Leyron genoss ihre Nähe, prägte sich ihren Duft ein, verabschiedete sich stumm von ihr. Auch ihre Bitte konnte daran nichts ändern. Areros würde sich um sie kümmern, das konnte er auch viel besser. Wie sollte Arereos Lundor aus Minalcars Band herausbekommen?
Sein Augenmerk wanderte von Aeluin zu Areros und wieder zurück ehe er ihr Gesicht sanft in seine Hände nahm und ihr tief in die Augen blickte. Ihre Lippen fanden sich zu einem innigen Kuss. Leyron kostete ihn aus bis er sich sanft übergleitend von ihr löste.
Er war schon viel zu lange fort. „Und was willst Du unternehmen? Mit deinen fünfzehn Pfeilen die Gruppe verkleinern? Selbst wenn es dir gelingt, sind es immer noch zu viele. Nein, Areros, ich werde wieder zurückgehen. Ich hoffe in Pen Anaith die Unruhe nutzen zu können um ihm zur Flucht zu verhelfen“ wandte er sich an Areros, der verstehen würde welcher Weg der bessere war.
Dann galt ein letztes Mal seine Aufmerksamkeit Aeluin. „Verzeih mir Sternchen. Areros wird dich von hier weg bringen. Wir können Lundor nicht zurück lassen. Du bist aufgebrochen ihn zu suchen und hast ihn gefunden. Ich werde ihn dir zurück bringen. Höre auf das was Arereos sagt und lass dich von ihm in Sicherheit bringen, sonst bringst du auch mich in Gefahr.“ Der Versuch ihr ein Lächeln zu schenken gelang ihm sogar weitest gehend.
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Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen.
Etwa eine halbe Meile von Minalcar und der Bande entfernt auf der Straße
Ondil war stolz, dass Minalcar ihn zum Kundschafter auserkoren hatte. Er war bisher eigentlich ein stiller Mitläufer gewesen, der sich gerne im Hintergrund gehalten hatte. Er hatte kopfschüttelnd mitangesehen, wie Elúrin jämmerlich als Späher versagt hatte. Wie konnte man nur bei Gefangenen Waffen übersehen! So etwas würde ihm mit Sicherheit nicht passieren.
Konzentriert lief er die Straße entlang, die Augen stets in die Ferne gerichtet. Plötzlich kam es ihm so vor, als würde er Hufgetrappel hören. Irgendwo war ein Reiter. Doch dann hörte einige Leute aus der Bande schreien. Ondil erkannte Lundors Stimme und verzog angewidert das Gesicht. Er konnte diesen jämmerlichen Bauernjungen nicht ausstehen. Es war nicht gut, dass die Bande so laut war und weithin zu hören war. Das Hufgetrappel war plötzlich verstummt.
Ondil hielt inne und lauschte. Ob sich der Reiter versteckt hatte?
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Aeluin gab sich Leyrons Kuss ganz und gar hin und konnte sogar all das Böse, was ihr geschehen war, vergessen. Nur Leyrons Nähe und seine Zärtlichkeit zählte und tröstete sie. Viel war inzwischen geschehen, doch hatte sich Aeluins Liebe zu Leyron nicht geändert. Sie war wohlmöglich nur noch tiefer geworden.
Nun, da Leyron sagte, dass er sie Areros anvertraute und selbst zu Minalcar zurückkehren wollte, traten ihr Tränen in die Augen. Instinktiv krallten sich ihre Hände in seine Ärmel. Sie wollte ihn nicht gehen lassen. Oder besser: Sie wollte nicht von ihm getrennt sein. Aber sie spürte auch, dass Leyron nicht von seinem Plan abrücken würde und das es wohl tatsächlich die einzige Lösung war.
Noch einmal umarmte sie Leyron und flüsterte in sein Ohr: »Leyron, versprich mir, dass du vorsichtig bist! Ich will nicht dafür verantwortlich sein, dass dir etwas passiert oder du … stirbst. Vergiss nicht: Ich liebe dich! Ich liebe dich für alles, was du bist!«
Sie riss sich nun von Leyrons Hals los und blickte ihm in die Augen. »Egal, wie der heutige Tag endet: Komm zurück zu mir!« Ihre Hand strich sanft über Leyrons Wange. »Ich will mich für all das Gute bedanken, was du mir und meiner Familie getan hast. Komm bald wieder, Krieger!«
Eine Träne lief rasch über ihre gerötete Wange, die ihre Ursache in Minalcars Ohrfeigen hatte. Ein kurzer, zärtlicher Kuss noch, dann machte sich Aeluin ganz los und blickte Areros entschlossen an: »Gehen wir!«
Ernst blickte Areros Leyron an. Er wusste, dass dieser Recht hatte. Er selbst würde kaum eine reele Chance haben. Aber es bedrückte ihn, dass seine Schwester nun auf Leyron verzichten musste. Noch mehr aber befürchtete er, dass Leyron nicht unbeschadet aus all dem herauskommen könnte. Nur ein falscher Schritt, ein falsches Wort und Leyron würde bezahlen müssen. Denn Areros hatte erkannt, dass mit diesen Männern nicht zu scherzen ist.
Aeluin hatte sich hinter ihn gestellt, als Areros noch letzte Worte mit Leyron sprach: »Auf der anderen Seite hat sich ein Fremder angeschlichen. Er war seltsam gekleidet, ählich dem einen Mann, der so verhüllt war. Nimm dich vor ihm in Acht!«
Areros atmete tief durch. Es fiel ihm schwer seinen Freund allein gehen zu lassen, aber da war keine andere Möglichkeit. Auch er umarmte Leyron noch einmal kurz. »Pass auf dich auf! Unterschätze Lundor nicht! Er trägt sein Herz auf der Zunge und kann seine Gefühle nicht verstecken! Gib ihm zu verstehen, dass Aeluin in Sicherheit ist, sonst wird er dich wieder angreifen.«
Wie zur Bestätigung hörten sie nun Lundors »Vater!« durch den Wald hallen. Areros spürte, wie sich sein Herz zusammenzog. Es widerstrebte ihm, seinen Bruder im Stich zu lassen. Da merkte er, wie Leyron sich inzwischen auf den Weg gemacht hatte.
Areros packte Aeluins Hand und sagte leise: »Wir müssen weiter von der Straße weg!« Damit huschten sie so leise wie möglich wieder in das dichtere Unterholz.
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Und er tötete ihn und wurde zum Verlierer. (Koran)
Herumor schüttelte enttäuscht über Lundor den Kopf. ›Was für ein Schwächling. Der kann nie Ulfast ersetzen!‹ Über Minacars Vorschlag freute er sich jedoch. »Das ist eine sehr gute Idee, Minalcar! Die beiden werden dann ›Freunde für immer‹ oder sogar ›Blutsbrüder‹!«
Böse lachte der große Mann und zog eines seiner Messer heraus. Ob es eines der scharfen oder doch der stumpfen war, interessierte ihn nicht. Lundor sah ihn mit unbändiger Angst an, was Herumor noch mehr anstachelte.
›So ein Mist! Ulfast ist nicht mehr da, um den Knaben festzuhalten! Alles muss ich allein machen!‹
Herumor packte Lundors rechte Hand, die dieser unwillkürlich zur Faust ballte. »Grrr«, gab Herumor von sich. »Dann eben gleich die ganze Hand!«
Böse und unbarmherzig grinste er Lundor an. Da fiel ihm etwas ein. Ohne Lundor loszulassen, wandte er sich an Minalcar und fragte etwas dümmlich: »Ist das eigentlich eine gute Idee? Du weißt doch, wie der Knabe ist? Der brüllt und jammert uns den ganzen Wald zusammen, dass es selbst der Truchsess in Minas Tirith noch hört. Vielleicht sollten wir das lieber in dem Dorf machen … Da fällt es nicht auf, wenn wir sowieso die Leute da abstechen!«
Fragend blickte er Minalcar an. Vorhin hatte er sich schließlich noch beklagt, dass sie alle zu laut waren.
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Minalcar hatte beobachtet, wie sich Lundor wehrte, als Herumor mit dem Messer auf ihn losging. So einfach würde er sich den Finger nicht abschneiden lassen.
Der Anführer blieb stehen und verschränkte wütend die Arme. Schließlich kam Herumors Bedenken, dass man Lundors Geschrei überall hören könnte.
"Dann stopf ihm einfach das Maul!", erwiderte Minalcar gereizt. "Du weißt doch gut, wie man Leute knebelt. Damit es schneller geht, helfe ich dir."
Minalcar suchte fieberhaft nach einem Stück Stoff in seinem Bündel. Er ärgerte sich, dass er auf Anhieb keines fand. Sein Blick fiel auf Belecthor. Der hatte ja bestimmt noch einige provisorische Verbände in seinen persönlichen Sachen.
Minalcar forderte Belecthor auf, ihm einen Stofflappen zu geben. Belecthor suchte betont langsam in seinen Sachen nach dem gewünschten. Gerade als er Minalcar sagen wollte, dass er keinen Lappen hatte, riss ihm der Anführer ungeduldig das Bündel aus der Hand und fingerte selbst einen schmutzigen Verbandsrest heraus.
Grinsend zeigte er Herumor den schmutzigen Stofffetzen.
Lundor hatte nicht vor kampflos aufzugeben. Es war egal um welchen Teil seines Körpers es sich handelte. Und wenn es nur sein kleiner Finger war ... Es war ein Teil von ihm und er hatte unglaubliche Angst vor den Schmerzen, welche damit einhergehen würden.
Und deshalb presste er auch seine Hand so fest wie möglich zu einer Faust zusammen. Herumor versuchte zwar die Finger zu lösen, wandte sich aber schnell an Minalcar und es sah fast so als als würde er den Plan, auf welchen sich dieser Sadist sichtlich freute, erstmal aufschieben wollen.
Lundor wollte schon erleichtert ausatmen, denn er hätte dann vielleicht immer noch eine Chance irgendwie doch noch das ganze zu verhindern. Doch zu früh gefreut. Minalcar wollte scheinbar nicht warten und trat selbst an die beiden heran. Herumor hielt den Jungen noch immer feste gepackt und Lundors Angst wuchs noch an.
Mit panischen Augen beobachtete Lundor wie Minalcar nun in Belecthors Habe nach einem Lumpen suchte. Belecthor, welcher Lundor stets helfen wollte, hatte zuerst verneint, dass er so etwas überhaupt besäße. Aber Minalcar ließ sich eben nicht für blöd verkaufen und fischte schon bald das passende aus Belecthors Bündel.
Serek lief durch das Unterholz, den Rufen nach. Die Stimmen wurden rasch lauter und er konnte die ängstliche Stimme eines jungen Mannes heraushören, sowie die genervten Rufe der Kämpfer. ›Es klingt fast so, als würde dort ein Kampf oder eine Rangelei stattfinden!‹, dachte er und hielt inne. Wenn diese Kerle gereizt waren, sollte er vorsichtig sein. Er lauschte und meinte tatsächlich das Geräusch von Schritten zu vernehmen. Er duckte sich hinter den hohen Farn und kroch langsam in Richtung der Straße, von dort, meinte er, war das Geräusch gekommen.
Vorsichtig blickte er durch die Zweige und entdeckte tatsächlich einen Mann, der auf der Straße stand und offensichtlich ebenfalls lauschte. ›Verdammt! Ich hätte daran denken müssen, dass sie vielleicht Kundschafter aussenden. Womöglich hat der Kerl mein Pferd gehört!‹, langsam zückte der Assasine seinen Dolch.
In dem Moment, wo der Mann sich kurz abwendete, sprang Serek hervor, packte den ihn von hinten und hielt ihm die Klinge an die Kehle. »Hallo, mein Freund. Ich hoffe ich habe dich nicht erschreckt. Ich schätze mal du gehörst zu diesen Krawallmachern da vorne. Ich möchte gerne deinen Chef sprechen, wenn das möglich ist.«, sagte er mit unüberhörbarem Akzent, »Doch ich fürchte, die Stimmung ist gerade nicht allzu gut und ich lege wenig Wert darauf, totgeprügelt zu werden.«
Ondil blieb immer noch stehen und lauschte. Er lief dann vorsichtig weiter in die Richtung, wo er den Reiter kurz erblickt hatte. Plötzlich raschelte das Gebüsch neben ihm und Ondil reagiert zu spät. Ehe er sich versah, hatte er einen Dolch an der Kehle und jemand sprach zu ihm.
"Wenn du Minalcar sprechen willst, hast du hoffentlich einen triftigen Grund dazu. Mein Anführer ist tatsächlich nicht gut gelaunt, wie es scheint. Ich denke aber, dass du etwas Interessantes vorzutragen hast", erwiderte Ondil ganz vorsichtig.
Er schwitzte vor Angst, denn er hatte Angst um sein Leben. Er bot dem Fremden, welchen er immer noch nicht sehen konnte, an, ihn zu Minalcar zu führen.
"Ich würde dir auch abraten, mich zu töten",fügte er rasch hinzu. "Sonst könnte es sein, dass Minalcar dich gar nicht erst anhört, sondern gleich kurzen Prozess mit dir macht."
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Als Lundors Stimme durch den Wald hallte machte Leyron sich auf den Weg zurück zu Minalcars Bande. Der Junge schaufelte sich noch sein eigenes Grab auch wenn seine Angst durchaus verständlich und berechtigt war. Dennoch war ihm sein Leben lieb, sollte er zügig lernen seine Gefühle unter Kontrolle zu bekommen und nicht mehr Aufsehen auf sich ziehen als unbedingt nötig. Seine Umgebung mit solch einem Aufschrei auf sich aufmerksam machen war keine gute Idee.
Leyron dachte an Aeluin und daran das Areros sie nun hoffentlich schnell in Sicherheit brachte. Nicht noch einmal wollte er sie den Händen solcher Männer wissen. Ganz leicht schmeckte er noch ihren Geschmack auf seinen Lippen. Nein…. Sie durfte niemals wieder auch nur in die Nähe solcher Männer kommen die sie einer nach dem anderen geschändet und dann getötet hätten.
Der Krieger eilte durch das Unterholz und dann die Waldstraße entlang. Der Mann von dem Areros gesprochen hatte musste sich auf der anderen Seite befinden. Er hätte gerne mehr erfahren, doch war ihm gerade nach Lundors Aufschrei keine Zeit mehr geblieben. Welcher einzelne Mann würde eine solchen Gruppe verfolgen und beobachten, wenn ihm sein Leben lieb war? Und vor allem aus welchem Grund. Leyron konnte sich vorab keinen Reim darauf machen und konzentrierte sich wieder auf das was vor ihm lag… dann erreichte er die ersten Männern mit denen er dann gemeinsam zur Gruppe aufschloss. Minalcar und seine Getreuen hatten erneut angehalten und noch während Leyron die Fragen der Männer nach seiner Befriedigung und dem Verbleibt von Aeluin beantwortete, streifte ihn Lundors Blick. Leyron erinnerte sich an Areros Worte, doch wusste er beim besten Willen nicht wie er dem Jungen den zeigen, oder noch besser erklären sollte das seine Schwester nichts geschen war, wo er doch zeitgleich das genaue Gegenteil behaupten musste.
Stumm formten seine Lippen ein „pass auf was du sagst“.
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Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen.
Minalcar wollte gerade Lundor unsanft packen und ihm den Schmutzlappen in den Mund drücken, als plötzlich Leyron herangeschritten kam. Der Anführer vergaß Lundor für einen Moment und grinste den Mann breit an.
"Ich hoffe, du hattest viel Spaß mit der Kleinen. Wie ich sehe, hast du ihr anschließend ein für alle Mal das freche Maul gestopft."
Er lachte grimmig und deutete auf Leyrons blutbeflecktes Gewand. Auch die anderen Männer begannen lauthals mitzulachen. Bis auf Lundor und Belecthor. Belecthor wandte sich angeekelt ab. Das Mädchen tat ihm unendlich leid. Er hasste diesen Fremden, der sich so schnell in der Bande eingelebt hatte und offenbar so einige Männer hier noch an Grausamkeit übertraf.
Zitternd sah Lundor, wie sich Minalcar wieder seiner und Herumors Position näherte, den Lappen in der Hand. Der Junge wollte zurückweichen, doch Herumors starken Arme hielten ihn davon ab, sich auch nur einen Zentimeter vom Fleck zu rühren. Als Minalcar ihn schon packen wollte, tauchte plötzlich Leyron wieder unter den Männern auf, welche den Fremden amüsiert musterten.
Leyrons vorhin noch sauberes Hemd war von oben bis unten mit Blut befleckt. Minalcars Worte taten das übrige. Lundor sah zwar, dass Leyron Mundbewegungen in seine Richtung machte, doch der Junge war allein auf das Hemd fixiert. Sämtliche Farbe wich Lundor aus dem Gesicht, während er versuchte sich auf den Beinen zu halten. Nein ... nein ... Tränen rannen Lundor nun ungehalten über das aufgeschwollene Gesicht. Luin ... nein! ... Das durfte nicht sein. Seine Schwester, seine liebste Schwester! Es war alles seine Schuld. Sie hatte ihn sicher gesucht und war hier hinein geraten. Oh Luin ...
So schnell wie Lundors Gesicht blass geworden war, so änderte es nun seine Farbe im Zorn rot. Der Bauernsohn warf sich nach vorn, während Herumor ihn gepackt hielt. Mit von Tränen fast erstickter Stimme schrie er Aeluins Peiniger und Mörder an. „DU BASTARD! ...“ Kurz hielt er inne um zu atmen und um den Kloß in seinem Hals herunter zu schlucken. „Du elender BASTARD! ... Mein Vater hat dir vertraut! Du warst in unserer Familie willkommen! UND LUIN hatte dich wirklich gern! ... DU MÖRDER! ICH HASSE DICH!“ Lundor wurde fast ohnmächtig vor Wut und Verzweiflung. Die seelischen Schmerzen ließen ihn die körperlichen Verletzungen fast vergessen. „Du hast meine Schwester getötet! ICH HASSE DICH, LEYRON! SCHMOR in der HÖLLE!“
Lundor konnte nicht mehr weiter sprechen, der Schmerz war zu groß. Die Wut, die Verzweiflung ... Er hatte einen Menschen verloren, den er so sehr liebte. Nie wieder Aeluins Lachen zu hören, war eine qualvoller Gedanke. Und selbst die Streitereien würde er vermissen.
»Tut mir schrecklich leid, wenn ich dich erschreckt habe!«, sagte Serek, und es war völlig offensichtlich, dass seine Owrte nicht aufrichtig waren. Das erschreckte Gesicht des Spähers sah er wohltuen.
»Wie ich hörte, habt ihr in den umliegenden Dörfern sehr gute Arbeit geleistet, deshalb hab ich einen Vorschlag für deinen Anführer!«, meinte er und lockerte seinen Griff.»Ich hoffe doch fü ihn ihn, dass er mir keinen kurzen Prozess macht, denn ich habe ein gutes ngebot für ihn. Fühsrt du mich bitte zu ihm?«, er entließ den Banditen volends aus seiner Umklammerung und steckte den Dolch weg, die Hand behielt er jedoch an dessen Knauf.
Während sie gingen fragte er den Späher unschuldig: »Darf ich den Grund für eure Überfälle erfahren?«
Wäre Leyron nicht über Jahre hinweg darauf trainiert worden, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten und sich niemals seine Gedanken anmerken zu lassen wäre ihm wohl alle Farbe aus dem Gesicht gewichen. Lundors Beschimpfungen waren töricht, unüberlegt brachte er seine Schwester größte Gefahr. Konnte ein junger Mann in seinem Alter wirklich so wenig seine Zunge im Zaum halten? Er war wirklich für alle ein Risiko. Vielleicht wäre es wirklich besser gewesen mit AeLuin zurück nach Anthara zu gehen und Lundor seinem Schicksal zu überlassen. Aber nun war er einmal hier und musste versuchen das Beste aus der Situation zu machen.
Ohne seinen Blick von Lundor abzuwenden, spürte er wie sowohl Herumor als auch Minalcar ihr Augenmerk auf ihn richteten. Es war an der Zeit zu antworten, wollte er die Oberhand behalten. “Oh Lundor…. kleiner Lundor. Sie hat sich bei mir bedankt… so gut hat sie es gefunden. Und wenn du nicht endlich dein Maul hältst oder dein großer Freund hier deine Entgleisungen in den Griff bekommt, dann werde ich dafür sorgen dass auch du deine Unschuld verlierst. Und eines kannst du glauben, so gut gefallen wie deiner zarten Schwester, wird es dir nicht.“
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Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen.
Leyron war gegangen ohne ein weiteres Wort zu sagen. Areros bedauerte es, denn gern hätte er von Leyrons Plänen erfahren. Doch der Krieger war verschlossen. Sein Herz würde er niemals auf der Zunge tragen …
Areros nahm Aeluin bei der Hand und zog sie auf die südliche Seite des Waldes tiefer ins Gebüsch. Dort holte er rasch einen seiner Dolche aus seinem Futteral und drückte ihn seiner Schwester in die Hand.
»Benutze ihn Luin! Nicht reden, sondern handeln!«, sagte er eindringlich zu ihr. »Nur das kann im schlimmsten Fall dein Leben retten.«
Nur kurz zog er seine Schwester in seine Arme: »Wir dürfen nicht verweilen, so gern ich dich jetzt trösten würde. Lass uns gehen …«
Plötzlich erstarrte Areros und es lief ihm kalt über den Rücken. »Lundor«, zischte er.
Ja, sie waren nicht weit von Minalcars Bande entfernt und konnten Lundors gebrüllte Worte gut verstehen. In Areros Kopf ratterte es und er überlegte, wie es nun dort weiter gehen mochte. Doch jede seiner verschiedenen Möglichkeiten endete schrecklich: Entweder für Lundor oder für Leyron — oder für beide.
Areros war kein Mann, der sich schnell für etwas entschied, so war es um so erstaunlicher, dass er nun rasch eine Entscheidung fällte. Er packte Aeluins Hand und führte sie versteckt im Unterholz Richtung Minalcar. Ihren Einspruch ignorierte er. »Ich bin ihre einzige Hoffnung, Luin. Keine Angst, du bleibst in Sicherheit …«
Entschlossen pirschte sich Areros dicht gefolgt von Aeluin Richtung Minalcar. Jetzt, wo er sich zu einer Entscheidung durchgerungen hatte, konnte ihn nichts mehr aufhalten. Bald schon waren sie an einer Stelle, wo sie aus der Ferne sehen konnten was geschah. Areros drückte Aeluin zu Boden und ging ebenfalls in Deckung. Durch die Bäume hatten sie einen Blick auf Minalcar, Lundor, Herumor und Leyron. Sie selbst waren gut durch die Vegetation geschützt. Aufmerksam verfolgte Areros, was gesprochen und getan wurde.
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Und er tötete ihn und wurde zum Verlierer. (Koran)
Ihr Herz schlug schneller, als sie Leyron hinterher blickte, wie er mit raschen Schritten auf dem Weg verschwand. Soviel hätte noch gesagt werden müssen … Hatte sie überhaupt Danke gesagt? Aeluin wusste es nicht mehr. Sie wusste gar nichts mehr. Sie fühlte sich schlapp und mutlos. Willenlos ließ sie sich von Areros ins Unterholz ziehen.
Als er ihr den Dolch in die Hand legte, starrte sie teilnahmslos auf ihn. Eine Seite in ihr, die sie nicht kannte, machte ihr klar, dass sie diesmal genauso handeln würde, wie Areros es gesagt hatte. Sie würde zustechen, egal ob der andere starb oder nicht. Jetzt setzte ihr Überlebensinstinkt ein und verdrängte ihre friedfertige Seite.
Wie ein aufmerksames Reh, schaute Aeluin in die Richtung, aus der Lundors Worte zu ihnen herüber hallten. »Er glaubt, ich sei tot …«, sagte sie tonlos. Ihre Augen waren trocken, denn sie war zu schwach, um noch Tränen zu produzieren. Ihr Körper hatte sich auf das Überleben eingestellt und ließ keinen Schmerz mehr zu.
Das war auch der Grund, warum sie nicht Areros folgen wollte. »Leyron hat gesagt, wir sollen fliehen …«, meinte sie und zeigte nach Osten, wo in weiter Ferne Anthara lag. Aber sie war zu willenlos, um sich ernsthaft gegen Areros durchzusetzen. Sie wagte es nicht allein zu fliehen. Sie bezweifelte, dass sie je wieder etwas allein tun könnte … Die entschlossene und willensstarke Aeluin war verschwunden.
Wie in Trance folgte sie Areros und ahmte seine leisen Schritte nach. Sie spürte auch nicht den Schmerz, als Areros sie unsanft zu Boden drückte. Sie kam sich vor, als schaute sie auf ein Schauspiel, als sie Lundor und Leyron durch die Bäume beobachtete. Sie spürte keine Angst vor den Männern und da war keine Sorge um ihren Bruder und den Mann, den sie liebte. Nichts war da … Nur Leere.
Die Idee mit dem Tuch war ja recht praktisch, aber sie gefiel Herumor nicht. Es war doch viel schöner, wenn sein Opfer seine Angst und seinen Schmerz frei äußern konnte. Das war doch das Beste am Foltern und Töten. Deshalb war er auch wenig begeistert, als Minalcar schließlich aus Belecthors Kram ein Tuch hervorzauberte.
›Dann schneide ich ihm eben später einen anderen Finger ab‹, dachte Herumor.
Da kam der Fremde wieder, sein Hemd war blutüberströmt und ließen keinen anderen Schluss zu, als das er das Weib getötet hatte. Böse fiel er mit in das Lachen der anderen mit ein. Doch auf die Reaktion Lundors war er gar nicht gefasst gewesen. Zwar hielt er Lundor unbarmherzig fest, aber es kostete ihn mehr Mühe, als er es bei dem schwachen Lundor erwartet hatte.
Herumor war nicht der Hellste, aber ihm wurde auch klar, dass die Kleine seine Schwester gewesen war und dass er Leyron auch kannte. Was das bedeute, war Herumor im Moment herzlich egal. Das war nicht seine Sache. Aber hier war ein Opfer in seinen Armen. Ein Knabe, der schon am Ende seiner Kräfte war und Herumor würde die Gelegenheit nicht verstreichen lassen, ihn noch mehr zu quälen.
»Deine Schwester, soso«, begann Herumor mit seiner bösen Stimme zu sagen. »Deine Schwester … Sie kommt in unsere Fänge und was machst du? Du miese kleine Ratte hilfst ihr nicht … Du fesselst sie sogar für uns …« Herumor lachte laut und böse auf. »Nicht er ist an ihrem Tod Schuld … Du allein, Lundor! Du bist ihr Mörder … Ach, was wird dein armer Vater heulen … Jetzt hat er neben seinen nichtsnutzigen Sohn auch noch seine schöne Tochter verloren … Wird der dich verfluchen! Er wird dir das Schlimmste an den Hals wünschen …«
Wieder lachte Herumor. »Keine Angst, Kleiner … Ich werde die Wünsche deines Vaters erfüllen … Das Mädchen da«, sagte Herumor und wies mit dem Kopf auf Leyron, »Das Mädchen wird vielleicht in der Hölle schmoren … Aber du wirst die Hölle schon auf Erden erleben, dafür sorge ich …«
Es bereitete Herumor unbändige Freude, Salz in die Wunden Lundors zu streuen. Das war fast genauso gut, wie Finger abschneiden.
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Ondil war ziemlich erstaunt, dass Serek Bescheid über die Überfälle wusste. Hatte er sie etwa dabei beobachtete? Wie sonst konnte er wissen, dass das Minalcars Werk war.
"Ich bringe dich schon zu Minalcar hin",brummte Ondil, dem das viele Geplauder von Serek fast ein wenig viel wurde.
Für seinen Geschmack war der Fremde auch sehr neugierig. Er fragte sich, was dieser dahergelaufene Kerl Minalcar überhaupt anbieten konnte. Die Bande hatte sich in den überfallenen Dörfern reichlich Vorräte und Wertsachen geholt.
"Warum wir die Überfälle gemacht haben, kann dir unser Anführer besser erklären",meinte Ondil vorsichtig. "Ich glaube, wir sind gleich da. Da vorne stehen schon die ersten Männer."
Während die Beiden weiterliefen, wurde auch der Geräuschpegel immer lauter. Ondil fragte sich, was jetzt schon wieder passiert war.
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Minalcar starrte erst Lundor an, während dieser mit hochrotem Gesicht Leyron anschrie, dann blickte er zu Leyron hinüber, der dem aufgebrachten Bauernjungen besonnen antwortete.
"Herumor, stopfe diesem Knaben jetzt endlich das Maul und schneide ihm den Finger ab!", sagte er grimmig und warf ihm den Schmutzlappen zu.
Dann wandte er sich an Leyron und seine Hand wanderte zum Gürtel, wo er seine Peitsche aufbewahrte.
"Ich bin enttäuscht von dir, Leyron", sagte Minalcar mit gefährlich ruhiger Stimme. "Du hast du ganze Zeit gewusst, dass Lundor und dieses Weibstück Geschwister sind. Dass du das Mädchen beseitigt hast, zeigt, dass du offensichtlich diesee Familie auch an der Nase herumgeführt hast. Aber ich lasse mich nicht gerne an der Nase herumführen. Daher muss ich dir eine kleine Lektion erteilen."
Blitzschnell hatte er die Peitsche aus dem Gürtel gezogen und ließ sie durch die Luft zischen, doch Leyron wich dem Peitschenhieb geschickt aus.
"Haltet ihn fest und reißt ihm die Tunika herunter!", brüllte Minalcar wütend seinen Männern zu.
Es brauchte schon drei Männer, um Leyron festzuhalten und ihm das Hemd herunterzuzerren.
Leyron war in dem Moment darauf vorbereitet gewesen das Minalcar etwas plante, als dieser seine Hand zu seinem Gürtel wandern lies. Dies machte es ihm Möglich dem ersten Peitschenhieb geschickt auszuweichen. Doch ihm war auch klar das Minalcar es nicht bei diesem einen Versuch belassen würde.
Die betonte Ruhe in der Stimme des einäugigen Mannes lies darauf schließen das er wirklich nicht erfreut darüber war das Leyron mehr über Lundor und Aeluin wusste. Die Ruhe vor dem Sturm? Wenigstens glaubte er noch das Leyron Aeluin umgebracht hatte. Für eine Befreiung Lundors waren die Weichen nun aber weit problematischer. Warum nur war der Junge auch so voreilig?
Noch während Leyron Minalcar mit seinen Augen fixierte und seinen Gedanken nachhing, wies dieser bereits, mit mehr Unmut in der Stimme, seine Männer an ihn fest zu halten. Die ersten beiden schüttelte Leyron noch ab, dann aber kam ein dritter hinzu. Selbst wenn er es geschafft hätte sich gegen einen dritten Mann zu behaupten, es hätte dennoch nichts genützt, also gab Leyron seinen Widerstand auf. Er wusste was nun kommen würde und wappnete sich innerlich dafür. Es war nicht das erste Mal…. aber es würde das erste Mal seit langem sein. Einige Jahre hatte es niemand mehr gewagt ihm eine Lektion zu erteilen wie Minalcar es genannt hatte. Und diese hier hatte er nun Lundor zu verdanken.
Der Mann der vor ihm stand und ihm die Tunika vom Körper riss, während ihn die anderen beiden die Arme hinter dem Rücken hielten, war sich seiner Sache sehr sicher und grinste Leyron herablassend an. Wenn Leyron eines nicht haben konnte, dann war es wenn jemand versuchte ihn zu demütigen. Auch wenn dieser Mann nicht im entferntesten die Macht dazu hatte, erregte er den Unmut des Kriegers, so das Leyron ihm spontan ins Gemächt trat. Zusammenzuckend taumelte der Mann nach hinten.
„Du willst Dich also auf mir verewigen Minalcar“ wandte sich Leyron mit schneidender Stimme an Minalcar, dann grinste er „nun dann sollst du diese Möglichkeit bekommen.“ Noch immer hielten die beiden Männer ihn fest, die Tunika hing halb hinab.
„Lass mir eine Hand frei und ich werde mich meines Hemdes selber entledigen. Das wirst du mir doch wohl noch zugestehen oder nicht?“
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Noch immer lehnte sich Lundor mit vollem Gewicht in Herumors Arme, welche ihm allerdings noch immer keinen Spielraum ließen. Leyrons Worte waren alles andere als beruhigend und noch immer fühlte Lundor den Zorn in sich und die Verzweiflung, welche überhand nahm. „DU lügst!“ schrieb Lundor den Älteren an, welcher sogar dem Jungen gedroht hatte. Wieso tat er das? Wieso hatte Leyron den netten, tapferen Krieger gemimmt, wenn er doch das genaue Gegenteil war. Warum hatte er seiner Schwester das angetan?
Lundor schwieg nun, als er Herumors Worte vernahm. Es schmerzte, es schmerzte ungeheuerlich. Dem Jungen waren gerade sämtliche seiner Gliedmaßen egal, welche man ihm rauben wollte. Das zählte alles nichts! Seine Seele blutete und sein Herz zerbrach unter all den Worten, welche auf ihn einprasselnden. War es wirklich seine Schuld? Hatte er Aeluin getötet? Nein! Er liebte seine Schwester doch!
Schluchzend fühlte Lundor, wie seine Knie unter ihm nachgaben, da sie den bebenden Körper nicht mehr länger aufrecht halten konnten. Doch er fand den Boden nicht, denn Herumor hielt ihn noch immer gepackt und stützte nun fast das komplette Gewicht des schmächtigen Jungen. Minalcars Worte nahm Lundor gar nicht wahr. Nur am Rande bekam er mit, wie er befahl Leyron fest zu halten, damit er ihn auspeitschen konnte. Und tief in seinem Inneren dankte Lundor dem Anführer der Bande dafür.
Gib nicht auf, Lundor ..., sagte eine innere Stimme zu ihm, welche aber sehr leise geworden war. Du wirst Vater ... Doch diese Erkenntnis konnte Lundors Lebenswillen gerade auch nicht am Leben halten. Und der Junge fragte sich, ob eine junge Seele eigentlich verbluten konnte.
Herumor spürte regelrecht, wie Lundor schwächer wurde und innerlich brach. Ein leises böses Lachen kam aus seinem Mund und er nickte Minalcar nur erfreut zu, als dieser ihm befahl, Lundor endlich den Finger abzuschneiden. Mittlerweile war Lundor so schwach, dass er gar niemanden mehr brauchte, der ihn festhielt. Aber einen Lappen musste Herumor dem Knaben vorsichtshalber doch in den Mund stopfen.
Bei Leyron, Herumor, Lundor und dem Rest der Bande
Minalcar war jetzt unheimlich wütend. Leyrons Frage, ihm eine Hand freizulassen, damit dieser selbst sein Hemd abstreifen könne, reizte ihn noch mehr.
"Das kommt nicht in Frage! Halte jetzt besser deinen Mund, du Sohn eines Hundes!", brüllte Minalcar ihn an, denn dieser vermutete einen Trick hinter Leyrons harmloser Bitte.
Er hatte jetzt mehr als genug von dem ganzen Lug und Trug um ihn herum. Dass Herumor inzwischen Lundor einen Teil des Ringfingers nahm, interessierte ihn nur am Rande, ebenso Herumors diabolischer Einfall.
Minalcar trat hinter Leyron und fing an mit der Peitsche, die mehrere Lederriemen mit Metallspitzen besaß, Leyrons nackten Rücken zu bearbeiten. Ihm fiel auf, dass der Mann viele Narben besaß und seine Peitsche eher wenig Schaden zunächst anrichtete.
"Du verdammter Teufel!", schrie Minalcar aufgebracht. "Ich werde dich schon in die Knie zwingen!"
Die beiden Männer, welche Leyron festhielten, versuchten, den Peitschenhieben auszuweichen, was nicht immer gelang.
Bei Leyron, Herumor, Minalcar und dem Rest der Bande (etwas im Abseits)
Lundor hatte nicht mal mehr die Kraft oder gar den Willen sich gegen Herumor zur Wehr zu setzen, als dieser ihn auf den Boden sinken ließ. Seine Reserven waren bis aufs Letzte aufgebraucht. Was er körperlich noch geschafft hätte, war nun von den seelischen Qualen, ob des Todes seiner Schwester, gänzlich zu Nichte gemacht worden.
Der Junge wandte zwar den Kopf zur Seite, konnte aber nichts ausrichten, als Herumor ihm den schmutziges Lappen in den Mund schob. Durch das fehlen zweier Zähne bot sich dort nun ein wenig mehr Platz und der Schmutz vermischte sich mit dem Blut, welches Lundor noch immer eklig auf der Zunge lag.
Er versuchte verzweifelt mit der Zunge zu verhindern, dass ihm der Lumpen zu weit in den Rachen rutschte und somit einen Würgereflex auslöste. Geknebelt war sich Übergeben eines der schlimmsten Dinge, welche passieren konnte.
Gedämpft kamen aber doch Lundors Flehlaute nun aus seinem Mund. Das einzige, zu was er noch in der Lage war. Man hörte nur ein verzweifeltes Genuschel und Gestöhne. Unaufhaltsam rannen ihm die Tränen über die Wangen.
Das einzige was er hoffen konnte, war dass es schnell ging. Und zu seinem Glück hatte Herumor sogar ein scharfes Messer gewählt. Lundor hatte angenommen, dass ihn der Sadist länger quälen würde. Doch scheinbar wurde Herumors Interesse anderweitig auf sich gezogen.
Dumpf klang Lundors Schrei, als der Ringfinger durchtrennt wurde. Vor Schmerz biss der Junge auf das Tuch in seinem Mund. Erst als es vorbei war und Herumor längst aufgestanden und gegangen war, zwang sich Lundor wieder zu atmen. Keuchend und wie in Trance zog er sich mit der unversehrten Hand den Lumpen aus dem Mund und holte Luft. Was um ihn herum geschah, bekam er gar nicht mit. Er hörte nur das Knallen einer Peitsche ... Minalcars Peitsche.
Verstört drehte sich Lundor zur Seite, presste seine Hand an seinen Körper und rollte sich zitternd zu einer Kugel zusammen. Er hatte große Angst, dass die Peitsche ihn traf. Doch eigentlich war selbst das mittlerweile egal.
Leyron hatte nicht damit gerechnet das Minalcar sich gleich bedroht fühlen und losbrüllen würde bei seiner Frage. Die Hoffnung sein Hemd somit in einem Stück behalten zu können, war mit dem Moment des Aussprechens seiner Frage zerschlagen.
Minalcar fackelte nicht lange und riss das Hemd mit drei passenden Schlägen von seinem Oberkörper. Leyron atmete tief durch. Er hatte die Peitsche nicht sehen können, aber die metallene Spitze war durch den Stoff zu spüren gewesen. Das hier würde eine sehr unangenehme Lektion werden.
Wieder und wieder knallten die Striemen der Peitsche auf seinen Rücken und während er die ersten zehn Schläge noch einigermaßen unbeeindruckt über sich ergehen lies, spürte er die die nächsten umso schmerzhafter. In den harten Jahren seiner Kindheit und Jugend unter den Corsaren war seine Haut abgehärtet worden, doch in den letzten Jahren hatte sich niemand mehr gewagt ihn zu züchtigen. Die Haut neben den Narben platze auf, während das Leder schmatzende Geräusche hinterließ.
Leyron rief sich Bilder von Aeluin vor sein geistiges Auge um sich von dem Schmerz auf seinem Rücken abzulenken. Sein Gesicht war verhärmt im Angesicht der Schläge die nun immer härter auf ihn niederprasselten, doch nicht ein Laut war aus seinem Mund zu hören. Die Taktik sich den schönen Erinnerung an Aeluin zu hinzugeben, funktionierte und er stellte erleichtert fest dass er diese Züchtigung gerne in Kauf nahm, in dem Wissen das Aeluin in Sicherheit war. Lieber sollte Minalcar seinen Frust an ihm auslassen.
Anscheinend brachte Minalcars Lektion ihm nicht den gewünschten Erfolg, so dass der einäugige erneut brüllte. Leyron zog seine Mundwinkel leicht nach oben zu einem angedeuteten Grinsen. Er hatte bisher an die dreißig Schläge eingesteckt und stand noch immer. Hatte Minalcar mit weniger gerechnet?
So leicht würde er sich nicht in die Knie zwingen lassen.
Die Wut in Minalcar war deutlich zu spüren in dem er seine Schläge gezielter setzte. Leyron kämpfte gegen den Schmerz an wandte sich unter den Schlägen, so gut es ihm möglich war. Die Männer an seiner Seite hielten in zwar fest, aber immer darauf bedacht nicht selber getroffen zu werden.
Leyron hörte die Stimme Herumors und musste feststellen das Lundor ihm trotz allem leid tat. Erinnerungen an sein Leben auf dem Meer wurden wach. Er kannte diese Art von Quälereien nur zu gut, auch wenn er in dieser Hinsicht immer Glück gehabt hatte.
’Wag es nur Schlächter… dich hier einzumischen. Solltest du auch nur einmal die Hand gegen mich erheben bist du Tod’ spie er Herumor in Gedanken entgegen.
Der Mann zur seiner Linken, einen Kopf kleiner als Leyron wurde durch einen Peitschenarm an der Wange getroffen und zuckte nach links weg ohne Leyrons Arm dabei loszulassen. Durch den Ruck verlor Leyron seine Konzentration und wandte seinen Oberkörper instinktiv ebenfalls nach links.
Minalcars Peitsche traf dadurch Leyrons Seite in Höhe seiner Nieren, ein weiterer Schlag die gleiche Stelle, während einer der Lederschnüre mit blutig glänzender Metallspitze die Haut am Halsansatz aufriss.
Leyron schwankte, er verlor die Gewalt über seine Beine durch den stechenden Schmerz in seiner Linken. Ohne nachzudenken sammelte er seine Kräfte um sich des anderen Mannes Umklammerung zu entziehen, doch dieser drückte ihn mit aller Kraft nieder, so das Leyron letztendlich doch in die Knie sinken musste.
Er konnte Minalcars Lachen hören. Leyrons Blick war zu Boden gesenkt, sein Herz schlug schneller während er seinen Atem unter Kontrolle brachte. Dann sah er Minalcars Fußspitze vor sich auftauchen mit der dieser sein Kinn anhob und Leyron somit zwang ihn anzusehen.
Die Männer an seiner Seite hatten Leyron noch immer nicht losgelassen, stattdessen umklammerten sie seine Arme weiterhin und hielten sich seitlich hinter ihm auf.
Leyrons Blick war dunkel auf Minalcar gerichtet, sein Gesicht spiegelte den Schmerz wieder dem er standhielt. Minalcar hatte seinen Fuß inzwischen wieder abgestellt.
„Genieß es Minalcar, solange du noch kannst. Dein Tod wird grausamer sein als alles was du dir je vorstellen kannst wenn er gemeinsam mit mir vor Dir stehen wird. Bei den Corsaren von Umbar, du wirst dir wünschen niemals geboren worden zu sein und du wirst dankbar sein dafür das ich deinem Leiden ein Ende bereiten werde.“ Leyron sprach mit fester Stimme, obgleich seine Lippen bebten, in der schwarzen Sprache Umbars. Für jeden der dem haradrischen mächtig war, verständlich.
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Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen.