Aeluin wusste gar nicht, dass sie irgendjemand in dieser Nacht beobachtet hatte. Es war ihr damals nicht leicht gefallen, ihr Leben für Lundors anzubieten. Und sie hatte sich Sorgen gemacht, dass die guten und bösen Mächte bestimmt wüssten, dass sie es eigentlich gar nicht ernst meinte.
Denn tief in ihrem Herzen wollte Aeluin natürlich selbst weiterleben. Schließlich war gerade Frühling und es gab so viele Abenteuer zu erleben. Außerdem nähte ihre Großmutter ihr gerade ihr erstes eigenes Kleid. Nur nur ein abgelegtes Kleid von ihren älteren Schwestern.
Aber für ihren Vater, der so tieftraurig war, hätte sie alles getan. Glücklicherweise ging alles gut aus und während sich Aeluin anfangs noch um Lundor gekümmert hatte, kamen bald wieder Zeiten, in denen sie sich ordentlich zofften.
Trotzdem hätte Aeluin nie absichtlich etwas getan, was Lundor schaden konnte und wenn es ihr möglich war, hatte sie alles getan, um ihn aus den vielen Patschen zu helfen, in die er ständig geschlittert war.
Doch Aeluin stand auch tief in Lundors Schuld, als er sie seinerzeit vor dem wildgewordenen Pferd rettete. Aeluin hätte nicht nur schwer verletzt worden wären, sondern auch dabei sterben können. Die junge Frau war versucht diese Schuld irgendwann zu begleichen und Lundors Leben zu retten.
Aber daran dachte Aeluin im Moment gar nicht: »Leyron, du kennst Lundor nicht so gut. Für dich mag er ein junger Mann sein, der endlich sein Leben selbst in die Hand nimmt. Aber es gibt keinen naiveren Menschen, als Lundor auf dieser Welt. Der könnte in die Arme von Corsaren laufen und es nicht einmal bemerken. Bestimmt würde er sie einladen mit ihm eine Tasse Tee zu trinken …«
Aeluin hatte immer hastiger gesprochen und erhob sich nun eilig. Ein dringendes Bedürfnis hatte sich ihrer bemächtigt und es duldete keinen Aufschub mehr.
»Entschuldigt bitte …«, murmelte sie und rannte barfuß zu den Büschen.
»Nun … Da ihr euch entschlossen habt, nach eurem Bruder zu suchen, sollten wir auch bald aufbrechen. Zum einen hat er einen guten Vorsprung, zum anderen haben wir Luin dabei.«
Leyron begann damit den restlichen Käse und die Wurst in die Leinensäcke zu stecken, die Aeluin neben dem Tischtuch hatte liegen lassen.
»Du kennst deine Schwester besser als ich, wird sie es schaffen durchzuhalten? Vielleicht Tage oder Wochen zu Fuß und ohne ein Dach über dem Kopf die Nächte bei Wind und Wetter draußen zu verbringen?«
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Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen.
Areros schaute Leyron aufmerksam an. »Du scheinst nicht sonderlich begeistert zu sein, dass wir Lundor suchen wollen …«
Der junge Mann machte eine Pause, wusste aber auch nicht so recht, wie er dem Krieger das noch besser erklären sollte. Vielleicht war es besser zu schweigen, wenn Leyron schon bereit war mitzukommen.
»Was Aeluin betrifft, so brauchst du dir keine Gedanken zu machen. Sie wandert äußerst gern und ist meilenweite Strecken gewöhnt. Wir beide haben auch oft Ausflüge unternommen, die uns Nächte im Freien bescherten. Aeluin ist da nicht zimperlich und du wirst kaum ein Wort der Klage von ihr hören. Sie wird uns beide vielmehr antreiben, wenn wir zu lange rasten …«
Areros grinste. »Wenn Aeluin sich irgendwas in den Kopf gesetzt hat, dann führt sie das durch – ohne Rücksicht auf Verluste. Ich glaube, wir sollten sie öfter bremsen und sie zum Ausruhen zwingen. Es kann schließlich für eine Frau nicht gut sein, wenn sie sich überanstrengt …«
Der junge Mann konnte froh sein, dass Aeluin das nicht gehört hatte. Denn sie beklagte sich immer, dass man sie wie ein zartes Geschöpf behandelte und ihr nichts zutraute. Das war auch ein Grund, warum sie oft mehr tat, als gut für sie war und sie selbst Männerarbeiten übernahm, obwohl dafür kein Bedarf bestand.
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Und er tötete ihn und wurde zum Verlierer. (Koran)
»Sie wird schnell lernen, was gut und was nicht gut für sie ist auf so einem Marsch. Ich glaube kaum, dass wir euren Bruder so schnell finden werden. Es sei denn, er ist wirklich so ein Tollpatsch, wie Aeluin ihn beschrieben hat.« Leyron grinste bei seinen Worten und legte das Tischtuch zusammen.
Danach erhob er sich, um seine Habe zusammen zuschnüren. »Auf … deine Schwester hat Recht: Wir haben schon viel zu lange hier verweilt. Wenigstens wird die Sonne nicht mehr so hoch stehen, wenn wir den Schatten des Waldes verlassen haben.«
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Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen.
»Naja«, seufzte Areros und begann ebenfalls seine Sachen zusammen zu packen, »so wirklich schlau stellt sich Lundor nicht an. Also nicht, dass er dumm ist … Aber er ist viel zu vertrauensselig. Er glaubt immer an das Gute im Menschen … Was ja nicht schlecht ist … Aber es gibt nun einmal auch Menschen, die nichts gutes im Sinn haben … Lundor bemerkt erst viel zu spät, dass sie böse sind – aber bis dahin haben sie seine Gutmütigkeit schon reichlich ausgenutzt!«
Areros hielt kurz inne, weil er sich sein Hemd wieder überzog und den Köchern mit den Pfeilen umband.
»Frag mich nicht, woher er das hat!«, bemerkte Areros. »Und du brauchst gar nicht erst danach zu fragen: Nein! Wir anderen hoffen und wollen zwar auch immer, dass alles gut wird, aber wir können gut einschätzen, wann es keinen Sinn hat.«
Areros band nun wieder seinen Köcher ab und verstaute ihn in seinem Rucksack. So würde das Tragen angenehmer sein als gestern.
»Und falls du Sorgen hast, dass Aeluin leichtgläubig ist, dann kann ich dir ein klares Nein dazu sagen. Sie ist vielleicht manchmal sogar zu misstrauisch. Zumindest vertraut sich nicht so leicht einem Fremden. Und von Männern hält sie sich auch gut fern. Besonders wenn sie Waffen haben …«
Der junge Mann grinste und schaute nun Leyron an. »Ich frage mich wirklich, warum sie bei dir eine Ausnahme macht! … Was habt ihr eigentlich gestern Nacht noch so getrieben?«
Nun erwachte Areros brüderliche Sorge. In gewisser Weise musste er schließlich auf seine Schwester aufpassen.
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Und er tötete ihn und wurde zum Verlierer. (Koran)
Leyron war, nachdem er das restliche Essen und das Tischtuch bei Aeluins Habe niedergelegt hatte, zu seiner eigenen Tasche gegangen. Mit geübten Handgriffen rollte er seine Decke so auf, dass er sie nur wenig später unter dem Köcher an seinem Rücken verschnüren konnte.
Er hatte Areros zugehört und als sein Gefährte ihn nun direkt ansprach und anschaute, hielt Leyron in seinem Tun inne und erwiderte Areros Blick und auch dessen Grinsen.
»Was genau möchtest Du denn jetzt gern hören Areros? Die Art von Antwort, die ich einem Freund erzählen würde? Die Antwort, welche für einen Bruder passend ist? Oder die Antwort, die du wahrscheinlich am wenigsten erwarten würdest?«
Leyrons Grinsen wurde breiter: ›Wenn Areros wüsste, dass es immer die gleiche Antwort bleiben würde …‹
»Ich möchte die Antwort erhalten, die der Wahrheit entspricht«, konterte Areros.
»Wir haben darüber verhandelt, wer von uns beiden die Wache übernimmt … Und da ich es war, der dich geweckt hat, weißt du, wer von uns beiden schlafen gegangen ist.«
Leyron zog sich sein Hemd über, griff nach der Tunika, in die er schlüpfte und schnürte sich dann die Ärmel seines Hemdes neu.
»Wir haben nichts getan, was du als Bruder nicht gutheißen würdest.«
»Ich habe auch nichts anderes erwartet!«, grinste Areros. »Meine Schwester ist nicht so leicht rumzukriegen, wie andere!« In seinen Worten schwang durchaus ein Stück weit Stolz mit.
Mit in die Höhe gezogenen Augenbauen bedachte Leyron Areros einen Moment, sagte aber nichts. Stattdessen griff er nun nach seinen Lederwams und kleidete sich weiter an. Erst als er seinen Schwertgurt umschnallte, wandte er sich auch wieder mit Worten an Areros.
»Wenn ich deine Schwester nicht so schätzen würde Areros, ebenso euren Vater und dich, dann würde ich jetzt eine Wette um einen gut gefüllten Münzbeutel eingehen … Und das ganze hat nicht einen Hauch mit leicht herumkriegen zu tun.
Ich glaube, dass ihr einfach eine recht komplizierte Einstellung zu zwischenmenschlichen Beziehungen habt. Wenn ich bei einer Frau liegen möchte, dann geht es mir nicht darum, sie möglichst schnell auf mein Lager zu bekommen, sondern um den Austausch von Empfindungen und Befriedigung aller Bedürfnisse.«
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Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen.
»Du willst mir sagen, dass du etwas für jede Frau empfindest, die du auf dein Lager locken kannst?«, staunte Areros. »Dann bist du also ein empfindsamer Frauenheld – und sag nicht, dass du keiner bist … Das glaubt dir sowieso keiner. Ich habe einige Männer deines Schlages in Minas Tirith kennengelernt. Soldaten. Manchmal fragte ich mich wirklich, wie sie noch nebenbei für das Land kämpfen konnten. Gewiss – vieles war übertrieben! Aber wie sie die Mädchen und jungen Frauen in den Schänken behandelt haben, war nicht gerade sehr nett … Denen ging es ausschließlich um die die Befriedigung und um keine Empfindungen …«
Areros dachte mir Ekel an die Männer und wie sie die Mädchen benutzt hatten, die unschuldig wie sie waren, an die große Liebe glaubten. Hätten sie die Berichte von ihren ›Liebsten‹ gehört, so wären sie vor Scham gestorben.
»Wie dem auch sei. Ich würde mit niemanden um so etwas wetten! Mädchen haben es nicht verdient wegen eines Beutels Geld in den Armen eines Mannes zu liegen. In Minas Tirith lebte unweit unseres Onkels ein Mädchen, das von einigen Soldaten ausgenutzt wurde, ein Kind erwartete, welches aber eine Todgeburt war. Niemand kümmerte sich um das arme Ding und es ist verrückt geworden! Wahrscheinlich hat es sich umgebracht …«
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Und er tötete ihn und wurde zum Verlierer. (Koran)
Leyron schüttelte den Kopf. Warum nur waren sowohl Aeluin als auch Areros so oft darauf bedacht, ihn in eine bestimmte Schublade zu stecken?
»Ich kann deine Worte nicht widerlegen, denn ich weiß wohl, dass es viele Männer gibt, die sich ihre Befriedigung auf diesem Wege suchen. Aber es scheint auch genug Frauen zu geben, welche sich so behandeln lassen. Versteh mich nicht falsch… Aber ich bin es leid, immer in eine bestimmte Ecke gedrängt zu werden, von der ihr glaubt, dass ich da hingehöre.«
Leyron gönnte sich eine kleine Pause, in der er seinen Bogen und den Köcher schulterte. Areros gewährte ihm diese auch, denn er unterbrach die Stille nicht.
»Ich verspreche nicht die große Liebe und spreche nicht von Gefühlen! Aber ich schenke mich und meinen Körper, hinterlasse Freude und Empfindungen, ebenso wie ich sie bekomme. Zumindest gehe ich davon aus, denn noch hat sich keine Frau darüber beschwert, unbefriedigt zurück geblieben zu sein.
Ja es mag sein, dass ich schon häufiger bei einer Frau gelegen habe, als manch einer zählen kann und ja – es gibt bestimmt den einen oder anderen Vater, der mich lieber nicht in der Nähe seiner Tochter gesehen hätte …
Aber ich habe niemals eine Frau mit Gewalt genommen, noch habe ich Geld angenommen, um mich für meine Dienste bezahlen zu lassen. Ich mag keine Probleme haben, eine Frau zu finden die mein Lager wärmt und du magst mich einen Frauenhelden nennen, weil ich mir meist aussuchen kann, wen ich begleite … Du magst auch Recht damit haben, dass ich mir nehme was mir gefällt, aber es basiert immer auf Gegenseitigkeit.«
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Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen.
Als sie sich erleichtert hatte, schaute sie sich vorsichtig um und ging noch ein paar Schritte weiter weg. Behutsam entfernte sie den Verband um ihr Bein und verrenkte sich halb, um nach den Wunden zu schauen. Sie hatten tatsächlich aufgehört zu bluten und an manchen Stellen waren Grinde entstanden. Jedoch nässten auch einige Stellen, was Aeluin nicht gefiel. Sie wusste, dass sie solche Wunden besser offen ließ, weil sie an der frischen Luft besser heilten.
Das schien Aeluin jedoch auf dem Weg, der vor ihnen lag zu gefährlich. Sie war noch immer sehr empfindlich an diesen Stellen und jede Berührung schmerzte. Außerdem wollte sie auf keinen Fall, dass die Männer etwas davon mitbekämen.
›Sie lassen mich am Ende gar nicht mitkommen, wegen der paar Kratzer!‹, sagte sie sich und verband schnell wieder das Bein. Dann ging sie wieder zurück zu den Männern, die in ein Gespräch vertieft waren.
Areros staunte etwas, als er Leyrons Worte hörte. Weniger darüber, was er ihm damit sagen wollte, als über die Tatsache, dass es ihn störte, ein Frauenheld genannt zu werden.
Schon hob der junge Mann zu einer Antwort an, als er bemerkte, dass Aeluin aus den Büschen zurück kam und direkt auf sie zusteuerte. Das war kaum ein Gespräch, welches sie hören sollte.
So antwortete Areros ganz hastig: »Mir ist klar, dass du nicht zu der Sorte Mann gehörst, die Frauen gegen ihren Willen und nur zu ihrem Spaß nimmt. Sonst würde ich dich gewiss nicht auf hundert Meter an meine Schwester heran lassen. Außerdem bin ich mir durchaus bewusst, dass es auch Männer gibt, die eine solche Anziehungskraft auf Frauen haben, dass sie viele Frauen auf ihr Lager locken können und ihnen dort nicht weh tun – sowohl körperlich wie auch seelisch. Schließlich bin ich der Sohn eines der größten Frauenhelden Gondors.« Areros grinste. »Zumindest, wenn man seinen Worten glauben kann. Ich glaube, er ist etwas enttäuscht, dass ich ihm zwar äußerlich nachschlage, aber nicht in diesem Punkt. Ja, er ist wohl ziemlich enttäuscht darüber … Trotzdem ist er der beste Mensch, den ich kenne. Ich glaube nicht, dass er je einer Frau absichtlich weh getan hat …«
Da Aeluin nun da war, ließ Areros das Thema ruhen. Doch als Aeluin ihre Sachen zusammenpackte und er deshalb näher bei Leyron stehen konnte, da die beiden Männer schon aufbruchsbereit waren, sprach er leise mit Leyron.
»Leyron … Du musst das verstehen. Luin ist meine Schwester. Die liebste von allen dreien. Und so gern ich dich bisher mag, so weiß ich doch nicht viel über dich. Ich muss doch wissen, ob ich dir Aeluin anvertrauen kann oder nicht! Ich sehe doch, dass dein Charme auch große Wirkung auf sie hat … Es ist nicht böse gemeint …«
Areros hoffte sehr, dass Leyron das verstand. Er war Aeluins kleiner großer Bruder und er wollte sie beschützen so gut er es vermochte.
„Wenn ich ein Bruder wäre würde ich wohl genauso darüber denken… ein Bruder sollte auf seine Schwester aufpassen“ sagte er ehrlich und biss sich dann auf die Zunge als ihm seine Worte bewusst wurden. Er konnte Areros verstehen. Areros war ein guter Bruder… einer wie er es nie sein würde. Leyron wusste nicht ob er seine Gesichtszüge unter Kontrollen halten konnte und wandte sich zügig von Areros ab.
‚Ein Bruder sollte auf seine Schwester aufpassen…’ Und wo war ich gewesen? ‚und er sollte sie beschützen...’ Warum war ich nicht da? Warum habe ich nicht schneller einen Weg gefunden?’
Leyron hatte Areros stehen lassen und er wusste dass er sich wieder umdrehen musste, wenn er nicht unnötig Aufmerksamkeit auf sich lenken wollte. Warum nur warf die Nähe zu den beiden immer wieder Schatten der Vergangenheit auf. Er atmete tief durch und drehte sich dann langsam wieder um.
„Lasst uns aufbrechen“ wandte er sich an seine beiden Gefährten.
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Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen.
›Wie nett, dass ihr auf mich gewartet habt. Ich habe ja auch ganze zwei Bissen von meinem Brot gehabt, weil ich für euch Männer Brot, Wurst und Käse abgeschnitten habt. Aber warum solltet ihr das auch beachten? Frauen müssen euch eben bedienen – so will es die Natur. Oh ihr dummen, dummen, dummen, dummen Männer! …‹
Aeluin bedachte die beiden jungen Männern mit einer ganzen Ladung von Nettigkeiten, allerdings nur in ihrem Kopf, während sie ihre Sachen zusammensuchte. Sie holte jedoch trotzdem noch einmal zwei Scheiben Brot heraus und legte einige Scheiben Wurst und Käse darauf. Dann würde sie eben auf dem Weg essen …
Schließlich umgürtete sie sich mit dem Schwert, welches Rerlad ihr gegeben hatte und setzte den Rucksack auf. Noch einmal überprüfte sie, ob das Feuer aus war und ob auch nichts liegen geblieben war.
Dann ging sie gemeinsam mit den Männern auf die Suche nach ihrem Bruder Lundor.
Der Nachmittag bis Abend von Aeluin, Areros und Leyron in einer Zusammenfassung
Die Zeit verflog schnell an diesem Tag. Nach etwa einer halben Stunde waren die drei Verfolger Lundors aus dem Wald Fandasaf gekommen. Aeluin ärgerte sich innerlich etwas, dass sie eigentlich so nah am Ziel gewesen war, nämlich diese unheimlichen Wald zu verlassen. Doch die Gesellschaft der beiden Männer ließ sie nicht lange einen Gedanken daran verschwenden.
Sie war sehr froh, dass sie nun in Begleitung war, sowohl dass Areros dabei war, mit dem sie schon viele schöne Wanderungen gemacht hatte, aber auch besonders weil Leyron dabei war, selbst wenn dieser sich hauptsächlich mit Areros unterhielt.
Aeluin ging voran, nachdem sie sich entschlossen hatten dem Weg nach Nordwesten zu folgen. Bald hatte sich auch ihr Bein an ihr Schrittmaß gewöhnt, welches zwar nicht schnell, aber doch auch nicht gemütlich war. Erst bei den kurzen Pausen, die sie sich zwischendurch gönnten, schmerzten die Wunden, so dass es meist Aeluin war, die zu einem Aufbruch drängte.
Aeluins Blick wanderte hin und wieder zurück zu den beiden Männern und erhaschte meist ein Lächeln oder Grinsen von Leyron. Ihre Gedanken kreisten meist auch um diesen Krieger. Ihr gelang es jedoch nicht, sich ernsthafte Gedanken über das Gespräch beim Rasieren zu machen und mehr zwischen den Zeilen zu lesen, als Leyron gesagt hatte. Denn ein Lachen von ihm, ein Blick oder eine kurze Berührung ließen sie alles ›Unwichtige‹ vergessen.
Ja, für die junge Frau waren es die schönsten Momente, wenn sie auch in die Nähe Leyrons kommen konnte und ihre Finger sich kurz berührten. Die beiden jungen Menschen verstanden es auch, genau dann in der Nähe des anderen zu sein, wenn Areros ein Bedürfnis in die Büsche lockte. Wobei sich Aeluin machmal fragte, ob Areros nicht öfter ging, als es nötig war.
In dieser Zeit war immer Platz für ein liebes oder reizvolles Gespräch, eine Berührung oder einen Kuss. Aeluin hatte Freude daran, mit Leyron zu flirten. Ihn mit Worten oder Gesten zu reizen, ihn zu verlocken und ihm doch nur ein kleines Stück ihrer Nähe zu schenken. Da Leyron durchaus Gefallen an diesem Spiel zu haben schien, wurde jedes noch so kurze Gespräch zwischen ihnen zu einer Wonne für beide, welche Hoffnung auf mehr machte.
Aeluin erlag immer mehr dem Reiz dieses Mannes und den verlockenden Gefühlen, die er in ihr auslöste. Und je weiter sie kamen, um so mehr konnte sie die mahnende Stimme ihres Verstandes zurückdrängen, die ihr sagte, dass sie sich Zeit lassen sollte.
Im Dorf Suilthar, in welchem sie am späten Nachmittag ankamen, fanden sie erste Spuren von Lundor. Zuerst schienen sie kein Glück zu haben, denn niemand hatte einen jungen Mann im Dorf gesehen.
Der Händler im Dorf, einer der abstoßensten Männer, die Aeluin je gesehen hatte, schien jedoch Informationen zu haben. Diese wollte er jedoch nicht billig verkaufen. Entweder sollte Aeluin eins der schmutzigen Kleider anprobieren und kaufen, die Vatos, der Händler im Hinterraum des Verkaufsraum lagerte oder er wollte fünf Silberstücke für seine Hilfe. Sowohl Aeluin, als auch Areros waren klar, dass der Händler nur Aeluin nackt beobachten wollte, was für beide nicht in Frage kam.
Während Areros noch eine friedliche Lösung anstrebte, kam nun auch Leyron, der sich anderweitig im Ort umgehört und so von dem gestohlenen Huhn erfahren hatte. Als er von Vatos ›Angebot‹ hörte, zeigte er dem Händler, dass er es nicht mit einem gewöhnlichen Bauern zu tun hatte. Leyron packte den nach Schweiß riechenden Mann beim Kragen und zog ihn hart über den Ladentisch an sich heran. Der Krieger macht ihm klar, dass man sich immer ein zweites Mal sieht und wies ihn dann dezent auf seine Waffen hin.
Areros gefiel die Sache nicht und beschwichtigte Leyron. Aeluin hingegen ging mit einem selbstzufriedenen Lächeln aus dem Laden. Denn der Mann, der ihr gefiel hatte sich für sie eingesetzt.
Schließlich verließen die drei das Dorf in der Richtung, in die Lundor gelaufen sein sollte. Lundor hatte einen guten Vorsprung, doch ließ die drei Wanderer der Gedanke daran, dass sie eine Spur von ihm gefunden hatten, alle Müdigkeit vergessen und sie Meile um Meile zurücklegen. Die Sonne wanderte stetig in den Westen und der Tag neigte sich immermehr dem Ende zu. Endlich schien Leyron die Gegend bekannt vorzukommen und er wusste von einem Wirtshaus, in welches sie einkehren konnten.
Die beiden Männer waren auch der Meinung, dass es an der Zeit war, die Suche nach Lundor an diesem Tag einzustellen und sie brauchten nicht allzu lange, um auch Aeluin davon zu überzeugen. Denn die drei hatten am heutigen Nachmittag viele, viele Meilen hinter sich gelassen und nun sehnten sich ihre Körper nach etwas Erholung und einem guten Essen, welches ihnen Leyron versprechen konnte.