Elúrin war froh, als die Aktion mit dem Verbinden vorüber war. Doch dann sah er, dass der Heiler ihn zu fesseln begann.
"Vorsicht, Vorsicht!", jammerte er aus Angst, dass Frindol den betroffenen Arm dabei berühren könnte.
Doch ehe Elúrin sich versah, war er wie ein Paket verschnürt. Die Schmerzen waren jetzt erträglich, nachdem der Arm geschickt bandagiert worden war, doch an eine nochmalige Flucht war nicht zu denken.
›Da habe ich mir jetzt eine schöne Suppe eingebrockt.‹
_________________________________________ Der Chara für alle Fälle …
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Auf Boromirs Zeichen hin setzte sich Faramir auf einen der umgestürzten Bäume.
"Nun denn", sagte er, "zum Verhör von Minalcar. Dieser Verräter hat uns zwar einige Lügen aufgetischt, doch dass er nicht bewusst im Dienste des Namenlosen steht, entspricht der Wahrheit. Er handelte auf eigene Rechnung, was aber weder an der Schändlichkeit seiner Verbrechen noch an ihrem Nutzen für den Feind etwas ändert.
Während des Verhörs erwähnte Minalcar seinen Berater Anaaq Ben Sadek. Möglicherweise war dieser Südländer ein Späher des Feindes, der Minalcar im Sinne des Namenlosen beeinflussen sollte. Dieser Mann ist entkommen, daher besteht sehr wohl die Möglichkeit, dass Mordor von Minalcars Untaten erfährt. Es kann auch passieren, dass Anaaq sich der Gruppe von Meuterern anschließt, die Minalcar erwähnt hat - und fürwahr, gut, dass er sie erwähnt hat, denn nun wissen wir, dass wir weiter auf der Hut sein müssen und für die Dörfer in Lebennin eine weitere Gefahr besteht.
Offensichtlich gelogen hat Minalcar über Leyron und Lundor. Die beiden sind mitnichten freiwillig seiner Bande beigetreten. Dennoch hat Minalcar auch etwas über Leyron verraten, was das Verhalten dieses Südländers erklärt."
-------------------------------------------- "Ich bin Faramir, Heermeister von Gondor."
In Ruhe hörte sich Boromir nun Faramirs Ausführung an. Er hatte wirklich eine bessere Menschenkenntnis. Doch einiges hatte auch Boromir heraushören können. Allerdings vertraute er bei so etwas stets Faramirs Gefühlen. Natürlich nur, wenn sie mit seinen eigenen Meinungen übereinstimmen.
„Es betrübt mich, dass wir Minalcar und seine Gefährten zwar gefangen nehmen konnten, doch die Gefahr wohl doch letztendlich noch nicht gebannt zu sein scheint. Bis du dir sicher, dass es dort draußen noch mehr Männer gibt, welche Unheil in den Dörfern anrichten können? Wollen wir sofort wieder losziehen oder darauf warten, dass wieder Dörfer brennen? Ich bin mir unsicher.“ Boromir fuhr sich gedankenverloren über das bartige Kinn. Es war doch zum Haareraufen.
„Minalcar wird für seine Taten die angemessene Bestrafung erhalten. Und wenn ich ehrlich bin sehe ich auch für Leyron keine Zukunft, wenn er erstmal vor dem Truchsess steht. Ob er nun zu dieser Bande gehört oder nicht. Er hat öffentlich verkündigt, dass er uns als Feind betrachtet. Aus welchen Gründen auch immer. Und der Junge ... mit ihm habe ich mich ehrlich gesagt noch nicht wirklich beschäftigt. Vielleicht solltest du mal mit ihm reden. Er wurde angeschuldigt. Wir können ihn natürlich nicht einfach nach Hause schicken. Was ich allerdings mit diesem Weib machen werde! Und der andere Bruder ... nun, der wird eine Reise nach Minas Tirith nicht überleben. Ich habe bereits nach seinen Vater geschickt. Er soll ihn und seine Schwester mit nach Hause nehmen.“
Es gab wirklich viel zu klären, bevor sie am nächsten Morgen aufbrachen. Boromir wurde kurz abgelenkt, als zwei Wägen den Weg entlang geruckelt kamen. Es waren die Soldaten, welche sie ausgeschickt hatten, um in den Dörfern Pferde, Wägen und Vorräte zu besorgen. Scheinbar waren sie erfolgreich gewesen. Außer den Kutschen führten sie noch einige mehr oder weniger gute Pferde mit sich und die Wägen waren mit Decken und Proviant beladen.
Boromir wurde kurz von der Rückkehr der Soldaten mit den Wägen abgelenkt. Als er sich wieder zu seinem Bruder wandte, sagte Faramir:
"Wir wissen, dass mindestens zwei der Banditen entkommen sind. Und bezüglich der Meuterer bin ich mir sicher, dass Minalcar nicht gelogen hat. Aber mit so vielen Gefangenen und Verletzten können wir es nicht ohne weiteres mit einer weiteren Bande aufnehmen, zumal wir nicht wissen, wo wir suchen sollten. Wir müssen zurück nach Minas Tirith. Ich schlage vor, dass wir wegen dieser anderen Bande einen Boten nach Pelargir senden, damit von dort aus Truppen hergeschickt werden."
Für einen Moment hielt Faramir inne und dachte: "Eigentlich hätte dies schon längst geschehen sollen. Eigentlich wäre es auch die Aufgabe des Herrn von Pelargir, Lebennin zu schützen."
"Doch was die Leute aus Anthara betrifft", fuhr er fort, "so stimme ich dir zu, dass wir Areros nicht nach Minas Tirith mitnehmen können. Er würde wohl nicht einmal eine Reise nach Anthara überleben; daher sollten wir ihn besser in einem Dorf hier in der Nähe unterbringen, wenn wir nach Minas Tirith aufbrechen. Aeluin sollte dort bei ihm bleiben - mindestens so lange, bis ihr Vater angekommen ist.
Mit Lundor möchte ich zwar heute auch noch reden, aber nur kurz, denn ich denke nicht, dass ich ihn schon ausführlich befragen kann. Er ist nicht nur äußerlich, sondern innerlich gezeichnet von dem, was ihm angetan wurde - und wohl auch von den Taten, zu denen er gezwungen wurde. Ihn müssen wir auf jeden Fall nach Minas Tirith mitnehmen.
Über Leyron hege ich nun folgende Vermutungen: Er war einst ein südländischer Krieger, der gegen Gondor kämpfte. Aus irgendeinem Grunde, den wir noch nicht wissen, kam er jedoch nach Anthara und fing dort ein bäuerliches Leben mitten im Feindesland an. Doch als die von ihm geliebte Aeluin in die Hände von Minalcars Bande geriet, musste er wieder als Krieger handeln. Zum Schein trat er in die Bande ein, aus der er Aeluin befreite, so dass sie zu uns fliehen konnte. Doch in der Bande traf er auch seinen Landsmann Anaaq Ben Sadek - und seine alte Loyalität zu Harad (und vielleicht auch zu Mordor) erwachte wieder. Darum verhalf er Anaaq zur Flucht und kämpfte gegen uns.
Mag er zu den Leuten aus Anthara auch gut gewesen sein, so ist er doch ein Feind Gondors, dessen frühere Taten durch seine Zeit in Anthara nicht ausgelöscht wurden."
-------------------------------------------- "Ich bin Faramir, Heermeister von Gondor."
Nachdem Arendor aus Anthara so enthusiastisch losgeritten war, hatte nach ein paar Meilen, die Vernunft wieder gesiegt. Es war zu gefährlich, dass er wild darauf losritt. Er wusste nicht, ob die Räuber auch Bogenschützen hatten. Auch wenn er eine Rüstung anhatte, so war er trotzdem verletzlich. Selbst wenn die meisten Pfeile wohl den guten Stahl seiner Hauptmannrüstung nicht durchbohrt hätten. Die Zeiten hatten sich verändert und die Pfeile konnten bessere, härtere Spitzen bekommen haben. Die Zeit, da Arendor für Gondor sein Leben aufs Spiel setzte waren lange vorbei.
Vor Dunthara war Arendor abgesessen und hatte sich an das Dorf angeschlichen. Schließlich hatte er feststellen müssen, dass dieses Dorf ebenso wie Undaria und Brunerui zerstört worden war. Es machte ihn wütend und traurig, denn viele dieser Menschen hatte er gekannt und war mit ihnen befreundet gewesen. Als er dann einen vermummten Mann gesehen hatte, hatte er das Gefühl, dass er diesen schon einmal gesehen hatte, aber er wusste nicht wo. Ein Gefühl sagte ihm, dass dies einer der Männer sein musste. Am liebsten hätte er diesen getötet, aber es war zu gefährlich. Arendor wusste schließlich nichts von der Schlacht und dass die Soldaten Gondors die Abtrünnigen schon erreicht und besiegt hatten. Vorsichtig schlich sich Arendor wieder zu Mithrandir, dem Pferd seines Sohnes Areros. Dort verharrte er eine gute Zeit, doch niemand war zu hören oder zu sehen. Schließlich wagte es Arendor doch, weiter zu reiten.
Sollte er nun den Weg nach Gurtanar einschlagen oder nach Pen Anaith? Unschlüssig stand er an der Kreuzung, als er Hufgeräusche hörte. Er versteckte sich und das Pferd hinter einem zertrümmerten Haus, bis er sah, dass es sich um einen Soldaten handelte. Arendor kam hervor und rief den Soldaten an. Dieser waren wohl sehr überrascht, als er einen anderen Soldaten sah, der sogar die Rüstung eines Hauptmannes trug. Er salutierte und sagte sein Anliegen. Arendor nahm seinen Helm ab und sagte, dass er der Mann war, den Davan suchen sollten. Als dieser meinte, dass die Dorfbewohner wieder in ihre Häuser zurück dürften, atmete Arendor erleichtert auf. Doch riet er dem Sooldaten wieder Richtung Pen Anaith zurückzureiten, weil von da eine Straße nach Fandasaf führte, die deutlich kürzer war, als der Weg, der erst ein gutes Stück Richtung Anthara ging, um dann nach Süden abzubiegen.
Gemeinsam ritten die beiden Soldaten schnell zum Schlachtfeld. Davan versäumte jedoch Arendor davon zu unterrichten, dass dieser seine Tochter abholen sollte. Deshalb dachte Arendor nur daran, dass es Lundor war, den die Soldaten gefunden hatten — lebendig, wie Arendor hoffte.
Auf dem Schlachtfeld
Bald roch Arendor das süßliche Blut, das wohl bei der Schlacht vergossen war, gemischt mit Schweiß und Rauch von Feuer. Arendor schauderte. Es war lange her, dass er den Geruch eines Schlachtfeldes einatmen musste und er stets gehofft, dass er nie wieder auf einem stehen müsste. Am Rand des Schlachtfeldes ließ er sein Pferd bei einem der Soldaten, die die Pferde beaufsichtigten. Als dieser Soldat ebenfalls salutierte, wurde es Arendor etwas unwohl in seiner Haut. Er nahm den Helm ab und fühlte sich gleich ein wenig mehr wie ein Bauer und nicht wie ein Soldat. Der Schweiß rann Arendor übers Gesicht, denn es war ein heißer Sommertag und in der Rüstung kam man sich vor, wie in einem Dampfbad.
Forschend ließ Arendor seinen Blick über das Lager gleiten. Er sah ein reges Treiben. Feuer waren entzündet worden und es wurden ein paar Tiere gegrillt. Davan zeigte Arendor den Weg zu den Heermeistern, in dem er voran ging. Arendor kam an einer großen Gruppe von Gefangenen vorüber. Sie waren teilweise verbunden, aber auch manchmal ganz unversehrt. Es handelte sich um grobschlächtige Männer, Tagelöhner oder Bauern. Ganz normale Männer eben.
›Ganz normale Männer, die mordend durch unsere Dörfer zogen‹, dachte Arendor wütend. Doch er sagte nichts zu ihnen und hatte seine Gefühle unter Kontrolle. Trotzdem schaute er sich die Männer beim Vorübergehen gut an. Arendor fragte sich, wer der Anführer war, doch keiner der Männer stach besonders heraus.
Bei Boromir und Faramir
Ein Stück weiter von den Gefangenen entfernt, saßen die beiden jungen Heermeister beisammen. Denethors Söhne. Mit großen und entschlossenen Schritten ging Arendor hinter Davan her, der den beiden Männern meldete, dass er ihn gefunden hätte.
Arendor salutierte nicht, sondern legte eine Hand auf seine Brust, da er mit der anderen seinen Helm hielt, und verbeugte sich leicht.
»Es freut mich, Herr Boromir, dass ich Euch wohlauf wieder sehe«, begann Arendor zu sprechen, »Noch mehr freut mich, dass es Euch und Eurem Bruder gelungen ist, diese Räuber zu besiegen und unsere Dörfer von der Gefahr zu befreien. Ihr habt nach mir geschickt … Sagt mir, habt Ihr meinen Sohn Lundor gefunden?«
Arendors Stimme bebte nun. »Ist er am Leben?«
Sein Blick wanderte fragend zwischen den beiden Heermeistern hin und her.
Als Minalcar den unbekannten, älteren Soldaten sah, der jetzt ins Lager kam, reckte er neugierig den Kopf. Auch die anderen Gefangenen beobachteten den Neuankömmling argwöhnisch.
›Ob die Soldaten wohl Verstärkung bekommen?‹, fragte sich Minalcar nachdenklich. ›Allerdings sieht mir dieser alte Knacker nicht danach aus, als ob er noch im kampffähigen Alter wäre. Die Rüstung täuscht da wohl eher. Schlohweiß ist sein Schädel auch schon. Ich frage mich aber schon, was er dann hier will. Er sieht aus wie einer, der gerne das Sagen hat. Bin mal gespannt, ob sich die zwei dämlichen Truchsess-Söhne von ihm über den Tisch ziehen lassen.‹
Er grinste schief und beobachtete genau, was der Unbekannte mit den Heermeistern sprach. Als der Name Lundor fiel, wurde Minalcar hellhörig. Sollte dieser Mann etwa mit Lundor verwandt sein? Aber der Knabe war doch nur ein Bauernjunge und wirkte keinesweg so, als stamme er aus einer Soldatenfamilie.
›Naja, in jeder Familie gibt es ein schwarzes Schaf‹, dachte Minalcar grimmig und er erinnerte sich dabei an seine eigene Jugend.
Thenar beobachtete den Burschen, der die Wunde Arcuens versorgte und behielt dabei den Gefangenen Elurin im Auge. Anscheinend haderte dieser mit seinem Schicksal, denn er verhielt sich ruhig.
Der Waldläufer hatte seine Waffen nun ausreichend geschärft und bemerkte einen älteren Mann, der in einer älteren Rüstung eines Hauptmannes enrgischen Schrittes über den Platz zu den Heermeistern schritt. ' Wo kommt der denn her? Die Wachen haben ihn durchgelassen, also scheint dieser Mann keiner von den Banditen zu sein, die hier noch herum lungern.'
Da Arcuen anscheinend aufwachte, stand Thenar auf und humpelte zu ihn hin; den Gefangenen ließ er dabei nicht aus den Augen. " Nun Arcuen - geht es dir ein wenig besser?" fragte er seinen Kameraden.
Aeluin schluckte die Tränen und den Schmerz hinunter. Sie durfte sich nicht gehen lassen; Lundor brauchte sie. Behutsam strich sie über die Hand ihres Bruders, der ebenso traurig und verlassen klang, wie sie sich fühlte.
»Ich bleibe bei dir«, sagte Aeluin kopfschüttelnd, obwohl sie auch Areros liebend gern beigestanden hätte. Auch bei Leyron wäre sie gern gewesen, denn dieser hatte gewiss ebenfalls sehr starke Schmerzen, nachdem er ausgepeitscht worden war. Doch keiner würde sie zu ihm lassen. Und wer weiß, vielleicht ließ sie auch niemand mehr zu Lundor, wenn sie ihn einmal verlassen hätte.
Plötzlich kam ein Waldläufer zu Aeluin und hatte ihren Rucksack in der Hand.
»Ist das deiner?«, fragte er mit tieder Stimme. »Wir haben darin Kleider gefunden …«
Aeluin nickte und nahm ihn dankbar an sich. »Ich hatte auch ein Schwert«, meinte sie leise.»Aber das hat mir dieser Minalcar abgenommen …«
Der Waldläufer nickte, meinte aber, dass er nicht wüsste, ob es schon gefunden worden wäre. Außerdem müssten die Heermeister entscheiden, ob sie es wiederbekam.
›Natürlich‹, dachte Aeluin traurig und spöttisch zugleich. ›Das Eigentum eines Bauern zählt ja auch nicht … Nur die hohen Herren, bestimmen, was wem gehört.‹ Aber sie sagte nichts.
Aeluin öffnete ihren Rucksack. Er war nicht mehr so gepackt, wie sie es am Morgen getan hatte. Wie auch, wenn die Soldaten ihn durchwühlt hatten. Doch ihr kostbarstes Gut, ihre Schreibsachen waren noch darin.
›Warum habe ich nur an Vater schreiben wollen‹, dachte Aeluin und schalt sich. ›Wären wir weiter gegangen, wäre jetzt alles noch in Ordnung.‹ Da fiel ihr Blick auf Lundor, der wie ein Häufchen Elend da saß. ›Aber dann wäre Lundor ganz allein hier.‹
Mitleidig sah sie ihren Bruder an. Dann kramte sie in ihrem Rucksack und holte Brot und Wurst heraus. Sie schnitt einen Kanten Brot ab und drückte ihn, samt der Wurst, die von ihrem Bauernhof stammte, Lundor in die Hand.
»Hier«, sagte sie freundlich zu Lundor. »Iss etwas! Das wird dir gut tun! Das ist Wurst von zu hause!«
Es versetzte Aeluin einen kleinen Stich ins Herz, als sie von ihrem Zuhause sprach, wo sie jetzt liebend gern wäre. Sie selbst schnitt sich nur ein kleines Stück vom Brot ab und knabberte lustlos darauf herum. Dann holte sie ihr zerrissenes Unterkleid heraus, das der Luchs zerstört hatte und begann es geschickt zu nähen. Sie blinzelte in die Sonne, die noch immer hoch am Himmel stand und ihr Haar und fast auch ihr Kleid wieder getrocknet hatte. Das Licht suchte sich den Weg durch das grüne Blätterdach und fand an vielen Stellen den Waldboden. Aeluin bemerkte sogar, dass die Vögel wieder begonnen hatten zu singen, als wäre nichts geschehen. Was ging sie auch das Gemetzel der Menschen an?
Traurig ließ Aeluin den Blick über das Lager schweifen und bemerkte plötzlich ihren Vater, der in seiner silbernen Rüstung bei den jungen Heermeistern stand. Völlig überrascht, wusste die junge Frau im ersten Moment gar nichts zu tun, als die Männer anzustarren. Dann schluckte sie und seufzte tief.
»Vater«, sagte sie leise.
Dann blickte sie zu Lundor und lächelte ihn an. »Vater ist gekommen«, sagte sie leise zu ihm und wies mit den Augen in dessen Richtung. Es war ihr, als fiele ein schwerer Brocken von ihrem Herzen. Ihr Vater würde alles richten! Das war schon immer so gewesen. Ihr großer, starker Vater.
Boromir grübelte über Faramirs Worte. Sie konnten es wirklich nicht mehr mit noch so einer Truppe Abtrünnigen aufnehmen. Auch wenn sie noch viele kampffähige Männer bei sich hatten. Doch da waren auch die Gefangenen, welche bewacht werden mussten. Zu schnell konnte dies in einem Chaos enden. Der einzige Weg war wirklich eine weiteren Trupp Soldaten herzuschicken, welche das Land durchstreiften und die Bewohner vor allem beruhigten. Noch schien nicht alle Gefahr gebannt. Doch durch Minalcars Festnahme waren sie dem Frieden wieder ein Stück näher. Zumindest was den Frieden in diesen Teilen des Landes betraf.
„Wir werden sofort einen Boten nach Erui entsenden, sobald wir unsere Besprechung beendet haben“, meinte Boromir zu seinem Bruder, hielt aber inne, als er rasche Schritte herannahen hörte. Davan war zurück gekehrt und in seiner Begleitung befand sich der Dorfvorsteher von Anthara. Boromir erwiderte seinen Gruß und entließ Davan, welcher sich nun in Richtung des Abendmahls davon machte.
„Arendor, auch ich freue mich Euch wiederzusehen. Gut, dass Davan Euch so schnell ausfindig machen konnte.“ Es war doch verwunderlich. War Arendor nicht auf dem Weg nach Fandasaf gewesen? Doch dies spielte momentan wohl eher weniger eine Rolle. „Ich kann Euch beruhigen“, verkündete Boromir den besorgten Vater. „Euer Sohn Lundor ist hier und er ist am Leben.“ Als sich Arendor, welcher noch immer in einer Soldaten-Rüstung gekleidet war, sofort umdrehen wollte, hielt ihn Boromir zurück. „Arendor ... Lundor ist nicht Euer einziges Kind, welches sich hier aufhält. Euer anderer Sohn und Eure Tochter verweilen hier ebenfalls. Doch euer Sohn, ich glaube Areros war sein Name, ist schwer verwundet. Ich habe Euch holen lassen, damit Ihr Eure Tochter und Ihn in die Sicherheit ihrer Familie bringt. Dieses Schlachtfeld ist weder ein Ort für euren verletzten Sohn, noch für eine Frau.“
Als Boromir in Arendors Gesicht blickte, welches einen erschrockenen Ausdruck hatte, wusste er, dass ihm wohl das nötige Feingefühl fehlte. „Das mit Eurem Sohn, tut mir leid ... Die Heiler haben alles in ihrer Macht stehende für Ihn getan. Wir haben es nicht mehr in der Hand.“
Obwohl Lundor es ihr doch angeboten hatte, blieb Aeluin an seiner Seite. Dabei war Areros doch so schwer verletzt und brauchte Beistand. Wahrscheinlich würde er ohnehin nicht mitbekommen, wenn jemand an seiner Seite war. Oder doch? Hieß es nicht immer, dass die Familie die beste Medizin war? Oder wollte Aeluin deshalb nicht gehen, weil sie Angst hatte. Angst, dabei zusehen zu müssen, wie ihr Bruder starb. Lundor konnte es verstehen. Und doch wäre er gerne für Areros, seinen großen, tapferen Bruder, dagewesen. Oh, wenn er nur nicht starb.
Dann kam ein Soldat heran und Lundor rutschte wieder ein wenig näher zu seiner Schwester. Der Mann hatte einen Rucksack bei sich, welchen er Aeluin reichte. Lundor musste an seinen eigenen denken, welchen er irgendwo in den Wäldern verloren hatte, als er mit der Bande unterwegs war. Und an das ganze Geld, welches sich darin befand. Ein kleines Vermögen für eine Bauernfamilie.
Die Soldaten, welche ihr Kartenspiel fortsetzten, hatten es mittlerweile aufgegeben den Jungen in das Spiel mit einzubeziehen. Auch wenn man Lundor vielleicht noch als Kind betrachtete, so war er doch nicht in der Stimmung auf irgendein Gesellschaftsspiel. Zumal er zu müde war um sich irgendwie zu konzentrieren. Seine Konzentration wurde ohnehin schon für das Atmen ohne Schmerzen verbraucht. Doch Lundor merkte auch, wie der Tee langsam wirkte und die Schmerzen weniger wurden.
Als Aeluin ihm nun Brot und Wurst reichte, griff Lundor mit der unverletzten Hand danach. Als er hinein biss, erinnerte ihn der Schmerz im Kiefer, dass er zwei Zähne verloren hatte. Zum Glück waren es Backenzähne und nicht zu offensichtlich beim Sprechen. Trotzdem schmerzte sein Kiefer von Herumors Schlägen und der Junge aß sehr langsam und schweigend. Er hatte nicht wirklich Appetit. Aber wer wusste schon, wann er das nächste mal etwas bekam.
Plötzlich sprach Aeluin etwas aus, was Lundor so nie erwartet hätte. Vater? ... Wie oft hatte er sich in den letzten Tagen seinen Vater an seine Seite gewünscht. Wie oft hatte er nach ihm geschrien, als Herumor zu weit gegangen war und er nur noch sterben wollte. Und jetzt war er da? Lundor folgte Aeluins Blick. „Vater ...“, flüsterte er und klammerte sich an seine Schwester. Er wollte es nicht zugeben, doch jetzt, da er Arendor dort in der Rüstung stehen sah, hatte er Angst vor ihm.
Als Arcuen erwachte, fühlte er sich wie gerädert. Es dauerte ein wenig, aber dann wurde in seinem zunächst grauen Blickfeld bunte Schemen sichtbar. Die Wunde pochte und schmerzte noch immer stark, aber immerhin konnte er jetzt klarer denken und etwas hören.
Thenar, der ancheinend in seiner Nähe saß, fragte nach seinem Wohlbefinden, doch Arcuens Zunge war noch immer taub und er gab als Antowrt nur ein Schnaufen von sich. Ein Heiler kniete neben ihm und war anscheinend dabei, wieder dieses Gebräu zu machen, das er ihm auch kurz darauf einflöste. Zu seiner Überraschung schmeckte es gar nicht so schlecht, wie er zuerst gedacht hatte, vielleicht lag es aber auch nur daran, dann er bis auf die Wärme kaum etwas im Mund spürte.
Erschöpft schloss er die Augen, er sah so oder so kaum etwas. ›Wenn ich diesen Südländer noch einmal treffe, dann...‹ Was dann passieren würde, behielt er sich offen...
Nachdem Frindol Daron bei Erod am Feuer ausmachen konnte und sah, dass die beiden scheinbar alles unter Kontrolle hatten, ging Frindol zu dem Patienten, welcher ihm am meisten Sorgen bereitete. Areros schien im Fieber zu liegen, war nicht ansprechbar und flüsterte aber dennoch dann und wann unverständliche Worte. Auch wenn Frindol Leid nicht an sich herankommen lassen wollte, so bedrückte es ihn doch sehr, den jungen Mann so leiden zu sehen. Denn scheinbar war er durch ein Unglück in diese Gruppe geraten. Das hätte nicht passieren dürfen. Nun musste er dafür bezahlen, dass er zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen war.
Frindol prüfte nun seine Atmung, seinen Puls, so wie auch seine Temperatur. Der Junge war ziemlich heiß und der Puls war schwach. „Nicht aufgegeben, Junge“, raunte Frindol ihm zu, während er die Decke an den Beinen zurück schlug um die Wadenwickel zu erneuern. Er tauchte die Tücher in kaltes Wasser und schlang sie anschließend wieder um Areros Beine.
Dann sah sich der Heiler die Bauchwunde, welche von einem Verband bedeckt war, ein weiteres mal an. Sie blutete aufgrund der Verödung der Gefäße nicht stark. Doch Frindol konnte unmöglich sagen, wie es in dem Jungen aussah. Welche Organe waren verletzte worden und wie stark? Verblutete er innerlich. Frindol befestigte die Wundauflage wieder und strich Areros eine verschwitzte Haarsträhne aus dem Gesicht.
„Junge, kannst du mich hören?“ fragte er ihn. Wenn Areros wenigstens ein bisschen zu sich kam, konnte er ihm mehr von dem Tee einflößen. Einen bewusstlosen oder stark benommenen Patienten durfte er unmöglich zu trinken geben. Die Gefahr, dass sich dieser daran verschluckte war zu groß. Denn schnell war die Flüssigkeit in die Luftröhre statt in die Speiseröhre gelaufen.
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Arendors Gesicht hellte sich auf, als er hörte, dass sein Sohn Lundor tatsächlich hier war und noch dazu am Leben. Das war keine Selbstverständlichkeit, denn Lundor war nur ein Bauernjunge und konnte kaum mit einem Schwert umgehen. Es fiel dem besorgten Vater direkt ein Stein vom Herzen und er wollte seinen Sohn natürlich sofort sehen. Doch da sprach Boromir weiter und was er sagte, ließ Arendors Herz sofort wieder schwer werden.
Er erblasste und es war ein Wunder, dass er noch aufrecht stehen konnte. Zumindest fühlte sich Arendor plötzlich sehr schwach, dabei stand er noch immer stolz und ohne ein Zeichen der Ermattung vor den jungen Heermeistern.
»Areros«, sagte Arendor tonlos. »Darf ich zu ihm?«
Es stand große Besorgnis in seinen Augen. Er liebte jedes seiner Kinder tief und innig. Noch dazu war Areros sein erster Sohn und ihm äußerlich sehr ähnlich.
»Er … Hat mein Sohn mit gekämpft?«, fragte Arendor dann noch nach. Er kannte seinen Sohn nur als friedliebenden Menschen, der kein Soldat werden wollte. Doch hatte sich in den letzten Tagen eine Veränderung an seinem Sohn gezeigt, die in das genaue Gegenteil zu deuten schien.
»Wieso ist Areros überhaupt hier?« Diese Frage rutschte dem besorgten Vater heraus, denn er verstand es nicht. An Aeluin dachte er im Moment gar nicht. Auch Lundor hatte er vergessen. Denn die Worte Boromirs waren sehr ernst gewesen und ließen kaum Hoffnung …
»Bitte«, drängte er nun die beiden Heermeister. »Ich muss zu meinem Sohn!«
Überrascht stellte Aeluin fest, dass Lundor sich an sie klammerte. Behutsam strich sie Lundor über das inzwischen wieder trockene Haar ihres Bruders.
»Was ist denn?«, fragte Aeluin besorgt. »Jetzt wird alles wieder gut! Vater wird es richten!«
Aeluin hatte vollstes Vertrauen zu ihrem Vater, der schon so oft die schwierigsten Streitereien geschlichtet hatte. Er hatte das Talent die richtigen Worte zu finden und sich in beide Parteien hinein zu versetzen. So gelang es ihm eine gute Lösung für beide Seiten zu finden.
»Vielleicht kann er sogar etwas für Leyron tun«, überlegte Aeluin leise. »Aber erst einmal muss er sich natürlich um dich und Areros kümmern.«
Sie selbst würde hinten anstehen müssen. Ihre Brüder waren weit mitgenommener als sie selbst. Zumindest äußerlich. Wieder sehnte sich Aeluin zu Leyron, der sich in erster Linie immer um sie kümmerte und um keinen anderen aus ihrer Familie. Bei Leyron stand sie an erster Stelle. Aeluin drehte sich ein wenig, aber Leyron war nicht zu entdecken, da die anderen Verletzten davor saßen oder lagen.
›Leyron schläft bestimmt‹, dachte Aeluin und sie merkte, dass sie selbst auch müde war. Sie seufzte tief und strich dann wieder Lundor über den Kopf. »Vater wird dir helfen können, Lundor.«
Während Faramir noch mit Boromir beratschlagte, kam Davan mit einem älteren Mann, der wie ein Kriger gerüstet war, heran. Offensichtlich war es Arendor, der Dorfälteste von Anthara. Boromir begrüßte ihn und beantwortete seine Frage nach Lundor. Als Boromir Areros und dessen Verletzung erwähnte, erschrak Arendor und fragte, ob er zu Areros dürfe.
"Gewiss dürft Ihr zu ihm", sagte Faramir "wir werden Euch geleiten."
Nachdem Arendor weitere Fragen stellte, antwortete Faramir:
"Er hat versucht, den Anführer der Banditen mit einem Schuss zu töten. Doch er verfehlte ihn, wurde gefangen genommen und der Anführer verletzte ihn schwer.
Warum er überhaupt hier ist? Areros war mit Aeluin und Leyron in der Nähe der Banditen. Eure Tochter wurde von der Bande gefangen genommen, doch Leyron vermochte Sie mit einer List zu befreien, war aber nun seinerseits wie Lundor mitten unter den Banditen. Areros wollte ihnen helfen, doch das war leider vergebens."
Als Arendor darauf drängte, zu seinem Sohn zu gehen, sagte Faramir:
"Kommt mit!"
Er führte Arendor zu Areros, der gerade von Frindol behandelt wurde.
-------------------------------------------- "Ich bin Faramir, Heermeister von Gondor."
Bibbernd lag Areros auf der Pferdedecke, auf die die Soldaten ihn gelegt hatten. Trotz der Sonne, die heiß durch die Blätter schien, war Areros entsetzlich kalt. Dann und wann wechselte jemand seine Wadenwickel, aber niemand war bei ihm. Diros war verschwunden und auch der Mann, den Areros für seinen Vater gehalten hatte. Niemand sorgte sich um ihn. Warum dann nicht einfach aufgeben? Dann hätten wenigstens die Schmerzen ein Ende. Obwohl es mehr das Zittern war, was ihn anstrengte. Er hatte Durst, doch niemand gab ihm etwas zu trinken. Er fühlte sich schrecklich allein und fürchtete sich vor dem Tod.
Plötzlich war da ein Mann da, der einige Jahre älter war als Areros. Dieser schien ihn zu untersuchen und öffnete zu Areros Kummer den Varband um seinen Bauch abermals. Dabei war es gerade erträglich gewesen und nun begann die Tortour von Neuem. Der junge Mann konnte nicht anders und stöhnte.
»Warum … tut Ihr … das«, fragte Areros jammernd. »Mir … so kalt … Schmerzen …«
Warum half ihm der Heiler nicht? Oder war er gar kein Heiler? Warum war er nur so allein?
Schwach versuchte er die Decke wieder über seinen nackten Oberkörper zu ziehen. Aber dabei musste er auch seine Bauchmuskeln anstrengen, was gerade mehr als unangenehm war. Stöhnend ließ er von seinem Vorhaben ab: Er würde lieber erfrieren, als noch einmal seine Arme bewegen.
Da hörte er plötzlich eine ihm so vertraute Stimme. Mit fiebrigen Augen suchte Areros nach einem Gesicht, welches zu der Stimme passte. War es wieder ein Trugbild oder war sein Vater tatsächlich hier?
»Vater«, murmelte Areros schwach und streckte nun doch eine Hand aus. Da spürte er schon die starken Hände seines Vaters und seine Stimme. Es fiel ihm schwer auf den genauen Wortlaut zu hören. Es zählte nur, dass er da war. Endlich war Areros nicht mehr allein.
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Und er tötete ihn und wurde zum Verlierer. (Koran)
Boromir sah dem älteren Mann, dass diese Nachricht über seinen verwundeten Sohn ein Schock für ihn war. Zwar versuchte Arendor die Fassung zu bewahren, doch das fiel wohl niemandem in solch einer Situation leicht. Boromir hätte sich gewünscht, dass er ihm bessere Neuigkeiten hätte zukommen lassen können. Aber Arendor hatte ein Recht darauf zu erfahren, was seinem Sohn widerfuhr. Und Faramir erklärte es ihm nun auch in knappen Worten. Eben alles, was sie selbst bisher dazu wussten.
Faramir wollte den Mann nun zu seinem Sohn begleiten und Boromir nickte darauf hin. Sie mussten nicht beide mit ihm gehen. Es gab noch zu viel zu tun. „Ich werde jetzt veranlassen, dass ein Bote nach Erui geschickt wird“, sprach Boromir knapp und verließ die beiden Männer. Arendor hatte nun wahrscheinlich erst genug damit zu tun sich um seine Kinder zu kümmern.
Boromir hatte schnell einen passenden Mann und schnellen Reiter gefunden. Diesem gab er den Auftrag ein Schreiben, welches er in wenigen Augenblicken aufgesetzt hatte, an den führenden Hauptmann in Erui weiter zu geben. Ein Trupp Soldaten musste losgeschickt werden um eventuelle Überbleibsel von Minalcars Gruppe ausfindig zu machen. Darüber hinauf sollte sich der Fürst von Lebennin, Falastur, die ersten Vorkehrungen treffen, was die Hilfe für die Opfer anging. Es mussten nicht nur Dörfer wieder aufgebaut werden, sondern auch Nahrungsvorräte und Medizin vor Ort sein.
Als der Meldereiter nun im schnell Galopp davon ritt und sich Boromir ein weiteres mal im Lager umsah, blieb sein Blick an Minalcar hängen, welcher nicht weit von ihm entfernt gefesselt auf dem Boden lag. Wieder musste Boromir all seine Wut unterdrücken, welche er so gerne an diesem Mistkerl ausgelassen hätte. Der Heermeister trat ein paar Schritte näher heran und sah auf den Abtrünnigen herab. Neben ihm lag ein ängstlich und verwirrt wirkender Mann, welcher wohl schon lange kein Bad mehr genossen hatte.
„Weißt du, Minalcar. Wenn es nach mir ginge, würde ich meine Männer gnadenlos auf dich Hetzen und ihnen Befehlen unter keinen Umstände Gnade walten zu lassen oder dich sanft zu Tode zu bringen. Wenn es nach mir ginge, wärst du nur noch Aas für die Geier. Denn mehr bist du auch jetzt nicht!“ Wie konnte man sich in einem Menschen nur so irren. Das Böse musste schon damals in Minalcar herangewachsen sein. Damals, als die beiden gleichaltrigen Männer Seite an Seite Gondor dienten.
Minalcar beobachtete spöttisch lächelnd weiter, wie der ältere Soldat mit den Heermeistern sprach. Boromirs klare Aussage über den Zustand von Areros schien ein Schock für den Fremden zu sein.
›Das ist typisch Boromir. Ein großer Redner war er noch nie. Vielleicht hätte er diese Nachricht dem Alten etwas schonenender beibringen sollen. Abgesehen davon wundere ich mich sehr, dass jemand mit solch einer tödlichen Wunde im Bauch immer noch lebt. Ich habe ihm doch glatt den Magen durchbohrt. ‹
Plötzlich sah Minalcar, dass Boromir mit finsterer Miene auf ihn zukam und zu sprechen begann. Der Anführer der Schurken konnte gut daraus die Wut und den Frust darüber heraushören, dass er mit den Gefangenen nicht so verfahren durfte, wie er persönlich eigentlich wollte.
"Du warst schon immer spitze darin, wenn es darum ging, große Töne zu spucken. Ich glaube gerne, dass du mich lieber früher als später tot sehen willst",erwiderte Minalcar gelassen. "Ich höre auch den Zorn in deiner Stimme. Du bist enttäuscht von mir. Du hältst mich für einen Verräter. Dabei bin ich endlich frei und mein eigener Herr. Du aber wirst dein Leben lang die Marionette deines schwachsinnigen Vaters bleiben und irgendwann wirst du erkennen, dass du eigentlich ein Versager warst. Und dein Bruder kann nichts anderes, als dich nachzuäffen. Wie peinlich! Keiner von euch beiden bringt genug Mumm auf, die Entscheidungen dieses Truchsess zu hinterfragen oder einen blödsinnigen Befehl zu verweigern. Alles, was ich getan habe, diente nur dazu, um die Macht dieses Mannes, den ihr Vater nennt, zu verringern. Leider hat es nichts genützt. Ihr seht nur die Toten, die meinen Weg gepflastert haben. Ihr seht nicht meine wahren Beweggründe. Ihr wollt sie gar nicht sehen!"
Minalcar hatte sich richtig in Rage geredet und die letzten Worte förmlich ausgespuckt.
Arendor hörte die Worte des jungen Heermeisters mit großer Sorge. Dass Lundor in die Hände der Banditen geraten war, war schon schlimm genug. Warum musste auch noch Aeluin in ihre Nähe geraten. Dass Leyron sie gerettet hatte, wunderte Arendor für einen Moment, aber dann sagte er sich, dass Leyron ein Mann von Ehre war. Außerdem hatte er sich sofort dazu bereit erklärt, Anthara zu verteidigen. Obwohl er kaum zwei Tage im Dorf gewesen war und einfach seiner Wege hätte gehen können. Nun er würde sich später bei Leyron bedanken. Jetzt musste er zu Areros.
Mit langen Schritten folgte er Faramir, doch überholte ihn schließlich, als er seinen Sohn erkannte. Blass lag er da und hatte scheinbar hohes Fieber. Es versetzte Arendor einen Stich ins Herz. Er war doch sein Junge. Er konnte sich noch genau erinnern, wie er ihn zum ersten Mal in seinen Armen gehalten hatte. Noch winzig und hilflos. Aber ein Junge! Sein erster Sohn. Sein Nachfolger! Er würde später einmal seine Familie ernähren, wenn Arendor dereinst zu alt dazu wäre.
Bei Areros und Frindol
Umständlich ließ sich Arendor auf die Knie fallen, was in seiner Rüstung nicht einfach war. Sein Helm warf er ein Stück neben Areros und er nahm dessen schweißnasses Gesicht in seine beiden schwieligen Hände.
»Areros«, flüsterte Arendor und ein dicker Kloß bildete sich in seinem Hals. »Areros! Du darfst nicht aufgeben, hörst du! Kämpf gegen den Tod! Du wirst hier noch gebraucht! Ich liebe dich mein Sohn! Ich liebe dich!«
Behutsam strich er Areros die feuchten Strähnen aus dem Gesicht und schenkte ihm ein tapferes, aufmunterndes Lächeln. »Du bist doch mein starker Areros! Du lässt dich nicht kleinkriegen!«
Dann wandte er für einen Moment seinen Blick ab und schaute zu dem Soldaten, der scheinbar der Heiler war.
»Wie steht es um ihn?«, fragte er leise. »Was kann ich für meinen Sohn tun?«
Innerlich verfluchte er sich selbst, dass er die Rüstung angezogen hatte. Er war sie zum einen nicht mehr gewöhnt und das Gewicht drückte ihn. Sie war auch denkbar unbequem und ihm taten jetzt schon die Knie weh.
Boromir knirschte mit den Zähnen und er fühlte regelrecht wie sein Hals anschwoll, als er Minalcars Erwiderung vernahm. Seine rechte Hand hatte er unbewusst zur Faust geballt, während er auf den Abtrünnigen blickte, welcher gefesselt vor ihm auf dem Boden lag.
Minalcar beleidigte mit seinen Worten nicht nur Boromir oder seinen Vater den Truchsess. Nein, er beleidigte damit das gesamte Land. Boromir liebte Gondor und er würde sein Leben dafür geben. Genauso wie er zu den Taten seines Vaters stand. Natürlich stellte er Denethors Ansichten manchmal in Frage. Aber stets nur in Gedanken.
Da sich der Heermeister bereits seiner Rüstung entledigt hatte, war er nun sehr viel gelenkiger als noch beim Kampf. Rasch griff er nach unten, packte Minalcar an seiner Tunika und zog ihn auf die Beine. „DU ... SPRICHST NUR, WENN DU GEFRAGT WIRST!“ brüllte er ihn an, holte mit der Faust aus und versetzte Minalcar einen Kinnhaken, welcher sich gewaschen hatte. Dabei ließ er den Abtrünnigen wieder los, so dass dieser zurück zu Boden fiel.
Boromir schüttelte seine leicht schmerzende Faust ein wenig und versuchte sich wieder zu beruhigen.
Zum Glück wirkte der Junge langsam wieder ein wenig wacher und sprach sogar. Auch wenn seine Worte eher schwach und schmerzvoll hervor kamen. Scheinbar verstand Areros nicht, dass Frindol ihm helfen wollte und ihm sicher nichts böses wollte.
Doch nun kam ein fremder Soldat heran, welcher weit älter war als die meisten hier. Zumindest war er in der Rüstung eines Soldaten gekleidet. Doch Frindol kannte ihn nicht und war kurzzeitig verwirrt. Der Mann kniete sich neben den verletzen Bauern und langsam ging Frindol ein Licht auf. Es war der Vater. Eru sei Dank, vielleicht hilft das den Jungen ein wenig ... dachte Frindol. Auch wenn es sicherlich für den Mann nicht einfach sein würde, seinen Sohn sterben zu sehen.
Die Szene zwischen Vater und Sohn war rührend. Wie Arendor sein Gesicht streichelte, ihm Mut und Kraft geben wollte. Als der Mann schließlich den Heiler ansprach sah Frindol auf. Er kniete noch immer neben dem Jungen und musste seine Worte nun mit Bedacht wählen. „Ich wünschte ich könnte Euch viel Hoffnung geben“, sprach er ruhig. „Areros ist ein starker junger Mann. Doch gegen manch Verletzungen sind wir alle machtlos. Ich habe alles getan was ich konnte, glaubt mir bitte!“ versicherte Frindol und biss sich auf die Lippen. „Aber hier in den Wäldern kann ich nur bedingt Hilfe geben. Wir können nur noch hoffen und das Fieber bekämpfen. Mehr ist leider unter diesen Umständen nicht möglich. ... Und Ihr, Ihr könnt ihm Kraft gegeben.“ Frindol wusste nicht wie er es dem Mann einfühlsam begreiflich machen konnte, dass es kaum Hoffnung gab.
Da Areros nun wach war, griff Frindol nach dem Becher mit Tee. Schließlich stützte er den Kopf des Jungen und flößte den Weidenrindentee in den Mund des Patienten. „Schlucken, Junge“, sprach er ihm ruhig zu. Mittlerweile hatte einer der Soldaten noch zwei Decken herbei gebracht, welche mit den Wagen aus den Dörfern geholt worden waren. Diese wurden noch über Areros ausgebreitet, um ihm mehr wärme zukommen zu lassen.
_________________________________________ Der Chara für alle Fälle …
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Minalcar wusste, dass er wieder einmal zu weit gegangen war, doch er fühlte sich im Recht. Seiner Meinung nach waren alle diese Soldaten blind wie eine Lemmingherde, die auf den Abgrund zurannte. Wann würden sie erkennen, dass sie unfähigen Heermeistern folgten?
Minalcar sah, dass Boromir jetzt wirklich sehr wütend wurde. Er rechnete jedoch nicht damit, dass ihm der Heermeister Gewalt antun würde. Als ihn Boromir jedoch packte und auf die Beine zog, fuhr ihm doch der Schreck ziemlich in die Glieder. Die Worte, die ihm der Heermeister in die Ohren brüllte, waren wutentbrannt. Dann spürte Minalcar einen heftigen Schlag aufs Kinn und er sah nur noch Sterne. Wie ein Stein kippte er ohnmächtig zu Boden.
Ein empörtes Raunen ging durch die Reihe der anderen Gefangenen. Sie empfanden Boromirs Reaktion als feige und in ihren Augen wurde Minalcar langsam zum Märtyrer.
NPC: Elúrin
In Minalcars Nähe
Der verletzte Elúrin hatte alles mitbekommen. Obwohl die Schmerzen in seinem Schlüsselbein noch schlimm waren, reckte er den Hals um alles genau zu verfolgen. Als er Minalcars verächtliche Worte hörte, ahnte er, dass Boromir darüber sehr verägert sein würde. Doch die unehrenhafte Reaktion des Heermeisters erstaunte ihn. Er hoffte, dass Minalcar nicht tot war, auch wenn er jetzt ziemlich regungslos dalag.
›Minalcar hat schon Recht. Wenn solche brutalen Schläger wie dieser Boromir mal über dieses Land regieren, geht Gondor zugrunde. Dieser Boromir ist kein Held. Er ist ein großer Feigling, der sich an gefesselten Männern vergreift. Am besten, ich äußere diese Gedanken nicht laut. Das würde meiner Verletzung nicht gut bekommen und ich habe im Augenblick genug Schmerzen.‹
Mittlerweile war das Verscharren der toten Banditen vollendet. Gleichzeitig wurde das Abendessen fertig. Madril wandte sich an die Soldaten.
"Zeit fürs Essen, Kameraden!" sagte er. "Aber denkt zuerst daran, Euren verletzten Kameraden etwas zu bringen!"
Der Hauptmann erhielt selbst als einer der ersten zwei Teller mit köstlich duftendem Braten. Er ging zu Thenar, der auf jenen Banditen blickte, der zu fliehen versucht hatte.
"Hier, für dich, Thenar", sagte Madril und reichte seinem Kameraden einen der Teller. "Lass es dir schmecken. Was ist denn mit Arcuen? Ist er noch nicht bei Bewusstsein?"
Ehe Thenar jedoch Madrils Frage beantworten konnte, wurden sie gewahr, wie Minalcar Boromir beleidigte und der Ober-Heermeister den Banditen niederschlug. Seine Spießgesellen waren empört, doch einige Soldaten johlten. Madril hingegen war über Boromirs Verhalten verwundert. Er blickte zu Faramir und sah, dass der jüngere Heermeister über das Verhalten seinens älteren Bruders alles andere als erbaut war.
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Mitleid erfüllte Faramirs Herz, als er beim Wiedersehen von Arendor und Areros dabei war. Frindols Worte über den ernsten Zustand des Verletzten erfüllten ihn mit Sorge. Immerhin war Areros nun bei Bewusstsein und schluckte den Tee, den Frindol ihm zu trinken gab. Noch bestand Hoffnung, dass Areros überlebte.
"Möge Este, die Valie der Heilung, dem jungen Manne beistehen", dachte Faramir, ehe er den Streit zwischen Boromir und Minalcar bemerkte.
Faramirs Gesicht verfinsterte sich, als er sah, wie Boromir den Banditen aufs Kinn schlug. Er ging zu seinem Bruder.
Bei Boromir
"Bei allem Respekt, großer Bruder", sagte Faramir leise, "aber das war nicht klug von dir! Vorhin habe ich noch Oromendil ob seiner Disziplinlosigkeit getadelt und nun gibst ausgerechnet du so ein schlechtes Vorbild ab und bereitest selbst den Weg für weitere Übergriffe unserer Männer gegen die Gefangenen! Warum hast du dich überhaupt auf ein Gespräch mit diesem Bösewicht eingelassen?"
-------------------------------------------- "Ich bin Faramir, Heermeister von Gondor."
Noch immer klammerte sich Lundor an seine Schwester und war doch darauf bedacht ihr nicht weh zu tun. Es war beschämend, wie er als Mann den Schutz einer Frau suchte. Aber sie war stets seine große, starke Schwester gewesen. Sie war stets für ihn da gewesen von klein auf.
Lundor war sich nicht so sicher ob Vater alles würde richten können. Und konnte er dem Jungen wirklich helfen? Er würde Lundor doch nur die Schuld für alles geben. Wäre er nicht weg gelaufen, wäre Aeluin und Areros niemals von der Familie fortgegangen und das alles wäre nicht passiert. Und nun in seiner Rüstung sah Arendor so stark und furchteinflößend aus.
Lundors verschwitzte Hand suchte die Hand seiner Schwester, welche schon wieder von Leyron sprach. Doch dies blendete Lundor aus. Es würde alles einfach werden, wenn sie nicht mehr von diesem Mann sprach. „Ich will zu Belecthor ...“, sprach Lundor verzweifelt zwischen zwei tiefen Atemzügen. In seiner Gegenwart hatte sich der Junge immer ein bisschen sicherer gefühlt. Warum ließ man ihn nicht zu seinem Freund?
Plötzlich gab es wieder ein wenig Tumult im Lager. Minalcar hatte sich wohl ein paar Worte zu viel geleistet und den Heermeister beleidigt. Dieser dankte ihm mit einem kräftigen Schlag. Lundor zuckte zusammen und hielt die Luft an. Was wenn die Soldaten auch ihn schlugen?