Belecthor hörte genau zu, was der Anführer der Schurken ihm erzählte. Eigentlich hatte er ja recht. Viel zu oft waren Belecthor und seine Begleiter in den umliegenden Dörfern abgewiesen worden, wenn sie nach Arbeit fragten. Die Menschen in Gondor waren hartherzig geworden, fand er. Es hatte viele Tage gegeben, an welchen Belecthor und die anderen nichts zu essen gehabt hatten. Am meisten hatte Trestan darunter leiden müssen, obwohl sich sein Vater immer jeden Bissen vom Mund abgespart hatte. Jetzt waren die beiden weg und Belecthor hoffte, dass sie an Feredirs Seite vielleicht mehr Glück hatten. Er gönnte es ihnen auf jeden Fall.
Minalcar redete weiter und versuchte, Belecthor klarzumachen, dass man durch die Überfälle auf Dörfer der Obrigkeit in Gondor auch die Augen für die Missstände im eigenen Land öffnen konnte. Belecthor spürte, dass Minalcar irgendetwas vor ihm verbarg. Der Hass dieses Mannes auf den Truchsess war geradezu beängstigend. Doch Minalcar versicherte ihm immer wieder, dass sich seine Abneigung rein auf die Untätigkeit des Truchsess bezog.
›Ich weiß nicht, was ich dir glauben kann, Minalcar,‹ dachte Belecthor besorgt. ›Aber ich habe nunmal A gesagt und werde auch B sagen müssen.‹
Sie waren bereits ein gutes Stück vorangekommen. Schon bald würde er Minalcar mitteilen, dass man sich in der Nähe des Dorfes befand.
Ziemlich am Ende der Truppe in der Nähe von Khamûl
Herumor ging allein, denn Ulfast war noch immer nicht wieder aufgetaucht. Mit seinem bösen Blick hatte er Lundor und Anaaq fixiert, die noch immer recht nah beieinander gingen. Auf Elúrin achtete Herumor gar nicht.
Ohne darauf zu achten, dass er seine Gedanken laut aussprach, fing Herumor an, über Anaaq zu mosern.
»Was denkt sich dieser Haradan eigentlich? Was glaubt er, was er ist? Er ist doch nur ein südländischer Wurm. Nichts wert.« Herumor hatte in sich doch den Stolz eines Gondorianers. Er achtete die Haradrim und die Ostlinge nicht, sondern sah auf sie herab. Sie waren in seinen Augen niedere Menschen - ja fast Tiere. Auf jeden Fall nicht mit der Erhabenheit eines Menschen aus Gondor zu vergleichen. »Warum hört denn Minalcar eigentlich auf ihn? Der hat doch keine Ahnung von nichts. Er wird uns nur ins Verderben führen. Wie kann man denn einem Menschen aus dem Süden vertrauen. Die verstecken sich doch nicht umsonst hinter ihren Tüchern.«
Herumors böser Blick wanderte umher und traf auf Khamûls stechende Augen. »Du bist auch nicht mehr wert als er, du Ostling-Vieh«, rief Herumor ihm zu.
Dann stieß er plötzlich mit jemanden zusammen, denn er hatte nicht aufgepasst, dass Elúrin mit Lundor inzwischen vor seinen Füßen gingen.
»Pass doch auf, du Trottel«, rief Herumor und boxte Elúrin in den Rücken, so dass dieser strauchelte.
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Elúrin warf Khamûl einen mißtrauischen Blick zu, der in der Nähe lief. Dann war er abgelenkt durch den Hund, der an ihm hochsprach und winselte.
"Verschwinde, du Mist-Töle", fuhr er den Hund an. "Das nächste Mal bekommst du meinen Dolch zu spüren." Er gab den Hund einen leichten Tritt und verscheuchte ihn somit ein wenig.
Lundor wurde langsamer. Das gefiel Elúrin nicht.
"Du sollst nicht trödeln!", maulte er den Gefangenen an. "Wir wollen schließlich heute noch nach Undaria kommen!"
Lundor gehorchte aber nicht und blieb fast stehen. In diesem Moment trat Herumor auf Elúrins Ferse.
"Aua!"
Doch Elúrin bekam noch einen derben Boxhieb von Herumor in den Rücken und durfte sich dessen Gezeter anhören.
"Jetzt langt es aber!" , beschwerte sich Elúrin empört bei Herumor. "Du bist doch derjenige, der beim Laufen nicht aufpasst, du Großmaul!"
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Bei Elúrin, Lundor und Herumor, ziemlich am Ende der Truppe
Anaaq wurde hellhörig, als er Herumors Stimme mit deutlichem Unmut hinter sich hörte. Anscheinend dachte Herumor mehr laut, als dass er seine Worte an jemanden richtete. Dennoch ging der Inhalt nicht an dem Haradan vorbei. Vor allem deshalb nicht, weil sie ihn und seine Fähigkeiten beleidigten.
›Nun, Du wirst auch noch merken, dass ich vermutlich mehr im Kopf hab, als Du je haben wirst. ‹ Als Herumor nun auch noch Khamûl beleidigte blieb Anaaq schlagartig stehen. Was dachte dieser Kerl eigentlich, wer oder was er war….?
Im nächsten Augenblick strauchelte Elúrin und bekam von Herumor zu allem Überfluss einen Knuff während er sich auch noch anhören durfte, dass er nicht aufgepasst hätte. Mit einem einzigen Schritt war Anaaq bei Herumor und Elúrin. »Lass den Mist Herumor…wenn Du schon während des Laufens andere beleidigen musst, dann achte wenigstens auf Deine Füße und wohin Du diese setzt. Und jetzt sieh zu, dass Du Land gewinnst. Du hast ja wohl verstanden, dass Dich Minalcar nicht in der Nähe des Jungen haben will…«
Mit den letzten Worten gab der Haradan dem Angesprochenen einen kräftigen Schieber gegen die Schulter, der dafür sorgte, dass Herumor unweigerlich das Gewicht nach hinten verlagern musste um nicht zu stürzen. Sofort anschließend war Anaaq wieder an der Seite von Lundor und Elúrin. »Wir sollten schauen, dass wir weiter kommen. Minalcar wird so schon nicht begeistert darüber sein, dass wir nicht schneller voran kommen. « Ernst blickte er bei den letzten Worten Lundor an. »Das gilt für Dich ebenso wie für die anderen, Junge…Trödeln bringt Dir gar nichts….Außer Ärger…«
Sein Blick wanderte für einen kurzen Augenblick zu Khamûl bevor er wieder Herumor im Auge behielt. Das letzte was er jetzt brauchen konnte, war ein Angriff von diesem, der sie noch mehr aufhalten würde.
********************************************************************************* Das Öl des Armen brennt nicht, das Wasser des Reichen fängt Feuer. (Paschto)
Irgendwann hatte es Khamûl geschafft, seine Axt am Gürtel zu befestigen. ›Wiederspenstiges Ding ... Aber besser als ein Schwert ... ‹ dachte er dabei, dann konzentrierte er sich auf den Weitermarsch. Mit Bór wechselte er dabei ein paar Worte über dieses und jenes.
Als der Variag senen Blick schweifen ließ und die Gruppe musterte, traf sich dieser mit dem des Bauernjungen, we´lcher sich sichtlich unwohl in seiner Haut fühlte und sogleich wieder wegschaute. »Warum schleppen wir den eigentlich mit?« fragte er laut, aber ohne eine Antwort zu erwarten.
Dann stieß Herumor, einige wüste Flüche und Beleidigungen in Richtung des Haradans aus. Auch Khamûl wurde in einer der Beleidigungen genannt, sofort spürte er wie Zorn in ihm aufkam. Was bildete sich dieser Primitivling eigentlich ein?
»Ostling Vieh? Du armer kleiner Sadist, du weißt nichts über mein Volk und meine Kultur ... Auch wenn du es nicht glauben kannst oder willst, die Menschen in Rhûn, Khand und auch Harad sind zivilisierter als du es jemals sein wirst! Du ... Du Ork!«
Erwiederte Khamûl mir ruhiger aber lauter Stimme auf Herumor. Er begann diesen Menschen, nein diese Kreatur immer weniger zu mögen ... ›Warum legt der sich mit allem und jedem an? Ist es Torheit oder eiskalte Berechnung hier Unruhe zu stiften? Ich denke er bringt die unseren nicht weiter ... Warum hält Minalcar an ihm fest? Dieser Sadist hält immerhin die ganze Gruppe auf ... ‹
Nun begann Herumor Elurin zu belästigen, anscheinend war sein Dang nach Macht und Gewalt stärker als sein Verstand ... Wenn er überhaupt einen hatte ... Anaaq fand daraufhin einige recht deutliche Worte für den Störenfried, welche diese zur Kentniss nahm aber wahrscheinlich nicht verinnerlichte oder befolgen wollte.
Minalcar bekam mit, dass es am Ende des kleinen Zuges unruhig wurde. Er hörte die lauten Stimmen von Elúrin, Anaaq, Khamûl und Herumor. Er begann innerlich vor Wut zu schäumen. Langsam hatte er das Gefühl, dass er scheinbar als Anführer nicht mehr ernst genommen wurde. Anscheinend nutzten da gewisse Leute aus, dass er momentan wegen Belecthor etwas zahmer tat als gewöhnlich.
Aber jetzt hatte er die Schnauze gründlich voll.
"Ich komme gleich zurück", sagte er so freundlich wie er konnte zu Belecthor. "Ich muss da hinten etwas klären."
Mit wutverzerrten Gesicht marschierte er zurück und stieß dabei auch einige seiner und Belecthors Männer unsanft zur Seite.
"Macht Platz, ihr Schwachköpfe!", herrschte er die die Männer an, die mürrisch reagierten.
Als erstes nahm er sich Elúrin zur Brust, der sich gerade mit Herumor herumstritt. Er packte den jüngeren Mann am Kragen und zerrte ihn zu sich.
"Was habe ich denn vorhin gesagt, Bürschchen!", brüllte er Elúrin wütend an. "Was tut Herumor denn schon wieder so dicht bei dem Gefangenen? Bist du denn überhaupt nicht in der Lage, einen meiner Befehle richtig auszuführen?"
Minalcar sah, dass Herumor jetzt hämisch in sich hinein grinste. Dafür war er der Nächste, der sein Fett wegbekam.
"So, nun zu dir, du fiese Ratte", schnauzte er den übel aussehenden Mann an. "Ich habe auch dir befohlen, vom Gefangenen wegzubleiben. Aber dir ist ja auch gleich, was ich sage. Wenn du mich nicht ernst nimmst, kannst du sofort gehen. Ich kann Störenfriede in meiner Bande nicht gebrauchen. Vielleicht triffst du doch noch auf Marach und Konsorten, wenn du den Fluss überquerst. Marach wird sich sicher 'freuen', dich wiederzusehen, du Tölpel!"
Minalcar hielt inne, weil ihn plötzlich jemand gerufen hatte. Erstaunt drehte er sich zu Lundor um. Der Junge wollte anscheinend mit ihm reden.
Lundor tat Varda ziemlich leid, da sie recht unsanft von Elúrin weggetreten wurde. Dabei wollte sie doch nur etwas von dem Trockenfleisch abhaben, welches Lundor hatte fallen lassen. Und der Junge hätte es ihr sehr gegönnt. Mehr als seinem Bewacher, welcher sicher schon vorhin etwas zu sich genommen hatte. Winselnd und erschrocken entfernte sich Varda von dem Mann und zog den Schwanz beim Laufen zwischen den Hinterläufen ein. Sie sollte verschwinden ... ging es Lundor durch den Kopf, während er noch immer sehr langsam lief. Es war hier zu gefährlich für die Hündin, wenn man an Herumors Eigenarten dachte. Lundor wäre es sehr lieb die Hündin würde einfach nach Hause laufen. Aber Varda war eben treu und würde Lundor nicht so schnell aufgeben.
Sowohl der Haradrim als auch Elúrin hielten Lundor an nicht zu Trödeln, denn das würde ihm nur Ärger einbringen. Aber der Bauernsohn hatte nun schon des öfteren darum gebeten mit Minalcar ein paar Worte wechseln zu dürfen und immer wurde seine Frage ignoriert oder er wurde abgewiesen. Deshalb musste er selbst versuchen die Aufmerksamkeit des Anführers auf sich zu ziehen. Und im Moment sah Lundor einfach keine andere Möglichkeit.
Sein Trödeln hatte allerdings zur Folge, dass Herumor wieder dichter herankam, welcher schon die ganze Zeit vor sich hin stänkerte und die Anwesenden beleidigte. Als er dann auch noch Elúrin anrempelte, machte Lundor erschrocken einen Sprung zur Seite. Auf die Auseinandersetzung der Anwesenden, welche nun folgte, ging er nicht ein, sondern hielt sich im Hintergrund. Doch machte sich Lundor so seine Gedanken. Es schien ja keine besonders gute Gemeinschaft in dieser Truppe zu herrschen. Scheinbar hatte Minalcar nicht alle richtig unter Kontrolle. Aber vielleicht konnte sich das ganze auch als ein Vorteil für Lundor herausstellen.
Gerade als Lundor an den Anführer dachte, hörte er auch schon dessen Stimme, denn Minalcar war hinzu getreten. Die Worte, welche er an seine Mitmenschen richtete klangen hart und ein mancher wäre wohl von diesen eingeschüchtert. Lundor wartete nicht, bis der Anführer geendet hatte, sondern ruf einfach mittendrin irgendwann seinen Namen, als sich dieser gerade mit Herumor befasste. Als sich der Anführer zu ihm umdrehte, bereute er schon fast wieder, dass er den Mann unterbrochen hatte, denn dessen Gesichtsausdruck gefiel Lundor gar nicht. „Kann ... kann ich kurz ... reden ... bitte!“ gab Lundor stotternd und sehr leise von sich, während er nervös von einem Bein auf das andere trat und die gebundenen Hände nah an seinem Körper hielt.
Gerade als Herumor noch über passende Antworten für die beiden - in seinen Augen - niederen Menschen nachsann, kam Minalcar wütend angestampft und bedachte auch ihn mit ungerechtfertigten Vorwürfen.
Auch wenn ihm Minalcar langsam sehr auf die Nerven ging mit seiner Art eine Truppe wie diese zu führen, dachte er nicht im Traum daran sich Marach anzuschließen. Dieser würde sowieso bald zu Grunde gehen.
Dass der Knabe mit Minalcar dringend sprechen wollte und ihn daher um eine Antwort bringen würde, machte Herumor noch wütender, als er so schon war.
»Halt die Schnauze«, brüllte er Lundor an, der sofort zusammen zuckte ein paar Schritte zurück ging.
»Minalcar«, wandte sich Herumor mit seiner bedächtigen, aber sehr eisigen Stimme an den Hauptmann, »Es ist nicht meine Schuld, dass dein kleiner Schützling wieder in meine Nähe kam. Wie du siehst, befinde ich mich bereits am Ende der Truppe …«
Tatsächlich waren bis auf Anaaq, Khamûl, Elúrin, den Knaben und Minalcar schon alle weiter gegangen und hatten schon einigen Abstand zwischen sie gebracht.
»Elúrin hat scheinbar keine Ahnung, wie man mit einem Gefangenen umzugehen hat, wenn er ihn immer mehr trödeln lässt … Aber ich würde natürlich nie deine Entscheidungen in Frage stellen«, fuhr Herumor fort und seine Stimme wurde immer eisiger. »Ich werde mir kaum den Überfall auf das Dorf entgehen lassen, denn schließlich war das meine Idee … Ich gehe an die Spitze des Zuges, wenn es dir recht ist!«
Noch ein abschätzender Blick auf Minalcar, dann wandte er sich ab und bemerkte, dass Ulfast angerannt kam. Als er neben ihm war, sagte Herumor zu ihm: »Wir gehen an die Spitze des Trupps. Dann haben wir wenigstens freie Auswahl auf die süßesten Mädchen. Oder wie wäre es diesmal mit einem kleinen Säugling? …«
Dabei grinste er noch einmal Lundor an und weidete sich an dessen entsetzten Augen.
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Minalcar wandte sich dem jungen Gefangenen zu, aber gerade als er mit ihm sprechen wollte, mischte sich Herumor ein. Der Anführer hielt erst einmal inne und hörte sich innerlich kochend das an, was Herumor zu sagen hatte.
"Vielleicht ist das gar keine schlechte Idee, wenn du neben mir an der Spitze der Truppe läufst", brummte Minalcar schließlich. "Ich habe diese ewigen Streitereien hier so langsam satt. Von mir aus kannst du in Undaria treiben was du willst. Ich lege dir da keine Steine in den Weg. Allerdings musst du schon mitkämpfen und diese Bauerntölpel beseitigen, bevor du dich mit den Weibern vergnügst."
Herumor grinste und raunte Lundor noch etwas zu, bevor er sich an die Spitze des Zuges begab.
Minalcar aber blieb stehen und stemmte prüfend die Hände in die Hüften, bevor er mit dem Gefangenen sprach.
"Also, Bürschchen, du wolltest mit mir reden. Ich bin mal gespannt, was du mir sagen willst. Ich hoffe, es ist irgendetwas Interessantes für mich. Am besten wären einige Informationen über Undaria. Du kennst dich doch in der Gegend aus, oder?"
Herumor stichelte solange weiter, bis Minalcar, welcher selbst an der Spitze des Zuges noch von dem Streit mitbekommen hatte schlichten musste. Der Anführer kam auf den Sadisten und Elurin zu und stutze die beiden nicht gerade zimperlich zurecht.
›Richtig so! Allmählich wurde dieser Herumor in der Tat lästig ... Und auch Elurin scheint nicht sich nicht gerade mit Ruhm zu bekleckern ... Was für eine Chaotenbande, falls wir noch einmal gegen ausgebildete Krieger und nicht immer bloß gegen Bauern kämpfen, haben wir mit solchen Leuten keine Chance ... Wundert mich ohnehin, dass wir uns hier schon so lange frei bewegen können, die Soldaten dieses Landes scheinen sehr nachlässig zu agieren ... Doch umso besser für uns ... ‹
Dann wollte der Bauernjunge, welcher ja noch immer wenige Meter vor Khamûl war, mit Minalcar sprechen. Nachdem Herumor auf seine eigene Bitte hin nach vorne geschickt worden war, widmete sich der Anführer dem Bauern.
›Was halten wir uns mit dem überhaupt auf? Als ob wir solche Verzögerungen gebrauchen könnten ... ‹ dachte Khamûl, während er die Unterredung verfolgte ... Er war gespannt, wie sich die Dige noch entwickeln würden.
Lundor hoffte nun bei Minalcar wirklich endlich Gehör zu finden. Doch als Herumor ihn nun so barsch anfuhr, bekam sein Gesicht einen sehr ängstlichen Ausdruck, auch wenn er das nicht beabsichtigt hatte. Lundor trat ein paar Schritte zurück um Abstand zwischen ihm und diesem Mann zu bringen. Er hatte in dieser kurzen Zeit schon zu viele schlechte Erfahrungen mit diesem Sadisten gemacht. Vielleicht sollte er ihn lieber nicht reizen.
Erleichtert atmete der junge Mann aus, als ihn Minalcar nach dessen Vorschlag wirklich an den Anfang der Gruppe beorderte. Ein Problem weniger für Lundor. Und nun hatte auch Minalcar das Wort, welches er an den Bauernsohn richtete. Tausend Gedanken schossen dem jungen Mann dabei durch den Kopf. Undaria ... er hatte Freunde dort. Er war nicht nur einmal dort beim Tanzen gewesen. Sie waren nur ein Dorf, nur Bauern ... unmöglich konnten sie etwas gegen diese Bande ausrichten.
Langsam schien Lundor wirklich zu verzweifeln. Er wollte nicht sehen wie Undaria und damit viele seiner Bekannten zugrunde gehen. Er wollte nicht sehen, was Herumor mit den Frauen und Mädchen machte ... und dass die anderen Männer da anders waren bezweifelte Lundor stark. „Ich ... ähm ... nein. Ich kenne mich nicht aus. Ich komm von ... von viel weiter weg ... nur auf dem Weg nach Minas Tirith!“ Mit zusammengebundenen Händen deutete Lundor dorthin, wo er die weiße Stadt vermutete. Natürlich war es die komplett falsche Richtung.
„Undaria ... das muss doch nur ein kleines Dorf sein ... ihr könnt dort sicher nichts holen!“ Ernst schaute Lundor dem Mann vor ihm in die Augen und schüttelte leicht den Kopf. Bitte tut es nicht ... dachte er bei sich, doch Minalcar schien wirklich einen Plan zu haben. Nämlich Undaria zu überfallen. Doch darüber wollte Lundor gar nicht mit ihm reden. Denn Lundor wollte einfach nur weg von hier, weg von dieser Bande.
„Warum nehmt Ihr mich mit? Ich habe Euch nichts getan!“ Lundor biss die Zähne zusammen und versuchte einen wütenden Gesichtsausdruck aufzusetzen. „Geld? Ist es das was Ihr wollt? Wenn ja, dann kann ich mich freikaufen!“ Damit hatte Minalcar jetzt wahrscheinlich nicht gerechnet. Doch noch niemand hatte den Jungen durchsucht. Wobei ja auch noch niemand nach seinem Namen gefragt hatte ... sonderliches Interesse schienen sie ja nicht an Lundor zu haben.
Minalcar verschränkte die Arme vor der Brust und hörte sich Lundors ängstliches Gestammel höhnisch grinsend an.
›Von wegen, es gibt in Undaria nichts zu holen. Ich wette, der Knabe kennt dort ein paar Leute und versucht die zu schützen.‹
Lundor wurde jetzt etwas selbstbewußter, denn er interpretierte Minalcars Schweigen falsch und er bot ihm Geld an.
Minalcar lachte grimmig auf.
"Geld, was soll ich mit Geld? Junge, wir befinden uns hier in der tiefsten Wildnis. Dein Vorratsbeutel ist wohl im Moment dein wertvollster Besitz und dein Schwert dazu. Von Münzen kann ich mir nichts abbeißen. Was glaubst du, warum wir Undaria überfallen wollen? Wegen des Geldes doch nicht. Abgesehen davon, haben diese Bauernschädel wohl tatsächlich keines. Aber sie haben Vorratskammern und feste Kleidung. Ich habe keine Lust, dich zu durchsuchen. Dafür habe ich meine Helfershelfer. Wenn du weiterhin drauf bestehst, soll dies Elúrin tun. Ich habe jetzt genug gehört. Was aus dir wird, werden wir noch sehen. Wenn du dich weiterhin störrisch zeigst, wirst du bei uns nicht lange am Leben bleiben. Du hast immer noch die Möglichkeit, dich uns anzuschließen. Allerdings werde ich dir genau auf die Finger schauen. Beim kleinsten Verdacht von Verrat schneide ich dir die Kehle durch."
Zur Bekräftigung seiner Worte zog er seinen Dolch heraus.
"Diese Schneide hat in den letzten Tagen so einige Kehlen durchgeschnitten. Sogar ein junges Mädchen, das mich übertölpeln wollte, musste daran glauben. Sie war dir gar nicht so unähnlich. Daher kann ich dich nur warnen. Wenn deine Kehle erst einmal durchgeschnitten ist, kommt jegliche Reue zu spät."
Er lachte noch einmal grimmig und machte dann Anstalten, Herumor und Ulfast zur Spitze des Zuges zu folgen.
Hatte Lundor jemals behauptet, dass er durchsucht werden wollte? Sicherlich nicht! Denn würde ihn noch einmal irgendwer hier anfassen, würde sich der Junge nun stärker wehren. Niemand hatte das Recht dazu. Es war eine Möglichkeit gewesen sich frei zu kaufen. Lundor fluchte innerlich und ließ Minalcar seine kurze aber sehr drohende Rede beenden.
Der Bauernsohn erschauderte unter seinen Worte, versuchte es sich aber nicht anmerken zu lassen. Als der Anführer nun Anstalten machte wieder an die Spitze der Truppe zurück zu kehren, fand Lundor endlich seine Stimme wieder. Er war nicht gewillt Minalcars Drohung unbeantwortet zu lassen.
„Was seit Ihr für ein Mensch? Ist Euch nicht bewusst, dass Ihr gegen die Gesetzte dieses Landes verstoßt? Und gegen einen gesunden Menschenverstand ...“ Lundor versuchte sich zu beruhigen und ruhiger zu atmen, auch wenn ihm dies sehr sehr schwer fiel. „Ist das also meine Wahl? Euer Angebot? Ich schließe mich Euch bedingungslos an oder ihr tötet mich?“ Lundor stampfte auf den Boden und verfluchte diesen Tag.
„Die Möglichkeit, dass Ihr mich einfach gehen lasst besteht also nicht, ja? ... Ich bin nicht in der Lage etwas zu tun was auch immer ihr von mir verlangen werdet. Ich kann nicht handeln wie Ihr! Ich bin ein guter Mensch und ich habe ein Herz! Im Gegensatz zu Euch!“ sagte Lundor kühl und meinte seine Worte sehr ernst. Es entsprach der vollen Wahrheit.
„Aber wenn ich mich euch anschließen muss ... mit gefesselten Händen wird es mir schwer fallen Euch zu unterstützen.“ Lundor versuchte dem Anführer klar zu machen, dass er in seinem Bewegungsfreiraum ziemlich eingeschränkt war.
Minalcar blieb ungehalten stehen, als der Gefangene erneut zu sprechen anfing. Als Lundor von Gesetzesverstößen redete, schüttelte er kichernd den Kopf.
›Und ob das mir bewußt ist, dummer Junge. Mein Verstand war noch nie so klar wie jetzt. Warum sehen diese dummen Bauernköpfe nicht ein, dass sie von einem alten Trottel wie Denethor regiert werden?‹
Er ließ Lundor zuende sprechen, obwohl ihm einiges, was er sagte, überhaupt nicht gefiel. Doch am Schluß, als Lundor davon redete, dass er die Bande unterstützen wollte, horchte er auf.
"Du widersprichst dich, Kleiner. Einerseits behauptest du ein guter Mensch zu sein, der keiner Fliege was zuleide tun kann, andererseits willst du dich uns anschließen", meinte er finster. "Wenn du dich uns anschließt, musst du auch richtig auf unserer Seite stehen und gegen das Gesetz verstoßen - so wie du es nennst. Ich werde mir noch überlegen, was ich mit dir mache. Einstweilen werde ich dich gefesselt lassen. Ich traue dir noch nicht. Wie heißt du eigentlich?"
Herumor zuckte mit den Schultern und begab sich dann mit Ulfast nach vorn an die Spitze des Zuges. Dabei sagte er zu Ulfast: »Mitkämpfen! Was denkt sich Minalcar eigentlich? Wann habe ich mal nicht mitgekämpt? Würde ich das kämpfen diesen Trotteln überlassen, dann hätte ich am Ende doch noch eine Mistgabel im Hintern! Ich töte wer mit in den Weg kommt. Von den Weibern hat er doch nichts zu befürchten. Ich kann nichts nachteiliges daran finden, dass ich sie nicht sofort töte! Die Männer freuen sich, wenn sie noch mal ihre Manneskraft an ihnen befriedigen können und ich bereite ihnen ein Ende, dass sie nie vergessen würden, wenn sie danach noch daran denken könnten.«
Herumor lachte ein abgehacktes widerliches Lachen.
Bei Belecthor
Bald hatten er und Ulfast Belecthor eingeholt. Dieser schien nicht sonderlich begeistert, dass Herumor gekommen war. Doch das ließ Herumor kalt. Er war es gewöhnt, dass man ihn mied.
»Du«, rief er Belecthor zu, dessen Namen er nicht wusste, »Du warst also schon in Undaria. Dann erzähl mal, wie es dort aussieht! Gibt es wohlgeformte Weiber?« Herumor deutete mit seinen langen Fingern üppige Formen der weiblichen Anatomie an. »Und was sind da für Männer? Bauern? Oder sind auch Soldaten dort?«
Herumor wusste, dass immer wieder überraschend Soldaten in einem Dorf waren, da sich einige Bauernjungen zum Dienst in Gondors Heeren berufen fühlten, jedoch dann und wann ihre Familie besuchten und ihre silberne Rüstung zeigen wollten. Diese Männer waren gefährlich, obwohl sie glücklicherweise selten ihre Rüstung trugen …
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Belecthor fragte sich, was Minalcar da hinten so lange trieb. Er wurde von den anderen Männern der Truppe verdeckt, so dass Belecthor nicht sehen konnte, was geschah.
Als aber plötzlich dieser Herumor mit seinem ständigen Begleiter Ulfast bei ihm auftauchte, fühlte er sich sofort unbehaglich. Er hoffte, dass Minalcar bald wieder zurückkehrte. Herumor sah wirklich abscheulich aus. Obwohl er sich erst vorhin gewaschen hatte, glaubte Belecthor fest, dass dieser unheimliche Mann immer noch irgendwie abstoßend roch. Plötzlich redete Herumor ihn an.
Belecthor räusperte sich und überlegte sich kurz, was er sagen wollte.
"Mein Name ist Belecthor, falls du das noch nicht mitgekriegt hast. Doch du wolltest auch noch was anderes von mir wissen: Undaria ist ein kleines Dorf mit ungefähr zehn Häusern",erzählte Belecthor ungehalten. "Die Leute dort sind sehr fleißig und haben ihre Vorratskammern gut gefüllt. Wir werden dort viel zu essen finden. Es gibt einige hübsche junge Frauen. Die werden dir sicher gefallen. Allerdings tun mir diese jetzt schon leid, wenn ich daran denke, dass du dich an ihnen vergreifen willst. Zu deiner Beruhigung: Soldaten gibt es dort nicht. Es sind nur ehrliche, brave Bauern, die vielleicht zu unvorsichtig sind."
Herumor freute sich über die Worte Belecthors. Sie ließen gutes erhoffen: Ein kurzer und blutreicher Kampf und dann ein Gelage!
»So-so. Du meinst also, dass es schlimmer ist, wenn ich mich an den jungen Mädchen vergreife, als … zum Beispiel unser Südländer?«, Herumor spukte verächtlich aus. »Glaub mir, eine Gondorianerin gibt sich lieber einem echten Mann Gondors hin, als einem dieser Tiere! … Aber das ist unerheblich … Weiber geben sich selten gern ungefragt einem Mann hin — ob ich es nun bin, oder einer der anderen hier. Und ich erlöse sie am Ende immerhin von ihrem Leben, deren Erlebnisse sie wohl nie vergessen würden!«
Herumor blickte sich um, doch Minalcar war noch immer nich zu sehen. ›Gut so‹, dachte Herumor. ›Dann kann ich Belecthor noch ein wenig ausquetschen …‹
»Im Übrigen bist du nun auch einer von uns! Und falls du nicht schon gemein genug bist, so wirst du es bald sein! Das wird auch besser für dich sein, denn Minalcar duldet keine Schwächlinge in seinen Reihen. Das wird der Knabe auch noch merken …« Herumor lachte sein gemeines Lachen, bei dem jeder schaudern musste.
»Wo kommst du her?«, fragte Herumor weiter, »Was willst du hier bei uns? Bist du nur zur richtigen Zeit am falschen Ort gewesen oder bist du dir tatsächlich bewusst, auf was du dich mit deinen Männern einlässt?«
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Belecthor ärgerte sich, dass Minalcar nicht zurückkam. Stattdessen quatschte ihn dieser Unhold weiter voll. Seine Fragerei war ihm unangenehm.
›Zur falschen Zeit am falschen Ort - das könnte gut zutreffen‹, dachte Belecthor grimmig.
Aber vor dem Schurken wollte er sich keine Blöße geben.
"Ich würde es als einen glücklichen Zufall bezeichnen, dass wir euch getroffen haben. In Undaria hat man uns abgewiesen, als wir dort Arbeit suchten. Nicht einmal etwas zu essen gab man uns. So waren wir gezwungen, dort etwas zu stehlen wie wildernde Hunde Aber jetzt werden wir mit euch zusammen zurückkehren und dann werden die Dummköpfe dort sehen, dass sie einen gewaltigen Fehler begangen haben."
Belecthor hoffte, dass Herumor nun zufrieden war und ihn in Ruhe ließ. Seine Lebensgeschichte ging diesen Unhold nun wirklich nichts an.
Herumor grinste Belecthor von der Seite an. Über sich schien er nichts verraten zu wollen. Aber früher oder später würde er preisgeben müssen, was für eine Art Mann er war.
»Dann erscheint es dir also als gerechte Strafe«, erwiderte Herumor mit seiner bedächtigen Stimme, »dass wir diese Bauern nun abschlachten, ihre Lebenslichter ausknipsen? Uns nehmen, was wir wollen und dann das Dorf niederbrennen, damit dort für Jahre kein Mensch mehr siedeln will und kann?«
Herumor wollte gern herausfinden, ob Belecthor ein Gewissen hatte oder nicht. Auch wenn Herumor nicht sonderlich gescheit war, so wollte er schon wissen, auf welche seiner Gefährten er sich verlassen konnte und auf welche nicht. So sehr er Anaaq nicht ausstehen könnte, im Notfall wäre er neben Minalcar wohl der beste Krieger, dem eine Flucht gelingen könnte. Aber vielleicht war auch Belecthor gut … Man musste sehen, wo man blieb! Auf Anaaq könnte er im Moment gern verzichten!
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Belecthor fluchte innerlich. Dieser Herumor wollte einfach nicht von seiner Seite weichen. Und seine Fragerei ging ihm wirklich auf die Nerven.
"Ist gut möglich",erklärte Belecthor ungehalten. "Wenn die Bauern ihre Vorräte nicht freiwillig teilen wollen, muss man halt etwas nachhelfen. Noch einmal gehe ich nicht zum Betteln in dieses Dorf. Also überfalle ich es mit euch und blase diesen geizigen Leuten das Lebenslicht aus."
Er hoffte, dass Herumor nun endlich mit dieser Antwort zufrieden war. Er lief ein paar Schritte schneller, um etwas Abstand zu Herumor und seinem Kumpel zu gewinnen.
Zwischen Minalcar und diesem Bauernjungen bahnte sich eine längere Konversation an, infolge dessen der Zug immer langsamer voran kam. Irgendwann trottete Khamûl nur noch langsam hinter den anderen her, obwohl er nur zu gerne etwas schneller unterwegs gewesen wäre.
So kam es, dass er seine Schritte schließlich beschleunigte, den Großteil der Männer überholte und bald an der Spitze des Zuges war. Dort unterhielt sich Herumor mit dem Anführer der dazugekommenen Landstreicher und obwohl dieser sichtlich unzufrieden mit der Situation war, stellte der Sadist viele Fragen an den Mann.
Khamûl schaute sich nach Bór, seinem Gefährten und Freund aus Umbar um, doch konnte er diesen nicht entdecken. Er musste wohl noch am Ende des Zuges verblieben sein ...
›Dieser Neuankömmling und seine Männer können einem Leid tun ... Sie sehen mir mehr wie Landstreicher und Tagelöhner als nach Kriegern aus ... Bestimmt werden sie erstaunt über unser wenig zimperliches Vorgehen sein! Besonders über das von Herumor und seinem Begleiter. Ich habe mich zwar noch nie sehr mit Orks beschäftigt, abgesehen von denen die ich erschlug, doch würde ich diesen Sadisten auf eine Stufe mit diesen Kreaturen stellen!‹
Wortlos lief Khamûl in einigem Abstand, welchen er nicht aus Respekt, sondern eher vor Verachtung einhielt hinter Herumor. Er verfolgte das Gespräch zwischen den beiden vor ihm laufenden Männer, doch war seine Aufmerksamkeit mehr auf das Vorankommen gerichtet.
Lundor musste es einfach einsehen. Diese Männer ließen ihm keine Wahl. Die einzige Wahl, welche er hatte war entweder der Tod oder er würde sich ihnen anschließend und genau solche grausamen Taten verbringen wie sie selbst. Aber er war erst neunzehn, hatte noch sein ganzes Leben vor sich. Er wollte sicherlich nicht jetzt schon ins Gras beißen, wo er doch noch so viel erleben konnte. Soldat werden, vielleicht eine Familie gründen, ... seiner Familie beweisen, dass er für höheres geboren war.
Aber Minalcar hatte wohl noch nicht entschieden, was mit ihm weiter geschehen sollte. Wie lange würde sich dieser Mann Zeit lassen? Langsam wurde Lundor wirklich ungeduldig. Wenn er mit ihnen dieses Dorf überfiel, würden sie ihn dann anschließend gehen lassen? Dass man ihn nicht von den Fesseln befreite, hatte er ja schon fast befürchtet, doch früher oder später musste Minalcar den Befehl dazu geben. Wie sonst konnte Lundor ihnen helfen?
Als der Mann vor ihm nun nach seinem Namen fragte, zog Lundor ein wenig die Augenbrauen hoch. Er war der erste, der ihn danach fragte. „Eigentlich, geht Euch das nicht das geringste an, aber ich werde mal so freundlich sein und meinen Namen nennen ... Lundor, Arendors Sohn.“ Der Bauernsohn zog eine gespielte Grimasse, da er immer noch mit seinen Gedanken bei einem möglichen Fluchtplan war. Er musste hier weg! Er wollte nicht sterben und er wollte anderen Menschen kein Leid zu fügen.
Wenn ich ... wenn ich mich einfach tot stelle? ... dann lassen sie mich vielleicht hier zurück ... Lundor hatte wirklich keine Ahnung was er noch probieren sollte. Mit diesen Menschen reden half ja anscheinend nichts. Und deswegen tat Lundor nun einen Schritt nach vorn, verzog das Gesicht, verdrehte die Augen und meinte noch „Mir geht’s ... nicht gut“, bevor er sich wie ein Sack auf den Boden sinken ließ und dort reglos liegen blieb. Lundor hielt die Luft an, versuchte wirklich keine Zuckung von sich zu geben, damit sein gerade erdachter Plan nicht misslang. Diese Männer sollten ihn einfach hier zurücklassen. Wer brauchte schon einen toten oder sehr kranken Mann bei sich?
Minalcar grinste spöttisch, als er Lundors Namen vernahm. Ja, das war typisch für diese Bauern, dass sie auch noch stolz auf ihre niedere Herkunft waren.
›Arendors Sohn - sicher ist der Alte so ein abgearbeiteter, verschrumpelter Baunerschädel, der nichts anderes kennt als die Arbeit und immer brav dem Truchsess seine Steuern zahlt.‹
Während Minalcar noch nachdachte, fiel plötzlich Lundor wie ein Sack zusammen. Wie tot blieb er liegen. Elúrin starrte Minalcar erschrocken an.
"Ich glaube, er ist..."
"Unsinn!", herrschte Minalcar ihn an. "Zieh ihn hoch, der stellt sich nur so. Der kann mir doch nicht weismachen, dass er von einer Sekunde auf die andere tot umkippt."
Elúrin packte den reglosen Lundor im Genick und riss ihn unsanft nach oben. Doch dieser hatte immer noch die Augen geschlossen und zuckte nicht einmal.
"Hör mal her, Lundor", meinte Minalcar ungehalten, während Elúrin den Gefangenen krampfhaft hochzerrte. "Ich weiß genau, dass du simulierst, weil du nicht mit nach Undaria willst. Aber ich kann dich auch auf der Stelle töten. Es wäre klüger, wenn du weiterlaufen würdest."
Er zog bei den letzten Worten den Dolch aus dem Gürtel und ritzte damit Lundors Haut am Hals, damit dieser endlich die Augen aufmachte.
Lundor regte sich nicht. Er versuchte, auf der Seite liegend, unauffällig zu atmen. Die Männer sollten einfach weiter gehen, ihn hier liegen lassen. Dann würde er noch eine Weile warten, bis er sich rühren und dann schleunigst verschwinden würde. Varda würde sowieso an seiner Seite bleiben und nicht mit diesem Abschaum ziehen.
Doch leider hatte sich Lundor zu viele Hoffnungen gemacht. Deutlich drang das kurze Gespräch zwischen Minalcar und Elúrin an sein Ohr. Der jüngere der beiden Männer schien auf Lundors Versuch wirklich reinzufallen, doch Minalcar fuhr ihm sofort über den Mund, dass keiner einfach so von jetzt auf gleich tot zusammenbrach.
Lundor fühlte, wie ihn jemand im Nacken am Kragen packte und nach oben zerrte. Dabei versuchte er sich so schlaff wie möglich zu machen und sein ganzes Gewicht in die Hände des Mannes zu geben, welcher ihn da so grob anfasste.
Auch während Minalcar an ihn herantrat und ansprach, drohte, rührte sich der Junge nicht. Doch irgendwann fing er an zu zittern und sein Herz schlug sehr, sehr schnell. Als er dann spürte wie etwas spitzes ihn in die Haut am Hals schnitt, kniff er die Augen fester zusammen. Er hatte sich verraten. Sein Körper hatte ihn verraten. Trotzdem lies er die Augen geschlossen und stellte sich nicht auf die Beine, so dass Elúrin immer noch sein gesamtes Gewicht aufrecht hielt.
Lundor fühlte wie leicht Blut aus der kleinen Wunde am Hals sickerte. Es war nicht schlimm, trotzdem war es unangenehm gewesen. Dieser Mann machte Lundor Angst und gleichzeitig auch ziemlich wütend. Wahrscheinlich rechnete Minalcar nicht damit, dass Lundor nun zu einem solchen Überraschungseffekt in der Lage war, doch der junge Mann riss die Augen auf und hatte im nächsten Augenblick seine Hände um Minalcars Hand und damit um den Knauf des Dolchs gelegt. Während er nach hinten auskickte und Elúrin wirklich unsanft zwischen den Beinen traf, bekam der Junge wieder Halt auf dem Boden und wandte sich um die eigene Achse, um Minalcar den Dolch aus der Hand zu reißen. Wenn man Angst hatte ... Todesangst ... konnte man entweder verdammt dumm handeln oder Kräfte entwickeln, welche niemand für möglich gehalten hätte.
Minalcar war zwar ziemlich überrascht über die Reaktion des jungen Gefangenen, doch er war ein zu erfahrener Haudegen, um sich von Lundor gänzlich übertölpeln zu lassen. Er hörte, wie im Hintergrund Elúrin schrie und jammerte, weil ihn Lundor an einer ziemlich empfindlichen Stelle getroffen hatte, aber das kümmerte ihn jetzt herzlich wenig.
Als Lundor versuchte ihn den Dolch aus der Hand zu reißen, warf sich Minalcar mit aller Wucht auf den Jungen und riss ihn von den Füßen. Der Dolch flog in hohen Bogen davon und der Anführer der Schurken knallte zusammen mit Lundor unsanft zu Boden.
Minalcar setzte sich rasch rittlings auf Lundors Bauch und drückte dessen Arme zu Boden.
"Das hätte ich dir nicht zugetraut, Bürschchen. Das war gar nicht so schlecht. So einen wie dich können wir wirklich hier in der Bande gebrauchen. Ich biete dir nun zum letzten Mal an, Mitglied in der Bande zu werden, oder wir knüpfen dich am nächsten Baum dort vorne auf."