Minalcar hörte sich gelassen an, was Anaaq zu sagen hatte. Vielleicht hatte der Haradan sogar recht und der Elb hatte nichts mit Minas Tirith zu tun.
Noch so ein Eigenbrötler in der Truppe hat mir gerade noch gefehlt. Das gefällt mir überhaupt nicht. Aber mir wird wohl nichts anderes übrig bleiben, als ihn erst einmal mitzunehmen. Könnte ja sein, dass er sich ansonsten der Gegenseite anschließt.
"Ich halte ihn auch für ganz schön hochnäsig",entgegnete Minalcar ungehalten. "Aber ich denke, ich werde ihn erst einmal mitnehmen. Wir müssen halt ein Auge auf ihn haben. Wenn er uns Ärger macht, werde ich ihn persönlich 'entfernen'." Das letzte Wort betonte Minalcar deutlich, so dass Anaaq sofort wußte, was er damit meinte.
Der Anführer hörte jetzt, dass Feredir mit dem Elben auf Quenya sprach, und das erstaunte ihn. Diese Sprache beherrschten eigentlich nur die Schriftgelehrten in Gondor. Minalcar selbst verstand nur ein paar Brocken. Neugierig ging er zu Feredir hin.
"Was hast du mit dem Elben gesprochen, Feredir?",wollte er wissen und blickte den Mann auffordernd an.
„Ich habe ihn gebeten, sich erst einmal vorzustellen. Er könnte sonst wo her kommen. …und wer weiß welche Absichten tragen. Aber ich weiß nicht einmal, ob er mich überhaupt verstanden hat.“ Feredir hatte die Worte nur leise zu Minalcar gesprochen, war sich jedoch durchaus bewusst, dass dem feinen Gehör des Elben kein Wort entgehen würde, wenn der dies nicht selbst wollte.
Deshalb behielt er ihn auch während er zu seinem Anführer sprach, gut im Auge. Etwas an diesem Kerl vermittelte ihm, vorsicht walten zu lassen. Und zwar eine Vorsicht ganz anderer Natur, als die gegenüber Minalcar oder Anaaq oder irgendeinem Raufbolden dieser Truppe.
Wenn dieser Elb tatsächlich eigenes Interesse an miesen Machenschaften der Menschen hatte, er also ein Abtrünniger war, dann war er in jedem Fall höchst gefährlich! …und zwar für alle, die seine Aufmerksamkeit erregten. Und…! Sein Name musste bekannt sein. Zumindest unter den Elben, auch wenn sie über Abtrünnige oder Verstoßene nicht gern sprachen.
„Euch ist niemand anderes auf der Spur! Zumindest nicht diesseits des Erui." sagte Sinthoras, noch bevor Minalcar zu dem Haradan hinüber ging.
Dann sprach ihn einer dieser Menschen in Quenya an. Was dachte dieser Mensch nur von ihm? …dass er ihn deswegen als etwas Besonderes betrachten würde? …wohl kaum! Deshalb beschloss Sinthoras diesen Menschen erst mal zu ignorieren und zu warten bis der Anführer wieder kam.
Doch der Anführer wandte sich nicht direkt an ihn selbst, sondern an den Menschen der Quenya konnte. Also sah Sinthoras Feredir mit seinem, ihm eigenen herabwürdigenden Blick an und sprach dann seinerseits auf elbisch:
„Meine Waffen werde ich bei euch heruntergekommenen Pack bestimmt nicht weg stecken! Und ich erwarte auch keine Gastfreundschaft! Ich will mit euch gemeinsam töten und nicht Feste feiern…"
Sinthoras´ Blick wurde böse als Feredir zu ihm von ´Euer Volk` sprach.
„Meinen Namen erfahrt ihr vielleicht, wenn ich aufgenommen werde“, zischte er und fuhr erbost fort, „aber meine Herkunft geht euch einen Dreck an!"
Danach sah er Minalcar an und sprach wieder im Westron:
"Keine Sorge, ich arbeite ganz sicher nicht für so einen Möchtegernkönig wie Denethor! Das wäre unter meiner Würde!" Mit dieser Aussage wollte er Minalcar zeigen, dass er seine Gespräche mit dem Haradan größtenteils mitbekommen hatte.
Da war ein Blitzen in den Augen des Elben gewesen, als er von dessen eigenem Volk gesprochen hatte. Und der kalte, schneidende Ausbruch der darauf folgte, verriet Feredir augenblicklich mehr, als die Worte selbst es vermochten.
Wortgetreu übersetzte er Minalcar, was der Elb gesagt hatte und fügte hinzu: „Er ist offensichtlich ein Abtrünniger. Vielleicht sogar ein Verbannter. Er wird sich an keine Regeln und an keine Vorgaben von dir halten, solange er sie nicht selbst für richtig befindet. Und du hast nichts, was du ihm entgegen setzen kannst!“ Damit nickte er Minalcar zu und ließ ihn stehen. Sich der Gefahr bewusst, aber dennoch in voller Absicht, wandte er sich von dem Elben ab und ging wieder hinter die Gruppe und an den Höhleneingang zurück.
Dort nahm er seinen Becher auf, den er abgestellt hatte und trank, nur vermeintlich ruhig, von seinem Tee. Innerlich jedoch, wirbelten seine Gedanken in einem wilden Sturm durcheinander. Sie hätten sich genauso gut einen Warg in ihre Mitte nehmen können! Er fürchtete, Minalcars Entscheidung bereits zu ahnen…
Aufmerksam hatte er der Übersetzung Feredirs gelauscht. Und das was er so noch zu hören bekam gefiel ihm überhaupt nicht. Der Elb schien zwar ein guter Kämpfer zu sein, wenn man seiner äußeren Erscheinung trauen durfte, aber die Art und Weise, wie er auftrat deutete darauf hin, wie wenig Achtung er vor den Menschen zu haben schien.
Minalcars Feststellung, dass er den Neuankömmling notfalls aus dem Weg schaffen würde entlockte ihm ein müdes Lächeln welches glücklicherweise durch seinen Gesichtsschleier verdeckt wurde. Weißt Du denn überhaupt, was Du da sagst…? Einen Elben einfach so aus dem Weg schaffen … Träum weiter Minalcar. Das werde ich mir ansehen, wenn es soweit kommen sollte. Ohne einen weiteren Kommentar abzugeben trat auch er wieder tiefer in den Höhlenraum, wo er langsam an Feredir herantrat. „Ich habe kein gutes Gefühl bei dieser Sache. Im Augenblick wäre es mir lieber ziemlich weit weg zu sein. Aber vielleicht ist es besser, wenn wir stattdessen die Augen offen halten. Ich zumindest hänge am Leben … Und ich habe nicht die geringste Lust, es einem Elben hinzuwerfen, der keine Achtung davor hat.“
Langsam war er endgültig an Feredir herangetreten und blickte in die kleinen Flämmchen, die das Feuer immer noch aussandte. „Der Kerl kann ein noch so guter Kämpfer sein … Ich möchte ihn nicht in meinem Rücken wissen … Und Du vermutlich auch nicht … Oder siehst Du das anders?“
********************************************************************************* Das Öl des Armen brennt nicht, das Wasser des Reichen fängt Feuer. (Paschto)
„Nein.“, antwortete er ebenso leise, wie ihn der Haradan gefragt hatte, „Aber ich denke, dass wir Minalcar nicht mit ihm allein lassen sollten. Er dürfte ihm kaum gewachsen sein. Und er könnte sich dabei umbringen, wenn er versucht, dem Elben seinen Dolch irgendwo reinzurammen! Ich wollte nur meinen Becher nicht vergessen. Ich nehme an, dass wir unmittelbar aufbrechen, wenn diese Sache geklärt ist.“
Tatsächlich hatte sich Feredirs Laune ab dem Zeitpunkt, an dem er erkannt hatte was dieser Elb war, unmittelbar verschlechtert! Er hatte ohnehin in den letzten Tagen schon schlecht geschlafen. Nun würde er in der folgenden Nacht vermutlich erst gar kein Auge zu tun! Das allein genügte, um die gute Stimmung, in der er sich seit der Kampfabsage in der letzten Nacht heimlich befunden hatte, zu vermiesen und weit unter den Nullpunkt zu bringen.
Er nickte Anaaq ernst zu, dessen unmittelbare, körperliche Nähe ihm im Augenblick seltsamerweise keinerlei Unbehagen bereitete. Dann ging er wieder zurück an den Höhleneingang, von wo aus er das Geschehen beobachten konnte und er merkte, dass Anaaq ihm folgte. Ihn dabei in seinem Rücken zu wissen, gab ihm nun seltsamerweise im Vergleich schon fast ein Gefühl der Sicherheit.
Minalcar kochte innerlich vor Wut. So langsam wurde es Tag und die Sonne stieg höher, und sie standen noch immer bei dieser vermaledeiten Höhle herum und diskutierten mit einem mysteriösen Elben. Allerdings hatte Minalcar Feredirs Übersetzung vernommen und ihm war klar, dass er den Elben wohl oder übel erst einmal anbieten musste, mitzukommen. Diese Kampfmaschine wollte er auf keinen Fall als Gegner haben.
Er beobachtete, dass sich Feredir und Anaaq leise im Höhleneingang unterhielten und es ärgerte ihn wieder einmal, dass er nicht mitbekam, was sie leise zueinander sagten. Aber jetzt galt es erst einmal, sich um den Elben zu kümmern.
Ganz schön dreist, dieser Elb! Nun, auch wenn ich ihn nicht unbedingt als Gegner haben will, so muß er doch einsehen, dass ich hier das Sagen habe und nicht er. Ich werde ihm höflich, aber bestimmt klarmachen, dass er mir zu gehorchen hat.
Furchtlos trat Minalcar vor den Elben hin und sprach mit ihm in leidlichem Sindarin:
"Jemanden wie dich kann ich schon bei meiner Bande gebrauchen. Nicht alle von uns sind gute Kämpfer, daher mußte ich bisher sorgfältig abwägen, welche Dörfer wir überfallen. Wenn du gerne auf meine Gastfreundschaft verzichtest - ich biete dir eh keine an. Wir sind kein Weiberkränzchen, sondern befinden uns auf einem Eroberungsfeldzug. Allerdings fordere ich ich dich dazu auf, deinen Tonfall zu mäßigen. Ich bin hier der Anführer und übe die Befehlsgewalt aus. Auch du hast meinen Befehlen zu gehorchen, wenn du bei uns unbedingt mitmachen willst. Wenn du dich nicht mir unterordnen willst, mußt du dir überlegen, ob du nicht besser als Einzelkämpfer weiterziehst."
Sinthoras sah wie Feredir und Anaaq sich in die Höhle begaben. Von dort hörte er dann auch ein unverständliches Gemurmel, doch konnte er sich darauf nicht weiter konzentrieren, als der Anführer vor ihn hin trat.
Sinthoras hörte Minalcar genau zu und während dieser redete, bildete sich ein finsteres Lächeln in seinem Gesicht. Nach einer kurzen Pause sprach Sinthoras schließlich in Westron: "Ok, dann werde ich euch wohl fortan begleiten" Sinthoras neigte kurz seinen Kopf, als Zeichen der Unterordnung in Richtung Minalcar.
Er ließ seinen Blick über die Männer schweifen
´Dreckiges Pack! Hoffentlich bringt dieser Bund etwas, sonst werden es einige von euch nicht überleben.´
Trotz seiner üblen Gedanken behielt Sinthoras sein, inzwischen nicht mehr ganz so finsteres Lächeln auf den Lippen.
Damit war es dann nun wohl entschieden und besiegelt! Feredir stöhnte innerlich auf, ohne sich das jedoch nach außen anmerken zu lassen. Sein Gesicht blieb starr wie sein Körper. Wer ihn kannte, hätte jedoch gerade dies als Zeichen seines tiefen Missfallens erkannt. Er blickte zu Anaaq an seiner Seite, dem es wohl nicht besser zu ergehen schien. Allerdings hatte der den Vorteil dieses Tuches vor seinem Gesicht und er ließ nur wenig über seine Augen erkennen. Trotzdem! …auch dessen versteifte Haltung machte seine Meinung zu Minalcars Entscheidung deutlich, wenn auch seine Worte ihm das schon zuvor bestätigt hatten.
Nun blieb ihnen nichts weiter übrig, als mit dem Übel zu leben und irgendwie zurecht zu kommen. Das würde eine harte Herausforderung werden.
Mit Ungeduld erwartete er nun das Zeichen zum längst überfälligen Aufbruch und ließ dafür Minalcar nicht mehr aus den Augen.
Minalcar wandte sich mit einem schiefen Grinsen von dem Elben ab und ging rasch zur Höhle. Dort stellte er sich hin und klatschte laut in die Hände.
"Wir wollen schnellstens aufbrechen! Versteckt die Boote wieder in der Höhle und deckt den Eingang mit Zweigen zu! Dann marschieren wir sofort los! Rasch!"
Etwa zehn Männer aus der Bande liefen vor sich hinmurmelnd zum Flußufer hinunter und schulterten die beiden Boote. Minalcar sah ihnen mit verschränkten Armen zu und feuerte sie an, sich etwas mehr zu beeilen.
"Wir wollten eigentlich längst unterwegs sein. Los, macht schon!"
Der Rest der Bande verließ jetzt die Höhle und wartete, bis die Boote verstaut waren.
Minalcar überprüfte sein Bündel: es war alles da - Nahrung, Wasserflasche und Waffen. Sein Blick fiel noch einmal auf den Elben, der etwas abseits stand und die Menschen mit verächtlicher Miene beobachtete. Der Anführer grinste kurz und drehte sich zu Anaaq und Feredir um, die sich in der Nähe herumtrieben. Feredirs Miene zeigte eine Mischung aus Besorgnis und Verdrossenheit.
Minalcar klatschte noch einmal in die Hände und gab somit das Kommando zum Aufbruch.
Als Feredir erkannte, dass noch ein wenig Zeit bis zum Aufbruch war, entschied er sich, das zu nutzen. Er spürte bereits jetzt die Schmerzen in seinem Bein und er gab sich nicht dem Wunschdenken hin, dass dies beim Laufen schon von allein verschwinden würde. Das Gegenteil würde der Fall sein!
Doch in dem Felsental wuchs allerhand Gesträuch und als er seinen Blick nun darin schweifen ließ, fand er, was er suchte. Die jungen Gabeläste eines soliden Haselstrauches würden seinem Zweck dienen. Er ging, sein Bein so wenig auffällig wie möglich nachziehend, darauf zu und hieb mit Hilfe seines Handbeils zwei passende Äste heraus, kürzte die Zweige und umwickelte die Gabeln mit seinen wollenen Winterbeinwickeln.
Dass er dabei beobachtet worden war, war ihm nicht entgangen und ein Teil seiner Aufmerksamkeit war stetig bei seiner Umgebung, vornehmlich bei dem Elben geblieben. Anaaq war in seiner Nähe geblieben, wofür Feredir nicht unbedingt böse war. „Schau nicht so seltsam, Anaaq.“ entgegnete er dem Haradan schließlich. „Das ist allemal besser, als wenn ich auf halber Strecke am Wegrand liegen bleibe und Minalcar in einem Anfall von Gründlichkeit entscheidet, mich als verräterische Spur lieber gleich ganz zu beseitigen.“
Er prüfte die nun so gewonnenen Krücken auf ihre Tauglichkeit, indem er einige Schritte mit ihnen ging. „Scheint funktionieren zu wollen. Und sie sind trotzdem leicht genug, dass man sie auch streckenweise so mit sich herum tragen kann. Vorerst werde ich es jedenfalls erst einmal ohne sie versuchen.“
Als Minalcar zum Aufbruch rief, schlossen sie sich an. Doch Feredir hoffte dabei, den Elben nicht unbedingt gleich zu Anfang im Rücken zu haben.
Anaaq hatte sich, nachdem er sich ihm angeschlossen hatte, die gesamte Zeit in Feredirs Nähe gehalten ohne ihm zu sehr auf den Pelz zu rücken. Er selbst schätzte es nicht besonders, wenn man ihn bedrängte und vermutete, dass auch der Andere ein klein wenig Abstand, wenn auch wohl begrenzt, schätzen würde.
Nachdem der Elb verkündet hatte, dass er fortan mit ihnen ziehen würde hatte sich der Haradan für einen kurzen Augenblick verkrampft bevor er seine Selbstbeherrschung wieder gewonnen hatte. Und auch Feredir war durchaus anzumerken, dass ihm die Aussicht dieses Spitzohr nun für längere Zeit in der Nähe zu wissen, nicht besonders behagte, auch wenn er versuchte es nicht offen zu zeigen. Als Minalcar zum Aufbruch rief und den Männern befahl die Boote wieder zu verstauen ließ Anaaq Sinthoras so wenig wie möglich aus dem Blick. Dabei fing er das Grinsen ihres Anführers auf, das so gar nicht zu der Situation passen wollte. Bist Du Dir wirklich sicher, dass das eine gute Entscheidung war. Wenn der Kerl beschließt, dass wir für ihn keinen Nutzen mehr darstellen, dann werden wir ziemlich bald irgendwo vermodern…Wenn wir nicht die Augen offen halten…
Das wenige, was er noch zusammenpacken musste war rasch verstaut und auch jetzt hielt er sich weiter in Feredirs Nähe. Als dieser zu einem Haselgesträuch in der Nähe der Höhle trat und sich zwei kräftige Astgabelstöcke schnitt musterte er diese mit einem unverständigen Blick bis er begriff, was Feredir mit diesen Astgabeln vorhatte. Die Erklärung des Anderen klang durchaus plausibel. Immerhin hatte Minalcar in den letzten Tagen mehr als einmal bewiesen, wie rasch er sich Leuten entledigte, die ihm im Weg waren oder sich zwischen ihn und seine Ziele setzten.
„Vielleicht kannst Du verstehen, dass ich mich erst einmal gewundert hab, was Du jetzt mit zwei Stöcken willst. An Dein Bein hatte ich nicht mehr wirklich gedacht. Hab es ja nur richtig gesehen, nachdem ich Dich aus dem Wasser gezogen hatte. Ist aber sicher keine dumme Idee.“ Damit war das Thema für ihn erledigt. Es beschäftigte ihn viel mehr, wie er es bewerkstelligen konnte, dass sie nicht ständig beide den Elben im Auge behalten mussten und vielleicht auch zwischendrin mal zum ausruhen kamen ohne ständig angespannt darauf warte zu müssen, dass ihnen jemand ans Leder wollte. Noch ein letztes Mal überprüfte er seine Ausrüstung und schob seine Waffen an die richtigen Stellen bevor er Feredir folgte und sie gemeinsam mit den anderen aufbrachen.
Er senkte seine Stimme so gut es ging als er sich noch einmal an Feredir wandte: "Lass uns ein bisschen Luft zwischen uns und unserem neuen Reisegefährten halten…und vor allem wäre es mir lieber wir hätten ihn vor uns als im Rücken…Wichtig ist, dass wir bei den anderen bleiben…Ob wir die Letzten sind ist mir persönlich vollkommen egal…“
********************************************************************************* Das Öl des Armen brennt nicht, das Wasser des Reichen fängt Feuer. (Paschto)
Minalcar passte auf, dass sich wirklich alle auf den Weg machten. Er fand die Anwesenheit des Elben auch nicht angenehm, ließ es sich aber nicht anmerken. Einer der Männer, welcher Marach hieß, kam auf Minalcar zu und fragte ihn vorsichtig, wohin man eigentlich gehen wollte.
"Erst einmal westwärts, weg von Anthara", erklärte der Anführer kurzangebunden.
Marach nickte eingeschüchtert und wagte nicht weiterzufragen.
Minalcar selbst setzte sich an die Spitze der Gruppe. Neben ihm lief schweigend der Elb. Sie hatten rasch das kleine Felsental verlassen und gingen nun dicht am Ufer des Erui Richtung Westen.
Wir brauchen einen Späher. Jemand, der für uns die Gegend auskundschaftet und meldet, ob es irgendwo ein einsames Gehöft oder gar eine Siedlung gibt. Oder ob irgendwo Gefahr im Verzug ist.
Er warf einen kurzen Seitenblick auf den Elben, der recht finster dreinsah.
"Vielleicht hast du Lust, die Gegend für uns auszukundschaften", sagte Minalcar auffordernd zu ihm. "Elbenaugen sehen ja bekanntlich mehr als Menschenaugen."
Sinthoras sah zu, wie die Männer fertig packten und dann loszogen.
Weil er in den Augen der Männer sah, dass diese Angst vor ihm hatten und versuchten, ihn immer im Auge zu behalten, tat er ihnen den Gefallen und lief neben Minalcar an der Spitze. So wäre er auch sofort zur Stelle, falls sie auf irgendetwas stoßen sollten. ... woran er aber nicht wirklich glaubte.
Zwischendurch sah er immer mal wieder nach hinten zu dem Haradan und dem Waldläufer die, wie er fand, nicht wirklich in diese Gruppe von Meuchlern und Trunkenbolden passten. ... ebenso wenig wie er selbst! Sie hatten wohl auch ihre Gründe um hier zu sein. Also versuchte er sein Misstrauen ihnen gegenüber so wenig wie möglich zu zeigen.
Als Minalcar ihn fragte, ob er Lust hätte die Gegend auszukundschaften, sah er ihn leicht fragend an.
"Seh ich aus als ob ich Lust hätte? ... und was soll den hier schon großartig in der Nähe sein?"
Sein fragendes Gesicht verwandelte sich zu einem leicht fiesen Grinsen.
"Falls das ein Befehl gewesen sein sollte, werde ich ihn selbstverständlich sofort ausführen, Hauptmann ."
Minalcar blieb kurz stehen und verschränkte die Arme.
Ich kann dieses Spitzohr nicht leiden und ich traue ihm nicht über den Weg. Aber ich brauche ihn trotzdem. Allerdings frech braucht er mir nicht zu werden.
"Ja, ich befehle dir, dass du die Gegend auskundschaftest, Elb",sagte er finster. "Da du anscheinend auf höfliche Aufforderungen nicht reagieren möchtest, wende ich jetzt die harte Methode bei dir an."
Das Gesicht des Elben wurde zur einer eisigen Maske. Das fiese Grinsen war verschwunden.
Die anderen Männer der Bande kamen vorsichtig näher und betrachteten den Elben halb ehrfurchtsvoll, halb verängstigt. Nur Minalcar zeigte keine Angst vor dem Erstgeborenen, allerdings bewegten sich seine Hände ständig in der Nähe seiner Waffen.
Und wenn der Elb unterwegs ist, werde ich ihm ein paar Männer nachschicken, die ihm auf die Finger schauen sollen. Ich kann ihm schließlich nicht trauen.
Sie liefen nicht am Ende und nicht als letzte. Aber sie hielten etwas Abstand von der Spitze und behielten den Elben weit aufmerksamer im Auge, als die Kumpanen hinter ihnen.
Feredir war bald dazu übergegangen, die Krücken doch schon jetzt zu nutzen, wobei sich das als schwieriger herausstellte, als er gedacht hatte. Mal sanken die Stützen in den weichen Boden ein, mal rutschten sie auf glattem Felsen oder lockerem Kies davon. Das Laufen und vor allem, das Schritt-halten wurde zur Tortur.
Als er schließlich sah, dass Minalcar den Elben ansprach, horchte er auf. Dann sah er Sinthoras nicken, auf seine offenbar typische Art verächtlich lächeln und dann mit wenigen, eleganten Sätzen zwischen den Bäumen verschwinden.
Feredir sah ihm nach, tauschte einen Blick mit Anaaq, versäumte dabei jedoch nicht, weiter vorwärts zu kommen. Minalcar schien auf sie warten zu wollen. Doch Feredir war nun keineswegs wohl in seiner Haut. Wer konnte denn ahnen, was der Abtrünnige vor hatte? Er konnte jederzeit einen Haken schlagen und ihnen in den Rücken fallen, wenn ihm danach war. Misstrauisch behielt er die Augen offen und die Ohren aufmerksam in der Umgebung.
Dann hatten sie Minalcar erreicht. Feredir hütete sich zu fragen, was es mit dem Verschwinden des Elben auf sich hatte. Doch er scheute sich nicht einen fragenden Blick an den Tag zu legen.
Minalcar blickte dem Elben mit einem zufriedenen Grinsen nach. Das verächtliche Lächeln des Elben überging er. Ein Erstgeborener hatte bessere Sinne als ein Mensch. Einen idealeren Kundschafter gab es nicht.
Trotzdem überlegte der Anführer, welche Männer er hinter dem Elben herschicken sollte. Er blieb stehen und sah Feredir und Anaaq herannahen. Der schweigsame Mann mit den Krücken war zuerst bei ihm und blickte ihn fragend an.
"Der Elb wird für uns die Gegend auskundschaften, Feredir",erklärte Minalcar stolz. "Es war nicht einfach, den Kerl dazu zu bringen, aber so langsam spurt er. Allerdings werde ich ihm noch ein paar Männer hinterherschicken. Ich muß schließlich wissen, ob das Spitzohr auch meinen Befehl befolgt. Nicht dass hier demnächst eine Armee von Elben oder sonstigen Kerlen auftaucht und uns den Garaus macht."
Er winkte zwei kräftige Männer heran und trug ihnen auf, dem Elben nachzuspionieren. Die Männer nickten und verschwanden alsbald in der Richtung, wo der Elb hingegangen war.
Sinthoras lief den Weg vorraus den Minalcars Männer vermutlich gehen würden. Er wollte diesen erstmal sichern, so das dort nichts unerwartetes mehr passieren könnte.
Sinthoras lief so schnell wie es ihm das Gelände erlaubte, und trotz seiner hohen Geschwindigkeit machte er kaum Geräusche dabei. Seine Jahre lange Erfahrung als Kundschafter machte sich hierbei bemerkbar.
Nach etwa 5 Meilen bemerkte er Spuren vor sich, die scharf links abbogen. Die Spuren waren vermutlich 1-2 Tage alt und durch den Regen kaum noch erkennbar. Dennoch erkannte Sinthoras die Spuren von einem Karren einem Zugtier und einer Person die nebenher gelaufen war.
Ein freudiges funkeln kam in seine Augen. Endlich etwas zu töten.
Sofort verfolgte Sinthoras die Spuren bis er nach knapp 2 weiteren Meilen einen kleinen einsamen Bauernhof entdeckte.
Sinthoras schlich nun in gebückter Haltung näher an den Hof.
Es war ein recht großes Wohnhaus, gegenüber von diesem lag ein kleiner Stall in dem wohl nur 3-4 Tiere platz finden würden. Zwischen den beiden Gebäuden war noch ein kleiner Steinbrunnen. Sinthoras schlich näher an das Haus und warf einen Blick durch das Fenster. Dort sah er eine Familie beim Frühstück das die Magdt gekocht hatte. 3 Jungen, im alter von 8-15 und 2 Mädchen eines ca.6 eines 16. der Vater mitte 35 ebenso die Frau.
Sinthoras belauschte die Familie und bekam so mit das die Tiere gefüttert waren und das die morgenliche Arbeit darin bestehen würde dem Knecht bei den Bau von einem neuen Schrank zu helfen seien würde. Auch bekam er mit das der Vater vor ein paar Tagen auf dem Markt eines anderen Dorfes war und das dort die Rede von marodierenden Räubern war. Der Vater trichterte seinen Kindern ein das sie so viel Lärm wie ihnen möglich machen sollten sobald sie eine Fremde person sahen.
Sinthoras überlegte kurz wie lange dies wohl dauern würde den Schrank zu bauen und wie lange er wohl brauchen würde um die Männer zu holen, er kam zu dem Schluss das sie die Familie völlig unerwartet treffen würden.
Nun lief er zu dem Stall, das Pferd wieherte gleich als es ihn sah, doch bevor es wirklich Lärm machen konnte, hatte Sinthoras seinen Dolch gezogen und dem Pferd durch die Schädeldecke gestoßen. Dies machte er auch bei den beiden Ochsen, so das die Familie falls sie fliehen sollte keine Lasttiere zur Hilfe hatte.
Nun machte er sich wieder auf den weg zurück. Als er fast wieder an der Stelle war wo er die Spuren gefunden hatte, sah er in ca 100m Entfernung 2 Männer, die Ratlos auf die Spuren sahen.
Sinthoras schlich sich näher an die Männer ran. Als er in hörreichweite war blieb er hinter einem Gebüsch stehen. Die beiden Männer schienen in zu verfolgen, dies schloss er daraus das die beiden ständig über ein 'verdammtes Spitzohr' fluchten.
Sinthoras sah sich die beiden genauer an, Verfolger konnte er jetzt nicht gebrauchen, zumal er sie nicht mal zuordnen konnte. Wer auch immer sie waren sie würden hier ihren tot finden.
Sinthoras nahm seinen Bogen vom Rücken und zog einen Pfeil mit schwarzen Schaft aus seinem Köcher. Nun sprang er aus seinem Versteck legte den Pfeil auf die Sehne und ließ ihn fliegen. Der Pfeil durchbohrte dem ersten Mann die Kehle. Kaum hatte der zweite Mann seinen sterbenen Kamaraden erblickt, war auch schon der zweite Pfeil auf dem weg. Der Mann konnte sich noch zu dem Schützen drehen ehe der Pfeil seine linke Schulter durchschlug und auf der anderen Seite wieder herraus trat. Der Mann fiehl getroffen zu Boden. Vor Schmerzen kniff er die Augen zusammen. Als er sie wieder öffnete zielte eine Speerspitze auf sein Herz und der Elb flüsterte in einem grausamen Ton: "Dein Tod heißt Sinthoras!"...
Sinthoras zerrte die beiden Leichen etwas von dem Weg und machte sich dann wieder auf den Weg zurück.
Als er wieder bei den Männern war ging er direkt zu Minalcar und erstatte ihm Bericht über seinen Erkundungsgang, und von dem Fund des Hofs.
Von den beiden Verfolgern die er getötet hatte erzählte er nicht, da er nicht genau wusste zu wem diese Männer gehört hatten und Minalcar ja nicht unbedingt wissen musste das Sinthoras des öfterens von dieversen Leuten verfolgt wurde.
Feredir blieb stehen, sah Minalcar zweifelnd an und hörte seine Worte. Aber er fand nichts, was er darauf noch entgegnen wollte.
"Dann lass uns hoffen, dass die Jungs heil wieder zurück kommen. Denkst du, der Junge lässt sich so leicht nachstellen?"
Feredir schüttelte skeptisch den Kopf, sah Minalcar dabei jedoch nicht weiter an. Dann umfasste er seine Krücken erneut und setzte seinen Weg fort. Doch es dauerte nicht lange, bis er aufschreckte, als der Elb plötzlich wieder vor ihnen auftauchte. Feredir verhielt, war auf alles gefasst und ließ den Kerl so wenig aus den Augen, wie er sein Gehör von ihnen abwandte.
Ein Hof, eine Familie, Kinder! Feredir spürte, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich! ...Kinder!
Als der Elb zurückkehrte, ging es langsam auf die Mittagszeit zu. Die Sonne, die sich durch die Wolken durchgekämpft hatte, stieg höher und höher.
Minalcar hörte sich den Bericht des Elben stirnerunzelnd an: das mit dem Bauernhof klang sehr verheißungsvoll, aber dass der Erstgeborene das Pferd und die beiden Ochsen so sinnlos getötet hatte, gefiel ihm nicht. Normalerweise töteten Elben andere Wesen nicht so sinnlos. Der Elb war also gefährlicher und unberechenbarer, als er zunächst angenommen hatte. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, ihn abzuweisen, auch wenn er damit einen Racheakt riskiert hätte. Aber nun hatte er "A" gesagt, und musste auch "B" sagen.
"Die Bewohner des Bauernhofes sind durch deine unsinnige Tat natürlich gewarnt, Elb",meinte Minalcar nachdenklich. "Aber wir müssen nichtsdestotrotz unsere Vorräte ergänzen und diesen Überfall auf Biegen und Brechen durchführen."
Sinthoras hatte Minalcar genug Informationen über den Bauernhof geliefert und der Anführer der Bande schickte sich an, den Überfall von seinen Männern durchführen zu lassen. Er selbst wollte sich dabei nicht die Hände schmutzig machen. Es gab genug andere, die das für ihn tun konnten.
Als MInalcar seine Männer zusammenrief und ihnen mitteilte, was er vorhatte, war die Bande kaum noch zu halten. Dass Feredir sich zurückhaltend gab, fiel Minalcar nicht weiter auf, weil er mit seinen aufgeregten Männern zu sehr beschäftigt war.
Feredir hörte die Anweisungen des Anführers und trotz seines Respektes ... und vielleicht wegen dem, was ihn seit einigen Stunden oder vielmehr seit gestern mit dem Anführer zu verbinden schien, formten sich plötzlich Worte in seinem Mund, über die er kaum weiter nachdachte. Hätte er es getan, so hätte er vermutlich selbst nicht sagen können, ob er sie so voreilig ausgesprochen hätte oder nicht. ...
Er trat leise an Minalcar heran, während die übrigen Männer überschwänglich nicht mehr auf ihn zu achten schienen und bat eindringlich:
"Nicht die Kinder, Minalcar! Nicht die Kinder, ich bitte dich! Ich bin mir sicher, dass es eine Möglichkeit geben wird, diesem Hof zu entreissen was wir benötigen, ohne dabei weiteres Blut zu vergießen!"
Minalcar vernahm Feredirs Worte. Er fragte sich, warum dieser Mann so mitleidig war. Er selbst war abgestumpft und kaltblütig geworden. Man konnte schnell selbst getötet werden, wenn man jemanden aus Mitleid verschonte. Feredir hatte anscheinend noch einiges zu lernen.
Feredir wiederholte seine Bitte noch einmal und Minalcar, der sowieso durch den ganzen Trubel, den seine Männer gerade veranstalteten, langsam aggressiv wurde, rutschte die Hand aus und er verpasste dem jungen Mann eine saftige Ohrfeige.
"Ruhe, verdammt nochmal!" brüllte der Anführer Feredir an. "Hier wird niemand verschont - verstanden? Sollen wir unsere eigenen Leben aufs Spiel setzen, nur damit ein paar dumme Gören überleben und uns am Ende noch im nächsten Dorf verpfeifen? Für wie bescheuert hältst du mich eigentlich?"
Minalcar wandte sich von Feredir ab, der sich etwas perplex die Wange rieb und sprach mit den Männern den Ablauf des Überfalls durch. Sinthoras' Beteiligung war sehr wichtig, denn einer wie er konnte den Überfall fast alleine durchführen.
Im Stillen fragte sich der Anführer jedoch, was mit den beiden Spitzeln war, die er dem Elben hinterhergeschickt hatte. Sie hätten längst zurück sein müssen. Das gefiel ihm nicht. Allerdings war jetzt keine Zeit, die zwei Männer zu suchen. Der Überfall auf den Bauernhof sollte möglichst rasch erfolgen, damit es zu keiner Gegenwehr kam.
Ohne weiter auf Feredir zu achten, gab Minalcar seinen Männern und dem Elben den Befehl, zum Bauernhof zu eilen und den Überfall durchzuführen.
Feredir verlor auf seinen ohnehin schon unsicheren Beinen den Halt. Er tat einen Ausgleichsschritt zur Seite und stieß mit der Schulter gegen Anaaq, der dicht neben ihm stand. Eine der Krücken fiel zu Boden und während der Haradan offenbar im Reflex nach ihm griff und ihn stütze, fühlte Feredirs Hand nach seiner Wange, die sich merklich rötete. Er spürte die Hitze darin und fühlte den Schlag noch einige Zeit nach.
Die Antwort war deutlich gewesen und Feredir wurde klar, dass er wohl nichts für diese Menschen tun konnte, ohne sein eigenes Leben zu gefährden. Betreten senkte sich sein Blick. Selbst wenn er gewollt hätte und es nicht eine absolute Dummheit gewesen wäre, wäre es ihm unmöglich gewesen, vorauszueilen um irgendetwas zu unternehmen.
Er spürte Anaaqs Hand auf der Schulter und fühlte, wie der sie für einen kurzen Augenblick drückte, bevor er ihm die gefallene Krücke reichte und ihn dann merklich entschlossen stehen ließ und sich der Gruppe näherte, die sich um Minalcar geschart hatte.
Anaaq, der sich während des gesamten Marschs in Feredirs Nähe gehalten hatte, war auch jetzt nicht von dessen Seite gewichen.
Die Bitte des Mannes, man möge die Kinder verschonen, überraschte den Haradan. Die Reaktion ihres Anführers auf diese Bitte jedoch weniger. Für einen kurzen Moment hatte Anaaq den Atem angehalten und konnte gerade noch zugreifen, als Feredir seine eine Krücke verlor und zur Seite taumelte.
Nur sein Reflex vermied, dass der Andere vollends den Halt verlor. Erst als der Haradan das Gefühl hatte, dass Feredir sein Gleichgewicht wieder gefunden hatte, drückte er diesem kurz die Schulter bevor er ihm die verlorene Krücke wieder reichte.
Die Entscheidung Minalcars gefiel Anaaq ebenso wenig wie Feredir. Er warf ihm noch einen kurzen Blick zu, bevor er sich von ihm löste und näher an die Gruppe um ihren Anführer herantrat. Als er sich an Minalcar wandte, war ihm durchaus bewusst, dass er sich auf einem schmalen Grat bewegte. Wieder einmal, wie schon so oft, senkte er seine Stimme. "Minalcar, ich weiß, dass Dir nicht daran gelegen ist Zeugen für unser Tun zu haben. Aber die Kinder ließen sich auf einigen Märkten gut verkaufen. Das würde etwas einbringen und vielleicht würden sich damit auch noch Verbündete finden lassen. Gute Kämpfer wären etwas, das uns gut gelegen käme."
Nach einem kurzen Blick in das Gesicht ihres Anführers trat er fast unmittelbar nach seinen Worten einen Schritt zurück.
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Minalcar drehte sich um und schnappte nach Luft, während bereits die ersten Männer losstürmten, um das Vorhaben in die Tat umzusetzen.
"Du sprichst, wie immer, mit gewandter Zunge, Haradan",entgegnete der Anführer ein wenig ruhiger, aber mit gefährlich drohendem Unterton in der Stimme. "Du weißt aber auch, dass es nicht so einfach sein wird, hier in diesem Land einen Markt zu finden, wo man Gören verkaufen kann. Das haben wir alles unserem sauberen Truchseß und seinen speichelleckenden Söhnen zu verdanken. Wir müssten also diese Gören bis nach Pelargir hinunterschleifen, wo Denethors langer Arm nicht so gut hinreicht. Du hast dir aber nicht überlegt, dass wir die Gören durchfüttern und bewachen müssen bis dahin. Dieser Aufwand lohnt sich nicht! Es bleibt also bei meinem Entschluss! Das ist mein letztes Wort!"
Mit diesen Worten wandte er sich von Anaaq und Feredir ab und eilte seinen Männern hinterher, die sich auf den Weg zum Bauernhof machten.