Bald erreichten die beiden Männer ein kleines Dorf, was aus etwa zwanzig Häusern bestand. Federvieh lief auf den Wegen entlang und suchte sich sein Frühstück. Ein Hahn krähte seinen Morgengruß und andere Hähne folgten seinem Ruf.
Der Weg führte geradewegs zu einem Brunnen, an dem Frauen gerade Wasser holten. Obwohl er sich in seiner Kleidung nicht wohl fühlte, hatte Bardos keine Skrupel zu den Frauen zu gehen. Sie waren ja nur niederes Volk. Ohne lange zu überlegen, sprach Bardos eine hübsche junge Frau an, die wohl kaum mehr als fünf Jahre jünger als er selbst war. Dass die Frau rot anlief und die anderen Frauen neidisch blickten, entging dem jungen Mann zwar nicht, aber es interessierte ihn auch nicht weiter.
»Entschuldige«, sprach er das Mädchen an. »Ich brauche deine Hilfe … Tja. Zuerst einmal: Ist das hier die einzige Möglichkeit sich zu waschen? Oder gibt es hier in der Nähe einen See oder Bach? Dann würden mein Begleiter und ich gern etwas Brot für unser Frühstück kaufen, falls das hier möglich ist … Und nicht zuletzt, brauche ich ein paar Jungen, die so freundlich wären und mir mein Pferd suchen, das mir hier weggelaufen ist.«
Bardos hielt es nicht für nötig zu erwähnen, dass die beiden gerade überfallen worden waren. Die Sache war für ihn schon wieder vorbei und vergessen. Fragend blickte er das junge Mädchen an und hoffte, dass sie ihm weiter helfen könnte und er sie mit seinen Fragen nicht überfordert hatte.
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Nur wer seine Rechnungen nicht bezahlt, darf hoffen, im Gedächtnis der Kaufleute weiterzuleben. (Oscar Wilde)
Das Dorf war nicht größer als die Häuseransammlungen, die man am Ufer des Anduin manchmal zu finden vermochte, oder auch sonst überall, wo der Boden fruchtbar genug war, um Nahrung anzubauen. Hier und dort hörten sie ein vertrautes Geräusch eines Tieres, oder mal einen mann, der seinem Knecht einen Befehl zurief.
Sie kamen an einen Brunnen, der zentral im Dorf gelegen war und an welchem sich einige Frauen befanden. Sie sahen alle aus wie Mägde oder Töchter höhergestellter Dorfbewohner. Keine von ihnen war deutlich älter als Bardos, der gerade auf sie zuging und sie ansprach. Sofort stieg die Schamesröte in das Gesicht der jungen Frau, während die Gesichter der anderen bleicher, neidischer wurden. Doch interessierte Arvellon das nicht recht, bereits nach Bardos' ersten Worten hatte er sich abgewandt und war ein paar Schritte zurückgelaufen. Ein neuer Beschlag würde seinem Pferd einen Gefallen tun und so pfiff er nach diesem. Beriolon kam in einem flotten Trab auf ihn zu und begrüßte seinen Herrn schnaubend, der nun seinerseits, nachdem er sich vergewissert hatte, dass er Bardos und die junge Frau nicht in einem Gespräch störte, die Frau ansprach:»...Wenn ihr zudem noch einen Schmied wisst, der mein Pferd neu beschlagen kann, wären wir Euch sehr dankbar!«
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O Elbereth! Gilthoniel! We still remember, we who dwell In this far land beneath the trees, The starlight on the Western Seas
Wie jeden Tag war Miléndra mit früh aufgestanden und wie fast jeden Morgen zusammen mit ihren Schwestern zum kleinen Brunnen des Dorfes gegangen. Hier holten sie das frische Wasser, welches sie den Tag über brauchen würden. Es war eine Arbeit welche sie nicht gerne tat, aber es musste sein. Außerdem hatten sie einen sehr strengen Vater, der es nicht duldete, wenn sie lange im Bett lagen, während er schon längst die Tiere versorgte oder auf den Feldern arbeitete.
Doch heute sollte alles ganz anders kommen, denn eine kleine Abwechslung bahnte sich an. Miléndra war die jüngste der vier Schwestern und gerade als sie einen voll Eimer geschöpft hatte, wurde sie von hinten angesprochen. Kurz zuckte sie zusammen und drehte sich auf der Stelle um. Wäre es Ronar aus dem Nachbardorf gewesen, welcher sie seit einiger Zeit belästigte, hätte sie ihm wohl den Wassereimer ins Gesicht geschlagen. Aber stattdessen stand ein gut aussehender junger Mann mit kurzen Locken vor ihr. Er war ihr vollkommen fremd und dass er ausgerechnet sie, die jüngste, gerade einmal 18 Jahre, ansprach, verwunderte sie.
Ihre Schwestern sahen schon fast neidisch drein und sofort lief Miléndras Gesicht rot an. „Guten ... Guten Tag, mein Herr! Ich ... ja Wasser.“ Sie stammelte totalen Unsinn und war sichtlich nervös. Wer war dieser Mann und was machte er hier. Nicht lange und ein weiterer Fremder trat hinzu. Dieser war weit älter, aber auch nicht alt. „Wir haben einen See ... da hinten.“ Sie deutete mit dem Finger an die angesprochene Richtung. „Brot? Meine Mutter backt jeden Morgen. Vielleicht ... kann ich fragen.“ Aber das waren ja noch nicht alle Fragen, welche sie beantworten mussten. Ihre Schwestern tuschelten, was ihr überhaupt nicht gefielt. Nervös spielte sie an ihrem Rocksaum, während sie nach weiteren Worten suchte. „Unser Nachbar hat zwei Söhne, die können vielleicht beim Suchen helfen.“ Nun sah sie den älteren Mann an. „Hier im Dorf haben wir keinen Schmied. Im Nachbardorf, mein Schwager, er ist Schmied.“ Sie hatte damit alle Fragen beantwortet und sah zwischen den Männern hin und her. „Soll ich euch den See zeigen?“ wagte sie dann allerdings doch zu fragen. Sie vernahm wie ihre Schwestern neben ihr scharf die Luft einzogen. „Miléndra! ... Was soll das denn? Du weißt, dass Vater wütend wird, wenn wir zu spät kommen. Du weißt was dann los ist!“ Miléndra warf ihrer älteren Schwester einen scharfen Blick zu. „Sag ihm ich komme nach ...“ Dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder den Fremden zu.
_________________________________________ Der Chara für alle Fälle …
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Bardos schaute aufmerksam zu dem Mädchen, die ihm die Antworten leicht stotternd gab. Im Stillen ärgerte er sich noch immer über sein unstandesgemäßes Auftreten. Hier in einer dreckigen Hose zu stehen — ohne Hemd! Immerhin hatte er noch eine Weste an.
Das Mädchen schien ihm zumindest weiter zu helfen. Ein See war in der Nähe, was Bardos sehr freute. Den Dreck wollte er schnell von seinem Körper haben. Außerdem wäre es sehr erfrischend. Für ein paar Momente dachte er zurück an die Zeit, als er gegen die Corsaren von Umbar ins Feld zog. Da hatte er ein Bad im Meer zu schätzen gelernt. Besonders, wenn die Wellen höher und rauer waren. Dann musste man aufpassen, dass man nicht zu weit hinaus schwamm, sonst wäre man jämmerlich ertrunken. Aber es war eine Herausforderung, eine einfache Art seine Grenzen zu erproben. Hier in diesem Dorf wäre das natürlich nicht nötig. Aber ein ruhiges Bad, würde ihm die Müdigkeit aus den Knochen treiben.
»Das klingt alles sehr nett …« Bardos wusste den Namen des Mädchens nicht und der Blick, den sie ihm zuwarf, ließ ihn zögern danach zu fragen. Scheinbar gefiel er ihr. Doch Bardos hatte wenig Interesse daran, auf dem Weg nach Erui noch ein Mädchen, dass er nie wieder sehen würde, zu verführen. Er kam bisher gut ohne eine Frau aus und das sollte auch so bleiben.
»Wenn du die Nachbarjungs bitten könntest mein Pferd zu suchen, würdest du mir sehr helfen. Es ist ein Brauner und er hat den Namen »Thalion«, obwohl er wohl kaum auf den Namen hören wird. Den hat er erst seit gestern Nacht …«
Bardos Blick wanderte zu Arvellon. »Wenn Ihr nichts dagegen habt, so würde ich das Angebot des Brotes annehmen«, dann wandte er sich wieder an das Mädchen, »… wenn deine Mutter uns etwas davon abgeben würde.«
Der Blick des Mädchens nahm Bardos für einen Augenblick gefangen. Ihre braunen Augen sahen ihn auf so typisch weibliche Art und Weise an, mit welcher Männer von Frauen gefangen wurden. Bardos war auch nur ein Mann … Doch er hatte auch einen festen Willen, deshalb riss er sich von den schönem Gesicht los, schaute statt dessen zum Boden und fuhr sich nervös durch die Haare. Ohne das Mädchen noch einmal anzuschauen, drehte sich der junge Mann zu Arvellon um.
»Wenn Euer Pferd neu beschlagen werden muss, dann würde ich die Zeit für ein Bad im See nutzen. Ich könnte eine Abkühlung gut gebrauchen …«
Bardos blickte Arvellon ins Gesicht, ohne sich bewusst zu sein, dass sich eine leichte Unsicherheit, die wohl von dem Mädchen stammte, auf seinem Gesicht bemerkbar gemacht hatte.
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Arvellon grinste ob des unsicheren Blickes von Bardos, wobei er nicht genau wusste, wo diese herrührte. Immerhin hatte er das Mädchen vor sich sehr offen und chnell angesprochen, entgegen dessen, was der Waldläufer eigentlich von seinem Gefährten erwartet hatte.
»Ja, ich denke es ist keine schlechte Idee, wenn ich schnell allein losreite, wenn wir kurz getrennte Wege gehen, sind wir vermutlich schneller.«
Er sprang wie gewohnt auf den Rücken seines Pferdes und sah die junge Frau, ie sich bereit erklärt hatte ihm und Bardo zu helfen an. »In welche Richtung genau ist das Dorf, in dem ich Euren Schwagr antreffen kann?«, fragte ernoch und als er die Richtug erfahren hatte wandte er sich noch einmal an Bardos: »Ich würde sagen, wir treffen uns hier wieder, in zwei Stunden, dann sollten wir alles erledigt haben, was wir erledigen wollen.«
[Wenn du nochwas erwähnen möchtet: tus, ansonsten lass Arvellon 'tschö' sagen und wegreiten ;)]
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Miléndra störte es keines Wegs, dass der junge Mann vor ihr kein Hemd trug und sein männlicher, gut gebauter Oberkörper nur von einer Weste bedeckt war. Insgeheim schalte sie sich selbst, dass sie so neugierig war, was sich denn noch alles unter Weste befand. Aber es kamen nicht oft Fremde hierher und Männer in Bardos Alter und mit seiner Statur gab es hier leider auch nicht. Einmal hatte sie einen getroffen, dieser hatte sich aber eher für eine ihrer älteren Schwestern interessiert.
Als er lieb darum bat, den Nachbarsjungen auszurichten, sie mögen doch sein Pferd suchen, wandte sie ihren Blick zu ihren Schwestern. Silaven nickte, sie würde sich darum kümmern. Miléndra war ihrer Schwester dafür sehr dankbar und im nächsten Augenblick verabschiedeten sich auch die drei anderen Mädchen und verließen die kleine Gruppe. So blieb Miléndra mit den beiden Männern alleine zurück. Sie würde nachkommen, das hatte sie versprochen. Den Ärger nahm sie gerne in Kauf ...
„Meine Mutter hat sicher etwas für Euch übrig. Aber ich kann Euch nicht zu mir nach Hause nehmen. Mein ... mein Vater duldet keinen Männerbesuch.“ die junge Frau seufzte, nachdem sie diese Worte ausgesprochen hatte. Es klang auch wirklich zu albern, dabei waren das nur Durchreisende.
Nun schaltete sich auch der ältere Mann wieder in das Gespräch mit ein. Er würde zum Schmied reiten, während sich der Jüngere ein Bad im See gönnen sollte. Im nächsten Augenblick hatte sich sein Begleiter auch schon auf das Pferd geschwungen und war in jene Richtung, in welche Miléndra gerade noch gezeigt hatte, davon geritten.
„Also ... darf ich Euch nun den See zeigen? Um die Tageszeit ist er noch etwas frisch, aber auch sehr angenehm. Ich ... bin übrigens Miléndra,“ brachte sie mit etwas zögern schließlich doch noch hervor.
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Bardos blickte Arvellon hinterher, der ganz schnell Abschied genommen hatte. ›Ihm scheint die Gesellschaft der jungen Frau ja gar nichts auszumachen‹, wunderte sich Bardos. ›So alt ist er ja noch gar nicht … Wie alt ist Arvellon eigentlich?‹ Wieder bemerkte der junge Mann, dass er über seinen Begleiter viel zu wenig wusste.
Doch Miléndras sanfte Stimme holte ihn wieder in die Gegenwart zurück. Zu der Feststellung, dass ihr Vater keine Männer auf dem Hof duldete, sagte Bardos nichts. Er war schließlich auch nicht her gekommen, um irgendeiner Frau zu nahe zu kommen. Eigentlich hatte er ja nur Brot kaufen wollen. Aber die Räuber hatten den Tagesablauf schon früh am Morgen durcheinander gebracht.
»Der See wird schon nicht zu kalt sein. Die letzten Tage waren ja sehr heiß und das Wasser kühlt nicht so schnell ab … Mein Name ist Bardos, Barados Sohn«, sagte Bardos und folgte der jungen Frau.
Auf dem Weg zum See mit Miléndra
Zu Beginn lief sie ein kleines Stückchen vor ihm und Bardos beobachte sie ein wenig. Sie war zart gebaut und hatte langes, braunes, sehr glänzendes Haar. Ihr Körper wiegte sich leicht beim Gehen hin und her, so dass Bardos Blick geradewegs auf ihr Gesäß gelenkt wurde. Für einen winzigen Augenblick, dachte Bardos daran, es zu berühren. Doch dann stolperte er über einen Stein und das brachte ihn wieder zur Besinnung.
Bardos legte einen Schritt zu und ging nun — in angenehmen Abstand — neben Miléndra her.
»Ich hoffe, ich halte dich nicht zu lange von deiner Arbeit ab Mi…« Bardos hatte den Namen schon wieder vergessen. »Wenn du mir die Richtung zeigst, dann finde ich ihn schon allein …«
Bardos wollte nicht auch noch den Tagesablauf des Mädchens durcheinander bringen. Außerdem beschlich ihn das Gefühl, dass es besser wäre, wenn er allein am See wäre.
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Der junge Mann hieß also Bardos. Miléndra befand diesen Namen als sehr schön. Er hatte einen wohligen Klang und passte auch zu ihm. Aber Namen waren nur Schall und Hauch. Der Mensch dahinter war das wichtige.
Der Fremde folgte ihr nun in Richtung des Sees, hielt sich allerdings ein paar Meter hinter ihr auf. Zeit für Miléndra ihre Gedanken ein wenig zu ordnen. Eigentlich sollte sie schleunigst nach Hause gehen um dort weiter ihre Pflichten zu erfüllen. Aber sie konnte den jungen Mann doch nicht seinem Schicksal überlassen und ihn alleine losschicken. Wenn er sich nun verlief oder ... Alles Ausreden und das wusste sie auch. Aber Miléndra wollte diese kleine Ablenkung eben einfach genießen. Sehr oft kam man schließlich nicht zu dieser Gelegenheit.
Ein stolperndes Geräusch riss sie aus ihren Gedanken und im nächsten Augenblick war Bardos auch schon neben ihr und sprach Miléndra erneut an. Anscheinend hatte er kein gutes Namens-Gedächtnis. „Miléndra ... Bardos, Barados Sohn!“ konterte Miléndra geschickt, bevor sie fort fuhr. „Nein ... nein, das ist schon okay. Ich helfe Euch gerne. Es ist auch nicht mehr weit und dann lass ich Euch natürlich alleine.“ Sie lächelte ihn verschmitzt an und nickte dann in die Richtung, welche vor ihnen lag.
Ein blauer See, auf welchen außer Enten auch ein paar Schwäne ihre Bahnen zogen erstreckte sich vor ihnen. Das Wasser war blau und klar, was auf eine gute Qualität hindeutete. Es war ein herrlicher Ort und Miléndra genoss es immer wieder, wenn sie die Zeit hatte ein wenig am Ufer zu sitzen und von einer Zukunft zu träumen, die womöglich niemals in Erfüllung gehen würde.
„Unser Hof, er liegt gleich dort in die Richtung. Ich werde mich bemühen meine Mutter wegen eines Brotes zu überlegen. Sie ist eine sehr liebe Frau und sagt mit Sicherheit nicht Nein. Bis später ... Bardos.“
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»Miléndra«, murmelte Bardos leise und versuchte sich den Namen wenigstens so lange zu merken, bis er aus diesem Dorf wieder weg kommen würde. Ob er das schaffen würde, hing ganz davon ab, in wie weit sich das Mädchen in sein Gedächtnis prägen konnte.
Der See sah sehr vielversprechend aus und langsam sehnte sich Bardos wirklich darauf, in das kühle Nass zu kommen. Doch vorerst wollte er, dass das Mädchen wieder verschwand. Es störte ihn zwar nicht, wenn andere in der Nähe waren, wenn er badete, doch er wollte hier im Dorf für kein unnötiges Gerede sorgen. Allein die Blicke der Schwestern waren schon vielsagend genug gewesen.
Miléndra jedoch schien gar nicht am See bleiben zu wollen. Ihr Lächeln irriterite jedoch Bardos. Es war, als würde sie ihm sagen wollen, dass er zu prüde war, um jemand in seiner Nähe zu dulden. ›Mach dir nicht zu viele Gedanken, wegen der Kleinen‹, ermahnte sich Bardos.
»Es wäre sehr nett, wenn deine Mutter oder eine andere Frau im Dorf Brot für uns hätte. Ansonsten hätten wir jedoch noch genügend Verpflegung, falls die Jungen meinen Braunen finden. Könntest du sie mit dem Pferd hierher schicken? Dann könnte ich gleich neue Kleidung anziehen.«
Das Mädchen nickte und ging dann wieder weg, vermutlich zum Hof ihrer Eltern. Als Bardos sich sicher war, dass sie weg war, begann er sich rasch zu entkleiden. Grübelnd stand er mit der verschlammten Hose da und wusste nicht recht, was er tun sollte. Normalerweise wusch seine Dienerin seine Sachen, doch als Soldat hatte er natürlich gelernt, seine Kleider sauber zu halten und zu waschen. Doch ohne Seife würde er nicht weit kommen …
›Vielleicht hätte ich Mi… Miléda … nein … Milenda bitten sollen, mir auch Seife zu bringen.‹ Aber das hatte der junge Adlige Mann nicht und so entschied sich Bardos kurzerhand die Hose wenigstens so vom Schlamm zu befreien.
›Hoffentlich finden die Kinder mein Pferd. Sonst habe ich nur noch eine trockene Weste zum Anziehen.‹ Für einen Moment stellte er sich das bildlich vor und überlegte, dass Arvellon wohl darüber sehr lachen würde. Doch genau wusste er es nicht, denn einschätzen konnte er den Mann noch lange nicht.
Als Bardos einigermaßen mit der Wäsche zufrieden war, hängte er die Hose über einen Busch in die Sonne. Dann lief er mit einem Lachen in den See hinein und erinnerte sich an die Badestunden im Meer, als er im Süden noch gegen die Corsaren kämpfte. Dieser See war zwar bei weitem nicht so aufregend, doch wenn man in Gedanken von hier in den Süden wanderte, wurde selbst dieser kleine See zum welligen Meer.
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„Natürlich, ich bin mir sicher da lässt sich was machen. Ihr werdet schon nicht hungrig davon reiten müssen.“ Miléndra nickte ihm noch einmal zu, ehe sie auf dem Absatz kehrt machte und davon ging. Sie hatte auch gemerkt, dass Bardos gewollt hatte, dass sie verschwand und irgendwie konnte sie es ihm auch nicht verübeln. Es hätte sich eben nicht geschickt, wenn sie geblieben wäre.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Sees
Miléndra war nicht sofort nach Hause geeilt, sondern hatte mit einem großen Bogen den See umrundet. Nun befand sie sich auf der gegenüberliegenden Seite und kletterte auf einen Felsen, welcher durch Bäume und Sträucher einen guten Sichtschutz bildete.
Schon als Kind hatte sie dieses Versteck gerne genutzt, um die Jungs des Dorfes beim Baden zu beobachten. Sie selbst hatte nie schwimmen gelernt. Ihr Vater war der Meinung ,dass junge Frauen dies nicht können mussten. Das Herumtollen im Wasser war reine Zeitverschwendung und sie sollten ihre Zeit lieber sinnvoll verwenden.
Miléndra hätte gerne Schwimmen gelernt, doch sie wollte ihrem Vater auch nicht widersprechen, versuchte sie doch stets ein anständiges und gehorsames Mädchen zu sein. Deshalb blieb ihr nichts als den anderen zu zuschauen.
Momentan saß sie hier allerdings, da sie sich erhoffte einen größeren Einblick auf Bardos Körper erhaschen zu können. Der junge Mann sah wirklich gut aus. So edel und ... männlich. Miléndra erwischte sich, wie sie ins träumen geriet. Der Fremde wusch seine Hose recht ordentlich und sprang schließlich splitternackt ins kühle Nasse.
Miléndra wagte sich weit an den Abgrund der Felsklippe, welche über den See ragte, heran, da sie so einen freien Blick hatte, selbst aber nicht gesehen wurde. Plötzlich vernahm sie ein Knacksen der Felsen unter ihr und im nächsten Augenblick gab auch schon der Untergrund nach. Ein großes Stück Fels hatte sich gelöst, ausgerechnet jenes auf welchem sie saß, und krachte nun in die Tiefe.
Die junge Frau verlor den Halt und fiel aus etwa drei Metern Höhe mit einem Aufschrei in den See. Sie war geschockt, dass es so gekommen war und begann wie wild zu zappeln. Der See war an dieser Stelle tief und sie konnte unmöglich stehen. Darum versuchte sie sich mit strampelnden Arm- und Beinbewegungen über Wasser zu halten. Dabei hielt sie nach dem rettenden Ufer Ausschau, doch da war nur nackter, rutschiger Fels, an welchem man keinen Halt hatte. Außerdem befand er sich außerhalb ihrer Reichweite.
Immer wieder geriet ihr Kopf unter Wasser und immer wieder strampelte sie sich prustend an die Oberfläche. Miléndra hatte Todesangst. Sie war doch erst achtzehn, viel zu jung zum Sterben ... Doch dann verließen sie ihre Kräfte und die Wassermassen verschluckten die junge Frau und zogen sie nach unten, bis dort nichts mehr war außer Dunkelheit und Hoffnungslosigkeit.
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Bardos stellte sich gerade vor, wie er von einer Welle überrascht und mit ihr mitgerissen würde, als er einen Schrei hörte und einen mächtigen Platsch. Während sich Bardos zu dem Geräusch umdrehte, sah er tatsächlich größere Wellen auf sich zukommen. Doch dann sah er auch einen menschlichen Körper, der aus dem Wasser wieder hervorkam. Bardos konnte nicht genau erkennen, wer es war, doch er sah, dass die Person nicht schwimmen konnte. Ohne einen Augenblick nachzudenken, schwamm Bardos mit kraftvollen Zügen auf den Menschen zu.
Als Bardos nur noch wenige Meter entfernt war, sah er, dass es scheinbar eine junge Frau war. Doch in diesem Moment versagte ihre Kraft und sie ging unter. Bardos war kaum ein paar Momente später bei ihr und tauchte sofort. Zuerst sah er sie nicht, doch schließlich sah Bardos sie langsam nach unten sinken. Bardos wusste, dass es nun schnell gehen musste, falls er die Frau noch retten wollte. Der junge Mann packte sie unter den Armen und tauchte zur Seeoberfläche zurück. Dort schnappte er erst einmal nach Luft und drückte den Kopf der Frau nach oben. Er strich ihr die Haare aus dem Gesicht und sah erstaunt, dass es sich um Miléndra handelte.
Bardos sah sich kurz um und suchte die beste Stelle, um schnellstmöglich ans Ufer zu kommen. Leider waren hier überall Felsen und er musste noch ein gutes Stück schwimmen, bis er endlich an der Seite, die dem Ort am nächsten war, an Land klettern konnte. Er war ziemlich außer Atem, denn das Kleid Miléndras zog sie immer wieder nach unten und Bardos musste ziemlich dagegen ankämpfen. Doch sie vom Kleid zu befreien, hätte kostbare Minuten gekostet.
»Halt durch, Kleine«, murmelte Bardos und nahm Miléndra auf die Arme, um sie noch ein Stück weiter auf die Uferwiese zu tragen. Dort legte er sie vorsichtig auf den Boden und begann behutsam mit den Versuchen, das Mädchen wieder ins Leben zurück zu bringen. Er drückte mehrmals mit einer gewissen Kraft auf Miléndras Herz, um es zu animieren, wieder zu schlagen. Dann öffnete er Miléndras Mund und blies ihr seine Atemluft hinein. Mehrmals musste Bardos das wiederholen, bis er glaubte, endlich wieder Leben in ihrem Körper zu spüren.
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Das war es dann also ..., ging es Miléndra durch den Kopf, während sie immer tiefer sank und vor allem durch das Gewicht ihrer Kleider nach unten gezogen wurde. Gerade den Kinderschuhen entwachsen sah sie sich diese Welt auch schon wieder verlassen. Und niemand würde jemals erfahren was mit geschehen war. Unbemerkt würde der Grund des Sees ihr Grab darstellen.
Mama! ... Sie würden es nicht verstehen. Sie würden nach ihr suchen und womöglich denken sie sei weggelaufen. Mama! ... Während sich Miléndras Lungen mit Wasser füllten wünschte sie sich nichts sehnlicher als von ihrer Mutter gehalten zu werden. Die Luft war ihr schon längst ausgegangen, als nun alles schwarz um sie herum wurde. Seelige, liebliche Dunkelheit ...
Das Mädchen bekam nicht mehr mit wie Bardos zu ihr nach unten tauchte und an die Oberfläche zog. Auch nicht wie er sie ans sichere Ufer trug und dort versuchte ihr Leben zu retten.
Es war für Miléndra noch nicht an der Zeit zu sterben. Obwohl diese Stille, diese Ruhe, wirklich verführerisch war. Hier hatte man keine Sorgen ... Aber sie sollte nicht hier bleiben. Sie spürte fremde Lippen auf den ihrigen und wie sich Luft versuchte den Weg in ihre Lungen zu bahnen.
Miléndra riss die Augen auf, hustete heftig, rollte sich auf die Seite und spuckte Unmengen Wasser aus, welches sich in ihrer Lunge gesammelt hatte. Anschießend rang das Mädchen nach Luft, verkrampfte sich und krallte ihre Hände in den erdigen Boden. Sie war wieder zurück. Und das alles hatte sie diesem Fremden zu verdanken.
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Bardos hatte es geschafft: Das Mädchen lebte! Ein Gefühl der Erleichterung durchströmte Bardos, während Miléndra sich das geschluckte Wasser aus der Lunge hustete. Der junge Adlige hockte sich neben sie, fuhr ihr mehrmals über den Rücken und sprach ihr gut zu: »Ja, so ist es gut. Spuck nur alles aus. Gleich wird es dir wieder besser gehen!«
Als das Bauernmädchen schließlich nach Luft rang, merkte auch Bardos, wie diese Rettung an seinen Kräften gezehrt hatte. Er verlagerte das Gewicht auf sein Gesäß und legte sich schließlich ausgestreckt auf den Boden. Sein Herz trommelte in der Brust und sein Atem ging sehr rasch. Für einige Momente schloss er die Augen. Er sah noch einmal, wie Miléndra unterging und er sie rettete. Alles lief noch einmal vor seinen Augen ab, doch diesmal war er ein stiller Beobachter. Bardos hatte sich angewöhnt, schwierige oder grausame Situationen, noch einmal in Gedanken durchzuspielen und sich möglichst sofort der Angst zu stellen, die er dabei verspürt hatte. Die Rolle des stillen Beobachters gab ihm die Möglichkeit alles aus einer anderen Perspektive zu sehen und zu schauen, wo er vielleicht Fehler gemacht hatte und woher die Angst kam. Dann konnte er sich überlegen, wie er sie beim nächsten mal besiegen konnte.
Der junge Mann spürte, wie sein Körper sich wieder beruhigte und er genügend Kraft gesammelt hatte. Nun sollte er sich wieder um das Mädchen kümmern. Unvermittelt schlug er die Augen auf und sah im Augenwinkel, dass Miléndras Kopf sich rasch von ihm wegdrehte. ›Sie hat mich also beobachtet‹, bemerkte Bardos und für einen Moment schalt er sich, dass er sich nicht eher um das Mädchen gekümmert hatte. Seine Angst hätte er auch später noch analysieren können.
Fließend setzte er sich auf und strich Miléndra sanft das nasse, strähnige Haar aus dem Gesicht. »Wie geht es dir?«, fragte er behutsam. Dann bemerkte er, dass sie zitterte. »Du musst unbedingt die nassen Kleider ausziehen. Irgendwie müssen wir dich wieder warm kriegen!«
Schon hatte er sich hingekniet und wollte gerade die Schnürung des Kleides öffnen, als Miléndra reagierte.
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Langsam beruhigte sich Miléndras Lunge wieder ein wenig. Sie musste zwar noch immer Husten, aber es kam kein Wasser mehr. Sie hatte schon geglaubt den halben See verschluckt zu haben. Als Bardos auf einmal nichts mehr sagte, richtete sie ihr Augenmerk auf den jungen Mann, der kurzzeitig einfach auf dem Rücken neben ihr lag. Was genau er da machte wusste sie natürlich nicht. Aber erst jetzt kam ihr wieder in den Sinn, dass er splitternackt war. Hoffentlich beobachtete sie keiner. Aus der Szene, wie der nackte Mann sich gerade über sie gebeugt hatte und ihre Lippen mit den seinen verschlossen hatte, konnte man schnell falsche Rückschlüsse ziehen.
Als er sie ansah, wandte sie schnell ihren Blick ab und erst als er sie ansprach merkte Miléndra auch wie sehr sie zitterte. Es war nicht kalt, aber sie war erschöpft und das nasse Kleid klebte an ihrem zierlichen, jungen Körper. Wie es ihr ging? Wie konnte er nur so etwas fragen? Dabei war es nur Besorgnis, was ihn zu dieser Frage trieb. Die Antwort von Miléndra kam sehr leise und zögernd: „Ertrunken ... und gerettet. ... schwach.“ Mehr war momentan nicht aus hier heraus zu bekommen.
Erst als Bardos ihr Kleid ausziehen wollte, kam mehr Regung in das Mädchen. Miléndra hielt seine Hand umklammert, als er an ihre Schnürung wollte. „Nicht ...“ Ihr war schon klar, dass sie sich in ihrem momentanen Zustand und den nassen Kleidern leicht eine Lungenentzündung holen konnte, aber Bardos sollte sie nicht sehen. Denn Miléndra schämte sich. Nicht, dass sie eine schlechte Figur hatte oder sonst einen Makel. Das war es nicht.
Vor ein paar Tagen war das Mädchen im Nachbardorf Tanzen gewesen. Feste fanden hier äußert selten statt und sie hatte sich gut amüsiert. Doch leider hatte sie die Zeit vergessen und war fast eine Stunde zu spät nach Hause gekommen. Ihr Vater hatte ihr die Verspätung auf seine Art gedankt. Miléndra war Schläge und blaue Flecken gewöhnt, nur Bardos wahrscheinlich nicht. Trotzdem konnte sie ihn nicht daran hindern sie weiter auszuziehen. Sie war einfach zu schwach.
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Als Bardos Miléndras Einwurf hörte, hielt er damit inne ihr Kleid aufzubinden. Er nahm etwas Abstand von ihr und suchte ihren Blick. »Mi… Miléndra?« Bardos hatte schon wieder vergessen, wie das Mädchen hieß. Er hoffte, dass sie ihm das nicht übel nahm. »Du brauchst keine Angst haben … Ich will nicht das, was … ein Mann bisweilen von einer Frau … Es geht nur darum, dass du aus diesen nassen Kleidern herauskommst. Zwar haben wir schon Sommer, aber es ist noch früh am Morgen und zu kalt, um in nassen Sachen durch die Gegend zu laufen … Verstehst du?«
Das Mädchen schien nicht erfreut, doch war sie schwach und brauchte dringend Wärme. Wie Brados ihr diese beschaffen sollte, wusste er noch nicht. Aber aus diesen Kleidern musste sie raus. Vorsichtig näherte er sich wieder dem Mädchen und begann abermals die Schnüre zu öffnen. Diesmal wehrte sie sich nicht und Bardos arbeitete weiter. Dabei war er jedoch sorgsam darum bemüht sie nur mit den Händen zu berühren und ansonsten ausreichend Abstand zwischen ihnen herzustellen.
Das sollte sein Versprechen unterstreichen, dass er sie nicht verführen wollte. Außerdem war es auch für ihn eine Schutzmaßnahme, denn er hatte schon lange keine Frau mehr beglückt und das Mädchen sah doch sehr, sehr hübsch aus. Vorsichtig zog Bardos ihr zuerst das Überkleid, dann das Unterkleid über den Kopf.
Bardos konnte gar nicht anders und musste ihren Körper betrachten. Er wollte wissen, ob er genauso schön und zart war, wie das Gesicht Miléndras und von der gleichen Unschuld, wie ihre Augen. Doch kaum blickte er auf ihren Körper, zog er schon heftig die Luft ein: Miléndras schöner Körper zwar ebenso zart und unschuldig, doch schön war er nicht. Denn mehrere blaue und violette große Male, zeichneten sich auf ihrem Körper ab.
Ernst hob Bardos den Blick zu dem Mädchen: »Wer hat dir das angetan?«, fragte er mit kratziger Stimme. In ihm staute sich bereits eine gehörige Portion Wut auf. Wer konnte einem so schönen Mädchen denn so etwas antun? ›Ob sie auch vergewaltigt wurde?‹, fragte sich Bardos, doch er wusste nicht, ob er als Fremder sie das fragen sollte …
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Miléndra war diese Situation mehr als unangenehm. Aber Bardos blieb hartnäckig und kaum hatte sie sich an den Gedanken gewöhnt, hatte er sie auch schon ausgezogen. Hoffentlich sah niemand die beiden jungen Menschen. Beide nackt ...
Natürlich war Bardos leicht geschockt, als er Miléndras Körper sah und natürlich fragte er gleich nach, wer ihr das angetan hatte. „Schon ... schon in Ordnung“, meinte sie mit schwacher leiser Stimme. „Ich habe es verdient ...“ Von Kindesbeinen an hatte man ihr eingebläut, dass es nur zu ihrem Besten war, wenn der Vater zum Gürtel griff. Dann hatte sie es auch verdient und würde nur einen positiven Nutzen daraus ziehen. Auch die Schreie des Vaters sollten eine rein erzieherische Maßnahme sein, welche ihr später zu Gute kommen würde. Und er schrie oft und griff häufig zum Gürtel.
„Ich sagte doch vorhin, dass ... dass Vater sehr streng ist.“ Miléndras Augen glänzten feucht und eine Träne löste sich, rollte ihre Wange hinab. Sie hatte sich in den letzten achtzehn Jahren einen Art Schutzschild um sich aufgebaut. Einen Schild, welcher ihre Seele schützen sollte. Dort zog sie sich zurück und stand es aus, ohne viel an sich herankommen zu lassen.
Nun war da dieser Mann, welcher so nett zu ihr war, wie nie jemand zuvor. Und er hatte ihr das Leben gerettet. Dies wurde ihr auch jetzt erst richtig klar. Warum tat dieser Fremde das alles? Er kannte sie doch gar nicht. Warum nahm er sich ihrer an? Miléndra kannte so ein Verhalten ihr gegenüber einfach nicht.
Schließlich fiel der Blick des Mädchens auf das Kleid neben ihr. Es war nicht nur nass, sondern auch ziemlich dreckig und hatte einen großen Riss vom Saum bis zum Rockansatz. „Oh nein ...“ Miléndra versuchte sich aufzurichten und griff schwach nach dem Kleid. „Ich habe es erst vor zwei Wochen zum Geburtstag bekommen. Es hat zuvor meiner Schwester gehört.“
Miléndra fühlte sich elendig. Ihr war kalt, ihre Lunge und Rippen schmerzten und gerade war sie sowas wie tot gewesen. Und jetzt erwartete sie auch noch Ärger zu Hause, wegen des kaputten Kleides und sie würde auch noch viel zu spät kommen. Miléndra konnte nicht an sich halten und brach schluchzend in Tränen aus, wobei sie das Gesicht in ihren Händen vergrub. Das war doch alles ihre Schuld. Wäre sie gleich nach Hause gegangen und hätte sie ihre Neugier unter Kontrolle gehabt, wäre das alles nicht geschehen.
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Bardos hörte mit wachsendem Entsetzen zu, was Miléndra ihm berichtete. Sie wurde von ihrem eigenen Vater gezüchtigt und war noch dazu der Meinung, dass sie es verdient habe. In Bardos wuchs die Wut mit jedem Wort, was sie sagte. Als sie dann wegen des kaputten Kleides zu bitterlich weinen begann, verkrampfte sich sein Herz. Das Mädchen saß so einsam und verlassen aus. Der junge Mann musste ihr helfen, da es scheinbar niemand anderes in diesem Dorf tat.
Behutsam strich Bardos ihr über das nasse Haar: »Wein doch nicht, Miléndra!«, sagte er leise. »Es wird schon alles gut werden …« Doch das Mädchen schluchzte noch heftiger. Außerdem fror es offensichtlich.
Bardos überlegte rasch, ob er zu seinen Sachen laufen sollte, damit er ihr etwas überwerfen konnte. Doch dann fiel ihm ein, dass er nur eine Weste besaß, die aus Leder war und deshalb auch nicht sonderlich wärmte. Zumindest nicht so sehr, dass es sich dafür lohnte das Mädchen hier allein zu lassen …
Vorsichtig näherte er sich ihr und nahm sie in den Arm, sorgsam darauf bedacht, sie nicht unsittlich zu berühren. Es war schwierig eine richtige Stellung zu finden, denn das Mädchen weinte noch immer in ihre Handflächen hinein. Vorsichtig drückte er das Mädchen an sich und sprach weiterhin leise beruhigende Worte. Nun lehnte sie mit ihrer rechten Seite an seiner Brust. Während Bardos durch sanftes Reiben mit der linken Hand ihren Rücken erwärmte, strich er mit der rechten Hand erst über ihren linken Arm und löste dann ihre Hand von dem Gesicht. Mit dem Daumen strich er behutsam die Tränen von ihrer Wange.
»Miléndra. Hör auf zu weinen. Ich will dir helfen. Ich werde nicht zulassen, dass dein Vater dich wieder schlägt, hörst du?«›Zumindest nicht, solange ich in diesem Dorf bin … Wie kann ich sie nur für immer beschützen?‹
Bardos blickte in ihre braunen Augen, die durch das Weinen wie tiefe dunkle Seen schienen, voll mit Traurigkeit gefüllt. Bardos musste ihr einfach helfen.
»Na, schenkst du mir ein Lächeln?«, fragte Bardos das Mädchen, während er weiter ihren Rücken sanft warm rieb.
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Nur wer seine Rechnungen nicht bezahlt, darf hoffen, im Gedächtnis der Kaufleute weiterzuleben. (Oscar Wilde)
Am gegenüberliegenden Ufer des Sees / bzw. so schräg links gegenüber
Nach etwa 20 weiteren Minuten erreichte er die beschriebene Stelle. Der See war nicht sehr groß, verglichen mit denen die er bisher kennengelernt hatte. Neben ihm befand sich eine kleine Klippe, die steil ins Wasser fiel, wenngleich sie nicht allzu hoch war. Er stand gerade an der Stelle, wo die Felsen in ebenen Boden abfielen. Kleine Kiesel knirschten unter seinen Füßen, hinter ihm die Bäume rauschten leise im Wind. Erst, als er das Land um den See herum in Augenschein genommen hatte, richtete er seinen Blick auf die Wasseroberfläche. Sie war völlig glatt und zum Rand hin war das Wasser klar und durchscheinent, doch etwas von ihm weg erkannte er, dass das Wasser trüb war, gerade so, als wäre der Boden aufgewühlt worden. Seine Augen suchten nach der Ursache für die Wassertrübung und erkannten, dass nicht unweit von ihm die Klippe brüchig wirkte, gerade so, als hätte ein kleiner Erdrutsch sie zerrissen.
Er zuckte mit den Schultern und sah zum von ihm aus rechter Hand liegenden Ufer. Zunächst fiel ihm nichts ungewöhnliches auf, doch bemerkte er dann eine ihm sehr bekannt vorkommende Hose, die über einen Ast gehängt war, der nahezu horizontal zum Boden verlief. ›Bardos...‹, schoss es ihm durch den Kopf, doch konnte er von seinem Gefährten im Wasser nichts erkennen. Ein mulmiges Gefühl machte sich in ihm breit und er suchte noch einmal die Wasseroberfläche ab, ohne den jüngeren Adligen zu finden. ›Wo steckt er nur?‹ Seine Augen durchsuchten noch einmal die Umgebung der aufgehangenen Hose, ohne Bardos zu sehen. undruhig entschied er sich um den See herumzugehen, auf der flachen Seite entlang, wo sich Gras und weite Fläche mit einigen kleineren Strauchgruppen abwechselten.
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Miléndra hatte nicht vorgehabt zu weinen. Erst als Bardos seine Worte an sie richtete, beruhigte sie sich wieder ein wenig. „Es tut mir leid ...“ schluchzte das Mädchen und wagte nicht dem nackten Mann in die Augen zu sehen. „Ihr habt mir das Leben gerettet und ich ... ich langweile euch mit Nichtigkeiten, anstatt Euch sofort jeden Wunsch zu erfüllen.“
Die junge Frau zuckte kurz zusammen, als Bardos sie in seine Arme zog. Dann ließ sie es geschehen und drückte ihren Kopf an seine Brust. Es war lange Zeit her, dass sie jemand so gehalten hatte, dass ihr jemand soviel Trost entgegengebracht hatte. Miléndra genoss es, wie er ihr über den Rücken strich um sie zu wärmen. Gleichzeitig bekam sie aufgrund der Berührung eine Gänsehaut am ganzen Körper. Sie war es einfach nicht gewohnt so gehalten und beschützt zu werden.
Schließlich löste der Fremde ihre Hände, welche sie immer noch vor dem Gesicht hielt und wischte ihr sogar eine Träne weg. Seine Worte waren lieb gemeint. Er wollte ihr Helfen. Noch niemals hatte ihr jemand geholfen. „Ihr versteht nicht, Bardos. Mein Vater hat vier Töchter. Er ... er hat sich immer einen Sohn gewünscht. Als meine Mutter zum vierten mal schwanger war ...“ Miléndra musste sich kurz selbst unterbrechen, denn sie bekam noch immer nicht genügend Luft in ihre Lungen und so musste sie sich kurze Zeit voll und ganz auf das Atmen konzentrieren, ehe sie fort fuhr. „... Da glaubte mein Vater, dass es endlich der ersehnte Sohn sei. Doch dann bin ich auf die Welt gekommen und es ging etwas schief bei der Geburt ... Meine Mutter konnte danach keine Kinder mehr bekommen. Das hat mir mein Vater wohl nie verziehen ...“
Miléndra schmiegte sich noch ein wenig enger an den hübschen jungen Mann. „Es ist in Ordnung ... Ihr müsst weiter ziehen, wohin Euer Weg auch führen mag. Macht Euch um mich keine Sorgen“, sagte das Mädchen leise, fast flüsternd.
Auf einmal vernahm sie ein Geräusch hinter Bardos. Es waren die Geräusche eines Pferdes, welches angetrabt kam und sich anschließend am Gras der Wiese zu schaffen machte. Das Tier war vollkommen alleine unterwegs, allerdings gesattelt und getrenst. War es möglich, dass dies Bardos verlorenes Pferd war? Von den Nachbarsjungs war allerdings weit und breit nichts zu sehen. Und darüber war Miléndra sehr froh.
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Bardos streichelte weiter sanft den Rücken des Mädchens, während sie ihre Geschichte erzählte. In seinem Herzen regte sich Mitleid mit der jungen Frau, die dafür bestraft wurde, dass sie kein Junge geworden war und ihr Vater nie mehr einen Sohn zeugen könnte — zumindest nicht mit ihrer Mutter.
Plötzlich nahm er ein Geräusch wahr: Getrappel von Hufen. Nur wenige Momente später kam Thalion angetrabt. Bardos war erstaunt, zumal niemand mit ihm kam. Doch darüber war er auch froh, denn schließlich waren sie beide nackt und jedes Auge hätte wohl etwas anderes zwischen ihnen vermutet, als reine Hilfsbereitschaft. Bevor Bardos jedoch zu seinem Pferd gehen wollte, mochte er Miléndra noch etwas sagen. Er nahm ihr schönes Gesicht in seine starken Hände und sah ihr sehr ernst in die wunderschönen braunen Augen.
»Miléndra.« Seine Stimme war seltsam sanft, so wie er seiner Meinung nach noch nie gesprochen hatte. »Ich mache mir Sorgen um dich. Ja, ich muss weiterziehen, denn auf mich wartet ein wichtiger Auftrag … nein ein wichtiger Mensch …« In diesem Moment erinnerte er sich an Brunderei, seine schöne Schwester, die wohl kaum jünger gewesen war als Miléndra, als er aus Minas Tirith auszog, um als Soldat heldenhafte Taten zu begehen. Doch wie zerrüttet war sie gewesen, als er sie zwei Jahre später wiedertraf: Gedemütigt, verloren und … verrückt.
›Das darf mit Miléndra nicht passieren!‹, schwor sich der junge Mann und sprach dann weiter. »Ich werde jedoch nicht eher von hier wegreiten, bis ich einen Weg gefunden habe, dich zu schützen! Niemand wird dich mehr schlagen. Man wird dich mit Respekt behandeln, wie es jedem Menschen, ob Mann, ob Frau, ob Alter, ob Kind zusteht.«
Einer seltsamen Regung folgend, küsste Bardos Miléndra sanft auf die Stirn und flüsterte: »Es wird alles gut!«
Dann strich er noch einmal liebevoll mit seinen Daumen über die weiche Haut auf Miléndras Wangen, lächelte aufmunternd und sagte dann: »Ich hole dir nun etwas zum Anziehen.«
Der junge Adlige stand katzenartig auf und lief die wenigen Schritte bis zu seinem Braunen. »Na Thalion«, sagte er leise zu seinem Pferd, »Wo hast du dich herumgetrieben? … Habe ich nicht eine wunderschöne Entdeckung hier gemacht? Die wolltest du wohl auch mal begutachten …«
Während er mit Thalion sprach, schnallte er ein Paket von seinem Pferd, in welchem seine Kleidung war. Rasch holte er ein weißes Hemd, eine schwarze Hose und ein Lendentuch hervor. Während er sich Hose und Lendentuch vor seine Männlichkeit hielt, brachte er Miléndra das Hemd. Es würde wenigstens bis zur Mitte ihrer Oberschenkel reichen. Dann drehte er sich um und wickelte rasch das weiche Lendentuch um. Dann schlüpfte er in die Hose. Als er damit fertig war, drehte er sich zu Miléndra um. Sie hatte inzwischen das Hemd angezogen und sah etwas verloren darin aus. Bardos Rücken war doch um einiges breiter und das Hemd war auch bei Bardos nicht sonderlich enganliegend.
Bardos musste lächelnd, dann sagte er knapp »Warte!« und holte von seinem Gepäck auch noch einen schwarzen Ledergürtel. Er stellte sich vor Miléndra und wickelte ihn um ihre schmale Taille. Plötzlich machte sich bei der Berührung ihres Körpers in ihm eine schon bekannte Wärme breit und der junge Mann war sehr froh, dass er nun eine Hose anhatte …
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Mit Erleichterung erkannte Arvellon, dass sein Begleiter wohlauf war, als dieser in sein Blickfeld trat. Auch sein Pferd schien wieder bei ihm zu sein. Dass der andere Mann nackt war wunderte den Waldläufer nicht im geringsten, schließlich hatte er ein Bad nehmen wollen. Er wartete einige Augenblicke ab, bis er relativ sicher war, dass sein adliger Gefährte die Sachen, die er vom Pferd abgeschnallt hatte an den körper gelegt hatte, dann ging er im Schlenderschritt weiter. Es war ihm nichtmehr eilig den anderen zu erreichen, er war ja augenscheinlich bei bester Gesundheit, das getrübte Wasser schien ihm mehr zufällig zu sein.
Nach einigen Minuten erreichte er die Stelle, an der Thalion stand, der zufrieden graste und nichteinmal aufsah, als der Waldläufer sich näherte.
Arvellons Schritte waren leise, der Gewohnheit folgend sich ruhig doch schnell zu bewegen, erreichte er schließlich Bardos. Doch war dieser nicht allein, eine junge Frau war bei ihm. Das Mädchen vom Brunnen, welches ihm den Weg zum nächsten Schmied erklärt hatte, um genau zu sein. Etwas ungläubig hob der Dúnadan eine Augenbraue und legte den Kopf leicht schief. Die beiden jüngeren vor ihm waren zwar mehr oder weniger bekleidet, doch war die Situation relativ deutlich.
»Seid gegrüßt, Bardos, Barados Sohn!«, gab er in einem vergnügten Tonfall von sich, die Miene möglichst ausdruckslos belassend. er kam sich ein wenig vor wie ein kleiner Junge, der seine älteren Geschwister bespitzelte und bei irgendetwas erwischt hatte, was ihnen verboten war. »Ich störe ja nur ungern, aber haltet Ihr das für sonderlich weise? Immerhin wollen wir in wenigen Stunden wieder aufbrechen.«
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Miléndra hatte sich noch immer nicht von Bardos gelöst, welcher sie weiterhin versuchte zu wärmen. Natürlich machte er sich Sorgen, wollte ihr helfen. Aber es gab nichts was er hätte tun können. Er schien schließlich in einer wichtigen Mission unterwegs zu sein.
Als auch er das Pferd erblickte glaubte sie sogar so etwas wie ein Seufzen von ihm vernommen zu haben. Es musste sich wirklich um sein entlaufenes Tier handeln. Miléndra war enttäuscht, als er sich nun von ihr trennte und sofort zog sie die Knie an ihren an ihren Körper und schlang die Arme darum.
Sie musste gar nicht so lange warten, da kehrte Bardos, nun halb angezogen, zurück und reichte ihr ein ziemlich großes weißes Hemd, welches ihr fast bis zu den Knien reichte. Miléndra war mittlerweile aufgestanden und der Gürtel, welcher Bardos ihr umlegte brachte schon etwas mehr Form in die ganze Angelegenheit.
Das Mädchen hatte wirklich Mühe sich auf den Beinen zu halten. Sie war so erschöpft, ihre Lunge tat weh und das Hemd spendete auch nicht gerade viel Wärme. Das es ihr momentan nicht so gut ging war aber verständlich, schließlich war sie eben noch so gut wie tot gewesen. Oder war sie bereits gestorben?
Zumindest verdeckte das Hemd nun die unschönenBlessuren welche ihre Körper zierten. „Ihr habt mir das Leben gerettet, Bardos! Was immer Euer Wunsch ist, ich werde ihn erfüllen. Ich stehe tief in Eurer Schuld!“ Sie sah den jungen Mann mit großen Augen an.
Miléndra zuckte zusammen, als plötzlich eine andere Stimme an ihr Ohr drang. Sie gehörte dem älteren Mann, welcher wohl bereits vom Nachbardorf zurück gekehrt war. Doch seine Worte verwirrten Ihn irgendwie. „Was ... was meint Ihr?“ fragte sie deshalb schüchtern und versteckte sich ein wenig hinter Bardos.
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Bardos versank fast in den wunderschönen braunen Augen Miléndras und als sie ihm anbot ihm jeden Wunsch zu erfüllen, fielen ihm sogleich einige ein. ›Das darfst du einem Mann nie anbieten, meine Schönheit … Oh führe mich doch nicht dermaßen in Versuchung!‹ Bardos Augen wanderten von Miléndras Augen zu ihren schön geschwungenen Lippen und in Gedanken kostete er diesen wunderbaren Mund; er trank sich satt an dem süßen Geschmack und stillte das Verlangen, das ihn seit Monaten nicht mehr so verzehrt hatte.
Tatsächlich hatte Bardos seitdem er aus Pelargir zurückgekehrt war und seine ausgenutzte Schwester ansehen musste, keine Frau mehr angefasst und auch jeglichen Gedanken an das weibliche Geschlecht aus seinem Hirn verbannt. Hier nun stand jedoch ein so wunderschönes Mädchen und blickte ihn hilfesuchend an, dass er versucht war, alle guten Vorsätze über Bord zu werfen.
Gerade als Bardos schon den Arm hob, um Miléndras Haar aus ihrem Gesicht zu streichen, hörte er ein Rascheln im Gebüsch. Bardos konnte gerade noch den Arm sinken lassen, als Arvellon schon erschien und ziemlich zweideutige Andeutungen machte, die Bardos natürlich sofort durchschaute. Miléndra hingegen war so unschuldig und verstand nichts.
›Sie ist tabu für dich, Bardos‹, schalt sich der junge Mann, ›Sie ist vollkommen unschuldig und du wirst ihr ihre Unschuld nicht rauben!‹
Bardos wagte nicht, um Miléndras Taille seinen Arm zu legen, deshalb berührte er nur ihre Finger. Doch schon bei dieser sonst harmlosen Bewegung konnte er nicht umhin, mit ihren Fingern zu spielen und sie sanft zu streicheln. Er blickte ungerührt zu Arvellon und sagte:
»Egal, ob ich nur eine Stunde in einem Ort bin, oder mehrere Tage oder gar Jahre. Wenn jemand meine Hilfe braucht, so verwehre ich sie ihm nicht.«
Er blickte noch einmal aufmunternd zu Miléndra und ging dann zu dem nassen und zerrissenen Kleidern des Mädchens. Rasch hob er sie auf, ging zu Arvellon und drückte sie in dessen Hand. Dann ging er wieder zu Miléndra, hob sie mit Leichtigkeit hoch und trug sie auf seinen Armen zu Thalion. Ihr Körper roch noch immer nach dem Wasser des Sees, doch Bardos bemerkte auch den Duft, der von ihrem Körper ausging, als seine Nase ihr Gesicht berührte.
»Du wirst auf Thalion reiten. Hab keine Angst, er wird dich sicher tragen.« Doch bevor er Miléndra auf das Pferd hob, fiel ihm ein, dass es vielleicht nicht gut wäre, das Mädchen in dem Zustand zum Hof ihrer Eltern zu bringen. Nicht, dass Bardos Angst vor dem Vater hatte — im Gegenteil. Doch bald würde Bardos nicht mehr hier sein, um Miléndra zu beschützen. Sie sollten vorher beratschlagen, was sie tun könnten.
»Miléndra«, sagte Bardos sanft. »Wo kann ich dich hinbringen, damit du dich aufwärmen kannst und wir überlegen können, wie wir dich weiter schützen können? Gibt es irgendeinen Freund zu dem wir gehen können?«
In Bardos regte sich ein seltsames Gefühl der Eifersucht, als er daran dachte, dass Miléndra vielleicht schon einen Verlobten hatte.
Während das Mädchen überlegte, drehte sich Bardos zu Arvellon um und sagte: »Wir können nicht eher von hier weg, bis ich das Mädchen in Sicherheit weiß. Aber Ihr seid mir sehr willkommen, wenn Ihr einen Rat wisst …«
Bardos hielt inne. Vielleicht war es dem Mädchen nicht recht, wenn er einfach erzählte, was ihr Vater ihr antat. Doch Arvellon war ein gescheiter Mann und wüsste vielleicht eine Lösung, wo Bardos noch keine sah.
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Mit einer weiterhin hochgezogenen Augenbraue betrachtete Arvellon die Kleidung des Mädchens, welche er jetzt in seinen Händen hielt. Kaltes Wasser tropfte von seinen Händen, und traf still auf den grasigen Boden an sienen Füßen auf. Er verstand für den Moment nichts von dem, was Bardos tat oder sagte, doch schien sein Begleiter es auch nicht als angebracht zu empfinden, ihn aufzuklären.
In seinen Augen war es Bardos wegen dem das Mädchen überhaupt in Schwierigkeiten steckte, und wenn er sie nicht in diesen wissen wollte, warum brachte er sie dann erst hinein? Und wie sollte das Mädchen in Sicherheit gebracht werden? Wovor?
Er beobachtete wie Bardos dem Mädchen auf Thalions Rücken half und ging dann zu den beiden. Während er die nasse Kleidung der Frau hinter den Sattel band machte er Bardo mit Blicken unmissvertändlich klar, dass er ihn unter vier Augen sprechen wollte, da das Mädchen nicht den Anschein machte, als verstünde es worum es ging und was er selbst mit seinem Bemerkung gemeint hatte. Bardos schien nun doch ein wenig verunsichert in der Gegenwart des Mädchens. Hatte er wirklich mit ihr geschlafen? War er so rücksichtslos? Eigentlich hielt Arvellon den Anderen für einen recht ehrenwerten Adeligen, der wusste wie man sich verhielt. Überhaupt war sein Gefährte wohl nicht vollends bei er Sache, das Mädchen hatte zwar ein Hemd am Körper, welches wohl dem Adeligen gehörte, doch zitterte sie darunter vor Kälte. Mit schnellern Bewegungen band er sein Kleiderbündel auseinander und reichte ihr seinen schwarz-weißen Mantel, den sie sich nach kurzem Zögern um die Schultern legte. Für einen Augenblick sah Arvellon sie einfach an, still und in Gedanken versunken. Keinesfalls begierig oder wie ein Mann normalerweise eine hübche Frau wie diese anstarren mochte, mehr nachdenklich und wehmütig.
Vor seinem inneren Auge lief lachend seine Schwester an ihm vorbei und versuchte ihn zu animieren hinterherzulaufen. Aber erst nach einiger Zeit setzte er ihr hinterher! Sie hatte keine Chance, viel zu kurz waren ihre Beine und zu unsicher ihre Tritte. Das Fangenspiel ging nicht sehr lang, als seine Schwester über einen kleinen zugefrorenen See laufen wollte, dessen spiegelnde Oberfläche mit einem lauten Knacken zerbarst und tödlich kaltes Wasser preisgab. Arveldir, hilf mir! Arveldir! Nicht viel Zeit war ihm und seinem großen Bruder geblieben, seine Schwester aus dem Wasser ins Trockene zu ziehen, aber sein großer Bruder war es immer gewesen, der sie geretter und beschützt hatte, egal was passierte. Im Trockenen hatte die Kälte begonnen an den Lebensgeistern seiner Schwester zu zehren, doch hatte sein Bruder ihr seinen Mantel gegeben, in den Farben ihrer Familie, schwarz mit silberig-weiß glitzernden Nähten...
Nur schwerlich konnte er seinen Blick von der jungen Frau lösen. Wie sah seine Schwester wohl heute aus? Sie musste älter sein als dieses Mädchen, doch sicherlich mindestens ebenbürtig in der Schönheit. Vielleicht sah sie genau so aus? Schließlich wandte er seinen Blick wieder ab und stellte sicher, dass das Mädchen fest im Sattel saß und so schnell nicht hinunterfallen würde. Dann fasste er Bardos an der Schulter.
»Wir sollten uns kurz unterhalten, vorallem wenn Ihr mich um Rat oder Hilfe fragt, ohne mir zu sagen warum und in welcher Sache ihr sie benötigt!«
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