Minalcar trat nun näher an das Feuer heran, so dass Feredir sein Gesicht besser sehen konnte.
"Ich habe natürlich nichts dagegen, wenn du morgen mitkämpfen willst",sagte der Anführer etwas erstaunt. "Ich bin für jede zusätzliche Hand, die ein Schwert führen kann, dankbar. Du hast dich ja ganz schön schnell erholt. Aber mir soll es recht sein, wie gesagt."
Er trat noch näher an das Feuer und betrachtete das Gesicht des schweigsamen Mannes. Er konnte nichts darin lesen, was ihn argwöhnisch machte. Leider hatte Minalcar nicht die Gabe, in den Herzen der Menschen zu lesen, wie es manche hohe numénorische Adelige besaßen. In diesem Moment wünschte er sich sehr, diese Gabe zu besitzen. Er wußte, dass er nicht allen seinen Männern über den Weg trauen konnte. Besonders Anaaq schien sein eigenes Süppchen zu kochen.
Wenn ich nur wüßte, wie ich bei Feredir dran bin, verdammt!, dachte er finster und ließ sich jetzt auf dem Höhlenboden in der Nähe von Feredir nieder.
´Erholt? …erholt ist sicher etwas anderes, Minalcar. Doch darüber werde ich nicht mit dir streiten. Das führt zu nichts!´
Feredir folgte dem Mann mit seinem Blick, der sich vom Eingang der Höhle weg, erst in die Nähe des Feuers begab, ihn eindringlich betrachtete und dann doch ein wenig abseits davon Platz nahm.
Die zunehmende Dämmerung draussen ließ das Licht in der Höhle noch düsterer werden und die Wände wurden mehr oder minder nur noch durch das Flackern der Feuer erhellt. Uralte Felsformationen warfen bizarr umherzuckende Schatten gegen die Wände. …und auch ihre eigenen Schatten wirkten übermenschlich und riesenhaft an den Wänden und Decken der Höhle. Das gelegentliche, unruhige Flattern der Fledermäuse, die vor dem herannahenden Gewitter in ihren geschützten Nischen blieben, wirkte durch das entfernte Grollen beinahe wie ein gespenstisches Rascheln.
Minalcars Blick fixierte ihn und endlich sah auch Feredir ihn direkt und offen an. Die Schatten spielten in ihren Gesichtern ebenso, wie an der Wand. Feredir hatte jetzt seinen Kopf befreit. Alles, was seine Gedanken an morgen verraten konnte, hatte er verdrängt und was ihn jetzt bewegte, hatte nichts mehr mit dem zu tun, was ihnen in wenigen Stunden bevorstand. Es war etwas, über das er selten nachgedacht hatte und doch…
„Dein Auge, Minalcar…?“ …und seine Miene blieb ruhig, als er die Frage vom Mittag wiederholte: „Wie hast du es verloren? Sieht man die Welt anders, als wenn man sie durch zwei Augen betrachtet?“ Man konnte deutlich hören, dass es tatsächliches Interesse war… und nicht nur blanke Neugier oder gar Mitleid, was ihn seine Worte wählen ließ.
Auch wenn Anaaq nicht immer einer Meinung mit Minalcar war, so musste er dessen Bedenken den Angriff betreffend doch teilen. Er war am Höhleneingang stehen geblieben, nachdem ihr Anführer sich wieder zu Feredir gesellt hatte und nun konnte er etwas entfernt eine Bewegung ausmachen. Ihre Späher kamen anscheinend zurück. Der Haradan wandte seinen Kopf Minalcar zu und rief leise in die Höhle hinein. „Du wirst Meneldil gleich selbst fragen können, was er so alles heraus bekommen hat. Spätestens dann werde ich Dir mehr zum Aufbau eines Angriffs sagen können.“ Erwartungsvoll blickte der Haradan dem Kundschafter entgegen während er Feredirs Frage nach dem Auge des Anführers nur leise und nur wie durch einen Schleier vernahm.
Eine Sache, über die Minalcar bisher nicht gesprochen hat. Hoffentlich setzt sich Feredir damit nicht in die Nesseln. Allein durch den Unfall ist unser Herr Anführer sicher ein klein wenig empfindlich. Allerdings wurde das Interesse des Haradan, die Antwort auf die Frage Feredirs betreffend von der Sorge um einen möglichen Wutanfall für einen winzigen Augenblick übertroffen.
********************************************************************************* Das Öl des Armen brennt nicht, das Wasser des Reichen fängt Feuer. (Paschto)
Meneldil und Marach hatten sich beeilt zur Höhle zurück zu kehren. In Gedanken ging Meneldil das was er gesehen hatte noch einmal durch und überlegte, wie er Minalcar das was er gesehen hatte am besten erzählen sollte, damit dieser auch ja zufrieden sein würde. Einen kurzen Gedanken verschwendete er auch an den Südländer, der bei den letzten Planungen immer wieder die Finger mit im Spiel gehabt zu haben schien. Seit er bei ihnen war stellte Minalcar größere Ansprüche an seine Männer, wenn es darum ging wie ein Angriff abzulaufen hatte.
Sicher, sie hatten seitdem weniger Verluste gehabt, aber es war auch nicht immer ganz einfach gewesen, das was geplant war umzusetzen. Bald hatten die beiden Männer den Höhleneingang erreicht und Meneldils erster Blick fiel, nachdem sie die Höhle betreten hatten, auf Minalcar, der wieder einmal in Begleitung des Haradan war und dessen Aufmerksamkeit wohl im Augenblick mehr dem Neuen galt als allem anderen.
_________________________________________ Der Chara für alle Fälle …
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Minalcar betrachtete Feredir überrascht. Der schweigsame Mann interessierte sich also tatsächlich für diese Geschichte mit dem Auge, sonst hätte er diese Frage nicht nochmal gestellt.
"Nun, ich war nicht immer ein Geächteter, mein Freund",meinte er mit einem verbitterten Lächeln. "Das Auge verlor ich, als ich treu und redlich noch unter Denethor diente. Wir kämpften gegen Orks in Ithilien. Wir waren nur wenige und die Schurken waren in der Überzahl. Ich versuchte, einen Kameraden vom Boden aufzuhelfen. Plötzlich kam ein riesiger Steintroll auf mich zu und warf mich selbst zu Boden. Meine Waffen lagen nicht in greifbarer Nähe. Als er seinen Spieß nach mir warf, konnte ich mich gerade noch zur Seite rollen, aber der Spieß traf mich am Auge. Es konnte nicht gerettet werden. Ich verlor noch während der Nacht meine Sehfähigkeit auf dieser Seite völlig. Tja, man gewöhnt sich aber irgendwie daran, nur noch mit einem Auge sehen zu können. Die Valar waren so gnädig gewesen, und haben mir eines zuviel gegeben."
Er lachte über seinen eigenen Witz und verstummte, als Feredir ihn weiter ernst ansah.
Anaaq mischte sich jetzt ein und kündigte das Kommen Meneldils an. Neugierig erhob sich MInalcar und lief zum Höhleneingang vor. Da sah er Meneldil und Marach bereits kommen und winkte ihnen zu.
"Kommt herein und berichtet uns!", rief er ihnen zu.
´…bei den Truppen Denethors gedient…´ Feredir runzelte tatsächlich nachdenklich die Stirn und folgte dem Anführer mit dem Blick als der sich wieder erhob. ´Orks und Trolle…´ Eigentlich hatte Feredir etwas völlig anderes beschäftigt, als er seine Überlegungenbezüglich des verlorenen Auges angesetzt hatte. Doch nun kam er unmittelbar wieder ins Grübeln. Seine vorherigen Gedanken waren wie weggeblasen!
Wie passte das zusammen? Ein sichtlich tapferer und zweifellos redlicher Soldat der Truppen Gondors… und der unberechenbare Anführer eines Haufens heruntergekommener Halunken?
Kaum nahm er darüber richtig wahr, was die zurückgekehrten Kundschafter berichteten.
Unsicher… und auch ein wenig ängstlich sah Meneldil Minalcar entgegen. Anaaq, auch wenn man wie immer sein Gesicht nicht sehen konnte, bereitete ihm nicht halb soviel unbehagen, auch wenn dessen Blick der auf ihm ruhte, ihm kalte Schauer über den Rücken trieb.
Am Feuer berichtete er in kurzen Sätzen, was er herausgefunden hatte. Er beantwortete Anaaqs Fragen zur Entfernung der Anlegestelle vom Dorf, die Anzahl der Höfe und Gebäude, deren Lage und Entfernung zueinander, die Bodenbeschaffenheiten, der Bewuchs drum herum… Kurz, alles was der Haradan… und schließlich auch Minalcar mit gelegentlichen Einwürfen nachfragte.
Meneldil kam darüber deutlich ins Schwitzen und hoffte, als er schließlich alles beantwortet hatte, wie es ihm im Gedächtnis geblieben war, dass er sich nun ungeschoren zurück ziehen konnte. Den Kopf halb zwischen seinen Schultern versteckt, wartete er auf die erlösenden Worte Minalcars.
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Irgendwann lauschte Feredir dann doch aufmerksam und bemerkte die Lücken den Informationen. Nichts über die Anzahl und Stärke der Einwohner, nichts über Wege und Fluchtmöglichkeiten, keine Einschätzung zu besseren Wertobjekten oder eine Unterscheidung der Gehöfte in arm und wohlhabend anhand deren sichtbarer Ausstattungen oder deren baulichem Zustand.
Er versuchte sich unbefangen zu geben und tastete noch einmal seine Hosen ab. Er entschied, dass er sie wieder anziehen würde. Der letzte Rest musste einfach am Körper trocknen. Als er auch die Decke heranzog um der zunehmenden Kälte zu trotzen, warf er einen seitlichen Blick auf die Karte, die Anaaq nach der Beschreibung des Kundschafters angefertigt hatte und nickte kaum wahrnehmbar…
Er sah den seiner Meinung nach einzig sinnvollen Weg, das Dorf ohne viele Verluste einzunehmen. …zumindest mit wenigen Verlusten auf ihrer Seite. Doch er schwieg. Denn genau dieser Weg würde unter den Dörflern wohl die höchsten Verluste einfahren…
MInalcar zeigte sich nicht so ganz zufrieden mit Meneldils Bericht. Er wusste jetzt zwar ungefähr, wie die Lage von dem Dorf aussah, aber die Anzahl der Männer dort wusste er nicht. Er bekam ein ungutes Gefühl in der Magengrube und er warf Anaaq einen fragenden Blick zu.
"Theoretisch könnte es in diesem Dorf ungefähr 50 Männer geben, die uns das Leben schwer machen könnte",murmelte er ungehalten vor sich hin. "Wir sind nur 40 und einige von uns taugen nur zum Saufen. Wir gehen ein hohes Risiko ein, wenn wir Anthara so blindlings angreifen, ohne zu wissen, was uns dort erwartet. Auch wenn wir noch in der Dunkelheit angreifen, so wird doch ein Teil des Dorfes uns Widerstand leisten. Was meinst du, Anaaq?"
Er sah fragend zu dem Haradan hinüber, der dem Bericht still zugehört hatte.
Aufmerksam und mit zunehmendem Unmut hatte sich Anaaq den Bericht des Spähers angehört und versucht sich nach dessen Angaben eine einfache Karte des Dorfes aufzuzeichnen. Das wenige, das Meneldil zu berichten wusste würde es nicht leicht machen einen Angriffsplan zu entwickeln, der es ihnen ermöglichen würde, dass sie zum einen keine Verluste erlitten und zum anderen doch Beute machen würden.
Stumm hatte er bis zum Ende des Berichts abgewartet bis sich Minalcar an ihn wandte. „Es sind wirklich noch eine Menge Unwägbarkeiten offen geblieben. Und schon allein die Aussicht darauf, dass es anscheinend mehr Männer im Dorf gibt als wir selbst haben mag mir nicht gefallen...“ Noch einmal stellte er Meneldil einige Fragen, die dieser jedoch nur zum Teil zu seiner Zufriedenheit beantwortete. Offenbar hat er sich alles nur sehr oberflächlich angesehen und dann geschaut, dass er wieder zurück kam. Das was er uns erzählt hat hätte sogar ich ohne entdeckt zu werden herausbekommen können…Nun, mal sehen was sich daraus machen lässt.
„Was ich dazu meine? Nun, so ganz mag mir das Ganze nicht gefallen. Aber ich werde versuchen aus dem wenigen, was uns vorliegt etwas zu machen. Zwar wissen wir nicht mit wievielen Gegnern wir es zu tun bekommen werden, aber ich kann mir nach Meneldils Beschreibung in etwa vorstellen wie die Höfe stehen. Auch wenn er uns leider nur wenig über deren Größe sagen konnte.“
Der Haradan dachte einen Augenblick nach bevor er weitersprach. Sie würden nicht alle Höfe auf einmal einnehmen oder angreifen können. Vermutlich war es am sinnvollsten, wenn sie sich die Gehöfte in Grüppchen vornahmen und die Wege, die ihm ihr Späher zumindest ansatzweise hatte nennen können als Trennlinien nahmen. Wenn er es richtig sah, dann konnten sie in diesem Fall sich so aufteilen, dass sie das Dorf in drei Schritten angreifen würden.
„Das Dorf wird durch die Wege, die ich hier und hier nach Meneldils Beschreibung eingezeichnet habe unterteilt. Außerdem gibt es überall auch immer wieder Büsche und Bäume. Wir werden uns aufteilen müssen. Aber selbst dann ist ein Angriff auf alle Häuser gleichzeitig ein zu großes Risiko. Ich würde vorschlagen wir bilden einigermaßen schlagkräftige Trupps und greifen jeweils die Gehöfte gleichzeitig an, die auf einer Seite eines Weges liegen. Dann müsste es sich in drei Angriffsabschnitten machen lassen…Je nachdem wie sich diese Dörfler zur Wehr setzen werden…Aber wir sollten auf jeden Fall zu verhindern versuchen, dass sie vorzeitig Alarm schlagen können.“ Anaaq hatte seine Worte mit einigen raschen Handbewegungen über der Karte zu erklären versucht. Alles hing davon ab, ob Minalcar auf das was er ihm vorschlug eingehen würde oder nicht. Und bei all den Unwägbarkeiten war sich der Südländer in einigen Aspekten selbst nicht sicher, ob sein Plan so sicher wie die letzten sein würde. Nun, sie mussten versuchen das Beste aus dem was sie wussten zu machen.
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Auch Feredir sah, wie sich der Hauptweg, der sich durch das Dorf und über den Dorfplatz mit dem Brunnen zog, eine Art Trennlinie zwischen den Gehöften darstellte. Zudem schienen einige Höfe durchaus mehrere huntert Schritt Land zwischen sich zu haben. Nicht gerade das, was man eine dicht gestellte Siedlung nennen würde.
Anaaqs ausgesprochene Gedanken waren der Taktik, die er selbst sah schon fast zu ähnlich, als dass er nicht zumindest ein wenig erstaunt zu ihm aufsah. Doch war das Flackern in seiner Miene nur kurz. Dann lauschte er weiter.
Minalcar kratzte sich am Bart und sah sich Anaaqs Zeichnung noch einmal an. In Thalath Taur war es so einfach gewesen. Dort hatte es nur halb so viele Höfe gegeben und auch entsprechend wenig Männer, die sich zur Wehr setzen konnte. Aber hier wirkte alles komplizierter. Er hörte sich Anaaqs Vorschlag an und es blieb ihm nichts anderes übrig als zuzustimmen. Nur auf diese Weise hatten sie eine Chance, das Dorf tatsächlich zu erobern. Aber da war immer noch ein gewisser Unsicherheitsfaktor: die Zahl der kampffähigen Männer im Dorf.
Doch Minalcar merkte, dass seine Männer bereits Feuer und Flamme für den Angriff waren. Sie redeten aufgekratzt über die zu erwartende Beute und die Frauen, die es in Anthara für sie geben würde.
Ich darf jetzt keinen Rückzieher machen, sonst gibt es womöglich eine Meuterei. Die Kerle sind alle wie besessen.
"Gut, dann werden wir das so machen, Anaaq",meinte Minalcar nachdenklich. "Ich werde unsere Leute in Gruppen aufteilen. Was meinst du, wie stark die Gruppen jeweils sein sollen?"
Minalcar verließ sich jetzt völlig auf Anaaqs Rat. Er fühlte sich plötzlich sehr unsicher. Dieses Mal durfte niemand einen Fehler machen - und er selbst schon gar nicht. Wenn es schiefgging, konnte er die Schuld auf den Haradan schieben und ihn dafür die Konsequenzen tragen lassen.
Immerhin schien Minalcar darauf zu vertrauen, dass es sinnvoll war die Männer in Gruppen aufzuteilen. Nachdenklich warf der Haradan noch einen Blick auf den groben Ortsplan. „Nun…wir haben es im Dorf mit drei unterschiedlich großen Häusergruppen zu tun. Für den ersten Teil…“ er deutete auf eine Gruppe von 4 Gehöften am, in der Draufsicht der Karte, rechten Ortsrand. „ist es vermutlich am sinnvollsten die Männer in vier Gruppen zu jeweils 10 Mann aufzuteilen. Damit kämen auf jeden Hof 10 Männer. Leider hat uns Meneldil nicht sagen können wieviele Personen uns in den jeweiligen Höfen erwarten. Also sollten wir versuchen so leise wie möglich in die Häuser zu kommen und sie noch in ihren Betten ruhig zu stellen.“ Ein missmutiger Blick traf den Kundschafter, der sichtlich verunsichert von einem Bein auf das andere trat und die Vorfreude seiner Kumpane nicht so recht teilen konnte.
Ohne weiter auf Meneldil zu achten tippte der Südländer auf die zweite Gruppe Häuser auf der Karte, die nur aus zwei Höfen bestand, die sich rechts und links vom Hauptweg des Dorfes befanden. „Bevor wir uns an diese beiden Höfe ranmachen sollten wir die Männer auf dem Dorfplatz wieder sammeln und neu aufteilen. Wenn wir bis dahin ohne Verluste geblieben sind kämen auf jeden Hof in diesem Fall 20 Männer. Damit sollte es kein Problem sein dort aufzuräumen. Und für die letzten drei Höfe können wir uns noch einmal neu gruppieren. Allerdings bin ich der Meinung, dass wir zusehen sollten pro Hof mindestens 10 Männer zu haben. Das hilft uns zu vermeiden, dass wir zu große Verluste erleiden. Wenn es stimmt, dass die im Dorf bis zu 50 kampffähige Männer haben, dann wird es so oder so knapp werden. Alles wird vermutlich davon abhängen, dass wir so leise und schnell wie möglich in die Häuser kommen, die Bewohner ruhig stellen und rasch wieder raus sind. Erst wenn wir durch alle Höfe durch sind kann uns ein gelegtes Feuer oder ein Alarmruf nicht mehr gefährlich werden."
Anaaq wusste, dass er mit seinen Ausführungen, auch wenn er seine Stimme bewusst gesenkt gehalten hatte, Minalcar offensichtlich etwas vorsetzte das eigentlich von diesem als Anführer hätte kommen müssen. Allerdings waren die meisten der Männer so im Taumel des bevorstehenden Angriffs, dass sie weniger auf ihn achteten. Lediglich Feredir und Meneldil waren nahe genug um ihn hören zu können. Bei ihrem Kundschafter war er sich fast sicher, dass dieser sich nicht einmischen würde. Feredir war ein anderes Kapitel. Den konnte er in dem Fall nicht einschätzen.
Für ihn selbst war im Augenblick eigentlich nur wichtig, dass der Angriff einigermaßen still, schnell und mit möglichst wenigen Opfern vonstatten ging. Vielleicht würde es sich ja sogar vermeiden lassen, das Dorf nieder zu brennen. Wie die Männer das mit dem Bewohner-ruhig-stellen anstellen würden, konnte er aber nicht beeinflussen. Dessen war er sich sicher. Nun, immerhin ist es einen Versuch wert, dass sie die Leute am Leben lassen und vielleicht nur mit einem harten Schlag auf den Kopf weiter schlafen schicken. Ich werde es auf jeden Fall so halten. Und wenn diese Trunkenbolde es tatsächlich schaffen sollten, leise und ungesehen in die Häuser zu kommen und die dann auch nicht gleich anzünden, dann sollte das ganze eigentlich ganz gut laufen. „Was hältst Du von dem Ganzen, Minalcar. Ich weiß, aufgrund der Tatsache, dass wir so viele unbekannte Dinge berücksichtigen müssen, wird es schwerer werden als in Thalath Taur, aber wenn die Männer sich an das halten, was man ihnen sagt, dann wird es auch so funktionieren.“ Forschend blickte er zu ihrem Anführer hinüber um herauszufinden, was sein Vorschlag bei diesem bewirkte.
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Minalcar war nicht wohl bei der ganzen Sache und zum ersten Mal, seit er diese Band um sich hatte, bekam er große Lust, einen Rückzieher zu machen. Er hatte nicht geahnt, dass Anthara so groß war und dass die Häuser so ungünstig für einen Angriff lagen. In Thalath Taur waren die paar Höfe alle dicht zusammengedrängt gewesen. Aber hier gab es viele Risiken zu bedenken - zu viele Risiken seiner Meinung nach.
Er hatte auch nicht vorgehabt, dieses Mal die ganze Planung Anaaq zu überlassen. Aber er war hier mit seiner Weisheit schlicht und einfach am Ende. Er war kein Stratege und würde auch nie einer sein. Er war nur ein Kämpfer.
Minalcar warf Meneldil einen strafenden Blick zu, weil er alles nur so oberflächlich erkundet hatte. Das nächste Mal - falls es ein nächstes Mal überhaupt geben würde - würde er einen anderen Kundschafter einsetzen. Sein Auge blieb auf Feredir ruhen, der seinerseits recht nachdenklich wirkte. Ihm schien das Ganze auch nicht so recht zu gefallen. Aber Feredir hatte auch versagt.
"So werden wir es machen, Anaaq",sagte Minalcar schließlich mit heiserer Stimme. "Du siehst ja, wie begeistert alle schon sind. Ich denke mal, dass sich die Männer am Riemen reißen werden und den Plan so durchführen werden, weil es ja was zum Holen gibt."
Ob die Bauern wirklich wohlhabend waren, wußte MInalcar nicht. Aber Meneldil hatte die Höfe als recht groß beschrieben. Daraus konnte man eigentlich folgern, dass die Antharer gewisse Besitztümer hatten.
Er wandte sich mit geröteten Wangen an die Männer. Er klatschte laut in die Hände, damit sie sich ihm alle zuwanden. Dann erklärte er ihnen Anaaqs Angriffsplan. Er tat natürlich so, als ob der Plan im Wesentlichen von ihm selbst stammte und nicht von Anaaq. Es war MInalcar ziemlich gleich, dass er damit den Haradan wahrscheinlich verärgerte, aber er musste sich schließlich Respekt als Anführer verschaffen.
Feredir spürte den Unmut des Anführers deutlich. Diese Sache schien Ausmaße anzunehmen, die ihm nicht gefielen und doch war es zu spät für einen Rückzieher. Annaq konnte er nur schwer einschätzen. Seine Rede war sicher und fest gewesen. …genau von der Sicherheit, wie sie Minalcar vielleicht besser selbst besessen hätte. Doch die sichtliche Ungewissheit in den Zügen ihres Anführers gab Feredir zu denken.
Seine Gedanken wurden für einen Moment unterbrochen, als der missmutige Blick ihn traf. Es war kaum zu übersehen, dass Minalcar auch ihm Vorwürfe machte und ihn damit an sein eigenes Versagen erinnerte. Sicher… er hätte ohne Zweifel mehr auskundschaftet als Meneldil es getan hatte. Das stand für ihn ausser Frage. …auch wenn es länger gedauert hätte. Doch er war nicht so weit gekommen und er hätte an der Stärke des Dorfes wohl damit auch kaum etwas ändern können.
Er lauschte nur den ersten Sätzen, die Minalcar an die Gruppe wandte. Dann rückte er näher an Anaaq und dessen grob skizzierte Karte heran.
„Hast du dir überlegt, den Männern den Rücken zu decken? Ein oder zwei einigermaßen passable Bogenschützen an einem strategisch guten Platz könnten die Übersicht behalten, Warnungen ausrufen und gegebenenfalls gleich eingreifen, wenn etwas Unerwartetes geschieht. Ein erhöhtes Gebäude wäre gut, doch Meneldil hat keines benannt. Den Dorfplatz halte ich aber auf jeden Fall für einen Ort, der gleich zu Anfang mit überwacht werden sollte.“
Mit so vorbehaltloser Zustimmung von Seiten Minalcars hatte er nicht gerechnet. Aber ihm konnte das nur Recht sein. Der Seitenblick, den ihr Anführer Feredir zugeworfen hatte war deutlich genug gewesen um zu zeigen, wie sehr Minalcar offenbar die Sache mit dem Unfall immer noch stank. Allerdings hatte Anaaq das Gefühl, dass Feredir seiner Aufgabe als Kundschafter sehr viel gewissenhafter nachgegangen wäre. Aber das war jetzt nicht mehr zu ändern und sie würden mit dem leben müssen, was sie wussten.
Die Versicherung Minalcars, dass sich die Männer am Riemen reißen würden nahm der Haradan mit einem leichten Neigen des Kopfes entgegen. Allerdings würde er das erst glauben, wenn er es selbst sah.
Gerade hatte er noch einen Blick auf die Karte geworfen und auf die Worte gehorcht, die Minalcar an die Männer richtete als sich Feredir an ihn wandte und seine eigene Meinung kund tat. Überrascht warf er dem ´Neuen´ einen Blick zu. Die Vorschläge, die er machte waren gar nicht mal so übel.
Sehr bewusst senkte er seine Stimme als er sich an den andere wandte. „Ich will nicht wissen, woher Du Dein Wissen hast. Aber den Gedanken mit den Bogenschützen hatte ich auch schon. Nur sieht’s da bei den anderen mies aus. Und ich brauch mich da ganz bestimmt nicht allein irgendwo postieren…“ Noch einmal rief er sich das was Meneldil erzählt hatte ins Gedächtnis. „…wegen höherer Gebäude würde ich mir keine Ilussionen machen…Bäume sind wohl eher wahrscheinlich. Würdest Du Dich mit deinen Blessuren denn fähig fühlen bei der Überwachung des Platzes zu helfen? Irgendwie kann ich das Minalcar sicher auch noch klar machen…“
Dann wird sich ja zeigen, ob ich mich auf Dich verlassen kann oder ob Du auch Dein eigenes Süppchen kochst. Wäre nett mal zur Abwechslung jemanden zu haben mit dem man normal reden kann…
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Ein wenig überrascht… und doch unmittelbar wieder bemüht, sich dies nicht anmerken zu lassen, sah er von der Karte zu Anaaq auf.
„Das Loch im Bein wird mich beim Schießen nicht behindern. Aber wenn du mich damit auf einen Baum setzen willst, wirst du mir mindestens eine Leiter mit dazu anbieten müssen.“ ´Mal ganz abgesehen davon, dass meine, nun wieder schmerzenden Rippen mir diese Idee sicher ziemlich übel nehmen würden.´
Natürlich stellte Feredir sich auch selbst die Frage, ob er sich im freien Kampf überhaupt auf sich und seine sonst eigentlich gewohnte Wendigkeit noch verlassen konnte. Eine Stellung wie die genannte würde, sofern sie Gegenwehr erfuhren eine ziemlich gefährliche Aufgabe sein. …zumindest, wenn der ein oder andere Bauer einen klaren Kopf behielt.
„Anaaq…“ sprach er den Haradan jetzt jedoch ziemlich ernst und verbindlich an. „Du solltest aber auch das eine von mir wissen, bevor du es in Erwägung ziehst, mich auf solch einen Posten zu stellen: Ich werde ein jeden, von unseren Kameraden hier, vor ihm drohender Gefahr schützen, wenn ich kann. …aber ich werde nicht wahllos und unnötig auf Bauern schießen, wenn ich nicht muss.“
MInalcar hatte einige Mühe, die aufgekratzten Männer im Zaum zu halten. Sie freuten sich schon auf die Besitztümer der Dorfbewohner und wollten auch immer wieder von Meneldil wissen, was er noch alles in Anthara gesehen hatte.
"Nun hört schon auf, Meneldil zu bedrängen",knurrte der Anführer ungehalten. "Er weiß nicht mehr, als er uns gesagt hat. Und das war nicht viel."
Meneldil blickte Minalcar dankbar an, während die anderen Männer ärgerlich abwinkten und sich zurückzogen.
Minalcar hatte mitbekommen, dass sich Anaaq und Feredir leise über der Karte gebeugt unterhielten und er ärgerte sich, dass er den Beginn des Gespräches nicht gehört hatte.
Ich möchte zu gerne wissen, was die beiden da ausbrüten, dachte er grimmig.
Er hatte gehört, dass Anaaq über mögliche Bogenschützen sprach und Feredir was von einem Baum sagte, wo er womöglich sitzen sollte.
"Na, Anaaq, was führst du wieder im Schilde?", fragte Minalcar mit einem schiefen Grinsen und schlug den Haradan auf die Schulter. "Soll Feredir während des Angriffes auf einem Baum sitzen und das Dorf überwachen?"
Als ihn Feredir ernsthaft auf den Plan mit dem Bogenschützen ansprach blickte ihm Anaaq zum ersten Mal, seit sie beide bei der Bande waren richtig in die Augen. Vor allem die Aussage, dass der Andere nicht vorhatte unnötig Leben zu vergeuden. Mit einem kurzen Seitenblick zu Minalcar, der die anderen von Meneldil versuchte weg zu bekommen beugte sich der Haradan ein wenig zu seinem Gesprächspartner und senkte noch einmal seine Stimme. „Ich kenne das Dorf genauso wenig wie Du. Wenn ich es könnte, dann würde ich dafür sorgen, dass Du mit Deinen Verletzungen einen einigermaßen sicheren Beobachtungs- und Schussposten bekommen würdest. Aber so werden wir mit dem leben müssen, was wir vorfinden…“
Er zögerte einen Moment bevor er weitersprach. „…Meinst Du denn mir ist daran gelegen möglichst viele Leben zu nehmen, wenn wir dieses Dorf überfallen? Ich bin kein Freund von Verschwendung und mir ist auch nicht dran gelegen jeden, der mir in den Weg kommt umzubringen. Ich verteidige mich, wenn ich angegriffen werde…nicht mehr und nicht weniger.“ Insgeheim hoffte Anaaq, dass Feredir verstehen würde, was er ihm damit sagen wollte.
Als Minalcar wieder zu ihnen trat verstummte er bis er direkt angesprochen wurde und blickte ihren Anführer direkt an. „Du scheinst mir wirklich nicht trauen zu wollen…Muss ich denn jedes Mal, wenn ich mit einem der Männer rede etwas aushecken? Wir haben uns lediglich darüber unterhalten, dass ein paar Bogenschützen auf erhöhten Posten helfen würden den Überblick zu behalten und unseren Männern ein wenig Schutz zu bieten…Nur leider haben wir zu wenige Bogenschützen, die ich persönlich für so eine Aufgabe für geeignet halten würde. Ich hatte lediglich gemeint, ob Feredir so etwas übernehmen würde. Aber mit seinem Bein dürfte er Schwierigkeiten haben auf einen Baum zu steigen. Ich selbst würde es machen, wenn Du Minalcar es für nötig halten würdest…Immerhin müssen wir dran denken, dass uns die Dörfler nicht irgendwo in den Rücken fallen…“ Er wusste, dass es dünnes Eis war auf dem er sich bewegte, aber es würde wichtig sein, wenn sie vermeiden wollten, dass sie in etwas hineingerieten das sie nicht mehr kontrollieren konnten.
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Minalcar fühlte sich ertappt und er ärgerte sich wieder einmal über Anaaq, der scheinbar Gedanken lesen konnte. Natürlich mißtraute Minalcar dem Haradan, und diese leisen Unterhaltungen mit Feredir gefielen ihm gar nicht. Er würde es nicht dulden, wenn der Haradan den ruhigen Mann auf seine Seite ziehen und für seine eigenen Machenschaften benutzen würde.
Sein Grinsen erstarrte und er zog rasch die Hand von Anaaqs Schulter.
"Soso, über Bogenschützen habt ihr euch unterhalten",meinte er mit finsterer Miene. "Da sieht es wohl schlecht aus. Wir haben gerade mal zehn Leute, die einigermaßen gut mit Pfeil und Bogen umgehen können. Und die brauchen wir eigentlich für den Nahkampf. Das ist nunmal keine Waldläufertruppe wie die von Faramir. Dein Schlachtplan, Anaaq, ist perfekt - perfekt für eine Truppe, die wirklich was auf dem Kasten hat. Aber nicht für diese....diese Bande hier."
Er machte bei seinen letzten Worten eine verächtliche Bewegung in Richtung seiner Männer. Die meisten von ihnen sahen es nicht, denn sie waren bereits im Geiste damit beschäftigt, die Beute aus Anthara unter sich zu verteilen.
"Ich mag es nicht, wenn meine Männer vor mir Geheimnisse haben!", fuhr er Anaaq dann an. "Ich möchte wissen, worüber du dich mit Feredir unterhältst. Ich bin hier der Anführer!"
„Es ging darum, den Männern nach Möglichkeit den Rücken zu decken. Um Leute, die an strategischen Punkten die Übersicht behalten und Warnungen ausrufen können. …oder im Zweifel gleich selbst die Möglichkeit hätten einzugreifen. …mit Hilfe einer sicheren Bogenhand und den dazugehörigen Waffen. Ideal wäre ein höheres Gebäude. Heuschober, mit Luken im oberen Stockwerk. …oder ähnliches.“
Feredirs Stimme war ruhig und erklärend. Er hoffte, damit die Aufmerksamkeit wieder auf das Wesentliche zu lenken und weg von dem persönlichen Machtkampf, den er zwischen Minalcar und Anaaq allmählich wahrnahm. Feredir war sich durchaus bewusst, dass wenn die Schätzung von 50 verteidigungsfähigen Männern in Anthara auch nur annähernd der Wahrheit entsprach, dass ihr Angriff morgen vorerst der letzte sein könnte, den Minalcar in dieser Größenordnung führte.
„Für ein Dorf dieser Größe wären eigentlich wenigstens doppelt so viele Männer vom Schlag dieses Haufens nötig, Minalcar. …es ist gefährlich!“ er blickte den Mann ernst und verbindlich an und ließ keine Zweifel daran, dass er von dem überzeugt war, was er gesagt hatte.
Minalcar wandte sich jetzt wutschnaubend an Feredir. Er versuchte seine Nervosität durch Agressivität zu übertünchen.
"Schön, dass ihr das zu zweit besprecht. Meinst du nicht, ich sollte davon auch in Kenntnis gesetzt oder um meine Meinung gefragt werden?",fragte er Feredir bissig.
Feredirs Worte hallten noch in seinem Kopf nach: ja, er wußte, dass dieser Angriff ein großes Wagnis war und womöglich der Letzte sein konnte. Sie alle begaben sich in Lebensgefahr, wenn sie Anthara so blindlings angriffen. Doch es war bereits zu spät. Jetzt den aufgekratzten Männern noch zu unterbreiten, dass ein Angriff auf Anthara derzeit nicht möglich sei, hätte eine offene Meuterei ausgelöst. Und darauf hatte Minalcar keine Lust: lieber nahm er einige Verluste mehr beim Kampf in Kauf.
Minalcar trat jetzt ganz dicht vor Feredir hin und funkelte ihn mit seinem einen Auge finster an:
"Ich weiß nur zu gut, in welche Gefahr wir uns alle begegeben, wenn wir Anthara angreifen",sagte er mit gesenkter Stimme. "Dennoch werde ich meine Entscheidung nicht zurücknehmen. Das Dorf wird vor Tagesanbruch angegriffen und dem Erdboden gleichgemacht. Wir werden das schon hinkriegen. Dann müsst ihr euch alle eben doppelt anstrengen."
Berechnend konzentrierten sich Feredirs Aufmerksamkeit und Blick auf Minalcar. Die beissende Aggressivität kam für ihn zwar überraschend. …dennoch beherrschte er seine Fassung und achtete auf jede winzige Regung des Mannes. Er hatte keinerlei Interesse, es Irenor nachzumachen und hier als stummer Zeuge der Anwesenheit von Minalcars Bande zurück zu bleiben.
Auf eine gewisse Art spürte er, dass die plötzliche Angriffslust des Anführers wohl kaum mehr war, als eine Schutzreaktion. Er sah das leise Flackern in Minalcars offenem Auge. Der Mann war unsicher!
„Das ist doch genau das, was wir jetzt gerade tun! Wir reden darüber. Siehst du das anders? Ich kann allerdings auch einfach warten, bis mir meine Aufgabe zugeteilt wird. Ich habe es ganz sicher nicht außergewöhnlich eilig mit dem Sterben!“
Feredir war sich nicht sicher, ob Minalcar begriff, dass er damit auf die Unbeherrschtheit anspielte, die der Anführer am Vormittag gegenüber dem angetrunkenen Lagerkundschafter gezeigt hatte. Aber er wusste zumindest, dass es ein gewisses Risiko war, seine Augen jetzt einfach abzuwenden. Doch er tat es. …allerdings nicht, ohne sämtliche anderen Sinne weiter auf Minalcar gerichtet zu behalten und nur vermeintlich wandte er seinen Blick der Stelle zu, wo seine Sachen ausgebreitet lagen und nur vermeintlich suchte er nach einem Platz, wo er sich für die Nacht sein Lager einrichten würde.
Anaaq kannte Minalcar inzwischen gut genug, dass ihm bewusst wurde, dass er einen Fehler gemacht hatte. Sie hätten warten sollen, bis er sich wieder zu ihnen gesellt hätte. Aber jetzt war der Schaden schon angerichtet und er konnte nur noch hoffen das Beste daraus zu machen. Feredir schien ein Gespür dafür zu entwickeln, wie er Minalcar wieder einigermaßen zur Ruhe bringen konnte. Sicher, der Angriff stellte mit dem wenigen, was sie wussten einer größere Gefahr dar, als alle bisherigen, aber die Männer konnte man nun nicht mehr bremsen. Also mussten sie versuchen das ganze so glimpflich wie möglich über die Runden zu bringen.
Vorsichtig wandte er sich an ihren Anführer: „Ich hätte wissen müssen, dass es sinnvoller ist das Thema zusammen mit Dir durch zu sprechen. Aber trotzdem würden ein paar gut postierte Bogenschützen uns ziemlich nützen. Was hältst Du von dem Gedanken, die ersten vier Höfe mit allen gemeinsam zu nehmen und dann zwei Posten abzustellen, die uns mit ihren Bögen den Weg ein wenig freihalten, wenn wir uns die beiden nächsten Höfe vornehmen? Sie könnten ja dann sobald wir dort auch haben ´aufräumen´ können nachkommen und für den letzten Angriffsabschnitt von anderen abgelöst werden…Auf jeden Fall wären wir dann vor unliebsamen Überraschungen ein klein wenig sicherer.“
Er wusste, dass er sich im Augenblick auf einem sehr dünnen Grat bewegte. Zu schnell konnte ihn die Wut Minalcars treffen, aber dann wären vermutlich auch die Stunden dieser Bande gezählt. Allein schafft er es nicht einen weiteren Angriff zu planen. Aber trotzdem sollte ich jetzt bei den letzten Vorbereitungen verdammt vorsichtig sein, wenn ich nicht das Risiko eingehen will schon vor dem Angriff hier liegen zu bleiben.
Im Stillen hoffte der Haradan für sich, dass die Dörfler keinen zu großen Widerstand leisten würden. Nur so würden sie unnötige Tote vermeiden können. Es wäre besser für sie zu fliehen. Doch dann hätte sie jemand warnen müssen…Auch wenn die Männer des Haufens keine Armee waren, sie waren skrupellos genug um keinerlei Rücksicht gelten zu lassen…Gegenüber niemandem und in einem Dorf wie Anthara würden sie nur auf ihren Gewinn konzentriert sein und jeden niedermachen, der sich ihnen in den Weg stellte.
********************************************************************************* Das Öl des Armen brennt nicht, das Wasser des Reichen fängt Feuer. (Paschto)
Minalcar blickte von einem zum anderen und sein Zorn verrauchte wieder etwas: Feredirs ehrlich klingende Worte und Anaaqs beruhigende Stimme besänftigten ihn einigermaßen.
"Das mit den zwei Bogenschützen ist erscheint mir machbar", meinte er nachdenklich. "Mehr Leute kann ich nicht als Posten abstellen. Du weißt ja, wie es hier mit erfahrenen Kämpfern aussieht. Die können nur draufschlagen, ohne groß nachzudenken. Vielleicht schließen sich ja uns ein paar Antharer an, die etwas geschickter mit Schwert und Bogen umgehen können. Bisher hatten wir immer Glück. Selbst in Thalath Taur sind zwei Bauern zu uns gestoßen."
Minalcar spürte, wie er langsam müde wurde und er unterdrückte nur mühsam ein Gähnen. Ein paar Stunden Schlaf würde nicht schaden, aber er bezweifelte, dass die aufgeregte Bande Ruhe finden würde. Er überlegte, ob er sich ein lohnte, ein Machtwort zu sprechen.
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