Im Lager – Mit Thenar (kurzer Schwenk zu Meowés und Curon)
Schemenhaft konnte Erchirion erkennen, wie sich Curon um den Jungen kümmerte und ihn die Decke wieder zurecht legte. Sie sollten aufhören die Jungs wie rohe Eier zu behandeln, so wird aus denen nie was... Erchirion schüttelte leicht den Kopf. Meowés würde nie erwachsen werden und Verantwortung übernehmen, wenn sie ihn weiter wie ein kleines Kind behandelten. Aber zu Curon sagte er wegen dieses Themas nichts mehr, denn er hatte sich bereits zurück auf seinen Platz begeben.
Erchirion hatte bemerkt, wie auch Thenar aufstehen wollte um zu den Jungen zu gehen. "Wollt ihr, dass er total verweichlicht? Seit den Jungs doch nicht immer auf Schritt und Tritt hinterher. So lernen sie nichts..."
Aber Erchirion konzentrierte sich jetzt wieder auf sein Gespräch mit Thenar. Natürlich glaubte er nicht daran, dass das ganze Leben vorbestimmt war. Aber vielleicht traf es ja auf manche Gegebenheiten wirklich zu. Thenar zumindest schien noch nicht viel Freude in seinem Leben gehabt zu haben.
Wo sie gerade noch über Thenars verstorbenen Jungen gesprochen hatten, fiel jetzt das Thema auf Erchirions Kindheit. Er sprach nicht gerne mit anderen über seine Herkunft, einfach weil manche dann vielleicht in ihm nicht mehr den sahen, der er eigentlich war. Bei manchen kam dann zu schnell Neid auf und er wurde als verwöhnter Fürstensohn behandelt. Aus diesem Grund sprach er selten mit jemanden darüber.
Aber Thenar hatte das Thema nun einmal angeschnitten und so konnte er da wohl nicht mehr heraus. "Sicher war meine Kindheit vielleicht ein bisschen leichter als die manch anderer. Aber ich hatte auch meine Pflichten und Aufgaben zu erfüllen. Mein Vater verzog mich, meine Brüder und meine Schwester sicher nicht zu verwöhnten Schmarotzern."
Erchirion streckte die Füße aus und lehnte sich in einer bequemeren Position an den Baumstamm. Immer mehr der anderen Waldläufer verstummten und schliefen ein. "Mh... es war zu Anfangs nicht meine eigene Entscheidung euch hier beizuwohnen. Also Nein... ich hatte das Haus meiner Eltern nicht satt."
Es wurde immer dunkler, bald würde auch das letzte Licht des Abends verschwunden sein. Ein Feuer konnten sie aufgrund der Nässe immer noch nicht entfachen. "Ich war, wie soll ich sagen, in meiner Jugend ein wenig sehr stürmisch und vielleicht auch ein wenig zu stolz aufgrund meiner Herkunft. Vater sah das nicht gerne und er schickte mich zu Faramirs Leuten, wahrscheinlich damit ich lernte, dass auch ein Fürstensohn nicht unbedingt mehr wert ist als die Soldaten Gondors. Ich sollte Kameradschaft zeigen und lernen anders mit meinem Erbe umzugehen."
Er machte eine kurze Pause und nahm ein paar weitere Schlücke aus seinem eigenen Wasserschlauch. "Am Anfang hasste ich diese Entscheidung meines Vaters. Aber mittlerweile denke ich selbst, dass es für mich ganz gut war mal von Zuhause weg zu kommen. Außerdem wird es mich nicht ewig in Ithilien halten... Ich treffe nun meine eigenen Entscheidungen und werde auf kurz oder lang wieder zu meinem Volk zurückkehren."
Vereinzelt hörte man von links oder rechts Schnarchlaute erklingen, welche die Stille während ihrer Redepausen mit einem sägenden Geräusch durchbrachen. Trotz des langen Marsches fühlte sich Erchirion noch keinen deut Müde. "Natürlich habe ich wie die anderen auch vorher eine Ausbildung genossen, bevor ich zu Faramir kam. Auch habe ich guten Unterricht in Dol Amroth erhalten. Von Dergolad, dem Waffenmeister. Er ist mir in den gemeinsamen Jahren ein guter Freund geworden, welchen ich respektiere. Auch wenn er es nicht immer leicht mit mir und meinen Brüdern hatte."
_______________________________________________
Hinfallen, Aufstehen, Krone richten, weiter gehen ...
Thenar hörte, wie Erchirion fast verächtlich die Freundlichkeit Curons kommentierte. Nachdenklich meinte er: " Vielleicht denke ich, wenn ich Meowés sehe, immer ein wenig an Calmacil; aber bedenke, dass solche Gesten in Zeiten der Not eher erwiedert werden ....Sorge dich nicht, hier verweichlicht niemand. Faramir ist ein guter Heermeister; das wirst du auch schon gemerkt haben."
Während der Jüngere seine langen Beine austreckte, verlangte es dem Älteren, aufzustehen und sich zu strecken. Es tat gut, sich ausgiebig zu dehnen. Er hüllte sich wieder in die Decke und sah sich um. Trotz der schlafenden Kameraden fühlte er sich nicht sonderlich müde.
Bald waren nur noch sie Beide außer den Wachen auf ; Thenar konnte den dunklen Schatten eines Rangers auf der Lichtung langsam vorbeilaufen sehen. Wir müssen achtsam sein; das Dunkle schläft nicht... dachte Thenar und fasste sich an den Nacken, der immer wieder mal kribbelte. Das ist merkwürdig, ich habe kein gutes Gefühl....
Da sprach Erchirion wieder und der Waldläufer setzte sich an seinem Platz und hörte ihm aufmerksam zu. Dieser schien ebenso ungern von seiner Vergangenheit zu reden, wie er selber. " Ich kann mir gut vorstellen, dass auch ein Prinz seine Aufgaben und Pflichten hat. Dein Vater scheint ein weiser Mann zu sein, wenn er euch so normal wie möglich erzogen hat. Deshalb bist du also hier; das ist gut so." Er nickte zu seinen Worten doch dann musste er schmunzeln. " Den Hitzkopf wirst du hier schon verlieren." Ich seh` dich noch bei der Jagd davon stürmen....
Doch als Erchirion von seinem Waffenmeister sprach, machte Thenar eine unwillige Bewegung. Er schwieg einen Augenblick und sprach dann : " Dann kannst du dich glücklich schätzen, so einen guten Waffenmeister gehabt zu haben!" Seine Stimme klang hart, als er weitersprach: " Den Waffenmeister den ich hatte, habe ich in keiner guter Erinnerung behalten. Er war hart und gemein zu uns Rekruten."
Erchirion sah Thenar durch die Dunkelheit hindurch an. "Ich bitte dich! Faramir lässt Meowés nicht mal Wild ganz ausnehmen, weil dem Jungen dabei schlecht wird. Wie soll er da etwas lernen?" Gut, vielleicht waren es auch Erchirions Worte, welche dem jungen Waldläufer noch mehr zugesetzt hatten, aber die sollten eigentlich als Ansporn dienen. "Und Gwaenas würde ich nicht mal ein Ei zur Aufbewahrung anvertrauen. Er stolpert über seinen eigenen Schatten. Dabei ist er schon weit älter als Meowés."
Der Ranger zog die wieder an seinen Körper, so dass er mit den Armen seine Knie umschlingen konnte. "Und ja, Faramir ist ein guter Heermeister. Er hat Erfahrung und auch ich kann noch viel von ihm lernen." Erchirion sah an die Stelle, wo sein älterer Cousin bereits zu schlafen schien.
"Bei wem warst du in Ausbildung? Es scheint dir ja nicht besonders gut gefallen zu haben." Mittlerweile kaute auch Thenar an einem Stück Brot herum. Erchirion dachte an Dergolad und an das gute Training, dass er unter ihm genossen hatte. Er war zwar streng gewesen, ermutigte die Jungen aber auch. Curon hatte auch unter ihm gelernt und so von seinem Wissen profitiert.
Obwohl es Sommer war, fröstelte es Erchirion leicht. Das kam vor allem durch die Nässe und dem bloßen Oberkörper, welchen er unter der Decke verbarg. Er sah sich um, ob vielleicht doch noch irgendwo trockenes Holz herum lag. Vielleicht unter einem Busch, welcher vor der Nässe schützte. "Wollen wir nicht doch versuchen ein Feuer zu entfachen? Es wird kalt und die Nachtwache hat sicher auch nichts gegen ein bisschen Wärme."
_______________________________________________
Hinfallen, Aufstehen, Krone richten, weiter gehen ...
Thnar erhob sich sogleich, als Erchirion den Vorschlag machte, nach trockenem Holz zu suchen und ein Feuer zu entfachen. " Ja, das ist eine gute Idee!" Er legte die Decke beiseite und zog sich sein feuchtes Hemd an. Ihm fröstelte, als er den nassen, kalten Stoff an sich spürte.
Leise und vorsichtig suchten die beiden Waldläufer nach einigermaßen trockenem Holz und fanden auch ein wenig Stöcke, ohne ihre Kameraden zu wecken.
Mit dem Holz gingen sie auf die Lichtung und sprachen kurz mit den Wachen. Keiner schien etwas dagegen zu haben, das sie ein Feuer machen wollten; im Gegenteil: die Männer freuten sich über ein wenig Wärme. So holte Thenar seine Zunderbüchse und entfachte ein kleines Feuer aus dem Holz, was sie zusammengelegt hatten.
Auf einigen langen Stöcken, die Thenar und Erchirion in den Boden bei dem Feuer steckten, hingen sie ihre feuchten Hemden und Mäntel auf. Trocken werden die Sachen zwar nicht, aber schaden wird es auch nicht... Erchirion hatte zwei Steine zu dem Feuer geschleppt, auf denen sie sich nun niederließen. Die Flammen rauchten ein wenig, doch zog der Qualm vom Nachtlager der Waldläufer fort, da ein leichter Wind wehte. Auch der Himmel klarte sich wieder auf und man konnte die Sterne erkennen.
Die Männer genossen eine kurze Zeit schweigend die Wärme, wobei sie sich wieder in ihre trockenen Decken gehüllt hatten.
Thenar dachte über Erchirions Meinung zu den Jüngsten der Truppe nach. Du scheinst mit den Jungen nicht viel anfangen zu können, was? Doch er sprach: " Meowés hat das Zeug zu einem guten Waldläufer; er hat sich gestern gar nicht ungeschickt bei Curon angestellt und der Heermeister hattte selber ein gutes Bild von ihm."
Der Ältere rieb sich nachdenklich sein Kinn und merkte, wie ihm die Bartstoppeln wuchsen. Das mochte er gar nicht; aber auf dieser Wanderung würde kaum Gelegenheit sein, sich den Bart zu rasieren. Jetzt wandte er sich Erchirion zu, nachdem er die gnze Zeit in die Flammen gesehen hatte : " Ich denke, du bist zu hart zu dem Jungen. Er ist erst 15 Jahre alt und wird noch genug Erfahrungen sammeln. Du warst in dem Alter gewiss auch nicht perfekt....und was Gwaenas betrifft....ja. Er ist ein Tolpatsch. Aber unterschätze ihn nicht! Gerade diese Leute vermögen in wichtigen Situationen einen kühleren Kopf zu bewahren und gezielter zu handeln als manch anderer! Vielleicht ist die Zeit nicht fern, wo Gwaenas zeigen kann, was in ihm steckt!" Der Ältere nickte nachdrücklich zu seinen Worten und starrte dann wieder sinnend in die Flammen.
Als er dann wieder sprach, war seine Stimme hart und sein Gesichtsausdruck grimmig: " Mein Heermeister? Er war ein harter Mann...ihm verdanke ich die Narbe unter meinem linken Auge..." Thenar hob seine linke Hand zu der Stelle. " Da hatte er gleich zu Beginn meiner Ausbildung klar gemacht, was uns Jungen erwartet..." Verbittert schüttelt er den Kopf und schwieg.
Man mag es kaum glauben, doch trotz des Starkregens fanden sie vereinzelte Stecken, welche kaum feucht waren. Natürlich waren sie nicht ganz verschont geblieben, aber man konnte mit ihnen zumindest ein Feuer entfachen.
Während Thenar sein feuchtes Hemd anzog, suchte Erchirion das Holz mit blankem Oberkörper, denn die Decke störte dabei nur. Ziemlich schnell hatten sie ein Feuer entfacht und setzten sich wieder mit den Decken auf zwei große Steine, welche Erchirion mit viel Mühe herbeigeschleppt hatte.
Wegen der Feuchtigkeit des Holzes qualmte es stark und so suchten sich die beiden Waldläufer eine Stelle aus, wo der Wind ihnen nicht ständig den Rauch in das Gesicht blies. Erchirion wand sich an die beiden Wachen, welche auch zum Feuer gekommen waren. "Bitte, lasst uns noch einen Augenblick allein. Ihr könnt euch später noch aufwärmen." Die beiden anderen Waldläufer drehten sich um und verließen die Feuerstelle. Wie Thenar vorhin gesagt hatte, ihr Gespräch war vertraulich...
"Bitte, Thenar, versuch nicht mich weiterhin von dem Können der beiden zu überzeugen! Die mögen vielleicht irgendwann einmal gute Waldläufer sein, aber noch sind sie weit davon entfernt." Langsam sah man wieder Sterne am Himmel und der Abend zog in großen Schritten dahin. "Aber manche von euch und auch der Heermeister scheinen das nicht zu begreifen..."
Erchirion schmiss ein paar kleine Zweige in das Feuer. Noch immer war er hellwach, trotz des langen Marsches den sie hinter sich hatten. "Faramir und auch einige andere spüren, dass irgendeine Gefahr in Gondor droht. Oder sie haben eine Vorahnung. Sollten wir schlechte Nachrichten in Osgiliath erhalten, wenn es nach mir ginge... würden wir Meowés und Gwaenas dann dort zurück lassen." Natürlich würde das Thenar anders sehen, denn so wie er sich anhörte hielt er große Stücke von den Jungs.
Als der ältere Ranger von seinem Lehrmeister erzählte, setzte Erchirion einen missbilligenden Gesichtsdruck auf. Die Ausbildung schien nicht gerade spaßig gewesen zu sein. "Warum habt ihr euch das von ihm gefallen lassen?"
_______________________________________________
Hinfallen, Aufstehen, Krone richten, weiter gehen ...
Thenar zog seine linke Augenbraue hoch, als Erchirion in seinen Augen so abwertend über die Jüngsten der Truppe sprach. Er schaute den Jüngeren abschätzend an und dachte: Gut, dazu äußere mich dann auch nicht mehr, meine Meinung kennst du jetzt. Der Tag mag näher sein, als du denkst, wo die Beiden dich mit ihren Können verblüffen werden!
Doch als Erchirion davon sprach, dass er Gwaenas und Meowés lieber in Osgiliath lassen würde, sollte eine Gefahr drohen, schüttelte Thenar unwillig den Kopf und runzelte die Stirn: " Wie sollen gute Waldläufer aus ihnen werden, wenn sie sich in Gefahren nicht bewähren dürfen? Gerade in solchen Situationen lernen sie am Besten! " Als er sah, dass Erchirion etwas einwenden wollte, redete er etwas lauter und hitzig weiter: " Du brauchst nicht zu fürchten, dass wir sie den Gefahren preisgeben! Der Heermeister und viele Andere werden sie schützen und anleiten- ich werde mit meinem Leben für sie kämpfen, genauso wie ich es für den Heermeister tun werde! " Thenar beruhigte sich mit einer kurzen Pause und fügte leise hinzu: " Wäre Calmacil hier, würde ich nicht anders reden und denken!" Er nickte bestätigend und starrte in die Flammen.
Der Waldläufer dachte über die Frage nach, die Erchirion stellte. Wie soll ich davon beginnen? fragte er sich und sprach nach einiger Überlegung: " Ich weiß von deiner Herkunft und deinem Stand- vielleicht noch einige Kameraden mehr, aber wir behandeln dich wie Einer der Unseren. Ich denke, dass es dir auch so lieber ist."
Thenar sah, wie der Jüngere bestätigend nickte. So fuhr er fort: " Du siehst ja, dass ich eine etwas dunklere Hautfarbe als ihr habe. Niemand hat sich hier dazu geäußert, worüber ich sehr dankbar bin." Der Ältere suchte den Blick des Jüngeren und blickte ihm fest in die Augen." Mein Waffenmeister hat mich immer spüren lassen, dass ich anders und ein Dreckstück bin. Er hat mich und meine Stiefeltern verspottet und lies kein gutes Haar an mir..... Die Ausbildung war eine Tortur für mich..... Dieser Mensch war nur darauf aus, schnell auf der Erfolgsleiter nach oben zu gelangen, der damalige Heermeister war sein Freund und auf seiner Seite." Thenar holte tief Luft und schaute wieder in die Flammen. " Mein Stiefvater mahnte mich, diese Ausbildung durchzustehen und ihm zuliebe tat ich es."
Erchirion bemerkte, wie Thenars Antworten nun hitziger und auch etwas lauter wurden. Er sah sich um, als befürchtete er, die anderen Waldläufer könnten von seinen lauten Worten aufgeweckt werden. Aber Thenar beruhigte sich schnell wieder und wurde leiser.
"Du weißt, auch ich würde sie mit meinem Leben schützen. So wie ich es bis jetzt bei jedem getan habe und es auch tun werde! Das verspreche ich dir. Und jetzt lass uns dieses Thema beenden..." Was aber nicht hieß, dass er seine Meinung was die Grünschnäbel betraf, geändert hatte.
Als Thenar von Erchirions Stand sprach und dass die anderen mit ihm umgingen wie mit jemanden anderen, nickte der junge Mann anerkennend. Er grübelte allerdings, was ihm Thenar damit sagen wollte.
Erst als er auf seine Hautfarbe zu sprechen kam, ging Erchirion ein Licht auf. Natürlich war ihm schon aufgefallen, dass der ältere Waldläufer dunkler war als die meisten anderen. Aber so etwas kam vor, hatte er zumindest angenommen. Thenar sprach von seinen Stiefeltern. Vielleicht hätte sich Erchirion schon einmal zu früheren Zeiten ausführlich mit dem anderen Waldläufer unterhalten sollen. Bis jetzt war es ihm zumindest nicht bekannt gewesen, dass Thenar nicht bei seinen wirklichen Eltern aufwuchs.
Schweigend sah Erchirion kurz ins Feuer und überlegte, wie er auf Thenars Geschichte antworten sollte oder durfte. "Thenar... darf ich dich was fragen? Wo kommst du her? Oder weißt du das selbst nicht?"
_______________________________________________
Hinfallen, Aufstehen, Krone richten, weiter gehen ...
Erchirion wünschte, das Thema über die jungen Waldläufer zu beenden. Thenar dachte sich seinen Teil dazu: Gut, wie du willst. Vielleicht willst du die Beiden ja auch nur schnellstmöglich loswerden, damit der Heermeister nicht auf die Idee kommt, sie deiner Unterweisung zuzuordnen....
Aber verriet mit keiner Mine seine Gedanken. Suchend schaute er sich nach seinem Rucksack um, doch er hatte ihn bei den Bäumen liegen gelassen. Irgendwie hatte er Hunger, doch als er an den alten Kanten Brot dachte, an den er vorhin geknabbert hatte, verging ihm wieder der Appetit. Ich werde morgen früh den Heermeister fragen, ob ich etwas jagen kann....vielleicht kommt Erchirion mit....wenn er nochmal mit mir jagen gehen will...
Gerade als er dem Jüngeren seinen Vorschlag erzählen wollte, stellte dieser ihn eine Frage, die ihn selber tief bewegte. Er schaute Erchirion überrascht und verwirrt an. Dann sah er wieder in die Flammen. Zögernd antwortete er" Ich ...ich weiß es selber nicht." Es war, als hätte Erchirion in seinem Inneren etwas aufgewühlt, etwas, was ihn selber so sehr beschäftigte und was er stets bei sich behielt. Kann ich dir das anvertrauen? fragte er sich und blickte seinen Gesprächspartner abschätzend an.
Der junge Waldläufer merkte wie der Ranger neben ihn ruhiger wurde, als er ihn auf seine Herkunft ansprach. Irgendetwas schien in seinem Inneren vorzugehen. Irgendetwas, was Erchirion nicht greifen konnte. Hätte er lieber nicht danach fragen sollen?
Der Ranger merkte, wie Thenar sich umsah und folgte seinem Blick. "Suchst du etwas?" Mittlerweile war der Mond aufgegangen und spendete ein wenig Licht, so dass sie auch ihre schlafenden Gefährten besser sehen konnten. Dafür wurde es kälter. Erchirion nahm seinen Stein und rutschte noch ein bisschen näher an das wärmende Feuer.
Er weißt nicht wo er herkommt... das ist hart. "Was bist du, ein Findelkind?" Anders konnte er es sich nicht erklären. Aber er schien trotzdem gut untergekommen zu sein, schließlich hatte er noch nichts negatives über seine Pflegeeltern erzählt. Außer, dass sein Adoptivvater unbedingt wollte, dass er die harte Ausbildung durchzog. Aber vielleicht hat ihm das gar nicht so viel geschadet. Vielleicht hat diese Ausbildung Thenar so stark gemacht wie er jetzt ist.
_______________________________________________
Hinfallen, Aufstehen, Krone richten, weiter gehen ...
Thenar sah, wie Erchirion seinen Stein näher zum Feuer rückte : Es wird kalt und das Feuer wird bald ausgehen....schade, dass wir nicht mehr trockenes Holz gefunden haben.... So schob auch er den Stein, auf dem er saß, näher an die kleiner werdenden Flammen.
Die Wachen liefen ihr Runde und beachteten sie nicht. Einmal waren sie noch gekommen, und wollten sich am Feuer wärmen , als sie aber die Kameraden tief im Gespräch sahen, waren sie rasch wieder umgedreht.
Das fahle Mondlicht tauchte die Umgebung in ein diffuses Licht. Irgendwo schrie ein Käuzchen und eine Wache hielt inne, um sich einen Schatten genauer zu betrachten. Es liegt Gefahr in der Luft; das merkt wohl jeder hier..... dachte Thenar und sah, wie die Wache ihren Weg fortsetzte.
Erchirion riss ihn aus seinen Gedanken. " Ob ich ein Findelkind bin? " Ja, so könnte man das wohl nennen ....." meinte Thenar und rieb sich nachdenklich sein stoppeliges Kinn. " Mein Stiefvater Ebro war Soldat und bei den Truppen in Pelargir stationiert. Hier lernte er seine Frau kennen und sie heirateten. Meine Stiefmutter konnte wohl keine Kinder bekommen, was meinem Stiefvater sehr bedauerte. ..." Hier unterbrach sich der Waldläufer und stocherte mit einem Stock ein wenig in den immer kleiner werdenden Flammen herum. Er schaute den Jüngeren an und erzählte weiter: " Ebro war wohl gerade mit Kameraden bei einer Patrollie unterwegs, als er mich schreien hörte; ich lag als Baby hinter einen Strauch versteckt. Er nahm mich mit, nachdem er sich vergewissert hatte, das niemand da war, der mich dort hingelegt haben könnte. Mein Stiefvater dachte, seine Frau würde sich über mich freuen...." Hier schluckte Thenar und seine Stimme war rau, als er leise weitersprach:" Aber sie hat mich nie als ihr Kind angenommen... Ich sah eindeutig anders aus, als sie....Naja. Ebro forschte nach meine Eltern, als er merkte, dass seine Frau gar nicht begeistert von mir war.... aber er konnte Niemanden finden; auch seine Kameraden nicht. Mein Stiefvater setzte sich durch und ich blieb bei ihnen..... Ich war vielleicht 6 oder 7 Jahre alt, als sich mein Stiefvater nach Minas Tirirth versetzen ließ , weil sie dort Verwandte hatten. So bin ich in in die weißen Stadt gekommen. " Thenars Stimme wurde bitter und sein linker Mundwinkel zuckte: " Ich habe mich nirgends heimisch gefühlt; auch in Minas Tirith hatte ich kaum Freunde. Meine Stiefmutter behandelte mich wie ein fremdes Kind..... Nun, ich will mich nicht beklagen..... Mein Stiefvater sorgte dafür, dass ich mit dem Nötigsten versorgt war und alles lernte, was man so als Kind lernen muss. Ihm zuliebe habe ich die Ausbildung durchgestanden. "
Erchirion hörte gespannt der Geschichte von Thenar zu, wie er von seiner Kindheit berichtete. Derweilen wurde es immer später und die beiden Waldläufer täten gut daran sich auch zur Ruhe zu begeben. Aber noch immer spürte Erchirion kein Verlangen nach Schlaf. Eigentlich hätten wir selbst die erste Wache übernehmen können... ging es dem jungen Waldläufer durch den Kopf. Aber Faramir hatte sie nicht dazu eingeteilt.
Er nahm einen weiteren Schluck aus seiner Flasche und nickte ab und an zu Thenars Worten. "Mh..." meinte er schließlich, als dieser wohl am Ende seiner kleinen Erzählung angelangt war. "Aber eigentlich hast du's dann doch ganz gut erwischt, oder? Hätte schlimmer sein können..." Man hätte das Kind auch übersehen können und es wäre in der Wildnis gestorben. Oder ein anderes Volk hätte ihn finden können, welche vielleicht nicht so freundlich waren. Oder es wäre von einem wilden Tier gefressen worden...
"Gefällt dir dein Leben hier, Thenar?" Er sah den älteren Waldläufer fragend an. "Weil wenn es dies tut, wer weiß, was aus dir geworden wäre, wenn du bei deiner richtigen Familie aufgewachsen wärest." So wie Erchirion das sah, war der andere Mann doch mit vollem Herzen Waldläufer in Ithilien. Also muss doch alles richtig gelaufen sein, in seinem bisherigen Leben. Sieht man mal vom Tod seines Sohnes ab...
Erchirion verspürte Hunger und dachte an den leckeren Rehbraten vom gestrigen Abend. "Denkst du, Faramir lässt uns morgen früh jagen gehen, bevor wir aufbrechen? Also, wenn du Lust hast mit zu gehen..."
_______________________________________________
Hinfallen, Aufstehen, Krone richten, weiter gehen ...
Nachtlager: Curon, im Hintergund Gwaenas und Meowés
Curon schlief, mit dem Rücken an den Stamm der Steineiche gelehnt, hin und wieder zucken seine Gesichtszüge, er träumt. ....
.... " Ihr elenden Bälger, ich werde eure Väter über den Schaden informieren. Machht euch schon mal..." Den Rest des Gezetters hörte Curon schon nicht mehr.
Eilig lief er hinter Owain her. Die beiden hatten Kirschen essend, auf einem der wenigen Bäume in Minas Tirith, in der Nähe der Häuser der Heilung gesesen und die Kerne auf die Strasse gespuckt. Dabei hatten sie die neue Robe eines Magistraten, der grad vorbei lief getroffen und diese mit schrecklichsten Kirschflecken verdorben. Curon war sich sicher, das der Alte Owain nicht erkannt hatte, aber ihn hatte er mit Namen angesprochen.
Er konnte nur hoffen das sein Vater, ihn nicht allzu streng strafen würde, er hatte ihn nie geschlagen. Aber noch mehr hoffte er das Owains Vater nichts erfahren würde, sonst würde dieser seinen Sohn grün und blau prügeln.
Damian, Owains Vater war ein reicher und angesehner Kaufmann, der es immerhin zu einem Anwesen im 5. Ring der Stadt geschafft hatte - der 6. blieb dem Adel und den hohen Beamten vorbehalten - er würde es nie riskieren das sein 2. Sohn, seinen Namen in Verruf brachte. Unglücklicherweise hatte Owain, die Veranlagung seines Urgroßvaters geerbt, der als Gauner, die Grundlage zu Damian jetzigen Status gelegt hatte. Damian betrachtete das als Strafe, das er seinen Großvater vor der Welt verschwieg. Er meinte er könnte seinen Sohn durch harte und strenge Strafen zu etwas besseren erziehen. Curon glaubte das nicht. ....
Curon schlafendes Gesicht verzog sich kurz. ....
.... " Magister Mallor, besteht darauf, das du und dein Freund, den angerichteten Schaden begleicht und er fordert dich auf ihm den Namen seines Freundes zu nennen, damit er dessen Vater berichten kann was vorgefallen ist. " Tirion sah seinen Sohn streng an. Curon war schon vor dem eintreffen seines Vaters zuhause gewesen, er wusste das es die Sache nur verschlimmern würde, wenn er sie aufschob. Curon zuckte fast unmerklich zusammen, schaute ihn dann aber trotzig ins Gesicht. " Ich war allein. " - " Tatsächlich? Magister Mallor, behauptet er hätte zwei Jungen davon laufen sehen. " - " Er muss sich getäuscht haben, wahrscheinlich ist nur ein Junge vor mir gelaufen, vielleicht ein Botenjunge. " - Allein also. Und warum bist du dann weggelaufen, dann habe ich also einen Feigling groß gezogen. " Tirion schaute seinen Sohn mit einen traurigen Blick an. " Nein, Vater, ich wollte ..." - " Dann also ein Lügner. " Curons Wangen waren nun feucht von Tränen. " Bitte Vater, Kaufmann Damian darf nicht erfahren, das Owain etwas angestellt hat, er würde ihn halbtot prügeln für so etwas." - " Owain also." - " Bitte Vater, ..." Tirion war beeindruckt wie sehr sein Sohn für seinen Freund einstand, auch wenn ihm die Art nicht zusagte. " Ich verspreche dir das Damian nichts von dieser Sache erfährt, auch nicht von Magister Mallor. Du wirst mich nie wieder anlügen, Sohn. Außerdem wirst du neben deiner Ausbildung, den Männern in den Ställen zu Hand gehen. Du wirst für den Schaden, den ich bei Magister Mallor begleiche, drei Monate jeden Tag die Ställe ausmisten, lernen wie man Pferde versorgt und pflegt. Das wird dir für eine Weile die Dummheiten austreiben. "
Curon verrichtete die zusätzlichen Arbeiten ohne zu Murren. Etwa eine Woche nach dem Gespräch zwischen Curon und Tirion, erhielt die Truppe der Rekruten der Wache zuwachs. Tirion hatte Damian dazu überedet Owain zum Soldaten ausbilden zu lassen. .....
Curons Gesichtzüge glätteten sich, er schlief wieder fester.
Es ging gewiss auf Mitternacht zu, wie Thenar feststellte. Er blickte sinnend in die kleinen Flammen. Bald würde das Feuer herunter gebrannt sein. Ihm fröstelte etwas .Letzte Nacht habe ich nicht so gut geschlafen; eigentlich wird es Zeit, einige Stunden zu ruhen....aber dieses Gespräch geht mir nah...
"Ja, da hast du recht. Es hätte auch anders kommen können. Aber weißt du, es interessiert mich eben, wo ich meine eigentlichen Wurzeln herhabe - verstehst du das? Hier...."damit zog er seinen gebogenen Dolch aus der Scheide, schaute ihn einen Augenblick an und reichte ihn Erchirion , " dieser Dolch mit den Zeichen auf dem Heft und das Armband, das ich Calmacil geschenkt hatte, lagen in meinem Versteck . Ebro, mein Stiefvater, hat es an sich genommen und mir übergeben, als ich alt genug war. ....auf dem Armband sind übrigens dieselben Zeichen wie auf dem Dolch. Hast du diese Zeichen schon Mal gesehen? Ich habe in Minas Tirith einen Rohir danach gefragt und etliche andere Leute - auch deinen Cousin - aber niemand konnte mir Auskunft darüber geben.Vielleicht haben mich die Zeichen ja auch beschützt...."
Nachdenklich kratzte der Waldläufer sich sein stoppeliges Kinn. " Solch edle Herkunft wie du werde ich wohl kaum haben...." Er lachte kurz auf. " Nachher stamme ich noch von einem Ork oder anderen üblen Gestalten ab..."
Kopfschüttelnd schwieg er wieder. Der Jüngere sprach von einer Jagd...genau das, was er vorhin auch gedacht hatte! " Das ist eine gute Idee! Ja, lass´uns jagen gehen! Diesmal werde ich auf dich warten, versprochen!" Er grinste leicht.
Natürlich verstand es Erchirion, dass der ältere Waldläufer gerne mehr über seine Vergangenheit in Erfahrung bringen würde, beziehungsweise über seine Herkunft. Doch so etwas gestaltete sich als schwierig, vor allem wenn man kauf Anhaltspunkte hatte.
Im nächsten Augenblick, der junge Ranger konnte gar nicht so schnell schauen, hatte er auch schon einen Dolch in der Hand, welchen Thenar ihm überreicht hatte. Deutlich konnte man auf ihm Schriftzüge erkennen und Erchirion versuchte ihn trotz der Dunkelheit und des wenigen Lichts, welches der Mond und das Feuer spendeten, so genau wie möglich zu betrachten. Die Schrift war ihm unbekannt. Aber die Form des Dolches...
"Mh... der lag bei dir, als du als Baby gefunden wurdest?" Er hatte schon einmal eine Waffe mit ähnlicher Form gesehen, auch wenn ihm die Schriften nichts sagten. "Du siehst diese Narbe hier?" Er deutete auf seine linke Gesichtshälfte, wo sich eine Narbe vom Haaransatz bis zum Nasenrücken hin ausbreitete. "Die hab ich von einem Harad. Ist ihm schlecht bekommen..." Er schmunzelte kurz. "Also, die Waffe, mit welcher mich der Kerl damals angriff, die hatte eine ähnliche Form. Wenn ich mich nicht ganz täusche. Aber doch... ich hab sie eigentlich noch immer vor Augen." Er wartete kurz ab, wie Thenar darauf reagierte. Erchirion wollte hier auch gar keine Vermutungen anstellen. "Das muss aber gar nichts heißen, Thenar! Vielleicht stammt sie auch von ganz anderen Leuten. Mich hat eben nur die Form..." Erchirion schaute in das Feuer. Warum hatte der andere ihm nur die Waffe gezeigt. Er kannte sich mit so etwas doch nicht aus und die Schriftzeichen hatte er auch noch nie gesehen.
In der kurzen Zeit, welche sich die Männer unterhielten, hatte er eigentlich schon ziemlich viel über den anderen Waldläufer erfahren. Dass er einen Sohn hatte, welcher umgekommen war. Dass er bei Adoptiveltern groß wurde und eine schlimme Ausbildung hatte. Dass er nicht weiß, wo er ursprünglich her kommt. Es wunderte Erchirion, dass Thenar ihm so frei und offen alles anvertraute. Aber es machte ihn auch stolz.
Kurz kam Erchirion noch auf das Thema Jagen zurück. "Ja, freu dich nicht zu früh. Lass erstmal abwarten was für Pläne Faramir hat. Zum Schluss lässt er uns gar nicht gehen... Und dass du diesmal auf mich wartest, dass will ich auch hoffen!"
_______________________________________________
Hinfallen, Aufstehen, Krone richten, weiter gehen ...
Thenar lies sich seine Gefühle nicht anmerken, als er den Jüngeren beobachtete, wie dieser den Dolch genau begutachtete. Sein Herz pochte laut und er war sehr gespannt....er fühlte, dass Erchirion ihn in seinen Nachforschungen ein Stück weiter bringen würde.
Seine Augen wurden groß, als Erchirion von der Waffe sprach, die sein Gesicht entstellt hatte. Eine Waffe aus Harad.... Thenars Gefühle waren zwiespältig. Einerseits war er erleichtert, endlich ein Stück weiter gekommen zu sein, dann hatte er Angst vor der Wahrheit und zuletzt war er skeptisch, ob die Waffe nichts mit seiner Herkunft zu tun hat. Er nahm den Dolch wieder an sich und starrte voller Gedanken in die niederbrennenden Flammen. Erchirions Worte nahm er kaum war, nickte aber kurz.
Er wollte allein sein, nachdenken und Ordnung bringen in seine Gedanken. " Ich.... ich werde mich jetzt auch hinlegen......" murmelte er leise und stand auf. Zögernd sah er den Jüngeren an. " Danke für das Gespräch...." Etwas unbeholfen sammelte er seine Sachen zusammen und ging langsam zu ihren schlafenden Kameraden. Doch als er die Schläfer sah überlegte er sich anders, holte seine selbstgeschnitzte Weidenflöte vor und ging zurück zur Lichtung.
Das Feuer war ausgetreten und Erchirion hatte sich wohl auch zur Ruhe begeben, denn er sah nur die Wachen, die aufmerksam auf ihn schauten. Thenar winkte ihnen kurz zu und entfernt sich etwas von ihrem Lager. Als er meinte, sich weit genug vom Lager entfernt zu haben, um keinen der Schläfer zu stören, setzte er sich an einen Baumstamm und spielte eine Melodie, die manchmal in ihm klang. Jetzt war so ein Moment, wo er sie einfach spielen musste.
Mit den Tönen beruhigte er sich und lies die Melodie langsam ausklingen. Eine Weile schaute er in den Nachthimmel und beschloss, sich nun doch hinzulegen. Zügig ging er zurück und machte es sich auf dem Waldboden so bequem wie möglich.
Aus Harad....bin ich ein Harad? Das würde die Zeichen erklären....oder auch diese Melodie, die er eben erst gespielt hat....ja, sie klingt fremdländisch... seltsam....das haben die Stiefeltern immer gesagt, deshalb spielte er sie nur noch, wenn er allein war....seltsam.... Schließlich schlief der Waldläufer doch ein.
Curon erwachte, als er sehr leise Flötentöne hörte, die in seiner Erinnerung, im Traum, etwas zum klingen brachten. Er öffnete die Augen und konnte in einiger Entfernung Thenar spielen sehen. Erchirion hatte sich zur Ruhe gelegt, aber das Gespräch zwischen ihm und Thenar schien den älteren Waldläufer aufgewühlt zu haben.
Curon spürte das sein Schlafhaltung seinen Muskeln nicht gut tat. Nachdem Thenar sich zum Schlafen niedergelegt hatte, erhob er sich um die Muskeln zu entspannen. Curon überlegte ob er einen der Wachhabenden ablösen sollte, denn der Schlaf schien sich verflüchtigt zu haben.
So schnell konnte Erchirion gar nicht schauen, da hatte ihm Thenar auch schon wieder die Waffe aus der Hand genommen, stand auf und verabschiedete sich. Der junge Ranger schaute ihm noch kurz hinterher, wie er zu den Schlafenden ging. Mh... vielleicht habe ich was Falsches gesagt... Das lag nicht in seiner Absicht. Schließlich hatte ihn Thenar ja gefragt und er hatte nur darauf geantwortet. Erchirion starrte noch einige Zeit in das langsam ausgehende Feuer, zertrat dann mit den Stiefeln das letzte Glühen und ging selbst zu dem trockenen Flecken, welchen er sich vorhin gesucht hatte.
Immer noch in die Decke eingewickelt, setzte er sich hin und sah zu Thenar, welcher allerdings mittlerweile wieder aufgestanden war und davon ging, wie Erchirion bemerkte. Hoffentlich hat er nichts in den falschen Hals bekommen... Hoffentlich gehen ihm diese Neuigkeiten nicht zu nahe... Er konnte nicht anders, er mache sich Sorgen um den älteren Waldläufer, welcher jetzt davon ging und Erchirion wusste nicht, was dies zu bedeuten hatte. Er wird sich doch hoffentlich nichts... Nein, diesen Gedanken führte er nicht zu ende, sondern stand auch von neuem auf und schlich dem anderen ungesehen hinterher.
Auf einer kleinen Lichtung ließ sich Thenar nieder, holte eine Flöte hervor und begann eine Melodie anzustimmen. Erchirion waren diese Laute vollkommen unbekannt. Aus dem Schatten der Bäume beobachtete er den Anderen eine Weile, dann wand er sich, erleichtert dass Thenar wirklich nur etwas allein sein wollte, und ging zurück zu seinem Schlafplatz.
Als er sich hingelegt hatte, das Schwert in seiner Reichweite, war die Nacht schon sehr weit fortgeschritten. Noch immer fühlte er nicht das Verlangen zu Schlafen, doch es würde ihm gut tun. Schließlich würde auch der neue Tag anstrengend werden. Und so schloss er die Augen und war nach einigen Stellungswechseln dann doch endlich in einen traumlosen Schlaf gefallen.
_______________________________________________
Hinfallen, Aufstehen, Krone richten, weiter gehen ...
Der Waldläufer begann einen wirren Traum zu träumen:
Zuerst sah er ein schwarzes Pferd mit zwei Menschen an einem Ufer entlang galoppieren. Die Menschen hatten rote , schmutzige Umhänge an und sehr langes, hinterherwehendes, schwarzes Haar. Die hintere Person hielt ein Bündel in einem Arm und hielt sich mit dem anderen Arm an der vor ihr sitzenden Person fest. Tödliche Furcht trieb diese Menschen, das spürte Thenar fast körperlich. Das Pferd war am Ende seiner Kräfte, Schaum stand vor seinem Maul und seine Flanken glänzten vor Schweiß. Die Gegend flog an ihnen vorbei; sie war hügelig und mit vereinzelten Sträuchern bewachsen. Endlich verlangsamte sich das Tempo und schließlich hielten sie das Pferd an. Kaum, dass das Pferd stand, sprang die erste Person- ein Mann- schon vom Tier und half sogleich der anderen Person - einer Frau- vom Pferd.
Dem Waldläufer stockte der Atem; das Paar hatte dieselbe Hautfarbe wie er...doch ihre Gesichter konnte er nicht näher erkennen .Die Frau hielt ein Baby im Arm!
Waren das seine Eltern? Der Mann wollte der Frau das Kind aus den Armen nehmen, aber sie küsste es noch unter Tränen, ehe sie es doch hergab. Der Mann nahm das Baby, schaute es lange an und legte es dann unter einen Strauch. Das Baby schien zu schlafen, denn es rührte sich nicht . Das Paar legte ihm zwei Gegenstände an der Seite. Der Mann legte der weinenden Frau kurz den Arm um die Schulter und führte sie zum Pferd zurück. Sie stiegen auf und blickten zum Baby zurück, ehe der Mann das Pferd antrieb und sie wieder davon jagten.
Thenar hatte ihr Trauer und Furcht wieder durchlebt, doch nun wurde er von dem Kind magisch angezogen; er wollte unbedingt dessen Gesicht sehen. Es lag friedlich im Gras und war in einer bunten Decke eingegewickelt. Nun war der Waldläufer dicht genug, um das Gesicht zu erkennen; es hatte dieselbe Hautfarbe wie seine Eltern…....da blickte er in das Gesicht seines vierzehn jährigen Sohnes Calmacil! Der Junge riss die Augen entsetzt auf und schrie laut mit Meowés Stimme:“ Vater! Hinter dir sind Orks!“ Thenar wirbelte herum und hatte schon seinen Dolch in der Hand, da sah er einen Hard in seiner Landestracht, sein Krumschwert zum tödlichen Schlag ausholend….und hinter ihm ein Dutzend Orks, die den Waldläufer höhnisch angrinsten…….
Keuchend und schweißgebadet erwachte Thenar ; er hatte sich ruckartig aufgesetzt ,hielt den Dolch abwehrbereit in seiner Hand und blinzelte verwirrt in die Gegend; den Ruf seines Sohnes noch im Ohr .
Curon war einige Runden ums Lager gelaufen und einige Worte mit den Wachen gewechselt, es war nicht nötig einen von ihnen ab zu wechseln. Er fühlte sich nun entspannter und kehrte zu seinem Schlafplatz zurück, als er sah wie Thenar aus dem Schlaf hoch schreckte, mit dem Dolch in der Hand und einem verwirrten Gesichtsausdruck. Curon ging zu ihm.
" Schlechte Träume?! Hier nimm ein Schluck Wasser. "
Curon reichte ihm den Wasserschlauch und setzte sich ihm dann gegenüber. Er wartet, um Thenar Zeit zu geben seine Gedanken zu klären.
Der Waldläufer erkannte in der Dunkelheit Curon, der ihn freundlich ansprach und einen Wasserschlauch reichte. " D...Danke!" stotterte Thenar, steckte den Dolch weg und nahm einen tiefen Schluck. Dann holte er tief Luft und sprach: " Ja...das war ein schrecklicher Traum!" Er schüttelte sich leicht und suchte Meowés mit seinem Blick. Der Junge schien tief und fest zu schlafen. Nun blickte er Curon an , der ihn aufmerksam musterte. " Du kannst wohl auch nicht schlafen, was? "
" Schlechte Angewohnheit. Liegt am Wachdienst, irgendwie gewöhnt sich der Kopf an das Schlafen in Raten. Außerdem bin ich im Sitzen eingeschlafen und das mögen meine Muskeln gar nicht. " Curon nahm ebenfalls einen Schluck aus dem Wasserschlauch. Er sollte schlafen, die Frage ist kann er?
" Wenn du willst können wir darüber reden? Oder über etwas anderes, ich denke aber du solltest noch etwas schlafen. "
Die Probleme mit dem Wachdienst kannte er auch und so nickte Thenar zu Curons Worten.
Über den Traum sprechen? Nein, er hatte schon genug von sich preisgegeben.... Er blickte zu Erchirion, der auf seinem Platz lag und schaute Curon wieder an : " Es liegt etwas Unheilvolles in der Luft...das spürst du sicher auch, oder?"
Der Waldläufer nahm noch einen tiefen Schluck aus dem Wasserschlauch. Verd...ich muss noch ruhen, wenn uns ein Kampf bevor stehen sollte!
" Ich glaube es gibt keinen unter uns, der es nicht spürt, wieso fragst du? "
Curon sah Thenar stirnrunzelnd an. Es war nicht zu leugnen, das sie in letzter Zeit wachsamer und gehetzter waren. Es gab seit geraumer Zeit kaum noch einen Waldläufer, der richtig schlief. Und wenn er so darüber nachdachte konnte er nicht mal sagen wann das angefangen hatte und ob die Bedrohung, die wie ein Schatten über ihnen hing, von Mordor kam, was zu erwarten war, oder von einem anderen Ort. Der starke Wunsch bei seiner Familie in Minas Tirith zu sein, durchfuhr in plötzlich.
Warum ich frage? Nun ich sollte doch was reden.... dachte er gereizt. Ruhig, Thenar! rief er sich sogleich zur Ordnung. Der Feind...wer immer es sein wird...wird ein leichtese Spiel haben, wenn wir uns streiten und uneins sind!
Deshalb ging Thenar gar nicht auf Curons Frage ein und meinte nach kurzem Überlegen: " Du hast recht...ich sollte noch etwas schlafen...und du auch....falls es zu einem Kampf kommen sollte, werden alle unsere Kräfte gebraucht werden!" Mit diesen Worten reichte er Curon den Wasserschlauch zurück.
Curon nickte, er hatte den Unterton der Antwort mitbekommen, Thenar wollte mit seinen Gedanken alleine sein. Er war nicht der Mann der sich aufdrängt. Curon erhob sich und ging zurück zu seinem Schlafplatz. Seine Sachen waren trocken und seine Muskeln wieder warm, er würde also nicht frieren. Als er sich hinlegte fragte er sich, ob er wieder Schlaf finden würde. Aber kaum das sich richtig hingelegt hatte war er auch schon eingenickt.