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Willkommen in Ithilien, Wanderer!
Dies war ein Rollenspiel rund um die Bewohner von Gondor
drei Jahre vor dem Ringkrieg.

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Dieses Thema hat 154 Antworten
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 Archiv - Valanya, 26 Nárië 3016 DZ
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NPC Offline




Beiträge: 3.383

04.12.2008 06:51
#26 Rondaria — Dorf an der Südstraße — Valanya, 26 Nárië 3016 DZ — Morgen Zitat · Antworten

Miléndra



Das Mädchen versteckte sich noch immer hinter Bardos. Es war ihr unangenehm, wie sie aussah und wie die Männer miteinander kommunizierten. Sie fühlte sich sehr fehl am Platz. Aber Bardos Finger, welcher leicht ihre Hand streichelte und so versuchte ihr Sicherheit zu geben, tat unendlich gut.

Schließlich hob Bardos sie sogar hoch und trug Miléndra zu seinem Pferd. Das war auch gut so, denn das Mädchen war erschöpft und wurde erneut von einem Husten reiz geschüttelt. Als Bardos sie allerdings fragte, wohin er sie bringen sollte, machte Miléndra große Augen.

„Was? ... Nein, ich muss nach Hause! Bitte! Ich bin schon viel zu spät! Bitte, lasst mich gehen!“ Diese Männer wollten sie doch etwa nicht festhalten? Gegen ihren Willen? Sie musste nach Hause. Miléndra musste doch ihre Arbeiten erledigen.
„Bardos ... Ich bin bis jetzt ganz gut zurecht gekommen.“ Doch Miléndra wusste, dass sich der junge Mann damit nicht zufrieden geben würde.
Das Mädchen seufzte und fügte dann leiser hinzu: „Meine Tante, die Schwester meiner Mutter, sie wohnt mit ihren drei Kindern in einem kleinen Haus am Ende des Dorfes.“

Miléndra beobachtete wie der ältere Mann einen Mantel heraus kramte und ihr über die Schulter legte. Dafür bekam er ein knappes Lächeln geschenkt, bevor sich die junge Frau darin einwickelte.

Die Männer wollten wohl unter vier Augen miteinander reden. Deshalb blieb Miléndra ruhig auf Thalions Rücken sitzen und wartete ab. Das Folgende war nicht für die Ohren des Mädchens bestimmt.

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Bardos Offline




Beiträge: 711

04.12.2008 09:48
#27 Rondaria — Dorf an der Südstraße — Valanya, 26 Nárië 3016 DZ — Morgen Zitat · Antworten

Bardos sah das Mädchen mitleidig an, als sie meinte, dass sie nach hause musste. Ihm war schon immer schleierhaft gewesen, wie Menschen, besonders Frauen, die von Männern schlecht behandelt wurden, trotzdem immer brav wie Lämmer zu ihnen zurückkehrten um sich weiter misshandeln zu lassen. Miléndra brauchte eindeutig einen Menschen, der ihr sagte, dass sie dies nicht musste. Dass es noch ein anderes Leben ohne Gewalt gab …

Der junge Mann nickte nur zu dem Vorschlag des Mädchens zuerst zu ihrer Tante zu reiten. Bevor Bardos mit Arvellon ein Stück abseits ging, fasste er die kalte Hand Miléndras an und sagte warm: »Ich bin gleich wieder da. Habe keine Angst! Arvellon ist ein … Freund von mir.« Noch einmal streichelte er ihre Hand und ging dann mit Arvellon ein Stück weg.

Der junge Mann war sich bewusst, was Arvellon ihm vorwarf. Nun ja, von Soldaten konnte man nichts anderes erwarten … Doch im Grunde genommen war er gar kein Soldat mehr und er würde nicht einfach ein schönes Mädchen so ausnutzen.

»Ihr missversteht die Situation, Arvellon«, begann der junge Mann eindringlich, aber leise. »Das Mädchen ist von der Klippe gestürzt und wäre beinahe ertrunken. Ich habe sie gerettet … Doch als ich ihre nassen Kleider ausgezogen hatte«, Bardos blickte kurz zu Miléndra, welche sehr elend aussah, »… Sie wird von ihrem Vater geschlagen …« Wieder machte sich Wut über diese Bosheit in Bardos Stimme bemerkbar. »Scheinbar ist er nicht zufrieden damit, dass Miléndra nur ein Mädchen ist. Seine Wut darüber lässt er scheinbar viel zu oft an ihr aus … Ich kann nicht einfach weiterreiten und sie ihrem grausamen Schicksal, in das sie sich so selbstverständlich gefügt hat, überlassen … Wie kann ich meine Schwester retten, wenn ich hier in diesem Dorf ein Mädchen den Fängen eines unmenschlichen Vaters überlasse? Begehe ich damit nicht den selben Fehler, mit welchem ich meine Schwester ins Unglück stürzte?«

Bardos schaute auf den Boden, denn er schämte sich dafür, dass er seine Schwester nicht retten hatte können. Er fühlte sich schuldig für ihr Schicksal und er wollte alles daran setzen seinen Fehler rückgängig zu machen.

»Ich weiß nicht genau, was ich tun kann … Wenn Ihr einen Rat wisst, so bin ich dafür offen. Ich weiß auch nichts weiter über ihre Lebensverhältnisse. Ich schlage vor, dass wir erst einmal zu ihrer Tante gehen und mehr in Erfahrung bringen. Aber tun müssen wir etwas — ich hoffe, Ihr seid mit mir da einer Meinung.«

Der junge Mann schaute Arvellon ernst an. Egal, was Arvellon sagen würde, für ihn stand fest, dass er Miléndra helfen würde. Komme, was da wolle.


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Arvellon Offline

Adliger des Südens


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04.12.2008 11:02
#28 RE: Rondaria — Dorf an der Südstraße — Valanya, 26 Nárië 3016 DZ — Morgen Zitat · Antworten

Trotz dass es eine ziemlich abenteuerliche Geschichte war, die Bardos ihm da erzählte, versuchte Arvellon ihm zu vertrauen und Glaube zu schenken, gerade nachdem dieser es ihm vorgemacht hatte. Der aufgewühlte Grund des Sees, die nasse Kleidung des Mädchens, eigentlich sprach nichts gegen seine Schilderung der vergangenen Ereignisse. Er biss sich leicht auf die Unterlippe. Von ihm aus konnten ie Wochen und Monate in diesem kleinen Dorf bleiben, doch war es nicht eigentlich in Bardos Interesse, dass sie möglichst zügig vorankamen?

»Was soll ich Euch raten, Ihr seid halsstarr wie ein Zwerg, egal ob ich Euch rate Euch rauszuhalten oder nicht. Aber wie dem auch sei, ich will Euch helfen, wenn ich es vermag.«
Er dachte einen Augenblick über die Situation nach. Ihn von der Unschuld seines Begleiters zu überzeugen war ja denkbar einfach, doch jeder andere wäre da nicht so leichtgläubig! Nein, zu ihrem Vater zurückschicken sollten sie das Mädchen wirklich nicht. Nachdenklich blickte er zu ihr. Sie wirkte ziemlich eingeschüchtert, wie sie auf Thalion saß und darauf wartete was die Männer über sie befanden.

»Ich weiß nicht was genau wir machen können, um ihr zu helfen, noch weiß ich, ob sie unsere Hilfe haben möchte! Aber zunächst zu ihrer Tante zu gehen ist vielleicht das Beste. Aber zieht Euch bitte vernünftig an, wie es sich für Euren Stand gehört, sonst glaubt man doch Ihr hättet sie bloss verführt! Meine Absicht war ebenfalls zu baden und frische Kleidung anzulegen. Auf ersteres werde ich wohl für den Moment verzichten müssen, denn wir sind in Eile, wenn wir verhindern wollen, dass das Mädchen krank wird von der Kälte!«

Mit diesen Worten nickte er Bardos kurz zu, dann dem Mädchen und verschwand dann hinter einigen Büschen, wo er ich ungestört umziehen konnte. Zudem fand er es sinnvoller, wenn Bardos der jungen Frau mitteilte, was sie nun vorhatten.

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Bardos Offline




Beiträge: 711

04.12.2008 11:20
#29 Rondaria — Dorf an der Südstraße — Valanya, 26 Nárië 3016 DZ — Morgen Zitat · Antworten

Bardos staunte nicht schlecht, als Arvellon ihm die Halsstarrigkeit eines Zwerges vorwarf. Bardos hatte bisher noch nie einen Zwerg gesehen, doch er hatte aus Geschichten gehört, dass diese ein sehr streitsüchtiges Volk waren und vor allen Dingen mit Elben nicht auskamen.

Er selbst fand sich jedoch gar nicht halsstarrig. ›Wie kann Arvellon nur daran denken sich herauszuhalten und einfach wegzusehen?‹ Natürlich wäre das einfacher, aber was war mit dem Gewissen?

Bardos nickte nur, als Arvellon ihm riet sich richtig anzuziehen. Am Ende würde ihm keiner glauben, dass er Miléndra gerettet hatte. Er drehte sich um und ging zu Miléndra, die sich den Mantel um den Körper gewickelt hatte. Bardos legte ihr nun noch seine warme Decke über die Beine. Anschließend fasste er sie noch einmal an der Hand und lächelte sie an.

Aus seinem Gepäck suchte er ein weiteres graublaues Hemd, welches zu seiner Augenfarbe passte. Nachdem er es sich über den Kopf gezogen hatte und die Arm in die Ärmel fädelte, sagte er zu Miléndra: »Wir gehen erst einmal zu deiner Tante. Dort kannst du dich aufwärmen. Und dann sehen wir, was ich für dich tun kann!«

Bardos hielt damit inne sein Hemd in die Hose zu stecken und ergriff abermals Miléndras Hand: »Ich werde jedenfalls nicht zulassen, dass er dich wieder schlägt, Miléndra. Du bist so … Niemand darf dir wehtun!«

Rasch ließ er wieder ihre Hand los, als er merkte, dass er mit zu viel Gefühl gesprochen hatte. ›Es bringt gar nichts, Bardos, wenn du nun auch noch tiefere Gefühle für sie entdeckst. Du bist bald wieder hier weg und dann wird sie nichts sein, als eine Erinnerung, der verblasst.‹

Bardos steckte sein Hemd richtig in die Hose. Als er sich umblickte und nach seinen Stiefeln Aussschau hielt, fiel ihm ein, dass diese ja noch an einer anderen Stelle am Ufer lagen. »Ich muss noch meine Stiefel, mein Schwert und andere Sachen dort drüben holen. Soll ich schnell hinüberlaufen, oder sollen wir alle drei gemeinsam dorthin?

Bardos war sich nicht sicher, ob Miléndra mit Arvellon allein bleiben wollte, deshalb fragte er das Mädchen lieber.


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06.12.2008 11:44
#30 Rondaria — Dorf an der Südstraße — Valanya, 26 Nárië 3016 DZ — Morgen Zitat · Antworten

Miléndra



Während die beiden Männer sich unterhielten blieb Miléndra ruhig auf dem Pferderücken sitzen und wickelte sich fest in Mantel und Decke ein. Traurig sahen ihre Augen umher. Sie hatte Angst. Angst, was jetzt passieren konnte. Bisher war sie doch ganz gut alleine zurecht gekommen. Sicher hätte Miléndra gerne ihr Leben mit einem anderen getauscht, doch sie kannte es nicht anders. Für sie war es normal, dass Kinder von ihren Eltern geschlagen wurden. Ihr Vater sagte ja auch immer er hätte das Recht dazu. Und Miléndra hatte von Klein auf gesagt bekommen, dass dieser Mann immer Recht hatte.

Bardos kehrte nun zu ihr zurück. Er war angezogen. Richtig edel sah der junge Mann aus. Musste wohl von adeligem Geschlecht sein, dachte sich Miléndra. Sicherlich musste er auch nicht auf jeden Groschen schauen wie ihre Eltern. Der Mann sah aus als könnte er gut leben mit dem was er hatte. Kurzzeitig verfing sich Miléndras Blick in seinen wunderschönen Augen.

„Mh ... zu meiner Tante ... ja. Aber ich muss doch nach Hause!“
versuchte es das Mädchen noch einmal. Aber sie wusste ja, dass es nicht helfen würde. „Ich würde lieber mit Euch zu Euren Sachen gehen.“ Der ältere Mann war ihr dann doch ein wenig unheimlich und alleine mit ihm hier zu warten ... nein, das wollte sie nicht.

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Bardos Offline




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06.12.2008 12:07
#31 Rondaria — Dorf an der Südstraße — Valanya, 26 Nárië 3016 DZ — Morgen Zitat · Antworten

Bardos seufzte, als das Mädchen abermals damit begann, dass sie nach hause musste. Er würde auch mit ihr nach hause gehen, doch das würde ihr Vater gewiss nicht unbeschadet überstehen. Allein bei dem Gedanken Miléndras Vater das heimzuzahlen, was er seiner Tochter angetan hatte, kribbelte es ihm in den Fingerspitzen.

Die üblen Gedanken verflogen jedoch gleich, denn ein Grinsen machte sich auf Bardos Gesicht breit, als das Mädchen sagte, dass sie lieber mit ihm zu den Kleidern gehen wollte. ›Sehr einnehmend wirkst du also nicht auf andere Menschen, Freund Arvelleon‹, sagte er in Gedanken zu ihm. Da trat er schon aus dem Gebüsch, doch diesmal sah er bedeutend gepflegter aus, denn er hatte seine Adelskleider angelegt. Sogar die Haare hatte er sich gekämmt! Rasch packte Bardos sein Kleiderbündel wieder zusammen und befestigte es hinten am Sattel.

Auf dem Weg um den See

Bardos nickte dem anderen Mann kurz zu und nahm dann die Zügel von Thalion in die Hand. »Dann gehen wir!«, sagte er entschlossen und begann loszulaufen. Er lief nicht auf dem schmalen Pfad, sondern im weichen Gras daneben. Die Sonne schien mittlerweile schon sehr warm und Bardos fror gar nicht mehr. Ein Blick zu Miléndra ließ ihn jedoch wissen, dass ihr noch sehr kalt war. »Du solltest dein Haar über den Mantel machen. Die Sonne wird es so schneller trocknen«, empfahl er ihr.

An der Kreuzung, wo der Weg zum Dorf begann, den sie vorhin gekommen waren, bog Bardos nach rechts ab, um zu seinen Kleidern zu kommen. Sie hingen, bzw. lagen noch unberührt an einer uneinsichtigen Stelle. Rasch lief Bardos hin. Er zog seine Stiefel an, hing sich seinen gut gefüllten Geldbeutel um und legte auch sein Schwert um. Dann verschwanden auch die Dolche an ihren gewohnten Stellen. Schließlich nahm Bardos noch die leidlich gewaschene Hose und die trockene Weste und lief zu den beiden anderen, die nur wenige Schritte entfernt standen.


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Arvellon Offline

Adliger des Südens


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08.12.2008 01:36
#32 RE: Rondaria — Dorf an der Südstraße — Valanya, 26 Nárië 3016 DZ — Morgen Zitat · Antworten

Flüchtig, aber ordentlich zog Arvellon sich um. Er wusste wie er sich kleiden musste, wenn er von Fremden nicht ausgrenzend betrachtet werden wollte, doch bargen diese Kleidungsstücke seiner Familienfarbe und mit seinem Familienwappen immer die Gefahr erkannt zu werden. Davon ab, dass er das fremde Mädchen sowie Bardos dieser Gefahr gerade ebenfalls ausgesetzt hatte. Immerhin hatten er und sein Begleiter bessere Chancen ihren Willen durchzuziehen, wenn sie beide als Wohlhabende auftraten.

Nach kaum mehr als wenigen Minuten trat Arvellon wieder zu den anderen beiden. Bardos grinste gerade als wären ihm die Valar persönlich erschienen und hätten ihm und seiner Liebe zu diesem Mädchen die Hand gereicht. Der Dûnadan wünschte sich für den Moment nicht mehr, als dass sein Gefährte aufhörte wie frisch verliebt auszusehen, das würde wohl wenig helfen, wenn sie bei der Familie des Mädchens auftauchten.

Andererseits... Wieso sollten sie nicht gerade dies tun, um em Mädchen die Chance auf ein anderes Leben zu bieten? Schweigend ging er neben Bardos, Thalion und dem Mädchen her und überlegte weiter, blieb jedoch schnell an dem punkt stecken, an dem es darum ging, wo das Mädchen hinsollte. Sie konnten da machen was sie wollten, Bardos war im Moment damit beschäftigt seiner Schwester zu helfen, in einem Gebiet, das nichtmehr sicher zu sein schien. Da war die Aussicht auf Prügel eines Vaters noch mild gegen.

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08.12.2008 10:43
#33 Rondaria — Dorf an der Südstraße — Valanya, 26 Nárië 3016 DZ — Morgen Zitat · Antworten

Miléndra



Auch der ältere Mann hatte sich umgezogen und Miléndra staunte nicht schlecht. Auch dieser war ziemlich edel gekleidet. Zumindest machten die Kleidungsstücke einen viel besseren und wertvolleren Eindruck als die wenigen, einfachen Kleider, welche sie besaß. Etwas neidvoll sah sie die Männer an, während sie gemeinsam zu Bardos Sachen gingen. Die beiden Männer schritten neben Thalion her, auf welchem sie saß. Dazu hatte sie doch gar kein recht, das war doch nicht ihr Pferd ... diese Gedanken gingen ihr durch den Kopf. „Seit Ihr reich?“ fragte sie nun die Männer. Denn selten kamen solche Fremde hier vorbei und Miléndra war eben von Grund auf Neugierig. Sie kannte so etwas eben einfach nicht.

Als Bardos alles eingesammelt hatte machten sie sich auf den Weg zum Haus der Tante. Miléndra schwieg nun die ganze Zeit über. Sie hatte noch immer große Angst. Vater würde wütend werden. Miléndra kannte ihn nicht anders. Aber sie hatte sich damit abgefunden. Jetzt hatte sie auch Angst, dass das Einmischen von Bardos die ganze Situation noch verschlimmern könnte. Ihre Mutter hatte oft versucht sie zu schützen, doch war sie auch nicht immer zur Stelle. Was wenn ihr Vater mal wirklich keine Kontrolle mehr über sich hatte und sie versehentlich zu Tote schlug?

Vielleicht war es doch besser wenn die beiden Fremden einfach nur weiterziehen würden und alles beim Alten blieb. Denn Miléndra selbst wusste keinen Ausweg. Sie hatte sich schon ihr ganzes Leben lang Gedanken darüber gemacht und war nie zu einem Ergebnis gekommen. Wie konnte Bardos nun in kurzer Zeit einen Weg finden?

Bei Lorandes Hütte

Irgendwann kam endlich das Haus ihrer Tante in Sicht. Zum Glück mussten sie nicht durch das ganze Dorf. Miléndra hatte große Angst, dass man sie sah und sofort erkannte. Ihre Tante Lorande war Witwe, schon seit geraumer Zeit. Sie lebte mit ihren zwei erwachsenen Söhnen in diesem Haus. Ohne ihre Söhne, welche alles für ihre Mutter taten und die kleine Familie durchbrachten, hätte sie es wohl sehr schwer als alleinstehende Frau gehabt.

Miléndra mochte ihre Tante sehr. Sie war eine liebe Frau und ihrer Mutter so ähnlich. Aber sie war aufgeschlossener als Miléndras Mutter, was wahrscheinlich daran lag, dass sie eben nicht mit einem solchen Mann, wie Miléndras Vater, zusammen lebte. Das junge Mädchen durfte ihr Tante und ihre Vettern aber leider nicht oft besuchen. Der Vater glaubte die ältere Frau würde seiner Tochter Flausen in den Kopf setzen und ihr Märchen erzählen.

Endlich hatten sie ihr erstes Ziel erreicht. Lorande leerte gerade einen Eimer mit schmutzigem Wasser vor dem Haus aus und ihr Blick fiel sofort fragend auf Miléndra und die zwei fremden Männer an ihrer Seite.

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Bardos Offline




Beiträge: 711

09.12.2008 07:38
#34 Rondaria — Dorf an der Südstraße — Valanya, 26 Nárië 3016 DZ — Morgen Zitat · Antworten
Bardos hatte nicht auf die Frage nach seinem Reichtum geantwortet. Ihm war beigebracht worden, dass man über Geld nicht sprach, besonders, wenn man wie er immer mehr besitzen würde, als viele andere. Für ihn spielte Geld deshalb auch eine untergeordnete Rolle und, dass das Mädchen ihn so offen danach fragte, berührte ihn peinlich.

Bei Lorandes Hütte

Bald waren sie an einem kleinen Haus angekommen, wo Miléndras Tante wohnte. Vor dem Haus stand auch eine ältere Frau, welche dunkles, mit silber durchwirktes Haar hatte. Sie betrachtete die kleine Gruppe kritisch und wartete, bis sie ankamen. Als weder Miléndra noch die Frau etwas sagten, ergriff Bardos das Wort.

»Seid gegrüßt …« Wieder fiel Bardos der Name der Tante nicht ein. Oder hatte ihn Miléndra gar nicht erwähnt gehabt? »Mein Name ist Bardos, Barados Sohn und mein Begleiter nennt man Arvellon. Wir kommen aus Minas Tirith und sind nur auf der Durchreise …«

Bardos blickte unsicher zu Miléndra, doch diese hatte den Kopf gesenkt und kam dem jungen Mann nicht zur Hilfe. »Eure …«, Bardos hoffte inständig, dass sie nun an der richtigen Adresse waren und diese Frau tatsächlich mit dem Mädchen verwandt war, »Nichte Miléndra … Sie hatte einen Unfall … Sie wäre fast ertrunken, wenn ich sie nicht aus eurem See gerettet hätte …«

Bardos blickte der älteren Frau geradewegs in die Augen, welche ihn skeptisch und auch etwas unfreundlich musterte. Sie sollte sehen, dass er nichts zu verbergen hatte. Dann wandte er sich jedoch ab und ging zu Thalion. Behutsam half er Miléndra beim Absteigen und nahm sie abermals auf seine Arme.

»Wo kann ich sie hintragen?«, fragte Bardos bestimmt, während er bemerkte, dass Miléndra und ihre Tante vielsagende Blicke austauschten.

»Hier herein. Folgt mir!«, sagte nun endlich die Tante und ging ins Haus voran.

Bardos sah im Augenwinkel, wie Arvellon Thalion festband und ihnen dann ebenfalls folgte. Miléndras Tante führte die drei in ihre Küche, wo ein lustiges Herdfeuer brannte. Dorthin stellte sie einen einfachen Holzstuhl und wies Bardos an, Miléndra dort hinzusetzen. Sie goß derweil warmes Wasser in eine Schüssel, stellte sie vor das Mädchen und stellte deren Füße hinein. Wieder sprachen ihre Augen Bände, doch Bardos war sich nicht sicher, ob sie von Miléndra auch die gewünschten Antworten erhielt. Schließlich drückte sie Miléndra noch einen Becher heißen Kräutertee in die Hände.

Sie wandte sich um und sagte: »Ich danke Euch, Bardos, dass Ihr meiner Nichte geholfen habt. Ihr könnt sicher sein, dass ich mich nun um sie kümmere. Wir wollen Euch nicht länger aufhalten.«

Bardos warf Arvellon einen kurzen Blick zu. Die Frau machte es ihnen sehr einfach. Wenn sie jetzt einfach gingen, würde ihnen keiner einen Vorwurf machen können. Er hatte das Mädchen gerettet und nun auch jemand gefunden, der sich um sie kümmerte. Doch da blieb die Sache mit ihrem Vater.

Bardos straffte sich und erwiderte: »Gute Frau …« ›Verflixt, warum weiß ich nur nicht ihren Namen?‹ »Es gibt noch etwas …« Bardos stockte, doch dann sah er, wie sich die Augen der Frau verengten und sie ihn lauernd anblickte. »Nein … Nicht, was Ihr denkt … Ich habe nicht …« Bardos ließ den Satz unbeendet, denn wie die Frau, war auch sein Blick zu Miléndra gewandert, welche ihre Tante voller Unschuld und nicht verstehend anschaute.

›Wie unschuldig sie ist‹, seufzte Bardos innerlich und sein Blick wurde eine Spur weicher. Er errötete leicht, als er merkte, dass die Tante ihn nun wieder anschaute. Bardos räusperte sich und fuhr fort: »Es geht um etwas Ernstes … Als ich … « ›Nein, es wäre nicht gut, zu sagen, dass du Miléndra ausgezogen hast …‹»Miléndra … Sie hat … Sie sagte, dass ihr Vater sie schlägt.«

Endlich waren die Worte heraus und fielen wie dumpf auf den sauber gefegten Fußboden. Es war, als wären die beiden Frauen erstarrt und Miléndra schien im Stuhl noch weiter zusammengesunken zu sein. Doch es waren die Augen der Tante, die Bardos gefangen hielten.

»Ich … Ich werde nicht eher abreisen, bis ich nicht weiß, dass dem Mädchen nichts weiter passiert!«


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Arvellon Offline

Adliger des Südens


Beiträge: 455

11.12.2008 00:16
#35 RE: Rondaria — Dorf an der Südstraße — Valanya, 26 Nárië 3016 DZ — Morgen Zitat · Antworten

Stillschweigend war Arvellon Bardos, Thalion und der auf dem Pferd befindlichen Miléndra gefolgt. Auch er reagierte nicht auf die Frage der jungen Frau, ob sie reich seien. Über Geldnöte musste er jedenfalls nicht klagen, er wusste, wie er schnellstmöglich an Geld kam, wenn er welches brauchte, ausserdem musste er nur seltenst irgendetwas bezahlen. Und wenn er seine Familie besuchte, hatte er freie Verfügung auf sein Erbe. Wenngleich er es nicht brauchte.

Sie gingen zu einem Haus, etwas abseits des Dorfes gelegen, in dem augenscheinlich die Tante des Mädchens leben musste. Zunächst starrte die alte Frau vor der Hütte sie nur zornig an, doch als Bardos sie vorstellte und die Begebenheiten kurz erklärte, bat sie sie hinein.
Der Waldläufer band noch das Pferd seines Gefährten an, um diesem eine weitere Suche nach dem tier zu ersparen, dann folgte er den anderen, blieb aber nahe der Tür stehen.

Die Blicke, die Miléndra mit ihrer Tante austauschte, sprachen Bände. Die alte Frau schien genau zu wissen, was in ihrer Nichte vor ging, doch schien sie Bardos Absichten nicht erkennen zu können, denn sie funkelte den jungen Adeligen immer wieder zornig an. Die Spitze der Situation war erreicht, als Bardos sein Wissen kund gab, dass Miléndra die Hand und die Wut ihres Vaters häufig zu spüren bekam. Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, wurde es still im Raum. Alles schien Bardos anzustarren, Menschen, Gegenstände.
Wusste die Tante des Mädchens etwa von den Schlägen, die Miléndra bekam? Vielleicht war sie die Schwester eben jenes Mannes. Ob sie sich in diesem Fall wohl gegen ihren Bruder aussprechen würde?

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14.12.2008 09:10
#36 Rondaria — Dorf an der Südstraße — Valanya, 26 Nárië 3016 DZ — Morgen Zitat · Antworten

Miléndra



Miléndra bemerkte sofort den Blick, welchen ihre Tante den beiden fremden Männern zuwarf. Dieser lies sie auf dem Pferd ganz klein werden und das Mädchen brachte keinen Ton heraus. Was sollte sie auch sagen? Dass sie den jungen Mann heimlich beim Baden beobachtete hatte und deshalb ins Wasser gestürzt war? Nein, das konnte sie nicht. Schließlich war sie immer ein artiges Mädchen gewesen und artige Mädchen taten so etwas für gewöhnlich nicht.

Aber Miléndra wusste auch, dass sie bei ihrer Tante in Sicherheit und gut aufgehoben war. Sie war stets freundlich zu ihr gewesen und die kurze Zeit die sie ab und an bei ihr und ihren beiden Söhnen verbringen durfte, genoss das Mädchen in vollen Zügen. Dazu kam, dass Lorande über die Verhältnisse bei ihrer Schwester zu Hause bescheid wusste und diese natürlich nicht gut hieß. Sie mochte Miléndras Vater nicht sonderlich, aber das war nur verständlich.

Miléndra hatte einige Blicke mit ihrer Tante gewechselt, welche so viel sagten wie 'Schick mich nicht weg' und 'Die Männer haben mir nichts getan'. Aber das ganze wollte sie momentan noch unausgesprochen lassen. Gerade war sie so in den Gedanken, wie es nun weiter gehen sollte, versunken, als Bardos wieder an sie herantrat und sie vom Pferd hob. Erschrocken zuckte Miléndra kurz zusammen, ließ es dann jedoch geschehen. Doch den Gefallen sie nun auf eigenen Füßen stehen zu lassen, tat er ihr nicht, sondern trug sie hinter ihrer Tante her in das kleine Häuschen.

Dort angekommen wurde sie erstmal auf einen Stuhl gesetzt, ihre Füße in eine Schüssel mit warmen Wasser gesteckt und ihr von der Tante ein Tee gebracht. Es war schön so umsorgt zu worden und Miléndra merkte wie es ihr gleich ein wenig wärmer wurde. Trotzdem hatte sie noch immer Arvellons Mantel eng um den Körper geschlungen, um sich so noch mehr Wärme zu verschaffen.

Den Wortwechsel zwischen Bardos und ihrer Tante verfolgte das Mädchen schweigend. Immer wieder lief ihr sonst blasses Gesicht sie rot an. Arvellon blieb stumm und verhielt sich recht unscheinbar. Miléndra beobachtete den älteren Mann eine Zeit lang. Er sah recht griesgrämig aus. Ob er wohl Kinder hat? fragte sich das Mädchen. Ob er die schlägt ..., gingen ihre Gedankengänge weiter, ehe sie sofort hellhörig wurde, als Bardos ihren Vater ansprach.
„Hab ich nicht!“ warf sie in den Raum. Sie hatte es ihm ja wirklich nicht erzählt. Einzig und allein hatte sie verlauten lassen, dass der Vater sehr streng war. Und Bardos war selbst darauf gekommen als er ihre unschönen Blutergüsse an ihrem Körper sah. „So ... nicht wirklich.“

Lorande wusste bescheid über die Erziehungsmaßnahmen dieses Mannes und sie hatte lernen müssen weg zu sehen, damit sie nicht selbst Ärger mit ihrem Schwager bekam.
Miléndras Tante wandte sich darauf hin wieder an Bardos. „Das ist nett gemeint, aber Ihr könnt nichts tun. Rendan ist ein verbitterter Mann ... doch das war er nicht immer. Früher war er ein guter Mensch, welcher meine Schwester und seine Kinder über alles liebte. Doch er hat sich verändert und wir können nichts dagegen tun. Wir wollten ihm helfen, doch er lässt uns nicht. Auch Ihr könnt nichts ausrichten.“

Miléndra hatte ihren Blick nun auf ihre zitternden Hände gelegt, welche den Teebecher umklammert hielten. „Ich muss schnell nach Haue ...“ versuchte sie es erneut.

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Bardos Offline




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16.12.2008 05:49
#37 Rondaria — Dorf an der Südstraße — Valanya, 26 Nárië 3016 DZ — Morgen Zitat · Antworten

Bardos hörte die Worte der älteren Frau, welche noch immer nicht ihren Namen genannt hatte. Sie erklärte ein wenig die Begleitumstände, doch für Bardos waren das nur Ausflüchte. Egal, was die Gründe dafür waren, warum er so handelte, niemand durfte einfach die Augen verschließen, wenn einem anderen Menschen Unrecht getan wurde. Schon gar nicht, wenn es jemanden der eigenen Familie betraf.

»Entschuldigt …« Bardos stockte wieder, weil ihm der Name nicht bekannt war.

»Lorande«, erwiderte die ältere Frau.

»Entschuldigt Lorande«, begann Bardos von neuem und lächelte die Frau kurz an, bevor sein Blick abermals ernst wurde. »Ich kann sehr wohl etwas ausrichten! Es gibt immer einen Weg und eine Alternative für das Leben, welches man bisher lebte … Wenn es Euch oder den anderen Familienmitgliedern Miléndras nicht möglich ist, ihr zu helfen, so nehmt meine Hilfe an!«

Bardos stellte sich nun etwas bequemer hin und legte die Hände an seinen Hosenbund. Seine linke Hand umfasste den Schwertknauf, während die rechte mit einer Schlaufe seiner Hose spielte, welche sonst einen Gürtel beherbergte. Doch der Gürtel war nun um Miléndras Taille …

»Am besten wäre es wohl, wenn Miléndra heiratete …«

Bardos bemerkte, dass er am völlig falschen Ende begonnen hatte, denn alle drei reagierten auf ihre Weise mit Erstaunen und Verblüffung. Bardos räusperte sich, doch er spürte, dass seine Ohren glühten. Er hoffte, dass man dies bei den schlechten Lichtverhältnissen in der Küche nicht bemerken würde …

»Doch ich vermute, dass es hier in eurem Dorf oder der Umgebung keinen solchen Mann für Miléndra gibt … Sonst hätte er sie wohl schon lange aus den Fängen ihres Vaters befreit. Nun Arvellon … und auch ich … sind wohl kaum die geeigneten Männer, um Eure Nichte zu heiraten.«

Bardos schaute bewusst Lorande an und nicht Miléndra. Er befürchtete, dass ein winziger Teil in ihm doch der Meinung war, dass er für Miléndra geeignet wäre.

»Ich stamme aus gutem Hause und Ihr könnt in Minas Tirith Erkundigungen über mich einziehen. Sie werden von keiner schlechten Natur sein …«

Das stimmte nicht ganz. Zwar war Bardos tatsächlich aus einem sehr angesehenem Hause, doch seine Prügeleien und Sauftouren hatten seinen Ruf geschmälert und so würden wohl viele über ihn etwas schlechtes sagen, auch wenn er noch nie schlecht gegen eine Frau gehandelt hatte …

»Ich kann Miléndra als Dienerin in meinem Palast aufnehmen … Ihr würde es dort an nichts fehlen und die Arbeit wäre bestimmt nicht härter, als hier in diesem Dorf. Ich würde auf sie achten, als wäre sie meine Schwester … Wenn es ihr nicht bei mir gefiele, würde ich ihr auch eine andere gute Stellung in Minas Tirith suchen.«

Bardos bemerkte, dass der Schock über den Vorschlag bei Miléndra veraucht war und sie sich endlich zu Wort melden wollte, bevor er weiter sprach. Bardos Blick wanderte zu Arvellon und er versuchte zu erfassen, was dieser von seinem Vorschlag hielt … War es eine dumme Idee gewesen?


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Arvellon Offline

Adliger des Südens


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17.12.2008 23:55
#38 RE: Rondaria — Dorf an der Südstraße — Valanya, 26 Nárië 3016 DZ — Morgen Zitat · Antworten

Arvellon scharrte einmal leicht mit dem Fuß über den Boden, als Bardos sagte, dass es Miléndra wohl am meisten helfen würde, wenn sie einen mann fände, der sie ehelichte. Auch wenn Bardos wohl hoffen mochte, dass es keiner merkte, so sah er doch die Schamesröte, die Bardos Ohren erglühen ließ. er seufzte innerlich. Hoffentlich hatte der jüngere Mann nicht bereits im Ansatz sein Hilfsangebot zunichte gemacht. Dennoch wollte er selbst nicht eingreifen. Es war nicht seine Sache, er war nicht so verbohrt darin der jungen Frau zu helfen. er hatte zwar nichts dagegen, doch würde er nicht die treibende Kraft in diesem Gespräch spielen.

Bardos sprach weiter und machte seinen Fehler von gerade wieder gut, indem er nun einen sinnvollen Vorschlag hervorbrachte. Wenigstens auf den ersten Blick. Sein Begleiter fing seinen Blick ein und der Waldläufer nickte leicht, um ihn ein wenig in seinem Handeln zu bestätigen.
Doch sah er auch das Problem, dass sie Miléndra wohl kaum allein nach Minas Tirith schicken konnten. Auch konnten sie ihr keines ihrer Pferde leihen, da sie ja noch einer weiteren Person retten wollten. Wenn sich ihre Reise so weiterentwickeln würde, waren wohl bald alle Missstände zwischen Männern und Frauen bereinigt, aber die Schwester von Bardos würden sie so nicht nicht finden.

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21.12.2008 02:39
#39 Rondaria — Dorf an der Südstraße — Valanya, 26 Nárië 3016 DZ — Morgen Zitat · Antworten
Miléndra



Für Miléndra war Bardos in dieser kurzen Zeit schon ihr persönlicher Held geworden. Er hatte sie gerettet, sie ins Leben zurück geholt und nun wollte er ihr auch noch helfen und sie vor ihrem tyrannischen Vater beschützen. Doch sie zweifelte stark daran, dass es einen Weg geben würde dies zu bewerkstelligen. Außerdem hatte sie es die letzten 18 Jahre ertragen. Sie kannte das Leben nun mal nicht anders.

Als sie nun allerdings lauschte und plötzlich das Wort 'heiraten' erklang blieb ihr Mund offen stehen und ihr Körper vergaß einen Moment zu zittern. „Hei .. heiraten?“ Über so etwas hatte sie sich noch nie Gedanken gemacht. Wer sollte sie schon heiraten wollen? Und noch nie war ihr ein Mann über den Weg gelaufen, welchen sie ihr Herz hätte schenken wollen. Grundsätzlich hatte Miléndra zudem Angst vor Männern. Dass sie Bardos ihre Hilfe angeboten hatte, lag auch nur daran, dass er einfach ... anders war. Anders als die Männer, welche sie kannte.

Aber schon fuhr Bardos fort und was sie da hörte ... sie wusste nicht ob sie lachen oder weinen sollte. Miléndra sollte weg von hier? Nach Minas Tirith? In diese große Stadt? Und sie sollte diesem Mann dienen? War sie dann sowas wie ein Sklave?
„Ich ... ich kann nicht von hier weg! Mein Vater würde das niemals erlauben! Und Minas Tirith ... ich kenne mich da nicht aus. Und ich kann doch nicht weg von hier, von meiner Mutter und meinen Schwestern. Ich liebe sie und ich liebe meinen Vater!“ Zumindest hatte sie sich dies immer eingeredet. Eine Tochter musste ihren Vater lieben egal wie grausam er war. Das wurde ihr eingeredet.

Miléndra schlug die Augen nieder. Sie war so erschöpft und nun überschlugen sich auch noch die Ereignisse. Sie hatte große Angst vor Veränderungen. Aber irgendwie rückten diese unaufhaltsam näher. „Aber ich stehe in Eurer Schuld. Wenn ihr mich als Euren Diener möchtet ... werde ich nach Minas Tirith gehen. Ich kann wirklich hart arbeiten und brauche nicht viel. Ich verdanke euch mein Leben, darum gehört dieses wohl nun Euch.“ Mit Tränen in den Augen sah sie nun zu ihrer Tante, welche nur noch den Kopf schüttelte und Miléndra Tee nach schenkte.

„Ihr denkt sicher, dass dies alles sehr einfach wäre. Aber das ist es nicht. Mein Schwager wird niemals zulassen, dass das Mädchen geht. Da hat sie vollkommen Recht. Auch wenn es wohl das Beste für sie wäre.“

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21.12.2008 07:52
#40 RE: Rondaria — Dorf an der Südstraße — Valanya, 26 Nárië 3016 DZ — Morgen Zitat · Antworten

Die Zweifel dieses Mädchens waren berechtigt, immerhin kannte sie Bardos noch garnicht. Und auch Lorande schien nicht sehr begeistert zu sein.

»Ich denke, dass Miléndra und Lorande Recht behalten werden Bardos, Ihr könnt das Mädchen nicht einfach mit nach Minas Tirith nehmen. Ihr Vater wäre garantiert dagegen und noch dazu reiten wir zunächt in die entgegengesetzte Richtung, in die es Euch eigentlich mehr treiben sollte, als mich!«

Dann wandte er sich an Miléndra: »Euer Leben gehört niemandem, als Euch selber, Miléndra. Und auch wenn Bardos Euch das Leben gerettet hat, so hat er keinen Anspruch darauf, über Euch zu befehligen, wenn Ihr es nicht selber so wünscht. Und er würde auch nie einen solchen Anspruch erheben!«

Er schwieg einen Augenblick, darüber nachdenkend, ob er sich wirklich weiter einmischen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Alles was er sagen konnte, würde Bardos nicht gefallen, denn ihnenblieb wenigstens im Moment keine andere Wahl, als den Wunsch des Mädchens zu akzeptieren. Sie gegen ihren Willen mitnehmen oder gar verschleppen zu wollen, wäre noch um einiges schlimmer als alle Schläge, die ihr Vater dem Mädchen zufügen konnte. Vielleicht konnten sie auf der Rückreise noch einmal herkommen und dann noch einmal fragen, ob das Mädchen ihre Familie verlassen wollte. Der Zeitraum, den sie für die Überlegung haben würde, wäre gewiss nicht länger als zwei oder drei Wochen, eine Zeitspanne, die sie wohl würde überbrücken können.

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21.12.2008 11:11
#41 Rondaria — Dorf an der Südstraße — Valanya, 26 Nárië 3016 DZ — Morgen Zitat · Antworten
Bardos hörte sich die Worte aller an und war ein wenig auf sich selbst wütend, dass sie so schlecht ankamen. Dabei hatte er es doch gut gemeint und der Vorschlag war seiner Meinung nach gar nicht schlecht: Miléndra wäre außer Reichweite ihres Vaters und er selbst würde das schöne Mädchen jeden Tag sehen können …

›Also das ist es Bardos‹, schalt er sich selbst. ›Hier geht es um das Wohl des Mädchens und nicht um dein eigenes. Du solltest sie nicht wie einer der vielen Soldaten behandeln, die du selbst so verabscheust …‹

Doch als er nun auf Miléndra blickte, die so zerbrechlich in Arvellons Mantel aussah, konnte er nicht anders und er ging zu ihrem Stuhl. Dort ging er in die Knie und ergriff Miléndras Hand. »Miléndra«, sagte er und blickte sie ernst an. »Arvellon hat Recht. Dass ich dir in deiner Not geholfen habe, schenkt mir dein Leben nicht automatisch. Aber ich fühle mich verantwortlich für dich … Wie soll ich einfach weiterziehen, wenn ich weiß, dass du zwar weiterlebst, aber du schlecht behandelt wirst und Schmerzen erleiden musst?«

Behutsam streichelte Bardos Miléndras Hand, die trotz der Arbeit auf dem Hof doch ziemlich zart war.

»Ich mag dich nicht einfach hier lassen, wenn ich weiß, dass dein Vater dir wieder weh tut und dir niemand hilft. Es ist mir egal, was dein Vater sagt — Ich habe keine Angst vor ihm. Wenn du nicht mehr hier sein möchtest und dich nicht mehr dermaßen schlecht behandeln lassen willst, dann lass dir von mir helfen … Gewiss Minas Tirith ist groß, aber mein Palast ist sehr leer … Eigentlich lebt nur ein altes Dienerpaar mit mir dort. Aber hoffentlich kommt auch bald meine Schwester zurück und sie würde sich bestimmt über Gesellschaft freuen … Oder wir finden einen guten Bauernhof auf dem Pelennor … Wenn du aber partout nicht von hier weg möchtest, so müssen wir hier einen Ort finden, wo du sicher bist … Und ein paar Männer, die dich beschützen … Geld spielt keine Rolle …«

Bardos schlug bekräftigend auf seinen gut gefüllten Geldbeutel, der an seiner Hose hing. Er hoffte inständig, dass Miléndra ihm erlaubte, ihr zu helfen. Sie musste doch sehen, dass er nur ihr bestes wollte … Besorgt schaute er dem schönen Mädchen in die braunen Augen …


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28.12.2008 00:18
#42 Rondaria — Dorf an der Südstraße — Valanya, 26 Nárië 3016 DZ — Morgen Zitat · Antworten

Miléndra



Eingeschüchtert und mit leicht zitternden Knien sah Miléndra von einem Mann zum anderen und versuchte sich voll und ganz auf deren Worte zu konzentrieren. Leicht seufzte sie, denn das Mädchen kannte es nicht, dass man sich so um sie sorgte. Kaum jemand hatte das bisher getan. Und nun waren da plötzlich zwei Fremde, die von jetzt auf gleich ihr Leben verändern wollten. Miléndra musste zugeben leicht überfordert mit der ganzen Angelegenheit zu sein. Heute Morgen, als sie aufstand, war noch alles so wie immer gewesen. Ein ganz normaler Tag. Aber das sollte nicht so bleiben ... Veränderungen konnte man nicht aufhalten, das musste auch das Mädchen irgendwann einsehen.

Arvellons Worte zauberten ein schüchternes Lächeln auf ihr Gesicht. Ihr Leben gehörte ihr ... doch war sie so unendlich dankbar. Sie wollte all das bei Bardos wieder gut machen. Wenn er nicht in der Nähe gewesen wäre, Miléndra würde wohl irgendwo am Grunde des Sees treiben und es gäbe keine Hoffnung mehr für sie. Warum war sie nur so töricht gewesen und hatte Bardos beim Baden beobachtet? Warum musste sie nur immer so neugierig sein?

„Bardos ... wenn ich wählen müsste, zwischen diesem Leben und einem anderen ... ich würde das andere wählen. Selbst wenn das vielleicht bedeutet, dass ich meine Familie nie wieder sehe ...“ Miléndra wischte sich mit der Hand die Tränen aus den Augen und sah dann Bardos mit verschwommenen Blick an. „Aber ihr habt eine wichtige Mission wie mir scheint. Ihr müsst weiter. Aber ... wenn es euch keine Umstände macht, kommt anschließend hierher zurück. Wenn ihr nicht wieder kommt, werde ich damit leben können. Ich hab bisher immer damit leben können ...“ Miléndra verstummte und starrte in ihren Teebecher, welcher noch immer heiß dampfte.

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30.12.2008 11:07
#43 Rondaria — Dorf an der Südstraße — Valanya, 26 Nárië 3016 DZ — Morgen Zitat · Antworten

Bardos beobachtete das Mädchen, nein die junge Frau, die er mehr und mehr in ihr sah und verspürte in sich den dringenden Wunsch, sie zu beschützen. Ein Gefühl, welches er nicht kannte. Nur als Junge hatte er ein ähnliches Empfinden für seinen Hund gehabt, doch dieser hatte sich bald als sein Beschützer Bardos herausgestellt. Auch seine Kameraden wollte Bardos nie beschützen – ihnen beistehen ja, aber doch nie beschützen.

Miléndra jedoch wollte er unbedingt vor weiterem Gram schützen und sein Herz hüpfte bei ihren Worten, als sie sich für ein neues Leben entschied. Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht und seine Hände streichelten die weiche Haut Miléndras Hände. Wie gerne hätte er ihr nun auch eine Strähne bei ihren letzten Worten aus ihrem Gesicht gestrichen, doch die Anwesenheit von Lorande und Arvellon hielten ihn davon zurück.

Seine Stimme war sehr sanft, als er sagte: »Du bist eine mutige junge Frau, Miléndra. Ich glaube, dass du dich richtig entschieden hast. Du hast ein besseres Leben verdient und ich werde mein möglichstes tun, um dir dabei zu helfen.«

Bardos seufzte. Es war ihm gar nicht recht, dass er nun Miléndra hier zurück lassen sollte. Eigentlich hatte er auch gar keine Lust sich von dem schönen Mädchen zu trennen, für welches er sich so verantwortlich fühlte. Doch er musste auch seiner Schwester helfen, die in großer Not war und nur von ihm Hilfe erwarten konnte.

»Leider müssen wir tatsächlich weiter. Meine Schwester ist wohl in einer ebenso schlimmen, wenn nicht schlimmeren Lage, wie du. Ich muss ihr helfen … Doch ich werde, sofern ich nicht mein Leben lassen muss, auf jeden Fall hier vorbei kommen und dich holen …

Oder … Kannst du reiten? Dann kaufen wir dir ein Pferd und du kannst schon nach Minas Tirith reiten und dort in meinem Palast wohnen. Meine Diener werden auf dich achten …«


Bardos war nicht sicher, ob seine Idee gut war, doch so konnte er sicher sein, dass Miléndra nicht weiter von ihrem Vater misshandelt wurde und außerdem, dass sie sich es nicht noch einmal anders überlegen konnte. Bardos wollte sie unbedingt in seiner Nähe wissen, warum konnte er sich selbst gar nicht recht erklären.


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07.01.2009 05:51
#44 RE: Rondaria — Dorf an der Südstraße — Valanya, 26 Nárië 3016 DZ — Morgen Zitat · Antworten

Arvellon hob eine Augenbraue bei dem Vorschlag, den Bardos gerade machte. er schien ziemlich angetan von der jungen frau zu sein, so angetan, dass sein Verstand auszusetzen drohte. Das Mädchen allein nach Minas Tirith schicken? Er schüttelte mit dem Kopf und ging dann zu seinem Begleiter, um ihm mit einer kurzen Berührung an der Schulter zu bedeuten, dass er ihn unter vier Augen sprechen wollte.

Er nickte Miléndra und ihrer Tante kurz entschuldigend zu und ging dann mit Bardos vor das Haus der älteren Frau, die scheinbar ebenfalls nicht böse schien kurz mit ihrer Nichte allein zu sein.

»Bardos ich denke, dass Ihr zu weit geht. Ihr wisst was uns kaum eine Meile vor dem Dorf passiert ist! Denkt Ihr, dass Eure kleine Freundin von diesen Männern oder anderen verschont bleibt? Und ich denke nicht, dass Lorande einen ihrer Söhne mit dem Mädchen schicken kann, und selbst wenn...« er sprach nicht weiter, da er sich sicher war, dass Bardos verstand was er meinte.

»Eure Motive in Ehren, doch solltet Ihr nichts überstürzen, das Mädchen scheint sich nichteinmal sicher zu sein, ob sie ihr Leben hier wirklich aufgeben möchte!« ›Und so wie Ihr Euch eben angehört habt, seid Ihr nichteinmal sicher, ob Ihr lebend nach minas Tirith zurückkehren werdet...‹

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07.01.2009 22:37
#45 Rondaria — Dorf an der Südstraße — Valanya, 26 Nárië 3016 DZ — Morgen Zitat · Antworten

Vor dem Haus von Lorande

Bardos folgte Arvellon etwas wiederwillig hinaus. Er sagte Miléndra noch kurz, dass er gleich wiederkäme und lächelte sie beruhigend an.

Draußen vor dem Haus hörte er die Worte des älteren Mannes an und musste zugeben, dass sie durchaus gerechtfertigt waren. Bei den Worten »Eure kleine Freundin« öffnete er zwar kurz den Mund, um zu widersprechen, aber tat es dann doch nicht.

»Ihr irrt Euch, Arvellon«, sagte Bardos schließlich. »Miléndra ist sich sicher, dass sie von hier weg will. Wer wollte schon nicht von einem Vater weg, der seine Liebe mit Prügeln beweist?«

Unwillkürlich ballten sich Bardos Hände zu Fäusten, doch es hätte nichts gebracht, zu ihrem Vater zu reiten und ihm die ausgeteilten Schläge zurück zu geben. Bardos seufzte tief.

»Ihr irrt Euch auch in dem Punkt, dass ich meinen Verstand wegen des Mädchens verliere!« Bardos blickte fest in das Gesicht Arvellons. »Ja, ich weiß, dass Ihr so denkt. Doch es stimmt nicht …« Nun senkte Bardos den Kopf und starrte auf den sauber gefegten Boden vor Lorandes Haus. »Sie erinnert mich an meine Schwester … Meine Schwester, die womöglich in diesem Moment ebenfalls geschlagen oder anderweitig misshandelt wird. Und bei ihr ist niemand, der ihr hilft. Miléndra wird ebenfalls misshandelt und ich habe es gemerkt. Ich bin in der Lage ihr zu helfen und deshalb muss ich ihr auch bei Seite stehen! Versteht Ihr das nicht?«

Bardos hatte den Blick wieder auf Arvellons Augen gelenkt, doch als dieser sprechen wollte, hob er noch einmal die Hand, um zu zeigen, dass er noch mehr sagen wollte. Sein Ton war diesmal einlenkend. »Ihr habt natürlich recht. Mein Vorschlag, Miléndra allein nach Minas Tirith zu schicken, war voreilig. Die Räuber hatte ich schon wieder vergessen … Gondor ist leider nicht mehr das friedliche Land, das es einmal war, selbst hier nicht in der Nähe unserer Hauptstadt.«

Wieder seufzte Bardos. »Ich wollte nur … Meint Ihr denn, es wäre klug Miléndra hier zu lassen, wenn sie weiterhin bei ihrem Vater leben muss? Wird er sie nicht abermals schlagen oder sie gar verstecken, so dass wir ihr nicht mehr helfen können, wenn wir zurückkehren?«

Der junge Mann blickte Arvellon sorgenvoll an.


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08.01.2009 09:34
#46 Rondaria — Dorf an der Südstraße — Valanya, 26 Nárië 3016 DZ — Vormittag Zitat · Antworten

Miléndra



Im Haus von Lorande

Immer noch saß Miléndra ingeschüchtert auf dem harten, hölzernen Stuhl, die nackten Füße im warmen Wasser der Schüssel, welche ihre Tante gebracht hatte. Sie wusste einfach nicht mehr was sie denken sollte und schon gar nicht wie sie zu handeln hatte. Da war endlich jemand, der sie beachtete und ihr helfen wollte. Jemand, der nicht einfach weg sah. Sollte sie nun einfach auf all seine Angebote einlenken oder die letzten Stunden einfach ignorieren, sich ihrem Schicksal hingeben und wie immer weiterleben? Mit harten Arbeiten, keinem Selbstwertgefühl, strengen Worten und Misshandlungen?

„Nein, ich kann nicht reiten.“
Sie wollte es schon immer lernen, doch hatte es ihr der Vater natürlich verboten. Für was sollte eine Frau reiten können? Eine Frau hatte sich um Haushalt, Hof und die Kinder zu kümmern. Und wenn der Mann des Hauses heimkehrte, hatte sie sich ihm zur Verfügung zu stellen, wenn immer er es wollte. Anders hatte man Miléndra das Leben gar nicht beigebracht.

Und das alles sollte sich nun vielleicht ändern? Von jetzt auf gleich?
„Aber ich würde auch den Weg nach Minas Tirith nicht finden. Ich war noch nie weiter als bis in Nachbardorf unterwegs“, gab Miléndra wahrheitsgemäß zu. Sie kannte sich nicht aus in diesem Land. Wenn man es genau betrachtete war die junge Frau noch ein richtiges Kind. Ein Kind, welches harte Arbeit und die strafende Hand des Vaters nur zu gut kannte. Wenn er sie nur it seiner Hand schlagen würde, wäre dies ja vielleicht noch annehmbar gewesen. Zumindest in den Augen ihrer wenigen Verwandten. Und Miléndra wusste noch imemr nicht was sie ihm eigentlich getan hatte. Sie war eben immer ein böses Mädchen. Das hatte sie selbst irgendwann eingesehen.

„Aber wenn Ihr wiederkehrt, werde ich Euch folgen. Ich werde immer zu diensten sein und ich brauche nicht viel. Mir reicht ein Schlafplatz im Stall und essen tu ich auch nicht viel ... Und ich kann hart arbeiten und werde alles tun, was Ihr verlagnt. Denn ihr seit ... sowas wie ein Held! Mein Retter ... und so.“ Zum ersten mal war Miléndra in einen Art Redeschwall verfallen, auch wenn sie recht leise sprach. Noch immer schmerte ihre Lunge, weche mit viel Wasser gefüllt gewesen war, bei jedem Atemzug.

Das Mädchen hatte noch gar nicht richtig geendet, als Arvellon, der älteren Mann, Bardos dazu aufforderte mit nach Draußen zu kommem, um unter vier Augen mit ihm zu sprechen. Nach kurzem Zögern Seitens Bardos war Miléndra allerdings wirklich mit ihrer Tante allein in der kleinen Hütte. Ihre Vettern waren sicherlich schon auf den Feldern um die tägliche Arbeit zu verrichten.

Allein mit Tante Lorende

Zu Anfangs schwiegen die beiden Frauen, während Miléndras Tante immer wieder den Kopf schüttelste und sich wirklich Gedanken zu machen schien.
„Das wird nicht gut ausgehen“, ließ Lorande nun verlauten, während sie im Raum auf und ab ging. „Nein, Veränderungen bringen selten Guts. Kind, ich bitte dich!“ Sachte nahm sie Miléndras Hand in die Ihre. „Geh nach Hause, entschuldige dich bei deinem Vater für die Verspätung und das kaputte Kleid ... lass die Konsequenzen über dich ergehen ... Und dann wird alles wieder gut.“ Noch bevor sie ihre Worte beendet hatte, kehrten Bardos und Arvellon zurück. Lorandes Worte hatten sie sicherlich noch vernommen.

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Arvellon Offline

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11.01.2009 11:25
#47 RE: Rondaria — Dorf an der Südstraße — Valanya, 26 Nárië 3016 DZ — Vormittag Zitat · Antworten

Kurz innehaltend sah Arvellon Bardos an. Er merkte, dass er ab hier vorsichtig sein musste, da er Bardo nicht wirklich einschätzen konnte. Ein weiteres Mal fiel ihm auf, wie wenig er seinen Gefährten eigentlich kannte.

»Nicht jede Frau, die Ihr trefft will Eure Hilfe! Selbst ein Mädchen wie Miléndra, das eventuell jeden Tag von ihrem Vater geschlagen wird, mag Eure Hilfe ablehnen, weil es seine Familie trotzdem liebt und nicht verlassen möchte! Lasst dem Mädchen Zeit ihre Entscheidung zu überdenken.«

Er dachte kurz nach, wie er Bardos möglichst schnell begreiflich machen sollte, dass Miléndra ihren Platz hier hatte, wenigstens bis sie wieder vorbeikamen und Bardos sie wirklich beschützen und mitnehmen konnte. Eine Reise ins Ungewisse war gewiss kein Ort fr ein unschuldiges Mädchen.

»Sie möchte im Moment nicht Eure Hilfe, Bardos, es möchte Euch dienen, weil ihr sie gerettet habt. Ich denke nicht, dass sie verstanden hat, warum Ihr ihr helfen möchtet. Davon abgesehen ist sie noch jung und unerfahren, ohne jegliche Art der Lebenserfahrung, sie sieht nur ihren schillernden Helden in Adelskleidung, der ihr das wunderbare neue Leben verspricht. Einfach so, von dieser Stunde zur nächsten. Natürlich will sie mit Euch reisen, aber auch nur, weil sie keine Ahnung hat worauf sie sich dabei einlässt: Stunden im Sattel, durchsuchen von Dörfern oder Städten nach Eurer Schwester, wenn wir sie, so die Valar es wollen, nicht auf Anhieb finden... Und ich weiß nicht wie ernst Ihr es meintet, als Ihr sagtet, dass Ihr Eure Schwester um jeden Preis retten wollt, auch wenn Ihr Euer Leben dabei verlieren solltet. Was würde wohl dann aus dem Mädchen? Wollt Ihr sie retten, um sie dann in das nächste, deutlich größere bel zu stürzen?«
Arvellon schüttelte mit dem Kopf.
»Holt das Mädchen ab, wenn wir wieder hier vorbeikommen. Und wenn Ihr wider Erwartens nicht überlebt, übernehme ich das!«
Andererseits hatte Arvellon nicht vor irgendjemanden, der auch nur im Ansatz zu ihm gehörte, sterben zu lassen. Sein Blick wanderte unruhig umher. Gab es denn wirklich keine Lösung, die alle zufriedenstellen konnte?

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12.01.2009 07:22
#48 Rondaria — Dorf an der Südstraße — Valanya, 26 Nárië 3016 DZ — Vormittag Zitat · Antworten

Mit Arvellon vor dem Haus

Bardos gefiel gar nicht, was er hörte. Er fühlte sich nicht als Held. Als Miléndra ihn so bezeichnet hatte, war ihm das sehr unangenehm gewesen. Er war zur richtigen Zeit dagewesen, um dem Mädchen das Leben zu retten. Das war für ihn nichts besonderes, denn jeder hätte dies in jener Situation getan. Daran war nichts heldenhaftes gewesen. Wäre er — wie früher — den Feinden, auch wenn sie in der Überzahl waren, entgegen geritten und hätte er sie besiegt, dann hätte er sich als Held gefühlt. Denn er hätte so etwas von dem Bösen, was der Namenlose in Mittelerde verbreitete, zerstören können.

Miléndra war jedoch nur ein Mädchen. Ein einzelnes Mädchen — irgendwo in Gondor. Niemand, zu dem er einen besonderen Bezug hatte. Erst die Striemen auf ihrem Körper hatten sie zu etwas besonderem gemacht. Zu jemanden, der ihn an seine Schwester erinnerte, die er im Stich gelassen hatte.

›Du musst Brunderei retten‹, sagte Bardos zu sich, ›Für sie bist du verantwortlich und sonst für niemanden …‹

Bardos seufzte und konnte sich noch immer nicht entscheiden. Sein Gefühl sagte ihm, dass es ein Fehler wäre, Miléndra hier zurück zu lassen. Doch wann hatte er sich je von seinen Gefühlen leiten lassen? Sein Verstand war seine große Stärke, nicht sein Gefühl.

»Ich hatte nie vor«, sprach Bardos endlich, »das Mädchen mit auf die Suche nach meiner Schwester zu nehmen. Sie kann noch nicht einmal reiten! Wie sollten wir so vorwärts kommen? Und wie sollte sie uns bei der Suche helfen können …« Bardos schüttelte den Kopf.

Er hatte sich entschieden und nun wollte er zu dem Mädchen gehen und es ihm erklären. »Kommt Ihr mit hinein? Wir sollten uns verabschieden …«

Bardos hoffte, dass sich die schönen Augen des Mädchens nicht mit Tränen füllen würden und ihn so an seiner Entscheidung zweifeln ließen. ›Sie ist ein Mädchen, Bardos. Nur ein Mädchen. Und zu dir passt nur ein großer Krug Wein und eine deftige Prügelei …‹, wies sich Bardos in Gedanken zurecht.


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12.01.2009 22:48
#49 RE: Rondaria — Dorf an der Südstraße — Valanya, 26 Nárië 3016 DZ — Vormittag Zitat · Antworten

Glücklich, seinen Gefährten überzeugt zu haben, dass sie Miléndra zurücklassen mussten, folgte der Waldläufer Bardos zurück in die kleine Hütte. Der jüngere Mann schien nicht sehr glücklich mit seiner eigenen Entscheidung, doch wirkte er entschlossen genug, um das Dorf unvollbrachter Taten zu verlassen. Beim Betreten der Hütte hörte Arvellon noch die letzte Worte, die Lorande an ihre Nichte gerichtet hatte.

›...die Konsequenzen über sich ergehen lassen... Und dann wird alles wieder gut! - Von wegen!‹ Garnichts war gut, vorallem nicht für das Mädchen und noch weniger für Bardos, aber wenigstens im Moment konnten weder er noch Bardos etwas daran ändern, ohne ihren eigentlichen Plan zu verwerfen.

Bardos schien die Worte Lorandes ebenfalls gehört zu haben, denn er stand nun vor den beiden Frauen und schwieg sie an. Da Arvellon hinter seinem Gefährten das Haus betreten hatte, konnte er dessen Gesicht nicht sehen und nicht erahnen, was in dem anderen Mann wohl nun vorgehen mochte, doch empfand der ältere die Sekunden des Schweigens als reichlich unangenehm. Er wollte nicht noch länger hier bleiben, am liebsten wäre er nichtmal mehr für einen großartigen Abschied in das Haus gekommen.

Weitere Augenblicke verstrichen, ohne dass jemand sprach. Miléndra schien einen Punkt auf dem Boden gefunden zu haben, der interessanter war als alles um sie herum, denn sie hob ihren Blick nur für kurze Momente, um ihn auf Bardos zu richten und dann wieder in den Boden zu vergraben. Lorande stand abwartend vor der Küche und sah fortwährend von einem zum anderen, wobei ihr Blick verdächtig oft auf Bardos hängenblieb.

»Ehe wir uns jetzt noch weitere Minuten anschweigen, ergreife ich das Wort... Bardos und ich sind wohl wie es scheint übereingekommen, dass es uns nicht möglich ist dich mitzunehmen, Miléndra! Wir werden eilig reiten müssen und unser Weg führt in eventuell nicht sichere Gebiete, nichts für eine junge Frau.« Er hasste die Rolle des Erklärers zu übernehmen, die eigentlich Bardos' war. Aber er hatte das Gefühl, das sein Gefährte beim Blick in die Augen Miléndras, seine Meinung über den Abschied von ihr wieder geändert hatte. »Überlegt Euch, ob Ihr uns zurück nach Minas Tirith begleiten wollt, wenn wir auf dem Rückweg wieder hier entlangreiten, schlaft die eine oder andere Nacht darüber, überlegt mit Eurer Mutter, Tante oder Euren Schwestern, nur Eueren Vater solltet ihr nicht unbedingt um Rat fragen, er wird Euch vermutlich nicht einfach mit einem fremden Mann in die Hauptstadt ziehen lassen.«

er hoffte inständig, dass das, was er gesagt hatte, in Bardos Interesse war und wartete ab, ob dieser noch etwas hinzuzufügen hatte.

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15.01.2009 08:55
#50  Rondaria — Dorf an der Südstraße — Valanya, 26 Nárië 3016 DZ — Vormittag Zitat · Antworten
Miléndra



Im Haus von Lorande

Miléndras Tante hatte kaum geendet, da standen die beiden Männer schon wieder im Raum. Jetzt wusste die Junge Frau, dass ihnen wirklich etwas an ihrem Wohl lag. Denn sie hätten die Gelegenheit ja nutzen können um einfach weiter zu ziehen. Wer hätte ihnen das schon groß verübeln können. Schließlich hatten sie schon so viel für das Mädchen getan. Sie verdankte Bardos schließlich ihr Leben.

Aufgrund Lorandes letzten Worten, hatte Miléndra sofort wieder ihren Blick auf den Boden gerichtet. Irgendwie war ihr die ganze Situation, dass man sich wegen ihr einen solchen Kopf machte, auch ziemlich peinlich. Doch da war eben die Aussicht auf eine positive Veränderung in ihrem Leben. Und diese Gelegenheit sollten sie vielleicht nicht einfach ohne Gedanken verstreichen lassen.

Nun als Arvellon das Wort ergriff, lauschte die junge Frau, den Worten ohne ihn ein einziges mal zu unterbrechen. Sie hatte es genau so kommen sehen. Sie würden weiterreiten, um ihre Aufgabe zu erfüllen. Und eigentlich war das ja auch gut, so hatte sie Zeit sich alles in Ruhe zu überlegen und alle Wenn und Wieder abzuwägen. Trotzdem konnte Sie es nicht verhindern, dass sich ihre Augen mit Tränen füllten.

Nein, in gefährliche Gebiete wollte sie wirklich nicht mit ziehen, aber sie hätte gerne gehabt, dass Bardos noch eine Weile bleibt. Er war so nett und sie hatte noch nie einen solch netten und gut aussehenden und reichen jungen Mann getroffen. Langsam hob Miléndra ihren Kopf und sah zuerst Arvellon und anschließend Bardos in seine wunderschöne Augen. Dort blieb sie hängen und nickte dann sachte. „Ich verstehe. Geht ... und wenn Ihr wollt kehrt wieder. Es ist aber nicht Eure Pflicht.“

Nun schaltete sich auch wieder Lorande ein, denn als ihre Tante sah sie wohl ein gewisses Mitsprachrecht, was die Zukunft ihrer Nichte betraf. „Mädchen, dein Platz ist bei deiner Familie! So ein Leben, in der großen Stadt, ist nicht für Frauen wie uns bestimmt. Wir sollten froh sein über das, was wir haben.“ Sie nickte bestimmend und beendete somit ihre kurze Ausführung. Wenn die Männer weiter zogen konnte man alles in Ruhe besprechen. Sie wollte ja aber auch nicht, dass Miléndra unglücklich war. Und unter einem solchen Vater konnte man nur unglücklich sein. Auch wenn ihre Schwestern nicht so viel abbekamen.

Mit feuchten Augen sah sie ihn direkt an. Das alles war so schwer. Sie kannte nur dieses einfach Leben. Aber dieses Leben war auch nicht wirklich lebenswert. „Warum habt Ihr mich nicht einfach ertrinken lassen ...“ fügte sie dann noch leise hinzu. Eigentlich hatte sie dies gar nicht laut sagen wollen, doch nun waren ihre Gedanken einfach herausgerutscht.

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