»»»Einstiegspost für den Chara, der vorher ein NPC war«««
Bardos sah zu dem älteren Mann hinüber, dessen Gesicht von den tanzenden Schatten, die das Feuer warf, einmal an jener, einmal an einer anderen Stelle verdeckt wurde. Eins schien deutlich zu sein: Arvellon meinte es ernst. Bardos grinste in sich hinein. Er hatte weder seinem Schwert, noch seinem Speer einen Namen gegeben. Dabei musste er zugeben, dass das Schwert seines Vaters sehr wohl einen Namen hatte. Schließlich war es ein altes Erbstück der Familie. Es lag sicher verwahrt im Palast. Bardos fühlte sich nicht würdig genug, um dieses Schwert zu führen.
Bardos seufzte und stach noch einmal in seinen Hasen, jedoch mit unverändertem Ergebnis.
»Wenn es dir … Ich meine Euch«, verbesserte sich Bardos rasch, »besser gefällt, so dürft Ihr ihm gerne einen Namen aussuchen. Eine Frage hätte ich aber noch: Was ist, wenn Ihr den falschen Namen aussucht und er meinem Braunen nicht gefällt? Darf ich dann Euer Pferd reiten, wenn meins vor Schreck und Wut über den Namen davon gelaufen ist?«
Bardos schaute zu Arvellon hinüber und grinste ihn ungeniert an.
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Nur wer seine Rechnungen nicht bezahlt, darf hoffen, im Gedächtnis der Kaufleute weiterzuleben. (Oscar Wilde)
»Keine zwei Minuten könntet Ihr Euch auf meinem Tier halten, wenn es Euch nicht leiden kann oder ich es ihm sage! Aber keine Sorge, einen Namen könnt Ihr nicht falsch aussuchen! Ihr müsst es ja nicht gleich Mûmmak rufen!« Mit einem kurzen Seitenblick auf den Braunen fügte Arvellon noch hinzu »Wobei der Futterzustand Eures Pferdes einem Mûmmak nicht unähnlich ist!«
Arvellon starrte kurz ins Feuer, wie er es auf Reisen, seien sie kurz oder lang gewesen, häufig gemacht hatte, wenn er nachdachte. Die Flammen tanzten in einer immer anderen Weise und verschlangen langsam das ihnen gebotene Holz. Vermutlich wäre allein das ein Name für ein tier, das ihm gehörte, aber für Bardos? Irgendwie musste der Name da edler sein, zumal Arvellon vermutete, dass das Pferd nicht aus der schlechtesten Zucht stammte.
»Ich denke im Endeffekt solltet ihr den Namen selbst aussuchen, ich kann euch nur Vorschläge geben! Baran wäre einer davon, ich persönlich finde Bôrcand oder Byrcand sehr passend, weil das genau die Eigenschaften sind, die Ihr dem Pferd nicht zutraut!« Den Namen Cordof*** verkniff sich Arvellon wohlwissend, dass solche Scherze manchmal nicht recht gut ankamen.
»Lasbelin**** wäre auch der Farbe deines Pferdes nahekommend. Oder ihr nennt es Avadrega oder Avaeglan...« Wenn er noch länger überlegen würde, fielen ihm sicherlich ncoh hunderte Namen ein, doch wusste er im Grunde genommen nichts über das Pferd, das er hier benennen sollte. Normalerweise benannte man ein Lebewesen, bevor s einen Charakter entwickelte und irgendwie verstand Arvellon jetzt auch warum man das tat.
Übersetzungen (bin kein Elbischgenie, hoffe dass das alles so passt ^^): *braun ** bôr = Zuverlässiger/Standhafter cand = tapfer *** Apfel, in diesem Fall so viel bedeutend wie "klein und rund" ****Herbst *****nicht fliehen ******nicht aufgeben/verlassen
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Bardos riss die Augen immer weiter auf, als Arvellon ihn mit Namen überschüttete. Manche verstand er, doch andere hatte er nicht gelernt gehabt. Als der ältere Mann endlich einmal Luft holte, ergriff Bardos das Wort: »Halt. Ihr verwirrt mich ja ganz mit diesen vielen Namen.« Bardos hatte abwehrend die linke Hand hochgehalten. »Sollte man nicht ein Namen nach dem Charakter des Tieres geben? Ich meine, das sollte man doch bei den Menschen auch tun, nur leider weiß man nie, wie sich das Kind einmal entwickelt … Und ein elbischer Name ist wohl Pflicht?«
Als Arvellon nur mit den Schultern zuckte, fügte Bardos hinzu: »Ich finde, dass ein Westron-Name eigentlich reichen sollte.« In diesem Moment wieherte sein Brauner laut auf und stampfte mit dem Fuß. Bardos grinste: »Er scheint es anders zu sehen. Nun gut … Ein Name …«
Bardos versank in Schweigen und dachte über die Abenteuer mit seinem Pferd nach. Ihn nach seiner Fellfarbe zu benennen, fand der junge Mann zu langweilig. Außerdem war es ein stolzes und edles Tier. ›Aber was macht ihn so besonders?‹, überlegte Bardos. Nach einer Weile fiel ihm eine kleine Episode ein.
»Einmal waren wir unterwegs — auf der Suche nach meiner Schwester. Ich war mir sicher, dass wir auf der anderen Seite eines Baches eine Spur von ihr finden würden. Also ritt ich mit ein paar meiner wenigen Freunde, denen ich noch vertraute, weiter. Doch plötzlich bäumten sich unsere Pferde auf und wollten umdrehen. Dabei schien nirgends eine Gefahr zu lauern. Um uns herum war eine große Wiese und der Bach nur noch wenige Meter entfernt. Als wir also die Pferde weiter zum Bach treiben wollten, bäumten sich die Pferde der anderen abermals auf und warfen meine Freunde ab. Mein Brauner allerdings«, Bardos Blick wanderte zu seinem Pferd, »Mein Brauner blieb stocksteif stehen und ging keinen Schritt vorwärts. Also saß ich ab, während meine Freunde fluchend ihren Pferden hinterher liefen. Kaum war ich in der Kopfhöhe meines Pferdes, stieß er mich mit dem Maul leicht an, als wollte er mich dazu bewegen, auch still zu stehen … Und wie ich da so stehe und die Umgebung um mich herum mustere, nehme ich im Augenwinkel eine Bewegung auf dem Boden wahr. Langsam wandte ich mein Kopf dorthin und entdeckte eine Kreuzotter — nein vielmehr ein ganzes Kreuzotternest. Ich sah keinen Grund den Schlangen etwas zu tun. Also führte ich meinen Braunen vorsichtig von den Schlangen fort …«
Bardos seufzte. »Ja. Mein Brauner war das einzige Pferd, das nicht den Kopf verlor … Wie wäre es mit ›Thalion‹, der Unerschrockene?«
Der junge Mann blickte von seinem Pferd zu Arvellon, um dessen Meinung zu erfahren.
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Arvellon lächelte ob der kleinen Geschichte von Bardos und darüber, dass sein Begleiter tatsächlich doch eine Gecshichte wusste, nachd er er das Pferd benennen konnte.
»Der Name passt sehr gut! Ich denke Euer Brauner wird damit sehr zufrieden sein! Und wer weiß... Vielleicht hört er auch irgendwann darauf, wenn er versteht dass er nun nichtmehr bloss irgendein Pferd ist.«
Arvellon sah ein weiteres Mal prüfend zu dem Hasen im Feuer und beschloss, dass dieser nun gar sein musste, nahm ihn vom Feuer und holte die Gewürze hervor, die er sich bereits zurechtgelegt hatte, um seinem Abendessen Geschmack zu verleihen. Im Gegensatz zu Bardos hatte er sich das würzen für das bereits gegarte Fleisch aufbewahrt, da er der Meinung war, dass die Gewürze nur verbrannten, wenn man sie zu früh hinzugab. Aber das mochte jeder anders handhaben. Als er fertig war, sah er einen Augenblick schweigend zu Bardos, ehe er ihm einen guten Appetit wünschte und die beiden Männer ihr Abendbrot zu sich nahmen.
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Während Arvellon seinen Hasen würzte, steckte Bardos seinen Stock in den Boden und ging hinüber zu seinem Pferd. Beruhigend klopfte er ihm auf die Seite und streichelte seinen Kopf. »Was meinst du«, sagte Bardos leise zu ihm, »wenn ich dich von nun an ›Thalion‹ rufe? Könnte dir der Name gefallen?«
Das Pferd schaute ihn mit seinen dunklen, braunen Augen an, aber rührte sich nicht.
»Ich meine, wir sind beide bisher gut damit ausgekommen, dass wir uns nicht gegenseitig mit Namen gerufen haben …«
Bardos grinste das Pferd an. Dann und wann kam sein Schalk zu Tageslicht.
»Thalion ist ein gute Name. Er passt zu dir. Ein unerschrockenes Tier zum Gefährten zu haben, ist nicht zu verachten! Was nicht heißen soll, dass ich mich nicht auf dich verlassen konnte, nur weil du keinen Namen hattest. Nun, was meinst du … Soll ich dich in Zukunft ›Thalion‹ rufen?«
Nachdem der Braune noch ein paar Momente still dastand, setzte er sich in Bewegung und ging einen Schritt vorwärts. Er stupste seinen Herrn leicht an die Brust und schnüffelte nach etwas Essbaren. Bardos grinste und suchte in seiner Hosentasche nach ein paar Leckereien, die er immer dabei hatte, wenn er ausritt.
»Ich fasse das als ›ja‹ auf!« Noch einmal strich er seinem Braunen übers Fell und ging dann zurück zu Arvellon.
Während die beiden aßen, fragte Bardos den anderen: »Wie ist Euer Fuchs eigentlich zu seinem Namen gekommen?«
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Arvellon beobachtete die Szene zwischen Thalion und Bardos. Zwischendurch schien es ihm ein wenig so, als wolle sich der jüngere Mann lustig zu machen, doch waren das nur kurze Momente, die Arvellon schließlich ausblendete. Er hatte wohl erreicht, was er wollte. Bardos beschäftigte sich mit seinem Pferd, und nicht nur das: Er sprach sogar mit ihm! Die meisten Männer taten das nicht, was wohl auch damit zusammenhing, dass die Pferde keine Namen bekamen.
Als Bardos sich nach Beriolon erkundigte, zog Arvellon die Stirn leicht in Falten. Beriolon war nicht der richtige Name des Fuchses. Um genau zu sein kannte er den garnicht, die Elben Bruchtals waren es gewesen, die diesen Namen ausgesucht hatten, doch wollte Arvellon es nicht darauf ankommen lassen, Bardos Wissen über die elbischen Orte zu testen. Aber jede große Lüge barg die gefahr, sich irgendwann darin zu verstricken.
»Freunde von mir haben ihn damals Beriolon getauft, bevor er mir gehört hat, denn er hat ein Geschick seinen Reiter aus Gefahren zu bringen.« Diese Notlüge war zu verschmerzen. Die Elben waren definitiv seine Freunde und der Fuchs war nicht ihm gewesen, als er seinen Namen bekommen hatte. »Er soll aus einer insgesamt mutigen Linie abstammen, doch habe ich seine Kampfesgeschicke als Reittier noch nicht erprobt.«
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Bardos schluckte einen Bissen Hasen herunter und meinte dann: »Ich muss sagen, dass ich lieber zu Fuß kämpfe, als auf dem Pferd. Ist alles viel zu wackelig im Sattel.«
Bardos hatte ganz vergessen, dass Arvellon ja gar nicht wusste, dass er einmal Soldat gewesen war und sich in Kampfhandlungen gut auskannte. Das Mahl hatte Bardos etwas träge gemacht und er sehnte sich nach Schlaf.
»Wie steht es: Wollt Ihr die erste Wache übernehmen oder soll ich?«
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Arvellon hätte sich fast an einem Stück des Hasens verschluckt, als Bardos sagte, dass er lieber zu Fuß kämpfte als vom Sattel aus. Nicht weil ihn die Tatsache an sich verwunderte, was sie tat, sondern, weil Bardos vom Kampf sprach, als wäre er ein geübter Kämpfer, der in einigen Schlachten zugegen gewesen war. Er erwiderte nichts darauf, doch beschloss der Waldläufer für sich seinen Gefährten genau im Auge zu behalten. Vielleicht war es doch kein Zufall gewesen, dass sie sich mehrfach innerhalb von zwei Tagen über den Weg gelaufen waren. Er machte sich einfach zu viele Sorgen. Definitiv! Wie hätte der Mann, der gerade gegenüber von ihm saß denn wissen sollen, dass er, ein Mann dem die meisten nicht trauten, mit ihm mitreisen würde? Garnicht! Es war eine spontane Entscheidung gewesen.
»Wenn ihr mögt übernehme ich die erste Wache, wenn ihr ann wach werdet können wir wechseln.«, erwiederte der ältere Mann auf die Frage des jüngeren und sah ihn freundlich an.
»Ihr solltet euch irgendwo unter einen Laub tragenden Baum legen! Es wird heute Nacht noch regnen!«, gab er noch zu bedenken.
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Bardos wusste nicht recht, was er von der Antwort des anderen halten sollte. Von allein würde er sicherlich nicht aufwachen. Dazu war er viel zu sehr aus der Übung. Er schlief in seinem Palast solange es ihm gefiel. Seine Diener wagten es nicht, ihn zu wecken. Einerseits würde er gern auch diese Nacht durchschlafen, andererseits widerstand er der Versuchung: Er mochte sein Leben nicht einfach einem Fremden anvertrauen, den er nicht einmal kannte und dem er gegenüber am Vormittag noch äußerst misstrauisch war.
»Weckt mich lieber in drei oder vier Stunden«, sagte Bardos entschieden. »Es ist nicht gut, wenn Ihr euch darauf verlasst, dass ich von allein aufwache — Ihr könntet nämlich so zu gar keinem Schlaf kommen! Wenn wir morgen gut voran kommen wollen, dann sollten wir beide möglichst viel Schlaf bekommen.«
Leichtfüßig sprang Bardos auf und suchte sich, wie von Arvellon empfohlen, einen großen Baum mit einem dichten Laubdach. Dort legte er eine Decke auf den Boden, schnallte dann sein Schwert ab und ließ sich nieder. Einen seiner Dolche versteckte er in einem unbeobachteten Moment unter einem Bündel, dass ihm als Kopfkissen diente. Alsdann wickelte er sich in seinen Mantel und legte seinen Kopf auf das Bündel.
»Gute Nacht«, rief er zu Arvellon. »Weckt mich bei Gefahr, oder wenn meine Wache gekommen ist.«
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Arvellon musste breit grinsen, als Bardos ihn anwies ihn zu wecken, damit er die zweite Wachschicht übernehmen konnte. Für gewöhnlich kannte er diesen Luxus garnicht, verblieb Nachts in einem leichten Schlaf, aus dem eine Maus ihn herausholen konnte, von seinem Pferd zu schweigen, doh entschied er sich nach kurzem Abwägen der Situation schließlich doch den jüngeren Gondorianer zu wecken, wenn es in die Morgenstunden hineinging. Er beobachtete noch eine Weile von dort wo er saß aus, wie der andere sich einen Schlafplatz erwählte, zurechtmachte und sich schleßlich hinlegte. Dann schichtete er noch ein wenig Holz an das Feuer und sah sich um. Die Bäume um sie standen alle in ihrer Blätterpracht, vermutlich leuchteten sie am Tage im Sonnenlicht in den verchiedensten Grüntönen, die die Welt zu bieten hatte.
Er betrachtete einige der Bäume in Bardos' Nähe und suchte sich einen relativ leicht zu erkletternden aus, der ein breites, schützendes Blätterdach aufwies, um hinaufzuklettern und es sich in einer Astgabelung gemütlich zu machen.
Von hier oben aus [ca 2-2,5m ;)] hatte man einen guten Überblick, er sah die Pferde, die ruhig grasend darstanden, er hörte den Bach, welcher leise plätschernd irgendwohin führte... Alles in allem war hier ein guter platz zum Wache halten, es würde ihm vermutlich nicht so schnell etwas entgehen, schon garnicht ein Ork oder Mensch. Er begann mit einem seiner Wurfmesser einen Ast zu bearbeiten, Runen hineinzuritzen, die er aus seiner Zeit in Bruchtal noch kannte und einfach in die Stille hineinzuhorchen.
Zwischendurch begann es immer wieder in Schauern zu regnen, doch waren sowohl er, als auch sein Begleiter gut genug geschützt, um nur wenig vom Waser abzubekommen, ganz im Gegenteil zu den Pferden, die die Abkühlung nach dem langen Tag sehr Willkommen hießen. Beriolon trabte sogar einige Meter von ihrem Rastplatz fort und wieder zurück, um sein Wohlgefallen kundzutuen.
Erst als er Mond dem Waldläufer zeigte, dass die Nacht nurnoch wenige Stunden hatte, entchied sich dieser seinen gefährten zu wecken und ihm die Wache zu übergeben. Zumindet wollte er das, andererseits war es bequem genug in der Astgabel, dass der Dúnadan nicht hinabklettern wollte. Er brauchte einige Augenblicke um ich zu entscheiden, dann warf er sein Wurfmesser gezielt in Richtung Bardos', wo es mit einem "ZING" im Stamm des Baumes über dessen Kopf stecken blieb.
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Bardos schlief bald tief und fest. Die frische Luft und der Ritt hatten ihn müde gemacht. Er träumte von dem Elben, den er am Vormittag getroffen hatte. Dieser war in seinen Palast gekommen und hatte den Wandteppich mit der »letzten Schlacht« bewundert. Als Dank hatte er ihm seine Tochter vorgestellt. Sie war so bildschön und hatte langes goldenes Haar … Sie war seinen Annäherungsversuchen nicht abgeneigt. Doch als Bardos ihr gerade das Kleid von den marmorweißen Schultern streifen wollte, kam der Elb hinzu und schimpfte. Er bedrohte Bardos mit einem Schwert. Bardos Schwert war auf dem Tisch, der hinter dem Elben stand — er konnte sich nicht verteidigen, außer mit Worten. Doch der Elb ließ sich nicht beruhigen. Plötzlich hob er sein Schwert und schleuderte es mit aller Wucht auf Bardos zu …
Mit dem Dolch, welcher unter seinem Kissen gelegen hatte, in der Hand, schreckte Bardos auf. Vor seiner Nase vibrierte noch der Dolch im Holz des Baumes. Wütend zog ihn der junge Adlige heraus, sprang auf und blickte sich suchend nach Arvellon um. Doch er konnte ihn nirgends sehen. Rasch holte er sein Schwert und zog es aus der Scheide.
»Komm heraus, du Feigling«, rief er laut. Er wusste nicht genau, was mit Arvellon geschehen war, doch irgendjemand wollte ihn, Bardos, töten. Der ehemalige Soldat wollte seinem Gegner in die Augen schauen können, wenn er um sein Leben kämpfen sollte.
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»Wenn ich herauskommen wollte, hätte ich Euch anständiger wecken können, Bardos, Barados Sohn!«, gab Arvellon lachend zurück. Bardo war wirklich schnell auf den Beinen gewesen. Das Ziehen seines Schwertes hatte zwar ein wenig gedauert, doch war dies insofern nicht zu verdenken, dass sein Begleiter ja bis gerade noch tief geschlafen hatte. Ausserdem hätte der Dolch vemutlich für eine erste Verteidigung gereicht.
Der junge Mann auf dem Boden sah sich nun, langsam und den Waldläufer suchend um.
»Ihr wolltet geweckt werden, ich habe Euch geweckt! Ich hoffe Ihr nehmt mir das nicht weiter übel!«
Die Blicke der beiden Männer trafen sich, als der jüngere der Stimme Arvellons folgte, der immernoch nicht umhinkam zu grinsen.
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Bardos vernahm Arvellons Stimme von einem Baum in der Nähe. Verblüfft versuchte er in der Dunkelheit etwas wahrzunehmen, doch er konnte nur einen schwarzen Schatten erkennen.
»Ihr seid ja wohl verrückt«, brüllte Bardos wütend. »Das hätte leicht schief gehen können und Euer Dolch nun in meinem Kopf stecken können. Ich habe nicht gewusst, dass ich mit einem Narren unterwegs bin.«
Bardos steigerte sich immer mehr in seine Wut herein. Wie konnte ein Mensch mit gesundem Menschenverstand nur mitten in der Nacht, in der Dunkelheit ein Messer auf einen anderen Menschen werfen, um ihn zu wecken!!! Das war doch unmöglich.
»Kommt herunter und kämpft mit mir wie ein echter Mann«, rief Bardos. »Oder es besteht die Gefahr, dass ich Euch Euren Dolch nach oben werfe. Nur werde ich mein Ziel nicht verfehlen!«
Wäre es hell genug gewesen, hätte der andere wohl Bardos wütendes Gesicht mit den blitzenden Augen gesehen. Seine Zähne gebleckt wartete Bardos, dass der andere handelte.
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Arvellon seufzte. Er hatte seinen Gefährten wohl ein wenig überschätzt, was dessen Ruhe betraf. Die laute Stimme des Mannes hallte durch den Wald. Falls sich irgendwo ein potentieller Gegner aufhielt wusste dieser jetzt wo sie waren. Naja wenigstens würden sich so wohl keine wilden Tiere mehr in ihre Nähe wagen. »Der Dolch ist fast einen meter an Eurem kopf vorbeigeflogen, selbst wenn Ihr aus Eurem Traum herausgeschreckt wäret, hätte ich Euch nicht treffen können. Und Ihr werdet mich ganz bestimmt verfehlen, wenigtens wenn ihr Euch das gleiche Ziel setzt, welches ich hatte!«
Ganz sicher war sich der Waldläufer seiner ache nicht, doch war es eine Tatsache, dass der aufgebrachte jüngere ihn weniger wahrscheinlich treffen konnte, wenn er hier oben blieb. Die Dunkelheit würde ihm das unmöglich machen Ein weiteres Mal seufzte er leise. Es half alles nichts, wenn er nicht einlenkte würde Bardos ihm vermutlich hinterherklettern und das wollte er nun wirklich vermeiden, einen ernsthaften Kampf konnten sie gegen einen feind führen, nicht gegeneinander.
»Nun gut, es tut mir leid, das ich Euch auf solch unsanfte Weise aus Euren Träumen geschreckt habe, das nächste Mal werde ich es auf eine für Eure Anschauung weniger gefährliche Weise versuchen.«
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»Das will ich Euch auch raten«, rief Bardos zu Arvellon auf den Baum. Seine Wut war keineswegs verraucht. Er würde den anderen nun wieder stärker im Auge behalten. Ob er ihn tatsächlich bitten sollte, ihm bei der Suche seiner Schwester zu helfen, fand er sehr fraglich. Für Bardos schien der andere eindeutig verrückt. Niemand konnte bei dieser Dunkelheit sicher sein, dass er nicht doch versehentlich die falsche Stelle mit einem Dolch traf. Es sei denn, er war ein Ork.
Noch immer vor Wut bebend ging der junge Adlige zum Feuer, dass mittlerweile nur noch etwas Glut hatte. Obwohl des Holz vom Regen nass geworden war, gelang es Bardos das Feuer wieder zu entfachen.
»Wollt Ihr da oben auf dem Baum auch schlafen?«, rief Bardos halb wütend, halb spöttisch. »Was seid Ihr nur für ein ängstlicher Mann, dass ihr auf einem Baum Zuflucht sucht, um die Nacht herum zu bekommen. Jedes Kind hätte mehr Mut! Oder habt ihr Angst, dass ein Häschen Euch an der Hand kitzeln könnte?«
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Arvellon fand die Szenen, die Bardos machte amüsant! Der jüngere regte sich eindeutig zu schnell auf und war sich der Fertigkeiten seines Mitreisenden wohl nicht gewahr. Aber jetzt auszudiskutieren, auf welche entfernung wer von ihnen was zu treffen vermochte, war dem Waldläufer nicht recht, er wollte sich lieber die verbliebenen Nachtstunden ausruhen und ein wenig schlafen. Als er gerade die Augen geschlossen hatte riefBardos noch einmal etwas zu ihm hinauf und nun war es an Arvellon sich zu ärgern. »Es hat nichts mit Angst oder gar Feigheit zu tun die Nacht auf einem Baum zu verbringen. Hier oben gibt es im übrigen viel gefährlichere Tiere, wie Eichhörnchen!«, gab er in einem ähnlichen halb wütenden, halb spöttischen Tonfall zurück und gähnte. Er hoffte inständig, dass ihnen die Sorglosigkeit und Überheblichkeit seines Gefährten nicht den Kopf kosten würden. Hier in der Nähe der Hauptstadt Gondors würden sich wahrlich keine Orks herumtreiben, was aber war mit jenen Städte verwüstenden Wesen von denen Bardos' Freund in den Briefen berichtet hatte?
Er grübelte noch eine Weile über die vor ihnen liegende Reise nach, ehe er in einen relativ tiefen Schlaf fiel.
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Bardos schüttelte den Kopf, sagte aber nichts zu Arvellons Worten. ›Was ist das nur für eine Memme, die ich mir da mitgenommen habe‹, sagte er sich. ›Er hat selbst vor kleinen Tieren Angst, die auf den Bäumen leben. Warum der wohl überhaupt mitgeritten ist? Der hätte doch gut und gerne in Minas Tirith in seinem warmen Bettchen liegen können, wo ihn nicht einmal eine Maus beißt.‹
Bardos begann in Gedanken immer weiter über Arvellon zu lästern. Er, als ehemaliger Soldat Gondors, hatte für feige Männer nichts übrig. Bardos hatte gegen Corsaren und gegen Orks gekämpft. Kleine Tiere konnten ihn nicht schrecken. Bei seinem Begleiter schien das anders zu sein …
Wieder grübelte Bardos über das Leben seines Begleiters. Dieser war mysteriös, aber scheinbar kaum eine Gefahr für irgendjemand. Es sei denn für Bardos … ›Wenn ich mich da an das Messer erinnere …‹ Wieder wurde Bardos wütend. Seiner Meinung nach sollte man keine Messer auf Freunde … oder zumindest Menschen, die nicht ausdrücklich Feinde waren … schießen. Egal wie gut man mit dem Messer umgehen konnte. ›Einfach verrückt der Mann …‹
Die Nacht verging ruhig. Der Regen war vorbei gezogen und die Tiere ließen die beiden lagernden Männer in Frieden. Bardos wechselte nach einiger Zeit gedanklich das Thema und überlegte, ob er nun endlich seine verlorene Schwester wiederfinden würde … Wie sie aussah … Wie es ihr ging.
Die Gedanken an Brunderei versetzten ihn in eine Spannung und kaum kletterte die Sonne über den Ephel Dúath, meinte Bardos nicht länger verweilen zu können. Er sprang auf und rief zu Arvellon hinauf: »Steht auf! Der Tag ist angebrochen. Wir sollten aufbrechen.«
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Arvellon war doch ein wneig fester eingeschlafen, als er es gedacht hatte und wurde von Bardos Worten ziemlich barsch aus seinen Träumen gerissen. Binnen weniger als einem Wimpernschlag war er hellwach und brauchte nur wenige weitere Augenblicke um sich wieder zu orientieren, wo er war, warum er hier war und wer sein Gefährte war. Alles war noch beim Alten, Bardos' Laune schien sich seit der Nacht nicht verbessert zu haben und so nahm der Waldläufer sich vor keine Scherze mehr mit dem Mann zu treiben, wenigstens keine, die potenziell gefährlich sein konnten.
Hatte der jüngere Mann eigentich wirklich gesagt, dass Arvellon sich vor Hasen fürchtete? Da wäre ihm selbt neu, doch konnte er den anderen ja ruhig in diesem Irrglauben lassen. Auf jeden Fall musste er dann auf dessen Blick achten, wenn sie wirklich in einen Kampf verwickelt würden, was er nicht hoffte.
Er grinste, streckte sich kurz und sprang dann von dem Baum hinunter, einige Meter von dem Gondorianer entfernt, umdiesen nicht erneut zu erschrecken. »Guten Morgen!«, grüßte er ihn und pfiff dann nach seinem Pferd. Der Fuchs trabte sofort auf ihn zu und begrüsste ihn leise schnaubend. »Guten Morgen mein Hübscher! Na? Wie war deine Nacht?«, sprach er leise auf das Pferd ein, während er ihm den Hals klopfte. Bardos schien auch bereits sein pferd fertig zu machen, also tat er es ihm gleich, putze einmal grob über das Fell seines Pferdes, sattelte es und trenste es auf. Erst als er fertig war, wandte er sich wieder an seinen menschlichen Gefährten. »Wollt ihr noch etwas essen ehe wir weiterreiten, oder sollen wir erst in einigen Stunden Rast machen? Mir ist das gleich, ich richte mich da nach Euch. Im Übrigen hätte ich gerne mein Wurfmesser zurück, es war ein Geschenk, das ich ungern weitergeben würde.«
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Bardos entschied sich für eine spätere Rast. Er hoffte, dass sie auf dem Weg vielleicht in einem Dorf Halt machen könnten und irgendwo ein warmes, duftendes Brot erwerben könnten. Außerdem drängte es ihn nach wie vor, so schnell wie möglich nach Erui zu kommen. Das hielt ihn auch davon ab, das Wurfmesser Arvellons in irgendeine Richtung zu schleudern und Arvellon die Suche zu überlassen.
Bardos holte den Dolch hervor und sah ihn sich kurz etwas näher an. Das Metall war außergewöhnlich glänzend und es schien besonders gehärteter Stahl zu sein. In die Klinge waren elbische Runen geritzt, die Bardos nicht lesen konnte. Er hatte nur die normalen Tengwar gelernt, jedoch auch ein paar andere Schriftzeichen gesehen. So konnte Bardos z.B. einige Haradische Zeichen lesen und zumindest erkennen, ob das Geschriebene aus Harad kam. Elbische Runen hatte er kurz von seinem Lehrer gezeigt bekommen, doch dieser konnte sie selbst nicht lesen und so wurde Bardos in diesem Punkt nicht weitergebildet.
»Wie kommt Ihr an einen elbischen Dolch?«, fragte Bardos und sah Arvellon prüfend an. »Habt Ihr es gekauft? Oder musstest Ihr schon gegen einen Elben kämpfen?«
Bardos hatte ganz vergessen, dass Arvellon gesagt hatte, es sei ein Geschenk gewesen. Ihn interessiert nur, was sein Begleiter mit Elben zu tun hatte.
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Arvellon war nicht böse, dass Bardos einen sofotigen Aufbruch vorzog und machte den Rest dessen fertig, was ihm vor dem Aufbruch als Wichtig erschien. Als sein Begleiter ihn nach dem Dolch fragte antwortet er schlicht »Wie bereits erwähnt war er ein Geschenk eines Freundes!« Wer dieser Freund gewesen war und welcher Rasse er angehörte hatte sein gegenüber ihn ja nicht gefragt. »Und nein, gegen einen Elben habe ich noch keinen Kampf auf Leben und Tod geführt.«
Aus irgendeinem Grund widerstrebte es ihm zu Lügen, also dehnte er die Wahrheit hier ein wenig aus. Trainingskämpfe hatte er geführt, vielleicht auch die ein oder andere strategische Aufgabe mit oder gegen einen Elben gelöst, aber einen Gund sein Schwert ernstlich zu erheben hatte es nie gegeben.
Danken nahm er seinen Dolch entgegen und verstaute ihn wieder dort, wo er hinehörte, ohne einen Blick auf ihn zu wefen. Keine Kerbe würde ihn zieren, selbst dann nicht, wenn erihn gegen einen Stein geworfen hatte, da war er sich nahezu sicher. Erst dann sah er Bardos wieder in die Augen. »Seid Ihr bereit, dann?«, fragte er und setzte wieder sein gut gelauntes Lächeln auf, während er auf Beriolons Rücken sprang ohne die Steigbügel zu berühren.
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Arvellon gab sich verschlossen wie am Vortag. Bardos hob nur resigniert die Schultern und stieg ebenfalls, wenn auch mit Benutzung des Steigbügels, auf sein Pferd.
»Thalion«, sprach er und klopfte leicht auf den Hals seines Braunen. »Komm, lass uns weiter reiten. Wir haben heute noch viel vor!«
Das Pferd wieherte wie zur Zustimmung und langsam suchten sie den Weg zurück zur Straße. Dort schlugen sie den Weg nach Süden ein und ritten in einem angenehmen Trab die gut ausgebaute Südstraße entlang.
Als sie etwa eine Stunde geritten waren, bemerkte Bardos in der Ferne auf der linken Seite der Straße ein Dorf. Die Menschen dort schienen schon erwacht zu sein und ihrer Arbeit nachzugehen.
»Was meint Ihr?«, wandte sich Bardos an seinen Begleiter. »Wollen wir dort fragen, ob wir frisches Brot kaufen können?«
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Der Morgen war angenehm kühl, wennauch nicht so, dass es sie frieren müsste. Nein, eigentlich war die Temperatur genau so, wie man ie sich für einen Ritt zu dieser Tageszeit wünschen konnte. Die Luft war klar und am Himmel verdeckten Wolken größtenteils die aufgehende Sonne, die den Horizont glutrot erscheinen ließ. Sie trabten in einem lockeren Tempo in die Richtung, in der die Stadt lag, die sie erreichen wollten. Nach vielleicht einer Wegstunde begann der Waldläufer anhand kleiner Rauchfahnen, die sich in den Himmel streckten, Menschen zu vermuten, wenige Minuten später fragte sein Begleiter ihn, ob sie die Häuseransammlung, die sie nun langsam erkennen konnten, ansteuern sollten, um ein Laib Brot zu kaufen.
Gegen ein frisches Brot aus einem Bauernhaus nach hauseigener Art hatte Arvellon nur schwerlich etwas einzuwenden. »Ja! Ich denke ein frisches Brot nach der Nacht ist deutlich besser als der Proviant, den wir aus Minas Tirith mitgebracht haben.«
Es dauerte noch fast eine halbe Stunde ehe ein Weg von der Südstraße ab ging und in Richtung des Dorfes führte. Die Vegetation an diesem Weg war etwas verändert, vermulich hatten die Menschen, die hier lebten die ein oder anderen Bäume neben dem Weg gepflanzt. In einigem Abstand zum Dorf war eine Baumgruppe ähnlich der, in der sie übernachtet hatten, wennauch kleiner und um einiges dichter. Für einen Augenblick dachte Arvellon, dass sich etwas im Dickicht der Pflanzen bewegt hatte, doch schob er diesen Gedanken gleich wieder beiseite. Wenn er jetzt von Schatten sprach, die ich bewegten, würde Bardos ihn wohl vollkommen als Feigling verachten. Dennoch beschloss er für sich die Augen offen zu halten.
Sie ritten in das Waldstück hinein. Arvellon ließ sich ein kleines Stück zurückfallen und in einem Moment in dem er sich Bardos' Blicke entledigt wusste, löste er sein Schwert ein wenig in der Scheide. Dennoch kam er nichtmehr dazu irgendeine Waffe in die Hand zu nehmen, denn mit einem Aufschrei sprangen vier Männer in den seinen nicht unähnlichen Gewändern hervor, von denen jeweils einer so hervor gesprungen war, dass sowohl Bardos, alsauch er selbst vom Pferd gerissen wurden.
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Bardos biss gedanklich schon in das frische Brot, dass er im Dorf, was nur noch wenige Meter von ihnen entfernt war, erwerben wollte. Auf die Umgebung achtete er nicht weiter. Er hätte sowieso nie vermutet, dass irgendein Straßenräuber es wagen könnte ihn anzugreifen! Doch offensichtlich war er bei weitem nicht mehr so furchteinflössend wie früher. Das lag wohl auch daran, dass er nun keine silberne Rüstung mehr trug, sondern Kleidung aus kostbaren Stoffen.
Der Aufprall vom Pferd auf den Boden war hart, um so mehr, weil ein übelriechender, ungepflegter Mann auf ihm lag. Doch für Bardos war das kein fremder Anblick. Als er noch gegen Corsaren kämpfte, war er vielen Männern dieser Art begegnet. Nur war in ihren Augen etwas anderes, niederträchtigeres zu erkennen, als bei diesem Vagabund. Der wollte scheinbar nur Geld haben, aber hatte kaum die Absicht, Bardos zu töten.
Bardos war jedoch nicht in der Stimmung sich auf diese Art und Weise das Geld abknüpfen zu lassen. Mit einer geschickten Bewegung gelang es ihm, den anderen aus seiner Position ins Straucheln zu bringen. Bardos nutzt die Gunst des Moments und rollte sich nun auf den anderen drauf. Mit einem zielgerichteten Faustschlag auf das unrasierte, breite Kinn des Unterlegenen, versetzte ihn Bardos in den seligen Zustand, in welchem er niemanden schaden konnte.
Sein Blick wanderte zu Arvellon, der sich auch gegen den Angreifer wehrte. Doch noch bevor Bardos sein Schwert vollständig aus der Scheide gezogen hatte, legten sich zwei behaarte Arme, um seinen Hals und versuchten ihm die Kehle zuzudrücken. Bardos wusste, dass auch die Möglichkeit bestand, dass der andere mit einem kräftigen Ruck, sein Genick brechen konnte. Während er mit der einen Hand versuchte den Griff seines Angreifers zu lockern, erfasste seine andere einen der Dolche, die in seiner Lederweste steckten. Mit voller Wucht hieb er das Messer in den Oberschenkel des anderen und zog es sofort wieder heraus. Dieser ließ natürlich aufgrund des Schmerzes den jungen Adligen sofort los.
Bardos rappelte sich schnell auf, zog sein Schwert nun endgültig aus der Scheide und hielt es dem Mann an die Brust. Erschrocken sah er Bardos in die Augen, das Gesicht vor Schmerz verzerrt. Zwischen seinen Fingern, die auf die Wunde am Oberschenkel gepresst waren, sickerte, in leuchtend roter Farbe, sein Blut hindurch.
Bardos ließ den Mann nicht aus den Augen und rief zu Arvellon: »Ist bei Euch alles in Ordnung?«
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Nur wer seine Rechnungen nicht bezahlt, darf hoffen, im Gedächtnis der Kaufleute weiterzuleben. (Oscar Wilde)
Arvellon landete etwas weicher auf dem Boden, als Bardo, aber auch nur, weil er doch irgendwie mit soetwas gerechnet hatte. Schon im Fall zog er sein Schwert zur Hälfte, doch packte eine der Hände des Unbekannten Angreifer sofort nach der seinen und hinderte ihn daran seine Bewegung weiterzuführen. Die beiden Männer lagen kurz ringenderweise am Boden, bis der Waldläufer dem anderen einen gezielten Tritt in die Magengegend gab und ihn so gegen einen Baum schleuderte.
Für einen kurzen Augenblick verharrte der Dúnadan und fixierte seinen Gegner, in der Absicht dessen volle Absicht zu erkennen, doch kam er nicht weit damit, da er aus dem linken Augenwinkel einen weiteren Mann sah, der ihn mit einem Dolch angriff. Ohne über ein Handeln nachzudenken, zog Arvellon sein Schwert, warf es von der rechten in die linke Hand, und wehrte so den Hieb des zweiten Mannes ab. Problemlos parierte er auch weitere Versuche seines Angreifers so ab, bis er eine Möglichkeit sah diesem mit der flachen Seite seines Schwertes einen gehörigen Schlag zunächst auf eine Schulter zu versetzen, dann einen gegen den Hals, der den Fremden zu Boden gehen ließ.
Der erste Mann hatte sich scheinbar wieder ein wenig berappelt und hatte irgendwoher ein Wurfmesser gezogen, mit welchem er gerade ausholen wollte. Das gleiche *ZING*, welches schon in der Nacht dazu gedient hatte Bardos zu wecken, erklang in dem kleinen Wald, gefolgt von dem erschrockenen Geräusch eines Mannes, der ruckartig die Luft in seine Lungen og, als wäre e das letzte Mal dass er dies tun konnte. Dann war es ruhig.
Etwas schneller atmend betrachtete Arvellon nun die Szene. Vier Männer hatten sie insgesamt angegriffen, zwei von ihnen waren auf Bardos gegangen, zwei auf ihn selbst. Bardos schien seine beiden Gegner etwas schneller kampfunfähig gemacht zu haben, als er selbst, ihre Pferde waren in Richtung des Dorfes davongeprescht. Die Stimme seines Gefährten riss ihn aus der Beobachtung wieder zurück. Er sah kurz an sich hinab, doch wusste er bereits, dass seine Kleidung kein Blut zieren würde, anders als bei der vergangenen Schlägerei hatte weder er selbst, noch einer einer Gegner eine blutende Wunde davongetragen. »Ja, alles in Ordnung, bei Euch ebenfalls?«
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O Elbereth! Gilthoniel! We still remember, we who dwell In this far land beneath the trees, The starlight on the Western Seas