Das Dorf wurde vor einem Tag niedergebrannt. Es bestand aus etwa zehn Höfen, doch die meisten Menschen waren schon geflohen. Nur einige alte Menschen starben im Dorf.
Schweigend und mit einer furchtbaren Vorahnung ritten die Soldaten in das kleine Dorf Brunerui ein. Keiner wagte zu sprechen, denn alle schienen mit ihren inneren Gefühlen zu kämpfen. Es stank bestialisch nach verbranntem Fleisch und Rauch. Noch nicht lange konnte es her sein, seit dieses Dorf in Brand gesteckt wurde. Höchstens ein bis zwei Tage.
Die hölzernen Höfe waren allesamt bis auf die Grundmauern niedergebrannt worden. „Sucht nach Überlebenden!“ gab Boromir den Befehl, während er selbst von seinem Hengst stieg. Der Heermeister selbst ging auf das verschmorte Gebäude zu, aus welchem der größte Gestank kam, während er sich ein Tuch auf Mund und Nase presste.
Hier fand er Leichen, bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Doch das Feuer war nicht stark genug gewesen um sie vollständig in Asche zu verwandeln. Es war nicht ersichtlich ob es sich um junge Menschen oder eine ältere Generation handelte, ob weiblich oder männlich. Dafür waren sie zu entstellt.
Boromir hustete und wandte seinen Blick ab, während er zurück auf den Hauptplatz kehrte. Die Soldaten waren nun alle abgesessen und durchsuchten das Dorf nach überlebenden und nach Hinweisen auf die Täter. „Es sind wenige dort im Haus“, meinte Boromir nun als er bei Faramir angekommen war. „Höchstens zehn Menschen liegen dort verbrannt. Wir können nur hoffen, dass die restliche Dorfbevölkerung zuvor fliehen konnte.“
Schließlich wandte sich der Heermeister an seine Leibwache Diros. „Auch für den Fall, dass wir auf uns Aufmerksam machen, so will ich diese Menschen nicht dort liegen lassen. Sorge dafür, dass die wenigen Überreste vollständig verbrannt werden.“ Sollten die Männer doch ruhig wissen, dass sie verfolgt werden. Sie waren zu Fuß und keine Soldaten ... sollten sie doch Angst haben.
Es war schrecklich das Dorf anzusehen, durch welches Diros vor Jahren mit Herzklopfen gelaufen war, um zu Aeluin zu treffen. Die kleinen Häuschen hatten hübsche blumenreiche Vorgärten gehabt und ihn jedes Mal animiert auf den Wiesen die vor Anthara lagen einen Blumenstrauß für seine Angebetete zu pflücken. Und jedes Mal hatte er dafür ein Strahlen ihrer smaragdgrünen Augen geerntet.
Nun war alles zerstört, sowohl seine Liebe zu Aeluin, als auch das Dorf hier. Die netten Bewohner waren tot, ihre Häuser und Höfe verbrannt. Es war schlimmer, als nach einer Schlacht mit Orks. Hier waren Menschen zu Tode gekommen, die er kannte. Außerdem wuchs seine Angst, dass auch Anthara nicht anders aussah.
Diros folgte mechanisch Boromir, für dessen Sicherheit er zuständig war. Es lagen nur wenige Leichen im Haus, doch es waren trotzdem zu viele in Diros Augen.
Dem jungen Mann wollten Tränen in die Augen steigen, doch er drängte sie zurück. Ein Soldat weinte nicht. »Euer Auftrag wird erledigt«, antwortete Diros.
Er ging zu den Soldaten und wählte fünf Männer aus, die Holz herbeischaffen sollten und das Haus noch einmal verbrennen sollten. Unter ihnen war Owain. Nachdem er gesehen hatte, dass alles ordentlich erledigt werden würde, ging Diros zurück zu Boromir.
Es brannte ihm auf der Seele zu erfahren, ob sie nun nach Anthara reiten würden oder einen anderen Weg einschlugen. Doch Boromir war nicht allein, so dass er nicht fragen konnte.
_________________________________________ Der Chara für alle Fälle …
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Auf Boromirs Befehl hin hielt die Truppe auf dem Platz in der Mitte des zerstörten Dorfes an und durchsuchte die Trümmer. Faramir befahl darüber hinaus Madril, mit einigen Waldläufern nach Spuren der Verbrecher zu suchen.
Faramir fand keine Leichen in den Trümmern. Er ging zurück zum Hauptplatz, wo er wieder auf Boromir traf, der berichtete, dass in einem Haus zehn verbrannte Tote waren.
"Es sieht tatsächlich so aus, dass die Mehrzahl der Bewohner entkommen konnte", sagte Faramir, doch er war dennoch bedrückt. "Wahrscheinlich waren die Toten zu alt, um zu fliehen."
"Gewiss haben sich hier herzzerreißende Szenen abgespielt, als die Bewohner ihre Alten zurückgelassen haben", dachte er entsetzt.
Während er noch darüber nachsann, sah er zu, wie Diros mit Owain und vier anderen Männer auf Boromirs Befehl hin die Leichen vollständig verbrannten. Kurz darauf kam Madril mit seinen Männern zurück.
"Heermeister", sagte er, "die Spur der Banditen war leicht zu finden - sie ist nicht älter als zwei Tage. Die Spur führt gen Westen. Wenn ich mich recht erinnere, liegt dort das Dorf Dunthara."
"Danke, Madril, das sind wichtige Neuigkeiten", sagte Faramir und dachte nach.
"Die Banditen sind nicht sofort nach Anthara gegangen. Aber werden sie das Dorf tatsächlich nicht behelligen?"
Er blickte kurz zu Diros, der seinen Auftrag ausgeführt hatte und wieder an Boromirs Seite stand. Faramir wusste genau, wohin der junge Mann jetzt gehen wollte. Schließlich sprach Faramir seinen Bruder an.
"Boromir, können wir kurz abseits von den Männern vertraulich sprechen?"
-------------------------------------------- "Ich bin Faramir, Heermeister von Gondor."
Es war gut, dass sie so wenige Leichen gefunden hatten. Trotzdem saß der Schock über solch ein unmenschliches Vorgehen tief. Was wollten diese Männer damit bezwecken, dass sie diese hilflosen Dörfer plünderten, in Brand steckten und die Bewohner ermordeten. Rache an Gondor? Oder waren sie ganz irre im Kopf und wusste nicht was sie taten. Doch dies bezweifelte Boromir.
Auch der Heermeister hörte Madrils Worte, welcher die Spuren gefunden hatte. Während Boromir seinem Bericht schweigend lauschte, sah er in die Flammen, welche das neu entfachte Feuer erzeugte und welche die sterblichen Überreste der Dorfbewohner zu Asche verwandelte.
Mit Faramir etwas abseits
Als Faramir schließlich um ein vertrauliches Gespräch bat, nickte Boromir und entfernte sich zusammen mit seinem Bruder einige Meter von den restlichen Männern. „Was gibt es so wichtiges Faramir, dass du es vertraulich behandeln möchtest?“
Boromir konnte sich wirklich keinen Reim darauf machen, warum die anderen Männern nichts davon hören sollten. War es etwa wegen des Verhaltens, welches Boromir gegenüber dem Schmied vorhin an den Tag gelegt hatte und welches ihn noch immer missmutig stimmte? Oder was war Faramir so wichtig?
"Ich wollte das mit dir außerhalb der Hörweite von Diros besprechen", antwortete Faramir auf Boromirs Frage. "Folgendes: Dass die Banditen ihre Richtung geändert und sich nach Westen gewandt haben, finde ich etwas erstaunlich, denn ich hatte erwartet, dass sie weiter nach Süden in Richtung Anthara gehen würden, da dies von hier das nächste Dorf wäre. Es kann sein, dass sie das Dorf nicht weiter behelligen, aber es kann auch sein, dass sie ihre Richtung wieder ändern.
Wir müssen den Verbrechern folgen, doch gleichzeitig müssen wir auch die Bewohner von Anthara warnen, auf dass sie ihr Dorf vollständig räumen! Daher schlage ich vor, zwei Boten nach Anthara zu senden. Und einer von ihnen sollte Diros sein."
Faramir senkte seine Stimme und sprach leise, aber eindringlich:
"Diros ist ein guter Mann, aber momentan völlig verzweifelt und hin- und hergerissen zwischen Pflichtgefühl und der Liebe zu seiner Familie. Ich möchte nicht, dass er daran zerbricht! Darum bitte ich dich: Schicke ihn nach Anthara, damit er gleichzeitig seine Pflicht erfüllen und seine Familie retten kann!"
-------------------------------------------- "Ich bin Faramir, Heermeister von Gondor."
Schweigend folgte Faramir der kurzen Rede seines Bruders. Er hatte Recht. Zumal der Heermeister eigentlich vorgehabt hatte mit der kompletten Mannschaft erst Anthara auf zu suchen. Dies war aber nun, da die Spuren in eine andere Richtung führten, wohl nicht nötig.
Nachdenklich fuhr sich Boromir über das stoppelige Kinn, während er ein paar Schritte auf und ab ging. Diros musste dringend nach Anthara, das wusste er selbst. Auch wenn er bei so etwas normalerweise keine Rücksicht nehmen konnte. Viele dieser Soldaten hatten Familien. Aber die meisten Angehörigen der Männer befanden sich in Minas Tirith oder der nahen Umgebung.
„Gut, doch es werden nicht nur zwei Reiter sein, welche Anthara aufsuchen. Es ist zu riskant in einer solchen Zeit. Fünf ... fünf Reiter und ich werde einer von ihnen sein. Diros, Agros, Davan und Curon sollen mich begleiten. Ihr anderen folgt weiter den Spuren. Nach fünf Wegstunden legt ihr eine Rast ein und werdet dort auf uns warten. Wir werden den kürzesten Weg zu euch zurück legen“, beschloss Boromir nun.
Schließlich wandte sich Boromir an die versammelte Truppe und gab diese Anweisung an jene weiter. Er konnte gerade zu sehen wie ein Stein von Diros Herzen fiel und er nickte dem jungen Soldaten kurz zu. Boromir schwang sich in den Sattel seines Hengstes und wartete, bis auch seine vier Begleiter aufgesessen hatten.
In Brunerui, so hieß das verwüstete Dorf, angekommen, stieg Thenar aus dem Sattel und band Centur an einen Baum. Die Soldaten suchten in den Überresten der Häuser nach Überlebenden, während er mit einigen Kameraden die Umgebung nach Spuren absuchte. Im Dorf waren vorrangig die Spuren der Banditen zu finden, die in ihrer Zerstörungswut bei sämtlichen Anwesen gewesen waren. Man konnte die Fußspuren der Bande gut erkennen; diese kamen ungefähr aus der derselben Richtung wie sie gekommen waren und führten nach dem Überfall in westlicher Richtung weiter.
Einige ältere Spuren auch zu finden, die in südliche Richtung gingen. Thenar umging vorsichtig mit Madril und zwei anderen Waldläufern diese schon verwischten Hinweise, dass die meisten Bewohner rechtzeitig geflüchtet waren. Aufatmend dachte Thenar: ' Die Mehrzahl konnte also rechtzeitig fliehen. Hoffentlich haben sie ein sicheres Versteck gefunden!'
Sodann kehrten sie zu den Heermeistern zurück, wo Madril Faramir über die Spuren unterrichtete. Feuer schlug aus einem der Häuser, wo die Leichen hinein gebracht worden waren. Schweigend schauten die Männer zu, wie die Flammen die das Haus mitsamt der toten Körper verzehrten. ' Es waren zwar nicht so viele Menschen wie im letzten Dorf, doch das mindert nicht die abscheulichen Taten dieser Bande!'
Die Heermeister hatten sich unterdessen beraten und Boromir teilte ihnen mit, dass er mit vier ausgewählten Männern nach Süden, zum nächst liegenden Dorf reiten wolle, um die Bewohner zu warnen. Schließlich saßen alle Männer wieder auf, nachdem die Heermeister einen Treffpunkt vereinbart hatten.
Thenar reihte sich neben Arcuen und Madril hinter Heermeister Faramir ein.
Gespannt blickte Diros den beiden Heermeistern hinterher, die sich zu zweit beraten wollten. Er befürchtete, dass sie nun Richtung Dunthara weiterreiten würden, wo Diros sich nicht gut auskannte. Zum Einen hoffte er, dass Anthara verschont geblieben war, doch was, wenn diese Mörder sich durchs Unterholz geschlagen hatten und doch nach Anthara gezogen waren? Oder vielleicht waren sie von Dunthara aus nach Anthara gegangen?
Der junge Soldat war innerlich ganz zerrissen, zwischen Pflichtbewusstsein und dem drängenden Wunsch nach Anthara zu reiten und zu sehen, dass alle noch lebten.
Wie erleichter, nein glücklich war Diros, als er hörte, dass er nach Anthara durfte. Ja, dass Boromir selbst mitreiten würde. Am liebsten hätte Diros Boromir umarmt. Er konnte sich jedoch noch zurückhalten.
In Windeseile saß er wieder auf seinem Pferd und ritt an Boromirs Seite. Immerhin wollte er ihm seine Dankbarkeit verbal ausdrücken.
»Ich danke Euch, Heermeister«, sagte er mit bewegter Stimme und freudigen Augen. »Das werde ich Euch nie vergessen!«
Die Kluft, die zwischen den beiden Männern geherrscht hatte, seit Boromir Diros schroff zurecht gewiesen hatte, war verschwunden. Zumindest von Diros Seite aus.
Faramir war etwas überrascht, als Boromir mitteilte, dass er selbst nach Anthara reiten würde.
"Wie du befiehlst", sagte Faramir dazu. "Gut, ich werde die Truppe nach Westen führen und wir werden dort warten. Aber bitte, denke daran, dass du mit so wenigen Begleitern nicht zu tollkühn sein darfst!"
Faramir erinnerte sich an Denethors Befehl, auf Boromir aufzupassen. So ganz recht war es ihm nicht, dass sein Bruder mit wenigen Begleitern von dannen ritt. Hindern konnte er es freilich nicht.
Sie gingen zu den Soldaten zurück und Boromir verkündete seinen Beschluss. Diros war sichtlich erleichtert. Schließlich ritt Boromir mit seinen beiden Leibwächtern sowie Davan und Curon nach Süden davon.
Alle Männer waren wieder aufgesessen. Auf Faramirs Zeichen ritten sie los und folgten der Spur nach Westen.