Der Truchsess hatte eine sehr unruhige Nacht hinter sich, als er in den frühen Morgenstunden aufwachte.
Er hatte von Finduilas geträumt, welche von dem Orkspäher, welcher am gestrigen Tag kampflos entkommen war nach Mordor verschleppt worden. Denethor war sofort vor das große Tor geritten und hatte den Namenlosen zum Zweikampf herausgefordert, doch dieser hatte den Kampf abgelehnt: Denethor wäre zu alt und nicht der rechtmäßige Herrscher Gondors. Er sollte mit dem König Gondors wiederkommen. Daraufhin war Denethor verzweifelt nach Minas Tirith zurückgekehrt und hatte alle seine Soldaten ausgeschickt, um den rechtmäßigen König Gondors zu suchen. Sie brachten auch Kandidaten mit, doch diese waren nur Fischer, Bauern und Tagelöhner. Der Truchsess befragte den Palantír und fand endlich den König Gondors. Er saß an einer prunkvollen Tafel und speiste mit hohen Würdenträgern. Doch als er endlich dessen Gesicht sah, erkannte er Thorongil, seinen ärgsten Widersacher in jungen Jahren. Die Liebe zu Finduilas ließ ihn jedoch seine Eifersucht und seinen Hader auf Thorongil vergessen und er ritt zu ihm. Doch dieser verweigerte ihm seine Hilfe, so sehr Denethor auch flehte und bettelte. Schließlich holte Thorongil einen Palantír hervor und zeigte Denethor Gondor: Dort waren inzwischen alle Diener des Dunklen Herrschers und raubten, töteten und vergewaltigten.
»Du hast mein Reich schutzlos gelassen und dem Feind direkt angeboten. Du bist der schlechteste Truchsess, den Gondor je hatte. Eine Schande für deine Vorfahren.«, sagte Thorongil zu ihm. »Doch ich bin gnädig. Du darfst hier bei mir bleiben.«
»Nein«, schrie Denethor. »Ich muss zurück zu meinem Volk.« Er wollte weg, doch Soldaten des Königs hielten ihn fest.
»Sie wollen dich nicht mehr, Denethor, Ecthelions Sohn. Dein Volk hasst und verachtet dich!«, antwortete Thorongil in seinem milden Ton, den Denethor schon früher verabscheute. »Gondor ist verloren.«
»Ihr müsst ihm helfen! Reitet hin! Rettet Gondor!«, rief Denethor.
»Gondor ist vorbei. Was soll ich mit einem niedergeworfenem Reich? Ich brauche Gondor nicht!«
Endlich war Denethor an dieser Stelle schweißgebadet aufgewacht. Er hatte sich düsteren Gedanken hingegeben und war schließlich aufgestanden. Der Regen hatte die Straßen in Osgiliath mit Dreck überspült, doch zum Glück waren viele Wege gepflastert, so dass kein Schlammmeer auf die Männer wartete.
In seiner Rüstung bekleidet trat Denethor auf die Straße. Dort gab er einem Soldaten den Auftrag alles für seinen Aufbruch nach Minas Tirith vorzubereiten. Dann beschloss er in der Feldküche eine Kleinigkeit zu sich zu nehmen, da er wusste, dass für ein gemeinsames Frühstück mit seinen Söhnen keine Zeit wäre.
Meowés wurde durch einen Aufschrei gewckt. Schlaftrunken fuhr er hoch, konnte aber nicht erkennen, da seine Augen noch nichbt wirklich etwas sahen. Mehrere Soldaten sitzen auch vom Schrei geweckt in ihren Betten und meckerten. Der junge Waldläufer stand auf und zog seine Sachen an. Als er hinaus trat kam ihm keine Sonne entgegen. Es war bewölkt, aber es war relativ warm. Er atmete durch. Es drängten sich Soldaten an ihm vorbei, alle realtiv alt. Und wieder einmal freute er sich als "der kleinste" trotzdem dabei zu sein, Das war noch nie passiert.
Er blickte um sich. Es herrschte ein ziemliches Gewusel, viele Soldaten liefen umher. In der Nähe sah er Gwaenas. Er ging langsam zu ihm.
Owain war mit nassen, aber leidlich sauber Haaren in seine Kammer gekommen und hatte seine Alltagskleidung abgelegt und seine Rüstung angelegt. Sein ganzes Wesen streckte sich wenn er sie trug und seine Haltung zu den Dingen schien sich zu ändern, de alltägliche Owain war immer noch da, aber jetzt umhüllt von dem Krieger Owain, der ihn umschloss wie eine zweite Rüstung. Owain wischte den Gedanken beiseite und packte ein paar Habseligkeiten in die Satteltsaschen und begab sich in die Feldküche um etwas zu frühstücken.
Als Ardamir von der Feldküche zurück kam und seine Unterkunft gefunden hatte, packte er in Ruhe seine Sachen zusammen. Er hatte wie eh und je nur das notdürftigste dabei, denn er war es gewohnt umher zu ziehen.
Während des packens schien Ardamir nocheinmal das Gespräch mit den Truchsess in den Gedanken nach zu verfolgen. Dennoch konnte er nicht die ganze Zeit darüber nachdenken, denn er hatte selbst einen Auftrag vom Heermeister. Als er seine Sachen gepackt hatte, zog er sein Umhang über. Dannach nahm er ein grün dunkels Mundtuch und band es über sein Mund.
Als er die geschafft hatte band er das Schwert, mit Schwertschneide an seinen Halterungsgürtel fest und band sich auch den Köcher mit Pfeilen übersein Rücken der hinter den Umhang teilweise verschwand. Sein Bogen nahm er nun auch zur Hand und trug ihn leicht über der rechten Schulter.
Dann verließ er die Unterkünfte und ging rasch zum Hauptplatz, wo sich alle seiner Einheit mit den Heermeister Faramir treffen sollten.
Astaldo ging in den Unterkünften am großen Schlafsaal vorbei, wo nun alle Soldaten ruhten, die nicht gerade Nachtwache hielten. Er ging in den kleineren Schlafraum für Offiziere und wollte sich eben auf das gleiche Bett wie in der letzten Nacht legen, als ihm einfiel, dass er doch in eine der Kammern gehen könnte.
"Der Truchsess und die Heermeister sind nicht mehr in Osgiliath", dachte er, "also sollte doch auch noch eine Kammer für mich übrig sein, da ich nun doch einer der ranghöchsten Offiziere vor Ort bin."
Er nahm seine Sachen und ging leise zu den Kammern und sah, dass bei einer Kammer tatsächlich noch die Tür offen war. Erleichtert ging er hinein, schloss die Tür hinter sich und legte seine Sachen ab.
"Endlich mal eine ruhige Nacht ohne Schnarcher!" dachte er, während er seine Kleidung ablegte. "Und morgen sind die beiden Jungs weg und dann darf sich dieser Besserwisser Falborn mit ihnen rumschlagen."
Während Astaldo sich ins Bett legte, gestand er sich in Gedanken ein, dass Falborn wohl besser geeignet war, jungen Soldaten auszubilden, da er mehr Geduld aufbrachte als Astaldo.
"Doch andererseits würde ich doch einiges dafür geben, Falborns neidisches Gesicht zu sehen, wenn ihm die Jungs von dem Kampf gegen die Orks unter meinem heldenhaften Kommando berichten" dachte er noch, ehe er einschlief.
_______________
Wenn du wissen willst, wie groß du wirklich bist, dann darfst du dich nicht mit einer Messlatte messen, die kleiner ist als du!
Sein Freund konnte ihm auch keine rechte Auskunft über diesen Haupzmann Falborn machen, dem sie in Minas Tirith unterstellt werden würden. ' Mensch, Meowés ist auch nicht sehr gesprächig! Überhaupt war er heute recht kurz angebunden ... komisch. Wahrscheinlich macht er sich auch Gedanken wegen morgen.' grübelte Gwaenas, während sie in die Unterkünfte eintraten. ’ Hoffentlich wird das in Minas Tirith anders! Sonst bin ich ganz auf mich gestellt …’
Meowés ging sofort zu seiner Liege und der junge Waldläufer sah ein, dass er mit seinem Freund heute nichts mehr würde anstellen können. Leise seufzend sah er sich in dem halbdunklen Raum um, indem nun zunehmend die Männer ihre Schlafstätten aufsuchten. ' Schade, dass Curon nicht mehr hier ist! Er hatte sich heute morgen ja ein wenig um mich gekümmert, als ich diesen schrecklichen Alptraum hatte ... Wo die Truppe jetzt wohl stecken mag? Bei den Schurken sind sie auf jeden Fall noch nicht. ... Mh... ob wohl noch wer mit mir ein Würfelspiel macht?' überlegte der junge Mann und sah sich suchend unter den Kameraden um.
Darog und Entros hatten wohl seine Gedanken gelesen und winkten ihn grinsend zu einer Ecke des Raumes, wo einige leere Fässer als Sitz - und Tischgelegenheit dienten. Genau über diesem Platz hing eine brennende Öllampe. ' Ah, ein Glück! Schlafen könnte ich noch nicht, außerdem habe ich Angst, dieser Albtraum kommt wieder!' Aufatmend legte der junge Mann seinen Umhang und die Waffen - bis auf den Dolch- auf seine Liege und schlenderte zu den beiden Kameraden, die schon mit einem Würfelbecher auf ihn warteten.
" Jetzt fehlt nur noch der Met, was?" fragte er grinsend, als er ein leeres Fass zu dem provisorischen "Tisch" stellte und sich dann hinsetzte. " Tja... leider ..."antwortete Darog und Entros grinste unverschämt, als er zufügte: " Es sei denn, du besorgst uns etwas!" Gwaenas schüttelte den Kopf. " Nein, ich nicht! Ich habe heute schon genug ausbaden müssen! Aber ihr... ihr könnt ja etwas besorgen!" Aber seine Kameraden winkten sogleich ab und begannen mit dem Würfelspiel.
Nachdem sie einige Runden gespielt und Gwaenas nicht schlecht abgeschnitten hatte, gähnte Entros herzhaft und meinte, dass er sich nun doch hinlegen wolle. Darog nickte seufzend. " Na gut, lasst uns Schluss machen! Ich gewinne heute sowieso nicht mehr! In der nächsten Zeit sehen wir uns wohl dann nicht mehr, was?" Hatte Gwaenas sich eben noch wegen der erfolgreichen Würfelrunden gefreut, wurde ihm nun ganz bange. " Ich weiß es auch nicht. Ich hoffe, dass ich bald wieder bei euch sein kann! Ich bin doch Waldläufer und kann mir gar nicht vorstellen, in einer Stadt Dienst zu schieben! Dafür war ich mein Leben lang in der Natur ... ich will nicht dahin!" setzte er leise und traurig hinzu. " Na komm schon!Es gehört nun mal zur Ausbildung dazu, auch so einen Dienst kennenzulernen! Das schaffst du schon! Schlaf erstmal; morgen sieht alles ganz anders aus! Und die Städter werden dich schon nicht auffressen! Gute Nacht!" grinste Darog ihn aufmunternd und spöttisch an und schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter. Dann folgte dieser Entros in den dunklen Raum.
Gwaenas blieb noch einen Augenblick sitzen und grübelte über den morgigen Tag und was die Zukunft für ihn bringen würde. Schließlich begab er sich auch zu seiner Liege, legte seine Waffen und den Umhang neben sein Bett und legte sich hin. Es war - bis auf die Öllampe an der Wand - fast dunkel im Raum und man hörte vereinzelte Schnarcher. Gwaenas starrte auf die Holzdecke über sich und versuchte, sich zu beruhigen. Die gut gemeinten Worte Curons und Astaldos kamen in seinen Sinn und schienen gegen seine Bedenken und Ängste zu streiten.
Es hatte keinen Sinn; der junge Mann konnte nicht schlafen. Da half es ihm auch nicht, dass er seine Muschel aus Andrast in die Hand nahm und versuchte, an seine Heimat zu denken. Schließlich stand er auf und legte sich seinen Umhang um. ’ Ich werde ein wenig herum laufen, vielleicht komme ich dann zur Ruhe.’ So ging er leise aus dem Schlafsaal und hinaus in die sternenklare Nacht. Nach dem Gang zur Latrine stand er einen Augenblick vor den Unterkünften und atmete tief die kühle Luft ein. ’ Ah, das tut gut! Alles Grübeln hilft wohl nichts … ich sollte nun wirklich versuchen zu schlafen!’ sagte er sich und betrat wieder das Gebäude. Die Dunkelheit und Wärme, die ihm entgegen schlug, ließ ihn schlagartig müde werden.
Im großen Schlafraum hörte er lautes Schnarchen , als er leise gähnend an den Kammern der Hauptleute vorbei lief . Plötzlich hielt er inne, da ihm einfiel, dass mindestens zwei Kammern frei stehen müssten. Ohne Nachzudenken, öffnete er leise die nächstliegende Tür zu einer Kammer, in der es stockdunkel war. Unhörbar ging er hinein und schloss die Tür leise. Befriedigt grinste er etwas.’ Hier ist keiner! Keiner der mir die Ohren vollschnarcht! ….Ich muss jetzt unbedingt schlafen!’
Da er am Morgen in eine leerstehende offene Kammer hineingeschaut hatte, wusste er, wo das Bett stand. Deshalb ging er zielsicher dorthin, ertastete das Bett und ließ sich sogleich nieder, um sich die Stiefel auszuziehen. Gerade noch wunderte er sich, das irgendetwas seltsam sei, als er plötzlich entsetzt inne hielt und hektisch nach seinem Dolch griff.
Mitten in der Nacht wurde Astaldo aus dem Schlaf gerissen, als er durch einen lauten Schrei in der Nachbarkammer geweckt wurde. Er hörte, wie die Tür der Nachbarkammer aufgestoßen wurde und jemand nach Hilfe schrie. Astaldo ergriff sein Schwert, sprang auf und stürzte nur mit einem Unterhemd bekleidet aus seiner Kammer.
Vor der Nachbarkammer stolperte ein (ebenfalls nur mit einem Unterhemd bekleideter) Mann über seine eigenen Füße und fiel hin. Der Gang vor den Kammern wurde von einigen Fackeln beleuchtet, daher erkannte Astaldo den Offizier.
"Was ist denn los, Hektbaril?" fragte er und musste ein Lächeln der Belustigung unterdrücken.
"Ein Mö-Mörder mit einem Dolch ist in meiner Kammer", stammelte Hektbaril, "ich konnte ihn gerade noch wegstoßen und fliehen!"
Ohne lange zu überlegen, stürmte Astaldo mit seinem Schwert in die Kammer. Ihm schoss der Gedanke durch den Kopf, vielleicht auf einen Berufsmörder aus Harad zu treffen. Doch auf dem Boden der Kammer lag ein Mann in Waldläufer-Kleidung, der vor Schmerz stöhnte.
"Gwaenas!" rief Astaldo bestürzt und ließ das Schwert sinken. Hinter sich hörte er mehrere Stimmen. Hektbarils Geschrei hatte einige Männer aufgeweckt, die nun ebenfalls bewaffnet herbeigeeilt waren.
"Was machst du hier, Soldat?" fragte Astaldo streng. "Ich hoffe, du hast eine verdammt gute Erklärung, denn jetzt steckst du in sehr großen Schwierigkeiten!"
_______________
Wenn du wissen willst, wie groß du wirklich bist, dann darfst du dich nicht mit einer Messlatte messen, die kleiner ist als du!
Hektbaril stand noch immer verwirrt auf dem sperrlich erleuchteten Gang vor den Kammern, als Astaldo auch schon in das Zimmer stürmte, aus welchem er gerade gekommen war. Immer mehr Männer traten, von Hektbarils Geschrei alarmiert heran und hatten ihre Waffen gezogen.
„Ich habe tief und fest geschlafen, dann wurde ich angegriffen!“ rief Hektbaril aus und zeigte auf die Tür, durch welche Hauptmann Astaldo gerade verschwunden war. „Man wollte mich töten!“ Er war sich ganz sicher.
Schließlich trat der Soldat wieder an die Tür des Raumes und erkannte, dass Astaldo sich gerade mit jemanden in ernsten Worten unterhielt. Wer es genau war, konnte er nicht erkennen. „Warum töten Ihr den Angreifer nicht? Nehmt ihn fest oder dergleichen! Tut doch was!“
Hektbaril hatte gerade wirklich Angst um sein Leben gehabt. Als einfacher Offizier stand es ihm eigentlich auch nicht zu eine dieser Kammern zu besetzen, doch der Truchsess und seine Söhne waren abgereist.
_________________________________________ Der Chara für alle Fälle …
Ihr benötigt den Nebencharakter (NPC)? Wendet euch bitte an einen Mod.
Ein eiskalter Schauer lief ihm über den Rücken und Gwaenas dachte noch an Geister, als er seinen Dolch fest umschloss. Doch dann wurde er mit gewaltiger Kraft an die Wand geschleudert, wobei ein schrecklicher Schrei ertönte.
Im ersten Moment war der junge Mann wie betäubt, ehe er dann einen wahren Kometenhagel von Sternen auf sich zurasen sah. Völlig benommen versuchte er zu rekonstruieren, was geschehen war und wo er sich befand. Doch so weit er seine entsetzten Augen auch öffnete, erblickte er nur außer einem grauen Spalt nur diese Sterne vor seinen Augen und hörte schreckliche Schreie. ' Ich muss in Mandos Hallen sein! So wie mein Kopf schmerzt ... '
Langsam verblassten die Sterne und Gwaenas erblickte statt dessen eine weiß gekleidete Gestalt mit einem blinkenden Schwert, die zwar nicht schrie, aber regelrecht brüllte! Gwaenas wurde von Gänsehaut geschüttelt, als er plötzlich mehrere weiß gekleidete Gestalten hinter dieser einen Gestalt auftauchen in dem grauen Spalt sah. ' Bei den Valar! Sie kommen, um mich in die ewige Dunkelheit zu stürzen, weil ich so ein Tollpatsch bin!' Zitternd stierte er mit weit aufgerissenen Augen und leichenblassen, entsetzten Augen auf die Gestalten und wagte sich nicht zu rühren oder zu sprechen, da er meinte, seine letzten Minuten hätten endlich geschlagen.
"Warum antwortest du nicht? Hat Hektbatril dich außer Gefecht gesetzt?" fuhr Astaldo den jungen Krieger an. Er wandte sich an die Soldaten, die hinter ihm standen. "Bringt mir Licht! Und den Krug mit Wasser aus der Kammer nebenan!"
Einer der Männer brachte eine Fackel, ein anderer den Krug aus Astaldos Kammer. Hektbatril schrie dazwischen etwas von Töten oder Festnehmen.
"Regt Euch nicht so auf, Hektbaril!" sagte Astaldo zu dem anderen Offizier, ergriff die Fackel und leuchtete Gwaenas ins Gesicht. "Es besteht keine Gefahr! Der Junge ist noch völlig benommen von Eurem Stoß. Ich werde ihn wieder beleben."
Er gab die Fackel zurück und nahm den Krug. Er kniete nieder und schüttete das Wasser mit einem Schwung Gwaenas ins Gesicht.
"Das Wasser war eigentlich dazu da, um meinen nächtlichen Durst zu löschen und nicht, um dich ..." Plötzlich wurde Astaldo unterbrochen, denn hinter sich hörte er die wütende Stimme von Candlung:
"Was ist hier los, Astaldo? Was soll dieser nächtliche Aufruhr? Hektbaril sagt, er sei im Schlaf angegriffen worden und hätte den Angreifer weggestoßen."
"Auch das noch", dachte Astaldo und stöhnte innerlich. "Das wird ja immer beschämender." Er stand auf, wandte sich um und sah, dass der Befehlshaber mit zwei Wachen in der Tür stand.
"Verzeihung, Befehlshaber", sagte Astaldo verlegen, "aber das ist ein bedauerliches Missverständnis. Gwaenas wollte wohl hier in der Kammer übernachten. Der Junge hat Hektbaril nicht angegriffen, er ist einfach nur ein Trottel, der..."
"Ja, das ist ziemlich offenkundig!" sagte Candlung mit einem Anflug von Spott. "Wenn der junge Herr in einem Einzelzimmer nächtigen möchte, dann soll ihm dieser Wunsch erfüllt werden. Er steht bis morgen früh unter Arrest! Das wird ihn hoffentlich in Zukunft davon abhalten, sich eine Schlafkammer zu nehmen, die ihm nicht zusteht. Wachen, führt Gwaenas in die Arrestzelle - aber achtet dabei darauf, dass er dort bequem liegt!
Alle anderen, die keinen Wachdienst haben, gehen jetzt ins Bett - es sei denn, sie wollen Gwaenas Gesellschaft leisten! Gute Nacht!"
Der Befehlshaber ging wieder fort. Die beiden Wachen zogen Gwaneas hoch und führten ihn weg. Dabei stützten sie ihn und trugen ihn halb, denn er war zwar wieder bei Bewusstsein, aber immer noch etwas benommen und beim Gehen unsicher.
Astaldo ging Candlungs Befehl entsprechend zurück in seine Kammer. Als er sich wieder ins Bett legte, dachte er an das gerade Geschehene. Obwohl er den von Candlung verhängten Arrest für völlig angemessen und gerechtfertigt erachtete, kam er nicht umhin, eine Spur Mitleid mit Gwaenas zu empfinden. "Immerhin hat er diesen hochmütigen Angeber Hektbaril erschreckt", dachte er. "Aber nach dieser Geschichte ist er als hier wirklich untragbar. Die anderen Waldläufer werden über ihn noch mehr spotten. Wahrscheinlich ist es auch für ihn das Beste, dass er in die Stadt verlegt wird."
Mit diesen Gedanken schlief er ein und blieb den Rest der Nacht ungestört.
_______________
Wenn du wissen willst, wie groß du wirklich bist, dann darfst du dich nicht mit einer Messlatte messen, die kleiner ist als du!
Hektbaril stand noch immer in der Tür und starrte auf Astaldo, welcher vor dem am Boden liegenden Mann kniete. Als der Hauptmann angab er solle sich nicht aufregen, zog Hektbaril scharf die Luft ein. „Ich habe ja wohl allen Grund! Da schläft man seelenruhig ... und dann das! Das nächste mal verriegle ich die Tür!“
Missmutig sah der Offizier zu, wie Astaldo einen Krug Wasser in das Gesicht des jungen Mannes schüttete. „Nun, so schlimm war es auch nicht! Jeder andere steckt einen solchen Stoß weg. Er ist wohl etwas ungünstig an die Wand geknallt. Aber ich habe mich sehr erschrocken. Das war eine reine Reflexhandlung!“ verteidigte Hektbaril sein Tun.
Als auf einmal Candlung mit lauter Stimme den Raum betrat, machte Hektbaril dem höherrangigen Mann Platz und trat zur Seite. Die Worte dessen erfreuten ihn. Es geschah dem jungen Mann ganz recht die Nacht in der Arrestzelle zu verbringen. Und was war schon eine Nacht ... Vielleicht würde er sich den Burschen Morgen noch einmal vorknöpfen.
'Und ich werde doch erzählen, dass es ein Attentäter war ... Ja, man wollte mich, Hektbaril, ermorden! Ich bin so wichtig, dass sogar Mordor seine Männer nach mir aussendet um mir ans Leben zu gehen ...' dachte sich Hektbaril, während er Gwaenas grinsend hinterher sah, welcher von den Wachen aus dem Raum geschliffen wurde.
Als er wieder alleine im Raum war, ließ sich der Mann auf das Bett fallen, in welchem er gerade noch so tief geschlafen hatte. Doch sofort einschlafen konnte er nicht.
_________________________________________ Der Chara für alle Fälle …
Ihr benötigt den Nebencharakter (NPC)? Wendet euch bitte an einen Mod.
Ein Schwall kaltes Wasser wurde dem jungen Waldläufer über den Kopf gegossen und langsam kam dieser zu sich. Er erkannte nun, wo plötzlich eine Fackel in die Kammer gebracht worden war, dass es sich bei den geisterhaften Gestalten um seine Kameraden und Hauptmänner handelte. Sogar Candlung, der Befehlshaber von Osgiliath war da und erkundigte sich wütend nach dem Rechten.
'Auha, jetzt geht es mir an den Kragen! Wenn das die Vorhalle zu Mandos Hallen ist, war meine Vision eben gar nicht so verkehrt ...' Gwaenas schämte sich mit hochrotem Kopf in Grund und Boden und hätte sich am liebsten in Luft aufgelöst. Langsam dämmerte ihm, dass diese Kammer doch nicht leer gewesen, und dass dieser Hektbaril in dem Bett geschlafen hatte. ' Aber ich hatte doch nicht den leisesten Atemzug gehört!' haderte er mit sich im Stillen.
Er wagte es nicht, den völlig aufgelösten Offizier anzusehen. ' Er hat ja völlig Recht, mir wäre es genauso ergangen! Kein Wunder, dass er mich so beiseite geschleudert hat. Ich kann von Glück reden, dass er mich nicht gleich erstochen hat! Aber dafür konnte er mich ja nicht sehen ...Trotzdem könnte er sich jetzt mal bald wieder abregen....Eine schöne Beule habe ich von ihm ja bekommen ...'
Gwaenas fand es am Besten, sich weiterhin nicht zu rühren und hörte, wie Candlung Astaldo zur Rechenschaft forderte. Stocksteif hörte der halbnasse junge Mann, wie er vor allen Männern als Trottel betitelt wurde.' Auweh, das ist hart vor allen Männern so betitelt zu werden ! Nun lande ich also in der Arrestzelle ... '
Gwaenas sah nicht nur wie ein begossener Hund aus, er fühlte sich auch so, als er unter den Augen aller abgeführt wurde. Der Schreck saß ihm so in den Knochen, dass er kaum laufen konnte. Im Vorbeigehen bemerkte der junge Mann den bösen Blick Hektbarils. ' Vielleicht sollte ich mich bei Candlung bedanken, dass ich diese Nacht bewacht werde!' dachte er schaudernd.
Die Wachen führten Gwaenas hinaus in ein gesondertes kleines Gebäude, dass etwas entfernt der Unterkünfte lag. Die kühle Luft ließ den jungen Waldläufer wieder klarer denken. Zum Glück verhöhnten ihn die Wachen nicht noch mehr , sondern führten ihn schweigend den Weg entlang. Das kleine Gebäude enthielt das Arbeitszimmer Candlungs, wie Gwaenas beim Betreten feststellen konnte. Er wurde aber zu einer von drei kleinen Kammern gebracht, die hinter dem Arbeitszimmer lagen. Die mittlere Arrestzelle wurde für ihn geöffnet. Man gab ihm eine Decke, leuchtete kurz in die Zelle damit Gwaenas sich orientieren konnte und sperrte ihn dann im Dunkeln ein.
Bis dahin hatten die Wachen geschwiegen, aber als Gwaenas in die Zelle geführt wurde, gab es doch spöttische Bemerkungen. Die völlige Dunkelheit war erschreckend und er setzte sich tastend auf die Pritsche.
Nun hatte er genug Zeit und Ruhe, um über sein Verhalten nachzudenken. Zwar war er Spott und Ärger gewohnt, aber immer war jemand da gewesen, sei es im Guten wie im Bösen. So allein habe ich mich noch nie gefühlt!' Die Isolation machte ihm schwer zu schaffen. ' Soweit hat mich mein Ungeschick also getrieben, dass ich nun in einer Zelle sitze! Oh, Vater! Wenn du das hier doch bloß nie zu erfahren bekommst! Ich bin wahrhaftig eine Schande für die Familie! Wie gut, das niemand weiß, was ich vorhin gedacht hatte!' Da ihn in der Zelle niemand sah, ließ er seinen Tränen lauf, doch achtete er darauf leise zu sein, um nicht noch mehr Spott auf sich zu ziehen.
Langsam beruhigten sich seine aufgewühlten Gedanken. Zwar blieb die Angst vor seiner Zukunft in Minas Tirith , doch kamen ihm wieder die Worte Curons und Astaldos in den Sinn. 'Vielleicht haben sie ja Recht ... ich muss es auf mich zukommen lassen. Vielleicht war Astaldo doch gar nicht so schlecht für mich gewesen ... Hoffentlich kann ich mich auf Meowés verlassen! Wenn der nicht an meiner Seite ist, weiß ich tatsächlich nicht weiter ... dann werde ich die Ausbildung hinschmeißen und zurück gehen! '
Voller banger Fragen legte er sich dann doch auf die Pritsche und deckte sich zu. Die Beule am Kopf schmerzte und er brauchte einige Zeit, um eine Ruheposition zu finden, die am Besten auszuhalten war. Sein Körper verlangte nach Schlaf und endlich versiegten auch Gwaenas Tränen. Plötzlich tauchte Larenas Bild vor seinen Augen auf und lenkte den jungen Mann von seinen bangen Gedanken ab. ' Vielleicht sehe ich sie ja doch noch einmal wieder!' Mit diesen Gedanken schlief er endlich tief und fest ein.