Mit wachsendem Interesse beobachtete Elúrin, was sich drüben bei Leyron und dem Mädchen abspielte. Sie war schließlich die einzige Frau hier in diesem Kriegslager. Er warf einen Seitenblick auf Minalcar, aber dieser lag am Boden und rührte sich nicht. Elúrin begann sich Sorgen um den Anführer zu machen. Seine Beinwunden sahen nicht gut aus. Es war Schmutz vom nassen Waldboden in die Wunden gekommen. Minalcar schien Fieber zu haben. Elúrin war zwar von Minalcar oft schlecht behandelt worden, aber er betrachtete die Bande inzwischen als seine Familie und er wollte nicht, dass Minalcar sterben musste.
›Wenn, dann möchte ich zusammen mit Minalcar am Galgen sterben. ‹
Er sah jetzt, dass einer der beiden Hauptmänner auf das Mädchen zuging, um mit ihm zu reden. Elúrin war sehr neugierig und nur zu gerne wollte er wissen, was die beiden besprechen würden.
Als er jedoch Minalcar leise aufstöhnen hörte, besann er sich jedoch wieder und rief einen der Heiler um Hilfe an.
"Hey, ihr Heiler! Wir brauche Hilfe! Minalcar, unserem Anführer, geht es nicht gut. Ich habe Angst, dass er stirbt."
Elúrin verstummte augenblicklich, als die Wachsoldaten sich mit grimmigem Blick zu ihm umdrehten. Sicherlich würde man ihn jetzt auch knebeln.
›Nein, bitte nicht!‹
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Da es Minalcar wohl nicht mehr wagte seine Stimme zu erheben, nahm Boromir seinen Stiefel von dessen Kehle. Mit gemischten Gefühlen beobachtete der Heermeister nun Diros Umgang mit einem der Abtrünnigen. Momentan störte ihn dies weniger, solange die Abtrünnigen am Leben blieben. Sie würden diese nun sicher nicht mit Samthandschuhen anfassen. Diros durfte es nur nicht übertreiben.
Als Diros ihn ein Stück zur Seite zog, sah Boromir den Soldaten verwundert an. Er wollte zu dieser Aeluin und deren Geschwister. Natürlich, er war der Schwager. Vielleicht konnte Diros ja wirklich ein wenig helfen. Bekannte Gesichter waren in einer solchen Situation immer gut.
„Nun gut, wir haben ja noch genug andere fähige Männer hier. Aber Diros ... versuche deine Gefühle bitte ein wenig mehr unter Kontrolle zu halten. Du weißt es hilft uns nichts, wenn die Männer hier oder auf den Weg nach Minas Tirith sterben. Leider ... also übertreib es nicht.“ Mit diesen Worten entließ Boromir seine Leibwache und wandte sich sogleich an den nächsten Soldaten, welcher in seiner Nähe stand. Dieser sollte ihm Pergament und Feder bringen.
Boromir ließ sich auf einem Baumstumpf nieder und hatte nun ein flaches Holzbrett auf dem Schoß, auf welchem er besser schreiben konnte. Seine Beinwunde hatte er noch immer nicht verarzten lassen. Es gab einfach wichtigeres. Denethor musste über ihren Erfolg informiert werden. So begann Boromir mit seinem Schreiben.
Lieber Vater, geschätzter Truchsess von Gondor,
hiermit sende ich dir Nachricht aus dem Süden. Unsere Mission war erfolgreich. Vor kurzem konnten wir die Abtrünnigen aufspüren und in unsere Gewalt bringen. Leider ergaben sie sich nicht freiwillig, so dass es zu einem Kampf kommen musste.
Die meisten der Männer haben dies überlebt und werden nach Minas Tirith gebracht. Allerdings werden wir erst Morgen aufbrechen können. Es gab auch auf unseren Seiten Verletzte und leider auch Tote. Doch sieht man darüber hinweg, dann können wir einen Erfolg verbuchen.
Diese Männer haben sehr viel Unheil in dieser Region angerichtet. Wir fanden mehrere zerstörte Dörfer und Leichen einfach Bauern. Weder vor Frauen noch vor Kindern machten sie halt. Doch ich weiß, dass du dafür sorgen wirst, dass sie ihre gerechte Strafe erhalten.
Die Abtrünnigen hatten Gefangene bei sich. Es ist uns ebenfalls gelungen diese zu befreien. Was mit ihnen geschieht, habe ich noch nicht entschieden.
Bei dem Anführer der Bande handelt es sich um Minalcar, deinen ehemaligen Leibwächter. Es tut mir leid dir dies mitteilen zu müssen. Noch kann ich nicht sagen was ihn dazu getrieben hat sich auf diese Art gegen Gondor zu wenden.
Hier verbleibe ich vorerst. Du kannst uns in etwa drei bis vier Tagen in Minas Tirith erwarten.
Ich sende ebenfalls liebende Grüße von Faramir.
Hochachtungsvoll, dein Sohn Boromir, Oberheermeister von Gondor
Boromir faltete das Schreiben zusammen, ließ es mit Kerzenwachs betropfen und versiegelte es anschließend. Den letzten Satz über Faramir hatte Boromir ohne dessen Absprache hinzugefügt. Somit wusste Denethor zumindest, dass seine beiden Söhnen nichts zugestoßen war. Und er hasste diesen ständigen Zwiespalt zwischen seinem Vater und seinem Bruder.
Als Faramir hörte, wie Oromendil ihn rief, antwortete er:
"Beruhige dich, Oromendil und schone deine Stimme! Mir ist bekannt, was der Mann dir angetan hat. Aber meine Befragungen muss ich dennoch durchführen!"
Abseits mit Aeluin
Faramir ging mit Aeluin ein Stück, bis sie außer Hörweite der anderen waren. Als sie ihn ansprach aber dann den Blick senkte, sagte er:
"Du kannst dich auf den Boden setzen, wenn du möchtest, denn unser Gespräch kann etwas dauern."
Nach diesen Worten setzte sich der Heermeister.
"Ich wünsche, dass du mir erzählst, wie du und deine Brüder Lundor und Areros von dieser Bande verschleppt wurden. Aber zuerst möchte ich, dass du mir etwas über Leyron erzählst. Wie lange kennst du ihn? Wohnt er bei euch in Anthara?"
-------------------------------------------- "Ich bin Faramir, Heermeister von Gondor."
Daron hatte alle Hände voll zu tun. Zwar waren die meisten Soldaten nur leicht verletzt worden, doch auch diese Wunden mussten sorgsam gesäubert und behandelt werden. Gerade noch hatte er eine Schnittverletzung am Arm eines Waldläufers vernäht und wusch sich nun die Hände, ehe er sich um einen weiteren Verletzten kümmern würde. Mit Erod und Frindol war er seit ihrer Lagebesprechung, nach Beendigung der Kämpfe, nicht mehr zusammen gekommen, aber mit Veren hatte er sich über die Aufteilung der Verletzten abgesprochen.
Mit abschätzendem Blick kontrollierte Daron die Wasserkessel nahe der Feuerstelle und orderte sich dann einen unverletzten Soldaten heran, welchen er bat die beiden leeren Kessel zu füllen, während er noch einmal Wasser aufkochte. Sein Blick fiel dabei auf einen jungen Mann mit schulterlangem, braunen Haar dessen Oberkörper zu seinen aufgestellten Beinen gebeugt war und der immer wieder vor und zurück wippte. Nicht stark… aber auffällig genug, das es dem Heiler nicht entgehen konnte.
Daron überlegte einen Moment. Er hatte noch einen Soldaten mit einer Pfeilwunde zu versorgen. Da der Pfeil jedoch keine wichtiges Organ verletzt hatte beschloss Daran, dass diese Wunde noch etwas warten konnte. So ging er stattdessen langsam auf den jungen Mann zu. Erst als er vor ihm stand erkannte Daron, dass dieser an den Händen gefesselt war.
Ein Feind dem man nicht zutraute zu fliehen? Oder warum hatte man ihm nicht auch die Füße gefesselt? Daron war es egal, er war Heiler mit Leib und Seele und es interessierte ihn nicht welche Vergangenheit oder Gegenwart zu einem Verletzten gehörte, wenn er die Möglichkeit hatte ihm eine Zukunft zu verschaffen.
Der Heiler ging in die Hocke um den Augenkontakt zu seinem neuen Patienten zu suchen. Sanft berührte er ihn an der Schulter. »Wie heißt du junger Mann?« sprach er in freundlich, aber bestimmt an. Es war offensichtlich, dass sein Gegenüber unter Schock stand, was durchaus mit dem abgetrennten Finger zu tun haben konnte.
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Aeluin war gar nicht damit zufrieden, dass Faramir davon sprach, dass das Gespräch länger dauern würde, aber wenn sie Leyron helfen wollte, so musste das wohl sein. Sie setzte sich Faramir gegenüber und legte die Hände auf ihren Schoß.
„Bitte … aber nicht zu lange!“, sagte Aeluin gleich zu Beginn. „Leyron braucht meine Hilfe!“
Aeluin blickte dem Sohn des Truchsess offen in die Augen. Sie hatte nichts zu verbergen. „Eure Soldaten haben Leyron gefesselt, was ich nicht verstehe! Er ist doch keiner von ihnen! Nicht von diesen Mördern!
Wir sind erst vor einer oder zwei Stunden auf die Männer gestoßen! Areros, Leyron und ich haben gestern Nacht in Pen Anaith übernachtet. Bei Trarod, einem Bauern … Areros hat gesehen, dass ein Dorf in der Nähe brannte. Es muss Dunthara gewesen sein … Und da dachten sie, dass das nächste Dorf Anthara sein könnte … Da ich aber dabei war, wollten sie mich nach Fandasaf bringen, wo hoffentlich schon die anderen Frauen aus unserem Dorf waren … Die Straße nach Fandasaf biegt hier, wenn der Wald endet, nach Süden ab …
Es ist alles meine Schuld!“, sagte Aeluin und ihre Hände verkrampften sich in ihrem Kleid. „Ich wollte an Vater schreiben … Ich hatte Angst, dass er stirbt … Aber dann … ich ging in den Wald … weil …“
Aeluin war das sehr unangenehm dem Sohn des Truchsess zu sagen, dass sie austreten musste. Deshalb murmelte sie diese Tatsache mehr oder weniger laut.
„Als ich wieder zu Leyron und Areros wollte, packte mich jemand von hinten und bedrohte mich …“
Die Stimme der jungen Frau zitterte nun und beim nächsten Teil der Geschichte musste sie sich mehrmals unterbrechen und die Tränen zurückdrängen, was ihr auch gelang.
„Er brachte mich zu dieser Bande von Männern … Mein Bruder und Leyron haben mein Verschwinden wohl zu spät bemerkt, weil sie ein paar Schwertübungen machen wollten … Dieser Einäugige verhörte mich und ich sagte, dass ich nach meinem Bruder Lendil suchte … Und dann sah ich plötzlich Lundor, meinen lieben Bruder, dort.
Ich weiß nicht, warum er dort war, aber niemals freiwillig, das müsst Ihr mir glauben!“ Aeluin beugte sich vor, doch dann erfasste sie doch nicht Faramirs Hand, weil sie befürchtete, dass sich das nicht schickte.
„Lundor ist ein ganz lieber Mensch. Aber sehr leichtgläubig! Er würde einen bösen Menschen erst erkennen, wenn dieser ihn schlägt … Und er will so gern Soldat werden, aber wir wollen das nicht. Er hat einfach nicht das Gemüt dafür … Er würde daran zerbrechen.
Niemals, nie im Leben würde Lundor freiwillig bei diesem Minalcar mitgemacht haben. Aber da war dieser Herumor. Der war besonders böse. Er hat Lundor ständig bedroht und wollte ihn schlagen. Ich konnte nichts tun! Wir haben so getan, als würden wir uns nicht kennen … Warum weiß ich auch nicht mehr. Ich dachte wohl, dass wir so leichter fliehen könnten …“
Aeluin hielt inne und seufzte. „Dann kam Leyron plötzlich … Er hat so getan, als würde er mich verfolgen im Auftrag meines Vaters. So genau habe ich seine Geschichte nicht verstanden. Ich war nur so glücklich, dass er da war!“
Aus Aeluins Worten sprach ihre ehrliche Zuneigung zu Leyron. „Er wollte mich retten, aber er tat so, als würde er mich nicht kennen. Ich hatte so große Angst vor diesem Minalcar und Herumor. Und diese anderen Männer … Sie würden mich … ver… … vergewaltigen … Jeder von ihnen!“
Nun rollten Tränen über ihr Gesicht und wieder verspürte sie die Angst. „Ley hat dann so getan, als würde er mich ebenfalls … nehmen wollen. Ich hatte solche Angst vor den Männern, dass ich mir gewünscht habe, dass er mich wirklich tötet … Ich glaubte nicht, dass er mich von diesen Männern befreien könnte!“
Aeluin schüttelte ungläubig den Kopf und lächelte. „Aber es war eine Finte. Er schaffte mich hinter einen Busch, wohin Areros kam, der mich wegbringen sollte. Ich wollte nicht, dass Leyron zurück ging. Es war doch viel zu gefährlich! Mit diesen Männern war nicht zu spaßen. Doch da war ja noch Lundor. Areros wollte gehen, aber Leyron wollte das tun … Er liebt mich!“
Einen Augenblick lang, schloss Aeluin die Augen und lächelte glücklich.
„Areros brachte mich weg. Wir sollten weg. Fliehen. Doch mein Bruder wollte Leyron helfen. Sie sind ja Freunde … Deshalb hat er auch geschossen, als … als … Der Einäugige hat … hat Leyron … ausgepeitscht!“
Das Grauen darüber stand Aeluin in den Augen geschrieben und plötzlich bekam Aeluin einen Weinkrampf. Schluchzend saß sie da und vergrub ihre Gesicht in ihren Händen, während sich ihr Körper wie unter Schmerzen verbog. Nun brachen die Ereignisse, die sie in den vergangenen Stunden erlebt hatte, haltlos über sie her.
Lundor saß ganz still nahe bei einem Baum. Die Verletzten um ihn herum beachtete er nicht. Er konnte dieses Leid gerade nicht ertragen. So wusste er nicht, dass seine Schwester hier war und sich um Leyron kümmerte. Aeluin war in seinen Augen noch immer tot. Getötet von diesem Mann, welcher sie alle an der Nase herumgeführt hatte.
Lundor starrte auf den Boden, während er sachte mit dem Oberkörper vor und zurück wippte. Er fror erbärmlich und kalter Angstschweiß hatte sich auf seiner bloßen Haut gebildet. In Gedanken sang er ein Lied in seiner eigenen kleinen Welt. Ein Lied, welches seine Mutter ihm vorgesungen hatte, während er als kleiner Junge so krank gewesen war. Ein Lied, welches er immer noch in und auswendig kannte. Es war ein Stückchen Heimat für ihn. Ein klein wenig Geborgenheit, auch wenn es traurig war.
Der Junge zuckte zusammen als ihn plötzlich jemand an der Schulter berührte. Sofort nahm die Angst wieder überhand, auch wenn die Stimme des Mannes nicht böse klang. Lundor versuchte ein Stück von dem Heiler wegzurutschen, doch seine allgemeine Verfassung und die gefesselten Hände erschwerten es ihm.
Deshalb blieb der Bauernsohn sitzen und fing an das Lied nicht mehr nur in Gedanken zu singen. Doch seine Worte waren nur Bruchstückhaft und die Stimme von Schluchzern geprägt, während ihm die Tränen über die Wange liefen und er weiterhin mit dem Körper wippte.
„Ich leuchte sichtbar ... Doch ... doch ich brenne nicht. Ich ... geb nur ab ... Vom ... vom Schein der auf mich fällt ... Ihr seht in mir das Sonnenlicht ... Ich bin ... Ich bin ihr Spiegel ... Der die Nacht erhellt ...“ Lundor sang diese Worte leise, unter Schluchzern und mit sehr vielen Pausen. Dabei hörte er die Stimme seiner Mutter, welche ihm das Lied vorsang. Und alles andere war vergessen.
Leyron wollte Aeluin hinterher schauen, doch die Wunde an seinem Hals und die Fessel um seine Knöchel hinderten ihn daran. Es ärgerte ihn maßlos, dass er Aeluin nicht zur Seite stehen konnte, während Faramir sie ausfragen würde. Doch er kam nicht dazu leise vor sich hinzufluchen, den kaum das Aeluin sich von ihm verabschiedet hatte, war ein Heiler aufgetaucht.
›Scheinbar scheint man sich jetzt für seine Verletzungen zu interessieren‹, stellte Leyron sarkastisch fest. Oder wollte dieser gondorianische Heiler nur Aeluins Aufmerksamkeit auf sich ziehen, wenn sie zurück kam? Vorstellen konnte er es sich durchaus.
Als der Heiler seine Stirn fühlte war Leyron kurz davor ihn anzuknurren, allerdings musste er sich eingestehen dass dieser Mann der nun dem Fieber nachfühlte, durchaus zarte Hände hatte.›Es waren natürlich die Hände eines Mannes der ein Schwert führen konnte, aber eben lange nicht so schwielig und verhärtet. Es waren die Hände eines Heilers…‹ ‚welche tiefschürfende Gedanken Leyron schalte er sich selber.
Der Heiler kontrollierte Aeluins Arbeit und begann dann ohne auch nur ein Wort zu verlieren damit, die schmerzvollste aller seiner Wunden, jene an der Niere, auszuwachen. Leyron zuckte und wandte sich unter den Schmerzen und verfluchte den Heiler innerlich. Warum konnte er ihn nicht einfach in Ruhe lassen?
Leyron fühlte sich gedemütigt. Wehrlos saß er da und musste alles über sich ergehen lassen. Etwas das er zutiefst hasste! Der Heiler hatte inzwischen angefangen seine Brust und den Bauch vom Schlamm zu befreien. Als er mit dem feuchten Tuch die haradrischen Zeichen freilegt, grinste Leyron ihn an. Doch dieser Mann sah es nicht mal wirklich, zumindest war außer einem Stirnrunzeln nichts zu erkennen.
Das schlimmste aber war, das der Heiler ihn dann einfach auf die Seite legte, so als wäre Leyron nur mehr körperlich aber geistig nicht da und dann auch noch seinen Kopf seitlich bettete und das alles ohne auch nur ein einziges Wort an ihn zu richten.
Leyron kochte innerlich vor Wut aber er wusste, dass er diesem Mann hilflos ausgeliefert war und so hielt er sich zurück obwohl es ihm sehr schwer fiel. ›Vorerst gute Miene zu bösen Spiel machen Leyron‹ ermahnte er sich und blieb ebenso stumm wie der Heiler, auch als dieser nun die Wunden am Hals versorgte. Leyron unterdrückte nicht nur seinen Ärger, sondern auch sämtliche Schmerzbekundungen. Einzig scharfes einziehen der Luft erlaubte er sich während all der Behandlungen seitdem Aeluin gegangen war.
Dann aber schien der Heiler mit seiner Prozedur fertig zu sein und noch während er sich erhob sprach Leyron das erste Mal zu ihm. »Die Mühe mit meinen Wunden..« auch hier musste er einen Augenblick unterbrechen, ehe er weiter sprechen konnte »hättet ihr euch sparen können….. tot ist tot oder liegt euch auch …. soviel daran… jeden Mann hängen zu sehen.. den ihr als Feind anseht?«
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Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen.
Erod stand vor dem Gefangenen und wischte sich die Hände an einem sauberen Lappen ab, als der Mann ihn ansprach. Erod zog die Augenbrauen hoch und verzog sarkastisch die Lippen: »Ob sie dich hängen, vierteilen oder auf einen Thron sezten, ist mir völlig gleich. Aber es ist meine Aufgabe dafür zu sorgen, dass du in einem Stück in Minas Tirith ankommst, ob es Mühe ist oder nicht. Was ich persönlich dabei denke ist nicht von Belang. Aber du solltest es vielleicht nicht herausfordern, du Wichtigtuer. «
Er trat näher und zog noch einmal den Verband an Leyrons Seite nach, wobei er sicherlich ein wenig fester zog als nötig. »Die Soldaten tun dir vielleicht jetzt nichts mehr, aber wenn ich es sage, binden sie dir die Hände wieder auf den Rücken und dann dürfte es dir in nächster Zeit schwer fallen, ordentlich zu pissen. Vielleicht erwähne ich auch mal, was für interessante Zeichen du da tätowiert hast, dann sehen wir mal, ob andere damit etwas anfangen können!«
Erod grinste und trat zurück. Nein, üblicherweise war es ihm nicht wichtig, wen er verarztete, aber Aufschneider und freches Pack konnte er nicht ausstehen.
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Den haradrischen Fluch der ihm auf den Lippen lag konnte Leyron gerade noch so unterdrücken. Dieser miese, überhebliche gondorianische Heiler nutzte seine Überlegenheit gnadenlos aus. Leyron kochte vor Wut. Die Wunde an der Niere pochte wieder unangenehm, nachdem der Heiler den Verband noch mal nachgezogen hatte.
Leyron sah sich an die Wand gedrängt. Wenn er nicht wieder bewegungsunfähig und den noch stärkeren Schmerzen ausgeliefert sein wollte, dann hielt er jetzt besser den Mund.
Der Mann aber grinste ihn auch noch an. Alles in ihm drängte danach sich wenigstens verbal zu wehren.
Leyron schloss seine Augen, ballte seine Hände zu Fäusten und atmete tief ein. »Macht ist ein wechselhaftes Gebilde, die sich einmal den einen, einmal den anderen als Herrn aussucht. Heute mag sie dir gehören« antwortete er dann seinen Blick fest auf den Heiler gerichtet.
Leyron wusste das diese Worte der Wahrheit entsprachen. Er hatte lange genug gelernt seinen Zorn zu binden, hatte gelernt zu schweigen, weiter zu leben bis die Macht zu ihm gekommen war.
Er hatte klein beigegeben, auch wenn er wusste, dass dies der richtige Weg war, so schmerzte es ihn mehr als all die Wunden auf seinem Körper.
Er hatte sich ein paar Stunden weniger Schmerzen erkauft. Teuer erkauft. Leyron verachtete sich dafür, aber das würde er dem Heiler nicht zeigen.
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Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen.
Minalcar spürte, wie ihm immer heißer wurde. Der Streifschuss an seinem Arm schmerzte jetzt ebenfalls stark. Er vermutete, dass Belecthor diese Wunde nur unzureichend versorgt hatte. Vielleicht hatte er sogar einen schmutzigen Verband verwendet.
›Das würde dem Kerl ähnlich sehen, um mir auf diese Weise eins auszuwischen. Diese feige Memme!‹
Während er grimmig an Belecthor dachte, der seiner Meinung nach wohlverdient von ihm getötet worden war, bekam er großen Durst. Das Fieber forderte seinen Tribut. Die Hitze in seinen Körper ließ nach und er begann heftig zu frieren. Auch dies war eine Begleiterscheinung des Fiebers.
Er nahm war, dass sich Ondil und Elúrin besorgte Blicke zuwarfen. Ondil kämpfte mit dem Knebel in seinem Mund herum. Vermutlich bekam er nicht genügend Luft.
Minalcar schloß sein Auge stöhnend und hoffte, dass ihm bald irgendeiner von den Heilern Wasser einflößen würde. Er war zu stolz, um jemanden um Wasser zu bitten.
Aufmerksam hörte Faramir Aeluin zu. Ihr Blick und der Klang ihrer Stimme sagten ihm, dass sie die Wahrheit sprach. Er sann darüber nach, was er von ihr erfuhr.
"Areros war genauso ein Opfer der Bande wie sie. Bei Lundor bleibt es unklar, ehe er nicht befragt werden kann. Aber was ist mit Leyron? Sein Verhalten bleibt rätselhaft und passt nicht zu einem Mitglied der Bande. Es sieht nicht danach aus, dass er die Geschwister ausgetrickst hat. Ich muss noch mehr über ihn erfahren."
Als Aeluin von einem Weinkrampf geschüttelt wurde, sprang Faramir auf, ging vor dem Mädchen in die Knie und legte seine Arme um sie. Er versuchte, sie zu beruhigen und sagte tröstend:
"Es ist ja gut! Du bist in Sicherheit!"
Da er fürchtete, dass sie zusammenbrechen könnte, winkte er seine Leibwächter herbei, die in Sichtweite gewartet hatten. Mablung und Damrod eilten herbei, doch Aeluin schien sich nun tatsächlich zu beruhigen.
Erleichtert atmete Faramir auf und sagte:
"Gut, gehen wir zurück zu den anderen. Ich möchte dich nur noch bitten, mir zu erzählen, wie lange du Leyron schon kennst und ob er bei euch in Anthara lebt. Sein Verhalten ist mir immer noch ein Rätsel: Einerseits hat er euch geholfen, doch im Kampf hat er sich nicht gegen die Banditen gewandt, sondern gegen uns und dabei hat er einen Soldaten sehr schwer verletzt. Außerdem wird er verdächtigt, einem Banditen aus Harad zur Flucht verholfen zu haben."
-------------------------------------------- "Ich bin Faramir, Heermeister von Gondor."
Diros nickte zu Boromirs Worten. Er wusste, dass er sich zusammenreißen musste, aber dieser Minalcar und seine Brut machten es ihm nicht gerade leicht. Sie hatten seinen Verwandten in Undaria getötet! Und wenn er nur daran dachte, dass Aeluin in ihren Fängen gewesen war, ballten sich seine Hände zur Faust. Während er zum Krankenlager hinüber ging, nahm Diros den Helm ab und wünschte sich aus der Rüstung heraus, da er sehr schwitzte und nichts hatte, womit er sich den Schweiß abwischen konnte. Immerhin zog er auch die Handschuhe aus, so dass sein Körper immerhin ein zwei Stellen Kühlung fand.
Diros nickte den Verletzten aufmunternd zu. Ein paar von ihnen kannte er näher, aber zu den Waldläufern hatte er bisher eher weniger Kontakt gehabt. Als Leibwache Boromirs hatte er bedeutend weniger Zeit sich mit anderen Soldaten anzufreunden.
Die Heiler waren alle noch beschäftigt, deshalb rief Diros ihnen nur zu, wenn auch in wenig begeistertem Ton: »Ihr müsst Euch auch noch um den Abschaum da drüben kümmern. Befehl vom Oberheermeister! Sie dürfen noch nicht sterben.«
Dann schaute sich Diros etwas um. Erod, der Heiler, der Boromir schon auf auf seinen Missionen begleitet hatte, kümmerte sich gerade um einen Mann mit Zöpfen.
›Das muss dieser Leyron sein!‹, dachte Diros und deshalb ging er hinüber. Abschätzend schaute er den Mann an, von dem Aeluin behauptet hatte, dass sie ihn liebte. Nicht, dass er schlecht aussah, aber lange nicht so gut, wie Diros selbst. Er war übel zugerichtet und Diros ahnte die Schmerzen, die der Mann hatte. Er fühlte bis zu einem gewissen Grad mit ihm mit, denn Verletzungen waren für keinen Mann leicht zu ertragen. Schon gar nicht, wenn man so übel zugerichtet war.
»Warum hast du ihn gefesselt, Erod?«, fragte Diros den Heiler ruhig. Erod hatte ihm vor gut einem Jahr geholfen, als ein Orkschwert seine Rüstung am Bein durchdrungen hatte. »Hast du keine Männer, die ihn festhalten können, wenn du ihn versorgst?«
Diros hatte nicht gesehen, dass Leyron gegen einen Soldaten gekämpft hatte. Ihm klangen noch Aeluins Worte in den Ohren, als sie sagte, die Soldaten müssten Leyron und ihre Brüder retten.
»Weißt du, wo zwei junge Männer sind? Sie heißen Areros und Lundor. Sie sind weder Soldaten noch welche von dem Pack da. Sind sie verletzt und hier bei euch?«
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Erod wollte noch etwas auf Leyrons Antwort erwidern, wurde dann aber von Diros abgelenkt, der ihn von der Seite ansprach. So kniff er nur die Augen zusammen und zeigte Leyron an, dass das Gespräch noch nicht beendet war für ihn.
Dann wandte er sich zu Diros. »Er kam schon gefesselt, und er hat Oromendil fast erstochen.« Mit dem Kinn wies er zu Oromendil, der in der Nähe lag und vor sich hindöste. »Er bleibt in Fesseln, der Hund. Der Heermeister wird schon sagen, wie es mit ihm weitergeht.
«Mit den Augen suchte er nach dem jungen Mann mit der Bauchwunde und dem anderen, zu dem Daron sich gerade begeben hatte. Soviel er wusste, waren dies die Männer, nach denen Diros gefragt hatte.
»Dort liegt der, den du Areros nanntest. Er hat eine halb versorgte Bauchwunde, und ich weiß nicht, ob Frindol ihn schon behandelt hat. Ich kann gerade mal nach ihm sehen. Meiner Meinung nach steht es schlecht um ihn. Bauchwunden sind immer kritisch. Und Daron dahinten steht bei einem Jungen. Das muss dann Lundor sein. Sieh ruhig nach ihm. «
Zusammen umrundeten sie mehrere Männer und der einäugige Anführer kam in Erods Blickfeld, der bei den Gefangenen saß. Er war noch nicht dazu gekommen, sich um ihn zu kümmern, und hatte aber schon gehört, dass es zu seinen Aufgaben zählte.
Er drehte sich suchend um und rief in die Richtung, in der er Frindol vermutete: »Frindol, kümmerst du dich um den mit der Bauchwunde?« Ohne eine Antwort abzuwarten nickte er dann Diros zu, ging zu den Gefangenen und kniete neben Minalcar nieder. Der Einäugige hatte eine Streifwunde am Arm und fieberte.
Erod zwang ihn zu trinken, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen und griff nach einer Decke, die er ihm über die Beine warf. Er weigerte sich, ein Wort mit ihm zu wechseln. Bevor er die Wunde am Arm mit der Alkohollösung auswaschen konnte, blickte er noch zu dem Gefangenen, der einen Knebel im Mund hatte. Dieser würgte und schnaufte. Sicherlich war seine Nase zugeschwollen - so sah sie zumindest aus - und er drohte zu ersticken. Eilig griff Erod nach seinem Messerchen und schnitt den Knebel durch. Der Mann zog heftig den Atem ein und prustete.
Dann rief Erod zwei Soldaten, die bereitstanden und ließ sie Minalcar festhalten. Leise summend klatschte er das getränkte Tuch auf die Wunde und wusch diese aus.
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Aeluin schluchzte tief, als sie merkte, dass Faramir sie umarmte. Es war weniger der Trost, den er ihr zu spenden versuchte, als die Überraschung, dass der Sohn der Truchsess sich ihrer annahm. Das Bild eines schönen jungen Mannes kam ihr vor die Augen, der lachend durch die Straßen von Minas Tirith ging. Alle Menschen bewunderten ihn und freuten sich ihn zu sehen. Aeluins Herz schlug schneller, als ihre Cousine ihr erklärte, dass dieser Mann der Heermeister Faramir sei, der jüngste Sohn des Truchsess von Gondor. Seit diesem Tag, schwärmte Aeluin für eben diesen jungen Mann und stellte sich oft vor, dass er sie gerade so in den Arm nahm.
Das war nun einige Jahre her und der Sohn des Truchsess war irgendwann wieder aus ihren Gedanken verschwunden, weil sie in in Anthara nicht mehr sehen konnte und andere Ablenkung hatte. Trotzdem schlug Aeluins Herz bei dieser Berührung von Faramir einen Tick schneller und sie wusste gar nicht so recht, wie sie sich verhalten sollte.
Aeluin schniefte noch immer und wischte mit ihre Hand ihre Nase ab, da sie kein Taschentuch bei sich hatte. »Gewiss lebt Leyron bei uns in Athara. Er verdingt sich als Knecht bei meinem Vater Arendor …« Sie atmete tief durch und fuhr dann fort: »Ich kann nicht glauben, dass er gegen die Soldaten gekämpft hat! Er hat doch diesen, diesen Lügner da verletzt, oder?«
Aeluin drehte sich um und zeigte auf Oromendil, der gleich neben Leyron lag. »Der ist doch auch einer dieser Banditen! Aber den haben Eure Soldaten nicht gefesselt. Ich verstehe das nicht! Leyron hat mir doch geholfen! Und er ist so schwer verletzt. Er hat Fieber und große Schmerzen. Und Ihr behandelt ihn wie einen Verbrecher, während die anderen frei sind und ihre Lügen verbreiten können. Ist das denn gerecht?«
Mit großen Augen blickte Aeluin den Heermeister Faramir an. Auch Enttäuschung über des Verhalten der Soldaten war darin geschrieben, doch vor allen Dingen die Bitte um Gnade für ihren Liebsten.
Es war kaum verwunderlich, dass Areros sich wegen der Behandlung durch den Heiler sorgte. Plötzlich war Frindol weggelaufen und Areros glaubte Aeluins Stimme zu hören. Doch er hielt es für eine Halluzination. Schließlich kam der Heiler wieder und steckte ihm das Beißholz wieder in den Mund. Die Schmerzen, die Areros nun erdulden musste, waren die schlimmsten, die er je hatte. Er wünschte sich tot zu sein! Er wehrte sich heftig gegen die starken Arme der Soldaten, aber er hatte nicht die Kraft dazu ihnen zu entkommen. Da verlor er dankbarerweise das Bewusstsein.
Nach einiger Zeit, als Frindol ihn schon wieder verbunden hatte, kam Areros stöhnend wieder zu sich. Die Schmerzen im Bauch waren entsetzlich und Areros stöhnte, weil er sie nicht auszuhalten vermochte.
»Bitte!«, flehte er. »Es tut so weh!«
Er hoffte, dass ihm jemand etwas gegen die Schmerzen gab oder ihn tötete. Was getan wurde, war ihm gleich. Nur die Schmerzen sollten aufhören.
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Und er tötete ihn und wurde zum Verlierer. (Koran)
Daron seufzte leise als er sah wie sein Patient sich abmühte von ihm fort zu kommen. Was auch immer er durchgemacht hatte, es hatte ihn schwer gezeichnet. Nein, dieser junge Mann war mit ziemlicher Sicherheit keiner der Abtrünnigen. Er musste einer der Gefangenen sein von denen gesprochen worden war.
Der Heiler sah sich um, bis er nicht all zu weit von sich entfernt, einen Knaben von gut fünfzehn Jahren entdeckte. Der Junge war zum ersten Mal mit den Männern Boromirs losgezogen um sich als Helfer bei den Heilern zu bewähren. Mit einem Pfiff beorderte er ihn zu sich.
»Bors, besorge mir ein frisches Tuch, Verbandsleinen, eine Schale mit aufgekochtem Wasser und fülle meine Schüssel mit frischen Wasser, das die Soldaten gerade bringen« er deutet auf die beiden Männern die er zuvor zum Wasserholen geschickt hatte.»Meine Schüssel findest du an der Feuerstelle. Los spute dich.. es gibt hier heute noch genug zu tun. Ach und sorge auch dafür das ich hier noch eine Decke bekomme..«
Während der Junge seinen Aufgaben nach ging wandte Daron sich wieder dem verletzten vor sich zu. Noch immer wippte er vor und zurück, mit seinem Lied war er nur ein kleines Stück weiter gekommen. Der Heiler erinnerte sich daran, dass er das Lied vor vielen Jahren als Kind gelernt hatte. Ein Lied mit dem er viele positive Erinnerungen verband. Ob es seinem Gegenüber ähnlich ging. Half ihm das Lied in seiner Einsamkeit, in seinem Schmerz… den wunden Verstand auszuschalten?
Er musste einen Zugang zu ihm finden, damit ihm geholfen werden konnte. Daron vergewisserte sich mit geübten Blicken, das der verletzte keine Waffen bei sich trug und griff dann zu seinem Messer. »Ich sehe mild aus und geheimnisvoll…und habe Kräfte, die gewaltig sind. Ebbe und Flut sind mein Arbeitssoll….und gern sieht nachts mich ein jedes Kind« sang er dabei leise… stimmte sich auf das Tempo seines Gegenübers ein, während er ihm die Fesseln durchtrennte. Er wusste, dass er die Verantwortung dafür tragen würde, wenn dieser Gefesselte sich selber oder jemanden anderen in Gefahr brachte oder versuchen würde zu fliehen.
Als der Bauersohn einen Moment lang mit seinem Lied aussetzte und ihn anblickte, erkannte Daron erst das Ausmaß der optischen Verletzungen die sein Patient aufwies. ›Eru… er ist fast noch ein Kind‹‚ dachte der Heiler während er einen prüfenden Blick auf das zu geschwollene Auge und die Platzwunde über dem anderen warf.
»Mein Großvater hat dieses Lied gesungen als ich noch ein kleiner Junge war…«
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Minalcar spürte, wie das Fieber weiterstieg. Er hörte wie durch Watte gedämpft, dass Elúrin etwas zu Ondil sagte. Aber er verstand nur Wortfetzen. Anscheinend machte man sich Sorgen um ihn.
Plötzlich wurde er von starken Armen gepackt und ein Wasserschlauch an seine rissigen Lippen gesetzt. Minalcar trank gierig in großen Schlucken. Dankbar atmete er auf. Der schlimmste Durst war jetzt gestillt. Jemand warf eine Decke über seine Beine. Seine Wunden an den Beinen schienen wohl nicht so schlimm zu sein wie die entzündete Streifwunde am Oberarm.
Er spürte wie ihm jemand unsanft die Tunika halb herabstreifte und die Wunde versorgte. Dabei wurde er von mehreren Händen festgehalten. Dass Ondil jetzt den Knebel aus dem Mund bekam, nahm er nicht wahr. Es war ihm auch egal.
Als eine Alkohollösung in die Wunde träufelte, unterdrückte er nur mühsam einen Aufschrei. Allerdings wand und krümmte er sich unter den Händen der Soldaten, die ihn festhielten. Die Schmerzen waren kaum auszuhalten. Keuchend hielt er inne, als das gräßliche Brennen endlich nachließ.
Faramir stand auf und zog Aeluin sanft mit nach oben. Als sie jedoch auf Oromendil zeigte und ihn einen Lügner hieß, erwiderte er:
"Nein, Oromendil ist mit Sicherheit kein Bandit. Ich kenne ihn gut. Er ist ein Waldläufer von Ithilien und dient meinem Vater schon seit Jahren als treuer und tapferer Soldat. Er ist auch kein Lügner - einer unserer Hauptleute hat selbst gesehen, wie Leyron gegen ihn kämpfte.
Es tut mir leid, Aeluin. Ich sehe in deinen Augen, wie sehr du Leyron liebst, aber wir können ihn nach allem, was passiert ist, nicht die Fesseln abnehmen. Um die ganze Wahrheit herauszufinden, muss ich ihn selbst fragen. Daher sollte wir zu ihm gehen!"
Er ging mit der jungen Frau und seinen beiden Leibwächtern zurück zu Leyron.
Mit Aeluin und Leyron
Als sie zu Leyron kamen, sahen sie, dass der Heiler nicht bei ihm war, da er sich um Minalcar kümmerte. Leyron, der gefesselt auf dem Boden lag, sah Faramir nicht an, bis er ihn ansprach:
"Wie geht es dir, Leyron?"
-------------------------------------------- "Ich bin Faramir, Heermeister von Gondor."
Nachdem Madril die unverletzten Bogenschützen auf die Jagd geschickt hatte, setzte er sich, um sich etwas auszuruhen. Dabei behielt er die Gefangenen im Blick. Schließlich bemerkte er, wie sich im jemand näherte. Es war Anborn, der freudig strahlend ein gejagtes Wildschwein trug.
"Dieser Keiler wird uns heute Abend sicher gut schmecken", meinte der Waldläufer fröhlich, als er seine Beute auf den Boden legte.
"Ja, sehr gut!" lobte Madril. "Wenn die anderen Männer auch solches Jagdglück haben, können wir heute ein reichhaltiges Mahl zur Feier des Sieges halten!"
Die beiden Männer lachten. Doch kaum war ihr Lachen verklungen, hörten sie einen Gesang - eine, nein, zwei Stimmen sangen dort.
Bei Lundor und Daron
Neugierig gingen Madril und Anborn in Richtung des Gesanges und kamen zu Daron, der gerade Lundor untersuchte. Sofort fiel ihnen auf, dass Lundor nicht mehr gefesselt war.
"Du hast ihm die Fesseln abgenommen, Heiler?" fragte Madril. "Das ist nicht ungefährlich, denn dieser Junge hat vorhin noch wie von Sinnen getobt, nicht wahr Anborn?"
"Ja, das hat er", sagte Anborn. "Aber schon gut, Madril. Ich bleibe hier und passe mit Daron auf, dass der Junge nicht nochmal Dummheiten macht."
"Gut, aber ich möchte trotzdem lieber Faramir fragen, ob das in Ordnung geht", sagte Madril und ging alleine weiter. Da hörte er, wie Areros in seinen Schmerzen stöhnte.
Bei Areros
Der Hauptmann eilte zu dem verletzten Mann und kniete sich neben ihn hin.
"Schnell, helft ihm!" rief Madril. Auf seinen Ruf hin eilte einer von Frindols Gehilfen herbei und flößte dem Verletzen einen Becher mit Weidenrindentee ein.
_________________________________________ Der Chara für alle Fälle …
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Verständnislos blickte Aeluin den Heermeister an und folgte ihm. Sie versuchte ihre Gedanken zu ordnen, aber es gelang ihr nicht. Es fügte sich einfach kein ordentliches Bild zusammen. Dieser ungepflegte Mann sollte ein Waldläufer sein?
Aeluin wusste, was Waldläufer waren. Schließlich wollte Areros damals unbedingt einer werden und er hat ihr oft erzählt, was für herausragende Soldaten das waren. Die Elite Gondors.
Bei Leyron
»Ihr scherzt doch, Herr Faramir«, fragte Aeluin mit Stirnrunzeln nach. »Nie im Leben würde ich ihn«, hier zeigte sie auf Oromendil, »für einen Soldaten Gondors halten … Wie er aussieht! Als hätte er seit Wochen kein Wasser mehr auf seiner Haut gehabt. Und sein Blick: Unnachgiebig und hart. Er sieht doch genauso aus wie einer von Minalcars Männern … Oder dieser da!«
Nun zeigte Aeluin auf den Mann, der sie gefangen hatte und zu Boromir gebracht hatte. »… Er hat mich gefunden und ich dachte, er sei mir gefolgt. Ich habe ihn mit dem Dolch meines Bruders bedroht. Weil ich dachte, er würde mich zu Minalcar zurück bringen.«
Sie wandte ihren Blick von dem Waldläufer ab und blickte den Heermeister an. »Bestimmt hat Leyron den Mann auch nicht als Soldat Gondors erkannt und hat sich nur verteidigt. Und auch wenn ich den Kampf ablehne, so kann ich es ihm nicht verdenken, dass er nachdem, was er durchmachen musste, sein Leben verteidigt hat.«
Das war wirklich Aeluins Auffassung. Der Heermeister musste doch zugeben, dass die Waldläufer sich äußerlich nicht sehr von Minalcars Männern unterschieden. Das war doch nur ein Missverständnis, wenngleich ein betrübliches.
Daron blickte mit Wut in den Augen erst Madril, dann zu Anborn und wieder zurück zu Madril, der sich inzwischen umgedreht hatte. Er hatte den Waldläufer noch nie wirklich leiden können, war ihm somit stets aus dem Weg gegangen, aber das er sich nun in seine Behandlungsmethoden einmischte, brachte das Fass zum überlaufen.
Das er dann auch noch einfach so wieder fort ging ohne das er, Daron, hatte auf seine Frage hin reagieren können, ließ den Heiler die Fäuste ballen. Warum glaubten diese Waldläufer immer dass sie etwas Besseres waren? Noch einmal blickte er angesäuert zu Anborn, der jedoch nur mit den Schultern zuckte.
Daron blickte Madril hinterher und rief dann laut genug das der ältere Mann es hören musste.»Ich habe ihm die Fessel abgenommen, weil ich Heiler bin Madril. Seid wann steht es DIR zu meine Methoden zu kritisieren? Hast du dir den Jungen angesehen? Glaubst du wirklich er ist eine Gefahr für dich und deine Schoßhunde? Ich werde mich um ihn kümmern und die Verantwortung dafür tragen sollte er eine Gefahr für sich oder andere werden. Denn ob du es glaubst oder nicht, ich kann ebenso gut mit meinen Waffen umgehen wie ich mich in der Heilkunst auskennen.«
Der Heiler atmete tief durch. Hatte der Junge noch vor wenigen Augenblicken aufgehört gehabt vor und zurück zu wippen, war er nun wieder in das gleichen Muster zurück gefallen. In Daron brodelte es. Dieser Madril hatte mit nur einer unbedachten Aussage, diesen kleinen Anfang zu Nichte gemacht.
Jetzt wandte Daran sich an Anborn. »Geh bitte. Wenn ich ihm helfen will, dann kann ich niemanden von Euch in seiner und meiner Nähe brauchen. Geh Anborn, ich weiß was ich tue!«
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Lundor registrierte zwar, dass eben ein weiterer Mann, nein eher ein Junge, heran gekommen war, doch achtete der Knabe nicht darauf, was der Heiler diesem auftrug. Sie sollten ihn einfach in Ruhe lassen. Das würde alles schon wieder werden. All das musste verarbeitet werden. Die ständigen körperlichen und seelischen Angriffe, die Tatsache, dass er unschuldige Menschen töten musste, die traurige Erkenntniss, dass er seine Schwester, welcher er über alles liebte, verloren hatte und seinen Bruder wahrscheinlich noch verlieren würde.
Erst als er plötzlich den Heiler leise singen hörte und er genau das gleiche Lied sang, welches leise von Lundors Lippen kam, sah der Junge auf. Ihm war nicht wirklich bewusst gewesen, dass er laut sang. Nein, dies schien kein Mensch zu sein, der ihm etwas böses wollte. Zumal er ihm nun auch noch die Fesseln durchschnitt. Erst fielen Lundors Arme schlaff zur Seite, doch dann nahm er gleich die Gelegenheit wahr um seine Knie zu umfassen und seine Beine so noch etwas mehr zu seinem Oberkörper zu ziehen.
Der Junge war nun schon ein wenig mehr ansprechbar, zumindest nahm er Darons Worte wahr. „Mein ... meine Mutter“, flüsterte Lundor, als der Heiler erzählte, er kenne das Lied durch seinen Großvater. Lundor senkte den Blick und erlaubte sich einen kurzen Augenblick tief durch zu atmen.
Doch mit der Ruhe war es bald vorbei, als zwei Waldläufer an ihn und Daron herantraten. Lundor erkannte die beiden wieder, auch wenn er vorhin mehr in Trance gewesen war. Einer von ihnen hatte ihn zu Boden gedrückt und gefesselt. Es hatte weh getan und Lundor hatte Angst, dass sie es nun wieder taten. Und die Worte des älteren Waldläufers taten sein Übriges. Sie sahen in Lundor eine Bedrohung und wollten ihm Böses.
Sofort schloss Lundor wieder alle Barrieren und zog sich zurück. Was Daron dem Waldläufer hinterher rief realisierte er nicht mehr. Gleich würde man ihn wieder fesseln und weh tun.
Leyron hatte seine Augen geschlossen als der Heiler sich abgewandt und sich mit dem andern Soldaten unterhalten hatte. Er war wütend auf sich selbst, auf die Situation in der er sich befand und darauf, dass er keinen Ausweg sah. Wie sollte er Luin begreiflich machen das sie fort musste, dass sie ihn in Ruhe lassen und vergessen musste. Wie nur konnte er ihr begreiflich machen das es für sie keine gemeinsam Zukunft geben konnte, ohne sie zu beschimpfen, ohne sie mit Worte so zu verletzten das sie vielleicht etwas unüberlegtes tun würde? Niemand war in der Nähe um sich um sie zu kümmern, niemand würde darauf acht geben was mit ihr geschah wenn sie keine Hoffnung mehr sah…
Fürs erste war sie fort und Leyron war beinahe eingeschlafen als er erneut ihre Stimme hörte, zuvor aber von einer Männerstimme mit seinem Namen angesprochen wurde. Leyrons Lippen zitterten als er seine Augen öffnete. Er brauchte einen Moment ehe er seinen Blick von den Stiefeln des Mannes hinauf wandern ließ zu dessen Gesicht. Faramir. Des Truchsess Sohn.
»Offensichtlich nicht so gut wie dir« presste der Krieger hervor. Er wusste was nun kommen würde und versuchte sich dafür zu wappnen. Er konnte nur hoffen, dass man ihm wenigstens die Möglichkeit gab sich hinzusetzen. Es war noch demütigender verhört zu werden und ständig dabei hinaufsehen zu müssen.
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Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen.
Frindol hatte sich von Areros abgewandt und war sofort zu Arcuen geeilt. Er gab dem Waldläufer an, dass er sich setzen sollte. Einer der Gehilfen hatte mittlerweile die Schulter des Mannes frei gelegt und Frindol betrachtete sich nun genau den Ausmaß der Verletzung. Bei einer kurzen Berührung bemerkte auch er, dass die Pfeilspitze Wiederhacken hatte.
„Gut, das bekommen wir hin“, meinte Frindol, während er auf eine Decke zeigte, welche neben Arcuen ausgebreitet wurde. „Lege dich bitte hin. Ich würde den Pfeil ja durchstoßen. Aber er ist nicht weit genug in die Schulter eingedrungen. Ich würde nur noch zu viel Gewebe verletzen, wenn ich so vorgehe. Deshalb hole ich ihn vorn, aus dem Weg wie er hineingekommen wurde, wieder heraus. Hab keine Angst.“
Frindol wartete bis sich Arcuen auf die Decke gelegt hatte und floss auch ihm anschließend Alkohol in den Mund. „Ich muss ein paar Schnitte um die Eintrittswunde herum vornehmen, damit wir den Pfeil trotz Wiederhacken heraus bekommen.“ Frindol winkte seinen jungen Helfer herbei und und drückte ihm einen sauberes Leinentuch in die Hand. „Drück das feste auf die Wunde, sobald der Pfeil draußen ist.“ Der junge Mann nickte und kniete sich neben Arcuens Kopf. „Solange halte ihn fest.“
Auch Arcuen bekam ein Beißholz zwischen die Zähne. Dann setzte Frindol das Skalpel an die den Pfeil an und Schnitt auf beiden Seiten, längs der Wiederhacken in das Fleisch. Als er weit genug vorgedrungen war, konnte er den Pfeil ohne Probleme herausziehen.
Arcuen stöhnte dabei vor Schmerz. Sicher war es keine besonders angenehme Prozedur gewesen, aber das schlimmste hatte er nun überstanden. „Hoffen wir nur, dass er nicht vergiftet war“, meinte Frindol, während er sie zu zweit versuchten die Blutung zu stillen, welche nun eingetreten war. Frindol nahm die Tücher weg und besah sich die Wunde genau. Es waren zum Glück keine großen Blutgefäße verletzt worden. Sonst hätte er Arcuen wohl nicht mehr helfen können.
Nachdem Frindol die Pfeilwunde noch gereinigt hatte, bedeckte er diese mit Moossud und einer entzündungshemmenden Salbe. Wenn sie Glück hatten, würde dies auch das eventuelle Gift aus der Wunde ziehen. Nun befestigte er einen strammen Verband um die Wunde, bevor er Arcuens Arm in eine Schlinge bettete. „Ihr dürft euren Arm unter keinen Umständen belasten oder auch nur bewegen. Sollte das mit der Schlinge nicht funktionieren, muss ich den Arm anders fixieren.“ Streng sah Frindol den Mann an und hoffte, dass dieser seine Worte verstand.
„Und jetzt ruh dich aus und trinke etwas von dem Tee, welcher dir gleich gebracht wird. Hast du noch Fragen?“
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"Über diese Dinge beliebe ich nicht zu scherzen", sagte Faramir ernst zu Aeluin, "ob Leyron nur aufgrund eines Missverständnisses gekämpft hat, möchte ich nun herausfinden!"
Er befahl seinen Leibwächtern, Leyron aufzuhelfen, so dass der Mann saß. Faramir setzte sich selbst Leyron gegenüber hin, doch ehe er zu dem Gefangenen sprechen konnte, wurde er von Anborn angesprochen, der eben heran getreten war.
"Verzeiht die Störung, Heermeister, aber ich fürchte, Madril war eben etwas voreilig", sagte der Waldläufer und meldete, was eben bei Lundor vorgefallen war.
Faramir seufzte und er verstand auch Darons Unmut gegen Madril. Da kam ihm eine Idee. Er wandte sich an die junge Frau.
"Aeluin, dein Bruder Lundor braucht Hilfe, denn sein Geist ist verwirrt - ein vertrautes Gesicht, eine vertraute Stimme kann ihm vielleicht helfen, in die Wirklichkeit zurückzufinden. Gehe zu ihm - aber sei behutsam, frage erst den Heiler, ehe du deinen Bruder ansprichst."
Faramir sprach dann zu Anborn:
"Zeige ihr, wo Daron und Lundor sind, aber halte dich selbst von dem Jungen fern!"
Nach dem dies geregelt war, wandte Faramir sich endlich an Leyron:
"Nun zu dir. Du bist mir ein Rätsel, Leyron. Nach allem, was Aeluin mir über dich erzählt hat, bist du kein Mitglied von Minalcars Bande. Dennoch hast du gegen uns gekämpft, wo wir doch genau wie du Aeluins Brüder aus Minalcars Gewalt retten wollten. Ich frage dich: Warum? Erzähle mir auch etwas über dich: Wer bist du? Woher kommst du?"
-------------------------------------------- "Ich bin Faramir, Heermeister von Gondor."