Thenar atmete tief durch, als er ins Freie trat. In der Höhle war es ihm zu eng geworden. Er folgte Erchirion, der mit langen Schritten ausholte. Sie wandten sich einer Lichtung zu, die etwa eine halbe Stunde von Hennneth Annun entfernt lag. Bis jetzt hatten die Männer nicht miteinander geredet; auch jetzt verständigten sie sich mit einer Kopfbewegung. Denn vor ihnen auf der Lichtung stand ein Rudel Rehe. Vorsichtig pirschten sich die Beiden näher und versteckten sich hinter Lobeerbüschen. Thenar machte seinen Bogen bereit und zielte auf einen Rehbock.
Von den Höhlen in den Wald bis hin zu einer Waldlichtung
Schweigsam liefen die beiden Ranger durch den Wald, darauf bedacht so wenig Geräusche wie möglich zu erzeugen. Der Morgen war kühl und kleine Tautropfen hingen an den Blättern der Bäume, obwohl es bereits Juni war. Erchirion zog die frische Luft tief ein. Das erfrischte Geist und Seele.
Er ging gerne auf die Jagd. Er ging aber auch gerne alleine auf die Jagd. Dass sich Thenar nicht davon hatte abbringen lassen mitzukommen, besserte seine Stimmung nicht unbedingt. Aber was sollte er schon tun? Sie waren seit längerer Zeit Gefährten und er hatte nichts gegen den reiferen Mann.
Es dauerte nicht lange und sie kamen an die kleine Waldlichtung, welche sie gezielt angepeilt hatten. Wie ich es mir gedacht habe... Ein kleines Rudel Rehe graste dort seelenruhig in der aufgehenden Morgensonne. Leise schlichen sich die beiden Waldläufer im Schutz der Bäume heran. Das Wild bekam von all dem nichts mit. Hinter den letzten Baustämmen versteckt, spähten die Männer auf ihre Opfer.
Erchirion hatte angenommen sie würden ihren Angriff gleichzeitig ausführen. Doch da hatte er sich getäuscht, denn schon Flog ein Pfeil, losgelassen von Thenars Bogen, in die Richtung des Wildes. Erchirion konnte nur hinterher schauen. Der Pfeil traf ein Tier in den Hals. Es ließ einen entsetzlichen, verängstigten Schrei aus und ging dann in die Knie. Die anderen waren dadurch natürlich gewarnt und stoben voll Panik auseinander.
"Na bravo..." Den Bogen in der Hand sprang Erchirion aus dem Gebüsch und rannte schnurstracks einem fliehendem Tier hinterher. Thenar ließ er hinter sich zurück. Wenn der junge Waldläufer eine wirklich gute Begabung hatte, dann war es das schnelle Laufen. Wie eine Raubkatze sprang er über die Baumstümpfe, als das Wild wieder in den Wald verschwand und Erchirion die Verfolgung weiter aufnahm. Von Thenars zu schnellem Schuss, würde er sich sicher nicht seine Beute vertreiben lassen. Aber das war typisch, ein Grund warum er gerne alleine zum Jagen ging.
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Hinfallen, Aufstehen, Krone richten, weiter gehen ...
Thenars Pfeil hatte den Rehbock tödlich getroffen. Die anderen Tiere stoben davon Erchirion hinterher. Einen Augenblick blickte er seinem Weggefährten nach, bis er nicht mehr zu sehen war.
Erchirion war schnell, das hatte Thenar schon öfter erlebt. Sicher würde er auch ein Tier erlegen.
Thenar stand auf und ging zu dem verendeten Tier. Dabei musste er an Meowés denken: Dieser Anblick wird ihm gar nicht gefallen....naja, essen müssen wir. Er legte seinen Bogen und Köcher ab und machte sich daran, ein einfaches Gerüst aus Ästen und Zweigen zu bauen. Erchirion ist ein guter Jäger; er wird bestimmt bald mit seiner Jagdbeute hier sein.
Bald hatte der Waldläufer das Gerüst fertig, auf dem sie bequem das erlegte Wild nach Henneth Annûn ziehen konnten. Da sein Weggefährte noch nicht zu sehen oder hören war, setzte er sich an einem Baumstamm und genoß die morgendliche Stimmung im Wald. Wieder musste er an den jungen Waldläufer Meowés denken. Sein Sohn Calmacil war fast so alt wie er gewesen......seufzend zog er das Armband hervor, dass er Calmacil als Kind geschenkt hatte. Vor vielen Jahren war er bei einem Erdrutsch ums Leben gekommen.
Wie so oft , wenn er an seinen Sohn dachte, ließ er das Andenken durch seine Finger gleiten .Warum nur musstest du gehen und nicht ich? Wie oft hatte er sich die Frage gestellt und fand keine Antwort darauf! In den wenigen Jahren, die sie sich kannten, hatten sie ein inniges Verhältnis gehabt...es ist so bitter!
Thenars Gesicht war eine abweisende Maske, nur der linke Mundwinkel zuckte gelentlich. Tief in seine Grübeleien versunken, bemerkte er erst spät, dass Erchirion zurückkehrte. Als er seinen Weggefährten kommen sah, steckte er das Armband schnell weg und stand auf.
Erchirion rannte und machte dabei keine Pause. Noch immer hatte er die Hirsch-Kuh im Visier, die voll Panik davon stob. Schweiß rann ihm über die Stirn und die Wahrscheinlichkeit dass er eher am Ende seiner Kräfte war als das Tier, schien ihm Groß. War er so aus der Übung gekommen. Doch noch immer lief er überdurchschnittlich schnell.
Ein günstiger Zufall brachte ihm jedoch mehr Glück als er es sich erhofft hatte. Das junge Reh stolperte über eine Wurzel und viel keine zwanzig Meter von ihm entfernt in einen kleinen Busch. Bis es sich wieder aufrappelte, hatte Erchirion längst den Pfeil aufgezogen und abgeschossen. Das Geschoss traf das Tier in die Flanke und es blieb zappelnd im Busch liegen.
Erchirion atmete ein paar mal kräftig durch, bis er sich schließlich dem Opfer näherte. Schnell zog er seinen kleinen Dolch aus dem Stiefelbund und bereitete den Qualen des Tieres ein rasches Ende. Nicht jeder Schuss endete nunmal sofort tödlich.
Der junge Mann schulterte sich Tier, welches seine Kleidung mit Blut drängte und trat den Rückweg zur Lichtung an. Er war ganz schön weit gelaufen musste er feststellen. Aber er war ein guter Fährtenleser und konnte so die Richtung genau definieren.
Auf der Lichtung hatte Thenar bereits ein kleines Gestell zusammengebunden, um die Tiere zu transportieren. Er bemerkte den anderen Waldläufer spät, denn er schien in Gedanken versunken, während er auf irgendein Schmuckstück in seiner Hand starrte. Als er Erchirion bemerkte, steckte er es schnell weg.
Erchirion ließ das Wild auf den improvisierten Karren auf das zu erst Geschossene fallen. Die Kleidung des Rangers wieß deutliche Blutspuren des Tieres auf. Desweiteren war der junge Mann schweißgebadet und sein Haar pappte ihm in Strähnen an den Schläfen. So hatte er sich die Jagd heute Morgen nun wirklich nicht vorgestellt. "Können wir uns darauf einigen, dass wir uns das nächste mal absprechen, bevor wir angreifen?" fragte er den anderen Waldläufer mürrisch. Er war noch immer außer Atem.
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Thenar legte auch sein erlegtes Tier auf das Gerüst und musterte den jungen Waldläufer vor ihm. Er sah ziemlich abgekämpft und verärgert aus. Doch das kümmerte ihn nicht. Schweigend schnallte er sich den Köcher mit den Pfeilen um, nahm den Bogen auf die Schulter und packte das Gerüst mit dem Jagdwild.
Mit einem aufordernden Blick auf Erchirion wollte er losgehen, aber er bemerkte, das sein Weggefährte zornig wurde, da er ihm eine Antwort schuldete. Deshalb sagte er : " Jeder hat ein Wild geschossen. Wir sollten jetzt zurück gehen."
Im Stillen dachte er sich: Du bist ganz schön wütend, was? Aber etwas in mir drängt mich, jetzt rasch zur Höhle zu gelangen; große Diskussionen liegen mir sowieso nicht...Nun komm schon und fass´mit an!
Eigentlich wollte Thenar seine Frage ignorieren, was Erchirion ein klein wenig zornig machte. Nur weil der andere Waldläufer älter und vielleicht auch erfahrener war, ließ er sich doch nicht von ihm ignorieren. Thenar bekam dies mit und antwortete letztendlich doch. Allerdings nicht unbedingt auf Erchirions Frage. "Das mag sein, nur war es für Euch ein bisschen bequemer."
Der Ältere stapfte mit dem geschossenen Tieren davon, zurück in das Unterholz. Erchirion zögerte noch kurz, dann folgte er ihm mit ein wenig Abstand. "Was ist los mit Euch, Thenar? Ist Euch ein Mumak auf den Fuß getreten oder hat es etwas mit diesem albernen Schmuckstück vorhin in eurer Hand zu tun? Ist das ein Geschenk einer eurer Liebchens?" Der ältere Ranger war auf dieses total fixiert gewesen, als Erchirion aus dem Wald zurück gekommen war.
Wie dem auch sei, Erchirion mochte es nicht, ignoriert zu werden und es war ihm auch egal, ob er im Moment mit seinen Fragen zu weit ging. Thenar wollte unbedingt mit zur Jagd. Dann sollte er auch auf seinen Gefährten eingehen und nicht stillschweigend umher wandern.
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Thenar drehte sich abrupt um und fuhr den Jüngeren an : "Das geht dich nichts an!" Doch er sah, dass Erchirion nicht mit dieser Reaktion gerechnet hatte. Deshalb blieb er stehen und schüttelte leicht den Kopf.
Thenar, du Esel, Erchirion will dir doch Böses! schimpfte er sich in Gedanken selbst. Er blickte seinem Weggefährten abschätzend an und zögerte. Kann ich ihm trauen? Kann ich ihm von damals erzählen?
Thenar blieb stehen, fuhr herum und warf Erchirion nur fünf Wörter an den Kopf. Dann schwieg er. "Wie Ihr meint..."
Erchirion schulterte seinen Bogen und seinen Köcher und zwängte sich ohne ein Wort oder dem anderen Ranger noch eines Blickes zu würdigen, an ihm vorbei.
Es war ihm ja eigentlich total egal was dies für ein Schmuckstück war. Doch er konnte es nunmal noch nie leiden einfach ignoriert zu werden. Dergolad hatte versucht ihn diese Flausen auszutreiben und ihm Geduld zu lehren. So ganz schien ihm dies nicht geglückt zu haben.
Schweigend lief er nun durch den Wald und näherte sich Henneth Annun. Das Wild wurde von Thenar mit geschliffen und so konnte sich der jüngere Waldläufer ein wenig von seiner langen Hetzjagd erholen.
Nun gut, dachte Thenar, als sich der Jüngere beleidigt an ihm vorbei schob und voran stürmte. Thenar kaute an seiner Unterlippe, während er das erlegte Wild auf dem Gerüst zog. Wie immer, wenn es um Gefühle ging, hatte er seine Probleme.
Komisch, der Heermeister versteht mich, grübelte er. Eigentlich ist Faramir der einzigste Mensch, der das bisher in seinem Leben geschafft hat. Und vielleicht noch Calmacil; aber der war ja nun tot.
Thenars Mundwinkel zuckte und ihm fielen die Worte ein, die Erchirion ihm beim seiner Rückkehr vorhin an den Kopf geworfen hat. Ein albernes Schmuckstück...ein Geschenk einer eurer Liebchen... Er schüttelte leicht den Kopf.
Wenn der wüsste! Für mich ist Calmacils Armband ein Schmuckstück, aber sonst ist es ein schlichtes Lederband, wo einige fremde Zeichen eingebrannt sind....Es war mein Armband, das ich seit meiner Kindheit trug....und Liebchen? Ich hatte nur wenige Abenteuer...
Obwohl er tief in Gedanken versunken war, näherte er sich Henneth Annûn und schlug den Weg zur Feuerstelle ein.
Unter Faramirs Führung marschierten die Waldläufer nach Süden. Nachdem sie etwa drei Stunden durch die Wälder gewandert waren, ließ der Heermeister für eine kurze Rast anhalten. Die Männer aßen einige Bissen und tranken einen Schluck, bevor Faramir das Zeichen zum Weitergehen gab. Sie gingen weiter.
Die Sonne stieg über die Berge und nach und nach wurde es auch im Schatten der Wälder etwas wärmer. Es war ein schöner Tag, doch Faramir fühlte, dass er in seinem Herzen unruhig wurde.
Etwas ist nicht in Ordnung. Und wir gehen der Gefahr entgegen.
Er blickte sich um, aber noch schien nichts den Frieden der Wälder Ithiliens zu stören. Außer den wandernden Männern waren nur singende Vögel, das Rascheln der Blätter im sanften Wind und andere natürliche Geräusche des Waldes zu hören.
Nach weiteren drei Stunden Marsch gab Faramir das Zeichen zum Anhalten. Zwischen den Baumwipfeln war zu sehen, dass die Sonne nun genau im Süden stand.
"Es ist Zeit für das Mittagessen", sagte Faramir.
-------------------------------------------- "Ich bin Faramir, Heermeister von Gondor."
Beinnahe verzückt lauschte Gwaenas den Lauten aus dem Wald. Es kam ihm vor, als sei dies schöner als jede Serenade eines Chors, den er je in Andrast gehört hatte. Die wäldliche Musik schien ihm Frieden einzuhauchen, und er spürte kaum, wie der Marsch an seinen Kräften zerrte. Denn wann immer die musik aus dem Rascheln der Blätter, dem Singen der Vögel und dem Knacken von kleinen Ästen verstummte und er die Müdigkeit fühlte, welche sich in seinen Gliedern breitmachte, so sah er doch stets zu Heermeister Faramir, der mit eiserner Entschlossenheit weiterging. Und dann fand Gwaenas immer wieder die Kraft, weiterzulaufen. Aber gleichzeitig mit dem Frieden kam die innere Unruhe immer wieder.
Schließlich gab der Heermeister den Befehl zum Anhalten, da manzu Mittag essen wollte, und Gwaenas atmete erleichtert aus.
Meowés keuchte noch laut und freute sich über den Befehl des Heermeisters.
Endlich eine Rast...aber ich werde nicht viel essen
Meowés kramte in seiner Tasche und zog eine kleine Holzbox heraus, in der das Amulett seines Vaters lag. Der junge Waldläufer starrte das Amulett kurz an. Er dachte aan seinen Vater, an Elosian und Minas Tirth. Er wollte lieber nach Elosian oder Minas Tirith als nach Osgiliath. Als aber ein anderer Ranger zu ihm guckte, packte er sie schnell wieder weg. Er hatte keine Lust dumme Fragen zu beantworten, packte die Holzbox zurück undß einen Apfel und 2 Brote.
Gemeinsam waren die Waldläufer nun schon ein paar Stunden unterwegs gewesen. Viele von ihnen liefen schweigsam, doch einige unterhielten sich auch über diese und jene Dinge. Es war ja nicht so, dass sie sich gerade irgendwo heran schlichen. Der Sinn und Zweck dieses Marsches bestand allein darin, möglichst schnell nach Osgiliath zu gelangen.
Nach einiger Zeit ließ sie Faramir schließlich anhalten um für ein kleines Mahl zu rasten. Erchirion holte sich ein paar Stücke Trockenfleisch und setzte sich auf einen Baumstamm. Er ließ seinen Blick schweifen und beobachtete die anderen Ranger.
Schließlich nahm er seinen Mut zusammen und ging auf seinen Vetter zu, welcher nicht weit entfernt saß. Stillschweigend ließ er sich neben Faramir nieder und versuchte die richtigen Worte zu finde. "Faramir, bitte verzeih mir mein Benehmen und meine Worte von gestern. Ich hätte das Thema nicht aufgreifen dürfen. ... Ich möchte nicht, dass irgendwelche Dinge, welche ich ohne Nachdenken von mir gegeben habe, zwischen uns stehen."
Erchirion wartete nun ab, was sein älterer Cousin zu diesem Thema erwiderte.
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Hinfallen, Aufstehen, Krone richten, weiter gehen ...
Mühelos marschierte Astaldo mit den anderen Waldläufern durch die Wälder. Er merkte, dass einige der jüngeren Leute nach einigen Stunden langsamer wurden.
Ja, das habe ich mir schon gedacht, dass diese Weicheier bald Probleme bekommen. Es geht eben nichts über jahrelange Körperertüchtigung.
Er ging einige Schritte zurück zu einer Gruppe, die etwas zurückgefallen war und spornte sie an, schneller zu laufen.
Als Faramir das Zeichen zum Anhalten gab und erlaubte, das Mittagessen einzunehmen, seufzten nicht wenige von der Gruppe dankbar auf. Astaldo hingegen lief mit federnden Schritten nach vorne zur vordersten Gruppe, weil er wissen wollte, ob der Heermeister sonst noch Anweisungen hatte. Unterwegs holte er ein Stück hartes Brot aus seiner Tasche und biß davon hungrig ab.
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Wenn du wissen willst, wie groß du wirklich bist, dann darfst du dich nicht mit einer Messlatte messen, die kleiner ist als du!
Thenars Verspanntheit wich, je länger sie liefen. Bei ihrer ersten Pause merkte er nichts mehr von den Auswirkungen seiner falschen Schlafposition in der Nacht.
Die frische Waldluft belebte seine Sinne und befreite seinen Geist. In der Natur hat er sich schon immer wohler als in befestigten Behausungen gefühlt. Schweigend lief er und lauschte den Stimmen des Waldes. Trotzdem er sich wohler fühlte, spürte er immer noch das leise Kribbeln im Nacken.
Was mag das nur bedeuten? fragte sich Thenar und schaute suchend nach Faramir , der die Waldläufer nun zur zweiten Rast rief. Bevor er sich entscheiden konnte, den Heermeister anzusprechen, war Erchirion ihm zuvor gekommen. So suchte sich der Waldläufer einen Platz um seinen Proviant zu essen. Während er sein Dörrfleisch verzehrte, beobachtete er Meowés, der in ein Kästchen schaute, dass er aus seiner Tasche geholt hatte.
Bestimmt ist dort ein Andenken an seine Eltern drin. dachte Thenar und sah, wie der Junge seinen Blick erwiederte und das Kästchen schnell wegsteckte. Er nickte ihm leicht zu und beobachtete Astaldo, der mit federnden Schritten nach vorne geeilt kam.
Curons mürrische Laune hatte sich während des laufens gelegt und er genoss die Ruhe der Umgebung, reden wollte er trozallem nicht.
Als sie rasteten, setzte sich Curon ein klein wenig abseits, um in Ruhe zu essen. Aber Anborn, den Curons sonderbare Stimmung am Morgen aufegefallen war gesellte sich zu ihm.
" Was ist los mit dir, Curon, du bist doch sonst nicht so verschlossen? Los sag schon was bedrückt dich."
Anborn grinste ihn unverhohlen an. Seit Curon Faramirs Truppe zugeteilt wurde, waren sie befreundet und bis jetzt hatte Anborn es immer geschafft seine Stimmung zu bessern.
" Ich glaube, ich habe Heimweh." - " Nach Minas Tirith?" - " Nach Henneth Annun." Curon hatte die letzten Worte nur geflüstert.
Anborn konnte nur krampfhaft ein Lachen verkneifen, er schüttelte den Kopf. Als seinen mit hochroten, sich ein Lachen verbeissenden Gesicht dasitzen sah, musste er grinsen.
" Blöd, nicht." - " Kann man wohl sagen." Beide versuchten jetzt so leise ie möglich zu lachen.
Der Heermeister unterbrach sein Essen, als Erchirion ihn ansprach und sich entschuldigte.
"Schon gut, Vetter", sagte Faramir, "dir ist verziehen. Reden wir nicht mehr darüber. Aber gut, dass du kommst, ich wollte ohnehin etwas besprechen. Mit einigen erfahrenen Waldläufern."
Als Faramir sah, dass Astaldo und Thenar in seiner Nähe waren, sagte er zu ihnen:
"Ihr könnt gleich hier bleiben und an der Besprechung teilnehmen."
Dann wandte er sich an einen seiner Leibwächter:"Mablung, hole Anborn und Curon zu mir!" Der Waldläufer nickte und ging zu den beiden anderen.
Während die Männer sich um ihn sammelten, holte der Heermeister aus seinem Gepäck eine Landkarte von Nord-Ithilien hervor und breitete sie aus.
-------------------------------------------- "Ich bin Faramir, Heermeister von Gondor."
Erchirion war erleichtert, dass Faramir nicht nachtragend war und dieses Thema so schnell wie möglich vergessen wollte. Das war dem Ranger mehr als recht und die Erleichterung konnte man ihm aus dem Gesicht ablesen.
Als Faramir ihn bat zu bleiben und ein paar anderen Waldläufer herbei rief, nickte er und war gespannt, was sein Vetter mit ihnen zu bereden hatte. Der Heermeister holte schließlich eine Karte hervor und faltete diese auf einem Baumstamm aus. Erchirion stellte sich auf die andere Seite des Baumstammes und betrachtete diese von oben. Kenn ich... dachte er bei sich.
Aber Faramir hatte sicher Wichtigeres mit ihnen vor, als ihnen nur die Umrisse von Gondor zu präsentieren. "Wie sieht das Vorhaben aus? Wir gehen doch auf direkten Weg nach Osgiliath, oder?"
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Hinfallen, Aufstehen, Krone richten, weiter gehen ...
Thenar blickte überrascht auf, als er zu der Besprechung zum Heermeister gerufen wurde. Er steckte schnell die Reste seiner Mahlzeit in die Tasche und ging zu der kleinen Gruppe, die sich um einen Baumstamm versammelte, worauf ein Lageplan lag.
Als Erchirion fragte, blickte Thenar gespannt auf den Heermeister, denn diese Frage beschäftigte ihn auch.
Curon und Anborn waren in ein Gespräch übers Bogenschießen, ihrer beider Lieblingsthema vetieft, als Mablung zu ihnen trat und die Befehle des Heermeisters weiterleitete.
" Es sieht beruhigender aus wenn du lachst, Curon, wenn du ein mürrisches Gesicht ziehst, hat man das Gefühl es müsste etwas Schreckliches geschehen, es passt nicht zu dir. Der Heermeister schickt mich, euch beide zu holen." Ein verschmitztes Lächeln glitt über das Gesicht des alten Waldläufers.
Curon und Anborn erhoben sich und folgten Mablung zu Framir.
Astaldo war froh, dass er den richtigen Riecher gehabt hatte und gleich nach vorne zum Heermeister gegangen war. Er war ganz gespannt, was Faramir mit ihnen besprechen würde.
Neugierig betrachtete er die Landkarte von Nord-Ithilien. Diese Karte hatte er auch schon öfters gesehen und er fragte sich, was Faramir dieses Mal damit bezweckte.
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Wenn du wissen willst, wie groß du wirklich bist, dann darfst du dich nicht mit einer Messlatte messen, die kleiner ist als du!
"Ja, wir gehen nach Osgiliath", antwortete Faramir auf Erchirions Frage. "Spätestens übermorgen Abend sollten wir dort sein. Aber wir sollten uns trotzdem unterwegs etwas umschauen."
Der Heermeister zeigte auf einen Punkt in der Karte.
"Wir sind jetzt hier, zehn Meilen südlich von Henneth Annûn. Wie ihr seht, ist der östliche Saum des Waldes weniger als eine Meile von hier entfernt. Von dort kann man auf die alte Nord-Süd-Straße blicken. Ich habe vor, dass wir uns nach Südosten wenden, bis wir zum Saum kommen und beim Weitermarsch nach Süden die Straße beobachten."
"Aber warum?" fragte Damrod. "Haben wir Hinweise darauf, ob dort Feinde unterwegs sein könnten?"
"Bis jetzt nicht", erwiderte Faramir langsam. "Aber ich habe eine seltsame Ahnung, dass es in Ithilien nicht so friedlich bleiben wird wie jetzt. Das Böse jenseits der Berge schläft nie. Zumindest für ein paar Stunden sollten wir daher den Blick nach Osten wenden. Falls nichts besonderes vorfällt, wenden wir uns nach Südwesten - und zwar hier."
Faramir zeigte auf einen Punkt auf der Karte, der etwa sechs Meilen südöstlich von ihrem jetzigen Standort entfernt war.
"Verzeiht, Heermeister," wandte Anborn ein. "aber ich möchte zu bedenken geben, dass man umgekehrt von der Straße aus auch den Waldrand beobachten kann. Falls dort tatsächlich feindliche Späher unterwegs sein sollten, würden sie uns möglicherweise zuerst sehen, wenn wir den Schutz der Bäume verlassen."
"Auch daran habe ich gedacht, Anborn", sagte Faramir "Nur eine kleine Gruppe von zehn Männern wird direkt am Saum unterwegs sein, denn zehn fallen nicht so schnell auf wie achtzig. Die anderen gehen in der Deckung des Waldes weiter."
Faramir wandte sich an Astaldo.
"Astaldo, du hast die Aufgabe, den Spähtrupp zusammenzustellen und zu führen. Suche dir einige erfahrene Männer aus. Allerdings nicht Erchirion und Curon, denn für sie habe ich andere Aufgaben."
Der Heermeister sagte zu seinen Vettern:
"Erchirion, du bleibst am Nachmittag an meiner Seite. Curon, du behältst die beiden jüngsten Waldläufer im Auge - für den Fall, dass wir tatsächlich auf Feinde treffen sollten. Hat noch jemand Fragen?"
-------------------------------------------- "Ich bin Faramir, Heermeister von Gondor."
Gwaenas genoss das Brot, welches er nun aß. Es war zwar genauso wie das harte, schwarze Brot vom Vortag, aber nach diesem langen Fußmarsch kam es ihm vor wie ein Festmahl. Er sah, wie Erchirion zu Faramir ging um etwas mit ihm zu besprechen, was sie aber genau sagten, hörte er nicht, und es war ohnehin nicht für seine Ohren bestimmt. Der Heermeister breitete eine Landkarte aus, und einige der älteren Waldläufer, darunter Astaldo, klamen zu ihm. Es war eine Lagebesprechung.
Sicherlich wird es nun vermutlich Veränderungen geben, dachte er gespannt.
Es wr Thenar, als würde der Heermeister seine Frage beantworten ,als er von seiner Ahnung erzählte.
Das Böse jenseits der Berge schläft nie.Wie recht Faramir hat, dachte der Waldläufer schmerzlich. Damals hatte er einige Orkbanden aufgespürt und bekämpft, so gut er es als einzelner Kämpfer vermochte. Doch bei einem dieser Überfälle war er schwer verletzt worden und daraufhin schwer erkrankt. In seiner Verzweiflung wollte er sich das Leben nehmen, als Faramir ihn mit seinen Waldläufern fand und ihn in die Häuser der Heilung brachte.
Thenars Gedanken waren abgeschweift und er merkte wieder auf, als der Heermeister Astaldo den Befehl für einen Spähtrupp erteilte.