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Willkommen in Ithilien, Wanderer!
Dies war ein Rollenspiel rund um die Bewohner von Gondor
drei Jahre vor dem Ringkrieg.

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Dieses Thema hat 118 Antworten
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 29. Nárie 3016 DZ Wald / Wiesen / Flüsse / Straßen
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Ellena Offline




Beiträge: 546

08.11.2009 09:15
#76 Straße zwischen Gurtanar und der Südstraße — Isilya, 29 Nárië 3016 DZ — Nachmittag Zitat · Antworten

Ellena war ganz fasziniert von dem Kätzchen, welches nun auf ihrem Schoß saß. Doch bei näherer Betrachtung erkannte das Mädchen, dass es sich hierbei um einen kleinen Kater handelte. Und da sie freie Sicht auf jenigen haben wollte, hob sie ihn hoch und setzte ihn sich auf den Bauch. Nun fühlte sich der Kleine sicherlich wie auf einem Berg mit Sicht auf die große weite Welt. Während Ellena ihm über das Köpfchen strich, knurrte der kleine Kater wohlig und rollte sich schließlich auf Ellenas Bauch zusammen.

Als sie plötzlich eine Stimme hörte, sah Ellena auf. Ein fremder Mann, recht ungepflegt, saß auf dem Wagen, welcher sich wohl mit ihrem verkeilt hatte. Er sprach freundlich und lupfte den Hut. „Wie meinen? ...“, fragte Ellena unsicher. Fremde Männer waren ihr ein Kraus und es wurde Zeit, dass dieser Mann einfach wieder verschwand. An Adlinns Stimme konnte sie nämlich deutlich hören, dass diese auch verärgert war. An was genau dies lag, konnte Ellena allerdings nicht sagen.

Mittlerweile waren alle Katzenkinder auf dem Wagen der drei reisenden und auch Bardos hatte nun einen kleinen Tiger in der Hand. Doch Ellena wusste, dass sie die Kleinen nun wieder zurückgeben mussten. Ob dieser Mann sich wohl gut um sie kümmerte? Die Mutterkatze sah zumindest gut genährt aus.

Bardos Offline




Beiträge: 711

08.11.2009 10:07
#77 Straße zwischen Gurtanar und der Südstraße — Isilya, 29 Nárië 3016 DZ — Nachmittag Zitat · Antworten

Mit Ellena hinten auf dem Wagen

Das Schnurren der Katze zauberte ein Lächeln auf Bardos Gesicht. Doch als er das Geschrei von Adlinn hörte, wurde es Bardos hinten auf dem Wagen ungemütlich zumute. Scheinbar brauchte seine Begleitung die Hilfe eines Mannes. Er hörte die Hunde bellen und die Ziege meckern. Doch der Lärm wurde immer leiser. Bardos zog seine Beine an den Körper, um aufzustehen und nach Adlinn zu sehen. Da kam ein dicker Mann um den Wagen herum und grinste mit seinem feisten Gesicht.

›Natürlich‹, stöhnte Bardos innerlich. ›Wir müssen ja auch den schrecklichsten Händlertyp, den es gibt erwischen!‹

Mit Schwung stemmte sich Bardos hoch, die kleine Katze noch immer in seinen Händen. Er blickte sich um und sah, dass die beiden Wagen sich verkeilt hatten und dass es mühsam werden würde, sie von einander zu trennen. Noch dazu, würde er wohl die Hilfe des Händlers brauchen, was zur Folge hatte, dass er etwas kaufen musste.

Er sprang vom Wagen, dem Händler genau vpr die Füße. Er drückte dem Mann wortlos die kleine Katze auf den Arm und hoffte, dass sein schweigsames Wesen, dem Händler ein Vorbild sein würde. Doch weit gefehlt!

»Oh! Werter Herr!«, fing er an, »Hört doch, wie das kleine Kätzchen nach Euch ruft. Es hat sich verliebt! Ganz bestimmt. Oh das könnt ihr doch nicht antun! Ihr seid kein herzloser Mann, das sehe ich sofort!«

Er hielt Bardos die Katze direkt unter die Nase, so dass dieser niesen musste. Das erschreckt die Katze so, dass sie die Krallen ausfuhr und Bardos quer über die Wange kratzte. Obwohl es noch eine kleine Katze war, waren die Krallen sehr scharf. Die Mutterkatze hatte sogleich Sorge um ihr Kind und sprang nun auf Bardos Brust, hakte sich in seinem Hemd fest und fauchte den jungen Mann wütend an. Auch ihre Krallen durchdrangen den dünnen Stoff und versuchten auf Bardos Brust Halt zu finden.

Unwillkürlich packte Bardos wütend die Katze und versuchte das Tier von sich zu reißen. Doch die Krallen waren in seinem Hemd verhakt und die Katze war nicht bereit sich davon zu lössen.

»Du blödes Mistvieh, lass los!«, knurrte Bardos und mit einem kräftigen Ruck befreite er sich von der Katze und warf sie wütend auf den Boden. Die Katze landete zwar nicht sanft, aber trotzdem auf ihren Pfoten und versteckte sich unter dem Wagen des Händlers.

»Was tut Ihr denn da? Meine arme Petrinella! Ihr habt sie erschreckt.« Der Händler kniete sich umständlich auf den Boden und versuchte unter seinen Wagen zu schauen. Dabei entfuhr ihm ein laut hörbarer Furz, der Bardos direkt in die Nase stieg.

Um dem Gestank zu entkommen, machte Bardos einen Schritt zurück und stieß dabei an den Esel, der sofort brüllte und versuchte loszufahren. Das funktionierte zwar nicht, aber bei dem Ruck, löste sich ein Seil und ein Großteil der Ware rutschte vom Wagen und landete teilweise auf dem Boden und teilweise auf ihrem eigenen Gefährt.

»Verdammt«, schrie Bardos und versuchte seine Schwester zu retten, damit sie nicht von irgendwelchen Gegenständen erschlagen wurde. Der Händler bekam einen Topf auf den Rücken und so kam er schimpfend wieder nach oben.

»Was tut Ihr denn? Wollt Ihr denn all das kaufen?«, fragte der Händler halb böse, halb erfreut. Schließlich bot sich nun eine gute Möglichkeit allerlei Krempel loszuwerden.

»Ganz sicher nicht«, fauchte Bardos und half Ellena vom Wagen, die glücklicherweise nur wenig betroffen war.


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Nur wer seine Rechnungen nicht bezahlt, darf hoffen, im Gedächtnis der Kaufleute weiterzuleben.
(Oscar Wilde)

Adlinn Offline

Wollhändlerin


Beiträge: 365

09.11.2009 06:38
#78 Straße zwischen Gurtanar und der Südstraße — Isilya, 29 Nárië 3016 DZ — Nachmittag Zitat · Antworten

Vor Adlinns Augen entfaltete sich das Chaos, als zwei Katzen Bardos ansprangen, der Händler unter den Wagen kroch, der Esel losfuhr und der unsinnig gestapelte Wageninhalt des Händlers zur Erde purzelte.
Für einen Moment stutzte sie und der Kiefer klappte ihr herunter, dann fing sie sich wieder.

»Nichts da, wir kaufen garnichts!«, rief sie, als sie nach vorne schnellte und sich neben Bardos stellte. »Eher seid Ihr uns ein Geschenk schuldig, weil der feine Herr hier verletzt worden ist! Und damit meine ich nicht den Ziegenbock! Seht Euch das doch nur mal an, Tölpel!«

Vorwurfsvoll zeigte sie mit beiden Händen auf Bardos, dessen Hemd zerfetzt war und dessen Wange blutete. Bewusst spielte sie seinen Stand als feinen Herren aus, und promt schien dies auch dem Händler aufzufallen.
Er stand mit dem Topf in der Hand vor ihnen beiden und stotterte verlegen. Fast sah es auch, als wollte er sich hinter dem kleinen Topf verstecken, so wie er ihn in den Fingern drehte.

»Ja, ich meine... also ich meine....«, setzte er mehrmals an und verstummte dann. »Na ja, nun... Also ich sehe schon, da ist irgendetwas aus dem Ruder gelaufen, nicht wahr? So war das ja alles nicht geplant, nicht wahr? Nicht geplant... . Wie wäre es mit einem hübschen Topf als Entschuldigung?«, fiel er dann wieder in seine Händlerart zurück und bot Bardos den Topf mit einer geschmeidigen Geste an.
»Oder mit einem Kätzchen, die Dame?«, schob er hinterher und lächelte Ellena hinreißend an. »Es sind so oder so zuviele, ich weiß noch nicht, ob ich sie nicht alle ersäufen muss!«

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Ellena Offline




Beiträge: 546

10.11.2009 03:21
#79 Straße zwischen Gurtanar und der Südstraße — Isilya, 29 Nárië 3016 DZ — Nachmittag Zitat · Antworten

Langsam wurde das ganze Ellena doch zu bunt. Sie hatte sich doch nur ein wenig ausruhen wollen. Und nun waren überall kleine Katzen, die ja schon irgendwie süß waren, aber von Ruhe war weit und breit keine Spur mehr zu sehen. Bardos hatte nun wohl auch genug und er sprang vom Wagen, drückte dem fremden Mann das Kätzchen in die Hand und dann ging das ganze erst richtig los.

Ellena schrie auf, als die Wagen einen Ruck nach vorn fuhren, als der Esel plötzlich losfuhr. Im nächsten Augenblick riss das Spannseil des Händlerwagens und alles mögliche fiel herunter. Ellena konnte gerade so ein paar Zentimeter zur Seite rutschen, sonst hätte bestimmt irgendetwas schweres sie getroffen.

Etwas geschockt saß das junge Mädchen nun auf dem Wagen und Griff nach Bardos Hand, welcher diese ihr reichte, um ihr vom Wagen zu helfen. Ellena hatte noch immer den kleinen grauen Kater in ihrer Hand und drückte diesen nun eng an ihren Körper, als der Fremde davon sprach er müsse die kleinen Katzen wohl ertränken.

„Nein! Ihr könnt doch nicht ...“ Ellena verstummte. Sie musste daran denken, dass sie vor kurzer Zeit sich und dem Kind selbst das leben nehmen wollte. Das wäre doch genauso Mord gewesen wie eine Ertränkung der jungen Tiere. Das Schultertuch eng um den wunden Hals geschlungen, stellte sich die junge Frau knapp hinter ihren Bruder und musterte den Händler und ließ dann ihren Blick über die Ware schweifen.

Ob er wohl Kleider bei sich hat ... fragte sie sich in Gedanken. Schließlich stellte sie sich leicht auf die Zehenspitzen, was momentan ganz schön anstrengend war, und flüsterte ihre Frage dem Bruder ins Ohr. „Vielleicht hat er Kleider. Kannst du ihn nicht fragen?“ Ellena war viel zu verunsichert um selbst diese Frage zu stellen.

Bardos Offline




Beiträge: 711

10.11.2009 07:42
#80 Straße zwischen Gurtanar und der Südstraße — Isilya, 29 Nárië 3016 DZ — Nachmittag Zitat · Antworten

Bardos war wütend und kochte innerlich. Ein falsches Wort und er würde explodieren. Er war wütend auf sich selbst, weil er es gewesen war, der den Esel angestoßen hatte und weswegen nun das ganze Gerümpel auf seinem Wagen und dem Weg lag. Außerdem wusste er noch nicht so recht, wie man die beiden Wagen wieder auseinander bringen sollte. Der Händler würde bestimmt keine große Hilfe sein. Vielleicht würde ihn ja Adlinn zur Hilfe anstacheln können. Sie schlug ja eben noch ein Geschenk heraus.

Als ihm der Händler den albernen Topf anbot, verschränkte Bardos die Arme vor der Brust. Er würde bestimmt nichts mehr von den Waren des Mannes anfassen. Und was sollte er mit einem Topf?

Ein unwilliges Stöhnen entfuhr ihm, als Ellena auch noch von Kleider anfing. »Ich kaufe dir in Minas Tirith die schönsten Kleider! Aber nicht von dem hier«, flüsterte er zurück, doch der Händler hatte seine Ohren gespitzt.

»Ein Kleid sucht die Dame! Natürlich. Natürlich«, sein Blick wanderte über das dreckige und deutlich zu enge Kleid von Ellena und ein Leuchten erschien in seinen Augen. »Ich habe eine große Auswahl an Kleidern bei mir. Da wird ganz sicher etwas passendes für Euch dabei sein, meine junge Dame. Ihr müsst doch für Eure Niederkunft passend gekleidet sein. Euer Mann wird Euch bestimmt nicht länger in diesem - verzeiht - zu engem Kleid herumlaufen lassen!«

Ein abfälliger, aber schlauer Blick traf Bardos und er öffnete den Mund, um ihn sprachlos wieder zu schließen. Er würde bestimmt kein Kleid für seine Schwester kaufen, wenn es nichts gutes wäre. Bardos kletterte auf den Wagen und schaute sich die Misere an. Das Rad ihres Wagens steckte zwischen den beiden Rädern des kleineren Händlerwagens fest. Es würde schwierig sein, die Wagen zu entkeilen.

Genervt seufzte Bardos, dann fasste er einen Entschluss. Er sprang vom Wagen und sagte zum Händler: »An Eurer Stelle würde ich die Waren von der anderen Seite Eures Wagens wegräumen! Falls Ihr nicht wollt, dass sie kaputt gehen …« ›Was auch nichts ausmachen würde!‹

Dann wandte er sich an Adlinn. »Ich werde versuchen mit einem Stock den anderen Wagen wegzudrücken. Ihr müsstet dann unseren Wagen wegfahren. Hoffentlich reicht meine Kraft!«

Seufzend verzog Bardos das Gesicht. »Ich suche mir einen passenden Knüppel! Passt bitte etwas auf Ellena auf, damit sie sich nichts andrehen lässt.«


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Adlinn Offline

Wollhändlerin


Beiträge: 365

10.11.2009 08:30
#81 Straße zwischen Gurtanar und der Südstraße — Isilya, 29 Nárië 3016 DZ — Nachmittag Zitat · Antworten

Adlinn musterte zusammen mit Bardos die verkeilten Wagen.

Sie nickte zustimmend, als Bardos seinen Plan mit dem Knüppel vorschlug.

»Wir packen es schon«, antwortete sie und stellte sich dann wie ein Schild vor Ellena, die Arme verschränkt, um sie vor allzu zudringlichen Verkaufsstrategien zu beschützen.

Der Händler wühlte inzwischen in den Tiefen der herabgestürzten Sachen, auf denen, die noch auf dem Wagen waren, war wohl nichts passendes gewesen.
»Ha!«, rief er dann und hob triumphierend eine Truhe aus dem Wust. »Hier drin ist es, die Damen! Genau das, was gebraucht wird!«

Mit Schwung drehte er sich um, trat dabei fast auf Petrinella, die daraufhin pikiert fauchend von dannen schoss. Der Händler ignorierte sie und öffnete die Kiste auf dem Weg zu Adlinn und Ellena. Hier ist es, hier ist es, seht!
Adlinn nahm ihm die Truhe ab und setzte sie auf ihrem Wagen ab. »Geht und lasst uns mal schauen«, schickte sie dann den Händler mit einer Handbewegung fort, als wolle sie eine Fliege verscheuchen. »Ihr könnt ja die Sachen wieder aufladen, die heruntergefallen sind!«

Tatsächlich gehorchte er, als sie streng die Augenbrauen hochzog.

Allein mit Ellena hob Adlinn drei Kleider aus der Truhe und breitete sie auf dem Wagen aus. Sie musterte sie und fühlte dann den Stoff zwischen den Fingern.

»Also das Grüne hat einen Ausschnitt, der einem leichten Mädchen würdig wäre«, meinte sie zu Ellena und lächelte.
» Ich würde an deiner Stelle Abstand nehmen, es reicht ja schon, wenn dir die Leute auf den Bauch schauen, da müssen sie nicht auch noch deinen Busen sehen!
Aber das braune hier ist tatsächlich ein qualitativ guter Wollstoff, und nicht zu dick für die Jahreszeit. Schau mal!«


Sie hielt das Kleid an Ellena an, und es hatte eine gute Länge.

»Ich glaube auch, dass es deinen Bauch ganz gut kaschiert, was meinst du? Mit dem Schultertuch noch um die Schultern wäre es doch ganz hübsch! Na gut«, räumte sie dann ein. »Es ist kein edles Kleid, und es könnte ein paar Stickereien mehr vertragen, aber vielleicht ist es für die jetzige Situation eine gute Alternative?«

Sie überreichte Ellena das Kleid, damit sie es sich genau ansah und drehte sich dann zum Händler um. »Bevor ich es vergesse, rief sie. Wir nehmen die kleinen Kätzchen als Geschenk zum Ausgleich unserer Mühen! Das entspricht sicher Euren Wünschen, nicht wahr? «
Ihr Tonfall ließ keinerlei Zweifel daran, dass es sich dabei um eine rhetorische Frage handelte. Adlinn würde nicht zulassen, dass die Kätzchen ertränkt werden.

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Ellena Offline




Beiträge: 546

12.11.2009 09:05
#82 Straße zwischen Gurtanar und der Südstraße — Isilya, 29 Nárië 3016 DZ — Nachmittag Zitat · Antworten

Irgendwie schien Bardos von der Idee mit dem Kleid nicht sonderlich begeistert zu sein. Aber irgendwie konnte man es ihm nicht verübeln. Der Händler machte nicht gerade einen gebildeten Eindruck und war sicherlich dumm wie Stroh. Wahrscheinlich hatte er die Ware sogar irgendwo gestohlen. Doch Ellena wollte keine voreiligen Entschlüsse ziehen.
Vielleicht verdiente sie momentan auch einfach kein Kleid, nachdem was sie sich vorhin geleistet hatte. Aber darüber wollte Ellena gar nicht nachdenken. Es war ihre Entscheidung gewesen. Bardos und Adlinn hatten sich eingemischt und jetzt mussten die sehen, wie sie damit zurecht kamen.

Bardos machte sich nun daran sich um Wagen zu kümmern, damit sie ihre Fahrt endlich fortsetzen konnten. Der Händler hatte allerdings zuvor Ellenas Frage sehr deutlich gehört und bot ihnen natürlich sofort ein paar Kleider an. Scheinbar hielt er Bardos dabei für Ellenas Ehemann und Vater des ungeborenen Kindes. Doch Ellena vermied es ihn über den Missverstand aufzuklären. Da würde sie nur wieder in einem schlechten Licht dastehen, wenn jeder wusste, dass sie einen Bastard ohne Vater in sich trug. Denn Undar wollte sie niemals als Vater anerkennen.

Zusammen mit Adlinn betrachtete das Mädchen nun die wenigen Kleider. Als das grüne an die Reihe kam schüttelte sie nur den Kopf. Natürlich, es war eines leichten Mädchen würdig. War sie dies nicht? Oder sollte dieses Leben wirklich der Vergangenheit ankommen? So manche Männer in Minas Tirith hätten behauptet, dass sie sehr wohl in dieses Kleid passen würde. Als sie sechzehn, siebzehn Jahre alt gewesen war, war sie für die Männer so leichte Beute gewesen. Und das hatte ihren Ruf ruiniert. Aber sie war eben allein gewesen und verunsichert und anfangs voller Trauer. Da ließ man sich doch gern von einem starken Mann trösten.

Das braune passte wirklich gut. Natürlich war es nicht besonders hübsch, aber es würde für den Moment reichen. Ellena befürchtete nämlich dass ihr altes Kleid nicht mehr lange halten würde, bis die Nähte rissen. Und dann wollte sie nicht nackt dastehen. „Gut, dann nehmen wir das braune“, meinte das Mädchen und fühlte noch einmal nach dem Stoff.

Als sie nun hörte, wie Adlinn die Kätzchen als Geschenk annahm, stahl sich sogar ein kleines Lächeln auf Ellenas Gesicht. Den kleinen grauen Kater hielt sie noch immer in den Armen und drückte ihn nun fest an sich, küsste ihn auf den Kopf. Der kleine Kater schnurrte wohlig und schloss die Augen.

Bardos Offline




Beiträge: 711

13.11.2009 12:16
#83 Straße zwischen Gurtanar und der Südstraße — Isilya, 29 Nárië 3016 DZ — Nachmittag Zitat · Antworten

Entschlossen ging Bardos abseits des Weges in den Wald. Er nutzte die Gunst der Stunde, um sich noch einmal zu erleichtern. Er hatte doch zu viel während es Essens getrunken. Dann begab er sich auf die Suche nach einem passenden Ast, der als Totholz auf dem Waldboden lag. Eine Weile musste er suchen, dann fand er einen geeigneten Ast, der fest genug war, um nicht zu zerbrechen. Mit ihm bewaffnet ging er zurück zum Wagen.

Adlinn und Ellena waren damit beschäftigt Kleider anzuschauen und Bardos verdrehte die Augen. ›Und ich muss es dann bezahlen! Als ob der Mann irgendetwas brauchbares dabei hätte. Bis Erui wird sie es doch in diesem Kleid aushalten. Die beiden tun ja gerade so, als würden wir Monate brauchen bis wir wieder in Minas Tirith sind.‹

Doch er sagte nichts, sondern sprang auf den Wagen. Dort musste er einiges zur Seite räumen, was von dem Wagen des Händlers herunter gefallen war. Auch der Webstuhl war etwas im Weg. Aber irgendwie musste es schon gehen. Alles herunter räumen wollte Bardos auch nicht extra. Barods setzte den Ast an und versuchte den Wagen zu bewegen. Das war nicht so leicht, denn beide waren gut beladen.

»Ich werde noch alles abladen müssen«, murmelte Bardos erbost. »Warum hat Adlinn nur nicht aufgepasst!«

Aber er würde es erst einmal so versuchen. Sein Blick suchte Adlinn, aber er konnte sie nicht entdecken.

»Adlinn«, rief Bardos laut und ungeduldig. Er zuckte zusammen, als er plötzlich ihre Stimme ganz nah bei sich hörte.


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(Oscar Wilde)

Adlinn Offline

Wollhändlerin


Beiträge: 365

14.11.2009 01:03
#84 Straße zwischen Gurtanar und der Südstraße — Isilya, 29 Nárië 3016 DZ — Nachmittag Zitat · Antworten

Adlinn hatte gesehen, dass Bardos mit dem Ast zurückkam und auf den Wagen stieg. Da er sie vorhin gebeten hatte, den Wagen anzufahren, wenn er das KOmmando gab, ließ sie Ellena alleine und stieg auf den Kutschbock. Dort wartete sie, doch das Kommando kam nicht.

Deshalb drehte sie sich um nach ihm zu sehen. Anscheinend hatte er Schwierigkeiten mit dem Webstuhl, der im Weg stand.
Um ihm zu helfen stieg sie vorsichtig nach hinten über die Rückenlehne hinüber und näherte sich ihm von hinten.

Bardos murmelte vor sich hin und schien wütend zu sein, weil es nicht klappte. Die letzten Worte konnte Adlinn verstehen, als sie näher trat und nach dem Webstuhl griff.
»»Warum hat Adlinn nur nicht aufgepasst!««, murmelte er.

Adlinn begriff schlagartig, dass er ihr die Schuld für den Zusammenstoß gab. Sie ließ den Webstuhl wieder los, so dass er nach vorne kippte und gegen Bardos fiel.
Dann rief er laut nach ihr, und sie beugte sich vor, bis sie dicht hinter ihm stand.

»Ich bin hier, ganz in der Nähe!« rief sie ebenso laut zurück und sah mit Genugtuung, wie er zusammenfuhr wie ein erschrecktes Schwein.»Und falls es Euch interessiert, es war der Händler, dessen dummer Esel dies verursacht hat, nicht ich! Falls Ihr glaubt, ich wäre zu dumm einen Wagen zu steuern, dann fahrt in Zukunft selber, statt hinten auf dem Wagen zu faulenzen, klar?«

Sie war recht wütend über diesen eitlen und dreisten Kerl und stemmte die Hände in die Hüften.

In diesen Streit vertieft entging ihnen, dass der Händler sich wohl mit dem von Adlinn vorgeschlagenene Arrangement angefreundet hatte und die Kätzchen zusammen sammelte und in einen großen Korb setze, den er vorne auf ihren Wagen stellte.

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Ellena Offline




Beiträge: 546

15.11.2009 09:22
#85 Straße zwischen Gurtanar und der Südstraße — Isilya, 29 Nárië 3016 DZ — Nachmittag Zitat · Antworten

Adlinn ließ Ellena schließlich mit der Auswahl der Kleider allein. Scheinbar wollte die junge Frau ihrem Bruder dabei helfen die Wagen auseinander zu bekommen. So einfach sah dies nämlich gar nicht aus. Aber es musste zu schaffen sein, schließlich wollten sie alle weiter und der Händler hatte heute bestimmt auch noch besseres zu tun.

Schließlich trat der Händler mit einem großen Korb an sie heran und stellte ihn auf die Ladefläche. Aus dem Kopf sahen Ellena fünf Paar Augen neugierig an. Die kleinen Katzen maunzten und schienen gesund und kräftig. Es waren sowohl ganz schwarze, als auch schwarz-weiße und graue unter ihnen. Als der Händler Ellena den kleinen Kater aus der Hand nehmen wollte, trat das Mädchen einen Schritt zurück und schüttelte schüchtern den Kopf. „Nein, er bleibt bei mir!“ sagte sie doch bestimmt und drückte den Kleinen noch fester an sich.

„Und ich nehme das braune Kleid“, fügte Ellena noch an, als sich der Händler schon wieder abwenden wollte. Er schien sichtlich erfreut. „Aber natürlich die Dame, natürlich! Den Preis nenne ich dann wohl Eurem Mann ... nicht wahr? Und die anderen packe ich sofort wieder ein.“ Der Händler nahm die Truhe wieder an sich und ließ das braune Kleid, welches sich Ellena ausgesucht hatte, auf der Ladefläche des Wagens liegen. „Er ist mein Bruder!“ murrte Ellena ihm nun doch hinterher. Sah man denn kein bisschen Ähnlichkeit bei den beiden jungen Menschen?

Bardos Offline




Beiträge: 711

18.11.2009 10:38
#86 Straße zwischen Gurtanar und der Südstraße — Isilya, 29 Nárië 3016 DZ — Früher Abend Zitat · Antworten

Mit offenem Mund starrte Bardos Adlinn hat. Er hatte den Anstand zu erröten, denn seine Worte waren wohl tatsächlich an die falsche Person gerichtet zu werden. Er seufzte und kratzte sich am Hinterkopf.

»Es tut mir leid«, sagte Bardos kleinlaut. »Aber es wird nicht leicht sein, hier wieder rauszukommen!«

Er sah, dass sich Adlinn durch seine Worte durchaus nicht beruhigen ließ. Da trat der Händler zu ihnen und blickte von unten zu ihnen herauf.

»Eure Frau hat sich für dieses Kleid entschieden«, meinte er und begann zu verhandeln. »Es ist natürlich ein außergewöhnlich gutes Kleid. Nur der beste Stoff. Gerade die Schlichtheit besticht! Ihr seid gewiss mit dem Preis von 150 Kupferpfennigen einverstanden.«

Bardos starrte den Händler erst erstaunt, dann immer wütender an. »Für diesen Fetzen soll ich anderthalb Silberpfennige ausgeben? Ihr seid wohl verrückt! Für das Geld kann ich meiner Schwester ein Kleid aus echter Seide in Minas Tirith kaufen!«

Wütend blickte er den Händler an. Dann wandte er sich mit ruhiger Stimme an Adlinn. »Setzt Ihr Euch bitte auf den Kutschbock? Ich will versuchen uns wegzustemmen!«

Damit zog er sein Hemd aus und warf es hinter sich auf das Gerümpel des Händlerwagens. Daran, dass das Hemd kaputt war, das Miléndra getragen hatte, mochte er gar nicht denken.

»Fünfzig Kupferpfennige«, rief er dem Händler zu und wappnete sich wieder mit seinem Ast.

»Ihr wollt mich bestehlen!«, rief der Händler aufgebracht. »130.«

»Sechzig.«

»Das ist ein gutes Kleid! 120!«

»Fünfundachtzig und keinen Kupferpfennig mehr!«, sagte Bardos in einem Tonfall, der sehr endgültig klang.

Der Händler wand seine Hände unglücklich und wusste weder ein noch aus. Er würde kein gutes Geschäft machen, aber immerhin ein Geschäft.

»Na schön, na schön«, seufzte der Händler. »Ihr seid sehr hartnäckig!«

»Dafür muss ich ja auch unsere Wagen entkeilen!«, konterte Bardos und blickte zu Adlinn, ob sie bereit war loszufahren.


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(Oscar Wilde)

Serek Offline




Beiträge: 197

19.11.2009 06:33
#87 Straße zwischen Gurtanar und der Südstraße — Isilya, 29 Nárië 3016 DZ — Früher Abend Zitat · Antworten

cf: Gurtanar

Serek ließ das Dorf hinter sich und kam auf eine gepflasterte Straße.
Er zügelt das Tempo und zog ein zerknitterte Karte hervor. Beim Kampf hatte sie einiges abbekommen und war jetzt teilweise kaum noch zu lesen.
›Wenn ich hier weiter reite, komme ich warscheinlich wieder zur Südstraße. Ob ich hier in der Nähe auf die Soldaten warten und sie im Blick behalten sollte, oder schon voraus nach Minas Tirith reiten sollte? Mit den Gefangenen und Verletzten werden sie wesentlich länger brauchen als ich.‹

Er steckte die Karte weg und blickte nachdenklich zurück in Richtung Gurtanar. Dabei kamen seine Gedanken wieder auf das unangenehme Treffen mit dem Bauern zurück und er dachte:
›Ich bin einfach zu auffällig! Die Gefahr, von einem der Soldaten gesehen und erkannt zu werden, ist zu groß! Ich werde nach Minas Tirith reiten und mich dort mit Smerdis in Verbindung setzen...‹

Froh, einen Entschluss gefasst zu haben, trieb er sein Pferd wieder zur Eile an. Als er um eine Kurve kam, erblickte er eine kleine Gruppe von Leuten, die anscheinend mit ihrem Wagen stecken geblieben waren und die Straße blockierten. Ein junger Mann diskutierte erregt mit einem Anderen, der anscheinend nicht zur Gruppe gehörte.
›Vielleicht wissen diese Leute,ob ich hier auf dem Weg nach Minas Tirith richtig bin - Auch wenn ich eigentlich nicht in der Stimmung für ein weiteres, misstrauisches Gespräch bin.‹
Der Assasine hielt an, wurde aber in demkunfusen Treiben nicht gleich bemerkt.

Er zog die Kapuze so tief wie möglich ins Gesicht und versuchte sich durch ein Hüsteln bemerkbar zu machen.

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Adlinn Offline

Wollhändlerin


Beiträge: 365

21.11.2009 00:18
#88 Straße zwischen Gurtanar und der Südstraße — Isilya, 29 Nárië 3016 DZ — Früher Abend Zitat · Antworten

Auf einen Ruf von Bardos schnalzte Adlinn mit den Zügeln und die Pferde zogen mit einem Ruck an. Der Esel des Händlers stand diesmal still und sah nur zu.
Anscheinend hebelte Bardos hinten mit dem Knüppel die Wagen auseinander, denn es knirschte und knackte, dann tat es einen Ruck und der Wagen fuhr wieder.

Adlinn wischte sie den Schweiß von der Stirn, sah nach Ban, der schlief, und stand dann auf dem Kutschbock auf und drehte sich um.

Gut gemacht, jetzt haben wir es!, rief sie Bardos zu, der immer noch den Knüppel in der Hand hielt und nun zu einem Fremden blickte, der auf einem Pferd saß und nah herangeritten war.

»Wer seid Ihr und was wollt ihr?«, rief sie ihn laut an. Sie war sehr skeptisch, denn er sah mehr als berüchtigt aus, mit der Kapuze bis tief ins Gesicht gezogen, wie ein Verbrecher.
»Schert Euch fort, wir wollen mit Fremden nichts zu tun haben!«

Sie stieg ab und ging zu Ellena, zog sie am Arm hinter sich und in den Schutz des Wagens.


Der Händler, der den Fremden erst verspätet bemerkte, musterte ihn skeptisch, entschied dann wohl aber aufgrund seines guten Pferdes, dass es sich um einen wohlhabenden Mann handeln musste.
»Herr, kauft Euch ein paar Nützlichkeiten bei mir ein! Eure Reise ist sicher lang und ich habe alles, was mann brauchen kann!«

Mit einer ausladenden Handbewegung zeigte er auf seinen Wagen, den er mittlerweile wieder beladen hatte.

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Ellena Offline




Beiträge: 546

21.11.2009 10:47
#89 Straße zwischen Gurtanar und der Südstraße — Isilya, 29 Nárië 3016 DZ — Früher Abend Zitat · Antworten

Ellena beobachtete angespannt, wie sich Bardos und Adlinn mit dem Wagen abquälten. Hoffentlich schafften sie es, ohne die Fahrzeuge zu beschädigen. Doch es dauerte gar nicht so lange, da rollte Undars Wagen ein gutes Stück vorwärts und war befreit. Erleichtert atmete das junge Mädchen auf.

Doch noch schienen sie hier nicht weg zu kommen. Denn plötzlich hörten sie Hufgeräusche und Ellena erspähte einen fremden Mann auf einem Pferd. Er hatte die Kapuze tief in das Gesicht gezogen, was nicht gerade vertrauenerweckend aussah. Ellena fürchtete sich vor ihm. Mehr als vor dem Händler, welcher einfach ein wenig dümmlich wirkte.

Adlinn war im nächsten Augenblick bei ihr und zog sie ein Stück hinter sich. Ellena, welche noch immer den kleinen Kater auf dem Arm hatte, lugte unsicher an Adlinn vorbei und biss sich auf die Lippen. Der Händler war bereits auf den Fremden zugegangen und bot ihn seine Ware an.

„Können wir nicht weiter? Bitte!“ fragte Ellena ängstlich. Zumal war sie ausgesprochen müde und erschöpft und wollte sich einfach wieder setzen können. Schließlich war sie eben noch an einem Baum gehangen und das Gewicht des Bauches machte sich eben auch bemerkbar.

Bardos Offline




Beiträge: 711

22.11.2009 05:20
#90 Straße zwischen Gurtanar und der Südstraße — Isilya, 29 Nárië 3016 DZ — Früher Abend Zitat · Antworten

Auf dem Wagen

Es war eine gewaltige Kraftanstrengung für Bardos, die zwei Wagen auseinander zu stemmen. Vielleicht hatte es auch sein Gutes, dass der junge Mann ständig in Prügeleien verwickelt war. So war sein Körper immerhin in Übung und war nicht träge geworden. Trotzdem spannten sich seine Muskeln sehr und hätte Adlinn das aus ihrer Position sehen können, hätte sie das Lenken möglicherweise vergessen. So gelang den beiden die Wagen zu entkeilen, auch wenn Bardos für einen Moment schweratmend mit dem Knüppel, der überraschenderweise nicht zerbrochen war, stehen blieb.

Mit dem Arm wischte er sich den Schweiß aus der Stirn und blickte dann verwundert auf den Fremden, der sich nun räusperte. Sofort wurde Bardos misstrauisch, als er den Mann sah. Ein harmloser Mensch würde bei dieser Sommerhitze niemals dermaßen in Kleidern verhüllt reiten! ›Da ist etwas faul‹, dachte Bardos und rasch blickte sich zu den Frauen um.

Adlinn war wiedereinmal gar nicht ängstlich, sondern griff den Mann sofort verbal an. ›Soweit zur weiblichen Zurückhaltung‹, dachte Bardos und grinste innerlich über Adlinns Mut. Zum Glück stellte sie sich auch gleich vor Ellena, so dass diese schon einmal unmittelbar geschützt war.

Es war alles etwas umständlich, aber Bardos kletterte zwischen dem Webstuhl und den anderen Sachen, die vom Wagen des Händlers gefallen waren, zum Ende von Undars Wagen. Der Fremde war gerade durch die Verkaufsstrategien des Händlers abgelenkt, so dass er sich während dieser Kletterei weniger auf Bardos konzentrieren konnte.

»Haltet ein, Händler«, rief Bardos, als er endlich stand. Er hatte den Knüppel in der linken Hand, damit er notfalls sein Schwert ziehen konnte. »Das scheint kein Kunde für Euch zu sein!«

Dann wandte er sich an den vermummten Mann: »Wer seid Ihr und was wollt Ihr von uns? Gebt Euch zu erkennen, wenn Ihr nicht meinen Knüppel zu spüren bekommen wollte.«

Es wäre ein gewagter Sprung, den Bardos machen müsste, um den Mann vom Pferd herunter zu stoßen. Andererseits war Thalion kaum einen halben Meter von ihm entfernt. Er müsste ihn nur abbinden und könnte sofort die Verfolgung des Mannes aufnehmen. Und Thalion war ein gutes und ausdauerndes Schlachtross, gewöhnt viele Meilen unter großen Anstrengungen zu reiten.


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(Oscar Wilde)

Serek Offline




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22.11.2009 07:01
#91 Straße zwischen Gurtanar und der Südstraße — Isilya, 29 Nárië 3016 DZ — Früher Abend Zitat · Antworten

Es war sofort klar, dass die Leute gerade nicht besonders gut auf daher gekommene, vermummte Fremde zu sprechen waren.
Der Händler schien nicht ganz so misstrauisch und begann seine Ware anzupreisen.
Serek sagte höflich: »Es tut mir leid, guter Mann, aber weder benötige ich momentan etwas, noch habe ich viel Geld, so vielversprechend eure Waren auch aussehen.«.
Er war unsicher, wie er den Händler anzusprechen hatte und obwohl er diesmal das Gefühl hatte, dass es schon besser gewesen war, war sein Akzent kaum zu überhören.

Auf die Aufforderung des Mannes hin, er solle doch die Kapuze abnehmen, antwortete er: »Ich komme dem Süden Gondors, nahe der Grenze zu Harondor, und habe leider die Erfahrung machen müssen, dass Menschen mit dunkler Hautfarbe in diesem Teil des Landes nicht gern gesehen sind. Also versuche ich unangenehmen Situationen aus dem Weg zu gehen. Doch wenn es euer Wunsch ist, wer ich sie natürlich zurückschlagen.«

Er gab sein Gesicht zu erkennen und meinte dann mit Blick auf den Knüppel in der Hand des Mannes: »Bitte, steckt doch die Waffe weg! Ich bin ein rechtschaffener Mann und euch nicht behelligen. Könnt ihr bitte sagen, ob diese Straße nach Minas Tirith führt?«
Unauffällig prüfte er, ob alle seine Waffen am rechten Platz waren, bereit, es mit dem Mann aufzunehmen.

›Fuchtel ruhig mit deinem Stöckchen herum! Du wärst tot, bevor du es merken würdest!‹, dachte er, setzte jedoch eine freundliche Miene auf. Er hatte keine Lust auf eine ähnliche Situation wie mit dem alten Bauern und wollte schleunigst weg.

Er betrachtete die junge Frau, die sich ihm so forsch in den Weg gestellt hatte und meinte Ähnlichkeit zwischen ihr und dem Bauern zu sehen.
›Die Welt ist doch klein‹, dachte er mit einem Anfug von Galgenhumor...






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Adlinn Offline

Wollhändlerin


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23.11.2009 01:57
#92 Straße zwischen Gurtanar und der Südstraße — Isilya, 29 Nárië 3016 DZ — Früher Abend Zitat · Antworten

Adlinn fühlte sich sehr beruhigt, als sie sah, dass Bardos noch seinen stabilen Knüppel in der Hand hatte und den Fremden auch nicht besonders zuvorkommend ansprach.

»Gesindel«, dachte Adlinn sich, und als der Fremde die Kapuze zurückschlug und seine Herkunft nach Harondor wies, verfinsterte sich Adlinns Blick noch mehr.
›Ich hatte recht, sagte sie sich. Fahrendes Volk, Diebe und Gesindel. Die geben dir auch mal eins über die Rübe, nur um an deine Börse zu kommen.‹

»Natürlich geht dieser Weg hier nach Minas Tirith«, schnappte sie, als der Mann sie durchdringend musterte. »Wohin soll er auch sonst führen, in die Unterwelt?
Und wenn Ihr dahin wollt, dann reitet nur eilig weiter, denn wir werden Euch bestimmt kein Stück des Weges begleiten!«

Sie stemmte die Hände in die Hüften und sah ihn grimmig an.

›Wo ist denn sein Problem?‹, dachte sie, als er nicht sofort losritt. ›Ist sein Pferd zu edel, um seitab der Straße durch den Schlamm zu waten? Muss er warten, bis wir den Weg geräumt haben?‹
Sie griff nach hinten und umfasste Ellenas Handgelenk.
»Setz dich schon vorne auf den Kutschbog und habe ein Auge auf Ban, ja? Wir fahren sofort los, je eher, desto besser.« Sanft schob sie Ellena ist die gewiesene Richtung.

»Und falls meine Hunde auftauchen, ruf sie herbei - ich will nicht, dass sie einen unangenehmen Zusammenstoß mit dem Kerl da haben. Nachher habe ich dann drei Hunde....«

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Ellena Offline




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23.11.2009 11:03
#93 Straße zwischen Gurtanar und der Südstraße — Isilya, 29 Nárië 3016 DZ — Früher Abend Zitat · Antworten

Ellena stand noch immer unsicher hinter Adlinn und spähte zu dem Fremden, welcher nun nach der Aufforderung sein Gesicht frei gab. Er war unheimlich. Sollte er schnell zuschauen, dass er weiter kam. Mit diesem Mann wollte Ellena nichts zu tun haben.

„Ja, auf den Wagen. Natürlich“
, meinte Ellena und ging rasch in Richtung des Kutschbocks. Bardos sollte sich beeilen und den Händler bezahlen. Dann kamen sie endlich wieder weiter. Ellena setzte noch schnell den kleinen Kater in den Korb zu den anderen Katzenkindern und erklomm dann den Kutschbock.

Einfach war dies wahrlich nicht und Ellena musste sich ganz schön abquälen. Der Bauch war schwer und sie ohnehin erschöpft. Doch mit einer gewissen Anstrengung schaffte sie es dann doch und saß schließlich hoch oben auf dem Kutschbock. Rasch späte sie in Bans Korb, wo dieser friedlich schlummerte. Scheinbar hatte er von all der Aufregung mit den Wägen gar nichts mitgenommen.

Ellena drehte sich halb auf dem Kutschbock um, damit sie die Szenerie hinter sich beobachten konnte. Der Fremde war noch immer da, ebenso der Händler. Von Adlinns Hunden war momentan nichts zu sehen. Wer wusste schon bis wohin sie den armen Ziegenbock jagten.

Bardos Offline




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26.11.2009 05:54
#94 Straße zwischen Gurtanar und der Südstraße — Isilya, 29 Nárië 3016 DZ — Früher Abend Zitat · Antworten

Bardos beobachtete den Mann genau, als er sich die Kapuze abstreifte. Bardos war oft im Süden gewesen, weil er gegen die Corsaren von Umbar gekämpft hatte, so ließ er sich nicht so leicht durch die Worte des Mannes einlullen.

›Harondor …‹, überlegte er ohne seinen Ast zu senken. ›… es stimmt, die Leute sehen dort dunkler aus. Aber so ein ausgeprägter Akzent ist mir noch nie untergekommen … Und diese Augen, wie Schlitze … Die Menschen in Harondor haben eher große und runde Augen …‹

Zu seinem Unglück mischte sich aber Adlinn wieder in das Gespräch ein. Sie erzählte dem Fremden sofort, dass dies die Straße nach Minas Tirith ist und dass sie ebenfalls auf dem Weg dahin wären. Bardos verwünschte innerlich das Bauernweib. ›Sie braucht unbedingt einen Mann, damit er für sie redet, wenn es nötig ist …‹

Innerlich wog Bardos ab, was er tun sollte. Zwar hatte ihn Denethor aus seinem Dienst entlassen, aber Bardos war noch immer Soldat durch und durch. Er liebte Gondor und hasste dessen Feinde. Instinktiv spürte er, dass dieser Mann ein Feind war. Aber er war mit zwei Frauen unterwegs, die eine hochschwanger und die andere mit einem kleinen Kind. Er durfte sie nicht in Gefahr bringen.

Langsam ließ Bardos seinen Ast sinken, legte aber seine rechte Hand auf sein Schwertknauf, bereit es sofort zu ziehen.

»Du solltest lieber wieder nach Süden reiten, Haradan«, rief Bardos dem Mann zu, »dorthin, wo du herkommst. In Minas Tirith wird dich nur der Tod erwarten! Scher dich weg von hier! Weg aus Gondor!«

Wütend starrte Bardos den anderen an und achtete peinlich auf jede Bewegung des anderen. Es war möglich, dass er in seinem Mantel Messer oder sonst etwas versteckt hatte, die der Haradan nach ihm werfen konnte.

»Na los! Mach schon!«

Ängslicht hatte sich der Händler nun hinter seinem Esel versteckt. Scheinbar machten Bardos harte Worte auch auf ihn Eindruck und hatten sein Misstrauen geweckt. Bardos hoffte nur, dass Adlinn vernünftig war. Das Ellena nun wieder auf dem Wagen saß und somit ein leichtes Ziel abgab, hatte Bardos nicht bemerkt.


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Serek Offline




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03.12.2009 03:52
#95 Straße zwischen Gurtanar und der Südstraße — Isilya, 29 Nárië 3016 DZ — Früher Abend Zitat · Antworten

Die Worte des Mannes, der ihn so schnell enttarnt hatte, überraschten Serek und ein ungläubiger Ausdruck huschte kurz über sein Gesicht, er fasste sich jedoch sofort wieder.

Sollte er sie töten? - Wenn er diesen Kerl erst los war würden die Frauen nicht viel Widerstand leisten.
›Nein, Scherereien kann ich jetzt garnicht gebrauchen, und auch wenn ich diesen Mann warscheinlich problemlos töten könnte, möchte ich jetzt kein Risiko eingehen. Sollen die doch denken, was sie wollen.‹

Seine Hand war in Richtug der Wurfmesser gewandert, doch jetzt griff er sich mit gespielter Getroffenhei an die Stirn:
»Was ist mit diesem Land bloß geschehen, dass man einem Landsmann nicht mehr trauen. Ein Haradan? Verflucht sollen sie sein, ich bin ein Gondorrim!! Ich weiß, dass meine dunkle Haut und meine Sprache hier zulande fremd sind, deshalb will ich euch gern verzeihen.«

Darauf wandte er sich an Adlinn und sagte höflich: »Ich danke euch vielmals für die Auskuft, gute Frau!«, er griff die Zügel und verkniff sich einen ironischen Unterton, »Leider habe ich es eilig und muss hier das Gespräch beenden. Gute Reise!«. Er lenkte sein Pferd um den Wagen herum und und gab ihm die Sporen.

›Die Leute hier sind misstrauisch, ich muss mir etwas überlegen, um solche Situationen in Zukunft zu vermeiden!‹
Der Assasine ritt zügig und bald kam eine größere, geplasterte Straße in Sicht.

tbc:Südstrasse zwischen Erui und Pelargir

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Adlinn Offline

Wollhändlerin


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04.12.2009 09:32
#96 Straße zwischen Gurtanar und der Südstraße — Isilya, 29 Nárië 3016 DZ — Früher Abend Zitat · Antworten

Adlinn atmete erleichtert aus, als der Fremde sein Pferd an ihren Wagen vorbeitrieb und davon ritt. Sie ließ die Schultern sinken und drehte sich zu Ellena um, die mittlerweile auf dem Kutschbock saß und die Katzen auf dem Schoß hielt.

Bardos stand immer noch auf dem Wagen, sah dem Fremden nach und hielt immer noch den Knüppel in der Hand.
Dann wandte sie sich zum Händler um, der Bardos angstvoll musterte und wohl mehr eingschüchtert war von dessen Auftreten als er zuvor von ihrem gewesen war.

›Natürlich‹, dachte sie frustriert. ›Man muss männlich sein in dieser Welt, damit die Leute Angst vor einem haben.‹

»Die Wagen sind frei, wir ziehen weiter«, beschied sie ihm. »Geht auch Ihr Eurer Wege und noch viel Glück mit Euren Waren, Mann!«

Sie drehte sich um und pfiff nach den Hunden. Als sie sich nicht blicken ließen, pfiff sie noch ein zweites und drittes Mal, das letzte Mal durch die Zähne, haarsträubend laut.
Doch keiner erschien, weder einer der Hunde noch der stinkende Ziegenbock.

Adlinn zuckte mit den Schultern, wandte sich resigniert an den Händler, der mittlerweile eilig auflud und den Kutschbock erklomm.
»Tut mir leid um Euren Bock - aber ich wollte ihn nicht haben! Was machen wir nun? Wollt Ihr ein wenig Wolle im Austausch dafür?«

Doch der Händler stieg schnellen Schrittes auf, immer noch Bardos im Blick und sehr skeptisch zu ihm schielend.
Adlinn blickte auch kurz zu Bardos. Er muss den fetten Händler mächtig beeindruckt haben, meine Güte, der dumme Mann hat auch garkeinen Schneid im Blut!

»Nehmt die Ziege nur, und bleibt mir vom Leib, Frau!, rief der Händler. Es passt schon so, wie es ist und nun los, ich muss weiter!«

Er schnalzte mit der Zunge, schlug dem Esel die langen Zügel auf den Hintern und ließ diesen antraben. Der erschreckte Esel schoss nach vorn, erinnerte sich seiner Verantwortung und lief los. Schnell wurden die beiden kleiner, und Adlinn sah ihnen hinterher.

Dann stieg auch sie auf den Kutschbock und blickte von ihrem erhöhten Standort aus nochmal nach den Hunden. Bei einem weiteren Pfiff, bei den Ban erwachte, erschienen am Horizont zu ihrer linken ein paar kleine schwarze Punkte, die sich beim Näherkommen als ihre Hunde entpuppten. Sie hüteten immer noch den armen Ziegenbock, der mittlerweile schon ziemlich gehetzt aussah. Als die drei Tiere in ihre Nähe gekommen waren, bellte Adlinn ein paar Kommandos, und das Verhalten der Hunde änderte sich. Ihr Hütetrieb folgte nun gezielten Kommandos, und es gelang ihnen, den Ziegenbock an die Seite des Wagens zu bewegen. Sie wurden ruhiger und blickten immer wieder zu Adlinn, während sie auf neue Kommandos warteten. Der Ziegenbock genoss den Moment der Ruhe und schnaufte.

Adlinn drehte sich zu Bardos um: »Wollt Ihr wieder selbst reiten? Und habt Ihr eigentlich das Kleid bezahlt? Wenn nicht, war es ein günstiges Angebot!«

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Ellena Offline




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05.12.2009 14:15
#97 Straße zwischen Gurtanar und der Südstraße — Isilya, 29 Nárië 3016 DZ — Früher Abend Zitat · Antworten

Ellena war wirklich mehr als froh, dass der fremde vermummte Mann nun an ihnen vorüber zog und das Weite suchte. Manch ein anderer hätte sich von Bardos Worten und seiner Haltung sicher provozieren lassen. Ellena verabscheute Gewalt in jeder Hinsicht. Sie hatte sie in den letzten zwei Jahren zu oft am eigenen Körper erfahren, als dass sie irgend einen guten Nutzen darin sehen konnte.

Auch der Händler zog nun weiter. Wobei Ellena erstaunt war, dass er es plötzlich so eilig hatte und sogar einen Teil seiner Ware hier ließ. Obwohl sie diese gar nicht bezahlt hatten. Doch er war schneller weg als man hatte schauen können. Nun, daran konnten sie jetzt nichts mehr ändern. Vielleicht waren ja ein paar brauchbare Gegenstände dabei und nicht nur unnützes Zeug.

Adlinn erklomm nun auch wieder den Kutschbock und pfiff nach ihren Hunden, welche aber erst nach dem dritten Pfiff reagierten. Der Ziegenbock war immer noch bei ihnen und wurde nun an den Wagen gebunden. Ellena verstand nicht ganz, warum sie ihn mitnehmen sollten. Zumal sah der Bock ziemlich erschöpft aus und wer wusste wie lange er eine Reise jetzt noch durchstehen würde.

Mittlerweile war es aber ohnehin Abend geworden und Ellena fragte sich, wie lange sie wohl noch unterwegs sein würden an diesem Tag. Ob sie das Kleid nun gleich anziehen sollte oder erst später? Sie traute sich nicht wirklich zu fragen, sondern sah auf Ban, welcher nun aufgewacht war und quengelte. Ellena, welche gerade neben Bans Korb saß, gab dem kleinen Mann das Wollknäuel in die Hand, welches er ohnehin schon abgesabbert hatte. Sofort wurde er ruhiger und begann an der Wolle herumzuspielen.

Erschöpft lehnte sich Ellena an die Rückwand des Kutschbocks und sah sich nach Bardos um. Am liebsten hätte sie einfach nur geschlafen, aber sie glaubte auch nicht, dass Bardos und Adlinn hier auf der Straße übernachten wollten.

Bardos Offline




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06.12.2009 02:24
#98 Straße zwischen Gurtanar und der Südstraße — Isilya, 29 Nárië 3016 DZ — Früher Abend Zitat · Antworten

Leicht kniff Bardos die Augen zusammen, als der Haradan zu ihm sprach. Er glaubte nicht daran, dass dieser ein Mann aus Harondor kam. Aber er hatte keine Zeit das zu beweisen. Es war viel zu gefährlich und er hatte schließlich nicht nur die Verantwortung für seine Schwester, sondern auch für Adlinn übernommen. Auch den Händler musste er wohl unter Übel beschützen. Innerlich fühlte er sich immernoch wie ein Soldat, obwohl Denethor ihn aus dem Dienst entlassen hatte.

Zum Glück wollte der Haradan jedoch nicht kämpfen. Nach Süden ritt er jedoch nicht, sondern ebenso Richtung Minas Tirith.

›Ob er uns auflauern will‹, überlegte Bardos, kam dann jedoch zu dem Schluss, dass er sie auch hätte gleich töten können. Bardos hätte kaum alle gleichzeitig beschützen können und wer weiß, über welche Fertigkeiten der Haradan verfügte.

Verblüfft stellte Bardos fest, dass der Händler mittlerweile schon losgefahren war und in der Ferne verschwand, während er reglos nachgedacht hatte. Er hörte erst Adlinns letzte Worte.

»Ihr solltet den Männern nicht so viel Angst einjagen«, erwiderte Bardos, während er sein Hemd, dass er vorhin zum Trocknen aufgehangen hatte versuchte unter den ganzen Sachen hervor zu ziehen. Doch es lag so viel darauf und Bardos hatte keine Lust das alles wegzuräumen. Es war eine ganze Menge vom Wagen des Händlers auf ihrem Wagen gelandet. »Ihr mögt zwar so auch zu einer guten Aussteuer kommen«, meinte Bardos weiter und zeigte auf Waschzuber und einem kleinen Tischchen, »aber mit Eurem frechen Mundwerk werdet Ihr nicht immer die Männer vertreiben können!«

Und das meinte Bardos durchaus ernst. Natürlich gab es genügend Männer, die sich von einer selbstbewussten Frau in die Schranken weisen ließen. Aber es gab auch viele Männer anderen Schlags. Da hätte Adlinn dann keine guten Karten.

Das Wetter war noch heiß und so beschloss Bardos mit freiem Oberkörper weiter zu reiten. Dass er Adlinns Gedanken damit in eine gewisse Richtung lenken könnte, war ihm nicht bewusst. Es war vielmehr seine Unlust, das Hemd unter dem Gerümpel hervor zu zerren, die ihn zu dieser Maßnahme brachten.

»Ich reite lieber«, sagte er abschließend zu Adlinn und sprang vom Wagen. Er ging noch um den Wagen herum und sammelte Kleinigkeiten auf, die vom Händlerwagen herunter gefallen waren. Es war auch eine hübsche Haarbürste dabei, die er sogleich Ellena mit einem Zwinkern gab. Schließlich stieg er auf Thalion auf, der sich sichtlich freute, nicht mehr hinter dem Wagen hinterher trotten zu müssen.

»Ihr wollt doch nicht etwa dieses stinkende Vieh mitnehmen?«, fragte Bardos und blickte angewidert zum Ziegenbock. Der junge Mann hatte überhaupt keinen Sinn für solche Tiere. Es sei denn, sie lagen gut gebraten auf seinem Teller.


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Adlinn Offline

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07.12.2009 00:54
#99 Straße zwischen Gurtanar und der Südstraße — Isilya, 29 Nárië 3016 DZ — Früher Abend Zitat · Antworten

Als Bardos sein Pferd losband und aufsaß, maßregelte er Adlinn, dass sie nicht so frech zu den Männern sein sollte. Adlinns Frage, ob er das Kleid bezahlt habe, beantwortete er nicht, sondern wies ihr stattdessen die Schuld zu, dass sie nun den Plunder des dummen Händlers hinten auf dem Wagen hatten.

»Aussteuer?«, schnappte sie und trieb dann den Wagen an, so dass Bardos neben ihnen reiten musste, wenn er sich weiter unterhalten wollte.
»Und außerdem, nur, damit Ihr es wisst - natürlich nehmen wir den Ziegenbock mit. Man weiß nie, wofür er mal nützlich sein wird, und wenn er Euch nur mal den verwöhnten Magen füllt!«

Innerlich ärgerte sie sich über den Mann. Erst zettelte er fast einen Kampf mit dem Fremden an, vertrieb den Händler, wies sie zurecht, bevormundete sie und wollte sie dann auch noch verheiraten! ›Pah, Aussteuer!‹

Wütend drehte sie sich wieder zu Bardos um, als ihr auffiel, dass er sein Hemd nicht wieder angezogen hatte. Wie ein halbwilder Mann aus dem Süden ritt er nun neben ihr her und dachte sich wahrscheinlich, dass sie jetzt auf ihn fliegen müsste wie eine Biene zum Honig.

Schnell griff sie nach dem Wollknäuel, das Ban in der Hand hatte, und warf es mit Wucht gegen Bardos. »Das habt Ihr nun davon, und lasst es Euch gesagt sein: Und wenn Ihr Euch auch ganz ausziehen würdet, Euch würde ich meine neue Aussteuer bestimmt nicht geben!«

Dann drehte sie sich wieder zu Ban um, dessen Unterlippe gefährlich zuckte und reichte ihm ein Stück loses Wollvlies aus ihrer Tasche. Glücklicherweise ließ er sich ablenken und begann mit Wonne, das Vlies in seine Einzelteilte zu zerpflücken.

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[URL=http://141220.homepagemodules.de/g3p30-Adlinn-Sig.html][IMG]http://files.homepagemodules.de/b141220/pictures_u30_62166f.jpg[/IMG][/URL] [/center]

Bardos Offline




Beiträge: 711

07.12.2009 08:45
#100 Straße zwischen Gurtanar und der Südstraße — Isilya, 29 Nárië 3016 DZ — Früher Abend Zitat · Antworten

Langsam reichte es Bardos mit der Frau. Was dachte sie sich eigentlich, wie sie mit ihm umgehen konnte? Als sie dann auch noch ein Knäuel Wolle gegen ihn warf, reichte es Bardos. Er ritt nah an den Wagen heran und griff waghalsig nach Adlinns Handgelenk, welches er fest umklammerte.

[style=color:#9FB6CD]»Hör mal gut zu«[/style], sagte er drohend zu Adlinn und duzte sie nun. [style=color:#9FB6CD]»Ich bin nicht einer deiner Bauernkollegen mit denen du so herumspringen kannst. Es war dein Wunsch mit mir zu reisen und nicht der meine! Wenn dir meine Gesellschaft nicht mehr gefällt, dann kannst du hier absteigen und gemeinsam mit deinem Ziegenbock darauf warten, dass dich ein anderer beschützt!«[/style]

Der junge Mann sah Adlinn wütend an und zeigte ihr hoffentlich so, dass er es durchaus ernst meinte. Er hatte es nicht nötig, sich mit frechen Frauen abzugeben. Wäre es Ellena gewesen, so wäre das etwas anderes. Aber Adlinn war eine Fremde und Bardos fühlte sich nur sehr wenig für sie verantwortlich.

Bardos ließ Adlinns Handgelenk los. [style=color:#9FB6CD]»Glaubt mir, Ihr seid alles anderes als die Art Frau, die ich beeindrucken will! Also bildet Euch nichts ein!«[/style], sprach Bardos verächtlich weiter. [style=color:#9FB6CD]»Wenn Euer ganzes Gerümpel nicht auf meinem Hemd liegen würde, dann würde ich Euch meinen Anblick ersparen.«[/style]

Dann wandte er sich ab, um ein Stück weiter vor zu reiten. Er brauchte Abstand von Adlinn, um nicht noch ausfallender zu werden.


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