Es dauerte nicht lange, da reichte Minalcar dem jungen Bauernsohn plötzlich eine beige Tunika. Lundor griff danach und sah den Mann anschließend kurz verwundert an. Seine Worte ließen dem Jungen einen eiskalten Schauer über den Rücken laufen. Er wusste genau was Minalcar meinte. Diese Tunika war gestohlen. Vielleicht hatte sie einem von Lundors Freunden gehört. Aber trotzdem zog sich der Knabe diese schnell über den Kopf. Lieber hatte er ein gestohlenes Hemd an, als dass er noch mehr zum Opfer dieser Männer wurde. Lundor wollte eine Vergewaltigung so gut es ging vermeiden. Denn das würde ihn noch den kleinsten bisschen Stolz rauben. "Das würden die nicht wagen ...", flüsterte Lundor.
Dass er Minalcar ihn nicht alleine losziehen lies um Varda zu holen, war Lundor klar gewesen. Doch wollte er sie nicht dort im Wald alleine lassen. Sie hat bestimmt Angst ... schoss es Lundor durch den Kopf. Sie war noch so jung und unerfahren. Genau wie Lundor.
Aber Belecthor würde sie holen. Schnell wandte Lundor seinen Blick auf der Suche nach diesem Mann. Er hatte mitbekommen, dass dieser auch nicht mit den Gepflogenheiten dieser Männer einverstanden war und wirkte nach dem Angriff auf das Dorf ebenfalls ziemlich fertig. Aber würde Belecthor zurückkehren, wenn Minalcar ihn den Hund holen ließ? Der Junge musste abwarten.
Herumor hatte seinen kleinen Spaß mit Lundor genossen. Nun hatte er sich zu Minalcar gesetzt und irgendwie wollte er nicht unbedingt zu seinem Anführer. Der war manchmal so unberechenbar. Nicht, dass Herumor Angst vor Minalcar hätte, aber warum sollte er sich grundlos mit ihm anlegen?
Trotzdem ging er in die Nähe der beiden. Auf eine Art und Weise betrachtete er Lundor als sein Eigentum. Er hatte ihm schließlich beigebracht zu töten und wie man es richtig machte. Herumor hatte nicht vor sich seinen Schützling wieder wegnehmen zu lassen.
Deshalb sah er es auch mit wenig Freude, dass Minalcar ihm eine Tunika schenkte. Das war gar nicht nötig. Bisher hatte sich Herumor auch um Ulfast gekümmert und ihn nach Herumors Vorstellungen mit allem Nötigen versorgt - was nicht viel war. Aber nun versorgte ein anderer Lundor und das wurmte Herumor gewaltig. Denn so konnte er ebenfalls Anspruch auf Lundor legen.
Als Minalcar dann davon sprach, es könnte sich einer der Männer an Lundor vergreifen, ergriff Herumor das Wort und sprach so laut, dass es die umliegenden Männer hören konnten.
»Hier vergreift sich niemand an dem Knaben«, knurrte er. »Es sei denn, derjenige will es mit mir zu tun haben! So etwas widernatürliches werde ich nicht zulassen! Nicht, so wahr ich Herumor bin!«
Dann kam näher und sprach Minalcar an: »Warum willst du diese Töhle holen lassen? Seien wir froh, dass sie weg ist! Was nützt uns das Vieh, außer unsere Opfer auf uns aufmerksam zu machen?«
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Belecthor hatte bei dem Lärm im Lager natürlich auch kein Auge zumachen können. Er beobachtete den halbnackten Lundor, der sich in Minalcars Nähe niederließ. Die beiden unterhielten sich kurz. Dann überreichte Minalcar dem Jungen eine Tunika und plötzlich fiel sein eigener Name. Belecthor setzte sich ruckartig auf.
Minalcar wiederholte seinen Befehl etwas lauter und winkte Belecthor herbei. Mit einem mürrischen Gesichtsausdruck erhob sich dieser vom Waldboden und schlenderte auf Minalcar zu.
"Gut, dann hole ich den Hund. Allerdings wundere ich mich schon, dass du mir diesen Auftrag gibst, Minalcar, schließlich wollte ich schlafen."
MInalcar sagte ihm jedoch, dass er wahrscheinlich der einzige Mann im Lager sei, der den Hund lebend zurückbringen würde.
Belecthor verstand und grinste vor sich hin. Nachdem ihm Lundor kurz beschrieben hatte, wo sich Varda befand, zog Belecthor los.
Kaum hatte er das Lager verlassen, gingen ihm merkwürdige Gedanken durch den Kopf.
›Eigentlich wäre das eine Gelegenheit, um zu fliehen. Was hält mich bei Minalcar? Selbst meine Männer wollen nichts mehr von mir wissen. Ich habe nichts zu verlieren, wenn ich jetzt abhaue. Allerdings weiß ich nicht, wohin ich gehen soll. Vielleicht werde ich verfolgt und werde dann gequält wie dieser arme junge Bauernsohn.‹
Seufzend erreichte er schließlich den Baum, wo Varda angebunden war. Der Hund begrüßte ihn aufgeregt bellend.
"Ruhig, mein Freund. Ich bringe dich zu deinem Herrn zurück, zu Lundor", sagte er leise zu dem Tier.
Varda ließ sich von ihm am Kopf kraulen und schließlich band er die Hündin vom Baum los. Geduldig ließ sich Varda von ihm Richtung Lager führen.
Kaum hatte Belecthor das Lager verlassen, kam Herumor auf Minalcar zu und äußerte seine Bedenken wegen dem Hund. Minalcar hatte so langsam keine Lust mehr, ständig von Herumor Einwände anhören zu müssen.
"Was regst du dich so auf? Ich finde, der Kleine hat eine Belohnung verdient, nachdem er so tapfer in Undaria mitgearbeitet hat. Einen Hund kann man erziehen und Lundor weiß sicher gut, dass es auf Dauer für seinen Köter nicht gesund wäre, wenn er weiterhin unkontrolliert herumbellt. Der Esel war da meiner Meinung nach schlimmer, denn diese Tiere lassen sich nur schwer bändigen. Also, zieh wieder Leine und hau dich auf's Ohr. Wir sind alle hundemüde und wollen heute noch pennen."
Minalcar war bei seinen letzten Worten aufgestanden und wies Herumor mit einer barschen Handbewegung den Weg zu seinem Schlafplatz. Obwohl der Anführer äußerlich ruhig wirkte, kochte er innerlich vor Wut. Herumor erwies sich immer mehr als Störenfried in der Bande.
Lundor verfolgte still und zusammengekauert der lauten Unterhaltung zwischen Herumor und Minalcar, welcher kurz zuvor Belecthor tatsächlich losgeschickt hatte um den Hund zu holen. Wieder lief ihm ein Schauer über den Rücken als sein Peiniger den vollen Anspruch auf Lundor verkündete. Dabei gehörte er niemandem! Er war ein Opfer schrecklicher Umstände und die Aussicht auf eine erfolgreiche flucht schien von Minute zu Minute zu schwinden.
Aber dass Minalcar solche Worte von sich gab hätte der Junge auch nie für möglich gehalten. Er war ihm tatsächlich dankbar? Man konnte den Unglauben in Lundors Gesicht erkennen. Trotzdem hatte er noch sehr große Angst vor dem Anführer und seiner Peitsche. Den ersten Platz unter den meist gehassten Menschen in dieser Gruppe teilten sich nach wie vor Herumor und Minalcar.
Lundor bemerkte eine Bewegung im nahen Wald und bald darauf kam Belecthor zurück. Zu Lundors Erleichterung führte er Varda am Strick mit sich und ging geradewegs mit ihr auf Lundor zu. Die junge Hündin freute sich, wedelte mit dem Schwanz und sprang am sitzenden Lundor hoch, als sie diesen erreichte. „Oh Varda!“ Lundor hatte seine Arme um den Hund geschlossen und ließ es geschehen, dass sie ihm über das Gesicht schleckte. Er war wirklich erleichtert, dass dem Tier nichts zugestoßen war.
Dann sah der junge Mann Belecthor, welcher immer noch bei ihm Stand in die Augen. „Danke! ...“ flüsterte er. Belecthor war ein anständiger Mann, zumindest anständiger als alle anderen hier. Und Lundor hatte bemerkt, dass er sich in dieser Gruppe ebenfalls nicht wohl fühlte und die Taten der Männer nicht akzeptiere. Vielleicht sollte er sich ein wenig an Belecthor halten, wenn Lundor überleben wollte. „Aber ... warum bist du zurück gekommen?“ fragte Lundor den Mann so leise, dass es sonst keiner hören konnte. Natürlich war der Junge sehr froh, dass der Fremde zurückgekehrt war, denn so hatte er seine Varda wieder.
Belecthor bereute seinen Entschluss, wieder zurückzukehren, als er die lauten Stimmen aus dem Lager hörte. Offensichtlich unterhielten sich gerade Minalcar und Herumor. Dieser rüde Umgangston der Männer regte ihn auf. Er wollte möglichst bald schlafen. Die Hündin ließ sich gehorsam am Strick führen. Als sie jedoch ihren Herrn erblickte, wurde sie ungeduldig, und Belecthor beeilte sich, mit ihr zu Lundor zu kommen.
Er war ganz gerührt, weil sich Lundor sehr über das Wiedersehen mit Varda freute. Der junge Mann bedankte sich und fragte dann leise, warum er nicht geflohen sei.
Belecthor räusperte sich kurz und sah sich um, ob jemand zuhören konnte. Aber die Bande war gerade dabei, dem kleinen Wortgefecht zwischen Herumor und ihrem Anführer zu lauschen. Belecthor ging neben Lundor in die Hocke, um mit ihm leise reden zu können.
"Es ist momentan unmöglich, diese Bande zu verlassen", stieß er mit gepresster Stimme hervor. "Ich möchte Minalcar nicht zum Feind haben, und schon gar nicht diesen Herumor. Aber irgendwann wird es eine Gelegenheit geben, und dann nehme ich dich mit, junger Freund."
Herumor sah Minalcar abfällig an. Er sagte nichts, aber er dachte sich seinen Teil. ›Minalcar ist ein schwacher Anführer. Grips hat er nicht viel in seinem Kopf. Einen Hund kann man erziehen?? Fragt sich nur, wie lange das dauert! Bestimmt wird der Truchsess bald von unseren Heldentaten wissen und seine Soldaten auf uns hetzen. Dann wäre es gut, wenn wir uns verstecken könnten, ohne dass uns ein Köter verraten kann …
Aber du weißt ja alles besser, großer Anführer‹, sagte Herumor in Gedanken mehr als abfällig zu ihm. ›Aber glaub ja nicht, dass ich dann diesen Köter töte! Ich bin nicht dein Diener und du kannst mir gar nichts!‹
Ganz ohne etwas zu sagen, konnte Herumor doch nicht gehen. »Der Kleine hat eine Belohnung verdient, weil er so tapfer mitgearbeitet hat«, äffte er Minalcar nach. »Ich frage mich nur, was für eine Belohung die kriegen, die tatsächlich tapfer und erfolgreich getötet haben!«
Allein bei Ulfast
Herumor spuckte aus und ging hinüber zu seinem Platz, wo ihm Ulfast schon sein Lager bereitet hatte. Leise sagte er zu Ulfast. »Vielleicht hatte dieser seltsame Feredir recht! Es ist besser, wenn man sich von dieser Lusche Minalcar trennt! Der glaubt, dass er die Weisheit mit Löffeln gefressen hat! Wenn, dann waren das nur winzige Löffel!«
Er blickte Ulfast an und begann plötzlich schallend über seinen eigenen Witz zu lachen. Ulfast stimmte mit ein. Dann suchte er sich etwas zu Essen aus dem Erbeuteten und stillte seinen Hunger. Doch Lundor und dessen Hund, den Belecthor mittlerweile gebracht hatte, ließ er nicht aus den Augen.
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Lundor sah in Belecthors besorgte Miene, während dieser leise zu ihm sprach. Dabei graulte er Varda ausgiebig um so um Entschuldigung zu bitten, dass er die Hündin so lange allein gelassen hatte. Doch Varda schien das schon wieder vergessen zu haben und wedelte freudig vor sich hin.
Belecthors Worte machten Lundor Mut. Er wollte auch von hier weg und er nannte ihn sogar einen Freund. Als ihn der Mann aufmunternd auf die Schulter klopfte stöhnte Lundor kurz auf. Denn an dieser Stelle war genau eine der Peitschen-Striemen und noch dazu der Sonnenbrand. Aber Belecthor hat es ja nicht böse gemeint. „Darf ... darf ich vielleicht ... ein wenig in deiner Nähe bleiben?“ fragte Lundor und sah den Mann von unten herauf an. Er fühlte sich bei Belecthor sicher, denn dieser würde ihn bestimmt nicht schlagen und demütigen so wie Herumor und Minalcar. „Bitte, ich mach keinen Ärger.“ Und Belecthor würde sicher auch nichts sagen, wenn sich Lundor Nachts einfach aus dem Staub machte.
Denn noch niemand hatte ihn bisher wieder gefesselt oder dergleichen. Lundor würde sie aber auch sicher nicht darauf aufmerksam machen. Aber so mussten sie damit rechnen, dass er über Nacht eventuell eine Flucht wagen würde. Aber nur, wenn sich die Gelegenheit ergab.
Belecthor sah, dass der Junge vor Schmerz zusammenzuckte und aufstöhnte, als er ihm die Schulter klopfte. Erschrocken zog er seine Hand zurück und entschuldigte sich. Doch Lundor fragte ihn gleich, ob er in seiner Nähe bleiben dürfe.
Belecthor warf einen vorsichtigen Blick auf Minalcar, welcher aber gerade damit beschäftigt war, Herumor und die anderen zu beobachten, und nickte dann schließlich.
"Gerne", meinte er lächelnd und setzte sich neben Lundor auf den Waldboden.
Seine Müdigkeit war jetzt plötzlich verflogen, denn zum ersten Mal seitdem Feredir und Cerandon verschwunden waren, konnte er sich mal wieder mit einen normalen Menschen unterhalten.
"Ich weiß, dass du keinen Ärger machst. Ich habe ja gesehen, wie dich dieser Unmensch Elúrin gefangengenommen hat", seufzte Belecthor. "Ich bin auch mehr oder weniger ein Gefangener. Ich bin auf Minalcars honigsüße Versprechungen reingefallen. Weißt du, wir hatten alle schrecklichen Hunger, weil man uns in den Dörfern nicht als Tagelöhner haben wollte. Wir sind keine Jäger oder Sammler. Wir haben meistens in Dörfern tageweise gearbeitet und sind dann weitergezogen. Ich war immer nur ein harmloser Landstreicher, auch wenn ich ab und zu etwas gestohlen habe. Gemordet habe ich bis heute nie. Wenn ich gewusst hätte, dass Minalcar solch einen grausamen Überfall ausführen würde, hätte ich mich nie auf ihn eingelassen. Als er alleine in unser Lager heute morgen kam, hätte ich noch die Möglichkeit gehabt, ihn abzuweisen. Vielleicht wären wir uns auch nie begegnet, wenn nicht der kleine Trestan abgehauen wäre und Feredir zu uns gelotst hätte. Minalcar hat diesem Feredir anscheinend nachgeschnüffelt und Elúrin wahrscheinlich auch. Es alles dumm gelaufen für uns beide, junger Freund. Woher kommst du eigentlich?"
Minalcar achtete nicht auf Belecthor, der mit dem Hund ins Lager zurückgekehrt war. Er fühlte nur eine ungeheuere Wut im Bauch, weil Herumor so aufmüpfig geworden war. Bisher hatte der übel aussehende Halunke immer das Maul gehalten, aber seit einiger Zeit fing er dauernd an, Minalcars Befehle zu hinterfragen. Das gefiel dem Anführer ganz und gar nicht. Es juckte ihm in den Fingern, Herumor mit seinem Dolch eine Lektion zu erteilen, die dieser wahrscheinlich nicht überleben würde, denn er konnte sehen, dass Herumor bei Ulfast über ihn lästerte, auch wenn er kaum hören konnte, was dieser seinem Kumpel zuraunte.
Als Minalcar seinen Dolch herauszog, legte plötzlich der Haradan, welcher sich in Minalcars Nähe aufgehalten hatte, warnend seine Hand auf den Arm des Anführers und schüttelte leicht den Kopf.
Lundor lächelte den weit älteren Mann dankbar an, als sich dieser neben ihm niederließ. Belecthor wirkte stark und er würde sich sicher nicht so leicht von irgendwem unterkriegen lassen. Angestrengt lauschte er nun den Worten des Mannes und nickte dann und wann bestätigend. Er hätte sich viel früher an Belecthor halten sollen. Aber durch Herumor war ihm dies einfach nicht möglich gewesen. Kurz schielte Lundor zu diesem Sadisten, doch Herumor schien in einem Gespräch mit Ulfast. Scheinbar drehte es sich mal wieder um Minalcar.
„Ich hab auch was gestohlen ... ein Huhn. Aber auch nur weil ich so Hunger hatte. Seit ich unterwegs bin hab ich ständig Hunger gehabt. Jetzt auch. Aber ich konnte vorhin nicht den Braten essen, den diese Kerle den armen Menschen geklaut haben. Ich konnte das nicht.“ Betreten sah Lundor zu Boden und er hoffte, dass Belecthor verstand was er meinte.
„Ich komme aus Anthara. Ein kleines Dorf, gar nicht so weit von hier ... Ich war auf dem Weg nach Minas Tirith. Ich möchte in den Soldatendienst eintreten ... Ich weiß vielleicht bin ich ein wenig älter als die meisten die mit der Ausbildung beginnen, aber meine Familie war immer dagegen dass ich gehe. Aber nun hab ich nicht mehr nachgefragt sondern bin einfach losgezogen.“ Lundor seufzte und dachte kurz an seine Familie in Anthara. Was sie jetzt wohl machten? Ob es allen gut ging?
„Varda hier, ich wollte sie gar nicht mitnehmen. Sie ist mir einfach nachgelaufen. Was soll ich in Minas Tirith schon mit einem Hund.“ Lundor streichelte das junge Tier ausgiebig und befreite sie nun endlich von dem Strick, welcher noch immer um ihren Hals lag. Dies nahm Varda schwanzwedelnd zur Kenntniss und schleckte ihm abermals über das Gesicht.
„Ich wünschte das mit dem Morden könnte ich auch von mir behaupten,“ meinte der Junge leise und zog die Beine an seinen Körper. „Ich weiß, dass man als Soldat auch tötet, aber das sind Feinde Gondors ... Heute aber habe ich einen Freund getötet. Doler war kein guter Freund, aber ein Freund ... Sowas wollte ich nie.“ Wieder stiegen dem jungen Mann die Tränen in die Augen und er wischte schnell mit dem Ärmel der Tunika über sein Gesicht.
Nachdenklich hörte sich Belecthor Lundors Erzählung an. Oh ja, Anthara kannte er. In diesem Dorf war er auch schon mal gewesen, allerdings war dies lange her. Er hatte einige Tage bei der Ernte mitgeholfen und dafür einen Sack voll Lebensmittel bekommen. Die Leute aus Anthara waren freundlich und gütig zu ihm gewesen. Allerdings konnte er sich nicht direkt an Lundors Familie erinnern. Es war wirklich schon lange her und er war seitdem schon in vielen anderen Dörfen gewesen.
Belecthor rupfte einige Halme Waldgras aus und kaute darauf herum, während Lundor mit den Tränen kämpfte.
"Ich habe heute auch zum ersten Mal getötet", begann er schließlich stockend zu reden. "Es war ein Familienvater. Der Mann wollte nur seine Familie beschützen. Elúrin zwang mich, ihn zu töten. Wenn ich es nicht getan hätte, würde ich vielleicht jetzt nicht mehr leben. Mir war so schlecht danach. Elúrin hat die Frau und die Kinder regelrecht massakriert. Lundor, diese Leute haben alle Spaß am Töten! Das ist doch nicht normal! Aber wir gehören nun auch zu ihnen. Mitgefangen, mitgehangen - wie es so schön heißt. Niemand wird uns glauben, wenn man eines Tages Minalcars Bande festnimmt. Aber vielleicht geschieht dies niemals. Sie werden sich vorher schon die Köpfe einhauen. Beobachte nur mal Herumor und Minalcar - die beiden hassen sich. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Herumor stirbt. Ich habe von Elúrin gehört, dass Minalcars Dolch sehr locker sitzt bei Meuterern."
Mit einem traurigen Lächeln streichelte er Vardas weiches Fell.
Varda genoss die Streicheleinheiten, welche Belecthor ihr zukommen ließ. Sie verstand den ernst der Lage nicht, in welche sie mit Lundor hineingeraten war. Hund müsste man sein ..., dachte sich Lundor. Dann würde man nur in den Tag hinein leben und sich keine Gedanken um die Zukunft machen.
Belecthors Worte machten wenig Mut. Der junge Bauernsohn folgte seinem Blick, als Belecthor über das Verhältnis zwischen dem Anführer und Herumor sprach. „Ehrlich ... um Herumor täte es mir nicht leid“, murmelte Lundor und riss gedankenversunken einen Grashalm aus.
„Du irrst, wenn du denkst wir stecken da so tief mit drin! Wir sind keine Verbrecher! Wir sind Opfer!“ rief Lundor aus, ohne dabei selbst zu merken, wie laut seine Stimme geworden war. „Mein Schwager ist ein Soldat im Dienste Gondors. Sollte es zu einer Verurteilung kommen, wird er sich für mich ... ja und dann auch für dich einsetzen! Diros weiß, dass ich kein schlechter Mensch bin!“ Es konnte nicht sein, dass sie hier früher oder später mitbüßen mussten, obwohl sie gegen ihren Willen handeln mussten.
Varda hatte sich mittlerweile erhoben, was kurz zu einem Busch gegangen, um sich zu erleichtern und schnüffelte nun in der Mitte des Lagers herum. Sie fand schließlich ein Stück des Bratens. Sabbernd legte sie sich mit ihrer Beute hin und begann diese, zwischen den Pfoten haltend, seelenruhig zu verschlingen. Wenn einer der anderen Männer zu dicht an ihr vorbei gingen, konnten sie ein leises, aber doch warnendes Knurren vernehmen. Denn das war Vardas Abendessen ...
Als Lundor seinen Hund so betrachtete, meldete sich seit langem auch sein Magen ziemlich laut zu Wort. Die letzte karge Mahlzeit hatte er am Morgen zu sich genommen. Hier hatte es der Junge ja bisher geschafft jedwede angebotene Nahrung ab zu lehnen. Angefangen vom Herzen des Esels bis zum Braten im brennenden Dorf.
Belecthor erschrak ein wenig, als Lundor plötzlich seine Stimme erhob. Warnend legte er seinen Zeigefinger auf die Lippen. Ob Minalcar etwas gehört hatte, konnte er nicht feststellen, denn der Anführer befand sich gerade in einem Gespräch mit dem unheimlichen Haradan.
"Du musst leiser sein!", raunte Belecthor dem jungen Mann zu. "Sonst werden wir hier nicht lange überleben. Es ist gut, dass du Verwandtschaft im Heer Gondors hast. Hoffentlich kann der Mann uns auch helfen im Fall des Falles. Ich habe irgendwie in meinem Leben immer Pech gehabt, und habe die Befürchtung, dass es so weitergehen wird."
Belecthor sah, dass Varda sich ein Stück Braten gestohlen hatte und dieses knurrend gegen die Schurken verteidigte. Er musste darüber ein wenig schmunzeln. Dann hörte er Lundors Magen knurren.
"Ich habe ein bisschen was aus dem Dorf mitgenommen. Magst du Brot und Käse?", fragte er den Jungen leise.
Herumor genoss das Essen und rülpste zwischendurch laut. Das Essen besserte seine Stimmung und nach einer Weile lehnte er sich zufrieden zurück. So ließ es sich doch leben: Eine schöne Jungfrau, viel Blut und danach ein gutes Essen!
Plötzlich kam wieder Leben in Herumor. Er kroch auf Knien zu dem Haufen Erbeutetes, das Ulfast sortierte. Herumor suchte nach etwas ganz bestimmten. Da war eine kleine Schachtel, die er in Eldacars Haus gefunden hatte. Darin war ein reichverzierter Silberring mit einem Blutrubin gewesen. Dieser würde Herumor für einen gut gefüllten Geldbeutel verkaufen können. Doch jetzt wollte er sich ihn genauer anschauen und ihn auf einen seiner langen Finger stecken.
Herumor durchwühlte den Haufen und brachte Ulfast Ordnung wieder durcheinander. Doch er konnte die Schachtel nicht finden. Schließlich warf er die einzelnen Gegenstände durch die Gegend, was aber zu keinem besseren Ergebnis führte.
»Wo ist sie?«, brüllte Herumor Ulfast an, doch dieser wusste auch nichts. Herumor kannte Ulfast lange genug, um zu wissen, dass dieser ihn nie hintergehen würde.
Herumor sprang auf und drehte sich um. Sein böser Blick fiel auf Lundor, der gerade von Belecthor Käse und Brot bekam.
»Du kleine Ratte«, knurrte er böse und ging auf Lundor zu. »Rück sie raus! Sie ist mein!«
Der Knabe blickte ihn angsterfüllt, aber recht verständnislos an. Herumor packte Lundor am Kragen seiner neuen Tunika und zog ihn nach oben. »Niemand bestiehlt Herumor! Schon gar nicht du, Bürschchen!«
Der Hund kam angerannt und knurrte Herumor an, doch dieser stieß ihn nur brutal mit dem Fuß weg. Einen erneuten Angriff versuchte Varda nicht.
»Rück die Schachtel mit dem Ring heraus und ich werde gnädig zu dir sein!«, zischte Herumor Lundor an. Doch da dieser das Wissen um den Ring leugnete, begann Herumor ihn abzutasten. Dabei ging er nicht gerade zimperlich vor. Hart griffen seine Finger Lundors schon geschundenen Körper ab bis er endlich auf etwas hartes stieß.
»Hab ich es mir doch gedacht«, sagte Herumor und zog die Tunika nach oben. Dann griff er an der Seite zwischen Lundors Hosenbund und seinen Körper und fand - nein nicht die gewünschte Schachtel, sondern einen Dolch - einen seiner Dolche.
Verblüfft starrte Herumor den Dolch in seiner Hand an und dann zu Lundor. Dann begann er böse zu grinsen. »Soso. Mein Dolch. Sag mir, dass du ihn als Andenken an deinen ersten Mord haben wolltest. Sonst könnte ich annehmen du hast ihn behalten, um Minalcar abzustechen!«
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Lundor verstummte sofort, als ihm Belecthor warnend signalisierte, dass er wohl zu laut geworden war. Nein, heute wollte er sicher keinen Ärger mehr riskieren. Belecthors Worte stimmten ihn traurig, aber wer hatte es schon leicht im Leben? Ja, bei seiner Familie hatte es Lundor immer gut gehabt. Sie hatten immer einen reich gedeckten Tisch und da konnte man selbst über kleine Auseinandersetzungen hinweg sehen. Lundor vermisste die gute Küche seiner Mutter.
„Jeder hat mal ein bisschen Glück verdient, auch du Belecthor“, murmelte der Junge und nickte dann als ihm Belecthor den Käse und das Brot anbot. Zwar war auch dieses aus dem Dorf gestohlen, aber in besserer Absicht. Und Lundor hatte nunmal so großen Hunger. Dankend nahm er das Mahl entgegen und biss gerade in den Käse, als ihn Herumors laute Stimme zusammenzucken ließ.
Mit Herumor
Der Mann hatte sich ihnen genähert und fixierte den Bauernsohn mit einem irren und nichts Gutes bedeutenden Blick. Sofort hielt Lundor mit dem Essen inne und ließ sich noch einmal die gesagten Worte durch den Kopf gehen. Rausrücken? Was? ... Doch da wurde er auch schon auf die Beine gezogen, so dass er vor Schreck das Brot und den Käse fallen ließ.
Mitleidig sah Lundor auf Varda, welche einfach mit einem Tritt winselnd davongejagt wurde. Doch er hatte keine Zeit sich um seinen Hund zu sorgen, denn schließlich betraf diese Situation hauptsächlich ihn. Fragend und ängstlich warf er noch einen Blick auf Belecthor. Doch dieser schien nicht als ob er sich einmischen wollte.
„Schachtel? Welche Schachtel?“ brachte Lundor leise aber ehrlich hervor. Natürlich, er hatte alles mögliche auf dem Weg von Undaria hierher fallen lassen, einfach um eine Spur zu legen. Aber er hatte nicht darauf geachtet um welche Gegenstände es sich gehandelt hatte. Es war gut möglich, dass das Gesuchte darunter war.
Der harte Griff Herumors, mit welchem dieser nun seinen Körper abtastete, war äußerst unangenehm und Lundor hoffte so sehr, dass er das Messer nicht fand. Doch er hoffte dagegen. Die einzige Waffe, welche er seit kurzem erst wieder bei sich trug, war nun wieder in den Händen Herumors, welcher nun gleich danach fragte. Ängstlich sah ihn Lundor an und wechselte dann einen Blick auf den Dolch. „Ich ... ich ... ja, wollte ihn als Andenken ...“, log Lundor und wusste, dass Herumor ihm das nicht glaubte. „Ich hab keine Schachtel!“ versuchte er nun den Älteren zu überzeugen. Schließlich war dies die Wahrheit. „Was soll ich denn damit?“
Belecthor lächelte, als ihm Lundor Glück wünschte und das Essen annahm. Doch hörte er bereits Herumors Geschrei. Oh, wie er diesen Kerl hasste! Die laute Stimme kam näher und Belecthor befürchtete Schlimmes. Varda erhielt einen unsanften Tritt und sprang davon. Herumor faselte etwas von einer Schachtel. Anscheinend dachte der Kerl, Lundor hätte etwas von ihm genommen. Belecthor bekam eine unvorstellbare Wut auf Herumor, doch gleichzeitig wuchs auf die Angst vor diesem unberechenbaren Mann in ihm. Er machte ein paar Schritte zur Seite und sah hilflos zu, wie Herumor Lundor packte.
›Ich gehe zu Minalcar. Er soll etwas gegen Herumor unternehmen. Der bringt den Jungen vielleicht noch um. Der hat ja wirklich nicht mehr alle beisammen.‹
Rasch sprang Belecthor zu Minalcar hinüber, welcher der Szene den Rücken zugewandt hatte und bei Anaaq stand.
"Minalcar, du musst etwas unternehmen!", rief er dem Anführer empört zu. "Dieser Herumor quält schon wieder Lundor. Du kannst nicht zulassen, dass dieser Feigling dauernd unschuldige Menschen verletzt oder gar tötet!"
Bei Anaaq, etwas abseits von Lundor und den anderen:
MInalcar hatte sich mit dem Haradan gerade darüber unterhalten, wie man weiter vorgehen sollte. Es gab noch einige Dörfer in der Nähe, die man brandschatzen konnte. Als Minalcar von Belecthors Rufen unsanft im Redefluss unterbrochen wurde, drehte er sich mit grimmigem Gesicht um.
"Was soll das, Belecthor? Kümmere dich um deinen eigenen Mist!"
Belecthor aber deutete aufgeregt auf Lundor, welcher gerade von Herumor grob durchsucht wurde. Minalcar sah genervt hinüber zu den beiden und grinste dann schief, als Herumor triumphierend seinen Dolch unter Lundors Kleider hervorzog.
"Herumor hat sich nur sein Eigentum zurückgeholt",blaffte Minalcar Belecthor an. "Ich rate dir, dass du dich besser nicht in Herumors Angelegenheiten einmischt. Eine dieser Angelegenheiten heißt nämlich Lundor. Herumor ist außerdem kein Feigling. Er hat seinen Teil dazu beigetragen, dass Undaria jetzt nicht mehr steht. Du aber hast dich wie eine Memme verhalten, Belecthor. Deswegen solltest du ganz ruhig sein. Geh mir für heute aus den Augen!"
Wie ein geprügelter Hund schlich Belecthor davon und Minalcar wandte sich wieder Anaaq zu.
Mit Minalcar, etwas abseits von Lundor, Herumor und Belecthor:
Während des gesamten Überfalls hatte sich Anaaq, so gut es ihm möglich gewesen war zurückgehalten und nur mit sich genommen, was er unbedingt in der nächsten Zeit brauchen konnte. Nur ein einziges Mal hatte er sich kurz gegen einen Bauern, der ihn mit einer Mistgabel attackiert hatte, zur Wehr setzen müssen.
Als Minalcar und die anderen sich wieder zurückgezogen hatten war er ihnen ohne Worte gefolgt und hatte sich an ihrem Lagerplatz eine Stelle gesucht, an der er –hoffentlich- seine Ruhe haben würde.
Allerdings war es um die Ruhe nicht sonderlich lange bestellt, als es durch Herumor –an diesem Tag zum wiederholten Mal- zu Unruhe kam. Mit wenigen Schritten war er, bevor die Situation eskalieren konnte bei Minalcar und hielt diesen zurück Herumor seinen Dolch spüren zu lassen. Es erstaunte ihn, dass es ihn nur ein leichtes Kopfschütteln gekostet hatte um den Anführer von seinem Ansinnen abzuhalten, trotzdem war Anaaq froh darüber, dass nicht gleich wieder Blut vergossen wurde.
Ehe er sich allerdings versah war er in ein Gespräch mit Minalcar verwickelt, dass sich um die Planung weiterer Schandtaten drehte. Wieder einmal fiel ihm auf, dass ihrem Anführer wohl immer noch etwas an seinen Fähigkeiten gelegen war, auch wenn der Haradan mehr als oft bewusst die Autorität des Anderen in Frage stellte.
Ihr Gespräch wurde noch einmal von Herumor unterbrochen, der offenbar etwas, von dem er dachte, dass es ihm gehörte bei Lundor suchte. Offenbar schien die grobe Vorgehensweise, die der Unhold dabei walten ließ Belecthor zu stören. Nicht, dass auch Anaaq das Verhalten Herumors als verachtenswürdig empfand…aber im Augenblick hatte immer noch Minalcar das Sagen. Es reichte schon, dass Herumor sich offen gegen ihren Anführer ausließ.
Der Haradan blickte Belecthor hinterher als sich dieser wieder zu Lundor zurückzog, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder Minalcar zuwandte. »Herumor wird ganz allmählich wirklich zu einem Problem. Auch wenn ich Dich vorhin daran gehindert habe ihn auf der Stelle zu töten…lange wird das nicht mehr gut gehen. Du magst es zwar anders sehen, aber ich halte es für keine gute Idee, den Jungen weiter unter seiner Fuchtel zu lassen. Das überlebt der Kleine nicht all zu lange befürchte ich…und irgendwie habe ich den Verdacht, dass er uns anders besser nützen könnte.«
Seine Stimme war, wie so oft, wenn er mit Minalcar sprach und diesen eventuell auch kritisierte sehr leise gewesen. Aber er meinte seine Worte durchaus ernst, auch wenn ihm bewusst war, dass er sich damit sehr weit aus dem Fenster beugte… »Ich denke, dass wir weiter mit dem Jungen kommen, wenn wir ihm so etwas wie Vertrauen entgegen kommen lassen…Auch wenn ich mir sicher bin, dass Du mir nicht vorbehaltlos vertraust…ich bin bereit auf Lundor acht zu geben…und dafür zu sorgen, dass er, nicht wenn ich es vermeiden kann, bei der erstbesten Gelegenheit abhaut. Herumor wird ihn früher oder später einfach abstechen, wie schon so viele andere auch. Willst Du das wirklich?«
Nachdenklich blickte der Haradan seinen Anführer an. Es war ihm klar, dass er sich mit dem was er sagte in Gefahr brachte, aber ihm war nicht daran gelegen in der nächsten Zeit noch mehr unschuldige Opfer mit anzusehen, wenn es nicht nötig war. Er wusste, dass er sich im Zweifelsfall recht gut seiner Haut würde wehren können.
********************************************************************************* Das Öl des Armen brennt nicht, das Wasser des Reichen fängt Feuer. (Paschto)
Mit Anaaq, etwas abseits von Lundor und den anderen:
Die Wut auf Belecthor war kaum verraucht, als der Haradan Minalcar ins Gewissen wegen Lundor und Herumor redete. Zuerst zeigte sich Minalcar gekränkt, doch als der Haradan weiterredete, dass Lundor vielleicht doch von Nutzen sein konnte, wurde er langsam einsichtig.
"Du kannst bisweilen auch sehr spitzzüngig sein, mein Freund,"erwiderte Minalcar nachdenklich. "Das mit Herumor ist wirklich nicht so einfach. Er hat großen Einfluss auf gewisse Mitglieder der Bande und er wird auch von vielen gefürchtet. Doch mittlerweile denke ich auch, dass sich der Spieß gegen ihn allmählich umgedreht haben könnte. Mit Lundor könnte sich Herumor sein eigenes Grab schaufeln, wenn er nicht aufpasst. Der Kleine ist recht beliebt. Das sieht man ja bei diesem Belecthor, der fast schon väterliche Gefühle für ihn hegt. Allerdings ist Belecthor zu feige, um sich mit Herumor anzulegen. Andere, so wie du, sind sicherlich weniger feige, was Herumor betrifft. Ich finde den Gedanken sehr interessant, dass du dich um Lundor kümmern willst. Mit Gewalt kommt man wahrscheinlich bei dem Jungen auf Dauer nicht weiter. Herumor hat eben nur Grütze im Kopf. Wenn du es schaffst, Lundor aus Herumors Pranken zu entreißen, gebe ich ihn in deine Obhut."
Minalcar war nun gespannt, was Anaaq tun würde und er nickte dem Haradan leicht zu.
Fast kam es ihm so vor als wäre Minalcar von seinem Vorschlag mehr gekränkt als verärgert. Doch offenbar war es auch diesmal wieder einmal so, dass ihr Anführer bereit war auf ihn zu hören…wenn auch ein klein wenig anders, als Anaaq gerechnet hatte.
Als Minalcar auf das Verhältnis zwischen Lundor und Belecthor zu sprechen kam nickte der Haradan. »Nun, wer weiß, ob es nicht gut ist, wenn auch Belecthor ein wenig auf den Jungen achtet. Dem scheint der Kleine zumindest irgendwie zu vertrauen, was ich bei mir nicht so ganz glaube. Dass Belecthor so dumm sein könnte sich mit Herumor anzulegen kann ich mir nicht vorstellen. Dazu ist er in meinen Augen nicht der Mensch. «
Anaaq warf einen kurzen Blick zu Lundor und Belecthor hinüber, der sich nach der Zurechtweisung durch Minalcar wie ein geprügelter Hund davon geschlichen hatte. Er konnte sich ein kurzes Grinsen, das man auch deutlich an seinen Augen erkennen konnte, nicht verkneifen. »Was meine Spitzzüngigkeit angeht so scheint sie Dich nicht so sehr zu stören, wie Du mich manchmal glauben lassen magst.« Rasch wurde er wieder ernst, was man auch seinen Augen und seiner Haltung deutlich ansehen konnte. »Gib mir einfach erst einmal die Möglichkeit in aller Ruhe mit den beiden zu reden. Wenn sich Herumor einmischen sollten, dann werde ich ihm schon die richtige Antwort zur richtigen Zeit geben. Langsam solltest Du mich gut genug kennen, dass ich mir nicht vor Angst in die Hosen mache, auch wenn ich vielleicht nicht so bin wie die anderen…Ich gehe meine Dinge eben einfach ein klein wenig anders an…und habe, wie zu zugeben musst, oft genug Erfolg damit. «
Damit machte der Haradan Anstalten sich von Minalcar ab und Lundor und Belecthor zuzuwenden. Im Stillen überlegte er bereits wie er weiter vorgehen wollte.
********************************************************************************* Das Öl des Armen brennt nicht, das Wasser des Reichen fängt Feuer. (Paschto)
Minalcar konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Natürlich nahm sich der Haradan auch viel heraus mit seinen Ratschlägen, aber er tat dies weitaus dezenter und diplomatischer als Herumor, welcher vor der ganzen Bande gerne herumbrüllte und sich vorhin einiges zuviel gegenüber dem Anführer herausgenommen hatte.
Minalcar war auch froh, dass sich Anaaq um die leidige Sache mit Lundor kümmerte.
›Ich kann auch nicht alles machen. Ich habe keine Lust, ständig mit Herumor herumzustreiten. Soll dies doch der Haradan tun. Ich bin ja neugierig, was er von Lundor eigentlich will. Wozu soll uns der Junge großartig nützlich sein?‹
Er stemmte die Hände in die Hüften und sah Anaaq hinterher, welcher zu Lundor und Belecthor hinüberging.
Mit gesenktem Kopf und geballten Fäusten ließ Belecthor den Anführer stehen. Er hatte eine Stinkwut auf Minalcar. Memme hatte er ihn genannt. Nur weil er keine Frauen und Kinder getötet hatte? Er kam sich schon schäbig genug vor, dass er den armen Familienvater getötet hatte.
Er wollte irgendwie Lundor helfen. Das hatte der Junge verdient. Doch er hatte einfach Angst vor Herumor. Dieser Mann war größer und kräftiger als er. Außerdem konnte er mit Schwert und Dolch besser umgehen. Belecthor war kein Krieger, sondern ein Arbeiter. Mutlos blieb er in sicherer Entfernung stehen.
Herumor schlug Lundor mit der Hand hart auf den Hinterkopf. »Du sollst mich nicht anlügen, Knabe.«, meckerte er. »Du und den Dolch als Andenken aufheben! Da lachen ja die Hühner!«
Herumor steckte seinen Dolch wieder in seinen Gürtel und sagte dann: »Ich nehme ihn wieder an mich. Du bist noch lange nicht so weit, dass ich dir ein Messer anvertrauen kann. Aber vielleicht kannst du ihn dir ja irgendwann verdienen.«
Dann packte er ihn wieder am Kragen. »Doch nun zu meiner Schachtel. Wo hast du sie versteckt?« Herumor ließ wieder von ihm ab und tastete seine Beine ab. Allerdings fand er auch da nichts. Also packte er Lundor am Handgelenk und zog ihn mit hinüber zu Ulfast. Er mochte nicht zu nah bei Minalcar sein, denn dieser war allzu oft unberechenbar.
Mit Lundor bei Ulfast
Dort zeigte er auf den Haufen Erbeutetes und sagte: »Hier sollte die Schachtel liegen. Mit einem wertvollen Ring darin. Wo hast du sie?«
Herumor merkte, dass der Junge unruhig wurde und etwas vor ihm verbarg. Er vermutete, dass der Junge die Schachtel einfach verloren hatte, schließlich musste er eine Menge Sachen tragen.
»Du hast doch nicht etwa meinen Ring verloren?«, rief Herumor und boxte ihn mit seiner Faust in den Rücken, so dass er nach vorn auf die Knie fiel.
_________________________________________ Der Chara für alle Fälle …
Ihr benötigt den Nebencharakter (NPC)? Wendet euch bitte an einen Mod.
Lundor zuckte zusammen, als er den Schlag Herumors auf dem Hinterkopf verspürte. Der Mann hatte doch gesagt er sollte angeben, dass er es als Erinnerung behalten wollte. Und nun wurde er als Lügner dargestellt. Aber was sollte er schon machen, gegen diesen Bären kam er ja ohnehin nicht an.
Der junge Mann sah zu, wie wohl seine einige Möglichkeit auf eine erfolgreiche Flucht im Holster an Herumors Gürtel verschwand. Es war dahin, der schöne Dolch. Zu gerne hätte er diesen Herumor zwischen die Rippen gerammt. Aber Lundor war kein Mörder, eigentlich ... Aber bei Herumor würde er womöglich eine Ausnahme machen, wenn es hieß, dass er sein eigenes Leben damit retten konnte.
Belecthor war mittlerweile in Richtung Minalcar davon gewandert und Lundor überlegte schon, ob es dem Mann einfach egal war, was Herumor mit dem Jungen machte. Oder ging er sich über Herumor beschweren? Lundor wusste nicht ob er dem Älteren dies zutrauten sollte.
Während Lundor Belecthor nachsah, tastete ihn Herumor weiter ab, fand aber natürlich nicht was er suchte. Wie auch? Lundor hatte ja wirklich nicht diese komische Schachtel, welche der Mann suchte. Schließlich wurde der Junge am Handgelenk gefragt von seinem Aufenthaltsort weggezogen. Zu Ulfast und einer ganzen Menge an Habseligkeiten, welche dort auf dem Boden lagen. In einigen erkannte Lundor die Dinge wieder, welche er selbst vom Dorf aus hierher getragen hatte.
Herumors Worte, der klang seiner Stimme und seine Mimik ließen nichts Gutes erahnen. „Ich ... nein ... ich meine ... es kann sein! Ich hab so einiges verloren ... unterwegs. Aber ich weiß nicht was!“ Lundor sah betreten zu Boden und wagte nicht Herumor in die Augen zu sehen. „Es war viel zu viel, was ich tragen musste!“ Gab er schließlich zu seiner Verteidigung an. „Aber ... ich kann es suchen gehen ... ich weiß ungefähr wo ich es vielleicht verloren habe ...“ Natürlich hatte Lundor eigentlich nicht den geringsten Schimmer. Aber es war einen Versuch wert.