Undaria ist ein kleines Dorf unweit des Flusses Erui und etwa zehn Meilen nördlich von Anthara gelegen. Dort wohnen ähnlich wie in Anthara zehn Großfamilien auf ihren Bauernhöfen. Ihre Häuser liegen dabei recht nah zusammen, während sich die Felder hinter den Höfen bis zu den Waldgebieten hinziehen, die Undaria umgeben. Nur im Süden gibt es kein Wald, dafür große Weideflächen für die Tiere. Durch das Dorf führt ein breiter Pfad, der die Dörfer der Umgebung untereinander verbindet. Der Pfad führt im Süden direkt nach Brunerui, das etwa fünf Meilen von Undaria entfernt ist. Die einzelnen Höfe sind durch kleinere Wege, auf denen jedoch Pferdewagen oder Ochsenkarren fahren können, mit der Dorfstraße verbunden. Es gibt natürlich auch viele verschiedene Trampelpfade, die von einem Hof zum anderen führen und dabei auch Felder kreuzen.

Die Dorfbewohner sind alles recht einfache Leute, die mit ihrem Leben als Bauern zufrieden sind. Mit den umliegenden Dörfern halten sie Freundschaft, was auch an Arendors Einfluss liegt. Falls sie Streitigkeiten nicht unter sich lösen können, dann wenden sie sich vertrauensvoll an Arendor, der gewiss eine friedliche und gerechte Lösung weiß.

Dem Land Gondor sind alle treu ergeben, wobei sie keinerlei Sinn für Politik haben. Sie sind jedoch stolz auf die Heere Gondors und veranstalten deshalb auch jährlich ein Schwertfest, wo die jungen Männer der Umgebung eingeladen werden, um miteinander leichte und wenig anspruchsvolle Schwertkämpfe zu machen. Dafür gibt es auch Preise, die die jungen Männer erringen können. In diesem Jahr haben die Bauern den zehn besten Kämpfern erlaubt nach Minas Tirith zu reisen und sich dort die Soldaten aus der Nähe anzusehen und — sollten sie es wollen — ebenfalls Soldaten werden. Deshalb ist in Undaria derzeit nur ein junger Mann, der mit dem Schwert umgehen kann.

Da manche Landpartien nicht so groß sind, haben sich einige Bauern auch ein Zweitgeschäft aufgebaut. So gibt es einen Krämer da und auch eine Schneiderin.

Namentlich erwähnt wurden in anderen Beiträgen: Nanduron, der Dorfvorsteher. Er hat den größten Hof in Undaria. Sein Sohn Derander, der mit Areros nach Anthara geritten war, um es zu verteidigen. Er stottert, kann aber mit dem Schwert kämpfen. Dervorin, einer der Bauern und Eldacar, dessen Tochter bald heiraten will.

Nithiel



Auf dem Hofe Eldacars:

Nithiel hatte den Nachmittag in der Sonne genossen. Wie immer, hatte sie fast keinen Finger gerührt, um irgendetwas zu arbeiten. Vorhin war sie von ihrer Mutter in die Küche gerufen worden, um mit ihr zusammen das Nachtmahl vorzubereiten. Das war eine leichte Tätigkeit, die Nithiel gerne machte. Ihre Mutter hatte ein paar junge Hühner geschlachtet und bereits gerupft. Nithiel würzte nun das Fleisch, dass dann in die große Bratpfanne kam und in den Backofen geschoben wurde. Als es an der Tür klopfte, grinste Nithiel.

"Das ist bestimmt Doler", raunte Nithiel kichernd ihrer Mutter zu und säuberte sich rasch die Hände.

Und schon trat der junge Mann ein und zeigte ihr schelmisch lächelnd einen Picknickkorb.

"Mutter, darf ich mit Doler picknicken gehen?", fragte Nithiel höflich.

Wie erwartet, erlaubte die Mutter dies. MIt einem fröhlichen Kichern legte Nithiel die Küchenschürze ab und hakte sie bei ihrem Verlobten unter, um mit ihm das Haus zu verlassen.

"Wo wollen wir denn zum essen hingehen, mein Lieber?", fragte das junge Mädchen erwartungsvoll.

Doler

Auf Edalcars Hof

Er hatte es doch gewusst, dass Nithiel einen guten Einfall hatte, wo sie ihr gemeinsames Picknick abhalten konnten. Den ganzen Tag schon hatte er sich auf das Treffen am Abend gefreut. Sie war so unbeschreiblich, dass er am liebsten die Feldarbeiten liegen lassen würde, um nur mit ihr zusammen sein zu können.

Als sie über den Hof schlenderten bemerkte er durchaus ihre Reaktion auf die Mägde. „Du solltest aufhören so hochnäsig zu sein. Das schickt sich nicht.“ Doler grinste seine Verlobte an und nickte den Mägden kurz freundlich zu, welche sich kichernd und mit rotem Kopf schnell entfernten um zurück an die Arbeit zu gehen.

Auf einer wiese westlich von Edalcars Hof

Nithiel führte ihn ein gutes Stück den Weg entlang, bis sie zu einer blumenbewachsenen Wiese kamen. Unter einer Baumreihe breitete Doler die mitgebrachte Decke aus und stellte den Korb dazu. Als sie sich gesetzt hatten und Doler kurz die frische Luft tief eingeatmet hatte, blickte er Nithiel verträumt an. „Was hast du heute so gemacht?“

Doler

Mit Nithiel auf einer Wiese westlich von Eldacars Hof

Ohje, Nithiel schien nicht wirklich gut mit dem Hochzeitskleid voran zu kommen. Machte es wirklich so viel Arbeit? Oder war die junge Dame einfach zu faul und lies die Arbeiten daran schleifen? „Aber in 100 Jahren kannst du dir dann einen anderen Bräutigam suchen“, scherzte Doler und biss ebenfalls in eine Hähnchenkeule. Sie würden doch ihren Zeitplan einhalten können?

„Darf ich es mal sehen?“ Doler spielte auf das Kleid an. Er war von Natur aus neugierig. Aber normalerweise durften die Männer die Hochzeitskleider der Frauen erst an dem besagten Tag sehen. Trotzdem war Doler mehr als gespannt.

Nachdem er die Keule halb abgeknabbert zur Seite gelegt hatte, machte es sich der junge Mann auf der Decke gemütlich und schaute in den Himmel, wo vereinzelt Wolken vorbei zogen. Er legte seinen Arm so hin, dass Nithiel sich zu ihm legen und ihren Kopf darauf betten konnte, wenn sie dies wollte. Zumindest sah er sie nun auffordernd an.

NIthiel:



Mit Doler auf einer Wiese westlich von Eldacars Hof

NIthiel kicherte amüsiert, als Doler fragte, ob er ihr Brautkleid sehen dürfe.

"Wo denkst du hin, mein Lieber?", meinte sie vergnügt."Es bringt Unglück, wenn der Bräutigam das Brautkleid vor der Hochzeit sieht."

Sie musterte ihren Verlobten grinsend, der sich einladend auf die Decke gelegt hatte. Sie überlegte kurz, ob sie sich dazulegen sollte. Eigentlich war so etwas ja unschicklich. Aber Nithiel hatte schließlich nicht vor, ihre Kleider auszuziehen. Das wollte sie sich wie alle anständigen Mädchen für die Hochzeitsnacht aufheben. Kichernd legte sie sich nun in Dolers Arm und schmiegte sich verträumt an ihn.

NPC: Lindórië

Auf Dervorins Hof

Lindórië kam gerade aus dem Stall, als sie sah, dass ein fremder Wagen auf dem Hof stand. Erfreut war sie darüber nicht. Ihr war in letzter Zeit nicht nach fremden auf dem Hof. Aber augenblicklich schlug ihr Herz schneller, als sie Nirion erkannte.

›Vielleicht ist Lundor ja auch dabei‹, dachte Lindórië erschrocken. ›Was soll ich denn tun? Wohin kann ich mich verstecken?‹

Lindórië mochte Lundor nicht sehen. Oder doch sehen? Sie konnte sich nicht entscheiden. Auf jeden Fall sollte er sie nicht so sehen, wie sie gerade war. Ihr Haar war wie immer unordentlich und einzelne braune Strähnen hingen aus ihren lose zusammen gesteckten Haaren. Aeluin hatte ihr einmal gezeigt, wie man die Haare schnell und fest hochsteckt, aber Lindórië hatte das nie so hinbekommen.

Rasch versuchte das Mädchen die Haare irgendwie zu richten und stopfte die Haarsträhnen wieder zwischen die noch hochgesteckten Haare, so dass das ganze noch unordentlicher wurde. Dabei bemerkte sie, dass sie nicht gerade angenehm roch, denn sie hatte gerade den Stall ausgemistet.

›Wie du wieder stinkst‹, dachte Lindórië und ihre Gedanken wanderten zu Lundor, der sich immer sehr schick machte, wenn er nach Undaria kam. Er hatte sogar mehrere Hemden und seine Haare waren immer sehr ordentlich und gewaschen. ›Er wird denken, du pflegst dich gar nicht …‹ Dabei vergaß Lindórië, dass Lundor ja auch nur ein Bauernsohn war und bei seiner Arbeit auch nicht gerade besser roch.

Als sie sich gerade entschlossen hatte, doch besser wieder im Stall zu verschwinden, hatte sie Nenia entdeckt und schon gerufen.

Widerstrebend ging Lindórië zum Wagen und befürchtete die ganze Zeit, dass Lundor dahinter hervorkam. Wie würde er sie ansehen? Würde er sie überhaupt ansehen? Hatte er die Nacht vor ein paar Wochen schon vergessen, als sie sich näher gekommen waren? Ganz nah gekommen?

Lindórië errötete bei dem Gedanken und nun grüßte sie leise Nirion, der ihr am nächsten stand. »Guten Abend Nirion. Hallo Nenia. Ihr bringt wohl das Getreide?«

Wie gebannt schaute sie nur Nirion an, denn sie wollte nicht sehen, ob Lundor da war oder nicht.

Auf Dervorins Hof

Arendor sagte nichts mehr zum Thema Doler und Nithiel, denn über die Tochter Eldacars konnte Arendor einfach nichts gutes sagen.

Als wäre er noch ein junger Mann, sprang Arendor geschickt vom Wagen. Er stammte schließlich aus einem guten Geschlecht und konnte noch recht alt werden. Mit seinen einundsechzig Jahren stand er sozusagen noch in der Blüte seiner Jahre. Nur war sein Haar schnell weiß geworden, was ihn auf den ersten Blick älter aussehen ließ, als er eigentlich war.

Kurz bevor Arendor die Haustür erreichte, kam ihm schon Dervorins Jüngste entgegen. Sie schien ihn nicht zu bemerken, denn sie konzentrierte sich auf einen Eimer Wasser, den sie trug. Unglücklicherweise erschrak sie dann bei Arendors Anblick und schüttete einen Teil des schmutzigen Wassers über Arendors Beine und Stiefel. So schnell konnte Arendor gar nicht zurückspringen.

Arendor war dem Mädchen aber nicht böse. Er schaute sie nur leicht beschämt und mit einem Zwinkern in den Augen an: »Dabei hatte ich gedacht, dass ich mich heute endlich richtig gut gewaschen habe. Aber du scheinst noch nicht zufrieden zu sein, Vinya!«

Der Gutshofbesitzer aus Anthara blickte auf das junge Mädchen hinab, das ihn frech angrinste. »Es tut mir leid. Ich habe heute nur Nirion und Nenia mitgebracht. Meine Söhne …«

Doch er wusste nicht recht, ob er Vinya von Lundors Flucht erzählen sollte … Letztendlich würde es jedoch sowieso bald heraus kommen. »Lendil ist daheim geblieben und Lundor … Nun Lundor ist gar nicht mehr bei uns …«

Arendors Stimme wurde trauriger und es krampfte sich wieder sein Herz zusammen, dass er nun seinen lieben Lundor verloren hatte. Doch da schreckte ihn ein lautes und schrilles »Was?« von Lindórië auf. Arendor kam gar nicht dazu, zu reagieren, weil nun Dervorin hinzukam.

»Pscht!«, machte er und sah seine Tochter Lindórië böse an. »Der Kleine Elatan schläft doch. Du weckst ihn nur auf! Kleine Kinder brauchen sehr viel Schlaf«, fügte er belehrend hinzu.

»… und den nehmen sie sich, wenn sie ihn brauchen. Egal, wie laut es um sie herum ist«, fügte nun Arendor lachend hinzu. »Du solltest nicht immer so übertreiben Dervorin. Dem Kind wird es schon an nichts fehlen. Aber ich gratuliere dir erst einmal dazu! Nun hast du es auch endlich geschafft. Großvater zu sein, ist eine schwere Aufgabe!« Arendor zwinkerte dem anderen Mann zu. »Aber du musst dich anstrengen, wenn du mich einholen willst. Ich werde nämlich schon wieder Großvater!«

Arendor konnte sich nicht zurückhalten und musste unbedingt damit angeben, dass er nun zum sechsten Mal Großvater würde. Und dabei hatten bisher nur zwei seiner Töchter Kinder. Wenn erst die anderen sich einen Ehepartner suchten, würden bestimmt noch unzählige folgen … Eine Aussicht, die Arendor mehr als fröhlich stimmte.

Nithiel

Mit Doler auf einer Wiese westlich von Eldacars Hof

Auch Nithiel genoß die Nähe zu Doler. Mehr als Armstreicheln war aber nicht erlaubt. Wenn er weitergehen würde, dann würde es Schelte geben. Aber zum Glück machte Doler keine Anstalten dazu. Er war eben ein ordentlicher junger Mann, befand Nithiel.
Er jammerte zwar etwas, dass er das Kleid noch nicht sehen durfte und machte sich Sorgen, ob es auch rechtzeitig fertig werden würde, aber Nithiel würde nicht zulassen, dass er es sah. Natürlich war es längst so gut wie fertig. Sie übertrieb nur etwas vor Doler mit der ganzen Arbeit. Schließlich sollte er sie nicht für faul halten.

"Oh, das ist ein guter Einfall, hier draußen zwischen den Bäumen zu feiern. In drei Wochen wird es sicherlich noch wärmer sein als jetzt. Da werden wir alle über Schatten froh sein. Ich finde auch, dass die umliegenden Dörfer mitfeiern sollten. Mein Vater kann es sich ja leisten. Schließlich soll es ein Ereignis sein, an das man möglichst lange noch denken soll. Meinst du nicht, Liebster?"

Nirion und Nenia



Auf Dervorins Hof

Nirion grinste, als die kleine Vinya seinem Schwiegervater das schmutzige Wasser über die Füße kippte. Die Kleine war ganz schön frech, so wie sie Arendor jetzt gerade ansah ohne jegliche Reue. Er winkte dem Mädchen zurück und wandte dann seine Aufmerksamkeit ihrer Schwester zu, welche zu ihm und Nenia gekommen war. „Na Lindórië? Wie geht es dir? ... Ja wir bringen Euch Getreide. Wie ich hörte war eure Ernte dieses Jahr wohl nicht gerade gut ausgefallen. Aber es kommen sicher wieder bessere Zeiten.“ Irgendwie schien sie etwas durcheinander, zumindest fixierte sie Nirion so, dass er gar nicht wusste, wo er hinschauen sollte.

Als er den Satz Arendors hörte, was seine Söhne betraf, stieß Lindórië neben ihm plötzlich einen schrillen Schrei, was wie ein 'was' klang, aus. Nirion und Nenia zuckte beide gleichzeitig zusammen. „Alles in Ordnung mit dir?“ fragte er das junge Mädchen und sah Nenia nach, welche nun zu ihrem Großvater hüpfte.

„Ich hab heut auch schon Babys gesehen! Zwei Stück, ganz klein!“ Nenia strahlte über das ganze Gesicht, als sie dem Bauern dies erzählte. „Und ich hab jetzt ein eigenes Zimmer! Ich darf Onkel Lundors Zimmer haben!“ Zufrieden schmiegte sich Nenia an die Seite ihres Großvaters, welcher gerade erzählt hatte, dass er wieder ein Enkelkind erwartete. Der spricht bestimmt von Mamas Baby ... dachte die Siebenjährige bei sich. Dabei sah sie zurück zu Nirion und Lindórië und bemerkte, dass das Mädchen ein wenig blass um die Nase geworden war.

Vinya



Auf Dervorins Hof

Vinya konnte gar nicht glauben was sie da gerade hörte und auch verstand sie nicht warum ihre Schwester derart darauf reagierte. Doch sie konnte es nachfühlen, denn das Mädchen verstand es ja selbst nicht. „Wie? Lundor ist nicht mehr bei euch? Was soll denn das heißen? Ist er ausgezogen? Hat er geheiratet?“ Aber davon hätten sie doch sicher etwas mitbekommen. Warum hatte er denn nie etwas gesagt? Vinya hatte geglaubt, dass Lundor so etwas wie ein Freund wäre, auch wenn der junge Mann sechs Jahre älter als sie war.

„Aber mit wem soll ich denn dann tanzen?“ Niemand konnte so tanzen wie Lundor und mit niemanden machte es so großen Spaß. Aber sie konnte gar nicht weiter fragen stellen, da ihr Vater aus dem Haus gekommen war und Vinyas ältere Schwester dazu anhielt gefälligst leise zu sein, damit das Baby nicht aufwachte.

„Tut mir leid, wegen der Hose und den Stiefeln. Soll ich's zum trocknen aufhängen?“ fragte Vinya nun Arendor doch nochmal wegen ihres kleinen Missgeschickes. Sie wollte ja nicht, dass er böse auf sie war, auch wenn der ältere Mann nicht den Eindruck machte. Dieser gab nämlich gerade mit seinen zick Enkeln an. Aber Arendors Kinder waren auch schon älter als jene von Dervorin, also war es auch verständlich, wenn er eben erst zum ersten mal Großvater geworden ist.

Doler

Mit Nithiel auf einer Wiese westlich von Eldacars Hof

Doler genoss einfach die Sonnenstrahlen auf seiner Haut und die Nähe seiner Zukünftigen, welche sich an ihn schmiegte. Als sie ihre Einfälle, was die Hochzeitsfeierlichkeiten anging, hervorbrachte, musste der junge Mann schmunzeln. Ja, sie freute sich genauso wie er darauf und sie wollte ein großes Fest, das hatte er bereits verstanden.

Sachte drückte der junge Mann ihr einen Kuss auf die Schläfe und ließ seine Hand zu ihrem bloßen Hals gleiten. Wie sehr er diese Frau vergötterte. Und wie schwer es war sich noch einige Wochen zurückzuhalten. Das glich wirklich schon fast einer Folter. Aber er hatte es all die Jahre ertragen. Doch nun, mit dem Gewissen, dass sie ihm gehörte ... das machte es nicht gerade leichter.

„Nun, aber ich möchte nicht, dass dein Vater Unmengen an Geld ausgibt. Ich und meine Familie, wir wollen den größten Teil dazu beitragen. Ich meine ... man kann sich die Unkosten ja teilen, meinst du nicht auch?“ Doler hatte sich auf den Ellenbogen abgestützt und sah in Nithiels wunderschönes Gesicht, aus welchem er nun mit der Hand eine Haarsträhne entfernte.

„Warum willst du eigentlich alle einladen? Ich dachte du kannst viele von denen sowieso nicht leiden. Oder möchtest du nur bewundert werden?“ Doler hoffte nicht zu weit zu gehen. Aber seine Stimmte war ganz sanft und ehe seine Braut antworten konnte, hatte er ihren Mund bereits mit einem Kuss versiegelt.

NPC: Lindórië

Auf Dervorins Hof

Das Mädchen wusste gar nicht, wie ihr geschah. Lundor war weg? Nicht mehr in Anthara? Aber wie sollte es denn dann weiter gehen? Was sollte sie denn tun, wenn sich ihr Verdacht tatsächlich bestätigte und sie ein Kind von Arendors Sohn erwartete?

Sie hatte das »Was« nicht unterdrücken können, aber nun schwieg Lindórië wieder. Zum Glück kümmerte sich niemand um das Mädchen. Alle hatten sich nun um ihren Vater versammelt und Nenia schwärmte sogar davon, dass sie in Lundors Zimmer schlafen könnte. Scheinbar war es endgültig.

Im Moment wollte das Mädchen nicht mehr hören. Vinya würde ihr alles früher oder später erzählen. Mit einem leisen: »Ich muss ins Haus …«, lief Lindórië an den anderen vorbei ins Haus.

Auf Dervorins Hof

Arendor grinste Vinya an. »Nein danke. Es trocknet schon von allein wieder. Wir wollen auch schon wieder weiter. Ich will noch zu Eldacar. Lugerod eine eine Truhe für Nithiel gemacht und die wollten wir ihr vorbeibringen.«

Arendor seufzte kurz, als Nenia sagte, dass sie nun in Lundors Zimmer schlafen würde. Er fragte sich, wo sein Sohn nun gerade war und hätte sich nicht träumen lassen, dass er höchstens drei Meilen von ihm entfernt war.

Aber das Verhalten Lindórië lenkte ihn ab. Leise sagte er zu Dervorin: »Kein leichtes Alter, was?« Und er zwinkerte dem anderen zu. Da Vinya keine Ruhe gab, erklärte ihr Arendor: »Lundor ist leider vor zwei Tagen auf und davon. Er hat es wohl nicht verkraftet, dass ich ihn mit den Frauen und Kindern nach Fandasaf geschickt habe. Er wollte wohl gegen die Banditen kämpfen, die zum Glück nicht gekommen sind …«

Arendor seufzte, sagte und erklärte aber nicht mehr. Es machte ihn einfach zu traurig. »Du wirst schon einen anderen Tanzpartner finden, Vinya. Im Notfall, tanze ich mit dir!« Arendor grinste das Mädchen ungeniert an. Dann hob er Nenia hoch, setzte sie schwungvoll auf den Wagen und kletterte hinterher.

»Wir reden ein anderes Mal länger miteinander«, sagte er zu den beiden Zurückgebliebenen. »Die Zeiten sind nicht mehr ganz so sicher und wir möchten noch im hellen nach hause fahren. Lebt wohl!«

Nithiel:

Mit Doler auf der Wiese westlich von Eldacars Hof

Nithiel genoss die Streicheleinheiten ihres Verlobten, doch seine Worte gefielen ihr nicht ganz so gut. Natürlich wollte sie von den Leuten aus den anderen Dörfern nur bewundert werden. Aus Sympathie lud sie niemanden ein. Es passte ihr nicht, dass Doler sie so schnell durchschaut hatte, und sie wollte schmollen.

Doch Doler begann sie zu küssen. Und sie küsste ihn ja auch so gerne, weil das so schön war. Doch nach wenigen Augenblicken beendete sie den Kuss und wich ein wenig zurück.

"Wir dürfen das nicht tun", sagte sie verlegen. "Aus so einem Kuss kann schnell mehr werden. Meine Mutter hat mir das erzählt. Wir sollten lieber noch warten. Die Zeit bis zur Hochzeit ist nur noch kurz."

Dolers etwas ungehörige Anspielung von vorhin hatte sie bereits vergessen.

"Es wird langsam kühl", meinte sie zaghaft. "Vielleicht sollten wir wieder nach Hause gehen."

Vinya



Auf Dervorins Hof

Vinya glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. Was hatte Lundor getan? Sie wusste, dass er Träume hatte, dass er unbedingt Soldat werden und nicht wie ein Kind behandelt werden wollte. In Vinyas Augen war er auch längst ein Mann. Wahrscheinlich weil sie selbst noch so jung war. Aber dass er so weit ging, dass hätte sie nicht von ihm gedacht.

Und sein Vater unternahm gar nichts? Oder hatte Arendor sein Einverständnis gegeben, dass er ging? Vinya ging es im Grunde nichts an. Doch es machte das Mädchen sehr traurig, dass Lundor fort war. Sie mochte den jungen Mann. Hoffentlich kam er wieder.

Lindórië war mittlerweile an ihnen vorbei in das Haus geeilt und Arendor schien auch weiter zu wollen. Mit schmollendem Mund sah sie den älteren Mann an. „Mit dir tanzen? Tut mir leid, das ist nicht das Gleiche! Niemand tanzt so wie Lundor. Er hat mir alles beigebracht!“

Vinya nahm den Wassereimer, leerte das Wasser über einen kleinen Busch und folgte schließlich ihrer Schwester in das Haus, wo sie diese in ihrem Zimmer vorfand.

Doler

Mit Nithiel auf einer Wiese westlich von Eldacars Hof

Doler war ein wenig enttäuscht, als Nithiel ihre Lippen von den seinen trennte und deshalb sah er sie schon fast beleidigt an, als die junge Frau meinte, er müsse sich noch gedulden. Auch, wenn es nur noch wenige Wochen waren.

„Ich weiß schon wie weit ich gehen darf, meine Liebe. Zumal wir hier alleine sind. Und gegen Küssen vor der Ehe hatte doch noch niemals jemand was einzuwenden. Oder deine Eltern etwa?“ Doler zog die Augenbrauen hoch und drang mit seinem Blick tief in Nithiels Augen vor.

„Ich liebe dich! Ich vermisse dich den ganzen Tag, wenn ich auf dem Feld verweilen muss. Bitte, geh noch nicht! Der Abend ist noch jung und wir sind gerade erst hierher gekommen.“

Ihr war kalt ... das hatte sie behauptet. Graziös richtete sich Doler auf und hatte mit wenigen Handgriffen sein Hemd aufgeknöpft, ausgezogen und dieses Nithiel über die Schultern gelegt. „Mir ist ohnehin viel zu warm ...“, gab er junge Mann grinsend zu. Oh ja, ihm war sogar geradezu heiß. Heiß vor zurückgehaltenem Verlangen und Begehren.