Nirion und Nenia



Auf Dervorins Hof

Lindórië sagte nichts mehr auf Nirions Frage, sondern eilte ziemlich rasch an den anderen vorbei ins Haus. Nirion zuckte nur mit den Schultern. Das musste am Alter liegen. Mädchen in diesem Alter waren ab und an ein klein wenig ... merkwürdig?

Nirion war schon sehr gespannt, wie es werden würde, wenn seine Mädchen erstmal in diesem Alter waren. Bei Nenia machte er sich weniger Sorgen. Nur Lereda war jetzt schon so ein Sturkopf. Okay, das war aber auch nicht immer so gewesen und Nirion hoffte, dass es nur eine Phase war, welche alle kleinen Kinder mal durchlebten.

Arendor verabschiedete sich auch wieder ziemlich schnell und hob Nenia auf den Wagen. „Einen schönen Abend noch und viel Spaß mit eurem Kleinen!“ meinte Nirion noch, bevor er sich ebenfalls auf den Wagen schwang und neben seiner Tochter und seinem Schwiegervater niederließ.

Sie hatten wirklich noch viel vor in dieser kurzen Zeit und wollten auch schnell wieder nach Hause. Jetzt hieß es erstmal die Truhe für Nithiel abzugeben. Und deshalb lenkte Arendor auch den Wagen in die Richtung von Eldacars Hof während Nenia Dervorin noch zum Abschied winkte.

Arendor winkte noch einmal Dervorin zu und dann fuhren die drei das kurze Stück bis zu Eldacars Hof.

Auf Eldacars Hof

Dort angekommen stürmte sofort Eldacar aus dem Haus und begrüßte Arendor überschwenglich. Arendor besaß schließlich in den umliegenden Dörfern einen guten Ruf und war ein gern gesehener Gast. Außerdem verstand es der Mann auch, seine Gefühle, sollten sie einmal nicht so gut sein, gegenüber anderen zu verstecken. Wenn er schlecht über einen Menschen redete, dann nur mit einem Familienmitglied.

Arendor stieg ab und begrüßte Eldacar. Gemeinsam mit Nirion trug er die Truhe in das Haus und zeigte noch einmal Lugerods ausgezeichnete Arbeit. Das war nicht schlecht, denn Eldacar zahlte daraufhin gleich ein Silberstück mehr, als Lugerod sich erhofft hatte.

Arendor verabschiedete sich dann recht rasch von Eldacar, weil er noch mit Nanduron sprechen wollte. Er selbst fuhr mit dem Wagen weiter, während Nirion und Nenia sich zu Fuß von dem Hof trollten.

Auf Nandurons Hof

Es dauerte nicht lange, da war Arendor auf Nandurons Hof angekommen. Nanduron war der Dorfvorsteher. Er war eigentlich ein verständiger Mann, aber viel Weitsicht hatte er nicht. Arendor sprang vom Wagen und klopfte dann an der Haustür an. Er wurde sogleich hereingelassen und zum Abendbrot eingeladen. Da konnte Arendor nicht nein sagen, weil es unhöflich gewesen wäre. Doch er hatte nicht vor allzulange zu bleiben. Während des Essens fragte er Nanduron über die letzten Tage aus. Wirklich beruhigen konnten ihn dessen Worte nicht.

Zwar hatte sich kein Überfall ereignet, doch hatte Nanduron keine Männer ausgeschickt, die die nähere Umgebung absuchten. So war es durchaus möglich, dass die Räuber sich in der Nähe aufhielten und einen Angriff planten. Dann berichtete Nanduron auch noch von einer Gruppe Männer, die am vergangenen Tag in Undaria waren und um Arbeit bettelten. Man hatte sie sorgenvoll beobachtet und schließlich aus dem Dorf gewiesen. Ohne ihnen irgendwelche Lebensmittel zu verkaufen. Aber sie schienen keine Räuber zu sein, denn es war sogar ein kleiner Junge dabei gewesen …

Arendor wurde besorgter. Eindringlich mahnte er Nanduron, dass sie noch immer wachsam sein sollten und Wachen aufstellen mussten. Doch auch wenn Nanduron ihm nun zustimmte, so handelte er letztendlich nicht danach. Er fand es überflüssig und dachte, dass Arendor übertrieb. Es hatte keinen Überfall in den letzten Tagen gegeben und es würde auch keinen geben, so dachte Nanduron. Aber das sagte er Arendor nicht …

Wenigstens etwas beruhigendes konnte Arendor vernehmen. Nanduron hatte noch in der Nacht, als man glaubte Anthara würde angegriffen einen jungen Mann nach Erui geschickt, um die Soldaten zu informieren. Dieser müsste gewiss heute schon in Erui angekommen sein. Dies stimmte Arendor wieder etwas hoffnungsvoller, denn er wusste, dass der Truchsess nicht tatlos zusehen würde, wie unschuldige Bauern abgeschlachtet würden.

Schließlich verabschiedete sich Arendor, setzte sich auf seinen Wagen und fuhr los.

Auf der Hauptstraße

Doch kaum war er auf die Straße eingebogen, als ihn schon eine Stimme rief, die Arendor irgendwie bekannt vorkam.

Vinya



Auf Dervorins Hof / In ihrem Zimmer mit Lindórië

Als Vinya das kleine Zimmer betrat, welches sie zusammen mit Lindórië bewohnte, fand sie ihre Schwester auf dem Bett sitzend vor. Die Ältere versuchte ihr wohl etwas vorzumachen, doch das junge Mädchen war ja nicht blöd. Schnell setze sie sich zu ihr und sah Lindórië ernst an. „Ja, sie sind weg ... Und ja es ist warm.“ Vinya sah ganz genau, dass sie geweint hatte. Sie waren Schwestern und so waren sie auch für die Nöte und Sorgen der anderen da?

„Lind ... komm schon! Was ist los?“ Vinya legte den Kopf leicht schief und sah ihre ältere Schwester schon fast flehend an. Sie war schließlich auch ausgesprochen neugierig. „Bitte sag's mir! Und sag nicht schon wieder, dass ich zu jung dafür bin oder so ... Das bin ich nämlich nicht!“ Vinya war ja selbst traurig, dass Lundor wohl nicht mehr da war. Sie vermisste den jungen Mann jetzt schon.

„Wenn du's mir nicht sagst, sag ich Mama, dass du geweint hast. Und dann musst du's ihr erzählen. Willst du's nicht lieber mir sagen, mh? Ich sag's auch nicht weiter! Ist es wegen ... weil Lundor weg ist? Also ich find das ganz schön schlimm. Er tanzt so toll ...“ Traurig sah Vinya in die Augen ihrer Schwester, während sie es sich im Schneidesitz neben ihrer Schwester auf dem Bett gemütlich machte.

NPC: Lindórië

In ihrem Zimmer mit Vinya

Lindórië riss die Augen auf und staunte, dass ihre kleine Schwester sie so schnell durchschaut hatte. Außerdem wusste sie, dass das Mädchen nicht aufgeben würde, bis sie nicht eine zufriedenstellende Antwort erhalten hätte.

Seufzend fügte sich Lindórië in ihr Schicksal und da sie keine phantasievolle junge Frau war, sagte sie ihrer Schwester die Wahrheit. »Vinya, du musst mir aber versprechen, dass du es niemandem sagst! Wirklich niemanden!«, begann Lindórië leise und als Vinya das beschwor, rückte sie näher an ihre kleine Schwester heran. Ganz nah waren ihre Köpfe, als Lindórië mit der Sprache rausrückte.

»Weißt du … Ich bin so überrascht, dass Lundor weg ist. Einfach so. Ohne ein Wort … Vielleicht kommt er nie wieder! Er hat mir mal gesagt, dass er nie wieder nach Anthara kommen würde, wenn er einmal weg wäre …« Lindórië traten Tränen in die Augen. »Aber er muss doch wiederkommen«, sagte sie noch leiser und ganz traurig. »Weil … vielleicht … ich meine, ich glaube … Ich bekomme ein Kind von Lundor!«

Für einen Moment blickte Lindórië noch auf ihre Finger, die sich die ganze Zeit geknetet hatten. Dann wagte sie einen Blick und schaute zu ihrer Schwester hoch.

Nirion und Nenia



Auf Edalcars Hof

Auf Eldacars Hof half Nirion seinem Schwiegervater schnell die Truhe vom Wagen zu laden. Der Bauer, welcher sich schon ziemlich auf die Hochzeit seiner Tochter zu freuen schien, war begeistert von Lugerods Arbeit. Die Truhe war aber auch wirklich wunderschön geworden. Sie war groß, innen sehr geräumig und außen mit viel Geschnörkel verziert. Das junge Paar würde viel Spaß damit haben. Gut, Spaß war vielleicht der falsche Ausdruck. Aber sie konnten allerlei Habseligkeiten darin aufbewahren. Und mit den eisernen Griffen an der Seite ließ sich die Truhe auch gut transportieren.

Da Arendor noch zu Nanduron fahren wollte und Nirion und Nenia da nicht unbedingt dabei sein mussten, verabschiedeten sich die beiden kurzerhand, um sich im Dorf noch ein wenig die Beine zu vertreten. Außerdem wollte Nirion seiner Kleinen ja auch noch eine Freude machen, da sie sich heute Morgen so tapfer den Zahn hatte ziehen lassen. Etwas das nicht jedes Kind so ruhig über sich ergehen ließ. Gut, Nirion sah einfach darüber hinweg, dass sie ihm zuvor noch in die Hand gebissen hatte.

Im Krämer-Laden

Sie kamen am Krämer-Laden vorbei und Nirion lenkte seine Tochter kurzerhand dorthin, bis sie schließlich im Laden standen und Nenia große Augen machte. „Oh ... so viele tolle Sachen!“ sprach das Mädchen begeistert und hüpfte durch den kleinen Laden. Nirion nickte dem Krämer kurz zu, sie kannten sich flüchtig vom Sehen. „Nichts anfassen, Nenia. Nur schauen!“ Nirion grinste Haldan kurz an. „Jaja, Frauen ...“ meinte er ironisch. Nenia hatte nämlich gerade den Schmuck entdeckt.

„Papa schau mal! Die Ohrringe da!“ Nirion war neben seine Tochter getreten und betrachtete die kleinen leuchtenden Anhänger. „Ja die sind schön ...“ Haldan kam hinzu getreten und sah neugierig auf seine Kunden. „Ich mach euch nen guten Preis, wenn ihr sie haben wollt.“ Nirion strich sich nachdenklich über das Kinn. Ohrringe? Für ein kleines Mädchen? „Bitte Papa! Mama hat auch welche und Tante Luin und Tante Lugreda und Großmutter und ...“ Weiter kam Nenia nicht, denn ihr Vater unterbrach sie. „Gut gut, ja ich weiß. Aber sie sind auch erwachsen. Und wenn du Ohrringe willst, brauchst du auch Ohrlöcher ...“ Nun kam Nirion nicht weiter, denn Haldan viel ihm ins Wort. „Die wir auch machen ... Meine Frau kann das sehr gut. Sie ist da sehr vorsichtig und es geht ganz schnell.“ Nenias Augen wurden noch größer.

„Na schön ... wenn es schnell geht.“ Es ging schnell. Kurzerhand erschien Haldans Frau im Raum und nur wenige Minuten später hatte das kleine Mädchen zwei Ohrlöcher, welche nun mit den Ohrringen geschmückt wurden. Nenia hatte angegeben, dass es kaum weh getan hatte, nur ihre Ohren fühlten sich jetzt etwas heiß an. Aber das würde sehr schnell wieder vergehen, versprach zumindest Haldans Frau. Nirion bezahlte noch den angegebenen Preis, welcher zum Glück nicht gar so hoch war und schon verließen Nirion mit seiner vor Freude strahlenden Tochter wieder den Krämer-Laden.

Auf der Straße

„So, wir sollten zusehen, dass wir deinen Großvater finden“, meinte Nirion zu Nenia, bevor er sich zusammen mit ihr auf die Suche nach Arendor machten, welchen sie nicht weit entfernt zusammen mit Rerlad auf der Straße vorfanden. Mit Rerlad hatte Nirion vor ein paar Tage diese Männer gesehen und die Stadt gewarnt.

Vinya



Auf Dervorins Hof / In ihrem Zimmer mit Lindórië

Vinya hatte die Hand ihrer Schwester in die ihre gelegt und wartete schweigend ab. Irgendwie schien die Ältere ganz schön durcheinander. Was sie wohl hat ... fragte sich das Mädchen. Als Lindórië sie aufforderte zu schweigen, und niemandem etwas zu verraten, nickte Vinya und biss sich dabei auf die Lippen. Es fiel ihr doch so unglaublich schwer Geheimnisse für sich zu behalten.

Als Lindórië schließlich mit der Sprache herausrückte blieb Vinyas Mund vor Überraschung offen stehen und ihre Augen waren weit aufgerissen. „WAS?“ Das konnte sie doch nicht ernst gemeint haben. Vinya war total verwirrt. Ihre Schwester und Lundor? Aber er hatte ... doch immer mit ihr getanzt. „Ihr habt? Nein, das habt ihr nicht!“ Vinya schüttelte den Kopf. „Wie denn? Wann denn? Warum denn?“

Vinya war ganz durcheinander und mittlerweile aufgesprungen und ging im Zimmer auf und ab. „Wie konntet ihr?“ Ihre Stimme klang wirklich tadelnd. „Und ... wie kommst du darauf, also ... dass du ein Kind bekommst? Warum denkst du das?“ Vinya verstand das alles nicht. Vielleicht war sie noch zu jung, vielleicht hatte sie aber auch nicht angenommen, dass Lundor mit ihrer Schwester ... wie auch immer. Sie war doch erst sechzehn!

NPC: Lindórië

In ihrem Zimmer mit Vinya

Ein Seuzfzer entglitt Lindórië. »Sei doch leiser«, zwischte sie erbost ihre Schwester an. »Warum habe ich dir nur davon erzählt.«

Lindórië war böse auf ihre Schwester. Es war ja verständlich, dass das Mädchen überrascht war, doch sie konnte trotzdem leise sein. »Es geht dich gar nichts an, was Lundor und ich gemacht haben …«, sagte sie weil Vinyas Stimme nun so sehr der, ihrer Mutter glich. »Und … mehr müssen wir auch gar nicht darüber sagen …«

Lindórië war eingefallen, dass ihre Schwester nicht gut Geheimnisse behalten konnte. Je weniger sie wusste, um so besser! Lindórië stand auf und ging aus dem Zimmer. Bald würde ihre Mutter zum Abendessen rufen, aber Lindórië würde nicht kommen. Nein, sie wollte nun allein sein. Und wenn Vinya etwas erzählte, so wollte sie erst recht nicht dabei sein. Die Standpauke würde sie dann morgen über sich ergehen lassen …

Auf Dervorins Hof

Rasch lief das Mädchen in die entgegengesetzte Richtung, als sie wollte, über den Hof. Dann stahl sie sich ungesehen über einen Umweg in den Stall, wo sie auf den Heuboden kletterte und die Leiter nach oben zog.

Vinya



Auf Dervorins Hof / In ihrem Zimmer mit Lindórië

Hatte Vinya was falsches gesagt? Das junge Mädchen war sich gar keiner Schuld bewusst. Doch so wie ihre ältere Schwester nun reagierte, war sie sich nicht so sicher. Sie hatte sie doch auf keinen Fall beleidigen oder gar verletzen wollen. Aber Vinya konnte gar nicht so schnell schauen, da war Lind auch schon zur Tür hinaus gestürmt. Sie hatte ihr doch noch gar nicht alles ausführlich erzählt. Warum machte sie das? Erst machte sie ihre kleine Schwester neugierig und dann verschwand sie einfach ...

Vinya seufzte und ließ kurz ihren Blick durch das Zimmer schweifen, welches sie schon immer bewohnte. Was wenn Lindórië wirklich von Lundor schwanger war? Vinya konnte nicht anders, sie war ein wenig eifersüchtig. Nicht auf das Kind, sondern weil sich Lundor anscheinend so sehr mit ihrer Schwester beschäftigt hatte.

War es an dem Tag als sie zusammen auf dem Tanzfest waren? Eigentlich wollte Vinya dort mit Lundor hin. Doch dann hatte sie sich einen verdorbenen Magen eingefangen und war froh gewesen, wenn sie den Weg vom Bett zum Abort noch rechtzeitig schaffte. Da war an Tanzen gar nicht zu denken gewesen. Vinya war sehr traurig gewesen, da sie doch so gerne tanzte. Doch ihre Mutter, welche ihr einen Tee ans Bett gebracht hatte, versicherte ihr, dass noch viele Tanzfeste kommen würden. Dann war Lindórië mit Lundor losgezogen ... Und jetzt war Lundor weg und es würden noch viele Tänze kommen. Doch es würden Tänze ohne Lundor sein.

Und wenn Lind nun wirklich von ihm ein Kind ... Vinya wollte den Gedanken gar nicht zu Ende denken. Vielleicht irrte sie sich ja einfach. Das kam doch mal vor. Warum war sie sich so sicher, dass sie schwanger war. Sie hatte einfach viel zu wenig erzählt. Und deshalb sprang nun auch Vinya vom Bett auf und lief ihrer Schwester hinterher. Als das Mädchen den Hof betrat, sah sie gerade noch ihre Schwester in der Scheune verschwinden. Die anderen konnten gerne ohne sie mit dem Abendessen anfangen. Lindórië war nun einfach wichtiger.

Auf Dervorins Hof / Scheune

In der Scheune hatte Lind gerade die Leiter auf den Heuboden hochgezogen. Vinya hörte ihre Schwester aber, sie war schließlich nicht dumm. "Lind! Komm schon! Lass die Leiter runter! Bitte!" Vinyas Worte klangen flehend. "Ich will nur reden. Nur reden ... du bist doch auch immer für mich da."

Doler

Mit Nithiel auf einer Wiese westlich von Eldacars Hof

Irgendwie schien Nithiel gerade eine Art Wandlung unterzogen worden zu sein. Es schien, als hegte sie gar nicht mehr den Wunsch schnellst möglich wieder nach Hause zu kommen. Ganz im Gegenteil. Ob es daran lag, dass er nun mit bloßem Oberkörper vor ihr saß und seinen braungebrannten, muskulösen Körper begutachten konnte.

Als sie sich wieder an ihn schmiegte musste der junge Mann grinsen. „Jaja, so reagieren sie alle“, meinte er frech, während er Nithiel mit der Hand durch das Haar und schließlich ihren Rücken hinunter strich. „Scheu dich nicht so. Du kannst mich ruhig anfassen, ich zerbreche schon nicht“, meinte er lachend, während er ihr einen Kuss in den Nacken gab. Dann noch einen und noch einen ...

Doler zog den Duft der jungen Frau tief ein und fühlte sich wie auf Wolken schwebend. Am liebsten würde er jetzt mit ihr den ganzen Abend hier verbringen. Ob sie damit wohl einverstanden wäre?

NPC: Lindórië

Auf Dervorins Hof/Scheune

Genervt rollte Lindórië die Augen gen Himmel. Ihre kleine Schwester konnte aber auch wirklich nerven. »Was willst du«, zischte die Ältere nach unten. Woher wusste Vinya überhaupt, dass sie ihr oben war? Nun war sie nicht mal in ihrem Geheimversteck sicher.

Widerstrebend ließ Lindórië schließlich die Leiter herunter. Als Vinya oben war, zog sie die Leite wieder nach oben. Noch jemanden wollte sie nicht hier haben. Dabei kam sie zufällig nah an das offene Fenster der Scheune, wo man mit einer Seilwinde die Heuballen heraufziehen konnte. Überrascht über das, was sie sah, hielt sie inne.

»Vinya«, rief sie leise und seltsam aufgeregt. »Komm mal her!« Als ihre Schwester da war, zeigte sie nach Südwesten zu Eldacars Hof. »Sind das dort nicht Doler und seine Zimtziege? Schau mal, Doler hat kein Hemd an und sie küssen sich …«

Lindórië war seltsam aufgeregt. Für sie war es mit Lundor das erste Mal gewesen und es war bei weitem nicht schön gewesen. Deshalb wollte sie gern bei anderen dazulernen, damit es das nächste Mal besser klappen würde. Gespannt blickte sie deshalb zu den Verlobten hinüber, auch wenn sie Nithiel gar nicht leiden mochte.

Nithiel

mit Doler auf einer Wiese westlich von Eldacars Hof

Nithiel genoss Dolers Nähe und sie berührte vorsichtig seine stählernen Muskeln. Es war ein angenehmes Gefühl und es machte sie stolz, dass sie bald so eine starken Ehemann haben würde. Es würde viele andere Mädchen geben, die sie darum beneideten. Andererseits wusste sie, dass sie selbst auch begehrenswert war. Doler und sie waren also ein perfektes Paar, wie füreinander geschaffen.

Seine Küsse, die er ihr in den Nacken gab, lösten bei ihr ein sehr angenehmes Kribbeln aus und sie wünschte sich mehr davon. Plötzlich hatte sie überhaupt keine Lust mehr, nach Hause zu gehen und sie schmiegte sich noch dichter an ihn.

›Wenn es heute nacht passieren soll, dann soll es halt passieren‹, dachte sie mit einem verhaltenen Grinsen.

Vinya



Auf Dervorins Hof / Mit Lindórië auf dem Heuboden

Als Lindórië wirklich die Leiter herunter gelassen hatte, verschwendete Vinya keine Zeit, sondern erklomm eilig die Stufen. Oben angekommen wurde die Leiter wieder hochgezogen. Vinya mochte den Heuboden. Hier hatten sie immer Verstecken gespielt. Oder wenn man Nachdenken wollte, war dies auch ein guter Ort. Das Heu war weich und duftete angenehm. An zwei Seiten waren große Fenster eingelassen, zwischen welchen man beispielsweise Heuballen hindurch befördern konnte. Und alles wurde so auch immer gut durchlüftet.

Vinya wollte gerade zu sprechen ansetzen, als ihre Schwester sie herbei rief. Schnell war das junge Mädchen bei ihr und folgte mit dem Blick Lindóriës Fingerzeig. Dort waren tatsächlich Doler und Nithiel auf der Wiese. „Er ist gut gebaut ...“, meinte Vinya und grinste. „Aber warum bist du so überrascht? Die beiden heiraten doch in drei Wochen.“ Vinya zuckte mit den Schultern. Es war doch nicht verboten wenn sie dort auf der Wiese unter den Bäumen saßen. „Wenn Vater uns hier sieht wie wir andere Menschen beobachten, bekommen wir Ärger!“ erinnerte Vinya ihre Schwester. „Doch es macht Spaß und darum ist es egal ...“, fügte die dreizehnjährige frech hinzu.

Doch dann veränderten sich Vinyas Gesichtszüge und sie sah ihre Schwester ernst an, während sie es sich im Heu bequem machte. „Lind ... warum denkst du ... naja, du weißt schon ... dass du ein Kind bekommst?“ Viel Zweifel war in Vinyas Augen zu erkennen.

NPC: Lindórië

Auf Dervorins Hof/Scheune

Das Mädchen schaute noch immer zu Doler und Nithiel und sah, wie Nithiel über Dolers Muskeln strich. Das erinnerte sie wieder an Lundor und sie dachte zurück an die Nacht, in der auch sie über die warme Haut eines Mannes gestreichelt hatte und an das Kribbeln, dass überall in ihren Körper war. Sie wusste, dass ihre Eltern sie für ein Jahr eingesperrt hätten, wenn sie sie erwischt hätten, doch das machte die Sache noch reizvoller.

Als es dann passierte war sie gar nicht so recht darauf gefasst gewesen. Schließlich kannten sich die beiden gar nicht so gut. Aber die laue Frühlingsnacht und der Gesang der Nachtigall. Lindórië hatte alle Bedenken beiseite geschoben gehabt …

Vinyas Stimme holte sie in die Gegenwart zurück. Lindórië setzte sich neben sie ins Heu. »Weißt du«, sagte sie leise, »Ich … meine Blutung ist ausgeblieben … schon zwei Monate … Und vor zweieinhalb Monaten haben Lundor und ich … Ich meine, wir sind uns näher gekommen …«

Lindórië schaute ihre Schwester an, welche nicht sehr aufmunternd blickte.

»Und nun weiß ich nicht, was passieren soll … Wenn es nun wahr ist … Und nun ist Lundor weg … Er müsste doch wissen, was man da tun muss. Er ist doch ein erwachsener Mann …«

Auch wenn Lundor noch immer recht jung aussah, war er in Lindóriës Augen ein stattlicher Mann — nicht zuletzt wegen der gemeinsam verbrachten Nacht.

Doler

Mit Nithiel auf einer Wiese westlich von Eldacars Hof


Nithiel ließ sich nun fallen und von ihren Gefühlen leiten. Das spürte Doler, während er genoss wie die Hände der jungen Frau über seine Muskeln strichen. Er hatte sie schon immer vergöttert. Und es war ihm vollkommen egal was die anderen Leute von ihr dachten. Vielleicht würde er ihr ja auch einige ihrer Unarten und Gewohnheiten austreiben können, wenn sie erstmal verheiratet waren.

Doler, welcher nun saß, nahm Nithiels Hände von seinem Körper und legte sie in die seinigen, während er ihren Schopf küsste. „Ich will dich zu nichts zwingen“, hauchte der Mann der fünf Jahre jüngeren Frau in das Ohr. „Ich weiß, dass du warten willst bis zur Hochzeit. Und vielleicht ist es auch besser. Ich bin so durcheinander. Tut mir leid!“

Wieder küsste er sie. „Ich habe bestimmt nicht vor ich gegen deinen Willen zu verführen. Aber du bist einfach so unwiderstehlich.“

Vinya



Auf Dervorins Hof / Mit Lindórië auf dem Heuboden

Vinya sah ihre Schwester mit großen Augen an. Sie hatte sich tatsächlich von Lundor verführen lassen. Von 'ihrem' Lundor ... Aber vielleicht irrte sich Lindórië ja, was die Schwangerschaft betraf. „Mh ... also ich weiß nicht. Bei mir bleibt das auch manchmal aus oder verspätet sich. Mama hat gemeint das wäre normal.“ Zumindest in Vinyas Alter. Es war auch noch gar nicht lange her als sie ihre Tage zum ersten mal bekam.

„Vielleicht solltest du dich von der Kräuterfrau untersuchen lassen. Vielleicht bist du ja auch nur krank.“ Natürlich hoffte Vinya, dass es nichts ernstes war. Doch eine harmlose Krankheit war ihr doch lieber als eine Schwangerschaft.
Und wenn es doch wahr war? Würde Lundor ihre Schwester dann heiraten? Vielleicht kam er ja wieder ...

Vinya zog die Beine an den Körper und sah wieder zum Fenster hinaus auf die Wiese zu Doler und Nithiel. Sie bildeten ein hübsches Paar, da beide Personen mit Schönheit und Eleganz ausgestattet waren. Da konnte man glatt neidisch werden. Noch war nicht viel passiert. Sie küssten sich nur und Nithiel ergötzte sich an Dolers Anblick.

Mittlerweile war die Sonne fast unter gegangen und Schatten hatten sich gebildet. Die Familie saß sicher bereits beim Abendessen. Nachdenklich blickte Vinya wieder in das Gesicht ihrer Schwester. „Lundor wüsste es sicher ja ... Und wenn es wahr ist? Wirst du ihn dann heiraten?“ Vinya hatte den letzten Satz sehr leise gesprochen. „Du musst es den Eltern sagen! Je länger du wartest desto schwieriger wird es werden. Bitte!“

Nithiel

Mit Doler auf einer Wiese westlich von Eldacars Hof

Nithiel genoss seine Küsse sichtlich und sie schlang ihre Arme um seinen Hals. Es war ein lauer Sommerabend, wie geschaffen für ein Schäferstündchen im Freien. Seine geflüsterten Worte, dass er sie zu nichts zwingen wollte, machte ihn noch begehrenswerter.

Mit einem leisen Kichern ließ sie ihr Kleid ein wenig über die rechte Schulter gleiten. Darunter trug sie nichts, denn es war ja Hochsommer und sehr warm. Sie war nun gespannt auf Dolers Reaktion. Die Schulter zu entblößen - das hielt sie schon für sehr gewagt.

NPC: Lindórië

Auf Dervorins Hof/Scheune

Lindórië seufzte laut. »Ich glaube nicht, dass meine Blutung noch kommt, auch wenn ich es hoffe. Wenn du älter bist, dann kommt sie immer ganz regelmäßig … Und wenn nicht und du hast mit einem Mann … Ich meine …«

Das Mädchen errötete. Über das, was zwischen Männern und Frauen vorfiel, wenn man sich ganz nah war, sprach man in ihrer Familie nicht. Wahrscheinlich war es deshalb auch so reizvoll gewesen.

»Den Eltern kann ich doch nichts sagen …«, sagte Lindórië erschrocken. Sie dachte an damals zurück, als sie mit einem Jungen aus dem Dorf gerade mal die Hände gehalten hatte. Ihr Vater war so wütend geworden, dass er ihr sogar eine saftige Ohrfeige verpasst hatte. Er hatte gesagt, dass er sie für Jahre einsperren würde, wenn das noch einmal passieren würde. Nun gut, damals war das Mädchen in Vinyas Alter gewesen und wollte einfach nur wissen, wie sich die Hand eines Jungen anfühlte. Mehr nicht. Deshalb war die Reaktion des Vaters und auch später der Mutter für sie so schlimm gewesen und die Furcht dauerte bis heute an.

»… also noch nichts. Erst wenn ich es ganz sicher weiß und …«, Lindórië hielt inne. Sie hatte sagen wollen: ›bis ich mit Lundor gesprochen habe …‹ Aber das schien ja nun so aussichtslos zu sein.

Einen Moment war Lindórië ganz still, dann sagte sie traurig: »Ich weiß nicht, ob ich Lundor heiraten werde … Zum einen ist er ja nicht mehr in Anthara … und zum anderen weiß ich nicht einmal, ob er mich überhaupt mag …«

Eine einsame Träne lief über Lindóriës Gesicht, doch bald folgten ihre mehrere… Schließlich warf das Mädchen sich vor und vergrub ihr Antlitz zwischen ihren Armen im Heu.

Doler

Mit Nithiel auf einer Wiese westlich von Eldacars Hof

Doler staunte nicht schlecht als Nithiel plötzlich ihre Schulter entblöste. Wollte sie es doch? Wie weit durfte der junge Mann gehen? Er wusste es einfach nicht. Aber sie würde ihm schon einhalt gebieten, wenn er die Kontrolle über sich verlor.

Nithiels Haut war von einer vornehmen Blässe und Doler strich ihr mit einem Finger vorsichtig über das Schlüsselbein und ließ dann seine Finger über ihre Schulter kreisen. Sein Mund folgte den Fingern und er liebkoste Nithiels Schulter mit seinen Lippen, während er mit der anderen Hand sanft ihren Rücken streichelte und ihr durch das Haar fuhr.

„Du bist so unglaublich ...“, flüsterte der junge Mann heiser, während er immer wieder ihre entblöste Schulter küsste. „Ich will dich nie, nie wieder hergeben. Du bist mein!“ Ja, das war sie und das würde sie bleiben jetzt und in alle Zeit.

NPC: Lindórië

Auf Dervorins Hof/Scheune

Erschrocken fuhr Lindórië hoch, packte Vinyas schmale, fast noch kindliche Schultern und schüttelte sie etwas heftig. »Du darfst Vater und Mutter nichts davon sagen, Vinya! Versprich es mir! Bitte! Ich muss das selbst tun … So schwer das auch wird … Du kennst sie nicht!«

Das brachte das Mädchen abermals zum Weinen und erst Vinyas ständiges Gebettle brachte Lindórië wieder dazu, aufzublicken. Sie nahm das saubere Taschentuch und putzte sich damit erst einmal ausgiebig die Nase.

Dann blickte sie ihre kleine Schwester an. »Darüber spricht man nicht Vinya«, sagte sie in belehrendem Tonfall, der ihrer Mutter nun ähnelte. Dann seufzte sie. Schließlich war sie in Vinyas Alter ebenso neugierig gewesen, aber niemand hatte ihre Neugier gestillt. Vielleicht hätte sie sich gar nicht auf Lundor eingelassen, wenn sie gewusst hätte … Andererseits könnte das nur noch mehr Vinyas Neugier wecken und sie würde vielleicht versuchen es mit einem Jungen selbst auszuprobieren …

»Vinya. Unsere Eltern würden bestimmt böse, wenn sie wüssten, dass ich dir davon erzähle …« Aber Vinyas enttäuschter Gesichtsausdruck ließ Lindórië doch wieder schwach werden.

»Na du weißt doch, wie das bei den Tieren ist … Wenn der Hengst die Stute besteigt oder unser dicker Eber die Sau … Viel anders ist das bei den Menschen auch nicht.«

Als sie Vinyas weitaufgerissene Augen, die durchaus Abscheu ausdrückten, musste Lindórië lachen. »Natürlich ist es nicht ganz genauso …«

Lindórië setzte sich nun wieder ganz nah zu ihrer Schwester, so dass ihre Köpfe an den Stirnen zusammenstießen. Ihr Blick war auf ihre Hände gerichtet, von denen sie versuchte den Dreck des Tages irgendwie abzurubbeln, während sie erzählte.

»Es ist natürlich etwas anders … Weißt du sein … Na du weißt schon … Du hast ja schon Männer nackt gesehen … Es … Er ist nicht so lang, wie bei einem Pferd …« Lindórië musste für eine kurze Zeit ziemlich albern darüber kichern. »Aber er ist schon etwas länger als sonst …« Dann wechselte sie abrupt das Thema. »Und natürlich arbeitet man ganz viel mit den Händen und dem Mund … Man berührt sich … Und es kribbelt überall! Und ist ganz aufregend … Es ist, als würdest du von der Scheune hier in den Heuhaufen runterspringen. Nur tausend mal länger. Es hört gar nicht mehr auf zu kribbeln!«

Ja, sogar jetzt kribbelte es in Lindóriës Bauch bei der Erinnerung daran. »Und dann küsst man sich … überall … Und dann passiert es eben!«, schloss das Mädchen ziemlich unspektakulär.