Als Khamûl mit dem brennenden Holzscheit und den erbeuteten Vorräten aus dem Haus trat, wurde er dort schon erwartet ... Die Bauern hatten sich wieder gefasst und stellten sich erneut in seinen Weg. Noch immer hatte er die Bruchstücke seines Speeres in der einen Hand und drohend blickte er um sich. Dann ging er weiter, an den Bauern vorbei, welche ihm Platz machten, wahrscheinlich weil sie offenbar froh waren, dass er am gehen war.
Als er auf Höhe des Heuhaufens war, neben dem noch immer das tote Kind lag, hörte er, wie ein Angreifer von hinten angerannt kam. Blitzschnell drehte er sich um und schlug mit einer hastigen, doch kontrollierten Bewegung mit dem Speerholz auf die Schwerthand des Gegners, welcher seine Waffe, ein größeres Messer fallen ließ. Entsetzt und überrascht über die Wendigkeit des Variags stolperte der Bauer zurück.
›Das war knapp ... Zum Glück habe ich es nur mit Bauern zu tun, ein erfahrener Soldat hätte mehr aus einer solchen Gelegenheit gemacht. ... ‹
Khamûl warf die Reste seines Speeres, welche er nun wohl nicht mehr brauchen konnte hinter dem Fliehenden her, Die Spitze bohrte sich in dessen Rücken, doch weder war die Wunde tief noch gefährlich. Um sich Respekt bei den Bauern zu machen reichte dies aber und zufrieden drehte sich der Variag um. Doch dort, direkt neben seiner getöteten Tochter stand der Familienvater, welcher wieder gewillt war seinen Hof zu verteidigen.
Khamûl blickte auf dessen rechte Hand. In dieser hatte der Bauer vorhin das Schwert gehalten, nun aber war sie entstellt. Sein Speerwurf hatte Wirkung gezeigt ... Der Mann hielt nun in seiner linken Hand das Schwert, doch war klar zu erkennen, dass dies seine schwächere Hand war. Außerdem hatte der Mann durchdie offene Wunde an der anderen Hand schon viel Blut verloren und noch immer tropfte die Körperflüssigkeit aus der Blessur.
»Ihr solltet Euer Leben besser nicht riskieren ... Versorgt Eure Hand, beerdigt die Toten und kümmert Euch um Eure Familie ... Durch meine Hand werdet Ihr nicht sterben! Ich würde mich aber beeilen, wenn Euer Hof erhalten bleiben soll ... «
Mit diesen Worten warf er den Holzscheit auf den Heuhaufen, welcher sofort anfing zu brennen. In Panik wandte sich der Bauer ab um seine tote Tochter aus der Nähe der Flammen zu ziehen. Auch die anderen, welche mal wieder damit beschäftigt waren einen Angriff auf den Ostling vorzubereiten, begriffen sofort den Ernst der Lage und versuchten das sich rasch ausbreitende Feuer zu löschen. Bald aber fing die Scheune schon Feuer, von dem Gebäude wird nur Asche übrig bleiben, denn es war gefüllt mit Heu und Stroh. Das Wohnhaus war vielleicht noch zu retten, es kam nun auf die Bauern an.
Khamûl entfernte sich indes bereits vom Hof. Er fragte sich kurz wo das andere Mädchen war, vermutete aber, dass die kleine Gestalt, welche er am Nachbarhof ausmachen konnte zu der gesuchten gehörte. Noch einmal drehte er sich um und schaute emotionslos auf das brennende Gebäude. Dann scheute er auf seine Hand, auf der sich durch die Fackel Brandblasen gebildet hatte. Schmerzhaft war dies, doch damit konnte er leben.
Minalcar blickte verächtlich auf den älteren Krieger, der gerade sein Leben auf der Straße aushauchte. Mit einer lässigen Bewegung zog er dem Toten das Messer aus dem Rücken, säuberte es, und steckte es wieder in den Gürtel. Dann rief er einige Leute von Belecthor zu sich, welche gerade unschlüssig herumstanden.
"Kommt in den Krämerladen und tragt die wertvollen Sachen mit nach außen!", rief er ihnen barsch zu. "Na los, macht schon!"
Die drei Männer kamen schließlich herangetrottet und zogen ihre Waffen, nachdem ihnen Minalcar noch einmal eingeschärft hatte, dass in diesem Laden sich vielleicht noch Leute verschanzten.
Minalcar stieß die Tür dieses Mal grob mit dem Fuß auf und betrat dann breitspurig den Laden. So wie es aussah, hatte der Besitzer und seine Familie bereits die Flucht ergriffen. Während Belecthors Männer bereits in den Essensvorräten des Ladens herumwühlten, sah sich Minalcar mit grimmiger Miene um. Hier gab es außer den Vorräten viel wertlosen Plunder, der sich fast nicht zum Mitnehmen lohnte. Es gab einige Decken, die man gebrauchen konnte. Mit den Stoffballen konnte Minalcar nichts anfangen. Keiner seiner Männer konnte Kleidung nähen. Er entdeckte einige kleine, verschlossene Krüge mit Kräuterelexieren und Mull für Verbände. Die konnte man mitnehmen.
Minalcar befahl den Männern, alles Eßbare nach draußen zu tragen. Er selbst nahm die Decken, das Mull und die Kräuterelexiere an sich.
Als alles draußen war ging Minalcar noch einmal hinein. Er schüttete eine Karaffe mit Öl im Laden herum und nahm dann ein brennendes Holzscheit aus dem offenen Kamin. Mit einem boshaften Lächeln beobachtete er, wie sich das Feuer im Laden auszubreiten begann. Rasch ging er hinaus.
Noch bevor Rerlad verstand, dass es nicht die Waffen waren, die aufeinander geschlagen hatten, sondern er gegen eine Metallsäule geschlagen hatte, traf Minalcars Dolch ihn tief in den Rücken. Der alte Krieger stieß nur ein kehliges »Oh!« aus. Sein Gegner war zu weit weg, als dass er diesen noch töten könnte. Denn Rerlad hatte seinen Wurfdolch nicht dabei und er wusste, dass er nicht mehr genug Kraft hätte, um bis zu seinem Gegner zu laufen.
Instinktiv versuchte Areros Waffenmeister den Dolch aus dem Rücken zu ziehen, aber es gelang ihm nicht. Auf sein Schwert gestützt ging er in die Knie. Der Schmerz war unerträglich und der Gedanke an den Tod ängstigte den alten Krieger. Seine Gedanken waren nicht bei den anderen Menschen, die nun genauso wie er ihr Leben lassen mussten und auch nicht bei den umliegenden Dörfern, die gewarnt werden mussten.
Der Krieger war ganz eingenommen von seiner eigenen Angst vor dem Sterben. Was mochte danach sein? War alles vorbei? Nie hatte ihm jemand erklären können, was nach dem Tod kam. Was, wenn das alles war? Was hatte er erreicht? Er hatte keine Familie … Würde sich jemand an ihn erinnern?
Dann ließ der Schmerz auf sonderbare Weise nach. Rerlad war inzwischen ganz auf den Boden gesunken und er lag mit dem Gesicht im Dreck. Er hatte ein lachendes Gesicht vor Augen. Der Regen fiel auf es, doch es lachte weiter … Mit seinem letzten Atemzug wusste er wieder, wem das Gesicht gehörte. Seinem kleinen Bruder Rurdan … Und auch auf Rerlads Gesicht war ein Lächeln, als er starb.
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Belecthor folgte Elúrin widerwillig zu dem Haus auf der anderen Straßenseite. Aus dem Haus drang Kampflärm. Schließlich kam ein verwundeter Bauer aus dem Haus getaumelt. Er hielt sich die linke Schulter und umklammerte ein großes Küchenmesser. Sein Gesicht war schmerzverzerrt.
Belecthor beobachtete entsetzt, wie Elúrin seelenruhig einen kleinen Bogen von der Schulter nahm, einen Pfeil auflegte und den Mann tötete.
"Musst du denn alle töten?", entfuhr es Belecthor angeekelt. "Was hast du davon, wenn du alle umbringst?"
Elúrin wurde wütend und packte Belecthor an seiner zerschlissenen Tunika. Seine Augen funkelten wütend. Doch bevor er etwas zu Belecthor sagen konnte, kamen einige Männer der Bande fröhlich aus dem Haus mit frischgebratenen Hühnerteilen in der Hand.
"Da drin sind alle tot", verkündete einer der Männer, welcher Torlond hieß. "Wollt ihr frischgebratenes Hühnchen essen?"
Elúrin ließ Belecthor los und ging grinsend zu Torlond hin und riss sich eine leckere Hühnerkeule ab.
Belecthor aber drehte sich um und übergab sich auf die Straße.
Herumor war übel gelaunt und wollte sich nun nicht noch auf Diskussionen mit Lundor einlassen.
»Hör auf dich dümmer zu stellen, als du bist«, herrschte er den Knaben an. »Du hast eben die Aufnahmeprüfung bestanden und gehörst nun zu Minalcars Truppe. Nicht, dass du nun frei handeln könntest. Er wird dir noch eine Weile jemand zur Seite stellen, bis er sicher ist, dass du nicht abhauen willst.«
Herumor ging die wenigen Schritte zu Dolers Leichnam und drehte diesen mit dem Fuß um. »Er wird nicht der einzige sein, den du tötest«, lachte Herumor. »Mir scheint, dass es hier in der Umgebung noch einige Dörfer gibt, die es lohnt zu überfallen. Da kannst du zeigen, was du heute von mir gelernt hast!«
Herumor grinste böse, packte dann Lundor und wollte ihn in Richtung Minalcar ziehen, der wohl in der Mitte des Dorfes war. Bald würde es zu gefährlich im Dorf werden, wollten sie nicht ebenfalls verbrennen.
Viele Tiere in den Ställen begannen zu brüllen und bemerkten wohl, dass sie in großer Gefahr waren. Es war ungewiss, ob sie sich aus den Ställen befreien konnten. Herumor war das egal. Was interessierte in das Vieh irgendwelche Bauern? Die Flammen leckten mittlerweile auch an Eldacars Haus und nun, da die Sonne untergegangen war und die Dämmerung einsetzte, leuchteten die Flammen um so schöner.
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Bald brannten schon viele Häuser des Dorfes. Auf dem Boden lagen hier und da getötete Bauern, überall wüteten Minalcars Männer. Unbeteiligt beobachtete Khamûl das Geschehen, doch fragte er sich schon, ob es nötig war sämtliche Bewohner des Ortes zu ermorden. Das brachte doch nichts ...
›Es wäre sinnvoller gegen Soldaten dieses Landes zu kämpfen und einige Schlachten zu schlagen ... Dies würde dieses Land erschüttern, mehr erschütten als ein paar tote Bauern!‹
Doch mit dieser Meinung war der Variag wohl alleine ... Aber er wurde nun einmal zum Soldat erzogen und ausgebildet und nicht zum Brandstifter oder Mörder wehrloser. Ziellos ging er eine Weile herum, doch lenkten ihn seine Schritte langsam in die Mitte des Dorfes, wo sich die meisten der Männer um Minalcar versammelten.
Auf dem Weg dorthin traf er auf Herumor und dessen ständigen Schatten, Ulfast oder wie auch immer der Typ hieß ... Begleitet wurden die beiden von den sich wiederstrebenden Lundor, welcher blutüberströmt war, was Khamûl etwas verwunderte.
›Bestimmt ist das auf Herumors Mist gewachsen ... Aber ich glaube kaum, dass dieser Bauerntölpel umerziehbar ist, er wird sich kaum uns anschließen, besonders nicht, wenn dieser Sadist so mit ihm umspringt! Doch immerhin führt dies zur Abhärtung ... ‹
Zufrieden betrachtete Minalcar, wie die meisten Häuser des Dorfes bereits brannten. Er hatte dafür gesorgt, dass nur wenige Einwohner fliehen konnten. Die meisten Toten lagen in den Häusern und verbrannten darin.
Auf der Straße lag die gestohlene Beute. In der Dorfmitte trommelte der Anführer seine Leute zusammen. Langsam kamen sie auf ihn zu. Khamûl nahte und auch Anaaq, von der anderen Seite trotteten Herumor, Ulfast und der entsetzt dreinblickende Lundor herbei. Elúrin und einige Männer zerrten Belecthor mit sich, der mit leichenblassem Gesicht die Straße entlangtaumelte.
"Schafft die Toten, die hier noch in der Gegend herumliegen in das Haus da vorne, das noch nicht brennt", befahl Minalcar seinen Leuten. "Wenn die Leichen drinnen sind, könnt ihr das Haus auch noch anzünden. Dann nehmen wir mit, was wir tragen können, und hauen ab."
Elúrin
In der Dorfmitte
Elúrin ging zu Minalcar hin, um ihm breitspurig von Belecthors Verhalten zu erzählen, welches seiner Meinung nach wenig ruhmvoll war.
"Wusstest du, dass Belecthor kein Blut sehen kann?", meinte er lachend zu dem Anführer. "Belecthor hat vorhin..."
"Das interessiert mich jetzt nicht!", donnerte Minalcar gereizt. "Mach dich mit den anderen an die Arbeit und schaff die Leichen in das Haus!"
Elúrin brummte beleidigt etwas vor sich hin und schlurfte davon. Einige Mitglieder der Bande folgten ihm. Sie fingen an, die Leichen in das eine noch intakte Haus zu schaffen.
Lundor konnte Herumor gar nicht mehr wirklich zuhören. Er war mit den Nerven am Ende, körperlich und geistig fertig mit der Welt. Er wollte weinen, sterben ... ihm war es egal. Diese Männer hatten sich alle gegen ihn verschworen. Sie würden ihn nicht gehen lassen. Lundor konnte aber wohl von Glück sagen, dass er noch am Leben war.
Unauffällig steckte sich Lundor Herumors Dolch in den Gürtel, bevor dieser ihm am Arm Griff und grob in Richtung Minalcar schleppte. Ulfast folgte den beiden, völlig verschwitzt und von Blut triefend. Gut, Lundor sah auch nicht unbedingt besser aus.
Bei Minalcar angekommen hörte der junge Mann mit Entsetzen, dass wohl so gut wie alle Dorfbewohner tot waren und Minalcar sie nun zusammentragen und verbrennen wollten. In der Tat lagen überall reglose Körper. Männer, Frauen, Kinder ... Es war ein grauenvoller Anblick. Und Lundor hatte geholfen, er hatte gemordet ... Doler ... er kannte ihn seit klein auf. Hoffentlich hatte es Lind noch geschafft. Lind, welche er scheinbar geschwängert hatte.
Herumor hatte Lundor nun losgelassen und der junge Mann sank kraftlos und nur vor sich hin starrend in die Knie, so dass er auf dem staubigen Boden zum Sitzen kam. Er war so eine Behandlung nicht gewohnt. Die ständigen Schläge, der Kampf mit diesem Abtrünnigen und dann das Morden ...
Belecthor hasste Elúrin so wie er noch nie zuvor einen Menschen gehasst hatte. Dieser Mensch hatte richtig Spaß am Töten. Die ganze Bande von Minalcar widerte ihn inzwischen an. Ihm war immer noch übel. Elúrin und ein anderer Mann hatten ihn regelrecht mitgeschleift. Überall roch es nach Blut, Tod und beißendem Rauch. Und diese menschenverachtenden Kerle standen herum, lachten und aßen.
Er warf einen mitleidigen Blick auf Lundor, dem es sicher ähnlich wie ihm ging. Er fragte sich, was der Junge wohl durchgemacht hatte, denn er war von oben bis unten mit Blut besudelt. Neben ihm befand sich ein gutgelaunter Herumor. Belecthor wollte lieber nicht wissen, was der Kerl wieder angestellt hatte.
Minalcar befahl jetzt die Leichen zu verbrennen und alles Eßbare, was man tragen konnte, mitzunehmen. Belecthor beobachtete, wie einige der Schurken den Toten die Kleider auszogen und diese gegen ihre eigenen, abgerissenen Klamotten austauschten.
»Lieber gehe ich nackt, als einen der Toten zu berauben.«
Minalcar warf einen prüfenden Blick auf Belecthor und forderte ihn auf, mitzuhelfen, die Toten in das Haus zu bringen. Fast alle Leute von Belecthors Bande hatten bereitwillig bei dem Überfall mitgemacht und Dorfbewohner getötet. Sie wirkten weitaus zufriedener als er selbst.
"Minalcar, wo werden wir übernachten?", fragte Belecthor schließlich den Anführer und hoffte, dass man dies möglichst weit weg vom Dorf tat.
Herumor sah, dass überall tote Menschen lagen. Aber das interessierte ihn wenig. Auch wenn er nicht direkt auf sie trat, achtete er nicht besonders darauf einen Toten nicht zu schänden. Er begab sich mit Lundor und Ulfast in die Nähe Minalcars, der den Leuten befahl, die Leichen in das letzte unversehrte Haus zu schaffen. Für diese Arbeit war sich Herumor zu fein. Er besah sich lieber die Sachen, die Ulfast zusammengeraubt hatte und schickte ihn los, um noch mehr zu finden. Tatsächlich streifte er der einen oder anderen Frau noch einen Ring vom Finger oder riss ihnen die Ohrringe aus.
Ulfast hatte einige gute Sachen gefunden und auch einen noch warmen Braten, dazu noch andere frische Lebensmittel wie Brot, Wurst und Käse. Mit seinem Dolch schnitt sich Herumor ein gutes Stück Schweinebraten ab und aß es gemeinsam mit dem Brot.
Sein Blick kreuzte sich mit dem Minalcars und er nickte nur zufrieden. Dann wies er mit dem Kopf auf Lundor und gab Minalcar durch Gesten zu verstehen, dass er mit dem Knaben auch einigermaßen zufrieden war.
Lundor sah fix und fertig aus. Mitleid hatte Herumor nicht mit ihm. Es war gut, dass er ihn gleich zeigte, wie man am besten mordete. Das würde er von nun an sowieso tun müssen …
Herumor ging die zwei Schritte zu Lundor und schlug ihn mehr oder weniger hart auf den Hinterkopf. »Iss was!«, forderte ihn auf. »Jetzt ist Zeit. Später gibt's nichts mehr!« Herumor wies auf die Sachen, die Ulfast geraubt hatte. Er würde mit Lundor teilen, weniger aus Güte, sondern weil er ihn als Teil seiner kleinen Truppe ansah, die mit dazu beigetragen hatte, dass sie rauben konnten.
Dann scherzte und lachte er wieder mit Ulfast, der kein schlechtes Gewissen hatte, Leichen zu schänden und zu berauben.
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Minalcar überhörte Belecthors Frage erst einmal. Die Männer waren alle nach dem erfolgreichen Überfall aufgekratzt und wollten feiern. Der Anführer ließ den bedrückten Belecthor einfach stehen und ging zu Ulfast hinüber, welcher einige leckere Dinge erobert hatte. Grinsend schnitt sich Minalcar auch ein Stück von dem duftenden Schweinebraten ab.
Er sah zu wie Herumor den jungen Lundor zum Essen nötigte.
"Ich habe das Gefühl, dass Herumor zufrieden mit dir ist, Lundor", meinte Minalcar mit vollen Backen kauend. "Ich denke, du hast dir auch ein Stück Braten verdient."
Er schlug dem jungen Mann freundschaftlich auf die Schulter, was Herumor und Ulfast mit dröhnendem Gelächter quittierten.
"Wir werden uns hier ein wenig stärken und dann das Dorf verlassen, bevor das Feuer sich ausweitet", rief Minalcar den Männern zu.
Die Männer waren inzwischen mit ihrer schaurigen Arbeit fertig und hatten alle Leichen in das letzte intakte Haus gelegt. Sie ließen sich auf dem Dorfplatz nieder und vertilgten einige der eroberten Vorräte hungrig.
Als Khamûl auf dem Platz in der Mitte des Dorfes angekommen war, setzte er sich dort auf den Boden und verzehrte etwas von dem erbeuteten Brot. Dieses war frisch gebacken, ein seltener Luxus ... E hatte auch etwas Fleisch erbeutet, doch wollte er dies noch aufheben. Für den Moment hatte er ohnehin keinen großen Hunger.
An dem Zusammentragen und Verbrennen der Leichen beteiligte der Variag sich nicht. Dafür gab es schließlich die Strauchdiebe, von denen es einige in der Gruppe gab.Dann betrachtete er das Messer, welches er genommen hatte und prüfte an einem Holzscheit die Tauglichkeit der Klinge. Sie war von guter Qualität ...
Endlich war alles anfallende erledigt und Minalcar hieß die Männer sich zu stärken. Khamûl leerte seine Wasserflasche und füllte diese anschließend an einen nahen Brunnen wieder auf. Inzwischen entwickelte sich eine beachtliche Hitze durch die in Flammen stehenden Häuser und der Feuerschein ließ vergessen, dass Nacht war.
Lundor saß noch immer am Boden des Platzes, an welchem sich Minalcars Männer versammelt hatten. Er sah nicht hin, wie die anderen die Leichen zusammen trugen und schließlich verbrannten. Er sah überhaupt nirgendwo hin, starrte nur auf dem Boden vor sich. Er hatte gemordet! Das wurde ihm jetzt erst richtig bewusst. Ein leben lang hatten ihn seine Eltern zu einem guten, braven Jungen erzogen, welcher Gesetze achtete und zuvorkommend waren. Jetzt hatte er einen Mann getötet und das hatte er nicht gewollt. Niemand dieser Menschen hier hatte den Tod verdient.
Als Herumor zu ihm trat und ihm kurz auf dem Hinterkopf schlug, gab Lundor keinen Mucks von sich, nur ein leises Knurren. Essen? Jetzt? Nein danke. Er würde keinen Bissen herunter bekommen. Vor allem war das Essen von den armen Bewohnern des Dorfes. Es war mit Blut gestohlen. Es war einfach falsch ... Auch Minalcars Worte nahm er wahr und den fast freundschaftlichen Schlag auf die Schulter. Meinten diese Männer wirklich sie hätten ihn nun mit dieser Aktion gewonnen?
„Varda, ich möchte Varda holen ...“, murmelte Lundor, während der Anführer neben ihm laut kaute. Doch Lundor widmete ihm keines Blickes. Er wusste ja, dass alles auf Messers Schneide stand. Wenn er noch einmal zum Missgefallen dieser Männer handeln würde, wäre es da womöglich gewesen. Aber es heißt ja nicht, dass sich ihnen nun bedingungslos anschließen musste. Lundor hoffte immer noch auf eine mögliche Flucht. Auch wenn er momentan wohl einfach keine Kraft dazu hatte.
Als nun auch das letzte Haus in Brand gesteckt war, wurde die Hitze im Dorf langsam unerträglich. Es war höchste Zeit, Undaria zu verlassen.
"Ich schlage vor, dass wir uns wieder zum Waldrand zurückziehen und dort unser Nachtlager aufschlagen", rief Minalcar seinen Leuten zu, nachdem alle so halbwegs sich gestärkt hatten. "Nehmt so viel mit, wie ihr tragen könnt. Auf zum Waldrand!"
Dass Lundor nichts gegessen hatte, war ihm gleich. Der Junge musste selber wissen, was er tat. Er hörte, dass Lundor leise darum bat, den Hund holen zu dürfen.
"Auf den Köter können wir keine Rücksicht nehmen", meinte Minalcar barsch. "Besser für ihn, er bleibt uns fern. Könnte sonst sein, dass Herumors Messer mal wieder ausrutscht."
Er lachte dröhnend und die umstehenden Männer fielen in sein Gelächter mit ein.
"Abmarsch!", brüllte Minalcar kurz darauf und klatschte in die Hände.
Er nahm sein Bündel auf und marschierte los. Die anderen folgten ihm.
Der Knabe mochte nicht essen — Herumor war es gleich. Er hatte zuerst überlegt, ob er Minalcar nicht sagen sollte, es solle seine dreckigen Pfoten von seinem Braten lassen, doch am Ende siegte Herumors Vernunft. Dann würde Ulfast eben weniger abgekommen.
Herumor beobachtete, wie man die Leichen fortschleifte und aß genüsslich. Dann wurde auch dieses Haus in Brand gesteckt und nun hatte Herumor nichts mehr gegen den Aufbruch, denn das Verbrennen von Menschen stank abscheulich.
Herumor riss Lundor auf die Beine und drückte ihm allerlei geraubte Sachen in die Hand: Kleidung, Essen und andere nützliche Dinge. »Verlier bloß nichts!«, knurrte er den Jungen an, der mehr als fertig mit dem Leben aussah. »Ich werd mich schon um dein Hundilein kümmern, wenn du nicht schnell genug bist!«
Er lachte nur über die aufgerissenen Augen des Jungen, rief Ulfast zu sich und packte ihm den anderen Teil der Beute in die Arme, während er selbst nichts trug. Dann ging mit seinen langen Beinen Minalcar hinterher. Ulfast und Lundor folgten ihm.
Belecthor fühlte sich immer noch hundeelend. Seine Männer hatten sich unter Minalcars Bande gemischt und schienen guter Dinge zu sein. Was war nur aus ihm und seinen Gefährten geworden! Als Minalcar zum Aufbruch mahnte, schleppte er sich zum Dorfplatz und nahm so viel von den Vorräten in seinen Reisesack, wie hineinpasste.
Elúrin wühlte wahllos in den Vorräten herum und warf viele eßbare Dinge wie Brot, Wurst und Käse in den Staub. Belecthor hütete sich jedoch, ihm etwas zu sagen. Er war erschöpft und wollte nur noch schlafen.
Als Minalcar loszog, humpelte er ihm hinterher. In seiner Nähe liefen Herumor, Ulfast und der arme Junge, den sie gefangen hatten.
Die Luft roch nach verbranntem Fleisch. Belecthor wurde wieder übel. Doch dieses Mal bekämpfte er den Brechreiz tapfer. Er ignorierte den galligen Geschmack unter der Zunge und lief schneller.
Sie konnten keine Rücksicht auf den Hund nehmen? Lundor blieb der Mund offen stehen, als er diesen Satz von Minalcar hörte. „Aber ... aber ich musste sie an einen Baum binden ... sie wird verhungern!“ stotterte Lundor in der Hoffnung, dass dieser Mann doch irgendwo ein Herz hatte. Von neuem trieb es dem Jungen die Tränen in die Augen, auch wenn er es so gut wie möglich zu verbergen versuchte. Er bereute so sehr, dass er einfach von Anthara weggegangen war. Dabei hatte er doch nur nach Minas Tirith gewollt.
Herumor zog ihn schließlich unsanft auf die Beine. Lundor ließ es geschehen, denn er wusste, dass Widerrede keinen Zweck hatte, sondern ihm nur noch weitere Schläge einhandeln würde. Der Gestank hier wurde wirklich bestialisch und die Hitze unerträglich. Minalcar drängte zum Aufbruch und die Männer hatten sich alle mit Habseligkeiten der armen Bewohner Undarias beladen. Es war eine Schande.
Aber auch Lundor blieb nicht ohne Last, denn sogleich hatte ihm Herumor allerhand auf die Arme geladen, so dass der Junge meinte unter dem Gewicht gleich wieder in die Knie gehen zu müssen. Während Ulfast auch beladen wurde, schlenderte Herumor schon los und Lundor musste ihm auf wackligen Beinen folgen.
Der Weg führte die Gruppe zurück zum Wald. Immerhin gingen sie in etwa die Richtung in der Lundor den Hund hatte anbinden müssen. Vielleicht würden sie Varda doch noch holen. Noch einmal drehte sich Lundor um. Das ganze Dorf stand in Flammen. Sicher würden bald die Bewohner der Nachbardörfer kommen und überall Alarm schlagen. Sicher würden sie nach Spuren suchen ... Lundor dachte nicht lange nach sondern ließ nun alle paar Meter etwas von den kleineren Gegenständen oder Nahrungsvorräte, welche Herumor ihm aufgeladen hatte, fallen, um so eine bessere Spur zu erzeugen. Er tat dies so unauffällig wie möglich, denn er musste einfach auf Hilfe hoffen. Denn würde er je aus eigener Kraft dieser Gruppe entrinnen können? Auch wenn er vielleicht umkam, diesen Männern musste so oder so das Handwerk gelegt werden.
Elran lag abseits des Feuers auf der Wiese und fühlte sich elend. Sie alle waren von dem Angriff überrascht worden. Er hatte noch versucht den Hof und seine Familie zu verteidigen, doch gegen diese Angreifer hatten sie nichts ausrichten können. Er wusste nicht einmal ob seine Familie tot war oder hatte fliehen können. In dem ganzen durcheinander waren sie getrennt geworden. Doch Elran hoffte so sehr, dass sie irgendwo in Sicherheit waren. Er selbst hatte es nicht mehr weit geschafft. Ein Angreifer hatte ihn so schwer verletzt, dass er sich nicht mehr auf den Beinen hatte halten können. Daraufhin hatte sich der junge Mann tot gestellt, um schlimmeren zu entgehen.
Doch er war nicht allein. Elran hatte ein Bündel in seinem Arm liegen. Ein kleiner, weinender Säugling, gerade mal zwei Wochen alt ... sein Sohn. Er hatte ihn aus dem brennenden Haus gerettet und anschließend die Orientierung verloren. Elran fragte sich, ob Salinde, die Mutter des Kleinen und älteste Tochter von Dervorin noch am Leben war. Der Gedanke, dass dies nicht der Fall sein könnte, trieb dem jungen Mann die Tränen in die Augen. Sie waren erst seit einem Jahr verheiratet. Das Ergebnis dieser Ehe lag nun quängelnd in seinem Arm.
Die Angreifer waren weg, soviel hatte Elran mitbekommen. Das ganze Dorf brannte lichterloh, doch er hatte sich soweit schleppen können, um den größten Flammen zu entkommen. Die Luft war trotz allem stickig und er musste immer wieder Husten. Mit einem Tuch versuchte er den Rauch von seinem Sohn fern zu halten.
Elran wusste nicht, ob Hilfe kommen würde. Vielleicht hatten die Nachbardörfer zu viel Angst. Und er konnte hier nicht weg. An seinem Oberschenkel klaffte eine große, tiefe Wunde und etwas weiter unten war das Bein mehrfach gebrochen und sah ungesund verdreht aus. Zudem hatte er sich die eine Schulter ausgekugelt und eine große Platzwunde am Kopf. Elran wusste, dass er sterben würde, wenn keine Hilfe kam. Er würde verbluten oder wegen des Schmerzes dahinraffen. Und sein Sohn? Der Kleine würde verhungern, hier in seinem Arm. Elran hoffte, dass er zumindest noch eine Weile bei ihm sein konnte, doch der vierundzwanzig jährige wusste nicht ob er das schaffte.
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Arendor drehte sich nicht noch einmal um. Er war nun wieder ein Soldat und musste dafür vergessen, dass es eine, seine Familie gab, die ihn brauchte. Im Schutze der Kastanien, die an beiden Seiten der Straße wuchsen, lief Arendor vorsichtig vorwärts. Sein scharftes Auge hatte stets die Straße im Blick, doch suchte es auch die weitere Umgebung nach Menschen ab. Doch ihm begegneten nur einige verschreckte Tiere.
Nach einer guten Viertelstunde erreichte er die ersten Felder Dervorins. Als junger Mann hätte er diese Strecke wohl auch nicht schneller hinter sich gebracht, denn damals trug er ja eine schwere und unbequeme Rüstung, die einen schnellen Lauf nur schlecht zuließ. Vorsichtig lugte Arendor hinter dem Stamm der Kastanie hervor, das Schwert fest in seiner rechten Hand. Er sah niemanden mehr: Keinen Menschen und kein Tier. Dafür konnte er nun die brennenden Höfe des Dorfes sehen. Manche Häuser fielen langsam in sich zusammen, denn nicht alle waren aus Steinen gebaut. Das Feuer griff aber auch auf andere Gebäude über: Scheunen, Ställe und Holzvorräte. Kritisch blickte Arendor zum nahen Wald. Es war in den letzten Wochen recht trocken gewesen: Der Wald konnte leicht Feuer fangen.
Langsam schlich Arendor weiter, aufmerksam umher spähend. Der Gutsherr hörte die verzweifelten Rufe verschiedener Tiere, die in brennenden Ställen gefangen waren. Sollte Arendor in die Nähe eines dieser Ställe kommen, würde er die Tiere befreien. Doch vorerst musste er nach Menschen suchen. Vor allen Dingen nach seinem Sohn Lundor.
Auf Devorins Hof
Bald war er auf Dervorins Hof angelangt, oder dem, was davon noch übrig geblieben war. Scheune und Haus brannten lichterloh und die Hitze war unerträglich. Arendor zog sein Hemd aus und tauchte es in einen Bottich Wasser, der auf dem Hof stand. Dann zog er es wieder über den Oberkörper. Eines seiner Taschentücher benetzte er ebenfalls und hielt es sich dann vor den Mund, um nicht den beißenden Rauch einzuatmen.
Arendor sah sich um und durch den Qualm entdeckte er nun die ersten Toten. Wut stieg in ihm hoch, denn das waren alles harmlose und gute Menschen gewesen. Gewiss hatten sie auch ihre schlechten Seiten gehabt, doch war das kein Grund auf diese Art und Weise sterben zu müssen. Am liebsten hätte Arendor seiner Wut durch einen Schrei Luft gemacht, doch war das zu gefährlich. Er wusste nicht, ob diese Brandschützer nicht noch im Dorf waren. Nun wünschte er sich eine Heerschar Soldaten her, die er befehligen konnte und mit denen er Rache an diesen Taten nehmen konnte.
Doch nun musste er sich zusammenreißen. Er war allein und auf sich gestellt. Er sollte nachsehen, ob nicht noch einer von den Menschen hier lebte. Zuerst hatte Arendor jedoch kein Glück. Er entdeckte die toten Körper von Dervorin, der seine tote Tochter Vinya in den Armen hielt, als wollte er sie noch schützen. Beide waren übel zugerichtet. Auch Dervorins Frau lag auf dem Hof. Ihr Körper schien geschändet zu sein.
Schließlich kam Arendor zu Elran, der mit seltsam verdrehtem Arm da lag. Sein Bein schien ebenfalls nicht so zu sein, wie es sein sollte. Doch ein anderes Geräusch lockte Arendor an: Das klägliche Wimmern eines Kindes. Arendor kniete sich neben Elran hin und legte sogar sein Schwert weg. Hier war ein Mensch, welcher seine Hilfe benötigte. Er brauchte Geborgenheit und die beiden starken, aber sanften Hände Arendors.
Doch als Arendor den kleinen Jungen hochheben wollte, geschah etwas Unerwartetes.
Elran hatte die Augen geschlossen. Er wollte sich seine ganze Kraft für seinen Sohn aufsparen. Er wollte durchhalten für den Kleinen. Doch die Schmerzen waren unerträglich und Elran hatte das Gefühl bald den Verstand zu verlieren. Der junge Mann lag ganz ruhig. Er wollte seinem Sohn nicht weh tun, auch wenn sich sein Körper unter den Schmerzen gerne verkrampft hätte.
Der Bauernsohn hörte keine Menschen mehr. Er hörte nur vereinzelt das Vieh und das Knacken der Hölzer, welche unter dem Feuer nachgaben. Hier und da viel krachend ein Haus in sich zusammen. Doch Elran lag weit genug entfernt, dass dies keine Gefahr für ihn darstellte. Trotzdem spürte er die Hitze des Feuers und auf seinem ganzen Körper hatte sich eine Schweißschicht gebildet.
So lag er dort, mit geschlossenen Augen, bis er eine Bewegung neben sich wahr nahm. Hände, welche nach dem Kind in seinem Arm griffen. Sofort dachte Elran, dass die Angreifer zurück gekehrt waren und nun das einzige nehmen wollten, was dem Mann noch blieb. Als der Fremde das Kind bereits hochhob, schnellte Elrans Hand hoch und hielt den Angreifer fest, der ihm seinen Sohn rauben wollte. Sofort öffnete der junge Mann die Augen und sah in die Augen ... eines Bekannten.
Erleichterung machte sich in Elran breit. Er ließ sie die Luft aus seiner Lunge weichen, denn er hatte einige Zeit den Atem angehalten. „Arendor ...“, flüsterte er. „Dich schicken die Valar!“ Tränen schossen dem jungen Mann in die Augen. Er sah zuerst seinen wimmernden Sohn, dann den guten Bekannten aus dem Nachbardorf an. Elran hatte den älteren Mann immer sehr gerne gemocht. „Bitte, nimm Elatan ... kümmer dich um ihn! Bring ihn weg von hier!“ flehte der junge Vater.
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Arendor zuckte zusammen und hätte beinah den Säugling fallen gelassen. Er war nicht darauf gefasst gewesen, dass Elran noch lebte. Die Überraschung war Arendor wohl auf's Gesicht geschrieben.
»Elran«, sagte er leise. »Du lebst ja!«
Dann legte er den Säugling wieder zurück auf den Boden, auch wenn es ihm das Herz fast zerriss, weil der Kleine so klagend schrie. Aber Arendor musste Elran untersuchen, um zu sehen, ob er ihn retten konnte oder ob er ihm den Gnadenstoß versetzen musste. Nicht, dass das Arendor leicht gefallen wäre. Es war eine der schwersten Aufgaben, die man als Soldat hatte: Einen Kameraden zu töten. Doch oft waren sie so schwer verletzt, dass man sie nicht mitnehmen konnte. Sie würden dann noch schwere und lange Stunden, vielleicht sogar Tage weiterleben und ihre Schmerzen ertragen müssen, von denen es doch keine Heilung mehr gab. Für sie war es dann eine Erleichterung, dass sie sterben durften. Doch für den Mann, der den Todesstoß ausführte, war es ein gräßliches, fast unmenschliches Gefühl. Nichts, um das man sich riss! Sondern etwas, was einem Alpträume bereitete.
Vorsichtig, doch schnell untersuchte Arendor den jungen Mann, der gerade einmal ein Jahr älter war, als sein ältester Sohn Areros. Am Kopf hatte er eine große Platzwunde, die dringend verbunden werden sollte. Sein Oberschenkel war tief aufgerissen und Blut sickerte unaufhaltsam aus ihr heraus. Eigentlich hätte Arendor daran sehen müssen, dass er noch lebte. Außerdem schien es mehrfach gebrochen zu sein. Jedoch konnte es der junge Mann schaffen, wenn Arendor ihn bald verband und ihn in Sicherheit brachte.
Arendor half dem jungen Mann auf, so dass er saß. Es musste sein, auch wenn Elran dabei große Schmerzen haben musste. Dann stellte er sich neben ihn, fasste mit der einen Hand Elrans Schulter an und schob dann mit einem heftigen Ruck, den ausgekugelten Arm wieder in das Schultergelenk zurück.
»Es tut mir leid, aber es musste sein! Dein Arm war ausgekugelt.«
Nun packte er Elran unter dem Arm an und hob ihn - wenn auch unter Ächzen - hoch. Ich bringe dich erst einmal von hier fort, an einen geschützteren Ort. Auch wenn Elran protestierte, setzte Arendor seinen Willen durch. Schnell ging es nicht, denn der junge Mann wog schon seine achtzig Kilogramm. Doch schließlich hatte es Arendor geschafft. Er setzte Elran vorsichtig hinter einer Hecke, nahe der Straße ab. Dann zog er sich sein Hemd aus, das inzwischen schon wieder getrocknet war. Er zerriss es und verband dann erst das Bein und dann den Kopf. Den kläglichen Rest des Hemdes drückte er auf das Bein und legte dann Elrans Hand darauf.
Auf Dervorins Hof, nahe der Straße
»Drück so fest zu, wie du kannst. Das Blut muss gestillt werden.« Arendor wischte sich den Schweiß von der Stirn, wobei nun Elrans Blut auf sein Gesicht kam. Dann rannte er schnell zum Hof zurück und holte den wimmernden Elatan. Diesen drückte er seinem Vater auf den Schoß.
»Ich versuche einen Wagen zu finden - oder wenigstens ein Pferd! Wir müssen dich nach Brunerui bringen oder noch besser nach Anthara. Keine Angst! Du wirst nicht sterben!«
Trotz der schweren Verletzungen war Elrans Blick klar und er schaute dankbar in das Gesicht Arendors, welcher nun vorsichtig seinen Körper abtastete. Es war endlich jemand hier, der helfen konnte. Es war jemand hier, der sich um seinen Sohn kümmern konnte, der ihm ein friedliches Leben schenken würde. So zumindest hoffte der junge Mann.
Die Untersuchung war schmerzhaft und Elran verstand es nicht ganz. Er hatte mit seinem Leben bereits abgeschlossen, als er dort im Rauch gelegen war. Doch Arendor schien anderer Meinung. Um sich abzulenken ließ Elran seinen Blick schweifen. Dabei viel ihm sein Schwiegervater ins Auge. Er lag tot mit der ebenfalls leblosen kleinen Vinya im Arm, gar nicht weit von ihnen entfernt. Auch Elrans Schwiegermutter lag dort. „Oh Gott ...“, murmelte Elran verzweifelt. Was haben sie getan ...
Elran biss die Zähne zusammen, als Arendor ihn zum Sitzen brachte. Doch auf das was danach folgte war der Junge Mann nicht gefasst gewesen. Und so konnte er einen Schrei nicht unterdrücken, als Kopf des Schultergelenks wieder in seine Pfanne rutschte. Elran hatte sich an Arendor gekrallt und versuchte den Schwindel zu unterdrücken. Es war gut gewesen, dass Arendor ihn nicht vorgewarnt hatte. So war der Schmerz zwar ziemlich stark gewesen, doch ebbte dieser schnell wieder ab, als alles wieder an seinem Platz saß. Schonend hielt sich der junge Mann den Arm nun vor die Brust, während er auf seinen Sohn starrte.
Doch da zog ihn Arendor auch schon in die Höhe und hievte den Mann auf seine Schulter. „Arendor ... nein! Das Kind!“ Doch Arendor hörte nicht auf ihn und Elran hatte keine Möglichkeit sich gegen ihn zu wehren. Der Mann lief nicht weit, nur weg von den Häusern und vom Feuer. Dort setzte er ihn ab und verband schnell den Kopf und die große Wunde am Bein mit seinem Hemd. Elran drückte mit dem gesunden Arm so fest er konnte auf die Wunde am Bein, so wie Arendor es ihm befohlen hatte. Dieser war zurück geeilt und holte das Kind.
Elrans Miene erhellte sich wieder ein wenig, als er seinen Sohn sah, welcher sich nun ein klein wenig beruhigt hatte. Es war schlimm gewesen für den jungen Mann ihn dort zurücklassen zu müssen. Schließlich war er erst ein paar Tage alt und er sollte noch nicht so viele Traumen in kurzer Zeit erleben müssen. „Salinde ...“, flüstere Elran. „Arendor, wir sind getrennt worden! Ich hab sie verloren!“ Die Tränen rannten dem jungen Mann nun die Wangen herunter. „SALI! ... SALI!“ rief er so laut er konnte. „Sie lebt! Sie lebt! Sag mir, dass sie lebt!“
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Erschrocken drückte Arendor Elran die Hand auf den Mund. »Psst«, machte er. »Wir wissen nicht, ob sie nicht noch hier sind! … Du musst dich nun zusammenreißen, Elran! Ich weiß nicht, ob deine Frau noch lebt — ich hoffe es, aber ich will dir nicht zu viele Hoffnungen machen. Diese Räuber waren sehr gründlich …«
Arendors Stimme war hart geworden. Er spürte die selbe Wut in sich, die er vor Jahren gespürt hatte, als er Corsaren jagte und tötete. Damals hatte er kein Mitleid gehabt und auch jetzt hatte er kein Mitleid mit diesen verfluchten Hunden.
»Hör zu Elran! Ich muss nun eine Weile weg gehen. Ich werde nach anderen Überlebenden suchen und nach einem Wagen und einem Pferd! Halte dich ruhig! Du hast eine Verantwortung für deinen Sohn und dass ihm nichts passiert! Also schrei nicht wieder so laut herum. Ich komme wieder zu dir!«
Arendor schaute dem jungen Mann noch einmal eindringlich an und strich sanft über den kleinen Kopf des Säuglings. Dann stand er auf und zog sein Schwert aus der Scheide, welches er vorhin, als Elatan holte, ebenfalls aufgehoben und mitgenommen hatte.
Er wollte schon gehen, hielt aber doch noch einmal inne. »Elran«, sagte er und bückte sich wieder, denn hier musste er unbedingt wissen, ob Elran ihm die Wahrheit sagte. »Hast du Lundor gesehen? Lindórie sagte mir, dass er hier war … Weißt du wo er ist? Ist er … tot?«
Arendor hatte Elrans Hand erfasst und drückte sie. Er musste doch unbedingt wissen, was mit seinem Sohn passiert war!
Zuerst wollte Elran seine Empörung offen kundtun, als Arendor ihm seine Hand auf den Mund presste. doch dann sah der junge Mann ein, dass der Bauer recht hatte. Sie konnten nicht wissen ob diese Männer, diese Bastarde, sich nicht noch in der nahen Umgebung aufhielten. Mit Rufen und Schreien konnten sie diese schnell zurück locken.
Arendor versuchte dem jungen Vater Mut zu machen, wenn auch mit wenig Hoffnung. Doch würde Elran erst Ruhe finden, wenn er Gewissheit über den Verbleib seiner geliebten, gerade eimal zwanzig Jahre jungen Frau Salinde hatte. Elran lebte noch nicht lange in Undaria. Erst bei der Hochzeit war er hierher gezogen. Sein Heimatdorf und der Hof seiner Eltern und lagen weiter südlich in Gondor. Doch er hatte im letzten Jahr das Dorf und seine Bewohner lieben gelernt.
Natürlich musste Arendor weiter, nach Überlebenden suchen und nach einer Möglichkeit den jungen Mann von hier weg zu schaffen. Denn bis nach Anthara tragen konnte er ihn auch nicht. Elran würde hier, an den Baum gelehnt, mit seinem kleinen Sohn sitzen bleiben. Eine andere Möglichkeit hatte er auch nicht.
Während Arendor aufstand und davon gehen wollte, strich Elran dem Säugling liebevoll über das schüttere hellbraune Haar. Dabei versuchte er die Schmerzen zu ignorieren um ganz und gar für Elatan da zu sein. „Du hast die Augen deiner Mutter ...“, flüsterte der junge Vater, während er über die Stubsnase des Kleinen strich. „Sie hat sich so auf dich gefreut! Die letzten Wochen drehten sich nur um deine bevorstehende Geburt. Und jetzt bist du da ...“ Elran wusste natürlich, dass das Baby seine Worte nicht verstehen konnte, aber es hörte so seine ruhige Stimme. Elran selbst musste sich auch erst daran gewöhnen Vater zu sein.
Er sah zu Arendor, welcher im Begriff war zu gehen. Doch drehte sich der Mann noch einmal um, so als wäre ihm noch etwas wichtiges eingefallen. Schnell kniete er sich neben Elran und sah diesen eindringlich an. Seine verzweifelten Worte irritierten Elran. „Lind lebt?“ Seine junge Schwägerin hatte es also geschafft zu fliehen. So gab es für andere Leben auch Hoffnung. „Lundor? Ich weiß nicht ... Ich kann mich nicht erinnern ... ich kann mich nicht erinnern!“ Elran hatte vorhin kurzzeitig das Bewusstsein verloren gehabt, als er einen Schlag gegen den Kopf, welcher ihm auch die Platzwunde zugefügt hatte, erhielt. Er spürte den Druck an seiner Hand, welchen Arendor ausübte. Doch wusste er es doch wirklich nicht und konnte nur den Kopf schütteln.
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Dann ließ er den jungen Vater allein und machte sich auf die Suche nach Überlebenden, einem Wagen und Pferden. Immer auf der Hut pirschte sich Arendor leise vorwärts. Zuerst lief er auf Gorlims Hof. Dort brannte das Haus lichterloh. Die Familie lag tot auf dem Hof. Das Feuer drohte auch auf die Ställe überzugreifen. Rasch lief Arendor dahin und befreite die Tiere, die äußerst unruhig waren. Ein Pferd war leider nicht dabei. Die Tiere stoben aus den Ställen und suchten das Weite. Gäbe es nicht die Räuber in der Nähe, so hätte man sie die nächsten Tage einfangen können. Doch im Moment schien es Arendor als viel zu gefährlich - egal, wie wertvoll Tiere für einen Bauern waren.
Gerne hätte er den toten Menschen noch die letzte Ehre erwiesen und ihnen wenigstens die Augen zugedrückt, doch er durfte sich hier nicht zu lange aufhalten. Elran musste dringend weggebracht werden. Und da gab es noch Lundor …
Auf Arthads fand Arendor ein ganz verschrecktes Geschwisterpaar. Die beiden waren wohl elf und dreizehn Jahre und hatten sich in einem Gerümpelhaufen versteckt. Arendor schienen sie zu erkennen, doch der Schock der beiden war sehr groß. Auch hier brannte das Haus und auch der Stall. Doch noch schienen die Tiere noch nicht tot zu sein. Sie blökten, wieherten und riefen voller Todesangst. Arendor ließ die Kinder stehen und rannte zum Stall. Nur mit Mühe gelang es ihm, das Tor zu öffnen, denn gerade dieses brannte schon. Arendor huschte hinein und jagte die Tiere hinaus. Auch wenn es sehr gefährlich war, hob er das Pferd für den Schluss auf. Er musste es behalten, damit sie von hier fortkamen. Innerlich verfluchte Arendor, dass heute gerade Nenia mitgekommen war. Sonst hätte Nirion ihn mit dem Wagen begleiten können.
Arendor redete behutsam auf das Pferd ein und wünschte sich Areros an seine Seite, der immer ein glückliches Händchen mit Pferden besaß. Einige Male musste Arendor ausweichen, weil das Pferd sich aufbäumte, doch dann gelang es ihm, dem Pferd Zügel anzulegen. Danach ging alles schnell. Das Feuer breitete sich nun rasend schnell aus und Arendor rannte so schnell er konnte aus dem Stall und zog das Pferd mit sich, welches panische Angst vor dem Feuer hatte.
Draußen gelang es Arendor nur mit Mühe, das Pferd festzuhalten und zu beruhigen. Er wandte sich wieder an das Geschwisterpaar: Ein Junge und ein Mädchen. »Auf Dervorins Hof an der Straße liegt Elran. Er ist verletzt. Geht zu ihm! Seid vorsichtig! Haltet euch von den brennenden Häusern fern!« Arendor holte aus seiner Tasche etwas Hafer, welchen er immer dabei hatte, wenn er mit dem Wagen wegfuhr. Diesen gab er nun diesem Pferd zur Beruhigung. Einen Moment überlegte er, ob er den Kindern das Pferd anvertrauen konnte, doch dann schien es ihm zu riskant.
Er suchte einen einzelstehenden Baum ein gutes Stück von den brennenden Häusern entfernt, den das Feuer nicht erreichen würde. An ihn Band er den Gaul fest. Dann stellte er noch einen Eimer Wasser hin, den das Pferd begierig trank.
Die Kinder standen noch immer an der selben Stelle. Arendor ging zu ihnen und legte ihnen die Hände auf die Schultern. Er sprach beruhigend auf sie ein und machte ihnen Mut. Dann schickte er sie los.
Er selbst suchte nach den Eltern des Kindes. Er fand ihre Mutter und sie lebte noch. Doch sie war schwer verletzt. Man hatte sie geschändet und ihr dann einen Dolch in den Bauch gerammt. Arendor untersuchte sie und glaubte, dass sie nicht mehr lange zu leben hatte. Doch als er sie von ihrem Leid erlösen wollte, konnte er es nicht tun. Stattdessen hob er sie auf und legte sie in die Nähe des Pferdes.
Wieder suchte er weiter, doch er fand nur Tote und keine Lebenden. Am schlimmsten hatten diese Mörder auf Haldans, Borons und Nandurons Hof gewütet. Vor Haldans Haus fand er auch Rerlads Leiche. Er drehte den Mann um, den er selbst kaum gekannt hatte, den er jedoch vor ein paar Stunden noch gesprochen und zu sich eingeladen hatte. Sein Gesicht war mit einer Schicht aus Staub und Dreck bedeckt, doch auf seinem Gesicht lag ein leises Lächeln.
Arendor bedauerte den Tod dieses Mannes, denn er hätte ihn gern noch so viele Fragen in Bezug auf Areros gestellt, die Rerlad ihm vielleicht offener beantworten würde, als sein Sohn. Behutsam schloss Arendor Rerlads Augen und wandte seinen Blick von dem toten Soldaten ab. Nun bemerkte er das Schwert, welches unter Rerlad gelegen hatte. Er fragte sich, warum diese Räuber es nicht mitgenommen hatten, aber er fand keine befriedigende Antwort. Für ihn war jedoch klar, dass er das Schwert mitnehmen würde. Zum einen wollte er nicht, dass diese Männer es doch noch fänden und ein Schwert mehr hatten. Zum anderen wollte er es Areros zum Geschenk machen … Oder gab es Angehörige Rerlads?
Er schnallte die Schwertscheide von Rerlad ab und hängte sie sich um. Rerlads Schwert steckte er in die Scheide. Er war nie gut darin gewesen mit zwei Waffen zu kämpfen und heute würde er es wahrscheinlich überhaupt nicht mehr vermögen.
Arendor untersuchte noch die anderen Höfe, doch er fand keine Überlebenden mehr. Allerdings gab es auch wenig Leichen. Der Gestank machte ihm jedoch klar, dass die meisten wohl in den brennenden Häusern umgekommen waren. Noch eins fiel ihm auf. Auf dem Weg aus dem Dorf heraus, der zum Erui und ins nächste Dorf führte, fand er in unregelmäßigen Abständen, kleine Gegenstände. Anscheinend hatten sie sich so beladen, dass sie nicht mehr alles tragen konnten. Oder steckte gar mehr dahinter? War das vielleicht eine Spur?
Nachdenklich schaute Arendor in Richtung des Waldes, der hinter den Feldern begann. ›Dort können sie sein‹, dachte er. ›Wollen sie nun nach Norden? Oder haben sie nur ihr Versteck dort? Werden wir Glück haben und Anthara sollte verschont bleiben?‹
Plötzlich zuckte Arendor zusammen und fuhr herum. Das Dach von Dirhaels Haus war in sich zusammengestürzt und hatte die Seitenwände mitgerissen. Das Feuer hatte sich selbst erstickt. Trotzdem sah Arendor, dass die Zeit drängte. Er konnte sich nicht weiter Gedanken machen, wo sich diese Banditen aufhielten. Er musste einen Wagen finden, denn zu fünft würden sie auf dem Pferd nur schwer bis Brunerui kommen. Notfalls blieb ihnen jedoch nichts anderes übrig.
Arendor lief nun zu Eldacars Hof, den letzten, den er noch nicht untersucht hatte. Das Haus brannte noch, doch die festen Steinmauern standen noch. Die Toten hatte hier niemand ins Haus gebracht. Sie lagen übel zugerichtet auf dem ganzen Hof. Auch Bewohner von anderen Höfen lagen hier. Scheinbar wollten sie sich auf diesem Weg retten und waren in eine tötliche Falle getappt. Er fand auch Nithiels ausgebluteten Körper und Doler, der tatsächlich eine durchgeschnittene Kehle hatte. Jedoch waren seine Beine ebenso blutüberströmt. Rostrot war die Erde und die Kleidung der beiden Verlobten.
»Das soll Lundor getan haben?«, fragte Arendor sich und schüttelte kaum darauf den Kopf. »Nein! Niemals. Nicht mein kleiner Lundor! Er kann so etwas nicht tun. Er ist nicht grausam! Er ist kein Mörder!«
Nun meldete sich eine Stimme, die er seit vielen vielen Jahren nicht mehr gehört hatte: »Er ist dein Sohn! Warum sollte der Sohn eines Mörders nicht auch ein Mörder sein! Warst du nicht ebenso grausam? Hast du nicht Menschen ebenso bestialisch getötet, nur weil sie Corsaren waren?«
Arendor ballte eine Faust und schlug sie hart auf den Boden. Was er nun am wenigsten gebrauchen konnte, sind die schrecklichen Erinnerungen und die schweren Vorwürfe, die er sich nach Ausscheiden aus der Armee immer wieder gemacht hatte. Ruckartig stand er auf und ging hinüber zur Scheune, die nicht gebrannt hatte. Dort fand er, was er dringend brauchte: Einen Wagen. Nachdem er das Pferd geholt hatte und es vor den Wagen gespannt hatte, fuhr er zu Elran. Die Mutter der beiden Kinder, die in der Nähe des Pferdes gelegen hatte, war inzwischen gestorben.
Arendor fuhr über den holprigen Weg, der Eldacars und Dervorins Hof miteinander verband. Da er nun wusste, dass das Dorf leer war, lenkte er den Wagen auf die Straße und fuhr damit zu der Stelle, wo Elran in der Nähe lag. Dort sprang er ab und lief zu ihm.
Bei Elran
Er konnte die Kinder nirgends sehen. Nur der kleine Elatan lag im Arm Elrans. »Elran!«, sagte er. »Wo sind die Kinder! Sind sie nicht gekommen?«