Wie es Boromir der letzten Wachschicht angeordnet hatte, so wurde er zeitig, noch vor dem Sonnenaufgang, geweckt. Die Morgendämmerung hatte bereits eingesetzt und die Umrisse der Waldlichtung, auf welcher sich ihr Lagerplatz befand, wurde erkenntlich.
Auch die restlichen Soldaten wurden aus einem unruhigen Schlaf geweckt. Sie alle hatten noch das Bild des zerstörten Dorfes und der entstellten Leichen vor Augen. Doch Boromir konnte ihnen nicht versprechen, dass sie nun von so etwas verschont blieben. Denn dies war ziemlich unwahrscheinlich.
Schon am Vorabend, als es noch hell genug gewesen war, hatten einige Waldläufer die Spuren beim fremden Lager in Augenschein genommen. Meister des Spurenverwischens waren diese Abtrünnigen nicht. Aber vielleicht wollten sie es genau so. Weshalb vollbrachten sie sonst diese abscheulichen Taten? Sie wollten ein Zeichen setzen.
Die Spurt führte nun geradewegs in Richtung des nächstgelegenen Dorfes. Zumindest vermutete Boromir dies. Dieser Teil der Region war vom Unwetter fast vollständig verschont geblieben und so hatte der Regen keine Spuren verwischt.
Boromir machte sich an der Waschschüssel, welche man ihm brachte, frisch und ließ sich anschließend von seinen Männern die Rüstung anlegen. Bereits voll ausgestattet trat der Heermeister aus seinem Zelt, welches sofort nach dem Verlassen abgebaut wurde.
Das kleine Lagerfeuer, welches in der Nacht gebrannt hatte, wurde gelöscht und Boromir sah zufrieden, dass alle Soldaten nun auf den Beinen waren und sich auf den Aufbruch vorbereiteten. Boromir selbst nahm das Stück Brot und das Trockenfleisch, welches man ihm reichte und stärkte sich im Stehen für den Ritt.
Diros hatte in dieser Nacht kaum geschlafen. Der gestrige Tag, war der schlimmste in seinem ganzen Soldatenleben gewesen. Seine schlimmsten Befürchtungen, die er schon die Tage vorher gehabt hatte, waren bei weitem übertroffen worden: Das Dorf in dem sein Onkel lebte war zerstört. Die wenigen Toten, die sie gefunden hatten, ließen ein allzu gutes Bild von den grausamen Taten erkennen, die die harmlosen Menschen hier ertragen mussten, bevor sie aus dem Leben gerissen wurden.
Diros Onkel hatten sie nicht gefunden, aber der junge Mann war zu seinem Hof geeilt, wo das Haus nur noch aus den steinernen Grundmauern bestand. Sofort war sein Blick Richtung Osten gewandert, Richtung Anthara, wo seine Familie wohnte. Er wollte zu ihnen; sehen ob sie lebten; sie beschützen … Doch er durfte nicht. Er war Soldat Gondors und durfte seinen Posten nicht einfach verlassen. Gerade weil er die Leibwache Boromirs war.
Seinem Heermeister gegenüber hatte er seine Gefühle weitgehend versteckt. Er hatte aus seinem Fehler gelernt: Einem Heermeister zeigte man nicht, dass man ein Mensch war und sich um seine Liebsten sorgte.
Auch an diesem Morgen hatte er dem Heermeister wie gewöhnlich aufgewartet. Agros hatte sein verschlossenes Gemüt verstanden und Boromir vorrangig geantwortet. Nun hatte Agros Diros auch weggeschickt und gemeint, dass er allein das Aufräumen übernehmen würde.
Diros trat aus dem Zelt des Heermeisters und sah, wie die Soldaten ihre Habseligkeiten zusammenpackten. Der junge Mann war mehr als froh darüber, denn so hoffte er, dass er niemandem, besonders nicht Boromir ins Auge fallen würde. Da er weder Hunger noch Appetit verspürte, aß er nichts.
Er stellte sich etwas abseits und blickte nach Südosten, wo Brunerui lag, das kleine Dorf, durch dass er immer gelaufen war, um nach Anthara zu gelangen und dort Aeluin zu treffen.
»Aeluin«, sagte er gramvoll vor sich hin und sein Herz schnürte sich bei dem Gedanken zusammen, dass sie nicht mehr war.
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Vor dem Sonnenaufgang erwachte Thenar nach kurzen, aber tiefen Schlaf. Sogleich stand er auf, erfrischte sich am Brunnen und bandagierte sich seinen Knöchel, obwohl dies eigentlich gar nicht mehr erforderlich war. ' Wie sagte Rydon doch? Ich sollte den Fuß so gut wie möglich schonen ... schaden tut es bestimmt nicht, wenn ich den Verband noch weiter trage.' Als seine Blick über das zerwüstete Dorf glitt, dachte er traurig an die ahnungslosen Bewohner, die so brutal niedergemetzelt worden waren. So wie ihm ging es vielen der Männer, denn es wurden nur wenige Gespräche beim Frühstück gehalten.
Thenar hatte rasch gegessen und nutzte die Zeit, noch einmal seinen Dolch und sein Schwert zu schärfen. Ardamir beobachtete ihn und der Waldläufer nickte ihm grimmig zu. Dann machte er sich für den Aufbruch fertig und ging zu Centur, der ihn gleich begrüßte. Er sattelte das Pferd, saß auf und reihte sich neben Curon hinter dem Oberheermeister ein.
Der Waldläufer war zwar unruhig, aber dennoch konzentriert auf die vor ihnen liegende Aufgabe. Es wirkte grimmig und verschlossen.' Zwar heißt es, wir sollen die Schurken gefangen in die weiße Stadt bringen, doch werde ich nicht zögern zu töten, wenn es sich nicht anders vermeiden lässt. Ich bin bereit zu sterben, wenn die Valar es so wollen. Dann werde ich endlich bei Calmacil sein! ' Dabei schaute er auf das Armband seines verstorbenen Sohnes und wartete auf das Signal zum Aufbruch.
Nach einer unruhigen Nacht erwachte Faramir früh, als die Wachen gerade das Lager weckten. Nachdem er sich frisch gemacht hatte, verließ er sein Zelt und ging durchs Lager. Er sah, dass es den meisten Soldaten ähnlich ergangen war wie ihm und sie nicht gut geschlafen hatten. Der Anblick des zerstörten Dorfes und der ermordeten Bewohner hatte alle sehr aufgewühlt. Die Männer waren schweigsam.
Faramir bemerkte, dass Diros besonders mitgenommen aussah. Er wusste auch, warum. Der Heermeister ging zu dem jungen Krieger, der etwas abseits stand, und sagte:
"Fasse Mut, Diros! Deiner Familie ist gewiss nichts zugestoßen. Ich kann verstehen, dass du gerade sehr verzweifelt bist, aber konzentriere dich dennoch auf deinen Aufgaben, denn damit kannst du deinen Leuten am meisten helfen!"
Nachdem er Diros Mut zugesprochen hatte, nahm Faramir ein kleines Frühstück zu sich - nicht viel mehr als ein paar Bissen im Stehen, denn besonders hungrig war er nicht. Er trank rasch noch einen Schluck Wasser, dann ging er zu Boromir.
-------------------------------------------- "Ich bin Faramir, Heermeister von Gondor."
Während Boromir gerade zufrieden den Aufbruch betrachtet, trat sein Bruder zu ihm heran. Kurz musterte der Heermeister diesen, bevor er überhaupt etwas sagte. „Guten Morgen, Faramir. Ich hoffe du hast ein wenig Schlaf finden können. Einige der Männer sehen mir leider etwas zu unausgeschlafen aus. Natürlich ist es nicht leicht mit so etwas umzugehen. Doch mit einem solchen Anblick hatten sie rechnen müssen. Und sie sind nicht umsonst gute Soldaten, welche wir für unsere Mission ausgewählt haben.“
Faramir sah dies bestimmt genauso. Man durfte sich jetzt nicht wegen des schrecklichen Bildes in Undaria klein kriegen lassen oder gar die Hoffnung verlieren. Denn sie waren Soldaten, dazu beritten, hatten Waffen und den eisernen Willen ihr Land zu verteidigen.
„Laut den Spuren am Lagerplatz der Abtrünnigen ist es zwei Tage her, seit sie es verließen. Und sie sind zu Fuß. Was heißt, dass wir einen klaren Vorteil haben. Wenn sie sich Zeit lassen und auf ihrem Weg noch mehrere Dörfer angreifen, was fast sicher ist, dann könnten wir sie heute einholen. Und das ist mein Ziel!“
Boromir war es leid. Er wollte dem ganzen endlich ein Ende machen. Er wollte diese Männer tot sehen. Und früher oder später würden sie es sein. Denn das Urteil, welches Denethor fällen würde, war ihm bereits jetzt schon klar. Etwas anderes stand gar nicht zur Diskussion.
„Ich werde vor dem Aufbruch noch ein paar Worte an die Männer richten. Sie sollen sich bereit machen. In zehn Minuten will ich aufbrechen.“
Als Arcuen erwachte fühlte er sich wie gerädert. Müde kroch aus dem Zelt und erfrischte sich am Brunnen, und füllte bei der Gelegenheit schnell den Trinkschlauch auf, der nach den letzten schwülen Tagen beinahe leer war.
Von dem Leichenberg zeugte nur noch eine schwärzliche Rauchsäuke, die gen Himmel stieg. Er ging zu Hakku um ihm etwas zu essen zu geben und ihn zu tränken. Danach aß er selber etwas, doch das Brot schmeckte fad, im Angesicht des zerstörten Dorfes. Arcuen spülte den letzten Bissen mit etwas Wasser herunter und hockte sich dann in den Zelteingang um den Bogen einzuölen, seine Pfeile zu überprüfen und sein Schwert zu schärfen.
Arcuen beobachtete, wie Thenar versonnen an einem Armband spielte. Er schritt zu ihm herüber und fragte: »Geht es dir gut? Es scheint dich etwas zu beschäftigen!« ›Es ist bestimmt wegen diesen Schurken! ‹, dachte er, ›Wenn ich sie in die Finger bekomme, werde ich nicht wenigr Gnade walten lassen als sie es taten!‹
Diros blickte Faramir an, als dieser zu ihm sprach. Er sah Verständnis in dessen Augen und Mitleid - ganz anders als in Boromirs Augen. Und er war Faramir sehr dankbar. Trotzdem halfen dessen Worte ihm wenig und mit seinem Kummer war er noch immer ganz allein, denn niemand konnte er sich anvertrauen.
Diros hatte dem Heermeister Faramir nichts geantwortet. Er hatte gelernt, dass es besser war, nichts falsches zu den Heermeistern zu sagen, deshalb schwieg er lieber.
Trotzdem folgte er Faramir und sprach zu beiden Heermeistern, als keiner von ihnen mehr etwas sagte: »Heermeister. Ich kenne mich in dieser Gegend gut aus. Wenn Ihr einen Führer braucht oder nach dem besten Wegen sucht, dann kann ich Euch zu Diensten sein.«
Diros verstummte. Eigentlich wollte er so wenig wie möglich mit Boromir sprechen, doch hier ging es um seine Familie und die harmlosen Dorfbewohner aus der Gegend …
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"Guten Morgen, Boromir", sagte er. "Ich muss zugeben, der Anblick dieses zerstörten Dorfes hat auch mir einigen Schlaf geraubt, doch ich möchte nicht von gestern sprechen. Wir müssen nach vorne schauen und so schnell wie möglich nach Süden, um die Banditen zur Strecke zu bringen."
Boromir sprach von einem klaren Vorteil, den die Soldaten hätten, aber Faramir war sich nicht so sicher.
"Wer weiß, was in den zwei Tagen geschehen ist? Ich fürchte, dieser einäugige Unhold und der von ihm geführte Abschaum haben weiteres Unheil angerichtet. Ich hoffe wie du, dass wir es heute noch schaffen, dem ein Ende zu bereiten."
Nachdem Boromir, befohlen hatte, dass die Männer sich zum Aufbruch bereit machen sollten, nickte Faramir zufrieden, denn auch er wollte so früh wie möglich aufbrechen.
Im nächsten Moment wurden die Brüder von Diros angesprochen, der darauf hinwies, dass er sich in der Gegend gut auskannte. Faramir merkte, dass der junge Krieger immer noch verzweifelt war, sich aber entsprechende seinem Rat auf seine Aufgabe zu konzentrieren versuchte.
"Sehr guter Vorschlag, Diros!" sagte Faramir zu dem Soldaten und wandte sich an seinen Bruder. "Unser Vorteil kann noch größer werden, wenn ein Einheimischer uns die besten Wege zeigt."
Dann erhob er seine Stimme und sprach zur gesamten Truppe:
"Soldaten Gondors, macht euch sofort bereit zum Aufbruch! Der Heermeister des Weißen Turms wird sogleich einige Worte an euch richten!"
Unverzüglich wurde sein Befehl befolgt. Die meisten Männer hatten ihr Frühstück bereits beendet und bestiegen ihre Pferde. Auch Faramir ließ sich von Damrod die Zügel seines Rosses reichen und saß auf.
-------------------------------------------- "Ich bin Faramir, Heermeister von Gondor."
Plötzlich tauchte Arcuen neben ihm auf; er führte sein fertig gepacktes Pferd am Zügel und schaute ihm prüfend ins Gesicht. Thenar antwortete dem Jüngeren mit dem grauem, kurzem Haar nicht sogleich, sondern schaute erst in dessen güne Augen. ' Du hast schlecht geschlafen - wie so viele von uns. Wenn wir erst reiten, wird aber bestimmt jeder Mann seine Müdigkeit vergessen haben.'
"Nur das, was uns nach dem Überfall wohl alle beschäftigt ... danke der Nachfrage. Und du? geht es dir gut?"' Die Übelkeit scheint er überwunden zu haben - und gegessen hat er anscheinend auch. Das ist wichtig, denn wer weiß, welche Anblicke uns heute noch erwarten ...'
Die Stimme des Heermeister Faramir unterbrach ihre kurze Unterhaltung, denn er mahnte die Männer, die noch nicht fertig waren, zum Aufbruch. ' Jetzt bekommen wir bestimmt noch einige Informationen, wie unser heutiger Weg vermutlich aussehen wird!' Thenar spürte wieder das Kribbeln im Nacken.
Da Faramir auf Diros Angebot bereits geantwortet hatte, brauchte Boromir diesem nichts mehr hinzu zu fügen. Natürlich hatte der Heermeister bemerkt wie sich das Verhalten des Mannes seit ihrem Gespräch vor zwei Tagen geändert hatte. Boromir machte sich auch Gedanken darüber, ob er vielleicht überreagiert hatte. Aber in seinen Augen hatte er sich selbst nichts zu Schulden kommen lassen. Und solange Diros seine Arbeit tat, war es ihm gleich.
Man brachte dem Heermeister sein fertig ausgerüstetes Pferd, an dessen Sattel der Helm und der Schild befestigt war. Fast mühelos schwang sich Boromir, trotz der schweren Rüstung, auf den Rücken des Grauschimmels. Nachdem auch der letzte Soldat aufgesessen war, lenkte Boromir sein Pferd so, dass ihn jeder sehen konnte. Der Heermeister wusste, dass es ein paar Worte bedurfte.
„Männer! Soldaten Gondors! Mir ist bewusst, dass die Träume eines manchen heute Nacht von grausamen Bildern heimgesucht wurden. Doch wir dürfen uns von so etwas nicht aufhalten lassen. Nicht kurz vor dem Ziel ... Vor zwei Tagen haben die Abtrünnigen jenes Lager dort verlassen. Sie sind zu Fuß und wenn sie weiter ihren Weg des Mordens und Plünderns fortsetzen, so werden sie langsam vorankommen. Wir haben einen Vorteil und müssen ihnen heute dicht auf die Fersen kommen.
Auch weiß ich, dass der Befehl diese Männer lebend nach Minas Tirith zu bringen, einigen von euch gegen den Strich geht. Mir genauso ... Doch der Befehl kam von oberster Stelle und wir müssen ihn befolgen. Verteidigt euer Leben und das Unschuldiger. Doch seht von einer Tötung ab, wen sie sich ergeben oder anders kampfunfähig sind.“
Boromir ballt die Fäuste. Er würde sich selbst zusammenreisen müssen um nicht gegen den Befehl des Truchsess zu verstoßen. Diese Männer hatten einfach den Tod verdient! „Wenn ihr Fragen habt, so stellt sie jetzt“, meinte Boromir noch an die Menge und wartete ab.
Faramir vernahm Boromirs kurze Ansprache mit Zustimmung. Der Ober-Heermeister tat gut daran, nochmal an Denethors Befehl zu erinnern, dass die Banditen nach Möglichkeit gefangen und nicht getötet werden sollten. Trotz der Grausamkeit der Schurken sollte das Ziel der Männer des Truchsess Recht und nicht Rache sein. Aber zugleich bemerkte Faramir auch, wie schwer es Boromir fiel, den Befehl zu bekräftigen.
Auf Boromirs Aufforderung, mögliche Fragen zu stellen, antworteten die Soldaten mit Schweigen. Schließlich beugte sich Faramir zu seinem Bruder hinüber und sagte leise:
"Wie es scheint, haben die Männer keine Fragen, sondern erwarten deinen Befehl zu Aufbruch."
-------------------------------------------- "Ich bin Faramir, Heermeister von Gondor."
Diros saß auf seinem Braunen und starrte vor sich, während Boromir seine Rede hielt. Es würde ihm schwer fallen, sich diesmal zurück zu halten. Sein Onkel und dessen Familie war vermutlich tot. Und wenn sie noch Anthara überfallen hatten und jemand getötet hatten, den er liebte, dann würde man ihn festketten müssen, damit er keine Rache ausübte.
Der junge Mann bemerkte die Stille. Er wusste nicht, ob er etwas verpasst hatte, da er nicht genau zugehört hatte.
»Oberheermeister«, sagte er deshalb mehr oder minder laut, denn er saß ja dicht bei Boromir auf seinem Pferd. »In welche Richtung reiten wir? Einer der Waldläufer meinte gestern, dass sie sich in Richtung Osten aufgemacht hätten. Dort liegt ein kleines Dorf namens Brunerui. Ich glaube kaum, dass sie sich verteidigen konnten … Weiter östlich liegt das Dorf Anthara, wo meine … Frau lebt. Ihr Vater ist der Dorfvorsteher. Er ist ein guter und scharfsinniger Mann. Er ist keineswegs feige, aber er würde versuchen mit den Banditen zu reden und alles friedlich zu lösen …«
Diros kannte seinen Schwiegervater nur als sehr friedvollen Menschen. Hätte er ihn in seiner Rüstung gesehen, wäre er wohl vollkommen sprachlos geworden. »Falls welche aus den Dörfern fliehen wollten, so werden sie nach Anthara gegangen sein. Denn Arendor, mein Schwiegervater, würde jeden dort aufnehmen …«
Warum sagte Diros das alles? Um die Flüchtlinge zu retten? Oder wollte er nicht in Wirklichkeit auf dem schnellsten Wege nach Anthara, um seine Geliebte in die Arme zu schließen?
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Thenar strich sich nachdenklich über sein stoppeliges Kinn. ' Es behagt wohl keinem hier, diesem Befehl wirklich nachzukommen ...' Man sah ihm nicht an, wie sehr es in ihm brodelte, wenn er an die unschuldigen Menschen dachte, die rücksichtslos niedergemetzelt worden sind. Faramir drückte aus, was jetzt wohl in jedem von ihm brannte: Endlich los zu reiten und die Banditen dingfest zu machen.
Ein Soldat des Oberheermeisters , der aus dieser Gegend stammte, wagte dennoch etwas zu fragen. Aus seinen Worten sprach die Sehnsucht und große Sorge um seine Familie und Bekannten. Nun wagten auch andere Männer zu fragen: " Wie viele Schurken sind es?"" Wäre es nicht besser, diese Mörder zu Fuß zu verfolgen, da wir dann unauffälliger wären?"" Wie wollen wir vorgehen, wenn wir eine Spur entdeckt haben?"" Inwieweit dürfen wir unsere Waffen benutzen?"
Thenar beobachtete seine Kameraden, die nun eifrig Fragen stellten und wartete auf die Antworten der Heermeister.
Boromir wartete geduldig, um den Männer Zeit zu geben. Doch es schien als wäre alles geklärt und Faramir beugte sich zu ihm herüber und gab ihm mit seinen Worten recht, dass es Zeit zum Aufbrechen war. Doch plötzlich erhob Diros seine Stimme und stellte doch noch die erste Frage. Boromir war erstaunt, dass es ausgerechnet Diros war, da sich der junge Mann ihm gegenüber die letzten zwei Tage sehr zurückhaltend verhalten hatte und nur seiner Pflicht nachging.
„In welche Richtung wir reiten? Wir folgen natürlich der Spur dieser Männer? Wir haben schließlich erfahrene Spurenleser in unserer Reihe und ihnen ist es ein leichtes den Fährten zu folgen. Wir dürfen nicht riskieren die Spur zu verlieren. Möglich, dass wir Nahe an Anthara vorbei kommen. Dann werde ich dort erst entscheiden wie wir weiter vorgehen. Im Moment ist nur wichtig, dass wir den Abstand zu diesen Männern möglichst schnell verringern.“
Boromir hatte seinen Blick auf Diros gerichtet und nickte dem jungen Mann zu. Er durfte keinesfalls annehmen, dass der Heermeister einen Groll gegen ihn hatte. Denn dies traf nicht zu. Worte waren bereits gewechselt worden und für Boromir war das Thema von vor zwei Tagen abgeschlossen.
Nun blieben auch die anderen Männer nicht länger stumm und Fragen prasselten auf die Heermeister ein. Doch es war gut, dass diese jetzt gestellt wurden und nicht wenn es zu spät war. „Wir rechnen etwa mit vierzig Männern. Also wird es zahlenmäßig sehr ausgeglichen sein. Aber wir sind im Vorteil, mit Waffen und Kampferfahrung. ... Nein, wir werden nicht zu Fuß weitergehen, denn wir müssen sie schnellstmöglich einholen. Wir verlieren sonst zu viel Zeit. ... Eine Spur haben wir bereits hier entdeckt ... Ihr dürft eure Waffen verwenden um Euch und unschuldige Beteiligte zu verteidigen!“
Die Fragen ließen nach und nun war scheinbar alles geklärt. Zeit für die Männer aufzubrechen. Boromir sah davon ab, in sein Horn zu blasen, so wie er es für gewöhnlich tat. Denn das Horn Gondors hallte weit in die Ferne. Und sie wollten sich ja nicht zu früh verraten. Deshalb zog Boromir nur sein Schwert, uns ließ seinen Blick schweifen. „Erfüllen wir unsere Pflicht für unser Land! ... FÜR GONDOR!“ Die Männer stimmten in seinen Ruf mit ein und Boromir wandte sein Pferd und trieb ihm die Fersen in die Flanken.
Gerade, nachdem Faramir gesprochen hatte, ergriff Diros das Wort und stellte Boromir eine Frage. Nach ihm stellten auch andere Männer Fragen, die der Ober-Heermeister rasch beantwortete. Endlich gab er das Zeichen zum Aufbruch und die Truppe ritt los.
Sie folgten der Spur der Verbrecher in Richtung Brunerui. Faramir befürchtete, dort einen ähnlich grauenvollen Anblick wie in Undaria vorzufinden. Er sprach aber kein Wort und konzentrierte sich auf das schnelle Vorankommen, was in diesem bewaldeten Gebiet nicht so leicht war wie auf der breiten Südstraße.
Ab und zu blickte er in die Gesichter seiner Kameraden, die alle sehr angespannt waren. Boromir schien ähnlich konzentriert auf das Vorankommen zu sein wie er. Diros konnte das Leid, das in quälte, nicht verbergen. Faramir hatte Mitleid, doch er wusste auch, dass dem jungen Krieger kein tröstendes Wort helfen konnte, ehe sie keine Gewissheit über das Schicksal seiner Familie hatten.
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' Vierzig Männer also! Die sollen wir alle gefangen nach Minas Tirith bringen? Das glaube ich kaum!' Thenar blickte den Oberheermeister skeptisch an. ' Nun, Waffen werden die Schurken ja wohl auch haben, sonst könnten sie wohl kaum die unschuldigen Bewohner niedermetzeln ... Wieviel Kampferfahrung diese Mörder haben, werden wir dann sehen ... '
Der Waldläufer fragte sich, ob Boromir die Worte nur sprach, um den Männern Mut zuzusprechen. ' Das kann ein harter Kampf werden ... es ist gut, dass Boromir noch einmal klarstellt, das und wozu wir die Waffen benutzen dürfen!' Er nickte knapp nach Boromirs Rede und reihte sich mit Centur hinter den Heermeistern ein. Die Anspannung würde jetzt nicht mehr weichen, dessen war sich Thenar sicher.
Schon rief Boromir zum Aufbruch und er stimmte mit seinen Kameraden in den Ruf ein: " Für Gondor!" Trotz seiner Gedanken hielt er treu zu den Heermeistern.
Boromir hatte das schnellste Tempo angeschlagen, welches dieses Gelände zu ließ. Doch nur zu oft mussten sie die Pferde zügeln und in einem ruhigen Schritt gehen lassen, da der Untergrund gar so uneben wurde. Schließlich nützte es ihnen nichts, wenn sich jetzt auch noch welche von den Tieren die Beine brachen.
Auf der Südstraße waren sie sie natürlich schneller voran gekommen, doch hier mussten sie teilweise querfeldein. Und hier gab es nicht mal Pilze ...
Nach gut zwei Stunden, waren die Soldaten gerade einen kleinen Hügel hinunter geritten, als Boromir und die Männer um ihn herum einen schnalzenden Knall vernahmen. Fast zeitgleich scheuten Boromirs Hengst und zwei weitere Tiere. Das wäre nicht weiter tragisch gewesen, wenn das Geräusch nicht von Boromirs Sattelgurt gekommen wäre, welcher gerissen war.
Und so rutschte der Sattel samt Heermeister vom Rücken des Pferdes, während dieses sich aufbäumte und zur Seite wich. Boromir landete unsanft auf dem erdigen Untergrund und versuchte noch nach den Zügeln des Grauschimmels zu greifen, welche er aber nicht mehr erreichen konnte.
Vor Wut schnaubend rappelte sich der Heermeister mit seiner stählernen Rüstung vom Boden auf. Außer ein paar Prellungen hatte er sich nichts getan, nur war es auch nicht gerade angenehm auf der Rüstung zu landen, welche den Erdboden ziemlich hart scheinen ließ.
Mit grimmiger Miene sah Boromir auf den Sattel und den kaputten Gurt. So etwas durfte nicht passieren und Boromir fragte sich instinktiv, ob sich da nicht jemand dran zu schaffen gemacht hatte.
So schnell es im Wald ging, ritten sie weiter. Plötzlich gab es einen lauten Knall und Faramirs Pferd scheute. Mit Mühe bändigte der Heermeister sein Pferd. Gleichzeitig sah er zu seinem Entsetzen, wie Boromir samt Sattel vom Pferd fiel.
Nachdem Faramir sein Pferd beruhigt und zum Stehen gebracht hatte, stieg er rasch ab und eilte zu seinem Bruder.
"Alles in Ordnung, Boromir?" fragte Faramir besorgt, doch der Angesprochene rappelte sich bereits wieder auf, ehe ihm jemand helfen konnte.
Ein Mann war unterdessen Boromirs scheuendem Schimmel nachgeritten und brachte ihn zurück.
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Diros war ganz in Gedanken versunken, die alle mehr als unschön waren. Und niemand war da, dem er sich und seine Gedanken anvertrauen konnte. Deshalb war er auch unaufmerksam und bemerkte zu spät den Knall und den herabstürzenden Boromir. Aber im Grunde genommen hätte er auch nichts tun können.
Geschwind sprang Diros von seinem Pferd, doch ehe er die wenigen Schritte bis zu seinem Heermeister gerannt war, war dieser bereits aufgestanden.
»Heermeister«, rief Diros und blickte Boromir besorgt an. »Wie konnte das nur passieren? Agros hat doch Euer Pferd gesattelt.«
Der ältere Soldat war nun auch bei ihnen und schaute überrascht drein. »Ich kann mir das gar nicht erklären, Heermeister. Ich habe Euer Pferd mit der größten Sorgfalt gesattelt.«
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Aufmerksam beobachtete Thenar von Centur aus die Umgebung, während der Trupp den Heermeistern folgte. ' Seltsam! Ich meine es riecht nach Rauch - obwohl ich keine Qualmwolken sehen kann. Nun ja ... wir reiten jetzt in einen Wald hinein, vielleicht können wir nachdem wir hindurchgeritten sind, mehr erkennen!'
Unsicher, ob seine Nase ihm nicht einen Streich gespielt hatte, konzentrierte er sich darauf, Centur durch den Wald zu lenken. Hier roch die Luft klar, würzig und rein, so dass der Waldläufer zu sich sagte: ' Ich sehe wohl schon Gespenster .' Trotzdem wünschte er sich, freie Sicht auf die Umgebung zu haben.
Centur meisterte auch diesen schwierigen Weg ohne Probleme und Thenar klopfte ihm anerkennend auf den Hals. Die Heermeister ritten gerade einen Hügel hinab, als ein Geräusch ertönte, dass Centur erschrecken ließ. Das Pferd bäumte sich auf und preschte davon, hinaus aus dem lichter werdenden Wald. Thenar hatte zuerst Mühe, sich im Sattel zu halten, doch nach dem ersten Schreck beugte er sich tief über den Hals und redete dem Pferd beruhigende Worte zu. Endlich lief das Tier langsamer und ließ sich wieder lenken. Trotzdem er genug mit Centur zu tun hatte, bemerkte er wieder einen Hauch von Rauch in der Luft. Als er sich umschaute konnte er aber nichts von einem Brand oder Lagerfeuer entdecken.
' Was immer auch die Pferde erschreckt hat, vielleicht hat es etwas damit zu tun. Ich muss Meldung über diesen Geruch machen!' Thenar wendete Centur, der sich wieder beruhigt hatte und ritt zur Truppe zurück.
Er sah die Männer um die Heermeister geschart stehen; Boromir schien aufgebracht zu sein. Der Schimmel des Oberheermeisters wurde gerade herbei geführt, offensichtlich war es genauso wie Centur und ein anderes Pferd mitsamt Reiter durchgegangen. Thenar zügelte das Tier, als sie nahe genug waren und ließ es anhalten. Dann stieg er ab, überblickte kurz die Situation und ging zu Faramir, da dieser sich gerade nicht unterhielt. " Heermeister Faramir! Kann ich Euch kurz sprechen? " fragte er diesen mit ruhiger Stimme.
Natürlich waren die Soldaten nicht untätig gewesen und während Faramir vom Pferd sprang und besorgt auf Boromir zutrat, fing bereits ein anderer Mann des Heermeisters Pferd ein. Boromir selbst ließ kurz die Schultern und den Kopf kreisen, doch alle saß noch an seinem Platz. „Mir fehlt nichts“, beruhigte er seinen Bruder und hörte auch die Worte von Diros und Agros. Natürlich konnten sie es sich nicht erklären. Im Nachhinein will es doch immer niemand gewesen sein.
„Balor, zu mir!“ rief Boromir und wartete darauf, dass der Schmied, welcher unter anderem für die Ausrüstung zuständig war, heran geritten kam. „Steig ab!“ befahl Boromir und wandte sich erst wieder an ihn, als sie auf gleicher Augenhöhe waren. „Eine Frage ... und ich hoffe, dass du eine gute Antwort darauf hast. Ist es denn um Erus Willen zu viel verlangt, die Ausrüstung bei einem solchen wichtigen Auftrag in bestem Zustand zu halten? Es es zuviel verlangt vor jedem Ritt die Gurte und Schnallen nach ihrer Tauglichkeit hin zu überprüfen?“
Boromir war ziemlich laut geworden und die Gespräche um ihn herum verstummten. Als Thenar jedoch an Faramir herantrat, fuhr der Heermeister herum. „Nicht jetzt, Soldat!“ fuhr er ihn an, bevor er sich wieder an Balor wandte. „Schau dir das an!“ Boromir deutete auf den Sattel am Boden. „Der Sattelgurt ist einfach durchgerissen. Was wenn dies im schnell Galopp oder während eines Kampfes zu Pferd passiert?“ schnaubte der Heermeister.
Faramir bemerkte anhand von Boromirs Antwort und seinem raschen Aufrappeln, dass er sich nicht ernsthaft verletzt hatte. Zunächst war Faramir darüber erleichtert, doch dann wurde er anhand Boromirs Tonfall gewahr, dass der Ober-Heermeister ziemlich wütend war und dabei seine Stimme nicht nur gegen Balor erhob, sondern auch gegen den armen Thenar, der doch gar nichts von ihm wollte, sondern Faramir angesprochen hatte.
Seit seiner Kindheit wusste Faramir, dass man auch als Unbeteiligter zu Boromir besser etwas Abstand halten sollte, wenn dieser einen heftigen Wutanfall hatte. Faramir ging deshalb unauffällig einige Schritte weg und gab Thenar ein Zeichen, ihm zu folgen.
Nachdem sie einigen Abstand zum Ober-Heermeister, der immer noch auf Balor schimpfte, gewonnen hatten, wandte sich Faramir an Thenar und fragte ihn leise:
"Weswegen wolltest du mich sprechen?"
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Diros schaute zum armen Balor, der ganz weiß geworden war. Seine Antwort ließ auch keine richtige Erklärung für den Unfall zu Tage kommen.
›Manchmal reagiert Boromir wirklich übertrieben‹, dachte sich der junge Mann. ›Als ob Balor das mit Absicht gemacht hätte.‹
Irgendwie musste der junge Mann seinen Kameraden vor der Wut des Oberheermeisters retten, denn Faramir — von dem er das eigentlich erwartet hatte — zog sich zurück und kümmerte sich nur um seinen Waldläufer, den Boromir ebenfalls angefahren hatte. Diros schüttelte leicht den Kopf über das Verhalten Faramirs. Er war war ein wenig enttäuscht darüber.
»Heermeister«, sprach Diros Boromir mit vorsichtigem Tonfall an. »Wenn Ihr mögt, so werde ich Euch meinen Sattel geben. Ich werde hier bei Balor bleiben, bis er einen neuen Gurt gefunden hat. Ihr solltet aufbrechen und hier nicht verweilen. Wir wissen nicht, was diese Räuber gerade tun …«
Es war Diros eigentlich zuwider zurückzubleiben, doch was gab es denn für eine andere Möglichkeit? Boromir sollte reiten, viel schneller reiten, damit sie endlich voran kamen und sie wohlmöglich nach Anthara kamen oder immerhin die Banditen fanden und vernichten konnten.
Kaum hatte Thenar Faramir wegen einer kurzen Unterredung gefragt, als er auch schon vom wütenden Boromir zurecht gewiesen wurde. ' Er hat schon recht, aber ob der Mann, der für die Ausrüstung zuständig ist wirklich Schuld trifft?' Respektvoll und interessiert beobachtete der Waldläufer die Szene.
Faramir bat ihn jedoch beiseite, um mit ihm zu reden. " Heermeister, bevor wir in den Wald geritten sind, war ich der Meinung, ganz schwach einen Geruch von Rauch wahrzunehmen. Ich war mir aber nicht sicher. Als mir eben mein Pferd durchging und ich es erst am Rande dieses Waldes wieder beruhigen konnte, hatte ich diesmal die Gewissheit, das es nach Rauch riecht. Ich habe mich umgeschaut, so weit ich es in dem Gelände vermochte, habe aber keinerlei Anzeichen von einem Brand oder Lagerfeuer gesehen." 'Jede Erkenntnis über den Weg der Banditen war wichtig. Faramir weiß als Heermeister über die Waldläufer, dass alle Sinneseindrücke wichtig sind um Gefahren zu erkennen...außerdem ist er von anderer Art wie sein Bruder, der doch impulsiver erscheint...'
Thenar war sich sicher, dass Faramir diese Information verwerten würde, sobald die Angelegenheit mit dem Gurt von Boromirs Sattel geklärt war.