Als Erchirion an diesem Morgen erwachte, war die Sonne bereits aufgegangen und schien durch die hölzernen Fensterladen in das Zimmer. Noch war scheinbar noch kein Heiler hier gewesen, denn für gewöhnlich öffnete diese als erstes am Morgen die Tür zum Garten, damit frische Luft in den Raum dringen konnte und den Patienten belebte.
Ausschlafen ließen sie ihn hier nicht. Erchirion hatte sich beschwert, dass er jeden Morgen geweckt wurde, wobei doch Schlaf das wichtigste für ihn war. Doch zur Antwort hatte er nur erhalten, dass er hier nicht auf Urlaub wäre. Schließlich mussten die Heiler ihre Arbeiten verrichten und da konnte er nicht schlafen.
Am heutigen Morgen war er allerdings noch besonders müde. Das lag sicher daran, da er die Nacht über nicht wirklich gut geschlafen hatte. Er hatte Bauchschmerzen gehabt, wahrscheinlich hatte er irgendeine Medizin nicht vertragen. Der Heiler der Nachtschicht hatte ihm etwas zur Beruhigung des Magens gegeben und irgendwann war es auch besser geworden. Zudem war es noch sehr warm im Zimmer gewesen, so dass der junge Mann erst spät eingeschlafen war.
Erchirion zog sich die Bettdecke über den Kopf und versuchte noch zu schlafen, bis einer der Heiler ihn wecken würde.
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Es war noch früh am Morgen, als Arassuil leise in das Zimmer des Prinzen eintrat. Er warf einen Blick auf den Prinzen, dessen Pflege ihm Handir aufgetragen hatte. Doch der Prinz hatte sich unter seiner Bettdecke versteckt. Ein leises Lächeln huschte über das Gesicht des Heilers, dann war er wieder ernst.
Zielstrebig ging er zu dem großen Fenster und stieß die Fensterläden auf. Dann öffnete er die zweite Tür des Zimmers, die hinaus in den wunderschönen Garten führte. Die kühlere Morgenluft strömte in den Raum und das Vogelgezwitscher drang bestimmt auch an das Ohr des Prinzen.
Arassuil trat an das Bett des Prinzen und sagte höflich: »Guten Morgen, Prinz von Dol Amroth! Wenn Ihr ein Blick unter Eurer Decke hervor werfen wollt — Es ist ein schöner und sonniger Tag …«
Er wartete eine kurze Weile, dann sprach er weiter. »Ich würde Euch nun gern Eurer morgenlichen Toilette unterziehen. Vielleicht geht es Euch heute schon so gut, dass ich Euch erlauben kann, für eine Weile Euer Bett zu verlassen und Euch in den Garten zu setzen …«
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Erchirion war tatsächlich noch ein wenig eingedöst. Doch als er hörte wie jemand die Tür öffnete und er schließlich Schritte vernahm, wurde er wieder munterer. Das Licht unter der Decke wurde heller und ein kühler Luftzug blies in den Raum. Als er nun die Stimme des Heilers vernahm, zog Erchirion die Bettdecke bis zum Hals herunter und blinzelte müde in das Licht. Gerne hätte er noch ein wenig geschlafen.
Vor ihm stand Arassuil, ein schon in die Jahre gekommener Heiler. Doch Erchirion mochte den Mann irgendwie gut leiden. Er war nicht so gesprächig wie Ioreth und nicht so unerfahren und nichtsnützig wie manch ein Heiler hier. Und er wusste meist, wie er mit einem Prinzen wie Erchirion umzugehen hatte.
„Morgen ... ja, ich denke mir geht es so gut, dass ich aufstehen kann“, meinte Erchirion mit einem Gähnen. Er hatte die letzten drei Tage nur in diesem Bett gelegen und es wurde Zeit, dass seine Muskeln wieder ein wenig Arbeit bekamen, bevor sie komplett verweichten. Dass er seine Kraft erstmal langsam wieder aufbauen musste war klar, doch noch hielt es sich vielleicht in Grenzen.
Die Bauchschmerzen, welche den jungen Mann in der Nacht geplagt hatten, waren fast vollständig verschwunden. Nur noch ein kleines Drücken erinnerte ihn daran. Woran es gelegen hatte, konnte er nicht sagen, doch die Heiler hatten mit ihrer Medizin wahre Wunder bewirkt.
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Arassuil lächelte über die Antwort des Prinzen. »Ich fürchte«, sagte er, »dass ich entscheiden muss, ob Eure Gesundheit das schon zulässt. Doch nun lasst mich Euch erst einmal waschen.«
Der Heiler deckte den Prinzen auf. Dann holte er eine Schüssel mit warmen Wasser und ein Stück gute Seife. Vorsichtig zog er dem Prinzen das Nachthemd aus und entfernte auch den Verband. Dann wusch er den Prinzen geschickt und schnell. Anschließend versorgte er die Wunde, deren Heilungsprozess zu seiner Freude schon eingesetzt hatte. Zum Glück hatte die Wunde sich nicht entzündet. Trotzdem würden noch Wochen vergehen, bis sich die Wunde vollständig geschlossen hätte.
Anschließend rasierte Arassuil den jungen Mann noch. Zum Schluss half er dem Prinzen seine Blase zu entleeren. Mittlerweile hatte sich der Prinz wohl daran gewöhnt, dass ihm der Heiler dabei half.
Da der Prinz noch stand, fragte ihn Arassuil sofort: »Was haltet Ihr davon, wenn Ihr Euer Frühstück heute nicht in Eurem Bett zu Euch nehmt?«
Der ältere Heiler blickte lächelnd in das erstaunt fragende Gesicht des Prinzen. »Ich könnte Euch zu einer Bank im Garten führen … So früh am Morgen werdet Ihr dort kaum jemand antreffen. Vielleicht habt Ihr auch einen bestimmten Wunsch, was Ihr gern speisen möchtet?«
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Erchirion ließ nun die allmorgentliche Prozedur über ihn ergehen. Es erniedrigte und demütigte den jungen Mann noch immer sich dermaßen stark helfen lassen zu müssen, doch sagte er bereits gar nichts mehr dazu. Er hatte eingesehen, dass es nichts half und nur zu Tadel führte. Das reinigen und behandeln der Durchschusswunde war nach wie vor sehr Schmerzhaft, aber alle versuchten hier so vorsichtig wie möglich zu arbeiten. Doch das Spülen schmerzte eben einfach, da konnten auch die Heiler nichts dagegen tun.
Als Erchirion und wieder angezogen und mit etwas wackeligen Beinen neben dem Bett stand, war er sehr überrascht die Worte aus des Heilers Mund zu hören. Arassuil fragte ihn doch tatsächlich ob er im Garten frühstücken wollte. „Erlaubt Handir das?“ fragte Erchirion schnell. Doch warum sollte er lange nachfragen, wenn sich schon mal die Gelegenheit gab aus diesen vier Wänden zu kommen. „Ich würde sehr gerne dort draußen frühstücken. Aber im Nachthemd?“
Arassuil hatte gemeint, dass um diese Uhrzeit niemand dort unterwegs sein dürfte. Doch konnte man das so genau wissen? Natürlich hatte er als Patient hier das Recht nur mit einem Nachthemd bekleidet herumzulaufen. Doch da war eben auch Erchirions stolz.
„Ich weiß nicht. Großen Hunger habe ich keinen. Aber ich hatte schon lange keine Eier mehr. Und frisches Obst wäre auch nicht schlecht“, meinte der junge Prinz. Die ersten zwei Tage hatte er fast nur Suppe bekomme. Er hoffte nur, dass das Frühstück nun seinem Magen bekam, nachdem dieser heute Nacht so Probleme bereitet hatte.
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Arassuil erwiderte: »Handir hat mir bei Eurer Heilung freie Hand gelassen, auch wenn er natürlich immer über Eure Fortschritte in Kenntnis gesetzt werden will.«
Wieder lächelte der Heiler und ging dann zur Tür. Draußen gab er einem anderen Heiler die Wünsche des Prinzen weiter und fügte noch einige Leckereien hinzu. Sie sollten ihm hierher gebracht werden, so schnell als möglich.
Dann ging Arassuil wieder hinein und ging zu einer kleinen Kommode, wo die Sachen des Prinzen aufbewahrt wurden. Er holte dessen gewaschene Hose heraus und ging damit zum Prinzen. »Ich werde Euch beim Anziehen helfen«, meinte er und ließ seinen Worten Taten folgen. Dann holte er leichte Halbschuhe hervor, die der Größe der Füße des Prinzen angepasst waren, jedoch nicht nach dessen Spannen gefertigt worden waren. »Es wird bequemer für Euch sein, wenn Ihr nicht Eure schweren Stiefel tragen müsst.«
Zum Schluss zog ihm der Heiler statt des Nachthemdes ein frisches weißes Hemd an. »Ich hoffe, Ihr wisst, dass Ihr nun nicht immer diese Kleider tragen dürft. Ein Nachthemd ist für Euch viel bequemer und, das will ich nicht abstreiten, es erleichtert uns die Arbeit sehr!«
Schließlich war der Prinz fertig angekleidet und Arassuil führte ihn zur Tür, die zum Garten führte. »Wie fühlt Ihr Euch? Meint Ihr, Ihr schafft es schon bis zu einer der Bänke dort zu laufen? Oder soll ich besser einen Rollstuhl holen? Bitte antwortet mir ehrlich, denn auch wenn ich Euch mag, so will ich doch, dass Ihr bald wieder aus diesen Häusern entlassen werden könnt.«
Fragend und leicht forschend blickte der erfahrene Heiler den Prinzen an. Er selbst traute dem Prinzen zu, dass er ein wenig durch den Garten spazieren konnte, aber er konnte sich täuschen und er wollte auch sehen, ob der Prinz ihm gegenüber ehrlich war.
Erchirion war erleichtert, dass der Heiler nicht darauf bestand ihn mit Nachthemd in den Garten zu schicken. Wahrscheinlich hätte ihm der ein oder andere einfach einen Morgenmantel drüber gezogen, doch Arassuil holte stattdessen richtige Kleidung für den Prinzen aus der Komode. Alles war frisch gewaschen und duftete nach Seife. „Wo sind eigentlich meine Waffen?“ fragte Erchirion nun, da ihn seine eigenen Kleidung daran erinnerte. Als er hier vor drei Tagen ankam, war er nicht bei Bewusstsein gewesen und so hatte er keinen blassen Schimmer wo alles abgeblieben war.
Sehr geschickt half der Heiler Erchirion beim ankleiden und legte anschließend seinen Arm wieder in die dafür vorgesehene Halsschlinge. Auch wenn es dem jungen Mann wieder ein wenig besser ging, die Schulter brauchte noch viel Schonung. Und irgendwie war es Erchirion auch ganz recht, dass er den Arm nicht bewegen musste, denn das schmerzte nur.
Als sie nun bei der Tür zum Garten standen und der Heiler ihm nach seinem Befinden fragte, hielt Erchirion einen Moment inne. Er war noch sehr schwach, aber nicht so schwach, dass er gleich zusammenklappen würde. „Ich fühle mich ganz gut. Und wie fühlt Ihr Euch?“ fragte Erchirion, um die Situation ein wenig aufzulockern. „Wenn wir nur bis zur erst besten Bank gehen, denke ich, dass ich es schaffe. Es muss einfach ...“ Schließlich hatte er drei Tage nur im Bett gelegen. Es wurde wirklich Zeit, zumindest in Erchirions Augen.
Es dauerte nicht lange, da hatten die Wächter die Sänfte einen Ring tiefer und somit vor die Häuser der Heilung getragen. Erchirion hatte durch die Vorhänge gespitzt und einen Trupp junger Soldaten gesehen, welche hier nach unten marschierten. Wohl noch in der Ausbildung ... dachte sich Erchirion.
Als er jedoch unter ihnen Gwaenas entdeckte, schloss er schnell den Vorhang wieder komplett. Der Bursche sollte ihn bloß nicht sehen. Diese Sänfte war einfach zu erniedrigend. Mit dem Kerl wird es noch mal übel enden ... Nein, für andere in seiner Umgebung wird es übel enden. Hoffentlich sieht Falborn das möglichst schnell ... Nun, Erchirion würde schon noch seinen Teil dazu beitragen.
In Erchirions Zimmer
Bei den Häusern der Heilung angekommen, half man ihm von der Sänfte und einer der jüngeren Heiler begleitete ihn in sein Zimmer. Erchirion war nun wirklich ziemlich müde und wollte einfach eine Weile alleine sein. Deshalb schickte er den Heiler weg und streckte anschließend auf dem Bett aus. Vielleicht war das doch ein bisschen viel für den ersten Tag auf den Beinen gewesen. Auch wenn es erst Mittag war. Seine Schulter pochte und seine Beine fühlten sich ziemlich schwer an. Erchirion beschloss ein wenig vor sich hin zu dösen, um danach wieder ein wenig mehr Kraft zu haben.
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Leise öffnete Arassuil die Tür, die vom Garten in das Zimmer des Prinzen führte. Der Heiler ließ die Tür nur angelehnt und ging zum Bett des Prinzen. Dieser lag vollkommen angezogen auf dem Bett. Nicht einmal die Stiefel hatte er ausgezogen.
›Wir sind hier doch nicht im Wald‹, dachte Arassuil empört. Aber so durfte er es dem Prinzen nicht sagen. Schließlich war dieser der Neffe des Truchsess.
Unwillkürlich überprüfte Arassuil, ob der Prinz Temperatur hatte. Dabei öffnete dieser die Augen, denn bis dahin hatte er vor sich hin gedöst.
»Da seid Ihr ja wieder«, meinte Arassuil und lächelte leicht. »Wie fühlt Ihr Euch? War die Versammlung zu anstrengend für Euch? Fieber scheint Ihr nicht zu haben …«
Prüfend blickte Arassuil seinem Patienten in die Augen. Gewiss konnte er nicht ebenso gut wie der Truchsess in den Herzen der Menschen lesen, aber er konnte durchaus unterscheiden, ob ihm jemand etwas vormachte oder nicht. Vor allen Dingen, wenn es um Schmerzen ging.
Vorsichtig berührte er die Schulter des Prinzen und wartete auf eine Reaktion.
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Erchirion hörte nur gedämpft Geräusche, welche von draußen an sein Ohr drangen. Ansonsten lag er still auf seinem Bett und döste vor sich hin. Wenn er einschlief war es auch egal. Was hatte er schon groß vor? Wo sollte er schon groß hin? Termine? So etwas gab es für ihn momentan nicht. Er musste zu keinem Dienst erscheinen oder war heute noch anderweitig geladen. Irgendwie schon traurig, aber so war es nun mal. Trotzdem war es für einen Soldaten natürlich schwer die Kameraden in den Krieg ziehen zu lassen, während man selbst verletzungsbedingt zurück bleiben musste.
Irgendwann flog ein kühler Luftzug durch das Zimmer, aber Erchirion ignorierte es. Erst als er eine Hand auf seiner Stirn fühlte, blinzelte der junge Mann und sah in Arassuils Augen. Der Heiler schien erleichtert, dass der Prinz nun zurück gekehrt war. Und so wie es schien ohne bleibende Schäden.
Erchirion selbst richtete sich ein wenig auf, schob das Kissen zurecht, so dass er sich anlehnen konnte. Erst dann antwortete er dem Heiler. „Etwas müde. Aber die Versammlung hat nicht so lange gedauert“, sagte er wahrheitsgemäß. Es hätte sich wirklich in die Länge ziehen können, aber der Bergmensch hatte ja irgendwann einfach das Weite gesucht.
Als Arassuil nun an seine Schulter tastete, zog Erchirion hörbar die Luft ein und zuckte kurz zurück. Die Berührung war zwar sanft gewesen, aber die Schulter schmerzte ja ohnehin schon, auch wenn man sie nicht berührte. Um vom Schmerz abzulenken richtete Erchirion eine Frage an den Heiler: „Hat man mittlerweile Herrn Falborn unterrichtet, dass ich ihn heute zu sprechen wünsche?“ Fragend blickte Erchirion zu dem Heiler auf.
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»Wir werden Euch nachher einen neuen Verband umlegen …«, beschloss Arassuil. Es war besser, wenn alles so frisch wie möglich war. »Ja, Herr Falborn will euch heute Abend besuchen. Falls Ihr Euch dann auch gut fühlt, werde ich es erlauben.«
Arassuil hatte nicht vor, den Prinzen alles zu erlauben. Seine Gesundheit ging bei allem vor. Aber da wartete ja noch ein Besuch auf ihn.
»Vor Eurer Tür steht übrigens noch jemand, der Euch gern besuchen will.« Arassuil blickte den Prinzen lächelnd an. »Sie will bestimmt Eure Prinzessin werden, wie ich sie einschätze … Meint Ihr, Ihr könnt die kleine Elanya kurz begrüßen? Sie wird die Häuser der Heilung verlassen und möchte gern sich verabschieden.«
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Elanya wartete in dem Rollstuhl vor dem Zimmer Erchirions. Im Garten waren nicht mehr viele Leute zu sehen; wahrscheinlich waren die meisten Patienten im Speisesaal. Als das Mädchen daran dachte, bekam sie auch langsam Appetit. ' Hoffentlich darf ich hier noch etwas essen, bevor man mich nach Hause bringt! Zu Hause bekomme ich bestimmt nichts. '
Sie versuchte zu lauschen, was der ältere Heiler wohl zum Prinzen sagte. Aber leider konnte sie die Worte nicht verstehen. ' Ob der Prinz mich wohl empfängt? Vielleicht kann er etwas erreichen, wenn ich ihm erzähle, dass ich doch eigentlich hier bleiben darf! ' Sie hoffte sehr, dass Erchirion als Prinz für sie ein gutes Wort einlegen würde, wenn die Heiler schon nicht an die Zusage des Truchsess´ glaubten. Gespannt wartete sie vor der Tür.
Schließlich hielt sie es nicht länger aus und rief nach dem Prinzen: " Erchi, darf ich dich besuchen? Es ist ganz doll wichtig!"
Erchirion nickte zufrieden, als Arassuil angab, dass Herr Falborn ihm heute noch einen Besuch abstatten würde. Dieses Gespräch durfte einfach nicht warten, wenn der Ausbilder nicht Gefahr laufen wollte, dass seine ganze Truppe durch Gwaenas in Mitleidenschaft gezogen wurde. Denn früher oder später würde es so kommen, wenn man dem Jungen nicht endlich Einhalt bietet und ihm vom Soldatendienst abzog.
Zwar war Erchirion sehr müde und ausgelaugt, aber der junge Prinz hörte dennoch auf, als Arassuil meinte, dass bereits anderer Besuch darauf wartete eingelassen zu werden. Es handelte sich um Elanya, welche heute wohl entlassen werden sollte. Erchirion hatte nicht das geringste gegen das Mädchen, auch wenn er sonst nicht wirklich mit jungen Menschen umgehen konnte. Aber Elanya erinnerte ihn ein wenig an Lothíriel, als sie in diesem Alter war. Doch Erchirions kleine Schwester hatte bei weitem nicht so viel geplappert, wie dieses junge Kind.
Nun hörte er auch schon Elanyas ruf, welche wirklich ungeduldig schien. „Ihr könnt sie herein lassen“, meinte Erchirion zum Heiler und richtete sich noch ein wenig in seinem Bett auf. Elanya würde sicher nicht lange bleiben und dann konnte er vielleicht noch ein wenig schlafen, bevor dann der nächste Besuch herein schneite.
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Endlich kam der ältere Heiler zur Tür heraus und schob sie mit einer Ermahnung in das Zimmer des Prinzen. Das Mädchen war so in Gedanken gewesen, Erchirion von ihrem Kummer zu erzählen, dass sie nun verdutzt inne hielt, als sie vor das Bett des Prinzen geschoben wurde und der Heiler den Raum verließ.
' Oweh, er sieht doch ganz schön müde aus! Außerdem sollte ich einen Prinzen ehrvoll begrüßen...' Sie beugte ihren Kopf auf das Kinn, während sie sprach: " Obwohl du keine Krone trägst, muss ich dich ja richtig begrüßen, nicht wahr?" Erst dann hob sie wieder den Kopf und schaute den Kranken an. " Obwohl ich in dem Rollstuhl hier mich kaum richtig verbeugen kann ... Aber ich danke dir, dass ich noch zu dir kommen kann!"
Plötzlich fiel ihr die Ermahnung des Heilers ein und sie hielt den Wortschwall zurück, den sie eigentlich nach dieser Begrüßung loswerden wollte. Sie blickte in das müde Gesicht des Prinzen und fragte statt dessen besorgt: " Vielleicht sollte ich doch lieber gehen?"
Ohne dass der Heiler ein weiteres Wort an den Prinzen richtete, machte er die Tür zum Garten einen größeren Spalt auf und der junge Heiler Duilin schob die kleine Elanya herein. Die beiden Männer waren dann auch so nett und verabschiedeten sich vorerst, so dass Elanya mit Erchirion allein im Zimmer zurück bliebt.
Erchirion lächelte das Mädchen an, als sie versuchte sich in ihrem Rollstuhl zu verbeugen. „Das ist nicht nötig, Elanya. Das macht hier keiner und es wird auch von keinem verlangt.“ Das Mädchen sah in ihm mehr als er eigentlich war. Hier in Minas Tirith war er doch eigentlich nichts weiter als ein einfach Soldat, noch nicht einmal Hauptmann. Aber das war schließlich sein nächstes Ziel. Und Erchirion fragte sich, wann er endlich befördert werden würde. Natürlich war er noch sehr jung, aber bei einem Mann seines Standes konnte man über so etwas hinweg sehen.
„Ein wenig kannst du schon bleiben,“ sprach Erchirion das Kind an, welches nun neben seinem Bett saß. Er hatte sich nun soweit hingesetzt, dass er sich bequem unterhalten konnte. „Du darfst heute nach Hause? Freust du dich?“ fragte Erchirion die Kleine. „Nach Hause zu kommen ist immer eine schöne Sache. Ich kenne das.“ Der Prinz lächelte leise und verstand gar nicht warum Elanya so traurig schaute.
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Elanya schüttelte verzweifelt den Kopf: " Das ist es ja! Die Heiler wollen mich nach Hause schicken, aber der Tuch ... Tuch ... na der hohe Herr von Gondor hat mir doch erlaubt hier zu bleiben, bis ich gesund bin! Das hat er mir versprochen!" Sie nickte nachdrücklich mit dem Kopf und redete nach kurzem Luft schnappen aufgeregt weiter:" Aber die Heiler glauben mir das nicht, weil ich noch so klein bin. Ist das nicht gemein?" Flehend blickte sie den Prinzen an." Kannst du nicht ein gutes Wort für mich einlegen, wo wir doch Freundschaft geschlossen haben und du doch ein Prinz bist?"
Endlich hielt das Mädchen einen Augenblick inne und schaute in Erchirions Gesicht, dass etwas überrumpelt wirkte. Langsamer erzählte sie nun: " Weißt du, wir sind doch ganz arm. Meine Eltern freuen sich, dass ich hier bleiben kann; sie kommen mich ja auch besuchen, wenn sie können. Und zu Hause ist tagsüber außer meinen kleinen Geschwistern keiner - auf die soll ich aufpassen. Mutter geht arbeiten und Vater auch. Abends ist Mutter viel zu müde um für uns da zu sein und Vater muss dann in der Schänke immer wichtige Dinge besprechen, wie er sagt. " Nun beugte Elanya sich vertraulich zum Prinzen und flüsterte fast: " Dabei hat er gar nicht wichtiges zu besprechen, er geht da nur hin um zu trinken! Manchmal habe ich ihn schon daran erinnern müssen, nach Hause zu kommen." Sie setzte sich wieder gerade hin und meinte nachdenklich:" Naja, wenn Vater dann nach Hause kommt ist er meistens sehr müde und schnarcht dann ganz laut. So laut, dass wir kaum schlafen können!" Das Mädchen riss zu diesen Worten die Augen weit auf.
Sie fuhr dann im nachdenklichen Tonfall fort:" Oder er kommt von der Arbeit nach Hause und schimpft ganz doll mit uns, weil wir Blödsinn gemacht haben. Da gibt es schon mal was hinter die Ohren oder auf den Po! Mutter geht dann immer zu ihm und küsst ihn ganz doll und dann haben wir Ruhe, weil die Beiden Liebe machen."
Elanya wunderte sich, warum der Prinz so einen seltsamen Ausdruck im Gesicht hatte, aber sie sprach langsam weiter: " Doch ja, ich habe meine Eltern und Geschwister schon gerne und auch unser zu Hause. Auch wenn es da nicht so toll ist wie hier und überhaupt nicht so viel und so toll zu essen gibt. Mutter teilt immer etwas von ihrer Portion für uns ab, dabei muss sie doch für das Baby essen, was in ihrem Bauch ist!"
Plötzlich fiel ihr die Ermahnung des Heilers ein und sie biss sich auf die Lippen und wurde etwas rot.
Kaum hatte Erchirion mit seinem Satz geendet ging es auch schon los. Das Mädchen begann zu sprechen und ... es sprach und sprach und sprach. Erchirion zog überrascht die Augenbrauen in die Höhe, wollt eben schon Einhalt gebieten, doch Elanya sprach einfach weiter. Deshalb beschloss der Prinz erstmal abzuwarten, bis das Mädchen selbst darauf kam, dass es vielleicht ein wenig viele Informationen auf einmal ausplauderte. Das musste ja erst einmal sortiert und beurteilt werden.
Was Erchirion da allerdings hörte, ließ ihn geschockt aufhorchen. Es schien ganz so als wolle Elanya nicht nach Hause, da sie in so armen Verhältnissen wohnte, dass oft nicht mal genügend zu Essen für alle da war. Sie musste sich um ihre kleinen Geschwister kümmern, da ihre hochschwangere Mutter den ganzen Tag arbeitete und ihr Vater sich Abends in den Wirtshäusern herum trieb. So wie es schien hatte die Familie auch nur einen Raum für alle. Keine Privatsphäre, nichts.
Hätte Erchirion gerade etwas getrunken, hätte sich der Prinz bei Elanyas nächsten Worten wohl daran verschluckt. Ihr Eltern schliefen vor den Augen der eigenen Kinder miteinander? Erchirion schwirrte der Kopf. Er war als Prinz in einem großen Palast in Dol Amroth aufgewachsen. Armut war ihm stets fremd. Doch was er hier hörte überstieg alles. Wie konnte Denethor zulassen, dass in seinem Land solche Armut existierte. Dass kleine Kinder geschlagen wurden und nicht mal etwas anständiges zu Essen in den Magen bekamen?
„Sch ... Elanya. Beruhige dich!“ meinte der Prinz nun mit einem Lächeln. „Das hört sich alles sehr ... traurig an. Ich weiß nicht was der Truchsess dir versprochen hat. Aber er meinte bestimmt, dass du so lange hier bleiben kannst, bis du so weit geheilt bist, dass du dich zu Hause weiter erholen kannst. Bis dein Bein wieder ganz in Ordnung ist, vergehen sicherlich noch Wochen.“ Aufmunternd sah Erchirion die Kleine an. „Trotzdem werde ich versuchen zu arrangieren, dass du wenigstens heute noch bleiben darfst. Dann habe ich Zeit mit dem Truchsess über deine Bitten zu sprechen.“
Diese ganze Geschichte machte Erchirion ziemlich wütend. Was war das für ein Vater, welcher sich nicht um die Familie kümmerte, trank, die Kinder Schlug und seine Frau vor den Augen der Sprösslinge ... Erchirion wollte gar nicht daran denken. „Weißt du Elanya, bei mir ist das anders. Ich freue mich auf Zuhause und kann es kaum noch abwarten, bis man mich gehen lässt. Es ist wichtig die Familie um sich zu haben. Und ich denke auch für dich.“
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Der Prinz schimpfte nicht mit ihr, weil sie so viel geredet hatte. Erleichtert atmete sie auf.' Erchi ist ein richtiger Freund! Er will mit dem Tuch... Denethor reden, damit ich hier noch etwas hierbleiben kann!' Sie freute sich und klatschte mit strahlendem Gesicht in ihre Hände.
Als Erchirion von seinem Zuhause redete, bekam sie glänzende Augen.' Och, das muss bestimmt schön sein! Vielleicht überlegt er es sich nochmal und ich werde doch seine Prinzessin und kann in seinem Palast wohnen!' Allerdings rissen die nächsten Worte des Prinzen das Mädchen aus ihren entzückten Träumen. Das Lächeln erstarb auf ihren Gesicht und sie wirkte erst erschrocken, dann traurig. " Aber ich habe dir doch erzählt, dass ich meine Eltern und Geschwister ganz doll mag! Mir macht es nichts aus, wenn Vater stinkt; wir kennen das ja nicht anders. Weißt du, mir ist das bisher gar nicht aufgefallen. Aber der Algund vom Nachbarhaus ärgert uns immer. Und da hat er sowas gesagt, dass unser Vater stinken tut. Aber Vater arbeitet ganz doll bei dem Gerber und da stinkt es noch doller! Bestimmt ist Vater so , weil das alle Leute zu ihm sagen und deshalb muss er sich bestimmt bei dem Wirt in der Schänke besprechen."
Nachdenklich schaute sie Erchirion an und schwieg einen Augenblick. ' Wahrscheinlich kennt der Prinz das gar nicht, so wie wir leben. Aber er ist ja auch ein Prinz! Er will bestimmt noch mehr über meine Eltern wissen.' Eifrig begann sie weiter zu erzählen: " Vater kann tolle Sachen aus Leder machen! Ich habe eine Ledertasche von ihm zum Geburtstag bekommen; die hat er selber gemacht! Der Kirschner ist nämlich sein Freund und hat ihm das gezeigt. Allerdings weiß ich nicht, warum der so einen komischen Namen mit Kirschen hat, wo er doch ganz tolle Sachen aus Felle und Leder machen kann! " Sie wunderte sich, warum Erchirion nun schmunzelte, aber sie wollte noch etwas von ihrer Mutter erzählen. " Mutter ist ganz hübsch, sie hat schönes, langes Haar. Sie ist nur immer so müde, wenn sie nach Hause kommt und hat immer viel Arbeit. Weißt du, wenn ich Geld hätte, würde ich ihr so ein tolles rotes Kleid kaufen, wie die Frau vorhin im Garten anhatte! Aber Mutter hat nur ein Kleid und das ist gar nicht mehr schön. " Sie machte ein bedauerndes Gesicht. Plötzlich kullerten Tränen über ihre Wangen, denn nachdem sie von ihren Eltern erzählt hatte, sehnte sich sehr nach ihnen.
Die Erzählung Elanyas machte Erchirion traurig. Sie sprach gut von ihren Eltern, sie liebte ihre Familie. Doch Erchirion hörte heraus, dass es nicht immer leicht für alle war. Und dies lag vor allem an mangelndem Geld. Dass ihr Vater allerdings abends ins Wirtshaus ging, nur weil er jemanden zum Reden brauchte, daran glaubte Erchirion nicht. Doch Elanya war ein Kind und Kinder glaubten meist was man ihnen erzählte.
Ihre Mutter hatte viele Kinder, arbeitete hochschwanger den ganzen Tag und hatte nicht mal genügend Geld für ein Kleid. Dass es solche Umstände in Minas Tirith gab, musste sich ändern. Natürlich lebten hier nicht nur Menschen der oberen Klassen. Doch Hunger leiden sollte niemand müssen. Erchirion würde seinen Onkel einmal darauf ansprechen müssen.
Nun begann das Mädchen auch noch zu weinen und Erchirion verstand gar nicht wieso. Sachte griff er nach ihrer Hand und streichelte diese sanft. „Nicht weinen Elanya. Was ist los, mh? Willst du doch nach Hause?“ Es war sicher nicht leicht für ein so kleines Mädchen so lange von seiner Familie getrennt zu sein. „Deine Geschwister würden sich sicher freuen.“ Erchirion seufzte, wusste er doch auch nicht wie er Elanya helfen sollte.
Doch schließlich fiel dem Prinzen etwas ein und er richtete sich langsam im Bett auf. „Warte kurz“, meinte Erchirion, während er vorsichtig aufstand und zu dem massiven Holzschrank schlich, welcher in seinem Zimmer stand. Dort hatte er einen kleinen ledernen Rucksack, wo alle seine privaten Habseligkeiten aufbewahrt wurden. Und so auch ein wenig Geld. Für Erchirion waren das normale Summen, für Elanya wohl eher ein Vermögen.
Erchirion nahm sich ungesehen etwas aus dem Rucksack und kehrte zum Bett zurück, wo er sich hinsetzte und Elanyas Hand ergriff. Im nächsten Moment hatte das Mädchen einen Silberpfennig in dieser liegen. „Nimm es an“, meinte Erchirion. „Deine Mutter soll sich davon ein neues Kleid kaufen. Und vom Rest euch was zu Essen.“ Erchirion wuschelte dem Kind kurz durch die Haare und lächelte es an.
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Ihr Gesprächspartner wusste zuerst gar nicht, wie er auf ihre Tränen reagieren sollte. Als er ihre Hand nahm und streichelte, fasste sie wieder neuen Mut. ' Mit einem Prinz als Freund bin ich fein `raus! Das hat nicht jeder. Wie gut, dass wir uns hier getroffen haben!' Dankbar lächelnd wischte sich Elanya die Tränen vom Gesicht. " Nein Nein, meine Geschwister kommen mich bestimmt auch besuchen. Aber vielleicht dürfen sie das nicht. Weißt du, die alte Heilerin - die erlaubt ihnen das bestimmt nicht. Vielleicht kommt mich ja heute Vater oder Mutter besuchen!" Sie nickte und wunderte sich, warum Erchirion nun unbeholfen und mit Schmerzen aufstand.
'Was will er denn an dem Schrank da?' fragte sie sich, während sie den verletzten Mann beobachtete. Mit einem zufriedenem Gesicht kehrte er zu ihr zurück und drückte ihr etwas kaltes, rundes und flaches in die Hand. Verwundert schaute das Mädchen, was ihr der Prinz wohl gegeben hatte. Vor Verblüffung sprachlos starrte sie ihn an. 'Geld! Das glänzt so schön; es muss ein Silberpfennig sein! So viel!'
Abwechselnd starrte sie auf das Geldstück auf ihrer flachen Hand und dann zum Prinzen. Sie hatte einmal drei Kupferpfennige geschenkt bekommen und sich damals gefühlt, als hätte sie den größten Schatz der weißen Stadt erhalten. Das Geld, was sie sonst von ihren Eltern bekam, musste ja stets für Besorgungen ausgegeben werden.
Endlich stotterte sie: " Da .. da ...das ist w... wi.. wirklich ganz toll von dir! " Elanya wollte sich verbeugen, wie man es vor edlen und hohen Menschen tat, aber sie konnte in ihrem Rollstuhl nur den Kopf senken. Dann klatschte sie strahlend in die Hände und ließ sich von dem Mann über ihren Kopf streichen. Das Mädchen konnte ihr Glück gar nicht fassen! So ergriff sie die gesunde Hand Erchirions, der ihr gegenüber auf dem Bett saß und drückte sie kräftig.
Dann wurde das Mädchen wieder ernst. Nachdenklich fragte sie ihren großen Freund: " Bestimmt ist es besser, wenn ich das Geld Vater nicht zeige, oder? Und es ist bestimmt besser, wenn ich ihm gar nichts davon erzähle ... Vielleicht sollte ich es gar nicht meinen Eltern erzählen .... Wenn Mutter das Baby hat, dann kann ich es ihr doch aber geben, oder?" Elanya überlegte weiter. ' Ein fertiges neues Kleid wäre natürlich noch besser. Vielleicht sollte ich diese Frau mit dem schicken Kleid fragen, ob sie mir helfen kann ... '
" Mutter wird sich ja freuen! Und wenn wir dann alle gut essen können, das wird schön!" Sie klatschte wieder in die Hände. Doch plötzlich verstummte sie und lauschte zur Tür. Hatte sie da eben etwas gehört? 'Kommt jetzt der Heiler wieder und bringt mich weg?' Unsicher schaute sie Erchirion an und nahm noch einmal seine gesunde Hand. " Du bist ein ganz toller Freund, Erchirion. Vielleicht kannst du uns besuchen kommen, und dann zeige ich dir mein zu Hause! Aber du sprichst nochmnal mit den Heilern und dem Tru ... Truch... Truchsess, ja? " Hektisch blickte sie zur Tür, die aber weiterhin verschlossen blieb.
Da sie meinte, der Heiler würde jetzt kommen, beugte sie sich vor und küsste die Hand des Prinzen. "Danke Erchi!"
Erchirion war froh, dass das Mädchen das Geld nicht ablehnte. Er selbst hatte natürlich beigebracht bekommen, dass man von fremden Leuten nichts annahm, schon gar kein Geld. Doch bei Elanya war dies anders. Sie war auf Geld angewiesen und wenn es nur so wenig war. Für das kleine Mädchen stellte die Summe allerdings ein Vermögen dar und reichte locker für ein neues Kleid für die Mutter und ein gutes Mahl für die ganze Großfamilie.
"Gern geschehen, Elanya. Und wie du mit dem Geld verfährst, das überlasse ich dir." Vielleicht war es wirklich besser, wenn sie es ihrem Vater nicht zeigte. Möglicherweise würde der Mann noch glauben Elanya hätte es gestohlen. Erchirion wollte auf keinen Fall, dass das Mädchen wegen ihm Ärger bekam. Und es war auch besser wenn sich die Mutter das Kleid erst zulegte, wenn das Baby geboren war. "Natürlich. Ich habe dir bereits gesagt, dass ich mit dem Truchsess oder einem Heiler sprechen werde", Erchirion lächelte die Kleine an. Er wusste ja selbst nicht warum er das Mädchen so gern hatte. Normalerweise gingen ihm Kinder ja nur auf die Nerven. Aber hier war ein kleiner Mensch, der seine Hilfe benötigte. Ein kleines Mädchen ohne Perspektiven, welches in Armut lebte.
"Warst du schon Mittagessen?" fragte der Prinz nun. "Willst du mir vielleicht den Speisesaal zeigen?" Bisher hatte Erchirion nur auf seinem Zimmer und heute Morgen im Garten gegessen. Aber da er heute bereits beim Truchsess im Thronsaal während einer Beratung anwesend sein durfte, nahm er an, dass ihm nun mehr Wege und Freiheiten offen standen.
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Hinfallen, Aufstehen, Krone richten, weiter gehen ...
Der Heiler Arassuil trat wieder ins Zimmer. Sein sonst so freundliches Gesicht war deutlich ernster, denn er hatte gerade mit Handir gesprochen und das Gespräch war nicht angenehm gewesen. Der Kräutermeister war böse geworden und hatte Arassuil vorgeworfen über seinen Kopf hinweg wichtige Entscheidungen über einen so wichtigen Patienten wie den Prinzen von Dol Amroth getroffen zu haben, die unverantwortlich seien. Arassuils Einwände, dass er ein erfahrener Heiler war und wusste, was er einem Kranken zumuten konnte und was nicht, hatte Handir nicht gelten lassen. Auch nicht, dass er ihm aufgetragen hatte, sich um Erchirion zu kümmern, weil ihm selbst die Zeit dazu fehlte.
»So meine Kleine«, sagte der Heiler zu Elanya. »Nun warst du aber lange genug hier. Der Prinz muss sich jetzt ausruhen!«
_________________________________________ Der Chara für alle Fälle …
Ihr benötigt den Nebencharakter (NPC)? Wendet euch bitte an einen Mod.
Sorgfältig steckte Elanya die Münze in die Tasche des Kleides, was man ihr aus der Wäschekammer angezogen hatte. ' Ich freu´ mich so, ich freu´ mich so!' jubelte sie innerlich.
Mit strahlenden Augen blickte sie zum Prinzen. " Nein, ich habe noch kein Mittagessen gehabt. Aber leider weiß ich den Weg von deinem Zimmer zum Speisesaal nicht richtig." meinte sie bedauernd.
Als ob dies ein Stichwort gewesen wäre, öffnete sich die Tür und der ältere Heiler trat ein. Er war der Meinung, dass Erchirion Ruhe brauchte und sie lange genug bei ihm gewesen war.
" Erchirion hat mich gerade gefragt, ob ich ihm nicht den Speisesaal zeigen kann. Aber ihr schiebt mich ja immer dahin. Jetzt bist du ja da und kannst uns dahin bringen." Zufrieden schaute sie den Heiler an. Für sie war es keine Frage, ob der Heiler es zulassen würde, dass der Prinz im Speisesaal essen dürfte. Schließlich war er ein Prinz! Elanya freute sich, wenn sie noch länger in der Gegenwart ihres großen Freundes sein konnte.