Erchirion schlief anfangs ruhig und seinem Körper tat dies gut. Auch wurde er eine Weile nicht von Fieber-Träumen geplagt. Erst nach ein paar wenigen Stunden, als die Wirkung des Tees nachließ, wurde er unruhiger, warf sich kurzzeitig im Schlaf hin und her. Es waren nur bruchstückhafte Fetzen, welche er in seinem Unterbewusstsein sah, doch sie erschreckten ihn sehr. Orks, Kämpfe, Blut, tote Menschen. Doch dass er irgendwann in den sehr frühen Morgenstunden aufwachte, hatte einen ganz anderen Grund.
Der junge Mann wusste erst nicht so recht wo er war, doch sein Puls raste mal wieder wegen all der schrecklichen Bilder, welche er gesehen hatte. Bald fiel ihm alles wieder ein und er ließ seinen Blick schweifen. Schwach schien Licht von außen herein und er erkannte Thenar, welcher tief und fest schlief. Von Emeldirs Lager aus drangen laute Schnarchgeräusche herüber, welche sicher auch vom Alkoholkonsum herrührten.
Erchirions Schulter schmerzte wieder mehr und er wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er hatte ein mehr als dringendes Bedürfnis. Das hätte er gestern Abend schon hinter sich bringen sollen. Mühsam und mit aller Kraft, welche er besaß, richtete er sich auf und fischte mit seinem Fuß die Bettpfanne unter dem Lager hervor. Dann stand er auf, sehr schwankend und sich am Bett festhalten. Noch einmal vergewisserte er sich, ob seine Kameraden auch wirklich schliefen. Dann kniete sich der junge Mann auf den Boden und erleichterte sich. Diesen Vorgang näher zu beschreiben ist für keinen zumutbar. Zum Glück hatte die Pfanne einen Deckel, welch nützliche Erfindung, welcher bald wieder seinen Platz fand. Mit ein wenig Mühe beförderte er die Schüssel wieder weit unter das Bett und war daran sich zu erheben.
Mit der Hand griff Erchirion nach seiner Bettdecke um sich nach oben zu ziehen. Doch dann verließen ihn die Kräfte und er sank nach hinten, die Wolldecke mit sich ziehend. Das Schicksal hatte es so gewollt, dass er sofort kraftlos wieder in einen tiefen Schlaf fiel, welchen er nun am Boden neben seinem Bett fortsetzte.
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Hinfallen, Aufstehen, Krone richten, weiter gehen ...
Thenar schlief zuerst tief und fest und ohne einen Traum. Doch wachte er kurz auf, weil er Geräusche hörte. Emeldir schnarchte und irgendetwas Schweres glitt zu Boden. Doch war der Waldläufer nicht wach genug, um sich darum zu kümmern; er drehte sich auf die Seite und schlief weiter.
Mit dem ersten Vogelzwitschern wachte Thenar auf und bemerkte, dass kein Regen mehr zu hören war. Emeldir schnarchte zwar nicht mehr, doch schlief er noch. Zu seiner großen Verwunderung war Erchirions Bett leer. 'Nanu? Ist der Prinz schon wach und hinaus gegangen? Das hätte ich doch gewiss gehört ...' wunderte er sich.
Er streckte sich ausgiebig ,setzte sich auf und zog seine Sachen wieder an. 'Da habe ich mal wieder in einem Bett geschlafen - und das noch ziemlich gut! ... Ich werde gleich mal gucken, wo Erchirion steckt. Dann kann ich auch sehen, wie es mit meinem Knöchel heute geht.'
Als er gerade seinen Dolch unter dem Kissen hervor holte , öffnete sich leise die Tür.
Es würde ein kühler Durchzug werden, wenn sie jetzt die Türe zum Krankenzimmer öffnen würde. Doch das war nach der Nacht sicherlich auch nicht verkehrt. Ein geschlossener Raum, gleich wieviele Leute darin nächtigten, fühlte sich am Morgen immer an, als würde man gegen eine stehende Wand laufen, wenn man ihn betrat.
So war es auch diesmal. Gut, dass sie die Tür im Gang nach außen schon geöffnet hatte, so konnte die frische Luft gleich hinein streichen. Allerdings musste sie sich für einen Moment an das spärliche Licht gewöhnen, das nur durch die Ritzen im Fensterladen gegeben wurde. So entdeckte sie Erchirion auf dem Boden nicht gleich sondern nahm nur wahr, dass Thenar sich auf seinem Bett bereits aufgesetzt hatte. Sicherlich hatte er sie auf dem Gang gehört und möglicherweise auch etwas von ihrem Gespräch mit Astaldo mitbekommen.
Sie kannte den Älteren, weil er vor nicht allzu langer Zeit noch in der Weißen Stadt gedient hatte. Sie kannte wohl nahezu alle Menschen in Minas Tirith, wo sie doch dort aufgewachsen war.
Nun wünschte sie dem wachen Waldläufer jedoch erst einmal einen leisen ´guten Morgen´ und glitt durch den Raum auf die Fensterläden zu, um auch sie zu öffnen. Als damit endlich genügend Licht in den Raum fiel, blieb sie einen Moment mit offenem Mund vor dem Anblick des leeren Bettes von Erchirion stehen.
„A… aber…“, stotterte sie und begriff in diesem Augenblick nicht, was da geschehen sein konnte. Entsetzt gab sie sich der Befürchtung hin, Erchirion könnte sein Bett allein verlassen haben und nun irgendwo in Osgiliath zusammen gebrochen sein… unbemerkt! Und ihr wurde innerlich eisig kalt bei dem Gedanken, augenblicklich nach ihm suchen lassen zu müssen.
Sie trat auf das Bett zu, doch just in dem Augenblick, da sie erkannte, dass seltsamerweise auch das Bettzeug des Prinzen fehlte, da entdeckte sie den jungen Mann genau hinter seiner Bettstatt am Boden. Mit tiefer Erleichterung atmete sie durch und konnte sich dennoch nicht dazu durchringen, sich ihre Erleichterung einfach so anmerken zu lassen.
Ein wenig gespielt entrüstet stemmte sie ihre Hände in die Hüften und starrte rügend auf Erchirion herunter. Dann wechselte sie einen Blick mit Thenar, zuckte mit den Schultern und setzte sich schließlich wieder in Bewegung.
„So ein Gauner“, murmelte sie vor sich hin, kniete dann jedoch im nächsten Moment neben dem jungen Mann und sprach ihn mit einem sanften Hauch in der Stimme an. Wohlweislich berührte sie ihn dabei nicht, denn das war etwas, was sie schon sehr früh von ihrer Tante gelernt hatte. Soldaten besaßen bisweilen sehr ausgeprägte Reflexe und mochten es nicht, auf diese, für sie unangenehme Weise aus dem Schlaf geweckt zu werden. So sprach sie leise… und dann immer deutlicher werdend auf ihn ein. Es dauerte nicht lange, bis Erchirion reagierte. „Bitte, Erchirion. Lasst Euch in Euer Bett zurück helfen. Der Boden wird mit der Morgenluft schon in Kürze viel zu kühl für Euch sein. Wie fühlt Ihr Euch heute Morgen?“ Erst als sie glaubte, dass der junge Mann wach und aufnahmefähig genug sei, um vollständig wahrzunehmen, wen er vor sich hatte, bot sie ihm ihre Arme an, um ihm aus seiner Decke heraus auf zu helfen.
Seit seinem kleinen Ausflug neben das Krankenbett war Erchirion nicht mehr aus seiner Traumlandschaft erwacht. Er hatte allerdings Glück, dass er nicht mehr von üblen Träumen heimgesucht wurde. Zumindest waren sie nicht gar so erschreckend wie noch am Tag zuvor. Während er schlief und seinem Körper ein wenig Erholung gönnte, was auf dem Steinboden natürlich nicht unbedingt angebracht war, hatte er weder mitbekommen, wie sich Thenar bereits angezogen hatte noch wie die Tür aufging und Larena den Raum betrat. Er hatte geschlafen und all die Sorgen hinter sich gelassen.
Ein kühler Zug erfüllte den Raum mit frischer Morgenluft aber selbst das nahm Erchirion nicht wahr. Erst als der junge Mann sachte angesprochen wurde, regte sich Leben in ihm. Je lauter und deutlicher auf ihn eingesprochen wurde, desto wacher wurde er. Doch begriff der Waldläufer noch nicht wo er war und wer ihn ansprach. Im Halbschlaf sprach er, man konnte aber nur ein undeutliches Genuschel verstehen. „Elphir ... lass mich ... noch dunkel.“ Die Worte waren undeutlich und hatten kaum Zusammenhang. Erst als seine Sinne klarer wurden und er anfing leicht die Augen zu öffnen, entsann er sich wo er war. Auch Larena erkannte er nun.
Zu kalter Boden? Der Untergrund fühlte sich wirklich ungewohnt hart an. Aber Erchirion konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern warum er neben dem Bett lag. Er hatte sich erleichtert, das wusste er noch. Doch dann? Alles andere befand sich außerhalb seiner Erinnerungen. Wieder blinzelte er leicht und versuchte sich an das Licht, welches von außen her das Zimmer erhellte zu gewöhnen. Der junge Mann zitterte am ganzen Leib, gab der Steinboden doch wirklich nicht viel Wärme her.
Doch recht dankbar griff er schwach nach Larenas Arm, einfach da er momentan nichts lieber wollte als zurück auf das Bett, welches um einiges bequemer war. Da entsann er sich, dass die junge Frau ihm eine Frage gestellt hatte. Wirklich gut fühlte er sich nicht, aber da er Angst hatte sie würde ihn weiterhin mit dem bitteren Tee quälen, gab er ein leises „Besser ...“ von sich. „Es geht mir besser ... Danke“, ließ er noch einmal verlauten, während er sich zitternd und mit aller Kraft die er besaß an ihr hochzog.
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Larena stemmte sich mit aller Kraft die sie besaß gegen das Gewicht, mit dem Erchirion sie beim Aufstehen nach unten zog und sie war dankbar, als Thenar im nächsten Augenblick neben ihr war, um sie und den jungen Prinzen zu unterstützen. Gemeinsam brachten sie ihn auf das Bett und Larena zog zwei weitere Decken von den anderen Betten und wickelte ihren Patienten damit ein.
Amendor kam kurz darauf mit dem heißen Wasser, das man stets am Morgen benötigte und umgehend schickte sie ihn in das Zimmer gegenüber, um dort eine Fell-eingezogene Lederblase zu besorgen. Sorgsam füllte sie das wasserdichte Gefäß dann mit dem heißen Wasser, wobei sie Amendor dann unmittelbar nach neuem, heißen Wasser ausschickte. Die Lederblase legte sie dann dicht verschlossen mit unter Erchirions Decken und zog ihm diese erst einmal bis zur Nasenspitze wieder hinauf.
„Wir werden gleich sehen, wie gut es Euch wirklich geht, wenn Ihr erst einmal wieder ein wenig aufgewärmt seid, mein Herr. Bitte habt einen Augenblick Geduld.“ Sorgsam verschwieg sie und bemühte sich, es sich nicht anmerken zu lassen, dass sie sich tatsächlich für einen Moment ernsthaft um ihn gesorgt hatte, auch wenn sie wusste, wie albern diese Reaktion in jenem Augenblick gewesen war.
Seine Berührung und sein fester Griff nach seinem kühlen Erwachen am Boden, geradeso wie seine doch nicht zu verkennende Hilflosigkeit, die er zu verbergen suchte, berührten etwas in ihr, dass sie sich für gewöhnlich eigentlich verbot. Beinahe einen Moment zu lange blieben ihr Blick und ihre Hände auf Erchirion und seinen dunklen Augen ruhen, als sie ihm die Decken zurecht zog. Doch dann wandte sie sich fast schon ein wenig scheu ab und bat Thenar noch einen Augenblick um Geduld.
„Ich werde eben nach diesem Meldereiter sehen“, sprach sie und ließ ihren Worten Taten folgen und die beiden Waldläufer damit für einen Augenblick allein.
Thenar steckte den Dolch in den Waffengurt, schnallte ihn um seine Hüften und grüßte dabei die Heilerin. Nachdem sie die Fensterläden geöffnet hatte, blickte er verwundert auf ihr erstauntes Gesicht und ihre Haltung. Mit einem raschen Blick erkannte er, was Larena gerade erschütterte: Erchirion war nicht in seinem Bett!
Rasch stand er auf und ging zu der jungen Frau, wobei er dann allerdings sah, dass der Prinz wohl aus dem Bett gefallen war. " Ja sowas! " entfuhr es ihm und dann half er Larena, seinen Kameraden zurück ins Bett zu legen. Während die Heilerin Erchirion in Decken hüllte, brachte Amendor die von ihr aufgetragenen Sachen und eilte wieder hinaus.
Thenar sah besorgt in das blasse Gesicht seines zitternden Kameraden. Da Larena sich nun um Emeldir kümmerte, setzte er sich neben des Prinzen Bett auf einen Hocker und fragte ihn leise:" Guten Morgen Kamerad! Wie hast du das denn geschafft? Hattest du einen Albtraum? Du hast dich doch nicht noch mehr verletzt?"
Vorsichtig schaute Gwaenas sich auf dem Flur des Lazarett um. Einige Türen zweigten von dem Flur ab und Gwaenas fragte sich gerade, ob es klug gewesen war, hierher zu gehen. Doch da hörte er Stimmen aus einer geöffneten Türe und erkannte gleich, dass es nur Larenas Stimme sein konnte. Mit lauten Herzklopfen näherte er sich dem Raum und spähte hinein.
Da war sie!' Sie beugt sich gerade über jemanden... Oh, das kann nur Erchirion sein, denn Thenar steht neben ihr! Nun kann ich auch ihr Gesicht sehen! Wie hübsch sie aussieht! ' Bewundernd beobachtete er sie, doch bemerkte er auf einmal, wie sie den Prinzen anschaute! Gwaenas schluckte , während er mit sich rang: ' Sie hat sich doch nicht etwa in Erchirion verguckt? Das sollte sie mal lieber bleiben lassen! Der ist viel zu eingebildet! ... Ach, wenn sie mich doch auch so ansehen würde!'
Plötzlich zuckte er zusammen, als ihn jemand ansprach:" Guten Morgen! Ihr wollt doch nicht schon jetzt am frühen Morgen jemanden besuchen? " Gwaenas sah einen Burschen, der offensichtlich den Heilern hier half und ihn fragend ansah. ' Au Mann! Jetzt sitz´ ich in der Klemme!' Verlegen meinte er: " Ähm nein ... das heißt ja ..." stotterte er und warf noch einen Blick in den Krankensaal. Da entdeckte er mit Erleichterung, wie Thenar ihn bemerkt hatte und zu sich winkte.
Fragend blickte er zu dem Burschen, der zwar missbilligend den Mundwinkel verzog, aber dann mit einem Schulterzucken weiter ging.
Während Thenar noch auf die Antwort des Prinzen wartete, hörte er von draußen Stimmen und blickte durch die geöffnete Tür zum Flur. Dort sah er Amendor und Gwaenas stehen, der einen verunsicherten Eindruck machte. ' Was will den der Junge hier? Hat er wieder eine Dummheit gemacht? Er sieht ganz so aus!'
Mit einer Handbewegung bat er den jungen Waldläufer, herein zu kommen. Langsam kam Gwaenas näher und grüßte die Anwesenden, während er sich umschaute. Thenar fragte sich insgeheim, was den jungen Mann beschäftigte, denn irgendwie machte er einen veränderten Eindruck. Aufmerksam schaute er ihn an: " Guten Morgen, Gwaenas. Schön, dass du uns besuchen kommst. Oder führt dich ein anderer Grund zu dieser frühen Stunde zu uns?"
Mit Hilfe von Thenar und Larena lag der junge Mann schließlich wieder im Bett und hatte sofort mehrere Decken über sich gestapelt. Mit Hilfe einer Wärmflasche sollte er schnell wieder warm werden und er spürte jetzt schon, dass es um einiges angenehmer war als die halbe Nacht auf dem kalten Steinboden. Ihm war das unheimlich peinlich. Die anderen dachten sich bestimmt ihren Teil. Aber er hatte ja nicht absichtlich die halbe Nacht auf dem Fußboden verbracht. "Tut mir leid. Ich habe keine Ahnung ... ach ist ja auch egal."
Larena wandte sich schließlich ab um nach Emeldir zu sehen. Ein kurzer Blick zu dessen Bett verriet Erchirion, dass der Meldereiter wohl noch immer tief und fest seinen Rausch ausschlief.Er hatte es wahrlich übertrieben und musste heute wohl mit einem üblen Kater rechnen. Aber solange er schlief wurde er zumindest auch nicht an die schrecklichen Geschehnisse und den Tod seines Gefährten erinnert.
Thenar war immer noch bei Erchirion und wirkte besorgt. Erchirion jedoch wusste seine Anwesenheit sehr zu schätzen. Es tat ihm aber auch leid um dessen Zeit, welche er anders bestimmt sinnvoller verbringen konnte. Er nahm sich in Erchirions Augen zu viel Zeit um sich um den kranken Gefährten zu kümmern. "Thenar ... es tut mir leid, dass ich so viel Arbeit mache. Du musst nicht hier sein und dich bemühen. Ich würde das verstehen. Bitte ... das ist es nicht wert."
Als Thenar ihn fragte, ob er Alpträume gehabt hatte oder sich beim Sturz noch mehr verletzt hatte, konnte der junge Mann nicht wirklich darauf antworten. Er glaubte jedoch nicht. Natürlich hatte er starke Schmerzen in der Schulter, aber das war gestern Abend ja nicht anders gewesen. "Ich kann mich nicht erinnern. ... Ich bin auch nicht aus dem Bett gefallen, falls du das denkst. Ich ... habe keine Ahnung warum ich da unten lag."
Erchirions Augen zum Fenster, wo nun das Tageslicht hereinschien. Doch von Sonne war nichts zu sehen. Anscheinend hatten die Soldaten mit dem Wetter für ihren Auftrag heute richtig Glück. Ob sie wohl schon unterwegs ... "Wie spät ist es? Sind die Heermeister schon aufgebrochen?" fragte Erchirion erschrocken. Nicht dass er Faramir noch etwas zu sagen gehabt hätte, aber interessieren tat es ihm trotzdem. "Ich will auch nur noch weg hier ..." Gab er leise zu. Osgiliath war ihm momentan einfach ein zu raues Pflaster. In Minas Tirith würde er sich bestimmt gleich viel wohler fühlen und auch sicherer.
Seine Aufmerksamkeit wurde abgelenkt, als er Amendor auf dem Flur mit jemanden den Reden hörte. Und es hörte sich nicht danach an als ob es sein Lehrmeister Rydon war, mit welchem der Lehrling dort sprach. Im nächsten Augenblick erschien auch schon Gwaenas Gestalt in der Tür, nachdem Thenar ihn näher gewunken hatte. Dafür fing der ältere Waldläufer einen eisigen Blick seitens Erchirion ein.
"Raus! ..." fuhr Erchirion den Burschen ohne Nachzudenken an, als dieser das Zimmer gerade betreten hatte. Er hatte einfach momentan keinen Nerv für diesen jungen Mann. Nicht, dass er ihm die Schuld an allem geben würde, aber er wollte auch nicht, dass er ihn, Erchirion, Prinz von Dol Amroth, in diesem Zustand hier sah, liegend und bis zur Nasenspitze zugedeckt. „Junge, verschwinde, du hast hier nichts zu suchen!"
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Gwaenas schaute sich um und bemerkte, dass Emeldir noch tief und fest schlief. Larena war zu dem Schläfer getreten und versuchte, diesen aufzuwecken. Sie schaute erstaunt zu ihm, als er die Anwesenden grüßte. ' Nun muss ich da durch!' dachte er mit klopfenden Herzen.
Sein Blick fiel auf Erchirion in dessen Bett.Erschrocken dachte er: ' Der ist ja nur noch ein Schatten seiner selbst! Thenar sieht auch besorgt aus; wahrscheinlich war der Pfeil doch vergiftet gewesen! Der Prinz war ja immer sehr gemein zu mir, aber sowas habe ich ihm nicht gewünscht!'
Auf Thenars Frage kam er wieder in Verlegenheit und stotterte: " Ja, äh ... nein. Wie geht es ... " Plötzlich unterbrach Erchirion sein Gestammel und fauchte ihn böse an! Betreten schloss Gwaenas den Mund, der ihn eben vor Erstaunen offen stehen geblieben war. Er fühlte sich wie ein begossener Pudel und wusste gar nicht was er antworten sollte! Hilfesuchend blickte er zu Thenar.
' Der Junge sieht heute morgen durcheinander aus; ich kann mir nicht helfen ...' stellte Thenar fest und wie zu seiner Bestätigung stotterte der junge Mann eine Antwort. Doch weit kam er nicht, denn Erchirion fiel ihm ins Wort und herrschte ihn grob an, den Raum zu verlassen.
Empört drehte sich Thenar zu dem Prinzen um. " Mir scheint, dir geht es heute entschieden schlechter, wenn du am frühen Morgen schon Gäste heraus ekelst!" Mochte sein Gefährte eben noch seine Anwesenheit gelobt haben, war der Waldläufer nun verärgert. ' Hat er jetzt seine gute Erziehung vergessen?'
Entschuldigend wandte er sich zu dem Jüngeren:" Du must Erchiron entschuldigen, er hat nicht so gut geschlafen." Gwaenas sah betroffen aus und Thenar überlegte, wie er den Jungen ablenken könnte. Da kam ihm die Idee: " Hast du schon gefrühstückt? Ich denke, ich kann ansonsten mit dir in die Feldküche gehen, wenn Larena nichts dagegen hat!" Fragend schaute er die junge Frau an. Sein Fuß war zwar noch nicht neu verbunden worden, doch hoffte er, dass sie ihm die Erlaubnis gab hinaus zu gehen.
Schon wieder Unruhe! … Larena hatte sehr wohl mitbekommen, was geschehen war. Und zwar von dem Moment an, da sie Amendor mit dem jungen Mann vor der Tür hatte sprechen hören. Für den Meldereiter konnte sie augenblicklich noch nicht sehr viel tun. Ihm ging es den Umständen entsprechend.
Schon bei dem knappen, harschen Befehl des jungen Prinzen hatte sie dann auch augenblicklich aufgesehen und nun kam sie herüber, die Hände im Gehen an ihrer Schürze abwischend. Bei Thenars Worten runzelte sie ein wenig die Stirn, was nicht minder durch Erchirions finsteren Gesichtsausdruck unterstützt wurde und letztendlich schien es der junge Ankömmling zu sein, der unter dem plötzlichen Zwist zu leiden hatte.
„Ihr scheint recht schnell vergessen zu haben, Thenar. Ich dachte, ich hätte mich klar genug ausgedrückt, dass Ihr heute Morgen ohne Euren neuen Verband nirgendwo hin gehen sollt. Schon gar nicht über die unebenen Pflaster der Straßen!“ rügte sie den Älteren mit dem notwendigen Ernst, doch nicht ohne ein Lächeln in der Stimme und wandte sich dann an den jungen Neuankömmling: „Wenn Ihr so lange warten wollt, dann nehmt Euch bitte diesen Hocker so lange und verhaltet Euch einfach ruhig.“ …
„Und Ihr…“ damit wandte sie sich fest und bestimmt an Erchirion, „seht zu, dass Ihr ruhig bleibt und warm werdet! …bei dem ganzen Besuch von gestern werdet Ihr diesen hier wohl auch noch für einen Moment erstragen können, denke ich. Einer nach dem anderen. Und nach dem hier werde ich mich wieder voll und ganz Euch widmen können.“
Das Letzte, was sie brauchen konnte und was sie hier wollte war ein Streit. Oder gar auch nur weitere Unruhe. Dies war ein Lazarett, verdammt! Vielleicht sollte sie einfach den Riegel vorschieben, wenn sie die Vordertüre schloss…!? Und ein Schild außen anbringen?
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Das Thenar den Jungen nun verteidigte und Erchirion auf seine Art zurückwies, störte den jungen Waldläufer unheimlich, auch wenn er nichts darauf erwiderte. Er hatte gedacht sie wären mittlerweile so etwas wie Freunde geworden. Aber Thenar verstand es einfach nicht, warum Erchirion dem Jungen gegenüber so reagierte. Vielleicht hatte Gwaenas das ja gar nicht verdient, aber man musste auch dem Prinzen in seiner momentanen Situation verzeihen.
Sollte Thenar doch mit dem Burschen frühstücken gehen. Dann hatte er selbst zumindest ein wenig ruhe und konnte vielleicht sogar noch ein wenig schlafen. Solange Emeldir nicht wieder schnarchte und auch Larena oder Rydon ihm seine Ruhe ließen.
Aber Larena wollte sich erst um Thenars Knöchel kümmern, denn ohne einen stützenden Verband sollte er überhaupt nirgends hingehen. Nachdem sie Erchirion angewiesen hatte ruhe zu geben, kümmerte sie sich auch sofort darum. Mann ... bin ich froh, wenn ich hier weg bin ... dachte Erchirion bei sich, während er zur Decke starte und die weiche Wärmflasche mit der freien Hand eng an seinen Körper unter der Decke drückte. Die wohlige Wärme tat gut und entspannte auch seine Muskulatur ein wenig.
Dann warf er der jungen hübschen Frau, welche um Thenars Fuß bemüht war, aber doch noch einen Blick zu. „Und? Lässt man mich heute gehen?“
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Gwaenas staunte über die enrgiegeladene Hübsche, die jedem ihre Anweisungen gab. ' Donnerwetter, die hat aber Courage!' Sie bat ihn, sich zu setzen und solange zu warten, bis sie mit ihrer Arbeit fertig wäre. Dann könnte er mit Thenar mitgehen, der mit ihm zur Feldküche gehen wollte.
' Das ist ja nett von Thenar, aber eigentlich würde ich hier am liebsten sitzen bleiben und der holden Schönheit zuschauen! Aber Erchirion wird mir das schon madig machen ... dann geh´ich doch lieber mit Thenar mit, wenn er versorgt ist.'
Er setzte sich auf den angewiesenen Hocker und nickte Larena dankbar zu. Plötzlich kam ihm eine Idee : " Wollt Ihr nicht zur Feldküche mitkommen und dort euer Frühstück mit uns essen? " Als er aber die erstaunten Blicke seiner Kameraden sah, setzte er kleinlaut hinzu: " Oder habt Ihr Euch schon gestärkt?"
Thenar registrierte, wie resolut die junge Frau mit ihnen redete. ' Auwei ... Frauen sind schon seltsam !' Doch er brummte nur ein " Wie Ihr wünscht!" , ging zu seinem Bett und setzte sich darauf.
Gwaenas hatte sich derweil auf den Hocker gesetzt und schaute der Heilerin zu, die die nötigen Sachen für seinen Verband holte und dann zu ihm kam.
Stirnrunzelnd bemerkte er Erchirions finsteren Blick, den dieser ihm zuwarf. ' Das hat dir wohl nicht gepasst, was? ' Unmerklich zuckte er die Schultern. ' Er ist eben noch jung; der verwöhnte Prinz!' Als hätte dieser seine Gedanken erraten, starrte Erchiron nun zur Decke.
Larena eilte nun herbei und er streckte sein Bein auf dem Bett aus, damit sich die junge Frau nicht vor ihn hocken musste. Wie er es gestern abend schon von ihr gewohnt war, begann sie geschickt und flink mit ihrer Arbeit.
Erstaunt sah er Gwaenas an, als dieser die Heilerin ansprach. ' Was denkt sich der Junge eigentlich? Natürlich wird sie gegessen haben und hat gewiss keine Zeit in die Feldküche zu gehen, wo jeder Mann sie anstarren würde!' Doch dann sah er den Blick, mit dem sein junger Kamerad die Frau ansah. ' Ah! Da scheint einer Feuer gefangen zu haben!' Innerlich schmunzelnd wartete gespannt auf die Antwort der dunkelhaarigen Heilerin.
Auf dem Weg zum Lazarett hatte Faramir danach geschaut, wie weit die Vorbereitungen für den Aufbruch gediehen waren. In einiger Entfernung hatte er Boromir gesehen. Der Ober-Heermeister und Adelor sprachen zu verschiedenen Soldaten und verteilten Anweisungen. Schließlich stand Faramir am Eingang des Lazaretts. Er holte tief Luft.
"Ich werde ihm keine Vorwürfe machen!" nahm er sich vor. "Ich will zum Abschied keinen Streit mit Erchirion."
Leise näherte er sich der Kammer, in der Erchirion lag. Er hörte mehrere Stimmen: Dort waren Erchirion, Thenar, die Heilerin und noch jemand...
"Gwaenas!" Faramir war erstaunt. Was machte der Junge hier, wo Erchirion ihn doch nicht ausstehen konnte?
Der Heermeister trat an die Tür und sagte:
"Guten Morgen!"
-------------------------------------------- "Ich bin Faramir, Heermeister von Gondor."
„Nein!“ entgegnete Larena offen und direkt dem Gruß des Mannes in der Tür als Antwort. Dabei stand sie auf und ließ Thenar mit seinem halb-fertig gewickelten Verband sitzen. „Das wird hier nicht schon in aller Frühe so weiter gehen, wie es gestern aufgehört hat! Bei allem Respekt, Heermeister, aber Ihr werdet bitte draussen warten, bis meine Patienten versorgt sind! Und Ihr…“ dabei wandte sie sich an den jungen Waldläufer, der sich gehorsam auf den Stuhl gesetzt hatte und für einen Augenblick tat es ihr fast leid, ihn nun mit dem anderen gleich setzen zu müssen:
„… ähm… ich habe Euren Namen nicht behalten, tut mir leid. Ihr wartet am besten mit ihm da draussen. Das wird mir hier allmählich zu bunt. Thenar ist gleich fertig. Dann könnt Ihr mit ihm zur Feldküche gehen. Und Euer Anerbieten ehrt mich, doch ich habe bereits gefrühstückt. Es ist nicht gut, wenn ich mich vom Lazarett allein zu weit entferne.“
Weitere Erklärungen dazu behielt Larena für sich. Männer waren ohnehin alle gleich. Der Junge würde vielleicht schon verstehen und wenn nicht, dann sollte er seinen älteren Kameraden fragen. Hübsche Augen hatte er, der Bursche. Und irgendwie war er süß… Ein feines Lächeln zierte Larenas Miene, zumindest ihrem Gefühl nach. Dann komplimentierte sie den jungen Mann allerdings zur Tür, wo sie ihn mitsamt dem Heermeister auf den Flur schob und die Türe hinter ihnen schloss.
Mit einem tiefen, seufzenden Durchatmen wandte sie sich wieder Thenar zu, setzte sich erneut zu ihm, nahm nun etwas ehrgeiziger, als vielleicht notwendig gewesen wäre, den Verband wieder zur Hand und vollendete ihr Werk.
„Gebt dennoch Acht damit, Thenar. Auch mit stützendem Verband wird der Schmerz nicht von jetzt auf gleich verschwinden. Doch da Ihr in Eurem Alter sicherlich gewisse Erfahrung damit habt, brauche ich Euch sicherlich nicht erklären, dass Ihr ihn durchaus als Warnzeichen nehmen sollt. Geht nun… warnt mir aber bitte den Herrn Heermeister noch einmal, nun nicht einfach so herein platzen zu wollen. Die Versorgung des jungen Herrn Erchirion hat allem anderen in jedem Fall erst einmal Vorrang!“
Erst als sie sich Erchirion nun endlich wieder zuwenden konnte, erinnerte sie sich an dessen Frage von vorhin. ´Ihn gehen lassen…?´ „Nun… wohin habt Ihr es denn so eilig zu gehen, mein Herr? Wartet denn da irgendwo eine hübsche Frau auf Euch?“ Ihr Tonfall war neckisch. …doch als die Worte heraus waren, musste sie sich eingestehen, dass ihre Frage ganz sicher nicht vollkommen uneigennützig war.
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Weil Erchirion momentan niemandem der Anwesenden etwas zu sagen hatte, blieb er ruhig und versuchte sich zu entspannen, während er an die Decke starrte. Mit Gwaenas wollte er nicht sprechen, da er sich dann nur wieder aufregen würde und das konnte er momentan nicht gebrauchen. Thenar hatte ihn gerade so missbilligend von der Seite angesprochen, dass es ihm gerade ebenfalls vergangen war mit seinem Gefährten zu sprechen. Deshalb wartete er nur auf Larenas Antwort und schwieg.
Aber Larena kam gar nicht wirklich dazu irgendetwas zu beenden, denn im nächsten Moment stand Faramir mit einem Guten Morgen-Gruß in der Tür. Erchirion musste sich wirklich zusammenreißen um nicht aus Versehen laut auf zu stöhnen. War sein Vetter wieder hier um ihm Vorhaltungen an den Kopf zu werfen? War es gestern Abend nicht schon genug gewesen?
Doch staunte Erchirion nicht schlecht, als Larena von Thenars Bett aufstand, schnurstracks auf den Heermeister zu ging und ihn mit ein paar netten Worten verbunden die Tür vor der Nase schloss. Mutig ..., dachte sich Erchirion. Gwaenas verabschiedete sie auch gleich nach draußen. Besuch konnten sie hier im Moment nicht gebrauchen und Erchirion war es so auch ganz recht.
Als Larena mit Thenars Knöchel zufrieden war, wandte sie sich nun doch endlich wieder dem Prinzen zu, um ihm seine Frage zu beantworten. Natürlich konnte sie den leichten Spott in ihrer Stimme nicht überhören. „Weg aus Osgiliath“, antwortete der junge Mann knapp. „Und glaubt mir, da wartet nicht nur eine ... da könnt Ihr Euch sicher sein.“ Dies war nun Erchirions Konter auf ihre freche Gegenfrage gewesen. Denn sein Privatleben ging der Heilerin nun einmal nicht das geringste an.
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Kaum hatte Gwaenas die hübsche Frau zum Frühstück eingeladen, fing er auch schon den verwunderten und erstaunten Blick Thenars ein. ' Da hab´ich ja wohl etwas Dummes geagt ... ich weiß nur nicht was und warum Thenar mich so ansieht!'
Während er sich Gedanken machte, öffnete sich die Tür und Heermeister Faramir grüßte freundlich in den Raum. Doch Larena wurde es zuviel, sie bat den Heermeister und ihn hinaus zu gehen. Dabei hatte sie wohl seinen Namen vergessen! Als er aufstand, um ihrer Bitte zu folgen, bemerkte er, dass sie sein Gesicht interessiert musterte. Dabei lächelte sie!
Gwaenas wurde bei ihrem Lächeln richtig warm ums Herz und er lächelte zurück. " Gwaenas ist mein Name! Schade, dass Ihr hier unabdingbar seit! Aber ich hoffe doch, dass wir uns bald wiedersehen!" sprach er leise zu ihr, während sie zur Tür gingen und Larena dann Faramir und ihn höflich hinaus wies.
Gwaenas war so froh! ' Ihr Lächeln war so ... so ...' Plötzlich wurde er dem Heermeister gewahr, der sich gerade räusperte. ' Oweh, bestimmt habe ich wieder dumm ausgesehen! Anscheinend sieht man mir an, was ich gerade denke! ' Er wurde wieder einmal rot und sprach hastig:" Guten Morgen, Heermeister Faramir! Wir können ja vielleicht auf der Bank draußen auf Thenar warten!"
Als ein neuer Besucher freundlich den Morgengruß entbot, blickte Thenar erstaunt auf. Faramir wollte sich wohl nach dem Befinden von Erchirion erkundigen. Doch Larena bat ihn und Gwaenas nun draußen zu warten, da sie in Ruhe ihre Patienten versorgen wollte.
' Recht resolut das junge Weib! Dennoch ist sie höflich und respektvoll; sogar Gwaenas lächelt sie freundlich an ... Ah, der Junge strahlt ja als Antwort!' Leicht grinsend schaute der Waldläufer Larena zu, die die Männer hinaus komplimentierte, nachdem er dem Heermeister grüßend zugenickt hatte.
Mit energischen Griffen widmete Larena sich nun wieder seinem Verband und mahnte ihn, vorsichtig zu sein. Bald war der Verband fertig und sie erlaubte ihn hinaus zu gehen. " Ich danke Euch!" sagte er leicht lächelnd. " Dann will ich mal sehen, wie das Laufen ohne Krücken geht. Ich werde mir Eure Worte zu Herzen nehmen." Mit diesen Worten stand er auf und nickte zu den Worten der Heilerin, die ihn bat, Faramir zu erklären, dass die Versorgung des Prinzen Vorrang vor Besuchen hat.
Thenar vergewisserte sich mit einem Blick, ob er alles bei sich hatte was ihm wichtig erschien ( sein Dolch und das Armband seines Sohnes) und hörte erstaunt, wie Larena sich fragend an den Prinzen wandte. ' das Frauen immer so neugierig sein müssen!' Aber Erchirion konterte geschickt und Thenar musste kurz grinsen.
Nach einem kurzen Blick auf die Gehhilfen setzte er vorsichtig den umwickelten Fuß auf und bemerkte, dass es kaum Schmerzen bereitete. ' Alle Achtung; das hätte ich nicht gedacht!'
" Wir sehen uns!" meinte er knapp und ging vorsichtig und etwas humpelnd hinaus.
Faramir wollte gerade in den Raum treten, als er von der Heilerin ziemlich resolut wieder hinausgeschickt wurde. Er war darüber nicht verwundert, denn er wusste aus den Häusern der Heilung, dass die Heilerinnen und Pflegefrauen nicht gerade auf den Mund gefallen waren.
"Wir Ihr wollt", sagte er zu der jungen Frau, "aber ich muss nachher noch mit Euch sprechen, Heilerin, nachdem Ihr Erchirion versorgt habt."
Der Heermeister ging einige Schritte zurück und Gwaenas trat zu ihm. Faramir war nicht entgangen, welchen Blick der jungen Krieger auf die Heilerin geworfen hatte und wie er errötete. Der Heermeister verkniff sich ein Lächeln, denn er hatte mit Gwaenas einige ernste Worte zu sprechen.
"Ja, gehen wir nach draußen", sagte er zu Gwaenas' Vorschlag. Sie traten vor das Lazarett und setzten sich auf die Bank.
"Gwaenas, ich muss dir etwas mitteilen, was dich nicht erfreuen wird", sagte Faramir ernst, "aber vielleich hast du es schon geahnt: Du wirst in nächster Zeit nicht mehr in Ithilien eingesetzt werden, sondern morgen zusammen mit Meowés nach Minas Tirith zu den Waldläufern unter Falborns Befehl versetzt. Diese Versetzung ist mit dem Truchsess und dem Ober-Heermeister abgestimmt. Ihr werdet in der Stadt und auf dem Pelennor weiter ausgebildet werden.
Ich weiß, dass das für dich enttäuschend ist, aber es geschieht zu deinem Besten. Ithilien ist mittlerweile so gefährlich, dass wir dort nur noch voll ausgebildete, geschickte Waldläufer einsetzen können. An Geschicklichkeit mangelt es dir leider, aber dennoch bekommst du noch Gelegenheit, dich zu bewähren und wirst nicht aus dem Heer entlassen, wie es Erchirion gestern in seiner blinden Wut gewünscht hat. Was hast du überhaupt bei ihm gemacht? Dass Erchirion dich nicht mag, kann dir ja nicht entgangen sein."
-------------------------------------------- "Ich bin Faramir, Heermeister von Gondor."
Gwaenas setzte sich mit dem Heermeister auf die Bank vor dem Lazarett und zitterte innerlich , weil er ahnte, was sein Vorgesetzter ihm nun sagen würde. Faramir kam auch gleich zur Sache. Obwohl Astaldo und Thenar es schon vermutet hatten, traf ihn Faramirs Mitteilung hart.
' Aus ist es mit dem Waldläuferdasein! So bald seh` ich Ithilien also nicht wieder! Hoffentlich ist dieser Falborn netter als Astaldo! Nun soll ich also in der Stadt und auf dem Pelennor ausgebildet werden...' Stocksteif hörte er dem Heermeister zu und fragte sich hektisch, wie seine Zukunft wohl ausssehen wird.
Der junge Mann schluckte bei den weiteren Worten Faramirs. 'Meine Geschicklichkeit ; ja daran mangelt es. Deswegen darf ich also nicht bei den Waldläufern bleiben! Die Älteren haben es mir ja gestern schon gesagt; nur wollte ich es nicht wahrhaben. Sogar der Ober Heermeister und der Truchsess haben es so beschlossen! Sie haben über mich geredet!' Gwaenas wünschte sich, ein Loch würde sich im Boden auftun und ihn verschlingen.
Der Heermeister sprach davon, dass er nicht aus dem Heer entlassen werden würde, sondern sich bewähren dürfte. Nachdem Gwaenas abermals geschluckt hatte, stotterte er zaghaft: " Aus dem Heer ent... entlassen? Be .. bewähren? Ja - ja, das will ich! Obwohl es mir sehr schwer fallen wird, Herr Faramir, wo ich es doch so gut bei Euch hatte! Ihr habt Euch immer für mich eingesetzt und zu mir gehalten!" Er fühlte, wie Tränen in seine Augen treten wollten. Mit aller Kraft kämpfte er dagegen an und atmete zur Berühigung tief durch.
" Erchirion? Ich mag ihn auch nicht sehr, weil er immer gemein zu mir ist. Aber nun werden wir ja wohl getrennte Wege gehen ..." Die Aussicht war zwar erfreulich, aber nicht wirklich tröstend. Weil er so durcheinander war, stotterte er wieder auf die Frage Faramirs : " Ich ... ich wollte Thenar zum Frühstück abholen ..."
Gwaenas sah die aufmerksamen und forschenden Augen des Älteren und errötete leicht. ' Ich werde ihm ja wohl kaum den wahren Grund sagen können!
Erchirions Antwort ließ Larena nicht so unberührt, wie sie sich gab. Doch was hatte sie erwartet? Hätte sie denn eine rechtfertigendere Antwort überhaupt hören wollen? Larena überwand die, im ersten Moment kurze Betroffenheit und überspielte sie mit einem Lächeln, das auch beinahe augenblicklich wieder gewappnet war und keine Schwächen zeigen wollte. Sie bemerkte, wie Thenar den Raum verließ und die Türe hinter sich schloss. Wie war jetzt gleich nochmal der Name des Jüngeren gewesen? ...
„Natürlich…“ entgegnete sie auf Erchirions Bemerkung und ließ dabei vernehmen, dass sie sich weigerte auch nur einen Funken seiner Behauptung glauben zu wollen und half ihm dabei schon in tatkräftiger Unterstützung in eine vernünftige, aufrechte Position. Jedenfalls versuchte sie das. Entzog er sich ihr dabei tatsächlich oder bildete sie sich das nur ein? Ein wenig resigniert nahm sie es zur Kenntnis, auch wenn sie hoffte, sich geirrt zu haben. Dann erinnerte sie sich jedoch an den Stolz eines angeschlagenen Kriegers und zwang sich das, was auch immer sie glaubte, soeben verspürt zu haben, nicht persönlich zu nehmen.
„Nun, sicher wollt Ihr all diesen Frauen aber gern als ein starker und stolzer Krieger gegenüber treten. Da wäre es doch unglücklich, wenn Ihr geradewegs vor ihren Augen wegen einer unausgeheilten Verletzung in die Knie gehen wolltet. Was sollen diese Frauen denn dann von ihrem stattlichen Prinzen halten?“
Larena bemühte sich, die belegte Kälte, die sie selbst bei ihren Worten verspürte, diesen nicht unbedingt anmerken zu lassen. Doch sie war sich keineswegs sicher, ob ihr das gelang.
Vorsichtig nahm sie dann den Arm aus der Schlinge, der wirkte, als hätte Erchirion ihn über Nacht gar nicht heraus genommen. Dabei hätte sie ihm das nicht einmal verübelt. Die Haut in seinem Gesicht wirkte immer noch blass, doch der Wärmschlauch schien seine Wirkung denn doch zu tun. Der Körper zitterte nicht mehr.
Lage um Lage wickelte sie den Verband ab und mühte sich dabei, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren und dem jungen Mann. … dem jungen Prinzen nicht unbedingt ins Gesicht zu sehen. Amendor kam und Larena schickte ihn mit den Bettpfannen wieder hinaus. Jene Erchirions hatte einen ungewöhnlich weiten Weg unter sein Bett gefunden, doch sie verweigerte sich jegliche Gedanken dazu. Ihre Gefühle ziemten sich nicht für eine junge Frau in ihrer Stellung. Das wusste sie. Doch ihre Reaktion auf seinen Konter konnte sie sich selbst kaum verleugnen. Die Gefahr sich zu verraten, hätte sie noch etwas Weiteres entgegnet, war zu groß. Also schwieg sie. ...und sie bemühte sich, seinen Körper erst einmal nicht direkt zu berühren, wenn es nicht unbedingt notwendig war. Denn sie fürchtete ihre eigene Reaktion darauf.
Erst als die Wunde freigelegt und das Außmaß der aufgeflammten Entzündung ersichtlich wurde, fand sie endlich zu ihrer Fassung zurück. Für einen Augenblick hielt sie die Luft an und starrte auf den Anblick. Doch dann begann sie flink und mit geübten Handgriffen zu arbeiten, so wie es sich für ihre Professur geziemte. Sie hatte doch eigentlich damit gerechnet und alles für die Behandlung bereit gelegt. Dennoch war sie ein wenig überrascht.
Die Wunde war von einem weiten, geröteten Hof umgeben, der sich nicht nur warm, sondern auch zunehmend zu seinem Zentrum sehr heiß anfühlte. Direkt an der Wunde wirkte der Wundrand jedoch in einem sehr schmalen Ring fast weiß. Unter sanfter Berührung zuckte der junge Prinz bereits zurück und auch wenn keine frische Blutung mehr zu sehen war, so verriet austretendes Wundsekret doch, dass der körpereigene Geist der Abwehr mehr als nur tüchtig am Werke war. Kein Wunder, dass es ihm kalt war, wenn all seine Energie an dieser Stelle verbraucht wurde! ´Rydon sollte sich dies eigentlich ansehen´, dachte sie und überlegte, auf Amendor zu warten, damit der ihren Bruder suchen und hinzu ziehen sollte. „Euer Körper scheint sich mit aller Gewalt für eine schnelle Heilung dieser Wunde einsetzen zu wollen. Er nimmt sich dafür alle Kraft, derer er habhaft werden kann. Es ist also wirklich kein Wunder, dass Ihr Euch schwach fühlt und Kälte empfindet. Doch das ist bei Weitem nicht schlecht. Möglicherweise heilt Eure Wunde dann sogar schneller. …wenn Ihr Eurem Körper nur auch wahrlich die geforderte Ruhe gönnt."
Ein stärkender, ausgleichender Tee, Ruhe, frische Luft und das Reinhalten der Wunde war jedoch das Einzige, womit man dem Prinzen bei seiner Genesung wahrlich zu helfen vermochte. Larena ließ Erchirion ein wenig in Richtung des Kopfendes des Bettes rücken, damit er sich hinten anlehnen konnte. Zwischen ihn und seine Stütze polsterte sie einige Lagen saugfähiger Tücher und bereitete dann das Spülen und Säubern vor. "Vorerst werdet Ihr wohl mit diesem Bett noch den größten Teil Eures Tages verbringen. Ihr solltet versuchen, Euch mit ihm anzufreunden. Das Schlafen auf dem kalten Boden war der Sache sicherlich wohl nicht zuträglich."
_________________________________________ Der Chara für alle Fälle …
Ihr benötigt den Nebencharakter (NPC)? Wendet euch bitte an einen Mod.