Der kleine Trupp Soldaten ritt im Trab in Osgiliath ein. Einige Soldaten waren hier stationiert und sie wurden von allen Seiten begrüßt. Nachdem Boromir und seine Männer abgesessen waren, wurden ihnen ziemlich schnell die Zügel ihrer Pferde aus der Hand genommen. Sie würden in die Ställe gebracht und dort versorgt werden.
Der Befehlshaber Elerson kam rasch auf ihn zugetreten. "Mein Herr, schön euch zu sehen. Gibt es neue Befehle für uns?" Boromir war gerade dabei sein Schild zu Schultern und das Schwert am Gürtel festzuzurren. Mit einem wirklich freundlichen, doch aber ehrenvollen Gesichtsausdruck sah er Elerson an. "Nein, Nichts was mir bekannt wäre. Weiß man etwas von meinem Bruder? Irgendwelche Nachrichten?"
Der Befehlshaber schüttelte den Kopf. Na gut, ich werde heute noch einen Reiter losschicken. Nicht, dass wir hier vergebens auf die Ankunft der Waldläufer warten...
Dann wand er sich an seine ganze Gruppe. "Männer, für heute seit ihr von euren Diensten freigestellt." Diese Bekanntmachung wurde natürlich mit vielen Beifallrufen beantwortet.
Auf dem Marktplatz war ein großes Feuer geschürt worden. Es gab frisches Fleisch und Wein für die Männer. Seine Mannschaft unterhielt sich mit alten Bekannten, welche in Osgiliath stationiert waren. Als nun alle zusammen saßen, nahm Boromir die Gunst der Stunde war, seine Soldaten über die Geschehnisse in Gondor aufzuklären und den Grund für ihren Aufbruch bekanntzugeben.
So manche ungläubige Blicke trafen ihn da. Es war aber auch kaum zu glauben. Menschen aus Gondor, welche andere Menschen aus Gondor angriffen, brandschatzten und sogar mordeten. So etwas erfuhr niemand gern.
"Unsere Aufgabe ist es, diese Gruppe Männer zu finden. Als letztes musste das Dorf Talath Taur daran glauben. In diese Richtung werden wir uns begeben. Die allerdings erst sobald Herrmeister Faramir mit seinen Männern hier angekommen ist. Es war der Wunsch meines Vaters, dass er uns begleitet." Boromir hielt kurz inne, um alle gesprochenen Worte auf seine Männer wirken zu lassen. "Noch irgendwelche Fragen? Wenn nicht, genießt den Abend!"
Die Soldaten begannen wieder zu Essen und zu Trinken und sie waren heiter. Das erfreute Boromir, er sah sie gern bei guter Lauen. Kurz wand er sich ein bisschen ab und rief Elerson zu sich.
"Hast du einen Meldereiter für mich, welcher sich möglichst schnell auf den Weg machen kann." Elerson beantwortete die Frage ziemlich schnell. "Sicher doch, Herr. Ich lasse meinen besten Melderreiter sofort unterrichten, damit er sich bereit machen kann."
Boromir nickte anerkennend. "Gut. Er soll noch zwei weitere Männer mitnehmen. Sie sollen mich in einer halben Stunde aufsuchen. Da werden sie dann ihre Befehle erhalten." Elerson nickte erneut und eilte dann fort.
Sie hatten den Weg von Minas Tirith nach Osgiliath rasch hinter sich gebracht und als sie dort ankamen wurden sie bereits erwartet. Unter den Männern die sie in Empfang nahmen war auch der eine oder andere Bekannte Davans, den er schon länger nicht mehr gesehen hatte. Insgeheim freute er sich, trotz der Aufgabe die auf sie zukam, darauf wieder einmal mit ihnen zusammensitzen zu können. Wenigstens für diesen einen Abend.
Nachdem Boromir mit dem zuständigen Befehlshaber gesprochen hatte lief es darauf hinaus, dass sie Heermeister Faramir einen Reiter entgegenschicken würden. Immerhin musste dieser ja erfahren, dass er und seine Männer hier erwartet wurden. In der Zwischenzeit würde ihnen, bis Faramir und die Waldläufer eintrafen, wohl kaum etwas anderes übrig bleiben als zu warten. Nachdem Davan, noch aus dem Sattel heraus, mit dem einen oder anderen der Kameraden einige Worte gewechselt hatte sorgte er dafür, dass sein Wallach gut versorgt war. Eine Aufgabe, die er nur ungern anderen überließ. Dazu schätzte er den Braunen, der ihm schon mehr als einmal aus einer Klemme geholfen hatte zu sehr.
Die Aufforderung Boromirs den Abend zu genießen würde er sicherlich annehmen. Schon länger hatte sich nicht mehr die Gelegenheit ergeben mit den anderen in ruhiger Runde am Feuer zu sitzen. Ein zufriedenes Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit als er am Heermeister des weißen Turmes vorbeiging, um Varon zu begrüßen, den er unter den Soldaten entdeckt hatte.
Wenn sie den Reiter jetzt losschickten, würde er etwa eineinhalb bis zwei Tage nach Henneth Annun brauchen. Das war eine lange Zeit und bis Faramir mit seinen Männern schließlich in Osgiliath eintraf, würden noch einmal drei Tage vergehen. So lange mussten sie hier ausharren, denn der Truchsess wünschte es so. Er wollte seine beiden Söhne zusammen auf diese Mission schicken. In dieser Zeit konnte man den hier stationierten Soldaten zu Hand gehen oder die ein oder anderen Dinge neu organisieren. Oder wir reiten Faramir entgegen... ging es Boromir durch den Kopf. Dass sich der Heermeister bereits am nächsten Tag auf den Weg begeben würde, konnte der Hauptmann ja nicht wissen.
Es dauerte nicht lange und der Meldereiter kam mit noch zwei Begleitern zu Boromir um seine Befehle entgegen zu nehmen. "Macht euch unverzüglich auf den Weg. Beeilt euch und lasst euch durch nichts aufhalten. Sagt meinem Bruder ich erwarte ihn hier in Osgiliath. Er soll keine Zeit verschwenden." Boromir gab ihnen den Brief an Faramir mit und schickte die Reiter mit seinen guten Wünschen auf die Reise.
Anschließend begab er sich zu seinen Männern, welche um das Feuer saßen, mit vollen Tellern und Bechern voller Wein. Er ließ sich zwischen ihnen nieder und nahm selbst dankbar etwas von dem Mahl an. Die Männer waren noch frohen Mutes. Und solange sie das waren, sollte das auch so bleiben. Sehr schnell konnte sich solch Stimmung wenden. Es wurde sogar gesungen und Geschichten erzählt.
Es war bereits dunkel geworden, doch noch niemand war zu Bett gegangen.
Irgendwann hatte Boromir die Meldereiter losgeschickt und alle anderen hatten sich an den Feuern versammelt. Es war ein angenehmer Abend geworden. Das Essen und vor allem der Wein hatten einen wertvollen Beitrag dazu geleistet und als sich ihr Anführer zu ihnen setzte änderte das nichts an der guten Stimmung, die sich breit gemacht hatte.
Irgendwann begann einer der Männer leise eine alte Ballade zu singen und einige andere Stimmen fielen nach und nach mit ein. Die Stimmung unter den Soldaten war gut und Davan hoffte, dass es so bleiben würde. Keiner konnte sagen, was sie erwartete, wenn sie auf die Männer trafen, die Thalath Taur niedergebrannt hatten. Sie konnten nur hoffen, dass sie diesen Räubern bald das Handwerk legen konnten bevor noch mehr unschuldige Menschen ihr Hab und Gut und ihre Leben verloren.
Irgendwann...nur wenige hatten sich schon zur Ruhe begeben trat Davan an Boromir heran, der sich unter die Männer gemischt hatte und mit ihnen trank. Nicht ohne die nötige Ehrerbietung, aber auch nicht kriecherisch, näherte er sich seinem Vorgesetzten bevor er sich neben diesem niederließ. „Es wäre gut, diese Stimmung so lange wie möglich zu erhalten. Vor allem weil wir nicht wissen, was uns erwartet.“ Wieder einmal hatte er seine Gedanken laut ausgesprochen, was zeigte, dass er durchaus über ihre Situation nachdachte...auch während er mit den anderen feierte.
Der Wein schmeckte ausgezeichnet. Das fanden auch die Soldaten von Gondor. Boromir hoffte, dass sie es nicht allzu sehr übertrieben. Gerade eben war er im Gespräch mit Rathos, trotzdem noch dem Gesang seiner Leute lauschend. Rathos war seit kurzem verheiratet und erzählte Boromir die Vor- und Nachteile vom Eheleben und Soldatendasein. "Tja mein Lieber, du hast es so gewollt." Natürlich war es für einen Soldaten schwer seine Familie für einen längeren Zeitraum hinter sich zu lassen.
Noch immer waren sie in ihrem Gespräch vertieft, als Davan, einer seiner Offiziere zu ihnen trat und Platz nahm. Boromir prostete ihm zu und lauschte dann seinen Worten. Davan hatte in seiner Laufzeit schon sehr viel Erfahrung sammeln können und wusste meist wovon er sprach.
"Da muss ich dir Recht geben. Was aber nicht heißt, dass wir die Zeit in welcher wir hier auf Faramir warten nur feiern und trinken werden." Boromir betrachtete sich seine Männer, welche um das Feuer saßen und frohen Mutes waren. "Zwar würde das dazu beitragen die Stimmung aufrecht zu erhalten. Aber ich denke das wäre nicht im Sinne unseres Auftrages." Er würde Aufgaben für die Männer finden. Aber darüber würde er sich erst am nächsten Tag Gedanken machen.
Ernst lauschte er den Worten Boromirs und nickte dann. Er musste ihm Recht geben. „Mir ist klar, dass unsere Zeit hier nicht nur aus Feiern bestehen kann. Die Männer müssen sinnvoll beschäftigt werden und bei den meisten möchte ich auch behaupten, dass sie nicht böse sein werden, wenn man ihnen einzelne Aufgaben zuweist.“ Noch einmal nahm er einen Schluck aus seinem Becher bevor er diesen zwischen seinen Händen drehte.
„Ist denn in etwa abzusehen, wann Faramir und seinen Männer zu uns stoßen werden?“ Davan wusste, dass es noch ein gutes Stück nach Henneth Annun war, aber ein schneller Reiter würde den Heermeister dennoch rasch erreichen können. Während er so neben Boromir saß und ins Feuer schaute überlegte er bereits, was man an Aufgaben verteilen konnte um die Männer sinnvoll zu beschäftigen bis die Waldläufer Osgiliath erreichen würden.
Es würden sich sicher Aufgaben für die Soldaten finden lassen. Reparaturen an verschiedenen Gebäuden, Auskundschaftungen und vieles mehr. "Wenn du Vorschläge hast, dann nur raus damit," meinte Boromir zu Davan. Der ältere Soldat war ein wirklich guter Mann und Boromir schätze es ihn um sich zu haben.
Boromir blickte ins Feuer, als er über die Frage von Davan nachdachte. "Nun wir dürfen sie wohl nicht eher als in vier Tagen erwarten. Außer wir reiten ihnen entgegen... Es wäre aber sinnlos, denn sie haben keine Pferde dabei." Boromir ließ sein Methorn ein weiteres mal nachfüllen. "So oder so müssten sie erst nach Osgiliath."
Mittlerweile machten sich die ersten Soldaten schon auf sich eine Unterkunft für die Nacht zu suchen. Manche nahmen auch einfach am Feuer eine Schlafposition ein.
„Nun...ich weiß, dass es hier immer noch Arbeiten an diversen Gebäuden gibt. Und keiner der Männer wird sich drücken, wenn man ihn zu diesen Aufgaben einteilen wird. Auch werden die Soldaten, die bisher regulär hier Dienst tun sicher nichts dagegen haben, wenn sie hin und wieder von denen, die uns begleitet haben unterstützt werden.“
Boromirs Äußerung betreffs der Ankunft Faramirs und der Waldläufer deckte sich mit dem, was er schon fast vermutet hatte. Immerhin waren die Männer zu Fuß und es hätte auch nicht viel daran geändert ihnen entgegen zu reiten...Sie würden also wirklich weiter warten müssen. „Wer weiß wozu es gut ist, dass sie zuerst hierher kommen müssen. So besteht nicht die Gefahr sie zu verfehlen. Gibt es denn schon Pläne wie wir weiter vorgehen werden, wenn alle vor Ort sind?“
Aus dem Augenwinkel heraus bekam er mit, dass sich nach und nach die Soldaten um ihre Nachtlager kümmerten, sich in Unterkünfte zurückzogen oder sich an den Feuern niederließen. Auch er würde sich bald zurückziehen um Schlaf zu bekommen solange dies noch möglich war. Wenn sie erst hinter der Bande her waren, die wahllos Dörfer zu brandschatzen schien, dann konnte es sein, dass ihm die Zeit dazu fehlen würde, weil andere Dinge wichtiger waren.
Der Abend war nun schon sehr weit fortgeschritten. Noch immer saß Boromir mit Davan am hochlodernden Feuer. Mittlerweile hatten sich schon viele der Soldaten zur Ruhe begeben. Boromir allerdings unterhielt sich mit seinem Offizier noch über wichtige Geschehnisse der nächsten Tage.
"Sobald Faramir hier ist, werden wir nach Talath Taur aufbrechen, dort wo die Meute zuletzt zugeschlagen hat. Angeblich war ein Fischer Augenzeuge. Wir werden ihn befragen. Dann sehen wir weiter..." Außerdem hatten sie ja dann die Waldläufer bei sich, welche das Spurenlesen ausgezeichnet verstanden. Mit ihnen würde es ein leichtes sein, die Fährte dieser Männer weiterzuverfolgen.
Schließlich erhob sich auch der Hauptmann und streckte sich ausgiebig. "Verzeiht mir, werter Davan. Aber ich werde mich nun auch zurück ziehen. Ich wünsche Euch eine angenehme Nacht." So verließ Boromir den Hauptplatz um sich in einer für ihn vorbereiteten Unterkunft zur Ruhe zu begeben.
Es gab also einen Augenzeugen. Diese Nachricht sorgte in Davan dafür, dass sich seine Gedanken schon wieder in Richtung des zerstörten Dorfes wandten. Er war neugierig, was sie dort erwarten würde und hoffte, dass sie die Bande, die für die Brandschatzung verantwortlich war bald stellen würden.
„Je früher wir dieser Schurken habhaft werden umso besser. Ich möchte im Augenblick gar nicht darüber nachdenken, was wohl ihr nächstes Ziel ist.“ Ich hätte damals auf meinen Vater hören und mich ein klein wenig mehr mit dem Spurenlesen befassen sollen. Aber ich hatte nie das Verlangen mit den Waldläufern zu ziehen... Für einen kurzen Moment traf ihn die Erinnerung an seinen Vater wie ein Stich bevor er sich wieder im Griff hatte. Er wollte heute nicht in Melancholie verfallen...
Gerade als er sich wieder gefangen hatte verabschiedete sich Boromir von ihm um sich zur Nacht zurück zu ziehen. „Auch Euch eine angenehme und vor allem erholsame Nacht, Boromir. Ich werde mich auch bald zurückziehen. Selbst wenn wir noch auf Eueren Bruder warten müssen, wird die Zeit nicht untätig verstreichen und ich möchte für das Kommende ausgeruht sein...“ Ganz allmählich spürte auch er die Müdigkeit nach ihm greifen und nachdem Boromir gegangen war leerte er lediglich noch seinen Becher bevor auch er sich erhob und sich in eines der Quartiere zurückzog, von dem ihn Varon hatte wissen lassen, dass es für ihn hergerichtet worden wäre. Im Stillen dankte er seinem Freund für diese Geste. Sicher würde er gut ruhen.
Fast den ganzen Vormittag hatte Boromir die Zeit damit verbracht durch die Straßen von Osgiliath zu laufen und den Zustand der Gebäude zu überprüfen. Außerdem erkundigte er sich nach den Arbeiten, welche die stationierten Soldaten gerade in Osgiliath erledigten. Dankend nahmen sie die Hilfen an, welche er ihnen durch seine Soldaten anbot. So würden sie wenigstens nicht den ganzen Tag tatlos herumsitzen und darauf warten, dass Faramir eintraf. Denn dies würde noch eine ganze Weile dauern.
Der Hauptmann hoffte, dass die Meldereiter gut und ohne Verzögerungen ihr Ziel erreichten und dass sich der Heermeister von Ithilien sofort mit seinen Männern auf den Weg begeben konnte.
Zehn der hier ansässigen Soldaten, welche ihren Hauptwohnsitz und ihre Familien in Minas Tirith hatten, schickte der Hauptmann für einen Kurzurlaub nach Hause. Allerdings mit dem Hinweis, dass sie sich am Morgen des übernächsten Tages wieder in Osgiliath einzufinden hatten.
Kurz nach Mittag ließ er sich auf dem Hauptplatz nieder, um dort ein ihm dargebotenes Mittagessen einzunehmen, welches Hauptsächlich aus frischen Fleisch und frischem Brot bestand.
Varon hatte ihm, nachdem er ihn gefunden hatte doch schon das eine oder andere was zu erledigen war sagen können und die eine oder andere Aufgabe hatte er auch an ein paar der Männer weitergeben können als er den Hauptplatz erreichte. Die Zeit war rasch vorangeschritten und so traf er Boromir an, als dieser gerade ein Mittagsmahl zu sich nahm. Im Augenblick hatte Davan selbst keinen Bedarf an etwas zu essen. Dazu war die Mahlzeit nach dem Aufstehen zu reichlich gewesen. Nachdem ihn noch der eine oder andere angesprochen hatte ließ er seinen Blick über den Platz schweifen. Überall konnte man sehen, dass die Männer den Aufgaben, die ihnen gestellt worden waren nachgingen.
Nachdem Boromir fertig gespeist hatte, wurde ihm von einem jungen Soldaten das hölzener Geschirr abgenommen. Anerkennend nickte er dem Burschen zu. Auch solch Arbeiten mussten mit Sorgfalt gemacht werden und jeder freute sich doch schließlich über ein wenig Anerkennung und nette Worte. Selbst Köche...
Kurz streckte der Hauptmann die Beine aus und sah den Wolken zu, welche nun schneller vorbei zogen. Es war heiß, aber der Wind nahm zu. Boromir war sich nicht sicher, aber es könnte gut sein, dass sich heute noch etwas zusammen braute, was das Wetter betraf.
Davan hatte sich nicht weit von ihm niedergelassen. Boromir hatte ihn heute den ganzen Tag noch nicht gesehen und so winkte er ihn zu sich und deutete ihm mit einer Handbewegung an, sich neben ihn zu setzen. Der Hauptmann nahm einen Schluck aus seinem mit Wasser gefüllten Holzbecher und sprach seinen Soldaten von der Seite an. "Sag, mein werter Davan, sind die Männer wohl auf und voll Tatendrang?"
Davan war der Aufforderung seines Hauptmanns gefolgt und hatte neben diesem Platz genommen. Auf Boromirs Frage nickte er. „Wenn wir die Männer nicht bald sinnvoll beschäftigen, dann werden sie auf dumme Gedanken kommen...Aber Varon hat mich heute vormittag wissen lassen, was alles an Arbeiten ansteht. Sie haben hier erst kürzlich wieder angefangen eines der größeren Gebäude wieder herzurichten und dabei kann jede helfende Hand gebraucht werden. Mit Euerer Erlaubnis, werde ich dafür sorgen, dass die Männer entsprechend eingeteilt werden.“
Für einen Moment rief er sich noch einmal ins Gedächtnis, was ihm Varon alles gesagt hatte, aber die Soldaten würden ausreichend zu tun haben bis Faramir und die Waldläufer eintreffen würden. Ein Wiehren riss ihn aus seinen Gedanken. Von den Ställen her konnte man das Fluchen eines Mannes hören und bald darauf konnte man noch einmal das Gewiehr hören, bevor einer der Soldaten mit einem wütenden Gesichtsausdruck aus den Stallungen kam. Offenbar hatte eines der Pferde sich nicht so verhalten, wie dieser es erwartet hatte. Ein winziges Schmunzeln huschte über Davans Gesicht bevor seine Aufmerksamkeit wieder Boromir galt.
Als Davan sich neben ihn niedergelassen hatte, berichtete er Boromir von seinem Gespräch mit Varon. Eines der größeren Gebäude war gerade dabei renoviert zu werden und mit Boromirs Erlaubnis, würde Davan das ganze soweit Organisieren, dass die hier stationierten Soldaten Hilfe durch die Neuankömmlinge bekamen. Boromir hatte natürlich keinerlei Einwände. "Lass sie aber nicht zu hart arbeiten. Nicht, dass die Männer urlaubsreif sind, wenn Faramir und seine Waldläufer hier eintreffen."
Auch der Hauptmann wand seinen Kopf zur Stallung, als man Wiehern hörte und anschließend ein fluchender und auch ein wenig humpelnder Soldat heraus kam. Es sah fast so aus als hätte ihn ein Pferd getreten. Dass Davan darüber schmunzelte gefiel Boromir nicht und er warf dem Älteren neben sich einen scharfen Blick zu.
Erneut war ein Wiehern zu hören und im nächsten Augenblick brach ein aufgeregtes und schwitzendes Pferd durch die Tür und warf den Soldaten, welcher vor ihm den Stall verlassen hatte, fast um. Das Pferd galoppierte in Panik auf den Hauptplatz, die Augen weit aufgerissen. Die braune Stute stieg und schlug nach allem was sich ihr näherte. Boromir fragte sich, was das Tier so verschreckt haben mag.
"Wem gehört das Pferd?" fragte er den humpelnden Soldaten, welcher nicht weit von ihm stand. "Sie gehört Diros, mein Herr." Diros war einer der Soldaten unter Boromir. Ein Mann aus Anthara, welcher ihm nun schon eine zeitlang gute Dienste erwies.
"Was hast du mit dem Tier gemacht? Es ist ja völlig in Panik." Der Mann schüttelte den Kopf und sah genau wie Boromir wieder zu der Stute, welche sich gegen die Einfangaktionen einiger Männer wild wehrte indem sie ausschlug und um sich biss.
„Keine Sorge, ich werde darauf achten, dass sich keiner überarbeitet. Trotzdem können sich die Männer nützlich machen soweit es ihre Fähigkeiten zulassen.“Davans Aufmerksamkeit galt nun endgültig dem Pferd, welches nach wie vor aufgeregt um sich schlug. Diros…der Name sagte ihm etwas. Davan war der missbilligende Blick Boromirs durchaus aufgefallen, der wohl sein Schmunzeln als Schadenfreude gedeutet hatte. Da die Stute bisher allen Einfangaktionen der Männer widerstanden hatte stand er selbst nun auf um sein Glück zu versuchen. Schon mehr als einmal hatte man ihm nachgesagt, dass er eine gute Hand für Pferde hätte und oft genug hatte ihm gerade dieses Geschick schon sehr geholfen.
Nach einem kurzen Blick zu Bormir und dem Soldaten, der kein so besonderes Glück mit der Stute gehabt hatte stand Davan auf und ging langsam und vorsichtig auf das Pferd zu. Alles an ihm strahlte Ruhe aus und jede seiner Bewegungen war wohlüberlegt um das Tier nicht noch mehr zu erschrecken. Auch wenn die Hufe des Pferdes immer noch um sich schlugen schaffte er es sich der Stute soweit zu nähern, dass er leise auf sie einreden konnte. Davan zwang sich zur Ruhe und versuchte diese auch in seine Stimme zu legen, mit der er nun versuchte das Pferd davon abzuhalten sich und anderen Schaden zuzufügen.
Boromir merkte, wie Davan sich neben ihm erhob. Der Soldat wollte wohl sein Glück bei der störrischen und in Panik geratenen Stute versuchen. Die anderen Männer hatten es zumindest bisher noch nicht geschafft das Tier zu beruhigen und einzufangen. "Viel Erfolg!" Richtete der Hauptmann noch seine Worte an seinen Soldaten, als dieser sich auch schon dem Tier näherte. Boromir nahm einen Schluck aus seinem Wassergrog und sah sich das Schauspiel an. Davan näherte sich der Stute sehr langsam und strahlte dabei die gewisse Ruhe aus, welche man im Umgang mit den Tieren benötigte.
Der Hauptmann bemerkte dann aber, wie sich unweit von Davan und der Stute ein Mann am Boden krümmte. Ein anderer Soldat war bei ihm und beugte sich zu ihm hinab. Boromir stand auf und ging zu den beiden hinüber, die Stute und Davan nicht aus den Augen lassend. "Was ist passiert?" sprach er die Männer an. Der am Boden kauernde hatte Schweiß auf der Stirn und verzog das Gesicht, scheinbar vor Schmerzen.
"Ich hab versucht an das Pferd heran zu kommen. Sie hat mich mit dem Huf in den Bauch getreten..." Boromir seufzte. Ein Pferd hatte sehr viel Kraft und beim Ausschlagen konnten sie Menschen schwer verletzten oder gar töten. Der andere Soldat, welcher unverletzt schien, zog dem Jüngeren das Hemd hoch. An seinem Oberkörper zeichnete sich unschön der Hufabtrug des Pferdes in bläulichen und roten Farben ab. Der junge Soldat stöhnte kurz auf, als sein Begleiter die Stelle berührte.
"Mh... vielleicht ein paar Rippen gebrochen. Innere Verletzungen kann man aber auch nicht ausschließen." Als ihn der junge Mann, Nidon war sein Name, mit vor Schreck weit geöffneten Augen ansah, beruhigte ihn der Ältere sofort wieder. "Vielleicht ist es aber auch nur geprellt... Keine Sorge, das wird wieder."
Boromir wechselte den Blick zwischen Davan und dem verletzten Soldaten am Boden. Davan hatte ein gutes Händchen, was Tiere betraf, das konnte der Hauptmann schon erkenne, bevor er die Stute überhaupt erreicht hatte.
Dann wand er sich an den Soldaten namens Aramias, welcher bei seinem Gefährten kniete. "Bring ihn in sein Lager und dann schau zu, dass sich ein Heiler um ihn kümmert." Wenn die Verletzung ernster war, würden sie ihn wahrscheinlich irgendwie zurück nach Minas Tirith bringen müssen. Dort könnte man ihm in den Häusern der Heilung besser helfen.
Davan hatte sich mittlerweile dem Pferd bis auf wenige Meter genähert. Die Stute riss den Kopf hoch und tänzelte nervös von einem Fleck zum anderen. Boromir konnte nicht sagen, was in diesem Tier vorging. Irgendetwas musste es über alle Maße erschreckt haben. Oder witterte es irgendeine Gefahr?
Davan hatte bewusst versucht sich nur auf die aufgeregte Stute zu konzentrieren. Noch immer tanzte sie aufgewühlt über den Platz und ließ niemanden an sich heran. Auch wenn seine Stimme sie allmählich ein wenig zu beruhigen schien. Wieder und wieder sprach Davan auf die Stute ein bis diese es gestattete, dass er nach dem Riemen an ihrem Halfter griff.
Vorsichtig streckte der Offizier seine Hand nach dem Anbindestrick aus und sprach weiter auf das Pferd ein. Als dies endlich geschafft war griff er fest zu, ließ die Stute aber nicht aus den Augen. Auch seine Aufmerksamkeit wurde nicht weniger als er versuchte sie ein wenig von den Männern fort zu führen. Auch wenn das Tier immer noch aufgeregt war, so folgte es ihm doch verhältnismäßig willig und ohne Gegenwehr. Als er um eine Häuserecke gebogen war hielt er an und strich der Stute sacht über die Nüstern. „Ist gut meine Schöne...Kein Mensch tut Dir was...Aber lass mal sehen was Dir fehlt.“ Damit begutachtete er vorsichtig, ob das Tier irgendeine Verletzung aufwies, konnte aber nichts erkennen.
Davan konnte sie die Aufregung der Stute nicht erklären. Aber als er den Versuch unternahm sie zurück zu führen folgte sie ihm willig bis auf den Hauptplatz wo er Boromir sich offensichtlich gerade um einen der Männer gekümmert hatte, der von seinen Kameraden fortgebracht wurde. „Ich konnte nichts finden, was sie so verschreckt hat. Aber ganz normal kommt mir das Ganze nicht vor. Sie muss irgendetwas gewittert oder gespürt haben. Umsonst tobt ein Pferd nicht so. Auch wenn ich Euch nichts vorschreiben möchte...ich persönlich würde erhöhte Vorsicht walten lassen. Irgendetwas scheint nicht zu stimmen...“
Boromir sah zu, wie Aramias den immer noch stöhnenden Nidon hoch half und mit ihm davon ging. Hoffentlich wird der wieder... dachte der Hauptmann. Schließlich war er einer seiner Soldaten und ihn zurück schicken zu müssen wäre wirklich schade gewesen.
Nun konzentrierte sich Boromir allerdings wieder auf die Davan und die Stute. Mittlerweile hatte es der Soldat geschafft sie am Halfter zu packen und führte das nervöse Tier nun um eine Häuserecke. Boromir nickte anerkennend hinterher.
"Die Show ist vorbei, macht euch wieder an eure Arbeiten", sprach er die herumstehenden Männer an, welche das Schauspiel beobachtet hatten. Die Soldaten gingen wieder an die Arbeit und Boromir wollte gerade Davan hinterher, als dieser auch schon wieder mit dem Pferd auf den Markplatz kam. Der Hauptmann hörte ihm zu, was er zu berichten hatte, strich sich über das Kinn und dachte nach.
"Mh... aber warum dann nur dieses Pferd? Warum wittern die anderen nichts?" Das kam Boromir seltsam vor. "Ich denke aber du hast recht. Ich werde die Wachen um Osgiliath verstärken lassen und ein paar Kundschafter in die nähere Umgebung ausschicken. Kümmerst du dich darum?" Er sah Davan an, welcher sehr gut geeignet für diese Aufgabe war.
„Wenn ich wüsste was los ist, würde ich es Euch ganz bestimmt nicht vorenthalten. Aber so ist mir das Verhalten dieses Tieres vollkommen unerklärlich.“ Als ihn Boromir bat sich um die Kundschafter zu kümmern nickte Davan nur kurz.
"Ich werde dafür Sorge tragen, dass wir keine unliebsamen Überraschungen erleben werden bis Euer Bruder hier eintrifft.“ Noch einmal wurde die Stute ein wenig unruhig. Aber diesmal ließ sie sich rascher beruhigen. Davan sah sich kurz um und bat dann einen der Männer ihm zu zeigen, wo das Pferd normalerweise stand. Nachdem man ihm den Weg gewiesen hatte brachte er die Stute zurück in den Stall blieb noch eine Weile bei ihr bevor er wieder zu Boromir zurück kehrte. „Ich hoffe, sie bleibt jetzt ruhig. Wenn es wegen der Kundschafter nichts mehr zu besprechen gibt, dann kümmere ich mich als nächstes darum…“
Auf der anderen Seite des Hauptplatzes, war Owain dabei mit Beldir an der Verfeinerung ihrer SChwertkampftechnicken zu feilen.
Owain: " Nun komm schon Beldir. Du wolltest das wir trainieren, dann zieh es auch bis zum Ende durch. Ok machen wir Schluss. "
Owain vollführte noch eine Schlagkombination und schaffte es damit Beldir aus dem Rhytmus und ins Stolpern zu bringen. Owain half den Beldir wieder auf die Füße.
Beldir: " Ok, du bist besser und ich sollte mich mehr anstrengen. " - Owain: " Morgen, für heute ist es genug. "
Lachend begaben sich die Beiden zu den anderen Männern.
Davan hatte die Stute zurück in den Stall gebracht, wo sich das Tier langsam wieder zu beruhigen schien. So ganz konnte wohl niemand ihr Verhalten erklären. Aber zumindest sein Soldat, welcher sich um das Pferd gekümmert hatte, schien besorgt zu sein und deutete ihr Verhalten als eine Art schlechtes Omen.
„Nein, ich habe momentan nichts mehr zu besprechen, Davan.“ Sprach er den Älteren wieder an, als dieser wieder von den Stallungen kam. „Im Moment können wir nicht mehr tun, als abzuwarten. Und uns natürlich hier nützlich machen.“ Davan würde sich um die Verstärkung für die Wachen kümmern und auch den ein oder anderen Kundschafter losschicken, um die nahe liegenden Gebiete auf Gefahren hin zu untersuchen. „Sollte es Neuigkeiten in Minas Tirith geben, was diese Bande betrifft oder andere Gefahren, wird mein Vater mit ziemlicher Sicherheit ziemlich schnell einen Meldereiter zu uns losschicken. Im Moment haben wir wohl nichts zu befürchten.“
Boromir fühlte sich rastlos. Kurz sah er wie ein paar seiner Soldaten sich im Schwertkampf übten, das war gut so. Er wäre am liebsten sofort aufgebrochen, um diesen Abschaum, welcher Gondor unsicher machte dingfest zu machen. Er wollte ihnen zeigen, was man unter den wahren Männern von Gondor versteht. Diese Leute hatten es nicht verdient länger auf dem Boden dieses Landes einen Fuß zu setzen. Boromir lief ein wenig hin und her um wieder ein wenig Ruhe in sich zu bekommen. Aber wir müssen auf Faramir und seine Männer warten. So wünscht es der Truchsess.„Weißt du, Davan, was diese Bande alles treiben kann, während wir hier untätig herumsitzen und warten? Mit jedem Tag den wir hier in Osgiliath festsitzen und warten, werden mehr Menschen leiden müssen, werden mehr Häuser brennen und Bewohner von Gondor sterben.“ Boromir sah Davan von der Seite her an, er wollte Zuspruch haben. Der Hauptmann wollte, dass man ihm Recht gab.
“Sag mir, wie viele Pferde ständen uns zur Verfügung, außer den unseren? Wie viele können die anderen Soldaten hier entbehren?“ Er sah Davan eindringlich und fragend an.
Er runzelte die Stirn. So ganz wollte ihm die ganze Geschichte nicht gefallen. Aber solange sie keine anderen Weisungen erhielten würden sie hier in Osgiliath warten müssen. Und auch Boromir schien einer ähnlichen Meinung zu sein. Zumindest zeigten seine Worte sehr deutlich, was von Männern hielt, die redliche Bewohner Gondors überfielen und ihnen das Leben schwer machten, wenn nicht gar nahmen. Gar nicht zu Reden von den Schäden, die diese Überfälle noch verursachten.
Ernst blickte er seinen Vorgesetzten an. „Was die Bande angeht, so sehe ich es wie Ihr. Und vermutlich werden sie jeden Tag nutzen, an dem wir ihnen nicht auf den Pelz rücken um weitere Schäden zu verursachen und Menschen zu töten. Ich hoffe Euer Bruder und seine Männer sind wirklich bald bei uns.“
Die Frage nach weiteren verfügbaren Pferden ließ ihn eine Weile nachdenken. „Wieviele Pferde…Eine gute Frage. Aber das lässt sich schnell herausfinden. Ich werde mich auch darum kümmern. Ich weiß nicht genau wie viele Soldaten hier stationiert sind, aber wenn keine Ausfälle geplant werden müssten ihnen zumindest für eine Weile ein Minimum an Pferden ausreichen. Was meint Ihr…wie viele zusätzliche Tiere würden wir benötigen?“
Boromir machte ein nachdenkliches Gesicht. Er hatte keine Ahnung wieviele Männer Faramir mitbringen würde. Auch hatte er natürlich nicht den Brief des Truchsess gelesen und von dem her wusste er nicht, wieviele Ranger in Osgiliath eintreffen würden. Sein Gedanke war nun ja diesen Männern entgegen zu reiten. Doch wusste nicht wie viele Pferde er für sie benötigte.
Sie hatten ihre Befehle hier auf Faramir und seine Mannschaft zu warten. Aber der Truchsess konnte doch eigentlich nichts dagegen haben, wenn sie ihnen entgegenritten. So würden sie Zeit sparen. Hier tatlos herum zu sitzen war mehr als Boromir ertragen konnte. Er brauchte Frieden in Gondor, er brauchte Macht... Und diese Bastarde, welche das Land heimsuchten, würden diese Macht zu spüren bekommen. Boromir war sich dessen sicher und fest entschlossen.
"Davan, ich weiß, wir haben unsere Befehle hier auf Faramir zu warten. Aber ich denke du weißt genauso gut wie ich, dass es unnütz ist und nur Zeit kostet." Denethor würde das schon verstehen. "Also bring in Erfahrung wieviele Pferde sie hier entbehren können, welche wir zusätzlich mit uns nehmen können."