Boromir sah, wie sich Faramir mit seinem Waldläufer einige Meter von ihm entfernten, um dort weiter zu reden. Es war besser so, denn Boromir musste sich erst einmal wieder beruhigen. In seinen Augen war irgendjemandem ein fahrlässiger Fehler unterlaufen oder es deutete sogar auf eine Sabotage hin. Aber sie hatten nun einfach nicht die Zeit all diesem auf den Grund zu gehen.
Balor vor ihm sah nicht gerade glücklich aus und natürlich hatte er keine Erklärung, wie das alles passieren konnte. In Boromirs Augen konnte der Mann froh sein, wenn dies nicht noch ein Nachspiel hatte. Als Diros nun mit seinem Vorschlag kam, wandte Boromir seinen Blick auf den Leibwächter und schüttelte den Kopf. „Nein, es bleibt keiner zurück! Balor hat immer alles bei sich, es wird keine zwei Minuten dauern, bis er mir einen neuen Sattelgurt befestigt hat.“
Balor nickte, eilte dann zu seiner Ausrüstung zurück, um dem Heermeister einen neuen Gurt zu besorgen und den alten zu ersetzen. Die hatte er auch mit wenigen Handgriffen getan und den Sattelgurt auf seine Tauglichkeit hin überprüft. Schließlich durfte ihm so ein Fehler kein zweites mal passieren. Balor befürchtete nämlich, dass spätestens bei ihrer Rückkehr nach Minas Tirith das ganze noch Konsequenzen nach sich ziehen würde. „Bewahre den alten Sattelgurt auf, damit wir ihn uns später noch einmal genauer ansehen können“, meinte Boromir noch in strengem Tonfall, während Balor seinen Hengst sattelte, welcher sich zum Glück wieder einigermaßen beruhigt hatte. Als Boromir wieder im Sattel saß, wandte er seinen Blick zu Faramir und Thenar, welche ein wenig im Abseits standen. „Wir reiten weiter“, meinte der Heermeister. Seine Laune war gerade leider auf dem Tiefpunkt und er musste sich erst einmal wieder sammeln.
Aufmerksam vernahm Faramir, was Thenar ihm berichtete.
"Wenn du weit und breit kein Zeichen eines Feuers sehen konntest, kam der Geruch wahrscheinlich aus der Ferne", sagte er. "Und ich habe auch schon eine Vorahnung, woher genau. Jenseits des Waldes liegt Brunerui. Ich fürchte, die Banditen haben dieses Dorf ebenfalls niedergebrannt."
Boromir rief ihnen zu, dass sie weiterreiten würden. Faramir ging zurück, bestieg darauf sein Pferd und wandte sich an seinen Bruder:
"Boromir, Thenar hat mir gemeldet, dass er den Geruch eines Brandes wahrgenommen hat. Der Geruch war schwach, so dass er wohl von einem Brand in der Ferne kam. Ich habe eine böse Vorahnung und befürchte, dass auch Brunerui schon niedergebrannt wurde."
-------------------------------------------- "Ich bin Faramir, Heermeister von Gondor."
Arcuen ritt etwas am Ende des Trupps und Hakku hatte keine Probleme mit dem unebenen Untergrund, sodass Arcuen ein wenig die Umgebung betrachtete. Die Luft roch nach Laub und Pinien, doch kurz meinte er Brandgeruch zu vernehmen. Eine Rauchsäule war nicht zu entdecken und der Geruch nur kurz und sehr schwach, also tat er es als Sinnestäuschung ab. Plötzlich ertönten von vorne Rufe, doch Arcuen konnte nichts sehen, da sich die Spitze des Zuges hinter einer Kurve befand. Waffengeklirr blieb aus, also gab es keinen Kampf. Kurz darauf ritt der Trupp weiter.
Thenars Mine verdüsterte sich, als er die Antwort Faramirs hörte. Er nickte knapp und wandte sich mit Centur wieder den Kameraden zu. Kurz darauf gab Boromir den Befehl zum Weiterritt. ' Bruneui - ein weiteres Dorf in dieser Gegend, dass überfallen wurde. Wie viele Unschuldige Menschen mussten dort ihr Leben lassen? Wir müssen unbedingt schneller voran kommen, ehe noch mehr Leid und Unrecht geschieht!'
Der Waldläufer reihte sich neben Arcuen ein. " Ich fürchte, wir sind zu langsam." raunte er dem Jüngeren zu, während sie den Wald allmählich verließen. Der Baumbestand lockerte sich auf und wurde von niederen Gebüsch und Strauchwerk abgelöst, je weiter sie ritten.
Ein leichter Wind kam auf, der nun für alle Männer erkennbar nach Rauch roch. Aufgrund Arcuens Gesichtsausdruck sah Thenar, dass sein Kamerad wusste, was er eben gemeint hatte. Ohne das ein Wort fiel, beschleunigten alle das Tempo ihrer Pferde um ihrem Ziel näher zu kommen.
Boromir versuchte sich wieder zu sammeln, während er sein Pferd durch die Bäume lenkte, welche nun aber zahlenmäßig schon abnahmen. Er war stinkwütend, aber so ein Verhalten beziehungsweise solch Emotionen, durfte man sich nicht erlauben, wenn man eine Mission dieser Art anführte und man aufrichtige Loyalität von seinen Soldaten brauchte. Deshalb atmete Boromir tief durch und versuchte alles was eben passiert war, zu verdrängen. Doch so ganz wollte dies dem Heermeister nicht gelingen.
Als sein Bruder ihn nun auf den Rauch ansprach, welchen Thenar gemeldet hatte, zog Boromir auch kurz die Luft tief durch die Nase ein. Ja, ganz leicht ... und je näher sie an das nächste Dorf, den Spuren folgenden, heranritten, desto intensiver wurde dieser verbrannte Geruch. „Ja, es muss Brunerui sein. Denn nach dort führen die Spuren. Es war fast klar, dass wir diese Männer nicht mehr vor diesem Dorf stellen können.“ Boromir seufzte und trieb sein Pferd in ein schnelleres Tempo. „Lasst uns dort die Spuren sichern und die Verfolgung erneut aufnehmen. Ich fürchte fast ihr nächste Ziel wird oder war Anthara.“ Auch wenn Diros dies sicher nicht gerne hörte, aber man musste der Wahrheit ins Auge blicken.
Nun ritten die Soldaten aus dem Wald hinaus und in einiger ferne konnten sie die Überreste des Dorfes Brunerui erblicken. Noch immer zogen vereinzelt dunkle Rauchsäulen zum Himmel.
Thenar der nun an Arcuen Seite ritt, hatte den anscheinend ebenfalls bemerkt, der izwischen zu deutlich war um ihn als Sinnestäuschung abzutun. Der Äußerung seines Kameraden entnahm er, dass dieser das Gleiche dachte wie er: Brunerui war von den Abtrünnigen heimgesucht worden!
›Wir müssen diesem Treiben endlich ein Ende bereiten!‹, dachte der junge Waldläufer, dem es zu schaffen machte, all diese Verstörung tatenlos ansehen zu müssen. Noch! Er würde diese Scheusale für ihre Verbrecjen zur Rechenschaft ziehen!
Die Bäume wurden lichter und schließlich kam Brunerui, zumindest das, was davon übrig war, in Sicht. Arcuen ballte die Hände zu Fäusten...
Sie ritten weiter durch den Wald, der sich allmählich lichtete. Ja weiter sie voran kamen, desto deutlicher bemerkten sie alle einen unverkennbaren Brandgeruch. Faramir ahnte, dass ihn seine Befürchtungen nicht trogen.
Abgesehen von einigen Bäumen, die den Pfad links und rechts säumten und ihn wie eine Allee wirken ließen, endete der Wald. Die Männer sahen nun, dass vor ihnen Rauch aufstieg. Bald kam Brunerui in ihr Blickfeld.
Als sie näher an das Dorf heran kamen, sahen sie, dass das Dorf genau wie Undaria niedergebrannt worden war. Faramir graute davor, die Trümmer nach Leichen zu durchsuchen.
"Hoffentlich sind es nicht so viele wie in Undaria. Hoffentlich konnten die Bewohner fliehen", dachte er bedrückt, doch er sagte nichts. In der ganzen Truppe sprach niemand auch nur ein Wort.
Sie ließen die letzten Bäume hinter sich und ritten in das zerstörte Dorf hinein.
Bald war die Rauchsäule deutlich erkennbar und je näher sie kamen, sahen sie, das die Banditen wieder ein Dorf überfallen hatten. Die Männer schwiegen und ritten mit verschlossenen Minen hinter den Heermeistern her, die sich dem Ortseingang näherten.
' Hoffentlich konnten sich die Bewohner retten! Zu was die Abtrünnigen fähig sind, haben wir in Undaria gesehen....' Unwillkürlich suchte Thenar mit Blicken die Umgebung ab, ob er eventuelle Spuren von den Banditen oder Flüchtlingen erkennen konnte. ' Zu Pferd kann man nicht viel sehen ... aber wir halten sowieso gleich an.'