Lundor stand immer noch ziemlich planlos bei seinem Bruder und Diros. Erst als der Soldat ihm auf die Schulter klopfte und ansprach, hörte Lundor auf seinen Blick über all die Soldaten schweifen zu lassen. Diros Worte waren sicher gut gemeint. Doch wirklich halfen taten sie Lundor momentan nicht.
Zumal hatte er sich in den letzten zwei Jahren ein wenig von seinem Schwager entfremdet. Schließlich war er so lange Zeit nicht zu Hause gewesen. Wusste Diros überhaupt wie sehr Lugreda ihn vermisste? Ab und zu hatte Lundor sie weinen gehört, aber nie die richtigen tröstenden Worte für seine Schwester übrig gehabt.
Nun sah der Junge auf seinen Bruder, welcher fiebernd und in Decken eingewickelt am Boden lag. Langsam kniete sich Lundor neben Areros und strich ihm leicht mit der Hand über die Wange. Aber es schien nicht so als ob Areros wahrnahm, dass Lundor hier bei ihm war. „Wird er sterben?“ fragte Lundor leise seinen Schwanger. Es durfte einfach nicht sein! Und was taten Areros und Aeluin überhaupt hier? Warum waren sie nicht zu Hause bei der Familie? Es hätte alles nicht so weit kommen dürfen. Nun verlor er seinen Bruder. Und Lundor bereute es, dass er ihn damals angeschrien hatte, als Lendil und er mit den Frauen und Kindern nach Fandasaf geschickt wurden.
Thenar war einen Augenblick abgelenkt, da er in einiger Entfernung bemerkte, wie die Heermeister den Anführer der Schurken verhörten. Das Krankenlager war aber zu weit entfernt, um etwaige Worte anhören zu können. ' Was soll diese Befragung schon bringen - der Henker soll den Einäugigen und seine Brut holen!'
Eine Bewegung Frindols ließ ihn wieder auf Arcuen schauen, der sich erschöpft hingelegt hatte. Frindol war rasch zu ihm getreten und rüttelt ihn an der unverletzten Schulter, damit dieser nicht einschlief. " Verzeih!" murmelte Thenar zu dem Heiler, der Thenars Mutmaßung über den Knollenblätterpilz als Pfeilgift zustimmte. ' Na, da lag ich also gar nicht so falsch!'
Thenar nickte zu den Erläuterungen Frindols und half ihm, die bereits verbundene Stelle an Arcuens Schulter freizulegen. " Arcuen, altes Haus! Das wird schon wieder! Das schaffst du!" versuchte Thenar ihren Kameraden aufzumuntern. ' Das wird schmerzhaft werden.' dachte er, als er das heiß dampfende Wasser in der Schüssel des jungen Gehilfen sah, dass dieser nun bei ihnen abstellte.
Während Erod die Frau am Arm gepackte hatte und sie wegstieß, sah er aus den Augenwinkeln eine Bewegung von Leyron. Noch bevor er sich wegbewegen konnte, traf dieser ihn mit der harten Aufwärtsbewegung mit voller Wucht ins Gemächt.
Erod brüllte auf und ging in die Knie, die Hände zwischen die Beine gepresst. Dann fiel er zur Seite und rollte sich wie ein Säugling zusammen, zusammengekrümmt um seinen Schmerz. Flüche schossen ihm durch den Kopf und Mordgedanken, aber jede noch so kleine Bewegung verstärkte den Schmerz, und so biss er nur die Zähne zusammen und versuchte, ruhig zu atmen.
›Das wirst du mir büßen, du Satan! BÜßEN!‹, dachte er und fixierte Leyron.
Dann sah er, wie sein Freund Daron heraneilte.
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Daron folgte der jungen Frau und ihrem Bruder mit seinen Augen. Lundor hatte nicht so ausgesehen als wollte er mit ihr gehen. Aber da er sich ihr nicht widersetzte ließ er Aeluin gewähren. Der Junge war versorgt und er konnte sich nach einer neuen Aufgabe umsehen. Daron blickte sich im Lager um und machte sich auf den Weg zur Feuerstelle. Dort angekommen hatte er gerade den Wasserschlauch aus dem er getrunken hatte verschlossen, als er sah wie Erod Aeluin unsanft von dem Gefangenen fort zog. ›Das wird dieser Leyron sein, von dem sie gesprochen hatte. ‹
Mit eiligen Schritten durchmaß er den Weg zu seinem Freund und den beiden anderen. So wurde er Zeuge des Geschehens. Daron konnte mit dem Schmerz seines Freundes mitfühlen. Sein Schrei ging durch Mark und Bein. Was war geschehen das es soweit hatte kommen müssen?
Er erreichte Aeluin und blickte sie halb entsetz, halb fragend an. »Verabschiede dich schon mal von ihm« schleuderte er ihr entgegen, ehe er sich Erod zuwandte und seinem Freund die Hand entgegen streckte.
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Ondil lauschte angestrengt dem Verhör Minalcars. Es gefiel ihm, dass sich der Anführer der Schurken von den beiden Heermeistern Gondors nicht kleinkriegen ließ.
»Bravo, Minalcar. Zeig diesen beiden dämlichen Angebern, was du von Denethor und ihnen hältst. Vielleicht lassen sie sich von dir beeindrucken und wir kommen wieder frei.«
Ondil, der geistig nicht besonders hell war, glaubte tatsächlich noch an eine mögliche Freilassung.
Plötzlich stieß ihn Elúrin an und wies mit den Kopf zu Leyron hinüber.
NPC: Elúrin
"Schau mal, was dieser Korsar da drüben anstellt, Ondil", zischte er ihm finster zu. "Nicht nur, dass dieser Kerl eine Extra-Behandlung kriegt und das Mädchen dazu, sondern jetzt schlägt er auch noch einen Heiler. Ich wette, sie lassen ihn trotzdem noch frei. Dieser Faramir hat ja vorhin ganz freundlich mit ihm und seinem Mädchen gesprochen."
Nun blickte auch Ondil empört in Leyrons Richtung und einige andere Gefangene begannen zu murren. Das Verhör Minalcars war plötzlich nicht mehr interessant.
"He, Boromir, warum unternimmst du nichts gegen den Korsaren?", rief Elúrin, der sich rasch aufgesetzt hatte, dem Heermeister spöttisch zu. "Siehst du nicht, dass er deine Heiler schlägt? Und warum darf das Mädchen ihn pflegen? Hat er nicht auch gegen euch gekämpft und unserem guten Anaaq zur Flucht verholfen? Ist das für euch eine ehrenvolle Tat? Tja, scheint so. Dann wünsche ich mir auch so eine Sonderbehandlung. Schließlich habe ich niemanden getötet, sonder mich gleich ergeben. Ich will jetzt eine Rückenmassage von diesem Weibsbild bekommen zur Belohnung."
Die Gefangenen lachten schallend, während die Bewacher sofort einschritten und für Ruhe sorgten. Elúrin wurde unsanft wieder zu Boden gestoßen.
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›Er greift an!‹, dachte Arcuen, als Frindol versuchte, ihn wachzurütteln. Zum Glück striff ihn der Angriff, der offensichtlich mit der Faust erfolgt war, nur an der Wange.
Er versuchte, die Hände schützend vor sein Gesicht zu bringen, konnte sich jedoch nicht bewegen. ›Jetzt ist es vorbei! Jetzt werde ich Vater folgen...‹, dachte er, in Erwartung eines weiteren Angriffs. Tatsächlich schoss ein kurz darauf ein schreckliches Brennen durch seine ganze Rechte Seite. Er stieß einen Schrei auf und richtete sich auf.
Arcuen öffnete die Augen und blickte in das überrachte Gesicht Frindols, der Feind war nicht zu sehen. ›Haben sie in verjagt? Sind sie gekommen um micht zu retten?‹, dachte er erstaunt, sank dann jedoch wieder zurück auf den Boden.
»Es brennt!«, stieß er zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervor.
Die Situation eskalierte. Schon von weitem war das Murren der anderen Gefangen zu hören und Elurin, dieser Wichtigtuer, brüllte am lautesten. Leyron war klar, dass ihm nur wenig Zeit blieb bis einer der Hauptmänner einschreiten würde, um Aeluin von ihm zu trennen. Wenn er sich von Aeluin verabschieden, noch einmal mit ihr reden wollte, dann musste es sofort geschehen. Der zweite Heiler kümmerte sich um Erod, so dass Leyron seinen Blick abwandte, nach Aeluins Hand angelte und sie zu sich heranzog. »Bitte, Aeluin«, sprach er sie an, als sie nicht sofort zu ihm kommen wollte. Daraufhin ließ Aeluin sich zu ihm hinab ziehen, so dass sie nun neben ihm kniete.
Mit seinen gefesselten Händen umfasste er ihr Gesicht und küsste sie innig und mit der Leidenschaft eines endgültigen Abschiedes, ehe er sich von ihr trennte und ihre Hände in die seinen nahm. »Ich hatte gehofft, dass uns mehr Zeit bleiben würde, Luin. Zeit, in der ich dir mehr hätte erzählen, in der du mich besser hättest kennen lernen können. Aber diese Zeit bleibt uns nicht mehr. Ich bin nicht so, wie die Soldaten und die Truchsessbrut mich sehen, aber ich bin auch nicht der Mann, den du gerne in mir sehen wolltest.
Sternchen… ich habe dich nie belogen und was du hier erfahren hast, hätte ich dir gerne selber erzählt. Nicht alles, was du vielleicht über mich noch hören wirst, entspricht der Wahrheit, auch wenn es so scheint.«
Aeluin wollte etwas erwidern, aber Leyron bat sie mit seinem Finger an ihren Lippen darum, ihn zu Ende sprechen zu lassen.
»Ich wäre zu dir zurückgekehrt, Luin. Du bist… du hast… du hast mich verzaubert. Umso schmerzhafter ist es zu wissen, dass wir einander nicht mehr wieder sehen.« Sanft drückte er ihre Hand, strich zärtlich über ihre Fingerknöchel. »Luin... wenn du mich wirklich liebst, Sternchen…, dann versprich mir, dass du dich nicht gegen eine neue Liebe sperren wirst. Du wirst einen Mann deines Volkes finden, der dich auf Händen trägt und sieht, was für eine wundervolle Frau du bist. Der dir helfen wird deine Wunden zu heilen. Sternchen… es ist das letzte was ich mir wünsche. Du hast etwas, dass mir Hoffnung gibt, dass du es bis dahin durchstehen wirst, dass du das, was du erlebt hast, verarbeiten kannst. Du hast deine Familie, Luin. Vertraue dich ihnen an. Bitte.«
Er schenkte ihr ein trauriges Lächeln. »Du wirst bis zu meinem letzten Atemzug in meinen Gedanken sein, Sternchen. Schenke mir dieses Versprechen, gewähre mir diesen letzten Wunsch.«
__________
Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen.
Als das Flimmern vor seinen Augen aufgehört hatten und der Schmerz sich zu einem milden Stechen gebessert hatte, lößte sich Erod aus seiner zusammengekrümmten Haltung und griff nach Darods Hand.
Dieser half ihm auf und klopfte ihm auf die Schulter. Doch Erod hatte nur Augen für Leyron, der sich immernoch mit seinem Flittchen unterhielt und jetzt anscheinend zum innigen Süßholzraspeln übergegangen war. Als er dann auch noch begann, das Weib abzuküssen, schüttelte Erod Darons Arm ab.
»Sowas kann ich ja leiden, sowas kann ich ja leiden«, zischte er vor sich hin und ballte die Fäuste. »Den mach ich einen Kopf kürzer, dem reiß ich seine Wunden eigenhändig wieder auf!«
Er machte zwei große Schritte auf das Paar zu, wutentbrannt und voller Absicht, sich für den fiesen Schlag zu rächen.
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Boromir zog die Augenbrauen hoch, als Minalcar seinen Bruder einen dreckigen, kleinen Schmutzfink aus den Wäldern nannte. Sollte dies als Beleidigung gedacht sein, so hätte sich der Mann wirklich etwas besseres einfallen können. Diese Art Worte gebührten doch eher einen Mädchen. „Hast du nichts besseres auf Lager?“ fragte Boromir mit einem Schnauben.
Doch Faramir hatte recht. Minalcar war es eigentlich nicht Wert hier noch mehr Zeit mit ihm zu verschwenden. Schließlich würden die Anhörungen erst richtig in Minas Tirith beginnen. Auch wenn nichts mehr gegen das Todesurteil sprach, einen Gerichtsprozess würde es trotzdem geben. Allerdings würde dieser unter der Leitung des Truchsess und nicht seiner Söhne abgehalten werden. Minalcar würde sich dort zusammenreißen müssen, wenn er einen schnellen Tod haben möchte.
Doch ganz hatte Boromir hier seine Arbeit noch nicht beendet. „Glaub mir Minalcar, deine Schandtaten werden vielleicht für einen minimalen Moment Auswirkungen haben. Aber nicht solange, dass es der Rede überhaupt wert wäre. Es gibt genug unbeschadete Dörfer und Felder. Und an anderen Stellen können Böden neu gepflügt werden. Wegen dir, wird Gondor mit Sicherheit nicht verarmen!“
Noch immer sah Boromir den an dem Baum gelehnten Mann an. Ja, morden und beleidigen konnte er vielleicht, aber zu mehr war Minalcar doch gar nicht fähig. „Beantworte mir noch eine letzte Frage ... Die beiden jungen Männer, Lundor und Areros, wie kamen sie in deine Truppe? Was was hat es mit diesem Leyron auf sich?“ Man musste die ganze Angelegenheit von verschiedenen Blickwinkeln betrachten, wenn man in der Angelegenheit, was die Bauernsöhne betraf, richtig entscheiden wollte.
Plötzlich gab es jede Menge Tumult im Lager. Die Abtrünnigen wurden aufmüpfig und grölten und lachten. Boromir hörte einen Mann schreien und mehrere andere Fluchen. Als er sich zum Ort des Geschehens umdrehte, sah der Heermeister, dass Aeluin wohl zum Teil der ausschlaggebende Faktor gewesen war. So einiges riefen die Gefangenen ihr zu, was nicht für die Ohren einer Jungen Frau gedacht war. „Du bekommst gleich von mir eine Massage, wenn du nicht die Klappe hältst!“ fuhr Boromir Elúrin an, welcher nicht weit von ihnen entfernt saß. „Und ich verspreche dir, das wird weniger gut tun!“ Der Heermeister schüttelte den Kopf. Irgendetwas musste hier unternommen werden.
Und so rief Boromir Davan zu sich. „Reite nach Anthara. Finde heraus, ob sich der Dorfvorsteher Arendor dort noch aufhält. Wenn nicht lass dir in einem der Dörfer den Weg nach Fandasaf erklären. Teile den Flüchtlingen dort mit, dass sie zurück in ihre Häuser kehren können. Und dann hol mir diesen Arendor hier her. Er soll seine Tochter abholen! Beeile dich, bevor hier noch ein Unglück geschieht.“ Davan nickte knapp und machte sich schnellen Schrittes auf den Weg zu seinem Pferd.
Dass der Heiler Erod auf Leyron losgehen wollte, hatte Boromir noch gar nicht mitbekommen. Dies hätte es wohl auf die Spitze getrieben und ein Wutausbruch von Seitens des Heermeisters wäre sicher gewesen.
Daron griff nach dem Arm seines Freundes und zog ihn zurück. Noch immer wusste er nicht warum dieser Leyron seinen Freund angegriffen hatte, aber so aufgebracht wie Erod war, hatte die Wut sicher schon vorher in ihm gewütet. Doch warum? Der Ältere schob seinen Freund ein Stück von dem Pärchen weg.
›Liegt es immer noch an Annthiel, dabei ist ihre Trennung doch nun schon beinahe ein halbes Jahr her? Oder trägt er ein anderes Problem in sich?‹ Darons Besorgnis war ehrlich.
Die beiden Soldaten waren inzwischen sehr nahe herangekommen und unmittelbar davor einzugreifen. Daron blickte sie ernst an. Aeluin und dieser Mann, dem sie sich anscheinen verbunden fühlte, blieben nur wenige Augenblicke. Auch wenn der Heiler nicht verstand warum sich diese junge Frau statt um ihre Brüder, um diesen Gefangen kümmerte, so hatte er doch ein Herz. Wenn dieser Leyron zu den Abtrünnigen gehörte, dann blieben ihm nicht mehr viele Tage, ehe er zum Tode verurteilt werden würde. Den Moment den sie jetzt hatten, würde ihr letzter miteinander sein.
»Lasst die beiden. Er ist mein Patient und ich werde mich darum kümmern das sie verschwindet sobald ich mich an die weitere Versorgung seiner Wunden mache.« Der Tonfall in seiner Stimme kam einem Befehl gleich. Ihnen allen war klar, dass er keine Befehlsgewalt über die beiden Soldaten hatte, aber sie kannten einander, respektierten einander und solange sie keinen Befehl hatten, würden sie sich vielleicht an seine Anweisung halten.
Daron drehte Erod zu sich herum. »Hör auf Erod! Was machst du?« Daron schüttelte seinen Freund leicht an der Schulter. »Was ist mit dir los? Seit wann lässt du dich so provozieren?«
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Minalcar kümmerte sich nicht darum, was im Lager sonst noch geschah. Diese Aeluin, die offensichtlich langsam zum Freiwild für die ausgehungerten Soldaten und Gefangenen wurde, war ihm herzlich egal. Er sah nur die beiden Brüder vor sich, die auf ihn einen hochnäsigen, arroganten Eindruck machten.
"Warte nur, Boromir, eines Tages wirst du auch, so wie ich, im Staub liegen",drohte Minalcar wütend. "Und du bildest dir ein, dass ich Gondor nur minimal geschadet habe. Die Flüchtenden aus den zerstörten Dörfern werden sicherlich anderer Meinung sein. Deine Arroganz stinkt zum Himmel. Leider kann niemand dieser Leute hören, was du so unbedacht von dir gibst. Ich habe längst gemerkt, dass dein Kopf zwar so groß ist wie der eines Schlachtrosses, aber dein Verstand so klein ist wie die Kniescheibe eines Sperlings. Und ich möchte nicht wissen, was bei dir noch alles so klein ist. Aber zum Glück interessierst du dich eh nicht für Frauen, sondern nur für Schwerter."
Einige Gefangene, die jetzt ihrem Anführer wieder zuhörten, quittierten diese Äußerung mit einer hämischen Lachsalve, wurden aber sofort wieder von ihren Bewachern unsanft daran erinnert, dass sie gefälligst ruhig zu sein hatten.
Minalcar fuhr ergrimmt fort:
"Du fragst mich nach Lundor, Areros und Leyron? Lundor und Leyron sind aus freien Stücken in meine Bande gekommen. Der junge Lundor freundete sich sogar mit meinem Fährtensucher Belecthor an, welcher von deinen Leuten getötet wurde." Minalcar log natürlich, denn er wollte nicht preisgeben, dass er selbst Belecthor umgebracht hatte. Er war sich sicher, dass man jetzt nicht mehr genau nachvollziehen konnte, wer wen im Kampf getötet hatte. "Mit Areros meinst du wahrscheinlich diesen feigen Heckenschützen, der irrtümlicherweise glaubte, er müsse irgendjemanden aus meiner Bande befreien. Dafür habe ich ihm eine tödliche Bauchwunde zugefügt. Ich wiederhole, dass Lundor und Leyron zu meiner Bande gehörten. Ich gebe auch zu, dass diese beiden Mitglieder bestraft wurden, da sie mir nicht immer gehorsam waren. Aber so würde ich auch andere Mitglieder meiner Bande bei Ungehorsam behandeln. Ich habe auch manchen Meuterer schon getötet. Leyron war gut befreundet mit meinem Ratgeber Anaaq Ben Sadek, einem Haradan. Ich nehme an, dass die beiden zusammen fliehen wollten, aber nur Anaaq hat es geschafft. Ich wette, Anaaq ist jetzt unterwegs, um Verstärkung aus dem Süden zu holen, damit mein Werk fortgesetzt werden kann. Außerdem irrt hier in den Wäldern noch eine Gruppe von Meuterern herum, die sich von meiner Bande abgespalten haben, weil ich Anthara seinerzeit verschont habe. Womöglich liegt dieses Anthara jetzt längst in Trümmern. Zu dem Mädchen will ich auch noch etwas sagen: sie scheint diesem Leyron hörig zu sein, sonst wäre sie ihm nicht blind gefolgt, als er sich meiner Bande angeschlossen hatte. Ich weiß nicht, ob du mir glaubst, letztendlich ist es auch gleich."
Minalcar blickte erwartungsvoll von einem der Brüder zum anderen. Er wusste, dass sie ihn wahrscheinlich erneut verhöhnen würden.
›Nur zu, ihr beiden Versager. Was anderes scheint ihr eh nicht zu können, als Gefangene zu verspotten.‹
Faramir quittierte Minalcars hilflose Beleidigungen mit einem spöttischen Grinsen, zumal sich der Bandit in seiner Wut selbst weh tat. Nachdem Boromir eine letzte Frage an Minalcar gerichtet hatte, wurden sie kurz von dem Aufruhr im Lager abgelenkt. Während Boromir sich mit Davan besprach, kam Madril zu Faramir und berichtete kurz von Oromendils Verhalten.
Mit einem Seufzen nahm Faramir dies zur Kenntnis und sagte:
"Ich werde nachher mit Oromendil sprechen. Madril, kümmere dich darum, dass im Lager wieder etwas mehr Ruhe einkehrt. Sieh insbesondere nach, was dort bei Aeluin passiert."
Nachdem Madril gegangen war, wandte sich Faramir wieder Minalcar zu, der gerade wieder Boromir einige Beleidigungen an den Kopf warf. Aufgrund seines Scharfsinns bemerkte Faramir, dass Minalcar nicht die Wahrheit über Lundor und Leyron erzählte. Doch zwischen den Lügen hörte Faramir auch manche Wahrheiten heraus. Als Minalcar den Südländer Anaaq erwähnte, sah sich Faramir in seinen Mutmaßungen über Leyron bestätigt. Was Minalcar sonst noch über Anaaq und die Gruppe von Meuterern sagte, fand Faramir zutiefst beunruhigend.
"Möglicherweise war dieser 'Berater' Anaaq ein Späher des Dunklen Herrschers - dann war Minalcar tatsächlich ein ahnungsloses Werkzeug des Feindes. Und nachdem ausgerechnet dieser Südländer entkommen ist, wird der Feind vielleicht durch ihn von diesen Geschehnissen erfahren.
Leyron hat mich nicht belogen, als er sagte, dass er nicht zur Bande gehörte. Doch er hat Anaaq geholfen, denn wenn es gegen Gondor geht, halten Haradrim zusammen."
Da er Boromir an seinen Schlussfolgerungen teilhaben lassen wollte, sagte er zu ihm:
"Gehen wir! Dieser Verräter hat zwischen all seinen Beschimpfungen und Lügen dennoch einiges offenbart, was wir besprechen sollten."
-------------------------------------------- "Ich bin Faramir, Heermeister von Gondor."
Frindol verkniff es sich wegen Thenars Unaufmerksamkeit etwas zu erwidern. Der Waldläufer war eben kein Heiler und hier gab es etliche Dinge, welche einen ablenken konnten. Das Verhör der Heermeister, die Frau, die Gefangenen. Alles Anziehungspunkte für die Aufmerksamkeit eines Soldaten, welcher eigentlich über einen Verletzten wachen sollte, damit dieser nicht einschlief.
Der Junge hatte nun eine Schale mit dampfenden Wasser gebracht und Frindol nickte ihm dankbar zu. Aus seiner Tasche holte der Heiler nun einiges an Kräutern, zerrieb sie zwischen den Fingern und ließ sie in das Wasser fallen. Sofort breitete sich ein wohlriechender, gesunder Duft aus.
Arcuens Schulter war bereits wieder freigelegt. Gerade als Frindol mit der Behandlung beginnen wollte, setzte sich der Waldläufer ruckartig auf und schien erst jetzt Frindol und Thenar so richtig wahr zu nehmen. Zum Glück gingen diese Wahnvorstellungen nun wohl zurück. „Ganz ruhig, Arcuen. Leg dich wieder hin!“ forderte Frindol den Mann auf und half ihm sich wieder auf den Waldboden zu betten. „Ich weiß, dass es brennt. Aber wir werden dir helfen!“
Frindol nahm einen sauberen Lappen, tauchte diesen in das heiße Wasser und ließ ihn eine Minute ziehen. Dann nahm er den Lappen heraus und wusch damit noch einmal Arcuens Wunde aus. Natürlich ging auch das nicht ohne Schmerzen von statten und Frindol sah wie sich Arcuens Hände zu Fäusten ballten. „Du hast es bald überstanden,“ meinte Frindol. „Ich werde die Wunde nicht verbinden, sondern etwas offen lassen. Denn das Tuch, welches ich dir nun auflege, muss alle viertel Stunde erneuert werden.“
Frindol griff nach einem Tonbecher und füllte einen Teil des Gebräus in jenen. Dann setzte er ihn Arcuen an den Mund. „Trink! Ein Teil des Giftes ist sicher bereits in deinem Blut. Aber ich denke es ist noch nicht zu spät. Habe ein wenig Mut!“ Vorsichtig half der Heiler dem jungen Soldaten beim Trinken des Heiltranks.
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Das Fieber quälte Areros, denn noch hatte der Fiebertrank und die Wadenwickel nicht die ausreichende Wirkung gezeigt. Areros fürchtete sich davor einzuschlafen. Er fürchtete nicht wieder aufzuwachen und zu sterben. Und das wollte er nicht. Auf keinen Fall.
»Vater«, murmelte er immer wieder. »Vater!«
Doch sein Vater kam nicht wieder zu ihm. Bestimmt verachtete er ihn für seinen schwachen Pfeilschuss, der Minalcar hätte töten müssen.
»Vater! Es … tut mir … leid!«
Unruhig bewegte er seinen Kopf von einer Seite auf die andere. Warum verzieh ihm sein Vater nicht.
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Und er tötete ihn und wurde zum Verlierer. (Koran)
Oromendil hatte, nachdem er aufgestanden war, versucht, das Gespräch mit Madril zu suchen. Dieser war jedoch nicht besonders gut auf ihn zu sprechen und hatte erwidert, dass er keine Zeit hätte.
So war Oromenil zu Beorn zurückgehumpelt, wo sie schweigend nebeneinander saßen. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Von dort hatte er eine Gruppe von Soldaten beobachtet, die nun, nachdem die Schlacht vorbei war, zusammensaßen und ein Bier rundgehen ließen. Sie lachten und waren entspannt, und Oromendil neidete ihnen es nicht.
Während der Jagd auf die Mörder hatte sich viel Wut und Frust in den Soldaten und Waldläufern angestaut, die nun nach dem Kampf verebbt war und ein Gefühl von Befriedigung hinterließ. Oromendil kannte dies von früheren Gefechten, doch diesmal wollte es sich nicht einstellen. Vielleicht lag es daran, dass er verletzt worden war.
Als er sich nach einer Bewegung umblickte, sah er, dass Madril sich nun zu den Heermeistern gesellte, die um den Einäugigen herumgestanden hatten. »Jetzt verrät er mich«, seufzte Oromendil bitter. »Dafür hat er Zeit, aber für meine Sorgen hat er keine!«
Er zwang sich aufzustehen und zu Faramir zu gehen, um zu retten, was zu retten war. Doch durch seine Beinverletzung war er langsam, und die letzten Meter konnnte er sich nur noch mühsam voranbewegen, wobei der das eine Bein stark hinterherzog. Weil er schon in Hörweite der Heermeister war, unterdrückte er einen Fluch.
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Aeluin blickte auf Erod, der zusammengekrümmt auf dem Boden lag. Daron, der nette Heiler, der sich um Lundor gekümmert hatte, kam hinzu und sagte etwas von Verabschieden. Würde Erod nun sterben? Gewiss war das sehr schmerzhaft für ihn, aber doch nicht tödlich. Oder meinte er, dass Erod nun nicht mehr der Heiler von Leyron sein würde? Das konnte sie ihm wirklich nicht verübeln.
Oh sie war so wütend auf Leyron. Wieso musste er so etwas tun? Sie ertrug Erods Beleidigungen auch stumm! Um Leyron zu helfen! Schließlich wurde ihr Liebster von den Soldaten schon schändlich genug behandelt, dass er sich es nicht auch noch mit dem Heiler verderben musste. So eine Reaktion hätte sie von Lundor erwartet, der immer mal das Falsche zur ungünstigen Zeit tat. Allerdings würde er nicht so etwas brutales tun.
Leyron musste doch mehr Verstand haben. Auf Erod eifersüchtig zu sein, war ja das Letzte! Zwischen ihr und ihm fiel nicht ein einziges nettes Wort! Erod war fast ebenso uninteressant für Aeluin wie jeder von Minalcars Bande. Nun musste sie noch netter zu ihm sein und ihn um Verzeihung bitten. Vielleicht musste sie ihm auch Dinge anbieten, die sie nicht bereit war, ihm zu geben. Aber Leyron musste ja versorgt werden! Leyron zählte, sonst nichts.
Nur widerwillig ließ sie sich von Leyron zu sich ziehen. Jetzt musste sie erst einmal das mit Erod in Ordnung bringen, bevor sie auch nur daran denken konnte, Leyrons Wunden zu heilen und ihm beizustehen. Ihr Blick war deshalb nicht gerade freundlich, als Leyron ihr Gesicht zwischen seine gefesselten Hände nahm. Auch seinen leidenschaftlichen Kuss erwiderte sie nicht mit der Intensität, den er gehabt hätte, hätte sie gewusst, was er ihr nun sagen würde. Sie war gerade gar nicht in Stimmung für Leidenschaft, sondern dachte an Erod und Leyrons dumme Tat.
Zuerst war Aeluin deshalb auch nicht einverstanden, dass Leyron ihr nun irgendwelche Geständnisse machen wollte. Es war im Moment vollkommen unerheblich, was sie von Leyron dachte oder zu seinen Taten sagte. Es zählte doch nur, dass er gepflegt und wieder gesund wurde. Dann könnten sie sich darüber unterhalten, was richtig war oder nicht. Deshalb wollte sie Leyron auch unterbrechen, was er aber nicht zuließ.
Plötzlich hörte Aeluin genauer hin. Hatte sich etwas in Leyrons Tonfall geändert? Sie konnte es im Nachhinein nicht sagen, aber ihr wurde klar, dass Leyron dabei war sich zu verabschieden. Ein Abschied für alle Ewigkeit.
Unwillkürlich traten Aeluin Tränen in die Augen und in ihrem Hals bildete sich ein Kloß. Sie verstand nicht, wie Leyron denken konnte, dass er sterben würde. Der Truchsess würde ihn für die Tat an Erod nicht bestrafen. Das war absurd. Oder legte es Leyron darauf an, zu sterben? Wollte er nicht mehr leben?
Es war, als würde ein Schwert in ihr Herz dringen. Alles in ihr zog sich zusammen und drückte ihr Herz zusammen, dass sie das Gefühl hatte, nicht mehr atmen zu können. Tatsächlich kam ihr Atem nun stoßweise und lauter. Noch zwang sich Aeluin stark zu sein. Ihre Gefühle zurückzudrängen, wie sie es immer getan hatte. Als Leyron jedoch seinen letzten Satz sagte, der so endgültig klang, schaffte sie es nicht mehr und ein klägliches Schluchzen kam aus ihrem Mund. Über ihre Wangen rollten die Tränen in einem schier endlosen Strom und schienen nie wieder versiegen zu wollen. Das sonst schöne Gesicht, war zu einer erbärmlichen Maske verzehrt. Ihr Körper krümmte sich unter jämmerlichen Schluchzern und ihre Hände drückten Leyrons Finger krampfhaft. Ein Häufchen Elend im wahrsten Sinne des Wortes war aus der starken Aeluin geworden.
Ihr Äußeres war aber nur ein schwaches Abbild von dem, wie es in ihr aussah, wie sie fühlte. Es war, als sei plötzlich alles verdunkelt und die Schatten aus den Abgründen, die zu allen Seiten von Aeluins Füßen waren, stiegen empor und lachten sie mit ihren hässlichen Fratzen an. Sie streckten ihre knochigen Finger nach Aeluin aus und waren siegessicher.
Aeluin hatte ihnen nichts mehr entgegenzusetzen. Sie würden sie quälen, mit allem was ihr Schmerzen bereitete. Mit allen Ängsten, die sie so lange hatte zurückdrängen können. Die tief in ihrem Herzen verschlossen waren, weil sie zu furchtbar waren und Aeluin sie nicht ertragen konnte. Die sie unablässig mit Albträumen plagten, die ihr jedes Mal das Herz durchschnitten und sie kummervoll zurückließen. Bisher hatte sie immer einen Weg gefunden, den Schmerz zu besiegen. Doch das würde ihr nicht mehr gelingen. Nicht, wenn Leyron sie verließ.
Leyron war ihr Halt, ihre Stärke, wenn ihr nichts mehr von ihrer eigenen Kraft blieb. Nur seinetwegen hatte sie bisher durchhalten können. Nur seinetwegen hatte sie den Mut gehabt, bei Minalcar nicht gleich aufzugeben. Nur seinetwegen konnte sie den Geruch des Blutes und das Stöhnen der verletzten Männer ignorieren. Nur seinetwegen hatte sie es ertragen, ihren geliebten kleinen Bruder Lundor so misshandelt zu sehen und zu trösten. Nur seinetwegen hatte sie die Kraft, Areros in vielleicht seiner letzten Stunde beizustehen.
Und nun entzog man ihn ihr? Wussten sie nicht, was sie Aeluin damit antaten? Ahnten sie nicht, dass sie sterben würde, weil sie keine Kraft und keinen Mut mehr zum Weiterleben besaß? Warum sah das denn niemand? Warum nahmen sie ihr alles, was sie hatte und brauchte? Nur weil sie ein Bauernmädchen war? Zu unwichtig, um beachtet zu werden? Es tat so weh, als ihr bewusst wurde, dass es tatsächlich so war. Sie war zu unwichtig. Vollkommen überflüssig in dieser Welt. Niemand beachtete sie. Niemand würde um sie trauern. Sie würde vergehen, wie der Schnee im Frühling und keiner würde sich an sie erinnern.
Dabei wollte sie doch keine große Beachtung. Sie wünschte sich doch nur ein Leben mit Leyron. Egal wo und wie. Von ihr aus in der unwirtlichsten Gegend, in der einsamsten Wüste oder in einem Sumpf. Das wäre egal, solange er bei ihr war.
Warum durfte sie nicht auch ein Stück vom Glück haben? Hatte sie sich nicht jahrelang für andere aufgeopfert? Ihre eigenen Bedürfnisse nach hinten gestellt und sogar den Mann, den sie liebte und den sie damals ebenso gebraucht hätte, wie Leyron jetzt, ihrer Schwester ohne ein Wort des Vorwurfs überlassen? Zählte das nichts? War sie einfach so wertlos, dass ihr Glück und Liebe nicht zustand?
„Doch Ihr müsst Euch der Vergangenheit endlich stellen und die Angst davor überwinden …“ Plötzlich waren Rerlads Worte wieder da. „Doch wartet nicht mehr allzu lang …“
‚Ich habe zu lang gewartet‘, dachte Aeluin und sie fürchte sie sehr.
Der Verlust ihrer Liebe, die Erinnerungen an die Vergangenheit vor sieben Jahren, die Erlebnisse bei Minalcar, die Angst um Areros, die Sorge um Lundors Gesundheit, die Geschichte mit dem Pferd, der Tod von Pantias Bruder als er noch ein Kind war, die Vergewaltigung eines Mädchens aus dem Nachbardorf, der Kampf mit dem Luchs … Alles was Aeluin jemals Angst gemacht hatte, meldete sich nun und erhob seinen Anspruch auf Beachtung. Bald wusste Aeluin nicht mehr ein noch aus und sie wimmerte so, dass selbst der härteste Mensch Erbarmen haben musste.
Durch den Tränenschleier nahm sie Leyron war. All die Ängste und Gedanken strömten in Bruchteilen von Sekunden durch ihren Kopf und es war kaum mehr als eine Minute vergangen, dass sie so litt. Noch hatte sie niemand getrennt und Aeluin tat das einzige, was sie noch konnte: Sie klammerte sich verzweifelt an Leyron. Dazu hob sie seine Arme hoch, so dass sie durchschlüpfen konnte. Sie lehnte ihren Kopf an seine Brust und schlang ihre Arme um seinen Bauch. An die Wunden auf seinem Rücken dachte sie nicht. Nun zählte nur sie selbst und ihr eigener Schmerz.
„Verlass mich nicht“, greinte sie unter tiefen Schluchzern und schwer verständlich. „Ich schaffe das nicht ohne dich … Ich habe keine Kraft mehr … Bitte!!! Tu mir das nicht an … Leyron! … Lass mich nicht allein … Nicht jetzt …“
Verzweifelt krallte sie sich an Leyron fest, gab sich ihrem Kummer hin und hoffte auf Erlösung. Immer wieder wiederholte sie ihre Worte in kleinen Abänderungen.
Erod fixierte Daron, als dieser ihn beiseite nahm und auf ihn einredete. Erst rauschten die Worte an ihm vorbei, dann konzentrierte er sich und verstand, was sein Freund zu ihm sagte.
»Ich weiß nicht genau, warum es mich so aufregt«, entgegnete er dann und vermied, zu Leyron und Aeluin hinüberzusehen. »Es ist die Frau, wie sie spricht, wie sie ihn küsst - es fällt mir so auf die Nerven! Ständig ist sie da, wie eine Furie, die mich verfolgt....Sie gehört hier nicht hin, hier ist ein Schlachtfeld! Frauen haben in meinem Feldlazarett nichts verloren, sie bringen alles durcheinander!« Die Tatsache, dass Aeluin weder wie eine Furie gewesen war, noch irgendetwas durcheinander gebracht hatte, ignorierte er geflissentlich.
»Himmel, hast du den Branntwein noch bei dir?«, fragte er dann und drehte sich von der Szene weg. »Ich muss mich mal frischmachen gehen, bis hier alles geklärt ist.« Dabei streckte er die Hand aus, um von Daron den Branntwein entgegenzunehmen.
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Beorn sah wie Oromendil auf Madriel zuhumpelte, und dann, nachdem Madril nicht das Gespräch mit ihm suchte, wieder zu ihm zurück kehrte.
›Jaja, dieser Madril. Der sollte sich wirklich mal Zeit für Oro nehmen.‹dachte Beorn als Oromendil darüber fluchte, dass Madril ihn jetzt verraten würde.
Sein Freund stand auf um zu dem Heermeister zu gehen. Nur dabei hatte er viele Probleme, da er durch seine Verletzungen nur sehr schwer voran kam.
»Hey, warte, ich helf dir, mein Freund!« Rief er hinter ihm her und ging mit raschen Schritten auf Oromendil zu, um ihn zu stützen. Er selbst hatte schon ein bisschen Angst dass Faramir einen Wutanfall bekommen könnte, da sein Bruder Boromir schon sehr gereitzt wirkte. Vieleicht wäre es selbst für Madril besser, wenn er jetzt nichts sagen würde, aber vieleicht ist ja alles gar nicht so schlimm und Faramir kann den Hass Oromendils gegen den Corsaren mit den langen geflochteten Haaren, die Beorn an seine eigene Zöpfe erinnerten, verstehen, da dieser Oromendil ja ziemlich verkrüppelt hat. Aber nichts desto Trotz sollte Oromendil seine Worte bedacht wählen.
Diros war froh, dass Lundor nicht von ihm verlangte, dass er ihn tröstete. Er atmete erleichtert auf, als Lundor sich niederkniete und sich etwas um Areros kümmerte. Dieser fieberte wieder und rief nach Arendor.
»Arendor ist nicht hier, Areros«, versuchte Diros seinen Schwager zu beruhigen.
Er kratzte sich am Kopf. Vielleicht sollte er Boromir bitten, dass er Arendor holen durfte. Aber er glaubte nicht, dass ihm dieser das erlauben würde. Areros, Lundor und Aeluin waren einfach nur drei Bauern, die Boromir fremd waren und ihm nichts bedeuteten. Sie waren nun einmal hier, aber niemand würde irgendetwas besonderes für sie tun. Sie würden tun, was gerade in ihrer Macht stand, aber nicht mehr und nicht weniger. Diros hatte es schon so oft erlebt und selbst so gemacht. Oft hatte ihn das Schicksal der Menschen auch nicht weiter berührt. Das musste so sein, denn sonst könnte er nicht mehr Soldat sein.
Diros seufzte und schaute zu Lundor: »Ich weiß es nicht, Lundor … Aber er ist ein starker junger Mann. Er kann es schaffen!«
Es lag Diros nicht, anderen etwas vorzumachen. Er besaß nicht genügend Fingerspitzengefühl, dass Lundor das vielleicht gerade nicht hören wollte oder konnte. Aber die Chancen für Areros waren schlecht. Eine Bauchwunde war immer sehr kritisch und ging selten gut aus.
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Entsprechend Faramirs Befehl gebot Madril den Soldaten, für Ruhe zu sorgen und ging dann zu Aeluin und Leyron, die aber beide gerade in einem intensiven Gespräch waren. Madril war zwar nicht nah genug, um etwas zu verstehen, doch ihm schien es, dass es sich um ein Gespräch unter Liebenden handelte, bei dem man die beiden wohl eher nicht stören sollte, wenn man keine Beschimpfungen ernten wollte. Da der Südländer ohnehin ein Feind und die Frau auf die Soldaten nicht gut zu sprechen war, erachtete Madril es nicht als hilfreich, die beiden direkt anzusprechen.
Er wandte sich zu den beiden Heilern Daron und Erod, die sich in unmittelbarer Nähe unterhielten, wobei Daron seinen Kollegen vorwurfsvoll ansprach, worauf Erod über die Anwesenheit der Frau klagte und nach Branntwein fragte.
"Ich bitte um Verzeihung", sagte Madril in höflichem Ton und im Bewusstsein, dass Daron ihn nicht mochte, "ich weiß, dass ich störe, aber Heermeister Faramir befahl mir, hier nach dem Rechten zu sehen. Was haben diese Frau und der Südländer getan, dass nun selbst ein Heiler eines Heilmittels wie Branntwein bedarf?"
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Der Schmerz, der ihn durchfuhr als Aeluin ihre Arme um ihn krallte, um Halt in ihrer Verzweiflung zu finden, raubte Leyron für einen Moment den Atem. Ihr Ellenbogen hatte sich in seine linke Seite gebohrt. Salzige Tränen benetzten seine Brust und ihre Schluchzer berührten sein Herz. Einen Augenblick lang dachte er darüber nach ob es besser gewesen wäre, sie mit forschen Worten von sich zu stoßen, als sich von ihr zu verabschieden. Er kannte solche Gefühlsausbrüche nicht und er wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Und da waren auch noch diese verdammten Fesseln.
Nun, da Aeluin sich in seiner Umarmung befand, konnte Leyron wenigstens sanft ihren Rücken streicheln. Ihre Worte schmerzten. Wie stellte sie sich das vor? Er konnte nicht einfach aufstehen und mit ihr fortgehen. Das hätte er vielleicht noch gekonnt, als er sie aus Minalcars Fängen befreit hatte, aber nicht mehr jetzt. Was nun geschah, lag nicht in seiner Hand. Leyron hätte viel dafür gegeben, wenn Areros nicht lebensgefährlich verletzt gewesen wäre. Er hätte sicher gewusst, wie man seiner Schwester helfen und den Schmerz betäuben könnte.
Leyron legte seinen Kopf an den von Aeluin. Noch waren keine Soldaten gekommen. Scheinbar schienen sie auf den zweiten Heiler zu hören. Er schloss seine Augen und atmete ihren Duft ein. Er allein schaffte es den Geruch von Blut und Schweiß um sie alle herum auszulöschen. Leyron wünschte sich, diesen Duft nie wieder zu verlieren.
Einen sanften Kuss auf ihr Haar hinterlassend, arbeitete er sich zu ihrem Ohr vor. »Wenn es in meiner Macht liegen würde, Sternchen, dann würde ich dir den Himmel auf Erden schenken. Es tut mir so leid, dass ich nicht für dich da sein kann.«
Aeluin bewegte sich erneut und diese Bewegung jagte ein weiteres Mal eine Schmerzwelle durch seinen Körper. Ihre Hände pressten auf die Wunden am Rücken, die immer noch nicht ordentlich vernäht waren. Leyron sog die Luft ein.
Aeluin blickte ihn an, als er erneut zu sprechen ansetzte. »Auf Männer aus dem Süden, Luin, wartet der Galgen wenn sie in die Hände der Soldaten geraten.«
Die Frau in seinen Armen zitterte und schluchzte erneut. »Ich schaffe das nicht…. Ich kann das nicht.« Leyron fühlte sich ernsthaft damit überfordert. Scheinbar hatte sie einen totalen Zusammenbruch. Wie konnte man ihr helfen? Vor allem er, da ihm die Hände gebunden waren? ›Verdammt… was kann ich nur tun um es ihr leichter zu machen?‹
Er war sich nicht einmal sicher, wie viel Aeluin überhaupt verstanden hatte. Hilflos blickte er zu den beiden Soldaten, die in einigem Abstand zu ihnen verweilten aber dennoch alles mitbekamen, und streichelte unaufhörlich ihren Rücken.
Als er sie das nächste Mal ansprach, war so ein Ton etwas fester. Er musste sie dazu bringen richtig zuzuhören und wenn es sein musste, vielleicht auch zu einer kleinen Notlüge greifen. »Luin! Schau mich an und hör mir wirklich zu!« Er wartete bis seine Worte bei Aeluin angekommen waren und ihr Blick nicht mehr ganz so apathisch wirkte.
»Sie werden dich von hier fort bringen… du musst stark sein, Aeluin, hörst Du? Was auch immer geschieht. Wenn du nicht stark bist, wie soll ich denn stark sein und vor dem Truchsess bestehen? Mhm? Wenn ich weiß, dass du dich aufgegeben hast, welchen Sinn hat es denn dann zu kämpfen?«
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Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen.
Mit gemischten Gefühlen hörte sich Boromir Minalcars Ausführung über seinen Verstand und die Größe seines Kopfes an. Innerlich schmunzelte der Heermeister. Scheinbar konnte sich Minalcar nicht anders helfen. Die Beleidigungen schienen eine Art Abwehrreaktion. Er hatte Momentan eben keine Möglichkeit sich anders zu wehren.
„Tja, Freundchen, ich würde dir ja beweisen, wie groß er ist. Aber ich möchte nicht, dass du hier vor Eifersucht stirbst. Dann hätten wir nämlich nicht viel davon! Und die Eifersucht wäre dir gewiss!“ konterte Boromir, bereute dies allerdings jedoch rasch. Als Heermeister durfte er so etwas nicht von sich geben. Aber dieser Mann machte ihn unheimlich wütend.
Dann erzählte Minalcar mehr über die drei fremden Männer, von denen einer noch eher ein Knabe war. Doch Arendor berichtete, dass Lundor bereits neunzehn war. Boromir hätte ihn ein paar Jahre jünger geschätzt.
Was nun an Minalcars Worten der Wahrheit entsprach und was nicht, konnte Boromir nicht wirklich sagen. Er brauchte eben Aussagen von mehreren Personen und durfte sich nicht auf die eines einzigen Mannes, welcher ohnehin nicht gut auf sie zu sprechen war, vertrauen. Doch Boromir bezweifelte auch stark, dass sich hier noch mehr Männer rumtrieben, welche genauso mordeten und brandschatzen wie Minalcar. Ja, an seiner Stelle, hätte Boromir damit vielleicht auch die Ablenkung der Soldaten von sich weggezogen. Doch der Heermeister ging darauf nicht ein.
„Was hier in der Gegend demnächst alles passiert, soll nicht deine Sorge sein, Minalcar. Überlege dir lieber gut, was du dem Truchsess vorzubringen hast.“ Boromir sah mit unbewegter Miene auf den Gefangenen hinab. „Du solltest dich ausruhen, wenn du Morgen nach Minas Tirith laufen möchtest“, fügte der Heermeister schließlich noch hinzu, bevor er sich abwandte.
Faramir wollte nun auch die Dinge besprechen, welche sie mehr oder weniger über Minalcar herausbekommen hatten. Deshalb traten die Brüder von den Gefangenen weg und ließen die Wachen mit ihnen allein. Mittlerweile waren auch die Jäger zurückgekehrt. Die Ausbeute belief sich auf zwei Wildschweine und ein junges Reh. Es war bereits damit begonnen worden die Tiere auszunehmen und für ein Mahl vorzubereiten. Boromir hörte wie sein Bauch knurrte beim Gedanken an ein gutes Abendmahl. Allerdings wusste der Heermeister auch, dass er zuvor noch seine Beinwunde versorgen lassen musste. Doch bisher war dafür einfach keine Zeit gewesen.
Lundor hätte seinem Bruder so gerne geholfen, doch er wusste nicht wie. Der Junge ließ sich auf sein Gesäß sinken und biss dabei, aufgrund der Rippe, die Zähen zusammen. Doch dank des Stützverbandes, welchen ihn die beiden Heiler angelegt hatten, war es auszuhalten.
Vorsichtig griff Lundor nach der Hand seines Bruders, welche er unter der Decke hervorholen musste. Sie zitterte ganz und immer wieder rief Areros noch seinem Vater. Lundor dagegen rollten ungehalten die Tränen über die Wange. Es schmerzte ihn so. Und Diros Worte halfen auch nichts. Schließlich wusste er nicht, ob Areros sterben würde. Aber sicherlich hatte die Klinge innere Organe verletzt und Areros verblutete früher oder später innerlich.
Natürlich waren die Geschwister nicht häufig einer Meinung gewesen. Aber so war das eben nun mal bei Brüdern, vor allem wenn sie nicht weit auseinander waren. Und Areros und Lundor kamen nacheinander in der großen Reihe der Geschwister. Lundor hatte Areros stets als seinen großen Bruder anerkannt, auch wenn er selbst oft sehr aufmüpfig war.
Als Areros wieder nach Vater schwieg, sah Lundor mit tränennassem Auge, momentan sah man ja nur eines, zu seinem Schwager empor. „Vater hasst mich!“ japste der Junge. „Ich habe ... habe ein Versprechen gebrochen ... Ich habe ... ich habe Geld gestohlen und ... und es verloren. Ich wollte es doch zurückzahlen! ...“ Lundor konnte nicht mehr weiter sprechen, denn die Tränen ließen ihn nicht und der Kloß im Hals wollte nicht vergehen. Dass seine Schwester gerade bei Leyron einen Nervenzusammenbruch erlitt, bekam der verzweifelte Junge gar nicht mit.
Besorgt musterte Thenar Arcuen, der an Wahnvorstellungen litt. Doch plötzlich wurde dessen Blick klarer und er schien ihn und Frindol wieder wahrzunehmen.
" Das ist gewiss sehr schmerzhaft. Aber wir haben gute Heiler hier, das weißt du doch!" antwortete er Arcuen. Frindol erläuterte sein weiteres Vorgehen und Thenar beobachtete, wie die Wunde seines Kameraden ausgewaschen wurde. Arcuen ballte vor Schmerz die Hände zu Fäusten und verzog sein Gesicht. Nach dieser Prozedur half Thenar, den Verletzten zu stützen, damit dieser das Gebräu des Heilers trinken konnte.
" In Minas Tirtith wirst du Erchrion Gesellschaft leisten können, der ja auch einen Schulterschuß bekommen hatte, wie du ja weißt. Allerdings war der Pfeil, der ihn getroffen hatte, nicht vergiftet gewesen. Aber sei stark, der Trank wird dir helfen!" bemerkte er, als er sah, wie sein Kamerad den Mund verzog, als er von der Flüssigkeit gekostet hatte.
Thenar dachte an den Prinzen, der gewiss gerne mit ihnen gegen diesen Abschaum gekämpft hätte. ' Wie es ihn wohl gehen mag? Ob die Wunde gut verheilt? ' fragte er sich.
Bei Boromir und Faramir, in der Nähe der Gefangenen
Minalcar gab ein wütendes Knurren von sich. Er fragte sich, warum die Truchsess-Söhne ihn überhaupt verhört hatten, wenn sie ihm anscheinend doch kein Wort glaubten.
»Was für eine alberne Farce. Genau derselbe Unsinn wird dann noch mal bei dem alten Vogel in Minas Tirith wiederholt. Man stellt mir dumme Fragen und will irgendwas wissen, was dann anscheinend doch nicht interessiert. Die Truchsess-Familie ist der dämlichste Haufen, der mir je über den Weg gelaufen ist. Ich verstehe beim besten Willen nicht, warum die Bauernköpfe in Gondor diese Taugenichtse als Helden verehren. Sie sind hoffnungslose, arrogante Angeber. Und der Kleine, der immer so schlau sein will, ist nur ein Nachahmer seines ach so tollen, großen Bruders.«
Er war erleichtert, als die beiden Brüder sich von ihm abwandten.
"Zum Melkor mit euch", zischte Minalcar leise den Zweien hinterher.
Elúrin lachte leise dazu, Ondil und einige andere wirkten eher ängstlich. Die Reaktion der Truchsess-Söhne gefiel ihnen nicht.
Minalcar aber fühlte, wie ihm das Blut erneut den Arm herablief. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als ruhig an den Baum gelehnt, sitzen zu bleiben.