Der Meldereiter Emeldir ritt mit seinen Begleitern Melnach und Grindor nach Norden, um Faramir die Botschaft von Boromir zu übergeben.
Sie waren nun schon einen Tag geritten , nachdem sie von Osgiliath aufgebrochen waren. Sie ritten schnell, solange es noch hell war. Das Schattengebirge zu ihrer Rechten rückte näher, je weiter sie kamen.
Schon bald wurden die Schatten länger, denn die Sonne verschwand hinter den Bergen.
Als sie auf eine unbewaldete Anhöhe ritten, hielten die drei Soldaten und sahen sich um.
Der Mindulluin ragte stolz im Abendlicht empor. Seine Gipfel waren von untergehendem Sonnenlicht zartrosa gefärbt ; darüber breitete sich ein wolkenloser Himmel aus. „ Sagt, wie weit haben wir uns von Osgiliath entfernt?“ wandte sich der jüngere Begleiter, Grindor, an Emeldir.
„Schaut!“ sagte er und deutete auf die Landschaft zu seiner Linken. „Dort hinten liegt der Anduin!“ Grindor und Melnach schauten nach Westen und bemerkten, wie sich leichter Dunst an einigen Stellen des großen Stroms bildete.
„ In einiger Entfernung teilt sich das Wasser um die Insel Cair Andros. Henneth Annun ist nun nicht mehr weit von uns entfernt. Doch wage ich es nicht, weiter zu reiten, denn die Dunkelheit fällt schnell und die Pferde sind erschöpft. Lasst uns in dem Wald dort zu unserer Rechten einen Schlafplatz suchen!“ Emeldir klopfte seinem Pferd anerkennend auf die Flanke und führte es zu dem nahen Waldstück. Seine Begleiter folgten ihm.
Kaum war die Gruppe außer Sichtweite Grishnakhs, fingen die Snaga an , sich zu schubsen und zu beschimpfen.
Muzgasch rempelte Bolg an und zischte: »Du kleinen Ratte hättest mal nicht so stark zuhauen sollen; dann gäbe es diesen Schlamassel nicht!« Bolg pöbelte zurück:" »Und du? Du hast...«
Ubûmak wollte sich noch nicht an den »Unterhaltungen« beteiligen, denn er hatte etwas entdeckt, was seine Aufmerksamkeit erregte. An der rechten Bergflanke hatte er einen fast zugewachsenen Weg entdeckt. Er blieb stehen, um seinen Lauf zu erkennen. Nur schwer konnte man den Weg erahnen, der sich steil die Bergflanke hinauf windete.
Während er noch schaute, stieß Lagduf grob in seine Seite »Was gaffst du denn so? Ist da oben ein Mumak?« Nun blieben auch drei weitere Snaga stehen und schauten neugierig in dieselbe Richtung. Als sie nichts erkennen konnten lachten sie rau und verhöhnten Ubûmak.
Wütend stieß er Lagduf zurück und eilte mit schnellen Schritten zu Nôsaak. »Wo führt dieser Weg hin?«
Ubûmak hörte, was sein Ausbilder ihnen erzählte und schluckte....›Eine Wächterin? Wie die wohl aussehen mag?‹ Nôsaak grinste sie mit seinen gebleckten Zähnen an und weidete sich an ihren furchtsamen Blicken.
Dann knallte er ungeduldig mit der Peitsche und es blieb Ubûmak keine Zeit, darüber näher nachzudenken. Die Orks warfen einen respektvollen Blick zu dem verwachsenen Weg und eilten ihrem Führer nach.
Als sie in der Abenddämmerung von Minas Morgul aufbrachen, legten sie in der Nacht auf der Nord-Süd Straße eine große Strecke nordwärts zurück. Nôsaak lief schnell, aber dennoch umsichtig. Ufthak, Dórbag und Froon maulten zwar wegen des Tempos, aber Nôsaak ließ sie schnell seine Peitsche spüren. Er spürte, dass sie bei diesem Unternehmen bald auf tarks stoßen würden.
In der Morgendämmerung ließ er die müden Orks anhalten und nach einem Rastplatz suchen. In der Zwischenzeit beobachtete er die Umgebung genau.
Ubûmak kam zu ihm: »Wir haben dort ein dichtes Gebüsch gefunden.« Dabei zeigte er in die Richtung, wo Nôsaak allerdings nichts erkennen konnte, da das Gelände hügelig war.
»Einen Moment noch...« knurrte er und schaute in westlicher Richtung.
»Wo sind wir hier eigentlich?«, fragte der Jüngere.
»Hinter der Hügelkette liegt der Große Strom, der Anduin. An dem Nebel, der über dem Wasser liegt, kannst du seinen Lauf erkennen. Viel weiter dahinter liegt der Druadan Wald am Weißen Gebirge. Man kann die Gebirgskette schon erkennen. Auf der westlichen Seite des Großen Stroms leben die tarks. Verflucht sollen sie sein!« Nôsaak spuckte verächtlich auf den Boden.
Während sie noch schauten und redeten, ertönte plötzlich lautes Geschrei aus der Richtung, wo Ubûmak die lage des Gebüsches beschrieben hat.
Nôsaak packte seine Peitsche grimmig am Stil und eilte mit großen Schritten zu der Geräuschquelle, die ohne Zweifel nur von den Snaga herrühren konnte.
Ubûmak eilte seinem Ausbilder hinterher. ›Gleich werden die Snagas Ärger bekommen.‹ Er wollte sich das Schauspiel nicht entgehen lassen und schloss zu Nôsaak auf.
Bald hatten sie das Gebüsch erreicht und Ubûmak konnte Gûschakh und Azog kämpfen sehen. Beide hatten ihre Messer gezogen und umkreisten einander, während die Anderen im Kreis um sie standen und sie anfeuerten.
Ubûmak warf einen Seitenblick auf Nôsaaks Gesicht: ›Wie wird er reagieren?‹
Gewohnheitsgemäß blickten die Soldaten um sich und beobachteten aufmerksam ihre Umgebung. Am Himmel zogen langsam dunkle Wolken auf.
Emeldir machte eine entsprechende Bemerkung zu seinen Begleitern und bemerkte, dass Grindor sich unwohl fühlte, denn er lockerte seinen Gurt und öffnete sein Hemd.
Was hast du, Grindor? Mir geht es auf einmal nicht so gut; mein Magen rebelliert schon den ganzen Nachmittag...Grindor unterdrückte ein Rülpser . Emeldir musterte seinen Begleiter und stellte fest, dass er stark schwitzte. Das hat uns noch gefehlt! dachte Emeldir frustriert.
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Wutentbrannt stürmte Nôsaak auf die Kampfhähne zu. "Was soll das?". "Gûschakh hat meine Essensration geklaut!" Azôg deutete anklagend auf den Anderen. "Das stimmt nicht, er ist ein billiger Lügner!" Erzürnte dieser sich mit wutverzehrtem Gesicht. "Ruhe!!!," brüllte Nôsaak dazwischen, "Hört sofort auf!" Seine Peitsche pfiff durch die Luft, hinunter auf die zwei Streitenden, die sofort Ruhe gaben. In diesem Moment deutete Bolg auf ein kleines Päckchen, das Abseits ihres Rastplatzes lag. Eine Sekunde lang herrschte bedrohliches Schweigen, ehe der Zorn ihres Anführers wie ein Gewitter über die Snaga hereinbrach. "Na wartet, ihr dreckiges Pack! Das werdet ihr büßen!," Nôsaak packte Gûschnakh und Azog gleichzeitig am Kragen. "Ihr werdet die Nacht durchmarschieren und zwar alle!"
Ubûmak starrte in das wutverzerrte Gesicht seines Ausbilders. Wenn er von " durchmarschieren " redete, meinte er gewiss etwas anderes.....ihm schwante nichts Gutes...
Auch die Anderen schauten mit bangen Gesichtern zu Nôsaak. Der genoss die Aufmerksamkeit und bleckte grinsend seine Zähne.
Muzgasch, Froon und Lagduf! Sucht die Umgebung hier nach Spuren der tarks ab und ihr da ... damit deutete Nôsaak auf die Streithähne Azôg und Gûschakh, ...werdet ohne Essensration ruhen! Die Beiden verzogen das Gesicht, denn sie waren durch den langen Marsch wirklich hungrig. Aber Nôsaak duldete keine Widerrede . Ungeduldig wartete er auf den Bericht der drei Snaga, behielt Azôg und Gûschakh im Blick und ging ruhelos hin und her.
Endlich kamen die Drei aufgeregt zurück: " Da sind Hufabdrücke auf der Straße !" Nôsaak merkte auf: " Das will ich mir genauer ansehen! Ubûmak, pass´auf die Dreckskerle auf! " Mit diesen Worten warf er dem Uruk die Peitsche zu und eilte mit den drei Snaga zur Straße.
In dem zunehmenden Licht des Tages konnte er deutlich die Hufabdrücke erkennen. In gebückter Haltung untersuchtre er die Spuren. „Es waren drei Pferde… Sie sind vom Süden gekommen und reiten nordwärts…“ Er blickte die drei Snaga an „ … so wie wir!“ Nôsaak bleckte grinsend die Zähne.
Froon fragte ihn aufgeregt : „Sind die tarks weit weg?“ „ Was habe ich euch beigebracht, ihr elenden Maden? Die Fährte ist noch nicht alt…ungefähr ein gelbes Gesicht und einen halben Nachtmarsch!“ fauchte er die Drei an.
Die Snaga sahen sich aufgeregt an. Bald würden sie auf tarks treffen!
„ Los, bewegt eure dreckigen Knochen, damit wir uns vor der Jagd noch etwas ausruhen!“ scheuchte Nôsaak sie auf und eilte mit langen Schritten zu ihrem Lager.
Ubûmak war etwas überrascht, als Nôsaak ihm die Peitsche zuwarf und mit Muzgasch, Froon und Lagduf im Schlepptau davon eilte.
Azôg und Gûschakh schauten sich einen Augenblick an und höhnten, kaum dass ihr Ausbilder verschwunden war: Der glaubt doch wohl nicht, dass uns das beeindruckt, was? zeigte Azôg hinter Nôsaak her und Gûschakh nickte beifällig grinsend . Schnell stürzten sie sich auf die Essensration, die immer noch abseits des Platzes lag.
Ubûmak lies augenblicklich die Peitsche sausen. Nichts da, ihr gieriges Gesindel! Kaum waren die Beiden vor der Peitsche in Deckung gegangen, nutzte er die Chance und schnappt sich das Päckchen. Mal sehen, was dadrin ist! sagte er genüsslich und weidete sich an den hungrigen Blicken. Langsam wickelte er das schmutzige Blatt, in dem der Proviant eingewicklt war, auf.
Gûschakh lief vor Gier der Speichel aus dem Mundwinkel und er knurrte: Du denkst wohl, du bist was Besseres was? Du magst zwar ein Uruk sein, aber du bist genauso ein Schwein wie der Brüllaffe!
Ubûmaks Augen glitzerten gefährlich und er drohte leise: Sag das noch einmal!
Doch da hörten sie die eiligen Schritte der Zurückkehrenden. Nôsaak nahm ihm energisch die Peitsche ab, und hieß sie, sich in dem Gebüsch zusammenzudrängen. Bis auf die beiden Streithähne verzehrten sie eilig ihr Mahl. Lagduf erzählte ihnen dabei von ihrer Entdeckung und dann kauerten sie sich auf die Erde, um zu ruhen.
"Du hast dich tapfer gehalten, Grindor! Jetzt kannst du dich ausruhen und schonen." sprach Emeldir zu Grindor, als sie sich dem Waldrand näherten.
Grindor stöhnte leise: " Ich wüsste nicht, was ich Falsches gegessen habe...." Er lies sich schwerfällig auf den Waldboden nieder, nachdem sie etwas in den Wald hinein gegangen waren.
Emeldir überlegte: "Ein Kräutertee wäre wohl jetzt das Richtige....Melnach, kennst du dich mit Kräutern aus? ""Nur ein wenig, Emeldir....aber können wir es überhaupt wagen, ein Feuer zu machen?" fragte Melnach stirnrunzelnd.
Emeldir nagte nachdenklich an seiner Unterlippe und überlegte.
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Emeldir antwortete Melnach schließlich: " Ja, wir wagen es , ein kleines Feuer zu machen. Schau dich nach einem Kraut um, was Grindor helfen könnte! Ich werde hier bei Grindor bleiben." Grindor schwitzte stark und war sehr weiß im Gesicht." Emeldir, war etwas in meinem Proviant vergiftet?" " Bestimmt nicht!" wies dieser die Frage zurück. " Wir haben alle dieselbe Ration bekommen und uns geht es gut! Mach dir keine Gedanken, morgen früh fühlst du dich bestimmt wieder besser!"
Emeldir kniete sich nieder und holte aus seiner Tasche die Zunderbüchse und entzündete aus einigen Zweigen ein kleines Feuer am Waldrand. Aus den Satteltaschen seines Pferdes holte er einen kleinen Topf und füllte ihn mit Wasser aus dem Wasserschlauch. Auf einen flachen Stein, den er ins Feuer legte, stellte er nun den Topf und kümmerte sich um die Pferde, während Grindor sich sein Nachtlager einige Schritte im Wald unter den Tannen richtete.
Es wurde durch die nun zugezogene Wolkendecke rasch dunkel, als Melnach endlich zu ihn kam, in der Hand ein Büschel Kraut. " Ich hab das hier gefunden und hoffe, dass es heilsam ist! Viel Kräuter kenne ich wirklich nicht..... Grindor kam aus dem Dunkel der Bäume und stöhnte schmerzgeplagt: " Egal! es wird schon gut sein! Schmeiß das Kraut in den Topf!"
Schweigend setzten sich die Männer und starrten in das Feuer, das durch die Dunkelheit umso heller schien. Endlich begann das Wasser zu kochen und Melnach holte aus den Satteltaschen kleine Becher für jeden. Vorsichtig füllte er den Tee in die Becher und setzte sich wieder. "Hoffentlich regnet es nicht! Das können wir jetzt gar nicht brauchen! Wenn die Wege aufgeweicht sind, kommen wir nicht so schnell voran...." bemerkte Emeldir mit einem Stirnrunzeln . Seine Begleiter schauten zum Himmel und nickten. Schaut, da war ein Blitz! rief Melnach und deutete in die Richtung. Gleich darauf hörte man den fernen Donner. Vielleicht zieht es vorüber! hoffte Emeldir und wandte sich dann an Melnach: Ich werde die erste Wache übernehmen, du kannst mich zwei Stunden nach Mitternacht ablösen." Dieser nickte und bemerkte: " Was der Heermeister wohl zu der Nachricht sagen wird?"
Während sie das Gewitter argwöhnisch beobachteten, trank Grindor schnell aus und erhob sich schwerfällig. " Ich werde jetzt ruhen. "
Emeldir und Melnach nickten ihm aufmunternd zu und aßen noch ein wenig von ihrem Proviant. Das Feuer war fast runtergebrannt , als die ersten Regentropfen fielen .
Die beiden Männer zogen ihre Kapuzen über den Kopf und redeten leise über die neuigkeiten von Boromir. Wer sind wohl diese Abtrünnigen? Was geschieht wohl derzeit in Südgondor? fragten sie sich.
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Nôsaak verdonnerte Gûschakhzur ersten und Azôg zur zweiten Wache. Da sie das gelbe Licht fürchteten, kamen sie auf keine dummen Gedanken und machten ihre Sache ordentlich. Ab und zu fuhr Nôsaak aus seinem leichten Schlaf und kontrollierte den Wächter mit blinzelnden Augen.
Die Schatten wurden länger und es wurde etwas kühler; die Sonne stand kurz über dem Horizont.
Nôsaak schreckte aus dem Schlummer und sprang auf. Wir müssen die tarks einholen! Er blickte auf die jungen Rekruten , die zusammengekauert noch tief schliefen. "Los, los, aufstehen! Ihr faules Pack habt genug geschlafen!" rief er und sah zufrieden, wie seine Zöglinge aufschreckten. "Los jetzt ihr dreckiges Gesindel!" Nôsaak griff zur seiner Peitsche, "Wir haben noch einen langen Weg vor uns!"
Angesichts des wütenden Gesichtes ihres Vorgesetzten sprangen die Snaga sofort auf ihre Füße. Dieser knallte mit dem langen Ende seiner Peitsche, wobei er Lagduf im Rücken traf. "Ich habe gesagt ihr sollt laufen!" brüllte er mit immer lauter werdender Stimme. Niemand wagte zu wiedersprechen, offensichtlich waren die Drohungen des Obersten doch keine leeren Worte gewesen, das war nun allen klar. Nôsaak grunzte verächtlich, als er Lagduf betrachtete, der sich schmerzend eine Hand auf die wunde Stelle legte. "Das gilt auch für dich." knurrte er.
Und so jagten die Orks durch die aufkommende Nacht.
Die Ruhepause war für Ubûmak viel zu kurz gewesen; verschlafen schreckte er bei den lauten Worten seines Ausbilders hoch. "Schläft dieser Brüllaffe denn nie?" brummte er mürrisch zu Dórbag. Doch Dórbag kam nicht zur Antwort, weil Nôsaak erbarmungslos zum Aufbruch rief und schon wieder seine Peitsche in der Hand hatte.
Wir haben noch nichts gegessen! wollte Ubûmak empört rufen, aber da hatte Lagduf schon die Peitsche zu spüren bekommen. Dieser Hund ! dachte er wütend,aber es blieb ihm nichts anderes übrig, als mit den Anderen loszueilen.
Das Wetter hatte sich während ihrer Ruhepause verändert: Hinter dem Schattengebirge zuckten Blitze auf und ferner Donner grollte. Wie ich diesen Hund vor uns kenne, werden wir wohl kaum wieder rasten, um das Gewitter abzuwarten... dachte Ubûmak mürrisch und schaute genauso ängstlich wie die Snaga nach dem aufziehenden Gewitter
Die Männer saßen ganz vertieft in ihrem Gespräch an Baumstämmen gelehnt und hatten gar nicht mehr das Gewitter beachtet. Zwar nieselte es leicht , Blitze zuckten und Donner hallte entfernt, doch ging das schon eine Weile so.
Plötzlich erhellte ein naher Blitz die Umgebung und zog sehr rasch den Donner nach sich . Die Soldaten sprangen auf und die Pferde wieherten erschrocken. Ein plötzlich heftiger Windstoß bog die Bäume .
Während Melnach zu den Pferden eilte, lief Emeldir schnell zu Grindor. Auch er war erschrocken hochgeschnellt. Die schnelle Bewegung brachte Grindor ins taumeln, er fiel fast zur Seite. Plötzlich überkam ihn ein heftiger Brechreiz und er musste sich an einem Baum gestützt übergeben. Gleichzeitig begann ein Platzregen auf sie niederzuprasseln.
Die Männer zogen ihre Kapuzenumhänge schützend um sich. So ein Mist! fluchte Emeldir innerlich und tastete vorsichtshalber nach der Schriftrolle von Boromir, ob sie auch sicher und trocken in seiner Tasche lag. Hier ist es zu gefährlich unter den Bäumen, wir müssen auf den Hügel!
Grindor holte erschöpft Luft, als Emeldir die Gelegenheit nutzte und ihn zu dem Hügel führte. Emeldir schaffte es gerade, ihm und sich die Waffen abzunehmen und von sich zu werfen, als er auch schon wieder von einem neuen Brechreiz geschüttelt wurde.
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Genau wie Ubûmak hatte auch Nôsaak die dunklen Wolken bemerkt. Mittlerweile waren auch mehrere Donner nicht zu überhören, dessen schallendes Grollen wiederhallte.
Es wird gleich anfangen zu regnen! rief er, wobei er die Snaga mit einer unwirschen Handbewegung zum Stehen brachte. Verachtend registrierte er deren erleichterte Gesichter; sie freuten sich über jede Pause.
Haltet die Schutzmaßnahmen ein! schrie der Uruk über einen besonders lauten Donner hinweg. Wie zur Bekräftigung seiner Worte knallte er ein paar mal mit seiner Peitsche, woraufhin die Snaga seinem Befehl unverzüglich Folge leisteten: Sie hockten sich auf der freien Straße auf den Boden, warfen alle metallenen Gegenstände von sich weg und warteten auf das unvermeintliche Gewitter.
Melnach hatte seine liebe Not, die scheuenden Pferde auf den Hügel zu bringen. Emeldir half Melnach auf den letzten Metern und redete leise beruhigend auf die drei Tiere ein. Das Gewitter tobte jetzt über ihnen und es regnete in Strömen.
"Ein Gutes hat der Regen ja," dachte Emeldir sarkastisch: "Das Erbrochene von Grindor wird gleich fortgespült..." Er schaute mitleidig auf den am Boden hockenden, zitternden Gefährten.
Plötzlich grollte ein besonders lauter Donner und Melnachs Pferd riss sich los und stürmte panisch davon. Melnach rief und wollte hinterher rennen, doch konnte man bei dem dichten Regen und der Dunkelheit überhaupt nichts erkennen.
Weiter nördlich sah man kurz etwas aufflammen; dort hatte wohl ein Blitz in einen Baum eingeschlagen. Die Männer schimpften; Emeldir und melnach wegen dem Verlust des Pferdes und Grindor wegen seines Befindens.
Wenigstens zog das Gewitter ab und der Regen lies nach. Die Männer gingen mit den beiden Pferden wieder zurück in den Schutz der Bäume.
Grindor legte seine Waffen wieder an und setzte sich stöhnend auf einen einigermaßen trockenen Fleck Waldbodens. Der Brechreiz war endlich vorüber und er fühlte sich elend. Emeldir sah erleichtert, dass es ihm etwas besser ging: " Du scheinst es überstanden zu haben, was? Versuch ein wenig zu schlafen; morgen wird es dir bestimmt besser gehen!" Grindor nickte dankend und wickelte sich fest in seinen Umhang ein.
Melnach übernahm jetzt die Wache, da er wegen seinem entlaufenen Pferd unruhig war und hoffte, dass es wieder kommen würde.
Der Regen hörte langsam auf und Emeldir suchte sich in der Nähe des schon schlummerndes Grindor ebenfalls einen einigermaßen trockenen Schlafplatz. Kaum hatte er sich hingelegt, schlief er auch schon ein.
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Burzâg, Ufthak und Froon drängten sich ängstlich so eng an Ubûmak, dass es entschieden zuviel war. Er stieß sie von sich, was zu einer kleinen Rangelei führte. Nôsaak brüllte und lies seine Peitsche wieder sausen, woraufhin wieder Ruhe einkehrte.
Es begann jetzt heftig zu regnen und das Gewitter zog über sie hinweg. Es dauerte nicht allzu lange; im Norden wütete es mehr. Bald schon wurde der Regen weniger und Nôsaak scheuchte sie bald wieder auf.
Nôsaak trieb seine Truppe erbarmungslos durch die Nacht. Um Mitternacht erlaubte er ihnen eine kurze Trinkpause und dann erst wieder eine Stunde vor Sonnenaufgang. Da sie schnell liefen brachten sie eine beträchtliche Entfernung hinter sich.
Das Mondlicht erhellte seid einiger Zeit ihren Weg. Für die Augen der Orks war es ausreichend genug, um Einzelheiten auf dem Weg zu erkennen. Zwar hatte es hier stärker geregnet als an ihrem südlichen Lagerort, doch konnten die groben, schweren Füße auch hier gut ausholen und die Pfützen auf der Nord – Süd – Straße störten sie nicht im geringsten.
Plötzlich wurde Nôsaak langsamer, er hatte etwas entdeckt. Schließlich bedeutete er den Snaga, sich vorsichtiger zu bewegen und Deckung zu suchen.
„Was ist los?“ zischte Burzâg leise und Nôsaak erwiderte ebenso:“ Das sind Spuren von Pferden! Lass´uns nachsehen; ihr anderen bleibt in Deckung!“ Alle spürten eine Spannung; bald würden sie auf die tarks treffen.
Ubûmak drängelte sich mit Muzgasch, Froon und Bolg hinter einen dickeren Baumstamm. Gespannt verfolgten sie ihren Ausbilder und ihren Kameraden.
„ Schätze, das gibt bald einen Kampf!“ murmelte Froon. „ Endlich können wir es den tarks geben!“ erwiderte Muzgasch. „ Hoffentlich lässt uns der Brüllaffe noch ein wenig ausruhen!“ meinte Ubûmak. „Hah! Machst du jetzt etwa schlapp?“ höhnte Bolg. „Meinst du nicht, die zerdrücken wir wie kleine Maden?“
Sie waren alle ziemlich müde, da Nôsaak so ein scharfes Tempo gefordert hatte. Hatten sie vorher noch gestöhnt und geflucht, mochte jetzt keiner zugeben, dass sie eigentlich nicht mehr viel Kraft zu einem Kampf hatten. Gespannt sahen sie, wie die Beiden zurück kamen und alle versammelten sich , um zu hören, was Nôsaak gefunden hatte.
Nôsaak blickte in die gespannten Gesichter seiner Schüler. Er genoss die Aufmerksamkeit und grinste sie an: “ Jetzt könnt ihr beweisen, was ich euch beigebracht habe! Die Spuren sind nur einige Stunden alt.“ Die Snaga schubsten sich aufgeregt an; sie freuten sich auf einen Kampf. „Passt auf, ihr faule Bande! Wir haben die drei Reiter bald! Seht ihr den Hügel vor uns? Da haben sie gelagert .....Benehmt euch jetzt nicht wie Mumakil! Wir werden jetzt zu diesem Waldrand hinter dem Hügel schleichen….Ihr fünf geht von dieser Seite und wir von der anderen Seite…wir treffen uns dann….leise jetzt!“ gab der Ausbilder Anweisungen und setzte sich sofort in Bewegung. Da Ubûmak zögerte, stieß er den jungen Uruk grob vor sich und knurrte: „ Los jetzt!“
Ubûmak jaulte verhalten auf, als sein Ausbilder ihn so grob stieß. Hatte er doch um eine Pause bitten wollen, ehe sie sich in einen Kampf stürzten. „Ein Happen essen und einen Schluck trinken….hätte der Brüllaffe uns doch wohl gönnen können!“ dachte er missmutig und folgte in gebückter Haltung seinem Ausbilder.
Nôsaak entdeckte die Wache, kaum, dass sie einige Schritte gegangen waren. Er machte seine nachfolgenden Snaga auf den Mann aufmerksam. Mit Gesten leitete er sie an, wie sie nun vorgehen wollten.
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