Areros hatte schweigend zugehört, doch sein Gesicht hatte sich immer mehr verfinstert. Was glaubte er eigentlich, wen Leyron vor sich hatte? Einen Mann, der seinen Freund im Stich ließ?
»Leyron!«, sagte er nun eindringlich. »Es ist vollkommen egal, ob du Vater dein Wort gegeben hast oder nicht. Ihm wäre es auch nicht recht, dass du dein Leben opferst – für keinen von uns.«
Er schüttelte den Kopf und sagte: »Verdammt, Leyron. Ich brauche dich! Ich weiß, dass du erfahrener bist. Aber ich möchte, dass du mir versprichst, dass du nicht sinnlos dein Leben aufs Spiel setzt. Glaube mir, Luin würde das auch nicht wollen …«
Einen Moment schwieg Areros gedankenversunken, dann fuhr er fort: »Auch wenn Luin mir verboten hat, darüber zu sprechen … Ich denke, dass die Situation ernst genug ist, es dir zu sagen!« Wieder legte er seine Hand auf Leyrons Schulter und blickte ihn geradewegs in die Augen. »Aeluin liebt dich! Du machst sie so glücklich, wie ich sie nie gesehen habe … Deshalb, verdammt noch mal, gib auf dich acht! So eine Frau wie Luin findest du so schnell nicht wieder!«
Es fiel auch Areros angesichts dieser schweren Situation schwer, Leyron anzugrinsen.
»Sobald Aeluin in Sicherheit ist, werde ich zurück kommen und dich befreien, solltest du nicht allein frei kommen! Keine Widerrede! Ich kann mein Leben genauso für einen Freund aufs Spiel setzen, wie du für uns!«
Er drückte noch einmal fest Leyrons Schulter und seufzte. »Und jetzt geh schon! Ich achte auf Luin! Und du achtest auf dich!«
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Und er tötete ihn und wurde zum Verlierer. (Koran)
Leyron schluckte als Areros die Freundschaftsbezogenen Worte sagte. Gerne hätte er die Hoffnung die er in der Stimme von Areros vernahm für sich mitgenommen, aber er wusste nur zu gut, dass nach diesem Tag zwischen ihnen nichts mehr so sein würde wie es gewesen war.
Er hatte sich einen groben Plan zusammengesetzt, in dem er seine Vergangenheit Gewinnbringend mit einfließen lassen konnte, aber ihm war auch klar das er damit die Freundschaft zu Areros und Luin zunichte machte, Er hatte gewusst das ein Ende kommen würde, das es jedoch so schnell und auf dieser Art geschehen würde, damit hatte er nicht gerechnet.
Areros hatte noch Hoffnung. Wie sollte es auch anderes sein… ahnte er doch nicht einmal welcher Mann hier wirklich vor ihm stand. Leyron schluckte erneut. Er würde ihn verraten… diesen Keim der Freundschaft…und auch wenn es ihm schwerer fiel als er es je für möglich gehalten hätte, er würde es tun da seine Hoffnung darin bestand Aeluin mehr Zeit zu verschaffen und sie damit vielleicht frei zu bekommen.
Leyron straffe sich und umfasste Areros Oberarme zu Abschied. „Ich weiß deine Freundschaft zu schätzen Areros. Vergiss das nicht… egal was geschieht… sobald ich bei der Gruppe bin.“
Er ließ seinen Bogen und die versteckte Habe zurück und machte die ersten Schritte von Areros fort in Richtung Lager, dann drehte er sich noch einmal um.
„Ich mag vielleicht anderes sein, als der Mann den du geglaubt hast kennen gelernt zu haben…. einiges wird dich vielleicht erschrecken… vermutlich abstoßen… aber das was ich jetzt tue… das tue ich für Aeluin…. und für dich. Egal…. es ist mir einfach nur wichtig, das du weist… das du mich vielleicht nie richtig kennen gelernt hast, aber das trotz alledem …. das ich mich in all den Tagen nicht verstellt habe und… das ich ehrlich zu dir war.“
Mit diesen Worten ließ Leyron Areros alleine zurück.
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Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen.
Areros bemerkte wohl, dass Leyron von seinen Worten seltsam berührt war. Doch anders als er vermutete hatte, wollte Leyron nicht, dass er zurückblieb und Aeluin um jeden Preis nach hause schaffte. Stattdessen redete er von ihrer Freundschaft, die Areros für selbstverständlich ansah.
Völlig verblüfft blieb Areros stehen und sah, wie sich Leyron zu der Gruppe aufmachte.
›Was hat er damit gemeint, dass er ein anderer Mann ist, als ich in ihm kennengelernt habe? Was sollte mich abstoßen?‹ Diese und andere Fragen gingen ihm durch den Kopf. Zu gerne hätte er Antworten darauf gewusst, doch es würde eine Zeit dauern, bis er sie bekam. Aber er würde sie bekommen, dafür würde er sorgen.
Areros Blick wanderte zwischen Aeluin und Lundor, die noch beisammen waren und Leyron hin und her. Noch immer kreisten seine Gedanken um das Gesprochene von Leyron, doch dann riss er sich zusammen. Die Situation erforderte seine ganze Aufmerksamkeit.
»Wahrscheinlich wollte er nur einen dramatischen Abgang machen«, murmelte Areros und schob damit alles beiseite. Er glaubte nicht im Mindesten daran, dass irgendetwas, was Leyron jetzt tat ihre Freundschaft zerstören könnte. Er vertraute Leyron und mochte ihn. »Wie einen Bruder«, flüsterte Areros. Genau zu diesem Zeitpunkt war Leyron bei den ersten Männern angekommen.
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Und er tötete ihn und wurde zum Verlierer. (Koran)
Bei Minalcar, Lundor und Herumor inmitten seiner Männer
Aeluin hörte sofort auf etwas zu sagen, als Minalcar sie böse anfuhr. Ein Knebel wäre vielleicht dahingehend nicht schlecht gewesen, dass sie nichts falsches mehr sagen konnte. Aber ein Tuch im Mund zu haben, war gewiss keine angenehme Angelegenheit und außerdem musste sie versuchen, mit Lundor zu reden.
Aeluin schluckte, als Minalcar die Fesseln begutachtete, doch zu Lundors und ihrem eigenen Glück waren sie dem Mann straff genug. Doch das Glücksgefühl war bald verschwunden, als sie Herumors Worte hörte. Ihr Blut wich aus ihren Adern und sie war plötzlich sehr blass.
»Ihr Blut schmeckt bestimmt süß!« hatte er gesagt. Dass Lundor ihr Blut nicht trinken würde, wusste Aeluin, aber dieser Mann … Ihm wäre es zuzutrauen. Unwillkürlich ging Aeluin ein, zwei Schritte zurück, um ihren Abstand zu vergrößern.
Dann hörte sie Lundors Worte und fuhr erschrocken um. Sie schüttelte heftig den Kopf und sagte leise, aber eindringlich: »Nein!«
Wie konnte Lundor denn so etwas vorschlagen? Ganz abgesehen davon, dass die Menschen in dem Dorf nicht geflohen waren und sterben würden. Dieser Minalcar würde sie nicht mitnehmen, sondern sie auf der Stelle töten! Warum sollte er sie auch in das Dorf mitnehmen? Für sie konnte er kein Lösegeld bekommen und mittlerweile war sich Aeluin sicher, dass er darauf auch nie eingehen würde.
Sie musste selbst etwas tun, um weiter zu leben. Sie drehte sich zu Minalcar um und sagte: »Das lohnt sich nicht! Mein Dorf ist verlassen … Sie sind alle geflohen!«
Das war eine so offensichtliche Lüge, doch Aeluin war auf die Schnelle einfach nichts anderes eingefallen. Ihr gelang es nicht einmal einen tapferen Gesichtsausdruck aufzusetzen, denn nun fürchtete sie sich davor jeden Augenblick ihren letzten Atemzug zu machen.
Mit großen angstvollen Augen sah sie Minalcar an und duckte sich leicht, weil sie Angst hatte, er würde sie für diese Lüge schlagen. Doch eine Ohrfeige war noch besser als der Tod.
Minalcar hörte grimmig Aeluins Worten zu. Aha, das Dorf war also verlassen. Er wusste nicht, ob er das glauben sollte oder nicht. Natürlich würde dieses tollkühne Weib versuchen, ihr Dorf zu schützen. So eine verrückte Idee passt zu ihr.
Dem Anführer war klar, dass Aeluin eigentlich nur unnützer Ballast war. Er war sich selbst noch nicht darüber im Klaren, was er mit ihr anfangen sollte.
Da ihm ihr Geschnatter auf den Geist ging und sie sich danach ängstlich duckte, verpasste er ihr ein paar kräftige Ohrfeigen.
"Gib endlich Ruhe, Weib!",fuhr er sie schlechtgelaunt an. "Du wirst es nicht wagen, einem Mitglied meiner Bande zu widersprechen. Lundor ist gerade auf dem besten Wege, ein tapferer Krieger zu werden."
Er befahl seinen Leuten, ihren Marsch fortzusetzen. Lange genug hatten sie sich mit der Frau aufgehalten. Er selbst zog Aeluin auf die Füße. Ihre Wangen waren durch die Ohrfeigen gerötet, doch ihre Augen blitzten vor Zorn. Das gefiel ihm irgendwie.
›Nein, ich werde dich noch nicht töten. Ich werde dich noch ein bisschen aufsparen für unterwegs. Wenn es uns zu langweilig werden sollten, werden wir uns mit dir amüsieren.‹
Er packte Luin grob an der Schulter.
"Du wirst neben mir laufen, Weib. Und du, Belecthor, kommst an meine andere Seite."
Suchend blickte er sich nach Elúrin um, der sich - immer noch beleidigt - unter die Männer gemischt hatte.
Leyron schlich beinahe lautlos durch das Unterholz um die Gruppe herum, darauf bedacht Abstand zwischen Arereos Versteck und jener Richtung zu bringen von der er auf die Bande treffen wollte. Leyron entdeckte nicht einen Wachposten, so das er davon ausging, das jener Mann der Aeluin gebracht hatte wohl ein Späher gewesen sein muss, der die Gruppe während des Marsches erreicht hatte.
Leyron hatte die Gruppe beinahe überholt, so dass er nun praktisch hinter ihnen laufen würde, als er auf einen Mann traf der ganz eindeutig zu der Bande gehören musste, die Aeluin gefangen hielt.
Der völlig vernarbte Mann, mit den dunklen, wirren Haaren und der kantigen Nase, setzte ein schmieriges Grinsen auf, als er sich plötzlich Leyron gegenüber sah. Leyron wusste darum das sie nicht viel aufsehen erregen durften, wenn er nicht erwischt werden wollte. Es wurde ein schneller, unerbittlicher Kampf, aus dem Leyron als Sieger hervorging, jedoch mit einem oberflächlichen Kratzer und einigen blauen Flecken. Er war nicht überrascht mit welcher Brutalität sein Gegenüber auf ihn losgegangen war, allerdings machte er sich nun noch mehr Gedanken darüber in Wessen Händen Aeluin gefallen war. Dieser Mann wusste seine Kraft einzusetzen, auch wenn es ihm nicht viel genützt hatte.
Leyron aber war eine Idee gekommen. Er atmete tief durch, ein Stückweit dankbar dafür das Areros diesen Kampf nicht mitbekommen hatte. Mit geübten Handgriffen skalpierte er den Mann, gerade so das es ausreichte um seinen Tod zu beweisen, dann machte er sich mit erhobener Haltung auf den direkten Weg zu Aeluins Peinigern.
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Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen.
Gerade wollte Minalcar Elúrin zu sich winken, als er in der Nähe Schritte hörte. Jemand löste sich aus dem nahen Unterholz. Zuerst dachte Minalcar an Ulfast, doch dann sah er einen völlig fremden Mann mit waldläufer-ähnlicher Kleidung. Der unheimlich wirkende Fremde mit den teilweise in Zöpfen geflochtenen Haaren hielt in der Hand einen blutigen, dunklen Schopf.
Minalcar stieß Aeluin unsanft zu Boden und griff nach seinem Schwert. Der Mann wirkte nicht wie einer der Waldläufer aus der gondorianischen Armee. Dafür sah er einfach zu wild aus. Minalcar blickte in kalte, blaue Augen. Er wollte nicht wissen, wem der Mann die Haare genommen hatte. Aber falls diese Haare von einem seiner Männer stammten, würde der Kerl ein Problem bekommen, und zwar ein gewaltiges. Andererseits konnte ein Mann wie dieser auch eine große Hilfe sein, wenn man ein Dorf wie Pen Anaith zu überfallen hatte.
"Was willst du hier, Fremder?", fauchte Minalcar den Unbekannten grimmig an und ließ das Schwert etwas sinken.
Zum Glück schwieg Aeluin nun endlich, nachdem Minalcar sie mit Drohungen scharf zurecht gewiesen hatte. Sie durfte die Männer nicht noch mehr reizen. Das endete nur tödlich. Und Lundor würde es nicht ertragen seine Schwester hier sterben zu sehen.
Auf dem besten Weg ein tapferer Krieger zu werden ... Lundor war nichts weiter als ein naiver Junge. Ein Feigling, der dies nur tat, um seine Schwester zu beschützen. Aber wahrscheinlich machte er ohnehin wieder alles nur falsch. Das machte er doch ständig. Nichts gelang ihm wirklich gut. Einfach, da er an fast nichts Freude hatte. Zumindest in Anthara war dies so gewesen. Feldarbeit ... Lundor musste man Morgens wahrlich aus dem Bett zerren, damit er mit den Männern aufs Feld ging. Nein, dazu war er nicht geboren.
Als Minalcar nun seine Hände sprechen ließ und Aeluin einige saftige Ohrfeigen verpasste, zitterte Lundor am ganzen Leib und wandte sich ab. Dabei hielt er sich die Ohren zu, in der Hoffnung, dass es niemand wirklich mitbekam. Er konnte das weder mit ansehen noch mit anhören. Als die Quälerei überstanden war, sah Lundor Luin in die Augen, welche noch immer einen gewissen trotzigen Ausdruck hatten. Mach bitte nicht so weiter ... Dass Lundor selbst seine Schwester mit seinen Worten, das Dorf solle man überfallen, verwirrte, war ihm nicht bewusst.
Nun war Minalcar bereit weiter zu gehen. Doch leider musste Aeluin bei ihm laufen. „Aber ich dachte ich darf vielleicht ...“, brachte Lundor hervor, doch Herumor knurrte ihn böse von der Seite an. Und so verstummte der Junge. Er durfte scheinbar nicht über Aeluin wachen. Wie sollte er ihr dann helfen und beistehen?
Irgendwann, sie waren noch nicht weit gelaufen, blieb Minalcar aprubt stehen und starrte ungläubig auf einen Mann, welcher vor ihm aus dem Unterholz trat. Leyron ... schoss es Lundor durch den Kopf. Minalcar stieß Aeluin zu Boden und entlockte ihr so ein schmerzhaftes Stöhnen. Sofort war wieder Mitleid in Lundor geweckt und er eilte zu seiner Schwester und zog diese auf die Beine. Doch mehr konnte er nicht für sie tun. Als Elúrin ihn böse angaffte, stotterte der Junge: „Sie soll doch nicht ... zuvor schon ... am Ende sein.“ Aeluin würde ihn für seine Worte noch hassen.
Doch dann wurde Lundor erst bewusst, was Leyron dort in der Hand hielt, während er den Mann genauer betrachtete. Das war ein Skalp! Die Kopfhaut eines Menschen samt Haare! Lundor spürte, wie ihm das wenige Essen vom Morgen die Speiseröhre hochstieß, ehe er sich abwandte und ein paar Meter neben Aeluin zitternd übergab.
Wie kann Leyron so etwas tun? ... Er musste sich in diesen Mann getäuscht haben. Nun, Lundor kannte ihn nicht wirklich gut. Er hatte einen Tag mit ihm auf dem Feld gearbeitet und Lendil und er hatten versucht den Krieger über sein Leben auszuquetschen. Wirklich funktioniert hatte es nicht. Stattdessen hatte Leyron Kartoffeln nach ihnen geworfen, um zu zeigen, dass man immer auf der Hut sein musste und die Taten der Gegner vorausahnen musste.
Endlich ging es wieder voran. Lundor hatte nicht das Glück, dass er seine Gefangene selbst führen durfte. Als er es trotzdem versuchen wollte, warf er einen bösen Blick zu. ›Der Junge hat wirklich keinen Verstand‹, dachte er bei sich. ›Warum muss er Minalcar ständig widersprechen? Er bezahlt so nur mit seinem Leben.‹
Mittlerweile hatte er Gefallen an dem Knaben gefunden. Er würde ihn schon formen können. Mit der Zeit. Einen zweiten Ulfast aus ihm machen.
Dann hielten sie an, denn ein Fremder kam zu ihnen. Instinktiv zog Herumor eines seiner Messer heraus. Dann entdeckte er den Skalp in der Hand des Mannes, der durchaus so aussah, als hätte er den Skalp selbst abgeschnitten. Ein breites Grinsen machten sich auf Herumors Gesicht breit. Endlich mal ein Mann, der verstand, wie man tötete.
Herumor trat auf Minalcar zu und flüsterte ihm zu, während er dem Fremden wohlwollend begutachtete. »Das ist ein Mann, den wir brauchen können. Schau dir das an! Grausam ist er! Diese Augen. Und dann der Skalp!«
Begeistert blickte Herumor zu seinem Hauptmann. »Der weiß, wie man es machen muss!«
Natürlich hatte Herumor nicht den geringsten Verdacht, dass es sich um Ulfasts Skalp handelte. Wenn er das erfuhr, würde seine Freude vielleicht abebben. Vielleicht auch nicht.
_________________________________________ Der Chara für alle Fälle …
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Während Leyron verschwunden war, beobachtete Areros mit Herzklopfen das Lager. Als würde es ihn selbst treffen, spürte er die Ohrfeigen, die Aeluin von dem Mann bekam, den Leyron als Anführer betitelt hatte. Um was es gegangen war, hatte Areros nicht mitbekommen. Seine Hand umgriff seinen Wurfdolch so fest, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. Er wusste jedoch, dass selbst wenn er diesen Mann traf, Aeluin damit mit ihrem Leben bezahlen musste.
Erschrocken stellte Areros fest, dass die Männer nun aufbrachen, in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Rasch ließ Areros seinen Rucksack hinabgleiten und nahm nur die Waffen mit.
›Leyron, beeil dich!‹, rief er in Gedanken seinem Freund zu, während er versteckt im Unterholz der Truppe folgte. Er versuchte mit Aeluin auf gleicher Höhe zu bleiben.
›Lundor, was machst du nur hier?‹, fragte er sich. Doch auf seine vielen Fragen würde er vorerst keine Antwort bekommen.
Als er sich schließlich umblickte, um zu sehen, wo Leyron blieb, sah er ihn. Sein Gesicht war sehr, sehr ernst. Aber nicht angespannt. Eher wie eine undurchdringliche Maske. Sollte er Angst haben, so zeigte er sie nicht. Sein ganzes Auftreten war sehr bestimmt und die anderen Männer wichen zur Seite, ohne ihn anzugreifen.
»Du schaffst es Ley«, flüsterte Areros auch wenn er nicht recht wusste, wie Leyron Aeluin jetzt retten wollte.
Scharf stieß Areros die Luft aus, als er sah, wie der Anführer Aeluin hart zu Boden stieß. Lundor war sofort da und half ihr auf. ›Sei vorsichtig, Lundor!‹, warnte Areros seinen Bruder in Gedanken. Doch wahrscheinlich hätte er selbst auch kaum wegsehen können, wenn seine Schwester so behandelt wurde.
Areros schaute in das Gesicht Aeluins, das Leyron anstarrte. ›Verrate nur nichts, Luin‹, wollte er auch seine Schwester warnen.
Doch da übergab sich schon Lundor, was sich Areros erst gar nicht erklären konnte. Da trat einer der Männer zur Seite, der ihm den Blick versperrt hatte und Areros bemerkte, dass Leyron etwas in der Hand hielt. Er brauchte nicht lange, um zu erkennen, dass es sich um ein Büschel Haare samt Kopfhaut handelte.
Schockiert versuchte sich Areros eine plausible Lösung zurecht zu legen, warum Leyron einen Skalp in den Händen hielt, doch sein logischer Verstand ließ sich nicht leicht beirren: Leyron musste es selbst getan haben. Plötzlich wurde Areros ganz kalt, obwohl es ein heißer Tag war und die Sonne am Zenit des Himmels stand. Der Schweiß, der ihn bisher bedeckt hatte, ließ ihn frösteln.
›Wie konntest du nur, Leyron?‹, entsetzte sich Areros. ›War das wirklich nötig, um Luin zu retten?‹
Der junge Mann war sich bewusst gewesen, dass Leyron und auch er wohl nicht darum herum kommen würden, zu töten. Aber wenn es schon sein musste, dann würde es Areros kurz und schmerzlos machen. Eine Leiche aber schänden?
›Wozu das, Leyron?‹
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Und er tötete ihn und wurde zum Verlierer. (Koran)
Minalcars Ohrfeigen saßen. Ihre Wangen zwirbelten dermaßen, dass ihr Tränen in die Augen stiegen. Doch Minalcars Worte, dass Lundor auf dem besten Wege sei, ein tapferer Krieger zu werden, hielten sie zurück.
›Niemals wird Lundor einer von euch werden, du Drecksack. Lundor kriegst du nie klein!‹, schrie sie ihn in Gedanken an, aber sagte nichts mehr.
Trotzig ging sie schließlich neben Minalcar her, als sie Richtung Pen Anaith aufbrachen. Dort würden Aeros und Leyron sein und dann würde dieser Hauptmann etwas erleben.
Aeluin redete sich naiv eine heldenhafte Rettung hinein. Doch was sollte sie sonst tun, um nicht die Hoffnung zu verlieren? Ihr Leben hing an einem seidenen Faden.
Sie waren noch nicht lange gegangen, als sie plötzlich anhielten. Instinktiv suchte Aeluin Lundors Blick, aber er schaute nicht zu ihr. Plötzlich wurde sie hart auf den Boden gestoßen und in ihrer Überraschung konnte sie sich kaum abfangen. Ihr Körper wurde an den entsprechenden Stellen leicht aufgescheuert und nun kullerten doch ein paar Schmerzestränen über ihre Wangen.
Doch Lundor hob sie jedoch rasch wieder auf, was Aeluin jedoch erschreckte. Sie durften einander nicht zu nah kommen. ›Nicht!‹, wollte sie wispern, doch kein Wort kam über ihre Lippen. Stattdessen stolperte sie ein zwei Schritte zurück, dass sie beinahe Minalcar zu nah kam.
Dann hörte sie dessen Stimme und schaute auch zu dem Fremden, der in einiger Entfernung mitten unter den Männern stand.
›Leyron‹, dachte sie und riss die Augen weit auf. Was tat er nur hier? Das war doch viel zu gefährlich einfach hierher zu kommen. Minalcar würde sie nicht einfach frei geben, das hatte sie schon erkannt.
Aeluin suchte Leyrons Blick, doch er blickte nur zu Minalcar und sein Gesichtsausdruck war fremd und kalt. Während Aeluin noch überlegte, wie sie unbemerkt Leyrons Aufmerksamkeit erregen konnte, geschah etwas anderes.
Jemand ganz in ihrer Nähe übergab sich. Aeluin drehte sich um und sah, dass es Lundor war.
›Was hat er nur?‹, fragte sie sich. ›Lundor! Du kannst jetzt nicht schlapp machen!‹
Zu gerne hätte sie Lundor jetzt geholfen und musste an die Nacht denken, da sie sich übergeben hatte und er ihr beigestanden hatte. Doch das wäre ihrer beider Tod gewesen. So wandte sie sich wieder dem Geschehen zu und wartete gespannt, was Leyron sagen würde.
›Ich verrate dich nicht, Krieger‹, sagte sie in Gedanken zu ihm. ›Verlass dich auf mich!‹
Leyron blieb etwa zwanzig Schritte vor Minalcar stehen. Alle Blicke waren auf ihn gerichtet. Er wusste nur zu gut was er für ein Bild abgab und auch wenn es ihn innerlich schmerzte das Aeluin ihm nie wieder in die Augen sehen würde, so zog er das zuvor begonnene weiter durch.
Jetzt ging es darum überzeugend genug zu sein, das sie ihn mitnehmen würden, andernfalls, schnell genug bei Aeluin zu sein und zu hoffen das Areros Timinig mit dem Bogen übereinstimmte. Noch während Leyron in die Gruppe hineingelaufen war, hatte er seinen Schritte weitestgehend so berechnet, das er eine Chance haben würde, Aeluin im allgemeinen Trubel eine Möglichkeit zur Flucht zu verschaffen, aber ohne die Hilfe ihres Bruder würde sie es nicht schaffen, weit genug davon zu kommen.
Leyron hörte die Worte des stämmigeren Mannes, der inzwischen neben dem Einäugigen stand, der ihn zuvor angesprochen hatte. Die Worte dieses Schlächters bestätigten Leyron in seiner Vermutung über die Denk und Vorgehensweise dieser Bande. Zumindest ihn hatte er schon überzeugt.
„Du hast etwas das mir gehört!“ begann Leyron zu sprechen. „Etwas für das ich gut bezahlt werde. Aber auf meinem Weg hinter dem Täubchen her, bin ich auf ihn hier gestoßen“ während Leyron sprach hob er seine linke Hand leicht an „er war auf dem Weg zurück zu Euch und er ließ mich Wissen das in deiner Gesellschaft mehr Münzen auf mich warten. Allerdings war er versucht, nachdem er erkannt hatte das mir die Idee gefallen könnte, nicht mit mir teilen zu wollen und als ich ihn darauf ansprach überließ er mir freiwillig seinen Platz in deiner Bande“ Leyron warf das Büschel nun vor Minalcars Füße, der inzwischen auf Zehn Schritt näher gekommen war. „Nun bin ich hier um den freien Platz einzunehmen.“
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Minalcar merkte, dass sich jemand in seiner Nähe erbrach. Das Mädchen war es jedenfalls nicht. Sie schien noch gar nicht bemerkt zu haben, dass dieser Fremde einen blutigen Skalp in der Hand hielt.
Herumors Rat, diesen Mann in die Bande aufzunehmen, war nicht schlecht. Jemand, der Leute auf solch grausame Weise tötete, passte auf jeden Fall dazu. Doch konnte Minalcar dem Fremden trauen? Der Mann war kein gewöhnlicher Schurke. Auf diese Weise hatte sich jedenfalls noch kein Mitglied bei ihm "beworben".
Minalcar vermutete, dass er ein ehemaliger Söldner war, der sich bei ihm ein paar Taler verdienen wollte. Als Leyron zu sprechen begann und schließlich durch die Blume bekanntgab, wen er da gerade umgebracht hatte, ging ein erschrockenes Raunen durch die Bande.
Elúrin taumelte kreidebleich gegen einen Baum: genauso gut hätte es ihn treffen können, hätte er nicht zufällig das Mädchen entdeckt und zu Minalcar gebracht.
Minalcar jedoch blieb gelassen. Ulfasts Tod störte ihn wenig. Genauso wenig, dass nun dessen Skalp vor seinen Füßen lag. Seiner Meinung nach hatte sich Ulfast zu sehr von Herumor vereinnahmen lassen.
"Nun, Fremder, wenn sich jemand so leicht abschlachten lässt wie Ulfast, dann hat er es auch nicht anders verdient. Ich bin durchaus damit einverstanden, dass du seinen Platz einnimmst. Einen wie dich können wir hier gut gebrauchen. Allerdings bin ich hier der Anführer und ich dulde nicht gerne, wenn jemand mir ins Wort fällt oder aufmuckt. Wir sind auf dem Weg nach Pen Anaith, um uns dort ein bisschen zu amüsieren, wenn du verstehst, was ich meine. Wie ist eigentlich dein Name? Ich bin Minalcar."
Obwohl er zuerst sehr erfreut war, einen grausamen Mann vor sich zu haben, der Minalcars Truppe endlich verstärken konnte, war Herumor nun doch wütend auf den Neuen.
Mit langen Schritten ging er hinter Minalcar hinterher und hob den Skalp auf. Er roch daran, auch wenn er nicht wusste wie Ulfast roch. Aber es konnten Ulfasts Haare sein. Und das machte Herumor wütend. Nicht, dass er Ulfast gemocht hatte, aber er war sein Eigentum und niemand hatte ihn zu töten, ohne dass es Herumor erlaubte.
Herumor baute sich vor dem Fremden auf und hielt einen seiner stumpfen Dolche in der Hand.
»Ich mag es nicht, wenn jemand mein Eigentum tötet!«, knurrte er böse. »Das wirst du bezahlen! Und Ulfast war mir viel wert!«
Herumors Augen bohrten sich in die Leyrons, die etwas tiefer saßen als seine eigenen, da er Leyron um gut eine Handbreit überragte. Ob er Minalcar nun im Weg war oder nicht, war Herumor egal. Hier handelte es sich schließlich um sein Eigentum, das ihm genommen worden war.
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Leyron beobachtete genau. Er musste in dieser Situation die Oberhand behalten, gerade jetzt da ein entsetztes Raunen durch die Reihen der Männer ging, Sein Plan schien bisher aufzugehen, Minalcar war bereit ihn mitzunehmen und nannte ihm sogar seinen Namen. Doch Leyron kam nicht dazu ihm auch den seinen zu nennen, da sich der Schlächter wieder einmischte und sich dann auch noch vor ihm aufbaute,
Er erwiderte Herumors bohrenden Blick. Ihm war klar dass dieser Mann vor ihm eine ernstzunehmende Gegner war, auch wenn er ihn noch nicht hatte kämpfen sehen. Aber alleine die Brutalität die aus seinen Gebärden sprach und die Art wie er sich verhielt, ließen seine Bösartigkeit erahnen. Doch Leyron kannte keine Furcht. Alles oder nichts…. war es nicht immer so? Wenn er sich jetzt schon einem Mitläufer unterwarf, würde man ihn in der Gruppe nicht ernst nehmen.
„Mag sein das ich dein Zeichen übersehen habe, vielleicht hatte…. Ulfast… auch einfach sein Halsband gerade nicht umgehabt?“ antwortete Leyron mit seinem typischen Grinsen und noch während er sprach rammte er seinem Gegenüber mit voller Wucht das Knie zwischen die Beine.
Es dauerte nur einen Wimpernschlag, während Herumor sich noch vor Schmerz krümmte, da war Leyron schon einen Schritt weiter hinten und einen Augenblick später noch einen. Weit genug das er sein Schwert ziehen und in Abwehrhaltung gehen konnte.
„Entschuldigt Minalcar…. das ich mich noch nicht vorgestellt habe. Mein Name ist Leyron.“
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Minalcar war verärgert, dass sich Herumor ausgerechnet jetzt einmischte und den interessanten Fremden wegen Ulfast dumm anmachte. Er brauchte schließlich beide Männer. Herumor war fast unersatzbar im Kampf und ein Mann wie Leyron war eine unberechenbare, tödliche Waffe gegen Feinde.
Gerade als Minalcar Herumor packen und mit einigen zornigen Worten zurückreißen wollte, griff der Fremde blitzschnell den Hünen an.
Minalcar sah fast höhnisch lächelnd zu, wie der vorlaute Herumor in die Knie ging. Das hatte er noch nie erlebt, dass der starke Riese von einem anderen so gedemütigt wurde.
Der Fremde stellte sich nun bei dem Anführer vor.
"Leyron - was für ein interessanter Name. Du hast mir gerade ein wenig Arbeit abgenommen. Gerade wollte ich Herumor zurückpfeifen, weil er zu aufmüpfig wurde. Immerhin hat er noch einen anderen Schoßhund, diesen jungen Lundor."
Minalcar wandte sich an Herumor.
"Das kommt davon, wenn man sich in Dinge einmischt, die einem nichts angehen. Ich habe es nicht gerne, wenn man mir ins Handwerk pfuscht. Dein Ulfast war zu nicht viel nütze. Du hast dafür jetzt Lundor, den du zu einem neuen Ulfast heranziehen kannst. Wobei ich wetten möchte, dass Lundor mehr drauf hat als dieser Tölpel. Geh und begrab den stinkenden Skalp, bevor uns allen noch schlecht wird! Und wag es ja nicht, noch einmal ein Gespräch zwischen mir und Leyron zu unterbrechen."
Es war schon lange nicht mehr vorgekommen, dass jemand Herumor täuschen konnte und ihn gar für einen Moment kampfunfähig machte. Wenn Herumors Augen hätten töten können, so wäre Leyron nun tausend Tode gestorben. Ohne einen Mucks zu machen, stand Herumor langsam auf.
Minalcars Strafpredigt prallte an ihm ab, wie Regentropfen auf Öltuch. Ob Ulfast zu etwas nütze war oder nicht, hatte nur er selbst zu beurteilen und sonst keiner. Ohne ein Wort zu sagen, ging Herumor zu Lundor und zerrte grob zu Leyron. Er stellte ihn zwischen sich und den neuen Krieger und riss ihm vorn das Hemd auf. Auch den Verband riss er unsaft ab und zeigte auf Lundors rechte Brust, wo sich die zwei mal zwei gekreuzten Narben befanden.
»Das«, spie Herumor in großer Wut leise vor Leyron seine Worte aus, »ist mein Zeichen. Du bist ein toter Mann, wenn du noch mal jemanden mit meinem Zeichen tötest!«
Kaum hatte er das gesagt, zerrte er Lundor schon wieder weg. »Komm, Lundor«, knurrte er ihn an. »Du wirst mir Gesellschaft leisten bis Minalcar mir seinem Gespräch fertig ist! Dann nehme ich mir den Fremden vor!«
Herumors Wut war so groß, dass Lundor kaum hinterher kam und stolperte. Das störte Herumor keineswegs, sondern er zerrte Lundor brutal mit sich. Dass er nun für Leyrons Tat büßen musste, war wohl allen Anwesenden klar.
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Lundors Magen hörte erst auf zu krampfen, als nichts mehr hervorkommen konnte. Tief atmete der Junge durch, während er sich wieder aufrichtete. Doch den Blick auf den Skalp richten konnte er nicht wieder. So etwas hatte er noch nie gesehen. Und so etwas wollte er auch nie wieder sehen.
Am Rande bekam er nun mit, dass dieser wohl Ulfast gehörte. Um diesen trauerte Lundor wahrlich nicht. Nun, ihm wäre es um einiges lieber gewesen, wenn Herumor an Ulfast Stelle gewesen wäre. Aber das war nur reines Wunschdenken.
Lundor wischte sich den Mund am Ärmel der Tunika ab, als er auch schon von der Seite grob gepackt und mitgezerrt wurde. Er konnte gar nicht so schnell reagieren, da hatte ihn Herumor schon das Hemd aufgerissen und auch den Verband entfernt. Diesen brauchte der Junge auch nicht wirklich mehr.
Der Bauernsohn war nicht in der Lage sich zu bewegen. Zu groß war die Angst. Der Schock saß noch zu tief. Herumor hatte ihn vorhin fast zu tote geprügelt und auch nicht aufgehört, als Lundor längst das Bewusstsein verloren hatte. Nichts war mehr übrig von den mutigen Worten, welche der Junge zuvor noch ausgesprochen hatte. Denn selbst Leyron hatte sich auf die Seite dieser Männer gestellt und alle Hoffnung schwand.
Lundor stolperte mehrmals, als Herumor ihn mit energischen Schritten davon zog. Dieser hatte noch immer den Skalp von Ulfast in der Hand und machte einen mehr als zornigen Eindruck. „Bitte ...“, flehte Lundor. „Bitte, schlag mich nicht!“
Aeluin versuchte aufmerksam dem Gespräch zwischen Leyron und Minalcar zu folgen, aber sie verstand Leyrons Worte nicht. Das Täubchen bezog sie auf sich selbst, aber wie wollte er damit Geld verdienen? Minalcar würde ihm das doch nicht glauben. Sie war nur eine Bauerntochter, die angeblich ihren Bruder in Dunthara suchte. Doch das konnte Leyron ja nicht wissen.
Weiter darüber nachdenken konnte Aeluin nicht, denn Leyron hielt plötzlich ein Büschel Haare in der Hand. Aus den gefallenen Worten entnahm sie, dass Leyron jemanden getötet hatte. Einen aus der Bande …
Aeluin wusste gar nicht, was sie dazu sagen sollte. Dass Leyron als Krieger gemordet hatte, war ihr klar, aber jetzt war er in keinem Krieg. Andererseits waren diese Männer böse und wollten sie selbst töten. Leyron bot sich für diese Truppe an, was Aeluin nicht verstand. ›Was will er nur hier? Er will doch nicht etwa mitmachen?‹
In diesem Moment legte er sich mit dem Mann an, der Lundor als sein Spielzeug betrachtete. Aeluin spürte, wie plötzlich alle sehr still geworden waren. Leyrons Tat konnte schlimm für ihn ausgehen. Aber er hatte Glück und Minalcar stellte sich auf seine Seite – auch wenn es Aeluin sehr überraschte. ›Vielleicht ist er auch von seinem Charme ganz eingenommen‹, dachte Aeluin mit Galgenhumor.
Herumor jedoch ließ sich das ganze nicht gefallen und nun musste Lundor her halten. Das Zeichen, was Herumor auf Lundor hinterlassen hatte, konnte sie nicht sehen, wohl aber, dass er nun bereit war, Lundor zu schlagen oder schlimmeres.
Sie konnte nicht anders und musste etwas tun. Da im Moment niemand recht auf sie achtete, lief sie zu Minalcar, was mit gefesslten Händen ungewohnt war.
»Ihr dürft das nicht zulassen!«, rief sie entschlossen. »Er wird ihn zusammenschlagen. Seine Wut an Lundor auslassen. Das dürft Ihr nicht zulassen … Er ist doch …« Fast wäre ihr ›mein Bruder‹ herausgerutscht. Stattdessen sagte sie: »Euer Sohn!«
Mit klopfendem Herzen stand Aeluin vor Minalcar, während Leyron in ihrem Rücken stand. Sie wusste, dass es eine Wahnsinnstat war, aber sie musste Lundor helfen oder dafür sterben.
Leyron stand noch immer in Abwehrposition als Herumor Lundor anschleppte und ihm unsanft den Verband herunter riss. Die Wunden waren noch recht frisch, hatten aber bereits begonnen zu verheilen. Leyron kannte den Schmerz die solche Zeichen mit sich brachten und hätte sich dies für Lundor nicht gewünscht. Doch aus welchem Grund auch immer Aeluins jüngerer Bruder nun in Mitten dieser Männer war und noch immer lebte, in erster Linie galt Leyrons Interesse Luins Befreiung. Lundor hatte es bis hier her geschafft, er würde auch körperlich noch in der Lage sein ein wenig länger durchzuhalten.
Lundor suchte seinen Blick. Leyron erwiderte den Augenkontakt, versucht ihm stumm mitzuteilen das das was Geschah anders war als es den Anschein hatte. Doch in Lundors Augen erkannte er nur eine Mischung aus Furcht, Wut und Verzweiflung. Schlimmer noch war nur das sich ein Schleier über diesen Blick legte. Wenn Lundor beschloss sich aufzugeben, dann würden sie ihn brechen…
Leyron war in dem Moment bewusst das Herumor nun seine Frustration an Lundor auslassen würde, als dieser den Jungen mit sich zerrte. Leider hatte ihn hier seine Vorahnung nicht getäuscht. Einen Augenblick lang war Leyron kurz davor Herumor von hinten anzugreifen, besann sich dann jedoch eines besseren. Damit wäre niemandem geholfen. Am wenigsten Lundor, der es danach nur umso schlimmer abbekommen würde.
So blickte Leyron den beiden kurz nach bis er sein Schwert zurück in die Scheide gesteckt hatte und sich gerade wieder Minalcar zuwenden wollte. Aeluin kam ihm jedoch zuvor und trieb ihm den Schrecken durch Mark und Bein. War sie denn Lebensmüde? Oder wirklich so naiv? Erkannte sie denn nicht was hier gerade Geschehen war?
Herumor hatte sich nicht gerade so verhalten wie sein Anführer es sich gewünscht hatte und auch wenn dieser Schlächter Lundor als sein Spielzeug betrachtete und Minalcar ihm dies gewährte, so nahm er sich doch ordentlich was heraus seinen Anführer gegenüber. Leyron vermutete, das Herumor für Minalcar mehr als nützlich war und sich deshalb mehr Freiheiten erlauben konnte.
Dennoch war es offensichtlich das Minalcar diese Art von zur Schau stellen seiner Anweisung nicht gefiel. Dunkel funkelte sein einäugiger Blick. Eine falsche Reaktion von Luin, ein weiteres Wort … konnte das bisschen Geduld das der Mann vor ihr noch besaß sofort auslöschen.
Leyron griff nach Aeluins gefesselten Händen und zog sie nicht ganz so sanft wie er gerne gewollt hätte, neben sich um sie außer Reichweite von Minalcars Arm zu haben. Beinahe zeitgleich macht er einen Schritt zur Seite um nun zwischen ihnen zu stehen, eine Hand mit der er Aeluins Fessel noch hielt, hinter dem Rücken.
„Minalcar… überlass mir das Weib… sie ist mir noch etwas schuldig. Du brauchst dich nicht mehr mit ihr abzugeben und ich kann meinen Spaß haben.“
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Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen.
Minalcar war genervt über Herumors Verhalten. Warum konnte sich der Kerl nie einsichtig zeigen? Sein Gemaule und sein Verhalten gegenüber Leyron und Lundor zeigte, dass er noch weiterhin Ärger machen würde.
›Auch wenn du ein großartiger Schlächter bist, Herumor, kann es sein, dass mir irgendwann die Hand ausrutscht und du deinem Kumpel im Jenseits Gesellschaft leistest. Vielleicht lasse ich diese Drecksarbeit sogar Leyron machen. Er scheint einer der wenigen Krieger zu sein, die mit einem wie dir fertig werden, wobei ich da auch keine Probleme hätte. Solche Typen wie dich habe ich in Gondors Diensten als Soldat oft in Schlachten getötet.‹
Das Mädchen meldete sich jetzt zu Wort. Sie kam sogar mutig zu ihm hingelaufen und machte ihn darauf aufmerksam, dass Lundor womöglich von Herumor zusammengeschlagen werden könnte.
"Na und?", presste Minalcar gereizt hervor. "Dann soll er doch! Wer bei Herumor in die Lehre geht, muss ein hartes Brot kauen. Was Lundor nicht umbringt, macht ihn nur härter. Und übrigens: er ist, verdammt nochmal, nicht mein Sohn!"
Er wollte dem Mädchen einen unsanften Stoß geben, da schaltete sich Leyron ein.
"Gut, nimm sie, bevor ich ihr ein Messer zwischen die Rippen jage!", meinte Minalcar grimmig. "Wenn sie weiterhin so viel plappert, schneide ihr ruhig die Zunge raus. Ich habe nichts dagegen. Wir werden jetzt endlich weitergehen, sonst kommen wir erst um Mitternacht nach Pen Anaith."
Der Anführer schickte wieder zwei Kundschafter los und nahm Belecthor an seine Seite.
In dem Moment, als sie die Worte ausgesprochen hatte, wusste Aeluin, dass es ein Fehler gewesen war. Aber sie musste Lundor helfen. Sie konnte nicht einfach zusehen, wie er von diesem Mann brutal zusammengeschlagen würde - wenn nicht Schlimmeres.
Ihr Herz schlug bis zum Hals, denn sie war sich bewusst, dass Minalcar jeden Moment sein Schwert ziehen konnte und es ihr in den Bauch rammen würde. Doch dann hörte sie Leyrons Stimme. Leyron, an den sie gerade gar nicht gedacht hatte. Seine Stimme war kalt und hart, aber als seine Finger die ihren berührten, spürte sie seine Wärme. Es fühlte sich an wie ein warmer Sonnenstrahl an einem kalten Wintertag.
»Ahh«, rief sie, als ihr Liebster sie unsanft nach hinten zog. Es tat nicht sehr weh, aber sie war darauf nicht gefasst gewesen.
Gespannt suchte sie wieder Minalcars Gesicht, das sich Leyron zugewandt hatte und versuchte zu lesen, was sie erwarten würde. Scheinbar war das Glück auf ihrer Seite, denn sie wurde Leyron zugeteilt, dem Mann, den sie liebte und der gekommen war um sie zu retten.
Sie überlegte, ob sie dagegen protestieren sollte, um deutlich zu machen, dass sie Leyron weder kannte noch mochte. Aber sie befürchtete, dass Minalcar selbst ihre Zunge herausschneiden könnte, etwas was Leyron niemals machen würde. Schließlich brauchte sie sie noch zum Küssen.
Minalcar rief zum Aufbruch und die Männer setzten sich in Bewegung. Auch Leyron und sie selbst gingen los, er hielt sie noch immer an den Fesseln fest. Aeluin wagte nicht in anzusehen. Dafür suchte sie mit den Augen Lundor. Ihr Bruder hatte auch etwas Glück. Dadurch, dass sie los mussten, konnte Herumor Lundor nicht zu Brei schlagen. Aber trotzdem schlug ihn Herumor etliche Male auf dem Rücken, so dass Lundor einige Male zu Boden ging.
Aeluin zwang sich wegzusehen, denn sie befürchtete, dass es auffallen würde, wenn sie Lundor zuviel Mitleid entgegenbrachte. Ihr Blick wanderte rasch zu Leyron, in der Hoffnung, dass sie etwas auf seinem lesen könnte, doch sein Blick ging geradeaus.
Noch immer schlug Aeluins Herz schnell und sie fragte sich, was Leyron nun vor hatte.
»Bitte, schlag mich nicht«, äffte Herumor Lundor zu. »Was glaubst du, wen du vor dir hast? Deine Mama?«
Herumors Faust schlug hart in Lundors Magen. Zum zweiten Schlag könnte er nur ausholen, da rief Minalcar schon zum Aufbruch. »Verdammt!«, knurrte Herumor. »Kann dieser Hauptmann nicht mal die Klappe halten? Wird Zeit, dass ich diesen Saftladen hier hinter mir lasse. Der bringt doch eh nichts zu Stande, dieser Dreckssack!«
Die Worte konnte natürlich Lundor hören, aber der würde ihn kaum bei Minalcar verpfeifen. Schon früher hatte Herumor mit Ulfast über Minalcar gelästert. Verlassen würde er Minalcar wahrscheinlich trotzdem nicht. Aber Herumor musste seinem Unmut öfter mal Luft machen.
»Los, auf«, brüllte Herumor Lundor an, so dass dieser zusammenzuckte. Grob zog er Lundor nach oben und schubste ihn vorwärts. Ab und zu boxte er Lundor in den Rücken, doch mehr konnte er seiner Wut nicht Luft machen.
_________________________________________ Der Chara für alle Fälle …
Ihr benötigt den Nebencharakter (NPC)? Wendet euch bitte an einen Mod.
Mit zuckender Lippe und unterdrückten Tränen sah Lundor Herumor an, welcher ihn nun in seiner ganz eigenen Art nachahmte. Lundor selbst wagte nichts mehr zu sagen. Es würde nur alles schlimmer und schmerzhafter machen. Aber er wusste, dass er gerade wirklich nichts getan hatte, was Herumors Verhalten rechtfertigte. Er hatte ihm weder widersprochen noch einen erneuten Fluchtversuch gestartet. Ulfast war gestorben ... das war er einzige Grund. Wofür der Bauernjunge selbst nichts konnte.
Als ihn Herumors Faust hart im Magen traf, stöhnte Lundor auf und ging in die Knie. Sein Magen war ohnehin gerade sehr empfindlich. Zum Glück hatte er sich schon erbrochen, sonst hätte er für nichts garantieren können.
Erleichterung machte sich in den Knaben breit, als er Minalcars Worte hörte, welcher zum Aufbruch drängte. Die wütenden Worte seines Peinigers blendete Lundor auf und erst als er grob nach oben gezerrt und davon gestoßen wurde, suchte er Herumors Blick. In diesem war nichts als Wut zu erkennen.
Sie liefen los, aber der Mistkerl gab dem Jungen gar nicht nicht die Gelegenheit sich wegen des eingeschränkten Gesichtsfeldes, auf den Weg zu konzentrieren. Immer wieder spürte Lundor eine Faust im Rücken oder seitlich an den Rippen. Mehrmals ging er stolpernd zu Boden und rappelte sich wieder auf. „Ich hasse dich ...!“ murmelte Lundor und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, da er sonst noch weniger sah.
Leyron war sehr erleichtert darüber das Minalcar ihm Aeluin überlassen hatte, zeigte dies nach außen jedoch nicht. Fieberhaft dachte er nun darüber nach wie er ihr zur Flucht verhelfen konnte, ehe sie den Wald verließen. So waren ihre Chancen zu entkommen, weitaus höher als auf offenem Feld. Er glaubte nicht daran das Minalcar Luin verfolgen lassen würde, war sein ganze Bestreben doch schon auf dass nächste zu überfallenen Dorf konzentriert.
Pen Anaith. Leyron überlegte welche Möglichkeiten ihm dieses Dorf bieten konnte Aeluin zur Flucht zu verhelfen? Nein… er musst Aeluin früher loswerden. Spätestens in dem Dorf würde sie ihr Ende finden, dessen war er sich sicher.
Er hatte seinen Blick nach vorne gewandt, die Männer musternd die vor ihm gingen. Schweigend zog er die Frau an seiner Seite neben sich her. Lundor hatte noch einmal Glück gehabt wie es schien, doch noch mehr Glück hatte bisher seine Schwester gehabt. Leyron versuchte die Männer einzuschätzen in dessen Kreis er sich nun befand. Nicht einer machte den Eindruck zimperlich zu sein, wenn es darauf ankam zu töten.
Langsam aber sicher lies er sich mit Aeluin weiter nach hinten fallen. Grob genug das es auffiel, doch nicht so das es ihr unnötig Schmerzen bereitete zog Leyron Aeluin an ihren Fesseln zu sich heran. Blitzschnell hatte er sein Messer gezogen und hielt es ihr an die Kehle. „Dir werde ich schon noch zeigen, was es heißt davon zulaufen, Täubchen. Warte nur ab….sobald ich hier ein lauschiges Plätzchen für uns gefunden habe, werde ich dir zeigen wie viel Spaß wir beiden gemeinsam haben können…“
Ein finsteres Lachen begleitete Leyron´s Worte und um sie zu unterstreichen, ritzte er ganz leicht in Aeluins Haut. Er wusste dass die Blicke einiger Männer auf ihnen ruhten und viel Zeit blieb ihm nicht mehr. Mit seiner zweiten Hand strich er ihr unauffällig, zur Beruhigung über die gefesselte Hand. Viel mehr konnte er nicht tun um ihr die Angst zu nehmen, wenn er ihr nach außen hin doch Angst machen musste.
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Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen.