Elúrin war hochzufrieden mit sich selbst. So einen leckeren großen Schinken hatte er noch nie irgendwo ergattern können. Diese Bauern waren auch wirklich zu leichtsinnig. Ließen ihre Fenster offenstehen, so dass man einfach nur hineingreifen brauchte. Der Schinken duftete so gut, dass er es nicht lassen konnte, dauernd davon zu naschen. Es kümmerte ihn wenig, dass der vorsichtige Belecthor es eilig hatte, zurückzukommen. Er ließ sich Zeit. So kam er erst bei Minalcar an, als Belecthor seinen Bericht schon erstattet hatte.
Minalcars spöttisch Frage ließ ihn jedoch zusammenzucken. Hatte er etwas falsch gemacht? Er blieb wie angewurzelt stehen und ließ den Schinken langsam sinken. Minalcar kam mit gezücktem Dolch auf ihn zu. War jetzt sein Leben verwirkt. Elúrin begann zu zittern. Doch Minalcar schnitt sich nur ein Stück von dem Schinken ab und lachte dann dröhnend.
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Lundor war ganz mit dem Stück Fleisch beschäftigt, welches Minalcar ihm gegeben hatte und auch Varda betellte unaufhörlich. Sie war noch jung und noch niemand hatte ihr beigebracht, das man das nicht machte. Und da Lundor ein so gutes Herz hatte, gab er auch das meiste seiner kleinen Mahlzeit an den Hund ab, so dass er selbst kaum etwas abbekam und noch immer hungerte, als Varda das Fleisch verschlugen hatte. Die Drohung welche Minalcar dem Hund entgegenbrachte, war sie auch bezogen auf Herumor, brachte einen leicht grimmigen Ausdruck auf Lundors Gesicht. Niemand würde seinem Mädchen was zu Leide tun, dafür würde er schon sorgen.
Nun kamen Belecthor und Elúrin von ihrer Erkundung zurück. Was Lundor da hörte gefiel ihm überhaupt nicht, scheinbar schien das Dorf wirklich nichts zu ahnen. Aber sie mussten doch irgendwie gewarnt werden! Lundor verstand Minalcars Worte ebenfalls als ein negatives Statement auf Elúrins Verhalten. Und der Bursche verkrampfte sich auch, als der Anführer mit einem Messer auf den Mann zuging. Doch schließlich schnitt er nur ein Stück Schinken ab.
Lundor hatte nun wirklich Hunger, hatte das meiste des Fleisches gerade eben doch Varda verschlungen. Und so hatte er den Schinken fixiert, welchen Minalcar gerade probierte. Ob sie ihm was davon abgaben? Aber fragen wollte Lundor nicht. Scheinbar wurde nun hier gewartet und deshalb ließ sich Lundor einfach auf den Boden nieder und senkte den Kopf, während ihm leise Tränen über die Wange liefen.
Minalcar merkte, dass Lundor wieder Tränen über das Gesicht liefen und er lächelte nur verächtlich.
"In deinem Alter war ich längst ein Krieger, Kleiner, und hatte meine ersten Feinde getötet",sagte er stolz zu Lundor. "Nimm Haltung an und ertrage dein Schicksal wie ein Mann."
Das Bellen des Hundes nervte ihn.
"Mach, dass der Köter ruhig ist!", befahl er Lundor grimmig. "Wenn er nicht gleich ruhig ist, erteile ich Herumor die Erlaubnis, ihn zu schlachten."
Die Männer lachten dröhnend, als sie das hörten. Nur Belecthor schwieg und blickte Lundor mitleidig an. Minalcar aber konnte es kaum erwarten, das Dorf zu überfallen. Er wusste aber, dass man sich noch einige Stunden gedulden musste, bis die meisten Leute dort schliefen.
Er biss etwas von dem Schinken ab, kaute gemütlich und nickte anerkennend. Die Bauern in Undaria verstanden etwas von gutem Essen.
Herumor war eine ganze Weile allein vornweg gegangen und hatte sich Gedanken gemacht, wie es wäre, wenn er selbst eine Bande anführen würde. Das Ergebnis hatte deutlich anders ausgesehen, als es nun bei Minalcar aussah.
›Ich hätte nicht solche lahmen und unbrauchbaren Männer hinter mir. Die sind ja genauso klägliche Memmen, wie unser neuer Knabe‹, hatte Herumor gedacht. ›Aber Minalcar wird das schon sehen, wenn wir mal auf die Soldaten des Truchsess treffen. Die werden ein leichtes Spiel mit uns haben — was heißt uns … Ulfast und ich werden nicht dabei sein. Wir werden uns schon rechtzeitig abseilen. Ich gehe doch nicht für einen so schlechten Hauptmann wie Minalcar in den Kerker oder werde gar am Galgen baumeln … Nein danke! Da suche ich mir lieber eigene Männer, die wissen, was echte Grausamkeit ist und wie gut es sich anfühlt zu töten!‹
Schließlich waren sie an den Rand des Waldes gekommen und hatten die ersten Felder gesehen. Herumor hatte die Nase gerümpft, über Minalcars Entscheidung Elúrin und Belecthor als Kundschafter zu schicken. Über Elúrin hatte er sich heute zu sehr geärgert und Belecthor fand er viel zu weich.
Zwischenzeitlich im »Über 18 Bereich« …
Zuerst wollte Herumor noch etwas Spaß mit den toten Körpern haben, doch dann entschloss er sich wieder zu Minalcars Männern zurück zu gehen. Er wollte nicht verpassen, wenn es losging.
Herumor setzte sich etwas abseits der Männer hin und sagte niemanden etwas über die beiden Jungen im Wald. Mit halb geschlossenen Augen begann er mit seinen Messern, die in seinem Gürteln steckten auf einen Baum zu zielen, vor dem Ulfast saß. Es war eine große Befriedigung zu sehen, wie sein ständiger Begleiter zusammenzuckte und nun ganz starr da saß. Es kam jedoch selten vor, dass Herumor Ulfast traf und meistens war es dann auch Ulfasts Schuld, weil er z. B. die Hände über den Kopf legte. Herumor konnte mit seinen Messern ausgezeichnet umgehen und würde sein Ziel jederzeit treffen.
Als Herumor Minalcars laute Stimme hörte, die über den Hund des Knaben schimpfte wurde er hellhörig. Breit, aber böse grinsend sah er erst zu dem Hund und dann zu Lundor, der ein tränennasses Gesicht hatte.
»Danke Minalcar«, rief Herumor zu ihm hinüber. »Wenn du befielst, so will ich es gern tun … Aber schau dir den Kleinen doch an …« Mit einer Kopfbewegung wies er auf Lundor. »Der Kleine möchte das nicht … Er will es lieber selbst tun. Ich sehe es in seinen Augen! Die Bosheit steckt in ihm und sie wurde geweckt …«
Herumors Stimme hatte sich verändert und klang nun abgrundtief böse und fast beschwörend. Herumor wusste, dass er dem Knaben damit noch mehr Angst machen würde. Langsam bezweifelte er, dass aus dem Knaben irgendetwas rauszuholen war und er verstand nicht, warum Minalcar ihn nicht tötete. Aber Herumor würde noch seinen Spaß mit ihm haben — soviel war sicher …
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Lundor hörte Minalcars Worte und es beschämte ihn zutiefst. Er war kein kleiner Junge, welcher weinte, weil man ihm etwas weggenommen hatte. Er war ein junger Mann, welchen man seiner Freiheit beraubt hatte, welchen man geschlagen und gedemütigt hatte. Er mochte vielleicht weich wirken auf diese Männer, doch hatte er nicht das recht dazu? Minalcar hatte doch gar keine Ahnung was gerade in ihm vorging. Haltung sollte er annehmen ... pah! Er hasste diese Männer, jeden einzelnen.
Langsam strich sich Lundor mit dem Ärmel seines kaputten Hemds die Tränen aus dem Gesicht und registrierte jetzt erst, dass Varda zu bellen begonnen hatte. Minalcar schien dies gar nicht zu gefallen, denn er herrschte Lundor an, er solle dafür sorgen, dass der Hund still war. Hatte er etwa Angst, dass Varda sie mit ihrem Bellen verraten konnte.
Dass Herumor mittlerweile kurzzeitig das kleine Lager verlassen hatte, war dem Jungen gar nicht aufgefallen. Doch nun, als er dessen Stimme hörte, begann sein Körper wieder zu zittern und von Herumors Worten wurde Lundor ganz schlecht. Endlich hob er seinen Kopf, sah sich nach Varda um, welche nicht weit von ihm entfernt stand und bellte. Tut ihr nichts ... tut ihr bitte nichts ... Er liebte diesen Hund und hatte wirklich Angst um ihn. „Ruhig, Mädchen!“ versuchte er auf sie einzureden, doch Varda bellte weiter. „Bitte! Ruhig!“ Mit lieben Worten kam er leider nicht weiter und so drang auf einmal Lundors Stimme sehr laut an alle Ohren. „Varda! AUS!“ Lundor hatte geschrien, der Schrei war sogar lauter als Vardas Bellen gewesen und nun konnte Lundor nicht dafür garantieren, dass dies niemand gehört hatte.
Der Hund jedoch verstummte augenblicklich, winselte leise und entfernte sich einige Meter mit eingezogenem Schwanz, bevor er sich winselnd auf einem trocknen Stück Erde niederließ. Es tut mir leid Varda, es ist nur zu deinem besten ... Doch das konnte sie nicht wissen und es tat ihm so leid, dass er sie angeschrien hatte. Ihm war sogar egal, ob er nun zu laut gewesen war oder nicht.
Irgendwann war der Weg zum Dorf zurückgelegt und die Gruppe hielt an. Elurin und Belecthor wurden mit der Aufgabe betraut zu kundschaften und der Rest machte es sich mehr oder minder bequem.
Khamûl setzte sich auf einen Baumstumpf und aß etwas Brot. Er leerte seine Wasserflasche und wartete, dass der Überfall begann. Inzwischen wurde es unter den Bäumen schon etwas dunkler, doch war der Wald noch immer lichtdurchflutet. Bis es vollständig dunkel wurde, konnte es noch dauern, wahrscheinlich bis zum späten Abend.
Geduldig harrte der Variag eine ganze Weile aus, doch das Nichtstun begann langsam zu nerven. Daher beschloss er die Umgebung näher in Augenschein zu nehmen, also entfernte er sich von den anderen und verschaffte sich einen Überblick. Er wusste, dass er vorsichtig sein musste, so nah am Dorf. Daher ging er so leise wie es einem Mann seiner Statur möglich war und hatte stets seinen Speer zum Wurf bereit.
Doch seine Sorge auf Dorfbewohner zu treffen war unbegründet, um diese Uhrzeit war niemand mehr im Wald. Er schlich sich nun immer näher an einen Acker nahe der Siedlung heran. Von dort konnte er einen Teil des Dorfes sehen, es war größer als er gedacht hatte. Doch lebten hier nur Bauern, wie er anhand der Gehöfte und Felder vermutete. Auf der Straße, welche das Dorf durchquerte waren einige Menschen zu sehen, sowie ein Wagen. Doch nichts deutete darauf hin, dass die Dorfbewohner einen Überfall erwarteten. Alles war friedlich ...
Auf einmal hörte er Hundebellen und einen Schrei, aus der Richtung wo die anderen sich auf den Überfall vorbereiteten. › Dieser verfluchte Bauernjunge! Er wird uns noch verraten! Dann war all die Vorsicht umsonst und die Bauern sind gewarnt ... Aber eine Chance hätten sie trotzdem nicht ... ‹ Er ärgerte sich über diesen Burschen, welchen sie vorhin aufgelesen hatten, doch Minalcar würde den Schreihals bestimmt angemessen bestrafen.
Dann kehrte er zurück, schließlich wollte er den Zeitpunkt des Überfalls nicht verpassen. Er hatte genug vom Dorf gesehen und ein Haus, welches etwas abseits der anderen stand zum ausplündern für gut befunden. Aber eigentlich brauchte er nur etwas zu Essen, trinken und ein neues Messer, denn er hatte sein eigenes verloren.
Als er wieder zurück war setzte er sich auf eine Baumwurzel und wartete auf das Signal zum Angriff, doch dies, dessen war er sich bewusst, konnte noch dauern ...
Als Minalcar die Gruppe anhalten ließ und Elúrin und Belecthor als Späher vorausschickte hatte sich Anaaq in der Nähe von Lundor niedergelassen und einige Schlucke aus seinem Wasserschlauch genommen. Hunger hatte er im Augenblick nicht, aber er würde im Dorf dafür sorgen, dass er seine Vorräte auffüllen konnte. Immerhin konnte man nie wissen, wann sich wieder eine Gelegenheit dazu fand.
Als die beiden Späher wieder zurückkehrten und Elúrin einen Schinken mit anbrachte, konnte sich der Haradan ein kleines Lächeln nicht verkneifen. Nun…Schinken war nicht unbedingt das auf das er aus war, aber manchmal konnte man nicht wählerisch sein. Allerdings schien sich Elúrin nicht so ganz bewusst gewesen zu sein, wie Minalcar auf den vorzeitigen Raub reagieren würde.
Irgendwann war Herumor aus seinem Blickfeld verschwunden und kam kurz darauf mit einem zufrieden wirkendem Gesicht wieder zurück. Anaaq wollte gar nicht so genau wissen, was der grobe Klotz in seiner Abwesenheit getrieben hatte. Und auch Khamûl war irgendwann für eine Weile verschwunden. Nun, die Kerle mussten alle selbst wissen was sie taten. Er selbst würde darauf warten bis Minalcar das Zeichen zum Angriff gab und dann seinen Weg gehen…wie immer bei ihren Überfällen.
Als der Hund des Gefangenen zu bellen anfing warf er den beiden einen warnenden Blick zu. Das Gekläff und auch der Ruf, mit dem Lundor es unterbrach konnte sie alle verraten. Aber sollte das der Fall sein, würden sie es noch früh genug merken. Minalcars Kommentar, dass er Herumor die Erlaubnis geben würde den Hund zu töten sorgte bei einem großen Teil der Männer für Gelächter. Anaaq jedoch hatte nicht das Bedürfnis, die unschönen Vorlieben Herumors noch zu fördern. Es wäre ihm lieber gewesen, wenn der Junge weniger Unruhe in die Gruppe gebracht hätte…und nicht nur er schien –zumindest ein wenig- Mitleid mit Lundor zu haben. Auch Belecthors Blick deutete auf etwas ähnliches hin.
Langsam stand Anaaq auf und ging die wenigen Schritte zu Belecthor hinüber und senkte seine Stimme als er sich an diesen wandte. »Es mag für Euch hart klingen, was hier so gesprochen wird und wie die Männer miteinander umgehen. Aber wenn Minalcar nicht hart gegenüber den Männern ist, werden sie ihm nicht folgen, wenn er auf sie angewiesen ist. Zwar mag nicht alles, was Ihr hier hört oder seht in Euerem Sinne sein, aber Ihr wärt sicher gut beraten erst einmal am gleichen Strang zu ziehen…Es wäre für uns alle besser…Ich weiß, dass Ihr mir nicht traut…das tut kaum einer hier, aber glaubt mir…nicht jeder von uns ist ein Sadist und ist nur darauf aus Gewalt um jeden Preis zu üben… «
********************************************************************************* Das Öl des Armen brennt nicht, das Wasser des Reichen fängt Feuer. (Paschto)
Belecthor hatte sich mit seinen Männern etwas abseits gesetzt, doch er sah, dass Minalcar ihn nicht aus den Augen ließ. Er merkte, dass die Schurken langsam unruhig wurden. Dieser Sadist verschwand kurzzeitig sogar aus dem Lager. Belecthor wünschte sich vergeblich, dass dieser nie wieder zurückkommen würde. Doch Herumor tauchte wieder auf und er hatte ein merkwürdiges Lächeln im Gesicht. Das gefiel Belecthor gar nicht.
Die Zeit verrann und Belecthor bekam so langsam Bauchschmerzen. Der Überfall rückte näher und näher. Plötzlich kam der Haradan auf ihn zu. Belecthor traute auch diesem nicht über den Weg. Er hatte sein Gesicht verhüllt, so dass man nur die Augen sah. Das kam Belecthor unheimlich vor. Doch die Worte, die der Haradan von sich gab, waren freundlich und stimmten Belecthor etwas zuversichtlicher.
»Euere Worte sind die reinste Erleichterung für mich,«erwiderte Belecthor mit gedämpfter Stimme. »Ich bin froh, dass es in dieser Truppe noch Menschen gibt, und nicht nur Sadisten.“
Belecthor warf einen Blick zu Minalcar hinüber und sah, dass sich dieser plötzlich kampfbereit machte.
Minalcar warf einen prüfenden Blick auf die untergehende Sonne. Jetzt schliefen hoffentlich die Dorfbewohner. Er zog sein Schwert ein wenig aus der Lederscheide und steckte den Dolch griffbereit in den Gürtel. Seinen Mantel und sein Reisebündel ließ er liegen.
»Macht euch kampfbereit, Männer«, rief er der Schurkenbande mit lauter Stimme zu. »Wir werden jetzt durch die Felder zum Dorf pirschen. Ich werde mit Elúrin und Belecthor an der Spitze gehen, weil sie den Weg kennen. Lasst euer Bündel hier. Wir werden unsere Habseligkeiten nach dem Überfall hier wieder abholen, falls wir sie überhaupt noch brauchen. Vielleicht finden wir im Dorf frische Kleider und Decken für alle.«
Die Männer jubelten, als sie das hörten. Sie konnten es kaum noch erwarten, endlich in das Dorf einzudringen. Jedermann erhob sich jetzt und machte sich kampfbereit.
»Wenn die Bauernköpfe alle tot sind und die Häuser ausgeraubt, zünden wir das Dorf an. Ich werde den Befehl dann dazu geben. Herumor, du kümmerst dich um Lundor, nimm ihm die Handfesseln ab und pass auf, damit der Kleine keinen Unsinn macht. Wenn der Köter Probleme macht, kannst du ihn gerne abstechen. Elúrin brauche ich momentan selbst.«
MInalcar winkte Belecthor und Elúrin zu sich heran und sie marschierten zügig zum Wald hinaus Richtung Felder.
Endlich rief Minalcar zum Kampf! Herumor war das Warten schon ziemlich lang geworden und hatte zwischendurch mehr aus Langeweile, als aus Hunger an einem alten Kanten Brot herum geknabbert. Nun ging es los und geschwind stand Herumor auf und reckte sich. Mit seiner Größe gehörte er mit zu den größten in der Truppe. Er ging zu dem Baum, in dessen Rinde er seine Dolche und Messer hineingeworfen hatte, zog sie alle nacheinander heraus und steckte sie in seinen Gürtel. Sein Schwert hing schon um seine Hüften.
Herumors Gesicht zierte ein böses und vorfreudiges Grinsen, was für einen Moment verschwand. Denn er war überrascht, als Minalcar ihm auftrug sich um Lundor zu kümmern. Darauf war er nicht gefasst gewesen. Er hatte gedacht, dass er auch weiterhin von dem Knaben fern bleiben musste.
Einen Moment überlegte er, ob er diesen Befehl ablehnen sollte. Schließlich würde es sein Handeln einschränken. Er würde nicht so viele Menschen töten können wie sonst. Außerdem würde der Knabe bestimmt versuchen zu fliehen … Jedoch andererseits würde es ihm eine besondere Freude machen, wenn er den weichen, heulenden Knaben in seine Tötungsarten einweihen könnte. Beim Esel hatte es ja heute nicht geklappt …
»Er wird keinen Unsinn machen oder er ist ein toter Mann, ach nein: Knabe!«, sagte Herumor böse und lachte dann. Viele der Männer waren nun so aufgekratzt, dass sie ebenfalls in das Lachen einstimmten.
Herumor ging zu Lundor und drückte ihm ein Seil in die Hand. »Damit wirst du deine Töhle dort an einen Baum binden. Ich hab keine Lust, auf euch beide aufzupassen. Machst du es nicht, dann ist er gleich tot.«
Nun beugte sich Herumor ganz nah zu Lundor hinunter und sein schlechter Atem bließ Lundor direkt ins Gesicht. »Denk nicht einmal daran fliehen zu wollen, Kleiner. Falls du es bisher noch nicht glauben kannst: Mir macht es nichts aus einen Bauerntölpel mehr oder weniger zu töten. Und du bist nicht grad ein großer Verlust! Aber du kannst mir ja jetzt beweisen, dass du aus härterem Holz geschnitzt bist. Von mir aus kannst du auch weiter heulen. Hauptsache du machst keine Spirenzchen! Verstanden?!«
Herumor blickte Lundor noch einmal böse an und zerschnitt dann die Fesseln mit einem seiner Dolche. Er achtete nicht darauf, das er Lundor damit nicht verletzte und tatsächlich schnitt er den Jungen etwas in die Hand.
»Ulfast«, rief Herumor nun seinen ständigen Begleiter. »Pass auf ihn auf, wenn er den Köter anbindet. Und macht schnell, Minalcar ist schon los! Ich will nicht die die mickrigen Bauerntrottel abkriegen! Los nun!«
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Minalcar hatte Lundor nicht getadelt, weil dieser so rumgeschrien hatte um den Hund zur Ruhe zu bewegen. Der junge Mann war darüber sehr erleichtert. Doch als Minalcar schließlich vom Aufbruch sprach und Herumor den Befehl gab über Lundor zu wachen, blieb diesem fast das Herz stehen. Seine Kinnlade klappte regelrecht nach unten und er sah furchtsam von Minalcar zu Herumor und zurück. Das konnte er doch nicht machen. Sie hatten doch alle gesehen wie dieser Mistkerl ihn behandelte. Nicht nur dass er mit in das Dorf musste, das war schon schlimm genug, jetzt auch noch mit Herumor zusammen? Lundor war wirklich der Verzweiflung nahe. Nein, er war schon die ganze Zeit mehr als verzweifelt. Wie würde er hier je wieder raus kommen?
Als Herumor mit strengem und gleichzeitig irren Blick auf ihn zukam, rutschte Lundor auf dem Waldboden, auf welchem er noch immer saß, ein Stück zurück. Doch es half ja nichts, Herumor war in wenigen Schritten bei ihm und zog ihn auf die Beine. Strenge Worte richtete der Mann an den Knaben, während er seinem Gesicht ganz nahe kam.
Er hatte einen üblen Atem und Lundor wurde ganz schlecht. Auf das barsche 'Verstanden?!' am ende der Drohung reagierte Lundor nur mit einem schüchternen und stillen Nicken. „Ich ... ich werde nicht heulen ... nicht wegen eines Arschlo ... nicht wegen eines Mannes wie dir!“ meinte Lundor leise. Doch ob er dieses Versprechen einhalten konnten, das wusste er ja selbst nicht. Es würde schwer werden, denn Lundor war einfach mit den Nerven am Ende.
Dann nahm er sein Messer zur Hand, denn Minalcar hatte empfohlen Lundor die Fesseln zu durchtrennen. Eine kleine Erleichterung für den Jungen ... Herumor schnitt ihm aber versehentlich in die Hand, so dass Lundor kurz vor Schmerz aufstöhnte. War es überhaupt ein Versehen gewesen? Der Bauernsohn glaubte dies ja nicht wirklich. Kurz presste er die Hand auf die blutende Wunde, doch da reichte ihm Herumor schon ein Seil und befahl ihm den Hund an den Baum zu binden. Lundor blickte zu Varda, welche noch immer verschüchtert einige Meter entfernt auf den Boden kauerte. Er konnte sie doch nicht einfach zurücklassen! Doch Herumors Drohung, sie sonst zu töten, musste er einfach ernst nehmen.
Langsam Schritt Lundor mit dem Seil zu Varda. Schließlich kniete er sich vor sie und streichelte er ihr liebevoll über den Kopf und den Rücken. Die Hündin schleckte über seine Hand und winselte leise. „Tut mir so leid Mädchen! Ich wollte dich nicht anschreien! Und das jetzt will ich auch nicht ...“ meinte Lundor, während er sie immer noch streichelte.
Schließlich nahm er das Seil und Band es Varda um den Hals. Er achtete aber darauf, dass es nicht zu eng saß, damit sich Varda nicht selbst erdrosselte. Der Hund setzte sich nervös auf. Er kannte so etwas nicht, noch nie hatte er etwas um den Hals getragen. Schließlich band Lundor das andere Ende um den Baum. Er ließ ihr noch so viel Spielraum, dass sie sich ein paar Meter hin und her bewegen konnte. Hoffentlich bekommt sie keine Panik ... dachte sich Lundor. Er wusste, dass er das Vertrauen, welches der Hund in ihm hatte, gerade brach und der Junge würde sich das nie verzeihen können. Lundor machte den Knoten nicht fest. Wenn Varda schlau war konnte sie ihn mit den Zähnen selbst lösen. Etwas worauf Lundor einfach hoffen musste. „Ich komme wieder, Varda! Ich komme wieder!“ meinte Lundor noch, während er seiner Hündin noch einmal über den Kopf streichelte und eine Weile bei ihr sitzen blieb.
Herumor grinste nur, als er Lundors versuchte Beleidigung hörte. Er hatte in seinem Leben weit schlimmere an ihn gerichtete Worte gehört und keine hatte ihn je gekratzt. Während Ulfast mit dem Jungen zum Hund ging, prüfte Herumor noch einmal, ob er alles dabei hatte. In Gedanken überlegte er schon, was ihn erwarten würde und wie die Menschen diesmal sterben könnten. Es kam ja immer darauf an, wie viele Menschen dort lebten und ob er ausreichend Zeit hatte, sich jedem zu widmen. Diesmal würde es schwieriger werden, denn dieser Knabe war bestimmt immer bereit jemandem aus dem Dorf zu helfen.
›Nun, das klappt schon auf die eine oder andere Weise. Meinen Spaß werde ich mir nicht nehmen lassen‹, dachte Herumor und schaute nun hoch zum Himmel. Der Mittsommer war erst einige Tage vorbei und es würde daher so bald nicht dunkel werden. Herumor gefiel das, denn er sah gern alles, was er tat.
Er drehte sich zu Lundor und Ulfast um, und rief hinüber: »Los! Der Köter wird die Trennung schon überleben! Aber du wirst es nicht überleben, wenn du mich aufhälst. Wenn es nicht so ein Vergnügen wäre, dich in die Paxis des Tötens einzuweisen, dann würde ich dich auf der Stelle abmurksen. Glaub nicht, dass dir jemand eine Träne nachweint. UNd Minalcar würde das auch nicht stören - ein Mensch weniger, der ihn aufhält.«
Ulfast zerrte Lundor hoch und trieb ihn dann zu Herumor. Auch er war nun sehr von der Stimmung erfasst und freute sich auf den Überfall. Auch wenn er der deutlich harmlosere von beiden war, so wurde nun auch sein Griff eisern, wie der Herumors und bis sie in Undaria waren, würde Ulfast Lundors Handgelenk nicht loslassen.
Als Minalcar das Zeichen zum Aufbruch gab legte Anaaq seine Habseligkeiten auf einem kleinen Haufen zusammen. Dass Herumor die Aufgabe übertragen wurde sich um Lundor zu kümmern gefiel dem Haradan im ersten Moment überhaupt nicht. Aber im Augenblick konnte er nichts für den Jungen tun. Stattdessen beschloss er in der Nähe von Minalcar, Elúrin und Belecthor zu bleiben. Schon allein um dem Neuen zu zeigen, dass das was er zuvor gesagt hatte der Wahrheit entsprach.
Zügig näherten sie sich nun dem Dorf und eine eigenartige Ruhe machte sich in Anaaq breit, eine Ruhe, wie er sie von all den früheren Überfällen her kannte. Diese Ruhe hatte ihn noch sein Vater gelehrt. Unruhe konnte man sich leisten, wenn der Kampf vorbei war und man seine Aufmerksamkeit wieder auf andere Dinge richten konnte als auf einen unbekannten Gegner.
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Die Worte Herumors hatten Wirkung auf Lundor, auch wenn er es sich nicht unbedingt anmerken ließ. Er fürchtete diesen Mann und was er bereit war zu tun, wenn Lundor nicht nach seiner Pfeife tanzte. Und Lundor wusste auch, dass Herumor die Wahrheit sprach. Er würde ihn ohne mit der Wimper zu zucken töten.
Ulfast zog Lundor schließlich auf die Beine und zerrte ihn zu Herumor. Der Griff seiner Hand, welche sich eisern um das Handgelenk des jungen legte, schmerzte. Aber Lundor hatte hier schon weit schlimmeres ertragen müssen. Er schenkte Ulfast einen verächtlichen Blick, als sich die drei nun in Bewegung setzten.
Lundor wollte sich nicht von Varda trennen. Was musste sie nur von ihm denken? Dass sie hier ausgesetzt wurde, ohne Wasser und ohne Nahrung. Wie konnte man ihr das antun? „Sie braucht Wasser! Bitte, sie braucht Wasser!“ Aber die beiden Männer zerrten ihn einfach weiter.
Noch einmal blickte Lundor sich um. Varda saß noch genau an der selben Stelle und winselte leise. „Ich komme wieder, Varda! Ich versprech's! Ich komme wieder!“ rief Lundor ihr zu. Varda, welche seinen Stimme so gut kannte, sprang auf und wollte nach vorn preschen. Doch das Seil hielt sie zurück, egal wie sehr sie daran zerrte und wie sehr sie sich um die eigene Achse wandte. Lundor konnte diesen Anblick nicht ertragen und so richtete er seinen Blick nach vorn. Auf das Ungewisse, welches ihn in Undaria erwarten würde.
Belecthor spürte, wie seine Hände zu schwitzen begannen, als Minalcar zum Aufbruch rief. Er hatte keine Ahnung, was jetzt auf ihn zukam. Er würde unschuldige Menschen töten müssen. Wenn er es nicht tat, würden entweder diese Leute ihn töten oder Minalcar persönlich. Er tat es Minalcar nach und lockerte auch sein Schwert im Gürtel. Er hatte große Angst vor dem Überfall. Er wollte nicht sterben.
Seine Männer liefen ihm hilflos hinterher. Er hörte, wie sie einander Durchhalteparolen zuraunten. Offensichtlich ging es ihnen ähnlich wie ihm. Belecthor sollte mit Elúrin und Minalcar an der Spitze der Truppe laufen. Er beschloss sich dicht hinter Minalcar zu halten.
Seufzend folgte er Minalcar und Elúrin, die mit zügigen Schritten den Wald verließen.
Minalcar war zufrieden mit dem Überfall. Aber es war wirklich höchste Zeit gewesen, dass brennende Dorf zu verlassen. Wieder einmal hatte er es Denethor gezeigt. Gondor war kein sicheres Land mehr dank ihm und seiner Bande.
Der Anführer streifte durch ein Maisfeld und steuerte zielstrebig auf den Waldrand zu. Dort würde die Bande ihr Nachtlager aufschlagen. Die Männer waren jetzt weniger gesprächig als im Dorf. Sie waren alle müde und satt nach dem Überfall und freuten sich schon auf ihre Decken.
Minalcar betrat den Wald und sah die Stelle, an welcher sie schon am Nachmittag gelagert hatten. Hier wollte er auch übernachten. Er hob die Hand und drehte sich um.
"Hier schlafen wir! Allerdings will ich jemand als Wachposten haben. Eúrin soll den Wachdienst übernehmen!"
Er selbst suchte sich ein weiches Plätzchen auf moosigen Waldboden und breitete seine Decke aus. Sein Bündel nahm er als Kopfkissen. Die anderen Männer, die nun nach und nach im Wald eintrudelten, taten es ihm gleich. Elúrin aber setzte sich an einen Baum und kreuzte die Beine.
Herumor drehte sich dann und wann nach Lundor um, doch dieser folgte ihm gehorsam. Es dauerte nicht lange und sie kamen zurück an die Stelle, von der sie am Nachmittag aufgebrochen waren. Herumor ging zu seinen Habseligkeiten und ließ sich dort nieder.
»Bring mir eine Flasche Schnaps«, rief er Lundor zu.
Zu den erbeuteten Habseligkeiten gehörte auch Alkohol. Herumor hatte nicht vor sich zu betrinken, denn Minalcar hatte scharfe Regeln dafür gemacht. Aber einen Schluck nach dieser Arbeit war ja wohl erlaubt.
Grinsend blickte Hermor über den Mais in den rot erleuchteten Himmel: Undaria brannte noch immer und es war ein befriedigendes Gefühl.
Ulfast nahm sich inzwischen der Beute an, sortierte sie und packte sie dann in ihre Rucksäcke.
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Belecthor beeilte sich, das Dorf zu verlassen. Der Geruch von verbrannten Leichen und sonstigen Dingen bereitete ihm immer noch Übelkeit. Er verstand beim besten Willen nicht, dass die Männer alle so fröhlich waren. Auch seine Gefährten waren hartgesottener, als er gedacht hatte. Sie unterschieden sich nicht mehr von Minalcars Leuten. Ihre neue "Tätigkeit" schien ihnen regelrecht zu gefallen. Nur Belecthor merkte, dass er nicht zum Mörder geschaffen war.
Er war froh, als er den Waldrand sah und er beeilte sich, dorthin zu kommen. Minalcar war bereits dort und verkündete, wer Wache schieben sollte. Belecthor atmete auf, als es Elúrin traf. Diesem schien es nichts auszumachen, Wachposten zu machen.
Belecthor aber kramte mit zitternden Händen seine Decke hervor und legte sich auf den Waldboden nieder. Mehr brauchte er heute nicht mehr.
Lundor hatte versucht mit den anderen Männern so gut wie möglich Schritt zu halten. Er wollte weg von dem Feuer, weg von dem Gestank, weg von den Leichen seiner Nachbarn, Bekannten und Freunden. Ihm steckte ein Kloß im Hals und am liebsten hätte er der Trauer einfach nachgegeben. Doch diese Männer ließen das nicht zu .
Zum Glück erreichten sie ziemlich schnell den Waldrand, wo sich Herumor und einige andere Männer niederließen. Lundor blieb erstmal stehen, unfähig überhaupt irgendetwas zu machen. Sein Peiniger hatte noch nichts von den fehlenden Diebesgut, welches Lundor auf dem Weg hatte fallen lassen, gemerkt. Er hoffte, dass dies auch so bleiben würde.
Als Herumor nun schließlich nach Schnaps rief, legte Lundor schweigend alles am Boden ab. Es war tatsächlich ein Krug darunter und als der junge Mann seine Nase darüber hielt roch er schon den starken Alkohol. Dies erinnerte ihn an das Fest vor drei Tagen, als er so betrunken gewesen war, dass sich Lundor geschworen hatte nie wieder dieses Zeug anzufassen.
Langsam Schritt er mit dem Krug an Herumor heran und reichte ihm diesen. „Erstick daran!“ meinte Lundor, während er sich wieder umdrehte und zurück zu den abgelegten Dingen ging. Dort ließ sich der junge Mann ebenfalls nieder und starrte auf die Sachen. Ein sauberes Tuch und ein Wasserschlauch fielen in sein Blickfeld.
Sofort schnappte sich Lundor den Wasserschlauch und trank mehrere Züge hastig. Vielleicht ging so wenigstens die Übelkeit vorbei. Ein wenig Wasser schüttete sich der Jung über den Kopf, um Dolers und sein eigenes Blut so gut wie möglich aus dem Gesicht gewaschen zu bekommen. Anschließend drängte er das Tuch mit Wasser und fing an die Schnittverletzung an seiner Hand vom Schmutz zu befreien. Er wollte zumindest keine Blutvergiftung riskieren. Am Rücken und auf der Seite hatte er auch einige tiefe blutige Striemen von Minalcars Peitsche. Man konnte dies sehr gut durch das in Fetzen gerissene Hemd erkennen. Doch so wirklich würde er an dieses Stellen nicht herankommen. Lundor seufzte und beschäftigte sich weiter mit der Schnittwunde.
Herumor lachte nur laut und lange über Lundors Wunsch, er möge ersticken. Der Junge machte sich. Früher oder später, wäre er einer von ihnen! Amüsiert betrachtete er Lundors unbeholfenen Versuche, sich zu waschen und seine Wunden zu reinigen.
Herumor selbst hätte sich an sich auch gern umgezogen, weil sein Hemd vom Blut steif geworden war. Aber es würde reichen, wenn er es auszog. Oder besser, Ulfast würde es waschen! Herumor stand umständlich auf, zog sein Hemd aus und warf es Ulfast hin. Dann ging er zu Lundor.
»So wird das nichts!«, sagte er böse und dann tat er das, was er am besten konnte: Menschen Böses zufügen. Zuerst riss er Lundor das Hemd auf dem Rücken vollkommen kaputt, so dass sein Rücken fast unbedeckt war. Herumor blickte auf den Sonnenbrand und auf die schönen blutigen Striemen, die zum Teil wieder aufgesprungen waren. Herumor hielt den jungen hart fest, so dass dieser nicht aufspringen konnte, was er eigentlich vorhatte. Dann goss er hämisch lachend den Schnaps über den Rücken Lundors.
Natürlich wusste er, dass Alkohol höllisch brannte, wenn er in Wunden lief. »Der ganze Dreck muss raus! Sonst bekommst du noch eine Blutvergiftung«, rief Herumor und die umstehenden Männer lachten über die Tortur, der sich Lundor unterziehen musste. Erst als die Flasche leer war, ließ Herumor den Knaben los.
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Nachde bald sämtliche Gebäude Undarias in Flammen standen verließ die Bande das verwüstete Dorf. In der Luft lag der Geruch von verbrannten Fleisch und das Feuer erhellte die Umgebung in weitem Umkreis. Auch in den anderen Dörfern in der Gegend waren die Flammen gewiss zu sehen.
Wieder am Wald angekommen, befahl Minalcar eine Rast. Die Nacht würden sie wohlhier verbringen müssen, doch hatte sich Khamûl daran gewöhnt, auf einfachen Böden zu liegen. Er suchte sich einen halbwegs einladenden Platz am Fuße eines großen Baumes und polsterte den Boden mit Moos, Laub und Gras. So war es weniger schmerzhaft auf den Wurzeln zu liegen ... Ans schlafen dachte er aber nicht, dazu war noch nicht müde genug. Außerdem hatte er Hunger, im Gegensatz zu den meisten anderen hatte er seit den Überfall nichts gegessen.
Daher nahm er etwas von dem Brot, welches er erbeutet hatte und aß davon reichlich. Desinteressiert beobachtete er Herumors Treiben ... Etwas entsetzt war er aber schon, dass der Sadist den guten Schnaps so zu verschwenden wagte.
Lundor packte wieder die Panik und er fühlte wie sich der Angstschweiß auf seiner Stirn breitmachte, als der junge Mann sah, wie Herumor aufstand, sein Hemd von sich riss und dann auf Lundor zuschritt. Er wollte gleich ein paar Meter davon weichen, doch Herumor hatte ihm schon das Hemd am Rücken kaputt gerissen und ihn mit seinen nicht sehr schlauen Worten belehrt. Lundor wollte aufspringen, doch da drückte ihn der Mann schon mit aller Gewalt zu Boden. Gegen dieses Kaliber konnte der schmächtige Junge nichts ausrichten. Er hatte keine Ahnung was der Kerl nun vor hatte, doch etwas Gutes war es sicher nicht.
Lundor hätte am liebsten Geschrien, als Herumor den Alkohol über seine Wunden goss. Doch stattdessen hörte man nur ein lang anhaltendes Stöhnen von dem jungen Mann, welcher sich unter Herumors Griff wandte und wegzukommen versuchte. Dass dies eine Belustigung für die anderen Anwesenden war, konnte er sich denken, doch es war ihm sowas von egal. Sie sollten sich selbst mal solch einer Tortur unterziehen, denn die Schmerzen waren unerträglich und hielten lange an. Auch als die Flasche leer war brannte der Alkohol noch in den Wunden.
Zum Glück lies Herumor ihn nun los und so sprang Lundor auf und entfernte sich schleunigst ein paar Meter von dem Mann. Er überlegte ob er zu Herumors Messer greifen sollte, welches er noch immer versteckt bei sich trug und mit welchem er Doler getötet hatte. Doch wäre dies wohl ein fataler Fehler und Lundor hoffte immer noch auf eine mögliche Flucht und dafür konnte er es vielleicht noch gebrauchen.
Am liebsten hätte sich Lundor nun auf die Erde geworfen und versucht den Alkohol aus den Wunden zu bekommen, doch dann wäre zuviel Dreck hineingeraten. Ein Gutes hatte diese Tortur ja gehabt: Die Wunden waren desinfiziert worden. Aber man hätte es wirklich angenehmer für den jungen Mann machen können. Aber so war Herumor nunmal. Damit musste sich Lundor erstmal abfinden.
Noch einmal sah Lundor grimmig zu Herumor, welcher noch immer lachte, dann drehte er diesem den Rücken zu, entledigte sich von den letzten Überresten des Hemds und schritt anschließend mit nacktem Oberkörper an Minalcar vorbei auf der Suche nach einem ruhigen Fleck, wo er sich ausruhen konnte. Dabei drehten sich seine Gedanken auch um Varda, welche hier ganz in der Nähe an einem Baum gebunden war. Noch immer war er voller Hoffnung seinen Hund holen zu dürfen. Er würde sie auch davon jagen ... Hauptsache Varda musste dort im Wald nicht angebunden verhungern.
In der Nähe von Minalcar
Lundor hatte sich etwas Abseits hingesetzt und die Beine nah an seinen nackten Oberkörper gezogen. Er betrachtete Minalcar, welcher auf einer Decke saß. Er betrachtete ihn nicht nur, er starrte ihn regelrecht grimmig an.
Minalcar hatte versucht einzuschlafen, aber das war bei diesem Lärm unmöglich. Wütend setzte er sich auf und sah zu, wie Herumor Lundors Wunden mit Alkohol "reinigte". Sicher tat das dem Jungen sehr weh, denn ein sehr begeistertes Gesicht machte der Gefangene nicht. Die anderen Männer lachten und johlten vor Vergnügen, als sie das sahen.
"Könnt ihr nicht endlich die Klappe halten und schlafen?", rief Minalcar mürrisch seinen Leuten zu.
Seine eigene Müdigkeit war plötzlich verflogen und er blieb erst einmal sitzen. Dabei fiel ihm auf, dass ihn Lundor anstarrte, der sich ein wenig abseits von Herumor und den anderen gesetzt hatte.
"Warum glotzt du so?", fragte Minalcar barsch, dem der wütende Blick Lundors auf die Nerven ging.
Lundor saß noch immer mürrisch und mit nacktem Oberkörper in der Nähe von Minalcar und starrte diesen an. Als der Anführer dies bemerkte und ihn barsch anschnauzte, senkte Lundor kurz seinen Blick. Die Haarsträhnen hingen ihm strähnig und verschwitzt über das Gesicht und die Schultern. So oder so hätte sich der junge Mann gerne richtig gewaschen. Aber das war jetzt nicht sein Problem.
„Ich ...“, stammelte der Bauernsohn. „Ich hab mir nur gedacht ... ich meine ich hab mich gefragt, was Ihr eigentlich für ein ... für ein Anführer seit.“ Lundor hielt kurz inne und schluckte, dann sah er Minalcar wieder direkt an. „Wo Eure Männer doch tun zu was immer sie Lust haben ... Oder liege ich falsch?“ Lundor hatte seine Hand um einen Stein gekrallt. Nur für den Fall der Fälle. Man konnte bei diesen Männern nie wissen. „Mein Hund ... er ist nicht weit von hier. Ich musste ihn an einen Baum binden. Bitte! Lasst ihn mich befreien! Ich werde ihn auch fortjagen, wenn Ihr das wünscht. ... Ich hab heute für Euch einen Menschen ... einen ... umgebracht. Wie wär's mit ein wenig Dankbarkeit?“ fügte Lundor leise hinterher und schluckte.
Minalcar hörte sich an, was Lundor zu sagen hatte, und schmunzelte in sich hinein.
›Wenn der tatsächlich glaubt, ich lasse ihn gehen, um den Köter zu holen, hat er sich gewaltig geschnitten. Eine bessere Möglichkeit für ihn zu fliehen, gibt es gar nicht.‹
Minalcar kramte in seinem Bündel herum. Er hatte sich eine Ersatz-Tunika in Undaria gestohlen. Die konnte Lundor ruhig haben. Die Fetzen, die er vorher getragen hatte, konnte er unmöglich wieder anziehen.
Er reichte ihm die Tunika, die aus grobem hellbraunen Stoff war.
"Ich bin dir tatsächlich dankbar, dass du heute für mich gearbeitet hast, Kleiner. Daher schenke ich dir diese Tunika, damit du nicht halbnackt herumlaufen musst. Es gibt hier einige Männer, die auf dumme Gedanken kommen, wenn so ein zarter Knabe wie du sich halbnackt in ihrer Nähe aufhält. Deinen Hund kannst du aber nicht holen. Ich werde Belecthor beauftragen, dies zu tun."