Arcuen öffnete die Augen und blickte in das Gesicht von Thenar.
»ich weiß garnicht, wo der herkam!«, stammelte er und blickte über das Schlachtfeld. Anscheinend war der Kampf vorbei. »Ich...«, er versuchte, aufzustehen und stöhnte auf. Der Schmerz hatte zwar etwas nachgelassen, aber die Wunde hatte angefangen unangenehm zu pochen.
Er versuchte vorsichtig, etwas an dem Pfeil zu ziehen, musste aber erschrocken feststellen, dass er mit Wiederhaken versehen war. Das würde er besser den Heilern überlassen.
»Hilfst du mir kurz?«, fragte er Thenar und verzog den Mund, als er langsam aufstand.
Das Atmen fiel Leyron schwer und der pochende Schmerz der von seiner Seite ausging war noch lästiger als die alles verzehrende Hitze in ihm, während er äußerlich fror, als läge er nackt in Eiswasser. Die ausgefranste Wunde in der Nierengegend schickte krampfartige Wellen durch seinen Leib.
Er hätte sich die Wunde gerne angesehen, sicherlich war Dreck hineingekommen und fraß sich nun langsam aber sich immer weiter hinein. Vielleicht hatte er Glück und der Wundbrand würde dazu führen, dass das Fieber ihn so einlullte, das er irgendwann nicht mehr daraus erwachen würde. Bestenfalls noch bevor sie die weiße Stadt erreichten.
Zu mehr Gedanken kam Leyron nicht mehr, seine Augenlider flatterten als lieferten sie sich einen Wettstreit mit dem Geklapper seiner Zähne und er hatte Mühe sich nicht auf die Lippen zu beißen. Noch immer brannte der Durst in seiner Kehle.
Die Stimmen der Soldaten, das Wimmern der Verletzten, all das hatte Leyron beinahe ausgeblendet, es zu einer Geräuschmasse werden lassen.. die ihn nicht wirklich in seiner eigenen kleinen pochenden, stechenden, quälenden Welt erreichte. Doch dann hörte er die Stimme einer Frau. Erst ganz leise und doch nah und dann aufgebracht und schrill.
›Das Fieber raubt mir die Sinne‹ Leyron ächzte gequält. Er glaubte doch tatsächlich Aeluins Stimme auf dem Schlachtfeld zu hören.
Jetzt drangen auch die Stimmen der Heiler aus dem Pulk der Geräuschmasse heraus. Sie sprachen eindeutig mit einer Frau. Das konnte doch nicht sein…. Aeluin war in Sicherheit.
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Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen.
So abwesend wie in diesem Moment war Lundor noch nie gewesen. Er merkte zwar, dass jemand mit ihm sprach und dass er ihn auch mit Namen ansprach, doch er war nicht in der Lage irgendwie darauf zu reagieren. Das ganze Blut, der Geruch, der Anblick der Leichen ... dazu noch die ganzen Dinge, welche er die letzten Tage mitmachen musste. Und nun war seine Schwester tot und sein Bruder schwer verletzt ... Man konnte sagen, dass Lundor wohl ein schweres Trauma erlitten hatte.
Bei den Verletzten
Die beiden Waldläufer führten Lundor schließlich weg und es dauerte nicht lange, da ließen sie ihn an einem Baum nieder und entfernten sich. Überall rannten hier Heiler oder helfende Hände umher und kümmerten sich um Soldaten und Abtrünnige. Doch stets gaben sie den Soldaten das Vorrecht.
Lundor fror und war von oben bis unten nass. Der Junge trug ja nicht mal ein Hemd. Er zog seine Beine nahe zu sich an den Körper. Umgreifen konnte er sie wegen der Fesseln jedoch nicht. Selbst die Soldaten Gondors waren nicht auf seiner Seite. Gab es noch Gutes in dieser Welt? Gab es Menschen, die ihm kein Leid wollten? Lundor hatte sein Leben lang immer an das Gute geglaubt. Doch nun hatte das Leben ihn maßlos enttäuscht.
Aber nun, zurückgezogen in seine eigene Welt, sämtliche Barrieren wieder aufgebaut, fühlte sich Lundor sicherer. Und so bekam er nicht einmal mit, dass sich seine Schwester unter den Soldaten aufhielt.
Oromendil kam langsam zu sich, als er die Stimme einer Frau in seiner Nähe hörte. Unsanft wurde er angestoßen udn stöhnte auf, als anscheinend neben ihm bei seinem Gegner kniete und an diesem herumzog. Weiße Blitze zuckten über sein Gesichtsfeld, dann öffnete er vorsichtig die Augen. Sein Gehör hingegen funktioniere bereits vor seinen Augen wieder, und er hörte, wie die Frau schrie und es wohl zu einem Handgemenge kam. Der Gefangene, der mit ihm gekämpft hatte, sollte von seinen Fesseln befreit werden? Das konnte er nicht zulassen.
Mühsam richtete er sich halb auf, wobei ihn sein Bein stark behinderte, weil es bei jeder einzelnen Bewegung schmerzte. »Lasst den Mann dort nicht los!,« rief er rauh und räusperte sich. »Der Mörder gehört zu der Bande, lasst ihn ja nicht los! Und haltet das Weib fest, sie ist ja von Sinnen! Nachher bringt er sie auch noch um!«
Beruhigt sah er, wie Frindol die Frau festhielt. Sollte sie doch weinen und greinen, solange sie ihm seinen Gefangenen nicht nahm. Der Mann mit den Zöpfen hatte ihn angegriffen und vielleicht die Fähigkeit gekostet, zu laufen. Sein Komplize hatte ihm die Hand schwerverletzt. Oromendil würde mit all seiner Kraft daran arbeiten, dass dieser Mörder an den Galgen kam, vor aller Augen.
»Glaubt mir,« beschwor er die beiden Heiler, »er ist einer der Mörder! Seht doch den Beweis an meinem Körper! «Seine Stimme klang voll Bitterkeit, und er warf einen hasserfüllten Blick zu Leyron hinüber.
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Die Worte des Heilers, den Aeluin geschlagen hatte, trafen die junge Frau mehr, als es ihre Schläge bei ihm getan hatten. Dass Leyron ihretwegen verbluten würde, wollte sie nicht. Auch der andere Heiler schimpfte mit ihr. Er befahl ihr sogar einige Schritte Abstand zu nehmen. Aber keiner der Heiler machte Anstalten Leyron, die Fesseln abzunehmen.
Dann meldete sich auch noch ein anderer Verletzter zu Wort, der sehr blass aussah. Er sah sehr unordentlich aus und Aeluin hielt ihn sofort für einen von Minalcars Männern. Dass dieser Leyron als Mörder betitelte war unrecht, aber von seinem solchen Verbrecher konnte man auch nichts anderes erwarten …
Aeluin atmete dreimal tief durch und begann dann zu sprechen. Sie hatte gemerkt, dass ihr Wutausbruch falsch gewesen war – so wie sie es immer wusste, wenn es zu diesen äußerst seltenen Zwischenfällen kam. Streit und Gewaltausbrüche hatten noch nie zu einem guten Ende geführt, das wusste die junge Frau und nach diesem Grundsatz lebte sie. Hier war jedoch eine Ausnahmesituation eingetreten und nach allem, was Aeluin in den letzten drei oder vier Stunden durchmachen musste, konnte ihr wohl selbst der nachtragenste Mensch ihr Verhalten verzeihen.
„Bitte entschuldigt mein Verhalten“, sagte Aeluin zu dem blondhaarigen Heiler, den sie geschlagen hatte. „Es war nicht richtig, was ich getan habe.“
Noch einmal atmete sie tief durch und bemühte sich ihre Ruhe wiederzufinden, die sie sonst immer inne hatte. Angesichts des Stöhnens, das von Leyron kam, war das nicht leicht.
„Mein Name ist Aeluin. Ich bin Arendors Tochter und stamme aus Anthara. Ich bin heute mit meinem Bruder Areros und mit Leyron, den Ihr da so gefesselt habt, von Pen Anaith diese Straße hier entlang gegangen, um die Abzweigung nach Fandasaf zu nehmen, wohin die Frauen und Kinder unseres Dorfes geflüchtet sind. Mich hat aber einer dieser Männer gefasst …“
Es fiel Aeluin sehr schwer die Fassung zu bewahren und ihre Tränen zurückzudrängen. Denn ihre Furcht war bei der Erinnerung sofort wieder da und sie spürte wieder Elúrins Atem im Genick und sah das hämische Grinsen von Minalcar und Herumor. Als sie daran dachte, wie sehr sie sich gewünscht hatte, zu sterben, liefen doch die Tränen über ihre Wangen.
„Leyron hat sein Leben aufs Spiel gesetzt und kam um mich zu retten … Aber mein Bruder Lundor war auch bei den Männern und Ley wollte ihm ebenfalls helfen …“
Aeluins Atem ging schneller, denn nun kam sie zu der Stelle der Erzählung, die am schlimmsten für sie war und sie an die Vergangenheit erinnerte, als sie die Auspeitschung eines Mannes sehen musste, der daran starb.
„Sie haben ihn … ausgepeitscht!“ Aeluins Worte waren ein erschrockenes Flüstern, doch für die nahestehenden durchaus vernehmbar. „Ich konnte fliehen. Ich habe alles Boromir gesagt … Bitte glaubt mir doch!“
Nun stöhnte Leyron wieder und Aeluin krabbelte zu ihm hinüber, wobei sie diesmal darauf achtete, nicht auf Oromendils Seite zu sein. Mit zitternder Hand strich sie zärtlich über Leyrons heiße Stirn, während ein paar salzige Tränen aus ihren Augen auf ihn herab tropften.
„Bitte!“, flehte Aeluin. „Er hat hohes Fieber! Helft ihm!“
Dann beugte sie sich zu Leyron hinunter, den eigenen Schmerz in ihrem Bein ignorierend, und strich seine Haare aus dem Gesicht. „Hab keine Angst, Liebster!“, flüsterte sie beruhigend. „Ich bin ja da. Halte durch. Bitte!“ Und sie küsste Leyron auf die Schläfe und den Wangenknochen.
Sie blickte auf und sah, dass einer der Heiler näher gekommen war. Aeluin wusste nicht, ob er sie wegschleifen wollte oder nicht. Sie konnte Leyron nicht im Stich lassen und so bat sie noch einmal so ruhig sie konnte: „Bitte, lasst ihn nicht sterben! … Ich kann Euch helfen. Ich muss zu hause auch immer helfen, wenn jemand verletzt ist …“
Das stimmte, auch wenn Aeluin es hasste. Es kam selten vor, dass Lissuin vor Ort war und damit eine richtige Heilerin. Also mussten die Menschen in Anthara sich selbst helfen und auf einem Bauernhof kamen häufig Verletzungen der unterschiedlichsten Art vor. Seit sich Aeluin als junges Mädchen um Lundor gekümmert hatte, glaubten ihre Eltern, dass sie Freude am und Talent zum Heilen hatte.
Ihre ruhige und tröstende Art waren ihre großen Stärken, aber Aeluin ekelte sich in Wirklichkeit vor den blutenden und vereiterten Wunden. Sie hatte so großes Mitleid und wusste, dass ein Auswaschen der Wunde mit Alkohol grässlich weh tat. Und so litt sie mit ihren Familienangehörigen mit. Denn die junge Frau stellte ihre eigenen Bedürfnisse viel zu oft zurück und deshalb sagte sie nicht, dass sie das nicht mochte, sondern half, wenn man es von ihr verlangte. Sie tat allerdings nur, was man ihr sagte und hatte kein Interesse zu lernen, wie man Menschen heilte. Aeluin hatte eher eine Aversion gegen das Heilen.
Leyron zu helfen würde sie aber keine Überwindung kosten. Nein es wäre eine Erleichterung für sie, denn es war ja ihre Schuld, dass Leyron überhaupt so zugerichtet war. Bittend blickte sie den Heiler an, während ihre grünen Augen durch die Tränen wie ein Waldsee schimmerten.
Das Geschrei des Mädchens und den Tumult, der dadurch entstand, bekam auch Minalcar mit. Erstaunt reckte er den Kopf, als er das Mädchen sah, dass er für tot gehalten hatte.
›Leyron hat uns alle zum Narren gehalten! Er steckte mit diesem Bauernpack unter eine Decke! Aber dafür wird er bezahlen. Er wird genauso am Galgen baumeln, wie wir alle.‹
Auch Elúrin glotzte zu Aeluin hinüber, die jetzt mit den Heilern sprach. Ihr Blick fiel dabei immer wieder besorgt auf Leyron, der am Boden lag und sich nicht rührte.
"He, Minalcar, ich glaube, dieses blöde Weib will Leyron helfen",bemerkte Elúrin überflüssigerweise.
"Das habe ich schon längst bemerkt, du Esel",gab Minalcar genervt zurück.
Er erhob seine Stimme, so dass ihn die Soldaten, welche die Gefangenen bewachten, auch gut hören konnten.
"Ja, man sollte diesem Mann wirklich helfen. Er ist einer meiner besten Mörder. Zu dumm, dass ich ihn auspeitschen musste. Aber er wollte halt nicht hören.Ich fürchte, ich habe ihn ein bisschen zu hart angefasst."
Erod stand neben Frindol und hörte sich an, was die Frau zu sagen hatte, während sie neben dem Mann niederkniete, den sie Leyron nannte. Er verschränkte die Arme und hob skeptisch die Augenbrauen. Er ärgerte sich darüber, dass jemand sich erdreistete, in seine Arbeit einzugreifen. Auf der anderen Seite brauchten sie üblicherweise jede Hilfe, die sie kriegen konnten.
Ob die Frau die Wahrheit sagte oder ob es Oromendil war, den er gerade verarztet hatte, das interessierte ihn eigentlich nicht. Es war nicht sein Bereich, dies abzuschätzen, und er hatte sich abgewöhnt, Entscheidungen zu treffen, die ihn nichts angingen. Außerdem war es für die jetzige Situation nicht relevant, ob jemand schuldig war oder nicht.
Mit Rückversicherung zu Frindol kniete er dann neben Leyron nieder und fühlte ebenfalls die Stirn des Mannes. Sie hatte recht, er glühte vor Fieber. »Gut,« nickte er dann und gestattete Aeluin, als Helfer zu fungieren. Mit einem Blick erfasste er die Wunde am Hals, die krustig war, die Striemen auf dem Rücken, die gesäubert und teilweise genäht werden mussten und auch die schwere Wunde in Höhe der Nieren, die offentsichtlich der Grund für das Fieber war. Er hob vorsichtig die Hände des Gefangenen an und besah sich die Wunde genau. Das ganze Areal war stark gerötet, die Wunde war eitrig und entzündet und nässt ungesund.
»Gut,« wiederholte er. »Du kannst helfen. Säubere die Wunden am Rücken, lege ihm kalte Tücher ins Gesicht und mache Wadenwickel. Erneuere sie alle Viertelstunde udn sorge dafür, dass er genug trinkt. Du fasst die Wunde am Hals nicht an, ebensowenig die an der Niere und wenn ich dich mit Nadel und Faden erwische, dann lasse ich dich an den nächsten Baum fesseln, ist das klar? «
Um die schwierigen Wunden würde er sich selbst kümmern, vielleicht konnte sie dann mal gelegentlich anpacken und sich nützlich machen. Als er sah, dass Oromendil widersprechen wollte, verbot er ihm mit einer Handbewegung den Mund: »Dafür ist später Zeit. Jetzt müssen wir hier unsere Arbeit machen, gerichtet wird später, Soldat!«
Mit dem Kopf wies er auf den Kessel mit Wasser und wartete darauf, dass sie mit ihrer Arbeit begann. Dann winkte er zwei Soldaten heran, denen er befahl, den Gefangenen umzufesseln. Seine Hände im Bereich der Wunde waren mehr als hinderlich.
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' Den Jungen hat ja auch nicht schlecht erwischt ...' dachte Thenar, als er sich über Arcuen beugte, der nun langsam die Augen öffnete. Dieser machte einen verwirrten und arg geschwächten Eindruck. Besorgt musterte der Waldläufer seinen Kameraden.' Das gefällt mir nicht... hoffentlich war der Pfeil nicht vergiftet!'
Er nickte zu Arcuens Worten und half ihm mit dem gesunden Arm beim aufstehen. " Lass´ den Pfeil lieber da, wo er ist. Weißt du, wer ihn abgeschossen hat? "' Wenn das ein Südländer gewesen war, kann es gut sein, dass der Pfeil vergiftet war ...'
Als Arcuen stand, schien sich dessen Kreislauf zu stabilisieren. Nach einem kurzen schwanken gingen sie langsam quer über den Kampfplatz zum Krankenlager. Thenar Wut entflammte erneut, als er fünf Tote von ihrer Seite zählte. ' Diese Bastarde! Zwar sind doppelt soviel von den Schurken gefallen, doch ist das nur ein geringer Trost!' Er beobachtete , wie die Toten zusammengetragen wurden; die Gefallenen ihrer Seite wurden getrennt von den getöteten Abtrünnigen auf den Boden gelegt.
Beim Näherkommen erkannte Thenar mit Erstaunen die Frau, die ihnen vor dem Kampf begegnet war. " Was sucht das Weib denn hier? Ist dem Soldaten, der sie in Sicherheit bringen sollte etwas passiert?' Suchend schaute er sich unter den Verletzten um, doch konnte er den Soldaten nicht entdecken.
'Ich werde mich wohl darum kümmern müssen, solange es mein Fuß noch mitmacht. ' dachte der Waldläufer und meinte zu Arcuen: " Ich habe noch etwas zu erledigen und bin gleich wieder zurück!" Einem vorbei eilenden Heiler hielt er kurz an und erzählte ihm leise von seinem Verdacht , dass der Pfeil in Arcuens Schulter eventuell vergiftet gewesen war.
Dann humpelte er , die Schmerzen ignorierend, zu der Frau, die sehr verzweifelt aussah und bei einem gefesselten Abtrünnigen saß, der schlimme Wunden hatte. " Weib, wo ist der Soldat, der dich in Sicherheit bringen sollte?"
Boromir strich sich nachdenklich über das Kinn, während er den Worten seines Bruders lauschte. Das mit diesem Leyron war wirklich ziemlich undurchsichtig. Aber vielleicht würde eine Befragung ja mehr Auskunft bringen. Wenn der Mann überhaupt gerade soweit ansprechbar war, dass man ein Verhör durchführen konnte.
Mittlerweile wurden die Leichen zuammengetragen. Boromir trug ein paar Soldaten, welche noch relativ fit aussahen auf, Gräber auszuheben. Sie sollten hier ihre letzte Ruhe finden. Doch zuvor sollten alle Habseligkeiten der Soldaten eingesammelt werden, welche sie am Körper trugen. Diese privaten Dinge wurden stets den Familien der Gefallen zugesandt.
Plötzlich vernahm Boromir eine Frauenstimme und drehte sich verwirrt zur provisorisch eingerichteten Heilstätte um. Dort war Aeluin und unterhielt sich lautstark mit den anwesenden Heilern. „So wie es aussieht, müssen wir Rodos gar nicht zurück holen, Bruder. Die junge Dame ist bereits hier. Ich frage mich nur warum Rodos ohne Befehl zurück gekehrt ist.“ Der Heermeister sah sich nach dem Soldaten um, konnte ihn aber auf dem ersten Blick nicht erkennen.
„Faramir, bitte tue mir den Gefallen und nehme die ersten Befragungen vor. Ich werde derweil einen Brief an Vater aufsetzen. Er muss über unseren Erfolg in Kenntniss gesetzt werden. Aber natürlich erst, wenn mir Davan die Statistik vorlegen kann.“ Faramir nickte und machte sich schließlich auf den Weg zu den Verletzten.
Boromir selbst hörte Minalcars Stimme, welche lautstark über den Lagerplatz dröhnte. Mit wenigen Schritten hatte Boromir den Mann erreicht und gab ihm mit dem Fuß einen Stoß, so dass Minalcar auf dem Rücken landete. Im nächten Moment hatte der Abtrünnige Boromirs Schuh auf der Kehle. Aber der Heermeister verlagerte nicht sein Gewicht darauf. „Wenn du nicht sofort deine Klappe hältst, wirst du den restlichen Weg bis nach Minas Tirith geknebelt zurück legen. Ist das klar?“ zischte Boromir.
Der Heermeister sah nun, dass sich Davan seiner Position näherte und er ließ deshalb von Minalcar ab und wandte sich an seinen Soldaten. Der ältere Mann legte sofort mündlich seinen Bericht vor. „Wir haben zehn tote Abtrünnige, das ließ sich leider nicht vermeiden. Vier Schwerverletzte und vierzehn Leichtverletzte. Auf unserer Seite sind es leider sechs Gefallene. Drei Schwerverletzte und zehn Leichtverletzte. Wieviele von den Abtrünnigen fliehen konnten, kann ich nicht genau sagen. Aber es dürften nach der Menge der Männer nach zu Urteilen höchsten ein, zwei Mann gewesen sein. Dazu kommen noch vier tote Pferde. Zwei waren schon verendet und zwei mussten wir den Gnadenstoß erteilen. Dann sind da noch die drei jungen Männer, welche ich irgendwie nicht richtig einordnen kann ... sie sind alle drei verletzt, der eine mehr, der andere weniger.“
Davan hielt kurz inne, damit Boromir die erhaltenen Informationen sortieren und verarbeiten konnte. „Ob alle der verletzten Männer die Nacht überstehen können wir natürlich noch nicht sagen.“Ja, die Nacht wird es zeigen, dachte sich Boromir.
Ein erleichterter Seufzer entfuhr Aeluin und auf ihr Gesicht stahl sich ein leichtes Lächeln. Sie erfasste kurz und sanft die Hand des Heilers und blickte ihn dankbar an: »Das werde ich Euch nie vergessen! Ich danke Euch!«
Dann nickte sie dem anderen zu, dessen Name sie nicht wusste. Aus einer Tasche ihres Kleides holte sie ihre Haarspiralen hervor und steckte damit kurzerhand ihr Haar zu einem Dutt im Nacken fest. Ihre langen Haare würden sie sonst früher oder später stören. Ihr war in ihrem nassen Kleid zwar etwas kühl, aber sie würde sich schon warm arbeiten.
Die Aufgaben, die ihr der Heiler gesagt hatte, waren nicht schwer und sie würde sie ohne Schwierigkeiten erledigen können. Einen Moment überlegte sie, womit sie beginnen sollte und entschloss sich zuerst die Wadenwickel anzulegen, damit das Fieber gesenkt wurde. Zwischen dem Wechsel der Tücher würde sie sich um die Wunden auf Leyrons Rücken kümmern.
Bevor die Soldaten Leyron erneut fesselten, bat Aeluin Leyron die Stiefel auszuziehen, damit sie Wadenwickel machen konnte. Nach einem Blick zum Heiler taten sie dies und legten anschließend eine lockere Fußfessel um, die ihn am Fliehen hindern sollte. Auch die Fesseln seiner Arme schnürrten sie auf und Aeluin hoffte, dass sie mit der Fußfessel vorlieb nehmen würden. Doch dem war nicht so. Sie legten die Arme über Leyrons Kopf und fesselten sie dort ebenfalls mir einer lockeren Verschnürung.
Aeluins Herz zog sich zusammen, als sie die Schreie ihres Liebsten bei dieser Tortour hörte.
»Minalcars Bande hätte nicht grausamer sein können!«, sagte sie und blickte die Soldaten hasserfüllt an. Passend dazu rief nun auch Minalcar seine Lügen herüber. Aeluin blickte zu Minalcar hinüber und wünschte ihm, dass er an seinen Lügen ersticken sollte. Ihr Blick wanderte zu Erod und sie sagte: »Kein Wort ist davon wahr.«
Sie streifte die Hosenbeine Leyrons bis zu den Knien hoch und tauchte dann sie Tücher in einen Kessel mit kaltem Quellwasser, welchen man ihr gebracht hatte. Geschickt legte sie um beide Waden nasse Tücher und deckte die Beine anschließend mit einer Decke zu, die sie sich von einem Stapel nahm. Anschließend nahm sie einen anderen Kessel mit warmen Wasser und stellte ihn neben Leyrons Oberkörper. In eine Schale goss sie etwas Wasser, um es Leyron zu trinken zu reichen. Doch sie wusste nicht, wie sie das anstellen sollte. Leyrons Arm lag nun vor seinem Mund und sie konnte den Mund gar nicht erreichen.
»Wir müssen ihn aufsetzen«, sagte sie zum Heiler. »Er kann sonst nichts trinken!«
Doch da wurde sie abgelenkt, denn ein ungepflegter Mann kam zu ihr und sprach sie auf sehr unhöfliche Weise an. Aeluin runzelte die Stirn. Sie war zwar nur ein Bauernmädchen, aber das war kein Grund sie abfällig »Weib« zu nennen, schon gar nicht, wenn man nicht besser aussah, als einer der Abtrünnigen. Außerdem hatte der Mann dunklere Haut, als es sonst bei Männern in Gondor üblich war. Selbst jetzt im Sommer. ›Der ist doch nicht etwa ein Haradan?‹, fragte Aeluin sich. ›Ley fesseln sie und den lassen sie frei herumlaufen. Oh wie ich dieses ganze Soldatenpack hasse!‹
»Der Soldat kämpft mit einem vermummten Mann, Kerl«, antwortete Aeluin ihm. »Ich habe einem Soldaten Bescheid gegeben, dass er ihm hilft.«
Mehr sagte sie nicht zu dem Mann, denn sie hatte wichtigeres zu tun, auch wenn sie hoffte, dass Rodos nicht gefallen sondern in Sicherheit war.
»Muss er denn wirklich auch noch die Arme gefesselt haben?«, fragte Aeluin den Heiler verzweifelt. »Das ist doch unmenschlich. Leyron ist kein böser Mensch und er kann in seinem Zustand doch gar nicht fliehen! Sind denn die Soldaten Gondors so grausam?«
Aeluin hielt inne, denn Leyron sagte zum ersten Mal etwas. Vorher hatte er hauptsächlich gestöhnt. Sie beugte sich etwas herunter, um ihn besser zu verstehen.
Auch Ondil war nach seiner Gefangenennahme zu den anderen gefesselten Schurken gebracht worden. Sein Rücken schmerzte immer noch von dem Angriff des Soldaten. Der Mann war ihm direkt in die Nieren gesprungen.
›Ich wette, das wird ein tüchtiger Bluterguß.‹
Er hatte ebenso die Sache mit Aeluin und Leyron mitbekommen. Amüsiert grinste er trotz der aussichtslosen Lage über Minalcars gerufene Worte.
"Was ist das für ein Land, wo die Korsaren gehegt und gepflegt werden, während unsereins langsam verblutet",fügte er mit scheinbarer Entrüstung hinzu.
Doch als er sah, wie Boromir heranschnellte und seinen Fuß auf Minalcars Kehle stellte, wurde er sofort ruhig. Er schluckte und beobachtete den Oberheermeister Gondors, der eine deutliche Drohung an den Anführer der Schurken aussprach.
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Diros hatte gerade den letzten Abtrünnigen gebracht, als Minalcar seinen Vorwurf gegenüber Leyron hörte. Diros drehte sich um und sah nun ebenfalls zu Aeluin hinüber, die er vorher nicht bemerkt hatte. Zwar waren sie ein gutes Stück entfernt, dass sie die geführten Gespräche nicht hören konnten, aber er konnte sehen, dass sie verzweifelt und traurig war. Es wurmte ihn, dass sie sich so große Sorgen um einen anderen Mann machte. Allerdings kannte er Aeluin sehr gut und er wusste, dass sie niemals einen dieser Abtrünnigen mit solcher Hingabe verteidigen würde. Deshalb war er auch froh, dass der Heermeister kam und Minalcar zur Räson brachte.
Der junge Mann stand Ondil am nächsten und er hörte dessen Worte. Es dauerte kaum einen Bruchteil einer Sekunde und Diros Faust schnellte hart in Ondils Gesicht, so dass dieser bestimmt nicht mehr alle Zähne im Mund behalten würde.
»Es würde kein Mensch um dich trauern, wenn du verrecken würdest, du Wurm«, zischte Diros ihn an. »Wenn du dein verlogenes Maul nicht hälst, dann …« Diros riss von Ondils Mantel ein Stück Stoff ab, der sowieso halb zerfetzt war. Ondil konnte gerade noch das Blut ausspucken, dann hatte er schon einen Knebel um den Mund.
Diros stand auf und rief: »Das gilt für jeden einzelnen von euch, wenn ihr eure Klappe nicht haltet! Ihr redet nur dann, wenn ihr gefragt werdet! Ist das klar?!«
Ein unwilliges Raunen ging durch die Männer, aber für den Moment traute sich niemand etwas zu sagen.
Diros drehte sich um, fasste den Heermeister am Arm und führte diesen ein paar Schritte weg.
»Dieses dreckige Mistpack!«, sagte er leise, aber wütend. »Ich bin froh, wenn wir bald in Minas Tirith sind und Euer Vater Gerechtigkeit walten lässt, obwohl jede Strafe für sie noch zu gering ist.«
Er hielt einen Moment inne und sagte dann: »Ihr glaubt dem Mann doch nicht etwa? Aeluin und ein Corsar … Nie im Leben! Und wenn der Anduin zufröre!« Diros schüttelte voller Überzeugung den Kopf. Er kannte schließlich die Geschichte von Arendors Vater und den Hass, den Arendor und auch seine Familie auf Corsaren hatte.
»Heermeister. Darf ich zu Aeluin gehen? Ich möchte auch nach Areros und Lundor sehen, die hier ja irgendwo sein müssen. Owain kann mit den anderen hier auf diesen Abschaum aufpassen.«
Diros wies auf die vier Soldaten, die er zur Bewachung ausgesucht hatte.
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Leyron konnte anfänglich nicht wirklich verstehen was um ihn herum gesprochen wurde. Nur einzelne Sprachfetzen kamen direkt bis zu ihm durch. Seine Kehle war so trocken das er ein ums andere Mal das Gefühl hatte ersticken zu müssen, doch nichts der gleichen geschah.
Dann wurden ihm die Fesseln gelöst und seine Arme fielen haltlos auf den Boden hinab. Der Schmerz der ihn durchfuhr, als die Muskeln erschlafften und das Blut wieder frei zirkulieren konnte, sprengte all seine Beherrschung, seine Selbstdisziplin und kristallisiert sich in einen gepeinigten Schrei, der ungebremst seiner Kehle entsprang.
Beinahe augenblicklich verlor Leyron erneut das Bewusstsein, so dass er auch nicht mehr mitbekam wie man ihm die Hände nun mit einer lockeren Fessel vor dem Oberkörper zusammenband und ihn dann ausgestreckt, bäuchlings hinlegte. Auch das Aeluin Wadenwickel anlegte und ihn zudeckte, entging ihm völlig.
Dieses Mal waren es Stimmen die ihn zurück in die schmerzende Wirklichkeit holten. Stimmen die ihn lockten, die ihn warnte …. die darauf bestanden das er seine Augen öffnen und seinen Verstand anschalten sollte.
»..Sind denn die Soldaten Gondors so grausam?« hörte er dann zum ersten Mal Aeluins Stimme direkt neben sich. Sie war also wirklich da. So oft konnte er sich ihre Stimme nicht einbilden, schon gar nicht… da er jetzt auch eine zarte Berührung an seinem Arm spürte. Schwerfällig öffnete er seine Augen, doch seine Haare versperrten ihm stellenweise die Sicht. Leyron versuchte erst gar nicht sich zu bewegen. Er versuchte zu sprechen, doch nichts kam aus seinem geöffneten Mund. Seine Wange lag eingebettet in dem schlammigen Erboden und Feuchtigkeit die hinauf drang quälte ihn in seinem Durst.
Das Verlangen danach war nicht mehr zu unterdrücken. Er musste etwas trinken, er musste sich bemerkbar machen. »Durst« krächzte er mehr als das er sprach und es benötigte weitere Versuche, ehe jemand sich zu ihm beugte. »Durst« wiederholte er sich noch einmal und nahm nun den Geruch von Aeluin auf. Er hätte ihn überall wieder erkannt…
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Aeluin blickte besorgt, aber auch erfreut auf Leyron hinab. Er redete! Er lebte! Noch einmal blickte sie dem Heiler in die Augen und bat ihn, Leyron aufzusetzen. Diesmal stimmte er zu und gemeinsam halfen sie Leyron sich aufzusetzen, was aufgrund der Fußfesseln gar nicht so einfach war. Schließlich saß er mit nach vorn gestreckten Beinen da und hatte die Arme vor sich auf dem Schoß liegen. Dass Leyron dabei unter Schmerzen stöhnte, tat Aeluin im Herzen weh.
Sie schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln und hielt ihm dann die Schüssel mit dem Wasser an die Lippen, woraus er begierig trank.
„Lass dir Zeit, Leyron!“, sagte sie und blickte in seine blauen Augen, die sie unentwegt anschauten. Aeluin gab ihm noch einmal eine Schüsseln Wasser zu trinken, die Leyron aber nur bis zur Hälfte austrank.
Nachdem sie die Schüssel weggestellt hatte, strich sie Leyron zärtlich die Haare aus dem Gesicht und nahm schließlich sein Gesicht in beide Hände. Während ihre Daumen sanft über seine Wangen streichelten, näherte sie sich seinem Gesicht.
„Du lebst!“, flüsterte sie. „Ich bin ja so glücklich, dass du lebst!“
Tränen traten in ihre Augen und eine rann auch über ihre Wange. Dann berührten ihre Lippen, Leyrons Mund und sie schenkte ihm einen liebevollen Kuss.
„Ich liebe dich, Leyron!“, wisperte sie und lehnte ihre Stirn an die seine.
Wasser. Es tat so gut das kühle Nass zu spüren. Leyron trank gierig die ersten Schlücke und ließ Aeluin dabei nicht aus den Augen. Er war ihr dankbar und doch.. es war falsch. Sie sollte nicht auf dem Schlachtfeld sein, auf blutgetränktem Boden knien und ihn so sehen. Sie hätte ihn besser so in Erinnerung behalten sollen wie in der letzten Nacht und nicht als verletzt und schwach. Und dann war da noch die Gefahr in der sie sich befand. Allein unter Männern, Männern nach einer Schlacht die vielleicht seit Wochen nicht mehr zu Hause gewesen waren.
Ihre Berührung war so sanft, ihr Kuss so zart. Ihre Tränen berührten Leyron tief. Er wusste dass sie leiden würde und es tat ihm weh ihr dabei zuzusehen. Als sie ihm erneut ihre Liebe gestand, musste Leyron schlucken. Warum nur musste er so gequält werden, waren die Schmerzen und die bevorstehende Hinrichtung nicht Pein genug?
Seine Lippen zitterten, er wünschte sich sie würde ihn erneut küssen und kämpfte innerlich mit dem Wissen das es besser war sie hielt sich von ihm fern. Schnell konnte sie in Misskredit fallen. Seine Gedanken ihr Handeln und Denken betreffend, wenn sie erfuhr wer er war, versuchte er zu verdrängen.
Aeluin hatte ihre Augen geschlossen, während Leyron ihre Lippen anblickte. Sein Herz schlug schneller, nicht alleine der Schmerzen wegen. Er kämpfte mit seinen Gefühlen.
»Stern…chen« begann er zaghaft, seine Kehle war nicht mehr so trocken, aber das sprechen strengte ihn dennoch an. »Warum… bist du…. nicht in Sicherheit?«
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Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen.
Aeluin öffnete die Augen und auf ihr Gesicht stahl sich ein glückliches Strahlen. Er hatte sie „Sternchen“ genannt und das erinnerte sie an all die vielen Male, wenn er sie mit diesem Kosenamen angesprochen hatte. Gestern Nacht noch hatten sie gemeinsam die Sterne betrachtet und sich jeweils einen Stern für den anderen ausgesucht.
„Ich bin doch in Sicherheit, Leyron!“, sagte sie und bewegte leicht ihren Kopf hin und her, damit sie Leyrons Gegenwart über ihre Stirn fühlen konnte. Ihre Daumen streichelten weiterhin seine Wangen.
„Der Kampf ist vorüber und Minalcar gefangen!“, fuhr Aeluin fort. „Ich musste ohne Areros fliehen und bin von einem Soldaten zu Boromir gebracht worden. Ich habe ihm von dir, Lundor und Areros erzählt … Oh ich dachte, Minalcar hätte dich tot geschlagen!“
Aeluin musste hart schlucken und sie küsste Leyron. Sie brauchte seine Zuwendung, seine Nähe. Das gab ihr Kraft.
„Die Soldaten glauben mir nicht“, erklärte Aeluin weiter, als ihre Lippen sich endlich wieder trennten. „Sie halten dich für einen von Minalcars Männern. Ich weiß nicht warum. Wahrscheinlich hat es dieser Einäugige behauptet. Und auch der Mann neben dir sagt, dass du ein Mörder seist. Dabei ist der doch auch einer von ihnen gewesen, aber ihn fesseln sie nicht!“
Aeluin blickte Leyron verzweifelt an. „Es tut mir so leid, Liebster. Aber wenn der Heermeister kommt, wird er mir bestimmt glauben! Die Wahrheit muss sich doch durchsetzen!“
Die Wahrheit. Leyron wäre zusammen gezuckt, wäre er nicht sowieso noch am zittern gewesen. Was wusste Aeluin schon von der Wahrheit. Sie wähnte sich in Sicherheit in mitten der ganzen Soldaten. Sicherheit… eine Begriff den er niemals in Verbindung mit den Söhnen Denethors gebracht hätte. Aber sie war Gondorianerin. Sicher … ihr würden die beiden Heerführer nichts tun, aber hatten sie auch die Gelüste ihrer Männer unter Kontrolle?
»Nicht… sicher…« flüsterte Leyron. Es war ihm nicht möglich und es war auch nicht nötig, laut zu sprechen. Er beließ es bei diesen beiden Wörtern, er hatte keine Kraft für eine Diskussion die nichts weiter brachte als noch mehr Schmerz.
Ihre Küsse schmeckten genauso erfrischend wie das Wasser das sie ihm zuvor gegeben hatten. Er genoss sie und doch versteifte sich alles in ihm. Aber auch hier hatte er keine Kraft sich dagegen zustellen und so ergab er sich den wohligen Gefühlen ihrer Zuneigung.
Sie sprach von Areros und von einem Heermeister. Auf letzteren konnte Leyron wahrlich verzichten, er wusste was ihn erwarten würde sobald sie ihn für Vernehmungsfähig hielten.
»Areros… wie… geht es… ihm?« lenkte er as Thema in eine andere Richtung. Mit dem Heerführer würde er sich befassen, wenn es sich nicht mehr anders vermeiden ließ.
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Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen.
Aeluin spürte die Hitze auf Leyrons Gesicht und erinnerte sich wieder daran, dass er Fieber hatte. Nun war nicht die Zeit, um über Dinge zu sprechen. Wichtiger war, dass Leyron gesund wurde.
»Mach dir keine Sorgen um mich«, sagte Aeluin und lächelte Leyron an. Sie fürchtete sich nicht vor den Soldaten. Sie dachte nicht einen Moment daran, dass einer von ihnen über sie herfallen könnte. »Ich weiß nicht, wie es Areros geht. Jetzt kümmere ich mich erst einmal um dich!«
Hätte Aeluin gewusst, dass ihr Bruder so schwer verletzt war, hätte sie gewiss etwas anderes gesagt. Aber sie dachte, dass nur Leyron so schwer verletzt war. Mit einem sauberern Tuch strich Aeluin Leyron den Schweiß aus dem Gesicht. »Ich wasche dir gleich deinen Rücken, aber vorher wechsle ich noch die Wadenwickel.«
Gesagt getan: Aeluin nahm die Decke von Leyrons Beinen, nahm die inzwischen warm gewordenen Tücher ab und tauchte sie in den Kessel mit dem kalten Bachwasser. Dann wickelte sie sie wieder um die Beine und legte die Decke wieder darüber.
»Das wird das Fieber aus deinem Körper ziehen!«, sagte sie, als sie sah, dass Leyron nun noch mehr schlotterte. »Ich werde deinen Rücken so schnell es möglich ist reinigen …«
Aeluin nahm ein frisches Tuch, stellte den kleinen Kessel mit warmen Wasser neben hinter Leyron und setzte sich ebenfalls so, dass sie seinen Rücken gut waschen konnte.
»Es wird nicht ohne Schmerzen gehen, Leyron. Verzeih mir!«
Mit Grauen sah Aeluin auf Leyrons zerschundenen Rücken, der über und über mit offenen Striemen bedeckt war. Dreck und Blut waren miteinander vermischt. Aeluin begann an Leyrons linker Schulter, aber sie ließ die Wunde am Hals aus, wie es ihr der Heiler gesagt hatte. Es war nicht einfach, doch Aeluin wusste, dass sie sehr gründlich sein musste, da jedes bisschen Dreck eine Blutvergiftung oder eine Entzündung der Wunden zur Folge haben konnte.
Auch wenn ihr Liebster unter Schmerzen stöhnte, wusch Aeluin weiter Strieme für Strieme sorgfältig aus. Zwischenzeitlich wechselte sie die Wadenwickel und gab Leyron noch etwas zu trinken. Es dauerte eine Weile, aber dann hatte sie es geschafft. Sie hoffte, dass nur wenige der Striemen genäht werden mussten, damit Leyron nicht noch mehr Schmerzen erdulden musste.
Aeluin seufzte und beschloss den Heiler zu sagen, dass sie fertig war. Doch vorher setzte sie sich noch einmal neben Leyron und wusch ihm den Schweiß aus dem Gesicht.
»Es tut mir leid, Liebster. Es muss gründlich gemacht werden …« Sie legte ihre Hand auf Leyrons Wange und streichelte sie. »Ich wünschte, es gäbe einen leichteren Weg. Wenn ich könnte, würde ich deine Wunden wegküssen!«
Ihre Hand legte sie auf die seinen, die zusammengebunden auf seinem Schoß lagen.
MInalcar lag still am Boden und rührte sich nicht. Seine Wunden am Bein pochten immer schlimmer, ebenso schmerzte seine Kehle von Boromirs Fuß. Er wusste, dass er bald Fieber bekommen würde, wenn man ihn nicht behandelte.
›Es ist eh besser, wenn ich hier krepiere. ich kann nichts mehr ausrichten. Eine Flucht ist unmöglich. Immerhin war Anaaq so schlau und hat sich rechtzeitig in die Büsche geschlagen. Er wird mir sicher nicht helfen. Vermutlich flieht er zurück nach Harad. ‹
Er haderte mit dem Schicksal in Gedanken. All seine Träume und Pläne waren mit einem Schlag zunichte gemacht worden. Jetzt gab es nur noch das Gericht und vermutlich den Galgen für ihn.
›Ich hätte mir andere Männer suchen sollen. Diese Taugenichtse hier waren ein Reinfall. Alles Hasenfüße. Gut, dass dieser Jammerlappen Belecthor tot ist. Ich frage mich, wie er so lange in der Wildnis überleben konnte. Ich hätte mehr Männer wie Anaaq, Leyron und Feredir von der Kampfkraft her gebraucht. Aber leider haben diese drei mich verraten. Das ist wohl der Preis, den man zahlen muss, wenn man es nicht allen recht macht.‹
Vorsichtig wendete er den Kopf hinüber, wo Aeluin bei Leyron kniete und diesen versorgte.
›Die Mühe ist eh umsonst. Er wird genauso krepieren wie wir anderen auch. ‹
Nachdem Boromir befohlen hatte, die gefallenen Kameraden zu bestatten, ergänzte Faramir, dass man auch daran denken müsse, die Leichen der gefallenen Banditen zu verbrennen.
"Für die gefallenen Kameraden sollten wir heute Abend eine Bestattungsfeier abhalten", sagte Faramir zu seinem Bruder.
Ehe sie aber weiter darüber sprechen konnten, hörte auch Faramir die Stimme der jungen Frau. Er beschloss, sie als erste zu befragen.
Bei den Verletzten
Während er zu den Verletzten ging, sah er, wie Boromir Minalcar einen Tritt verpasste und Diros einem anderen Banditen einen Knebel in den Mund drückte. Das gefiel Faramir nicht.
"Wenn das so weitergeht, sind die Banditen tot, ehe wir nach Minas Tirith kommen. Unsere Männer müssen sich beherrschen! Ich werde Boromir nachher darauf ansprechen müssen."
Als er zu den Verletzten kam, fragte er die Heiler, ob Rodos das Mädchen hergebracht habe. Er erfuhr, dass sie alleine gekommen und Rodos angegriffen worden sei, aber Thenar schon nach dem Kameraden suchte. Die junge Frau würde gerade Leyron pflegen.
Faramir sah, dass Aeluin dies mit großer Hingebung tat.
"Eine reichlich gute Behandlung für einen Mann, der gegen uns gekämpft hat", murrte einer der verletzten Soldaten.
"Ja, aber wir müssen sehen, dass nicht nur er, sondern auch die anderen behandelt werde", sagte Faramir und wandte sich an die Heiler: "Denkt daran, auch die Banditen zu behandeln. Auch den Einäugigen, denn der Truchsess will ihn lebend!"
Dann ging er zu Aeluin und Leyron und sprach die junge Frau freundlich an:
"Verzeihe die Störung, Aeluin, aber ich möchte mich mit dir unterhalten, da ich einige Fragen an dich habe - zu deinen Brüdern und auch zu Leyron. Komme bitte ein Stück mit, damit wir ungestört reden können."
-------------------------------------------- "Ich bin Faramir, Heermeister von Gondor."
Als der Heermeister Faramir bei den Verletzten stand, blickte ihn Oromedil unverwandt an. Er wartete darauf, dass der Heermeister die Frau wegschicken würde, die den Mörder neben ihm so fürsorglich pflegte. Er hätte ja selbst seine Meinung zu ihr gesagt, aber Erod hatte ihm den Mund verboten.
Dennoch konnte er nicht an sich halten, als der Heermeister die Frau zu sich bat um sich mit ihr zu unterhalten. »Heermeister«, rief er und streckte die verbundene Hand nach ihm aus, obwohl er ihn garnicht erreichen konnte. »Glaubt der Frau nicht, sie ist geistig verwirrt! Der Mann hat auf mich eingestochen, glaubt es mir! Er gehört zu der Bande hier!«
Er hoffte inständig, dass das Wort eines Soldaten mehr zählte als das einer dahergelaufenen Frau, die abstruse Behauptungen aufstellte.
_________________________________________ Der Chara für alle Fälle …
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Frindol war durch das ganze Gezeter mit der jungen Frau wirklich abgelenkt worden. Doch nun hatte sich Erod ihrer angenommen und es schien so als hätte sie sich wirklich dazu bereit erklärt hier ein wenig Hand anzulegen. Zuerst misstrauisch beobachtete Frindol kurz ihr tun, als sie den Gefangenen Wasser gab und ihm die Wunden auswusch. Doch schließlich widmete er sich seinem momentan eigentlichen Patienten wieder.
Und so kam Frindol zurück zu Areros und kniete sich neben ihm nieder. Er zückte eine kleine Flasche und hielt sie Areros an den Mund, so dass deren Inhalt in jenigen lief und der junge Mann schlucken musste. Es war hochprozentiger Alkohol und würde ihm Helfen das alles zu überstehen.
Mittlerweile hatte jemand einen verwundeten Waldläufer herbeigebracht, aus dessen Schulter ein Pfeil ragte. „Leg seine Schulter schonmal frei, ich kümmere mich dann gleich um ihn“, meinte Frindol zu einem seiner Gehilfen, bevor er sich wieder auf Areros konzentrierte.
„Bereit Junge?“ fragte Frindol und winkte zwei weitere Soldaten herbei. Diese würden Areros sowohl am Oberkörper als auch an den Beinen festhalten, so dass er liegen blieb. Anders würde diese Prozedur gar nicht funktionieren. Frindol schob Areros noch das Beißholz zwischen die Zähne, bevor er seine Hand nach hinten streckte. Im nächsten Augenblick hatte er ein stumpfes Messer in der Hand, dessen Klingenspitze glühte vor Hitze.
Frindol sah noch einmal zu seinen Gehilfen, welche ihm zur Bestätigung, dass sie bereit waren, zunickten. Der Heiler atmete noch einmal tief durch, dann setzte er das Messer an Areros Bauchwunde an und brannte diese innerlich aus. Der Schrei, den Areros ausstieß, war zwar durch das Beißholz gedämpft, aber dennoch schmerzerfüllt. Der junge Mann wandte sich unter dem Griff der Soldaten, welche alle Hände voll zu tun hatten um ihn ruhig zu halten. So schnell war Frindol eben nicht fertig. Die Blutgefäße mussten verödet werden. Irgendwann blieb der Junge ruhig liegen und es drangen auch keine Schmerzenslaute mehr zu ihren Ohren. Er hatte zum Glück das Bewusstsein verloren und so konnte Frindol in Ruhe weiter behandeln.
Als das Ausbrennen beendet war reinigte Frindol die Wunde noch einmal mit Alkohol, bevor er einen festen Verband mit mehreren Lagen Kräutersud auf dieser befestigte. „Wenn er aufwacht, soll er mindestens einen Becher von dem Weidenrindentee trinken!“ meinte Frindol zu seinem Gehilfen. Dann deckte er Areros bis zum Hals mit der dicken Decke zu und stand auf um sich seinem nächsten Patienten, Arcuen, zuzuwenden.
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Er hätte gerne gewusst wie es Areros ging, doch Aeluin schien auch nicht mehr zu wissen als er. Vielleicht konnte er später einen der Heiler nach seinem Freund befragen. Sicherlich würde auch Aeluin später nach ihrem Bruder sehen und wenn nicht… dann würde er sie darum bitten. Schließlich sollte ihr Areros bedeutend näher stehen als er selber. Als Aeluin damit begann, die Striemen auf seinem Rücken zu säubern wurde ihm noch einmal schwarz vor Augen, aber er ließ sich nichts anmerken. Schlimm genug das Aeluin sehen musste wie Minalcar ihn zugerichtet hatte. Mit Schrecken erinnerte er sich in diesen Augenblicken an die Schmerzen, die er gehabt hatte als man ihm noch viel schlimmer zerschunden wie er jetzt war, im zarten Alten von fünfzehn Jahren über Board geworfen hatte. Wie hatte das Salzwasser und die sengende Hitze auf seiner aufgeplatzten Haut gebrannt.
Dankbar trank er noch einmal als sie ihm die Schale mit Wasser an die Lippen setzte. Aeluins zarte, warmen Hände waren eine Wohltat zu den Schmerzen die ihn plagten, während sie die Wunden reinigte. Er wäre gerne mit ihr alleine gewesen, an einem Ort an dem er mit ihr hätte sprechen und ihr die Wahrheit sagen können. Irgendwo weit weg von den Soldaten, von Blut und von dem Tod der einige Männer ereilt hatte und noch ereilen würde. Ihn eingeschlossen.
Wenn sie wüsste wie sanft ihre Zuwendung war im Gegensatz zu dem was ihn wohl bei anderer Hilfe erwarten würde. Als sie sich dann erneut bei ihm entschuldigte dafür, dass sie ihm nicht schmerzfrei helfen konnte blickte Leyron sie eindringlich an und zog seine gefesselten Hände unter ihrer Hand hervor. Es war etwas umständlich aber er schaffte es ihr Gesicht zu berühren und sanft ihre Wangen zu streicheln. Gerne hätte er auch ihre Lippen berührt, aber seine Hände waren dreckig und blutverkurstet.
»Du hast mir … schon sehr geholfen…Sternchen…« er lächelte sie an, sich bewusst darüber das es wahrscheinlich sehr gequält aussah. Er hatte starke Schmerzen an der linken Seite, die durch das sitzen noch verstärkt wurden. Er brachte es einfach nicht übers Herz ihr zu sagen das es besser gewesen wäre, den Dreck in den Wunden zu lassen und das Fieber nicht mit Wadenwickeln zu bekämpfen. »Die Schmerzen… sind auszuhalten.«
Dann vernahm er Schritte die schmatzende Geräusche dank des aufgeweichten Bodens hinterließen. Leyron blickte auf und sah den weißen Baum Gondors auf der Lederrüstung des Mannes der sich ihnen genähert hatte. ‚Truchsessbrut’ Leyron stöhnte und wandte seinen Blick ab. Es würde nicht helfen wenn der Mann die offensichtliche Feindseeligkeit in seinen Augen sah. Als er dann noch Aeluin ansprach und mit ihr ein Stück weit gehen wollte, sträubten sich bei Leyron die Nackenhaare aber er musste einsehen, dass er nichts dagegen unternehmen konnte.
Leyron angelte nach Aeluins Hand um sie ein Stück näher an sich heran zu ziehen und ihre Aufmerksamkeit wieder zu erlangen. »Sei vorsichtig… mit dem… was du zu ihm.. sagst« flüsterte er ihr zu, immer wieder mit Pausen zwischen den einzelnen Worten »und sorge dafür… das sie Areros … und Lundor … helfen…«
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Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen.
Liebevoll blickte Aeluin Leyron an. Wie gern hätte sie ihm die Fesseln abgenommen, aber die Soldaten hätten sie gewiss gehindert. ‚Bald sind wir wieder in Anthara!‘, wollte Aeluin gerade sagen, als der Heermeister Faramir zu ihnen kam und sie ansprach. Hoffnung erschien auf ihrem Gesicht, denn der Heermeister war dafür bekannt, dass er gerecht und mitleidig war.
Deshalb verstand sie nicht recht, was Leyron mit dem vorsichtig Sein meinte. Aber an ihre Brüder würde sie auch denken. Nach ihnen musste sie unbedingt fragen. „Ich bin gleich wieder da“, sagte Aeluin und schenkte Leyron einen weiteren zärtlichen Kuss und ein Lächeln.
Dem Soldaten, der Leyron schon wieder beschimpfte und sie nun auch, warf sie einen Blick zu, der ihn getötet hätte, wenn Aeluin es vermocht hätte. Doch diesmal hatte sich Aeluin viel zu gut unter Kontrolle, als dass sie noch einmal verbal aus der Haut gefahren wäre.
Abseits bei Faramir
Sie stand auf und folgte dem Heermeister, der voran ging einige Schritte weiter, wo sie von niemanden belauscht werden konnten.
„Heermeister Faramir“, wagte Aeluin zu sprechen, doch dann verließ sie der Mut. Es schickte sich nicht, dass sie das Gespräch begann, deshalb schwieg sie und blickte demütig auf die schlammbeschmierten Stiefel des Heermeisters.
Erod hatte gerade mit Faramir gesprochen, und ging dann zu der Frau und Leyron weiter. Sie schien ihre Sache gut zu machen, und er nickte ihr zu. Außerdem schien sie so gut wie fertig zu sein. Erod fühlte mit der Hand das Fieber des Mannes. Es war in der kurzen Zeit noch nicht gesunken, aber es schien auch nicht gestiegen zu sein.
Er prüfte dann die ausgewaschenen Striemen am Rücken. Sie waren sauber und bereit zu nähen. Er wollte sich aber erst um die Wunde an Hals und Niere kümmern.
Als Aeluin aufstand, um mit Faramir zu gehen, rief er ihr hinterher, dass er sie nachher wieder hier sehen wollte. ›Nicht, dass sie sich dann aus dem Staub macht, wo hier noch Hilfe gebraucht wird!‹, dachte er sich.
Dann griff er nach der Schüssel mit heißem Wasser und reinigte mit Mühe die Wunde an der Niere, die jetzt frei lag. Der Gefangene zuckte und wandt sich, doch darau konnte Erod nicht eingehen. Die Wunde musste gereinigt werden. Sie war schließlich bereits entzündet. Dann strich er eine Kräutersalbe aus Kamille auf die Wundränder und legte sauberes Moos aus seinen Vorräten darauf, um Flüssigkeiten aus der Wunde aufzufangen. Schließlich verband er die Wunde sauber, wobei der Leyrons Brustkorb sauber wusch, der auch von Schlamm bedeckt gewesen war.
Dabei entdeckte er Tätowierungen, die der Gefangene in der Haut trug. Er runzelte die Stirn, konnte aber mit den Zeichen nichts anfangen. Lesen hatte er nicht gelernt, und es hatte ihn auch nie interessiert.
Anschließend legte er den Kopf des Mannes sanft auf die Seite, so dass die Wunde am Hals freilag. Die Haare hatten sich darin verfangen und waren bereits mit verkrustet. Missbilligend schnalzte er mit der Zunge und schnitt die Haare an der Stelle ab. Auf Eitelkeiten nahm er dabei keine Rücksicht. Den eitrigen Schorf tupfte er mit Wasser ab und salbte und verband auch diese Stelle. Da die Wunden entzündet waren und nicht mehr bluteten, war ausbrennen nicht die richtige Strategie. Er würde die Verbände nur häufig kontrollieren müssen und die Wunden nachsalben.
Dann richtete er sich mit knackenden Knien auf streckte sich. Nadel und Faden lagen bereit, um die Striemen am Rücken zu nähen, aber da würde er sich von der Frau helfen lassen.
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