Als etwas Suppe aus seinen Mundwinkeln floss, wischte sie es mit einem Taschentuch fort.
»Danke«, meinte Areros. Während Aeluin den nächsten Löffel vorbereitete, wandte sich Areros an den Heiler: »Seid bitte nett … zu meiner … meiner Schwester … Sie ist … der beste Mensch … auf der Welt!«
Aeluin hielt kurz inne, als sie die Worte hörte. Areros übertrieb natürlich maßlos, aber trotzdem freute sich Aeluin über seine Worte.
Die Gefangenen wurden unruhig, als immer mehr Soldaten sich zum Essen hinsetzten. Sie alle hatten großen Hunger. Die meisten von ihnen hatten seit dem Morgen nichts mehr gegessen. Sie begannen sich vorsichtig bei den Wachen zu beschweren.
Schließlich ergriff Minalcar das Wort, obwohl ihm sein Kiefer beim Sprechen schmerzte wie verrückt.
"Es wäre nicht schlecht, wenn wir auch etwas zu essen bekämen", sagte er so höflich wie er konnte zu dem Wachsoldaten, der in seiner Nähe stand. "Sonst halten wir unmöglich den Weg bis Minas Tirith durch."
Die anderen Gefangenen nickten raunend und starrten die Wachsoldaten hungrig an.
Madril setzte sich neben Thenar und fing nun ebenfalls zu essen an. Thenars Frage nach den Vorgängen beantwortete er zwischen den Bissen:
"Wir haben gerade die getöteten Banditen verscharrt. Um unsere gefallenen Kameraden kümmern wir uns später. Der schwer verletzte Dorfbewohner aus Anthara macht uns noch Sorgen. Zum Glück ist sein Vater jetzt eingetroffen. Er ist ja auch der Vater von diesem Weib, das hier für Unruhe sorgt. Ich hoffe, er bringt sie bald weg."
Während sie noch aßen, merkte Madril, dass Minalcar einen der Wachsoldaten ansprach. Es war offenkundig, dass die Banditen auch etwas von dem Essen wollten.
"Bist du etwa hungrig, Minalcar?" rief Madril höhnisch. "Keine Sorge, wir lassen euch noch genug übrig. Aber erst sind wir dran." Genüsslich aß er weiter und blickte herablassend auf die hungrigen Banditen.
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Lundor versuchte die Tränen zu unterdrücken, doch sie flossen einfach ohne, dass er irgendetwas dagegen hätte tun können. Er hatte stets versucht zu vermeiden vor seinen Eltern oder Geschwistern zu weinen. Stets hatte er sich erwachsen gefühlt und stark. Doch nun war alles anders. Er fühlte sich jung und hilflos und brauchte jemanden zum festhalten.
Doch da war nun jemand, der ihn hielt und der ihm liebe Worte zukommen ließ. Er brauche keine Angst mehr haben und Arendor würde immer für ihn da sein und ihn beschützen. Es tat so gut dies zu hören. Auch wenn Lundor wusste, dass er seinen Vater sehr, sehr enttäuscht und wahrscheinlich auch weh getan hatte, als er sein Versprechen brach, das Geld genommen und ohne ein Wort auf und davon war. Und nun auch noch Areros Zustand und die Gefahr in welche Lundor seine Schwester gebracht hatte.
Lundor fühlte sich so schwach und die Schmerzen in der Rippengegend hatten nun ohne den Stützverband wieder zugenommen. Trotzdem stand er auf beiden Beinen und lehnte sich an Arendor. Doch am liebsten hätte sich Lundor zu Boden gleiten lassen.
Als der Vater ihm nun anbot darüber zu sprechen, was passiert war, seufzte Lundor auf. „Ich ... wollte ...“, der Junge brach ab. Er konnte es nicht. Er konnte nicht darüber sprechen, jetzt da alles noch so frisch war und jedes Wort schmerzhafte Erinnerungen in ihm hervor rief. „Gezwungen ... Doler ... wollte doch nicht ...“, die Worte kamen sehr abgehackt und unter Tränen aus Lundor hervor. „Lind ... ich wollte sie ... beschützen. Alle tot ...“
Lundors Beine gaben unter den Schluchzern nun nach und er rutschte an Arendor herunter. Er fiel nicht, sondern ließ sich eher, in Tränen aufgelöst, zu Boden gleiten, wo er sich an die Beine seines Vaters krallte.
Als die Frau ihn anblaffte, zog Erod die Augenbraue hoch. So, dann schwieg er eben und sprach nicht mit ihr. Das war für ihn wirklich kein Verlust. Er war ohnehin nur hier, um sich den jungen Mann anzusehen. Sein Kommentar, dass es mit Areros wohl aufwärts ging, schien der Frau aber nicht wirklich wichtig zu sein, nur Eru wusste, was ihn überhaupt dazu getrieben hatte, es ihr zu sagen.
Er beobachtete, wie Areros schluckte und wartete ab, ob er sich danach vor Schmerzen krümmte, doch glücklicherweise passierte nichts. Doch man musste ihn weiter beobachten, was während der Verdauungsphase passierte.
Der Verletzte sprach ihn dann an und bat ihn, nett zu Aeluin zu sein. Erod blickte sie an und meinte dann zu Areros, der seine Suppe weiter aß: »Ja sicher, du hast die netteste Schwester der Welt«, wobei er sich seinen ironischen Unterton nicht verkneifen konnte. »So nett, dass man sich glatt in die Nachwelt wünscht...«
Dann stand er auf, nickte Areros nochmal zu und ging ein Stück in den Wald, um sich zu erleichtern.
›Und für sowas lässt man seinen Fleischspieß kalt werden‹, ärgerte er sich.
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Wütend atmete Aeluin die Luft aus, als Erod aufstand.
»Wenn die Nachwelt bedeutete, dass du da nicht wärst, würde ich glatt hingehen!«, rief sie Erod erbost hinterher.
»Was für ein blöder Mensch«, sagte sie nun zu ihrem Bruder, während sie wieder die Suppe mit ihrem Atem kühlte. »Bei den Soldaten nehmen sie scheinbar jeden als Heiler!«
Da Aeluin bemerkte, dass es Areros zu viel war, sich auch noch eine Strafpredigt über unfreundliche Heiler anzuhören, verstummte Aeluin beschämt. Sie fütterte Areros sorgsam weiter, bis sie plötzlich im Augenwinkel sah, dass Lundor auf den Boden sank und sich an den Beinen ihres Vaters festkrallte.
Erstaunt hob sie die Augenbrauen. »Lundor benimmt sich sehr seltsam«, flüsterte sie Areros zu. »Was haben sie ihm nur angetan?«
Doch Areros gab ihr keine Antwort. Er war wohl mit dem Suppe schlürfen schon eingebunden genug. Aber er schaffte die Schüssel leer zu essen. Aeluin lobte ihn dafür. Dann half sie ihm, sich wieder hinzulegen, was für sie ein wahrer Kraftakt war: Einerseits den Sattel wegzuziehen und andererseits gleichzeitig ihren Bruder zu stützen. Es gelang ihr jedoch ohne Areros größere Schmerzen zu zu fügen.
Sie deckte ihren Bruder gut zu und meinte, dass er nun schlafen müsse. Gehorsam schloss Areros daraufhin die Augen und schlief schnell ein.
Aeluin drehte sich zu ihrem Vater und Lundor um, doch die beiden waren nun miteinander beschäftigt. Arendor würde Lundor jetzt am besten helfen können und sie war überflüssig. Deshalb stand Aeluin auf und ging ein paar Schritte. Sie hatte das wage Bedürfnis sich etwas zu essen zu holen, doch dann lief sie plötzlich ein paar Schritte und versteckte sich hinter einem Baum. Dort stand sie schweratmend mit dem Rücken an den Stamm gepresst, bis sie sich weinend langsam nach unten gleiten ließ.
Schluchzend vergrub sie ihr Gesicht zwischen ihren Beinen im Kleid. Sie hätte die Zuwendung ihres Vaters ebenfalls dringend gebraucht, aber er kümmerte sich nur um Lundor.
›Warum muss ich immer stark sein‹, fragte sie sich. ›Ich brauche auch Hilfe. Warum hilft mir niemand?‹
Aeluin merkte nicht, was um sie herum geschah. Sie musste weinen, damit der Schmerz sie nicht von innen auffraß. Immerhin war sie weit genug von den Räubern entfernt, so dass diese sie nicht sehen konnten.
Minalcar hörte Madrils höhnische Worte und er begann leise vor sich hinzufluchen. Auch die anderen Banditen wurden wütend, als sie das hörten.
"Sie behandeln uns wie Vieh",, raunte der Anführer seinen Leuten aufgebracht zu. "Tiere bekommen auch immer nur das, was die Menschen übriglassen. Wahrscheinlich dürfen wir später die Knochen benagen wie die Hunde."
"Wenn ich zu schwach werde vor Hunger, müssen sie mich eben nach Minas Tirith tragen",bemerkte Elúrin empört.
Minalcar grinste, als er sich vorstellte, wie die Soldaten sich abmühten, Elúrin in die Weiße Stadt zu schaffen. Doch er wurde gleich wieder ernst.
Boromir zeigte sich auf Faramirs Ermahnungen hin zwar einsichtig, doch besonders ernst schien er die Angelegenheit nicht zu nehmen, denn er wich aus und sprach vom Essen.
"Nun gut", sagte Faramir, "gehen wir zum Essen."
Er folgte seinem Bruder zur Essensausgabe. Die Jäger hatten reichlich Beute gemacht, und so landeten große Scheiben frisch gebratenen Fleisches auf den Tellern der Heermeister. Nachdem Faramir sein Essen erhalten hatte, sagte er zu den Männern, die das Fleisch verteilten:
"Sorgt dafür, dass die Gäste auch etwas bekommen." Er zeigte auf Arendor und seine Kinder. "Vergesst auch nicht die Gefangenen. Es ist schließlich mehr als genug für alle da."
Nachdem er diese Befehle erteilt hatte, setzte er sich zu Boromir, der bereits zu speisen begonnen hatte.
-------------------------------------------- "Ich bin Faramir, Heermeister von Gondor."
Arendor konnte gar nicht so schnell reagieren, da rutschte ihm sein Sohn schon aus den Händen. Dessen Worte bestürzten ihn sehr. Dann war es wahr, was Lindorie gesagt hatte: Lundor hatte tatsächlich Doler getötet. Arendor hoffte, dass dies der einzige Mensch war, den sein Sohn hatte töten müssen, aber er befürchtete das Schlimmste.
Arendor sank auf die Knie und löste Lundors Hände von seinen Beinen. Ein kurzer Blick zu Areros zeigte ihm, dass dieser schlief. Der Familienvater wünschte sich, er könnte sich zweiteilen und für alle seine Kinder da sein. Doch Areros schien es im Moment gut zu gehen und Aeluin verschwand gerade hinter einem Baum. Da brauchte sie seine Hilfe nicht. Lundor hingegen war ganz verzweifelt.
Arendor setzte sich etwas näher zu Areros, so dass er diesen auch im Blick hatte, und lehnte sich gegen einen Baumstamm. Dann zog er seinen Sohn Lundor in die Arme.
»Lundor«, beruhigte der Bauer seinen Sohn. »Es ist alles gut. Ich weiß, dass du nicht freiwillig mitgemacht hast. Niemals hättest du jemand töten können. Ich wünschte, ich hätte dich besser beschützt, mein kleiner Lundor …«
Wieder strich Arendor seinem Sohn liebevoll das Haar aus dem Gesicht und zwang ihn, ihn anzusehen. »Lundor! Ich stehe zu dir! Und ich werde dir helfen, was auch immer jetzt noch auf dich zu kommt. Vertrau mir, mein Sohn!«
Ein Lächeln kam auf Arendors Gesicht. »Lindorie geht es gut. Ich habe sie getroffen. Sie kam nach Brunerui gelaufen, als ich gerade dort war … Sie hat mir auch etwas anderes erzählt.« Nun wurde aus dem Lächeln ein Grinsen. »Sie meinte, dass ich bald wieder Großvater werde … Du lässt auch nichts anbrennen, was?«
Arendors Tonfall war freundschaftlich, ein wenig neckend. Er wollte, dass Lundor ein wenig abgelenkt wurde von all dem, was er erlebt hatte und von dem er nicht sprechen wollte oder konnte.
Noch immer klammerte sich Lundor an seinen Vater, gewillt ihn nicht mehr los zu lassen. Bei diesem Mann war er sicher. Er wollte keine Angst mehr haben. Weder vor den Soldaten noch vor Minalcar und seinen Männern. Herumor war tot, wie es schien. Lundor hatte sich ja in seinem Wahn sogar selbst davon überzeugt und falls er noch einen letzten Funken Leben in sich gehabt hatte, diesen eigenhändig ausgetrieben. Der Junge wollte seine Umgebung, die Menschen um ihn herum gar nicht mehr wahr nehmen. Nur Areros Gegenwart war er sich noch bewusst. Zum Glück schien dieser nun zu schlafen.
Arendor kostete es schon einiges an Mühe Lundors Hände zu lösen. Doch sogleich fand der Junge wieder Schutz in seinen Armen, als Arendor, welcher mittlerweile an einem Baum lehnte, ihn wieder zu sich zog. Lundor lehnte seinen Kopf an die Brust des Vaters. Er hörte Arendors gleichmäßigen Herzschlag und fühlte erneut wie müde er eigentlich war.
Die Worte des Vaters beruhigten Lundor ein wenig. Endlich war da jemand, der ihn verstand. Die anderen sahen in ihm doch sicher alle nur einen Mörder und bösen Menschen. Dabei war sich Lundor einst sicher gewesen, dass es böse Menschen gar nicht gäbe.
War dieser Zustand Arendors aber auf Dauer? Oder würde er früher oder später doch noch böse mit ihm werden und schimpfen? Lundor wollte gar nicht daran denken. Denn sein Vater hatte ihm versichert, dass er für ihn da war und dass er keine Angst zu haben brauchte. Doch das war gar nicht so einfach.
Lundor musste ihn sogar noch dabei ansehen. Dabei war sein Gesichtsfeld heute doch recht eingeschränkt mit dem zugeschwollenen Auge. „Was ... passiert jetzt mit mir?“ fragte Lundor leise, während er seinen Kopf zurück an die Brust seines Vaters legte.
Aber nun erzählte Arendor ihm von Lind und Lundor hörte sich selbst erleichtert ausatmen. Sie lebte ... Mindestens ein Mensch, von denen er angenommen hatte, sie wären verstorben. Und sie hatte Arendor sogar erzählt, dass sie ein Kind von Lundor erwartete. Und Arendor wurde nicht einmal böse deswegen, obwohl die beiden noch so jung waren.
Ob Arendor dann noch etwas erzählte, bekam Lundor nicht mehr mit. Er war so erschöpft gewesen, dass er nicht gegen die Müdigkeit ankämpfen konnte. Und so schlief er in den Armen seines Vaters ein. Zum ersten mal seit Tagen hatte er keine Angst vor dem Einschlafen. Denn es war kein Herumor da, welcher im Schlaf unschöne Dinge mit ihm anstellen konnte.