Beim Essen versuchte sich Aeluin darüber klar zu werden, wie sie die Nacht verbringen wollte. Während sie sich am Vormittag noch vormachen konnte, dass sie keine Angst haben würde, wurde ihr jetzt klar, dass sie am liebsten sofort wieder zu den anderen gelaufen wäre. Eine Nacht allein in diesem Wald, wo noch andere wilde Tiere als Luchse hausten, ängstigte sie sehr.
Aber zur Lichtung war es zu weit. Die Suppe hatte sie sich selbst eingebrockt. Nun saß sie da, allein. Bloß weil sie so mutig sein musste und unbedingt ihren Bruder suchen wollte. Den sie nicht einmal gefunden hatte. Nicht einmal eine kleine Spur von ihm. Was sollte sie nur machen?
Eine Welle der Mutlosigkeit und des Selbstmitleids überrollte Aeluin. Für ein paar Minuten gab sie sich ihr hin. Doch dann erwachte in ihr die Stärke und ihr Wille nicht aufzugeben, welche tief in ihr verwurzelt waren. Welche sie selbst aber nie so wahr nahm, dass sie sich selbst als starke Frau bezeichnet hätte. Sie sah in sich eher die schwachen Seiten, welche ihrer Meinung ihr ganzes Wesen ausmachten.
Mit entschlossenem Blick wischte sie sich die Tränen von den Wangen und putzte sich mit einem Taschentuch die Nase. Sie schnitt sich noch eine Schnitte und eine Scheibe Käse ab, welche sie auf dem Weg verzehren wollte. Sie stand auf und spürte, dass die Wunden wohl wieder aufgerissen waren. Um einen Aufschrei zu vermeiden, zog sie nur heftig die Luft ein. Als sie Kleid und Unterkleid anhob, war nichts zu erkennen. Der Verband war noch immer ohne Blutspuren.
›Vielleicht habe ich mich getäuscht‹, sagte sich die junge Frau. Ihren Rucksack auf dem Rücken, atmete sie noch einmal tief durch und ging weiter Richtung Norden. Die Sonne schien nun von links und tauchte die Bäume und Sträucher in ein goldenes Licht. In wenigen Stunden würde die Sonne untergehen und Aeluin musste bis dahin entweder den Wald verlassen haben oder einen geeigneten Übernachtungsplatz gefunden haben.
›Hoffentlich sehe ich Pantia nicht‹, dachte Areros auf den letzten Metern vor der Lichtung. Doch seine Hoffnung wurde nicht erfüllt. Kaum erreichten sie die Lücke in der Hecke um die Lichtung, fiel sein Blick auf Pantia. Anscheinend war sie neugierig zu den Geräuschen gerannt, die die Pferde machten.
Areros Herz machte gegen seinen Willen einen Hüpfer. Er hatte Pantia seit dem Fest, als er sie Leyron vorstellte, nicht mehr gesehen. Ihr blondes Haar fiel offen über ihre Schultern. Das blaue Kleid umschmeichelte ihren Körper. Doch was Areros aus der Fassung brachte, war der ungläubige Blick, den Pantia auf ihn warf. Als würde sie ihn nicht erkennen. Doch schnell wandte sich ihr Blick den anderen Reitern zu und als ihr Blick Leyron erreichte, erschien auf ihrem Gesicht ein Lächeln.
Grimmig ritt Areros weiter, ohne Pantia zu begrüßen. Sollte sie doch mit Leyron flirten, wie sie wollte. Sie hatte sich ja schon auf dem Fest einem anderen hingeben. Warum sollte sie dann auf Leyron verzichten. ›Und er wird bestimmt nicht nein sagen‹, fügte er boshaft in Gedanken hinzu.
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Und er tötete ihn und wurde zum Verlierer. (Koran)
Niriron rief ihm etwas zu und holte Leyron so aus seinen Gedanken. Er seufzte leise. Warum gerade jetzt Nirion?
Sie wollten das Tempo noch einmal anziehen und so ließ Leyron Bará hinter Areros und Nirion her galoppieren bis er die beiden eingeholt hatte und sie gemeinsam nur wenig später den Lagerplatz der Frauen erreichten.
Von da an hielt Leyron sich erneut zurück. Areros und Nirion waren dazu übergegangen ihre Familie zu begrüßen, während er zu erst von Pantia begrüßt wurde. Er wechselte ein paar Worte mit der jungen Frau, ließ sie dann aber stehen und führte die Fuchsstute zu einer Buschgruppe wo er sie anbinden konnte.
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Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen.
Dort endlich war seine Familie. Aelandra, seine Mutter lief rufend auf ihn zu. Er hörte erst gar nicht, was sie sagte. Flink sprang er vom Pferd und nahm sie in seine Arme. Sie liebkoste ihn, wie sie es schon lange nicht mehr getan hatte und er hatte gar keine Möglichkeit zu Wort zu kommen. Endlich ließ sie etwas von ihm ab.
»Mutter. Geht es euch allen gut? Ich soll dich, euch von Vater grüßen. Er ist wohlauf. Es hat keinen Angriff auf Anthara gegeben. Es ist alles gut.«
Er spürte deutlich, wie ein großer Teil der Anspannung von Aelandra abfiel. Sie drückte ihn an sich und Tränen liefen über ihr Gesicht. Doch er wusste, dass es Freudentränen waren.
Auch Lugreda, Lendil und seine Großeltern standen in der Nähe, bereit ihn an sich zu drücken. Andirana und Nirion lagen sich ein klein wenig abseits in den Armen.
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Aelandra gab ihren Sohn endlich frei, damit er von den anderen begrüßt werden konnte. Ihr Blick fiel auf Leyron, der in einem gewissen Abstand bei den Pferden stand und die Familie beobachtete.
Für Aelandra kam er ihr so ausgegrenzt vor. Hier traf sich eine Familie wieder – doch er gehörte nicht dazu. Für Aelandra gehörte er jedoch zur Familie. Er war bereit für Anthara und deren Bewohner zu kämpfen! Er hätte sterben können. Es war das mindeste, was sie ihm geben konnte: Ein Platz in ihrer Familie, so lange er in Anthara blieb. Es kostete sie auch keinerlei Überwindung. Leyron war ein charmanter und gesitteter Mann.
Zielstrebig ging sie zu Leyron hinüber. Er sollte nicht abseits stehen.
»Leyron«, sagte sie mit weicher, aber immer noch aufgewühlter Stimme. »Ich bin sehr froh, dich wohl auf zu sehen.«
Sie streckte ihm die Hand entgegen. Einen Moment hatte sie überlegt, ihn ebenso, wie Areros zu umarmen. Doch das könnte ja eher Aeluin übernehmen.
›Aeluin‹, schoss es ihr durch den Kopf und sie erbleichte. Den ganzen Tag hatte sie sich große Sorgen um ihre Tochter gemacht. Oft hatte sie es bereut, sie einfach gehen gelassen zu haben. Doch die Ankunft der drei Männer hatten ihre Sorgen für einen Moment weggewischt.
Nun hörte sie Areros Stimme, die fröhlich nach seiner Schwester fragte. Plötzlich war die Angst wieder voll und ganz da und sie starrte Leyron angstvoll an.
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Gerade hatte er den Sattelgurt gelockert und die Stute sanft zwischen den Nüstern gekrault als Aelandra zu ihm trat. Aeluin hatte er noch nicht entdecken können. Freundlich lächelte er nun ihre Mutter an die ihn wohlwollend begrüßte und ihm ihre Hand entgegenstreckte. Leyron erwiderte ihren Händedruck und ihre Begrüßung, als er hörte wie Areros nach seiner Schwester fragte und das Gesicht Aleandras leichenblass wurde. Angstvoll blickte sie ihn und die Hand in der seinen zitterte mit einemmal.
Leyrons Augen verengten sich, sein Körper spannte sich an. Etwas stimmte hier nicht. ›Warum kann ich Aeluin nirgends entdecken, wo doch offenbar alle anderen ihre Familie hier sind?‹
»Was ist mit dir Aleandra? Wo ist Aeluin, wo ist deine Tochter?«
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Aelandra blickte in Leyrons angespanntes Gesicht. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als dass Arendor hier wäre und sie sich in ihrem Kummer auf ihn stützen und sich auf seine richtigen Entscheidungen verlassen könnte. Doch er war nicht mitgekommen. Ihr Blick wanderte zu Areros, der noch immer keine Antwort von den anderen bekommen hatte und deshalb weiterhin lächelte. Wie sollte sie ihm es sagen?
Sie spürte Leyrons Hand, die ihre immer noch fest hielt, als erwartete er endlich die Antwort auf seine Frage. Ihre blauen Augen sahen in die seinen, als sie mit leicht zitternder Stimme – aber laut genug, dass es auch Areros hörte – sagte: »Aeluin ist … Sie ist nicht mehr hier.« »Wie sie ist nicht da?? Was heißt sie ist nicht da?«, Leyron starrte Aelandra ungläubig an.
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Areros blickte sich suchend nach Aeluin um. Dass sie nicht hier war, dass sah er. Hielt sie sich irgendwo versteckt? Spielte sie mit den Kindern Verstecken? Dass sie gar nicht mehr in der Nähe war, ging ihm erst auf, als er Damrods fröhliche Worte hörte, dass Aeluin Lundor hinterher sei und die ernsten Gesichter seiner Geschwister erblickte. Fassungslos starrte er sie an.
»Was meint Damrod damit, dass Aeluin Lundor hinterher sei?«, fragte Areros Lugreda. »Ja, weißt du … Lundor … hm … Er ist weg. Weggelaufen«, Lugreda wurde mulmig angesichts Areros immer wütend werdendem Blick zumute. »Aeluin … Nun … Sie ist los, um ihn zu suchen.«
»Sie ist was?« Areros wollte seinen Ohren nicht trauen. Die Angst krallte sich eiskalt um sein Herz. Er sah sie schon verletzt irgendwo liegen. Schlimmer von fremden Männer umkreist, die sie sich mit Gewalt nehmen wollten.
»Und … Ihr habt sie … Einfach so gehen lassen? Seid ihr verrückt?«, Areros brüllte seine Geschwister an. Dann ging er zu Aelandra, welche sich wieder ein paar Schritte von Leyron weg und zu den anderen gewandt hatte. Grob fasste er sie an den Armen und schüttelte sie: »Wie konntest du das nur erlauben, Mutter?!«
Über die Wangen seiner Mutter liefen Tränen und Areros war hin und her gerissen, ob er seine Mutter trösten sollte oder ihr weiter Vorwürfe machen sollte.
»Was heißt hier erlauben«, sagte Lendil in spöttischem Ton. »Lass Mutter los. Sie kann nichts dafür.«
Areros ließ tatsächlich von Aelandra ab, aber weniger weil Lendil das verlangte, sondern mehr, um sich ihm zuzuwenden.
»Sie hat die Verantwortung für uns, wenn Vater nicht dabei ist. Sie hätte es Aeluin nicht erlauben dürfen, dass sie allein … verdammt allein als Frau … in den Wald geht.«
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Lendil ließ sich von Areros erhobener Stimme nicht im geringsten beeindrucken. Sein Tonfall war noch immer spöttisch, was Areros Wut noch mehr anheizte.
»Als ob Mutter etwas hätte tun können. Du kennst doch Aeluin. Sie hat einen Dickkopf und wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann führt sie das durch – ob es uns passt oder nicht.«
»Na und. Dann hält man sie fest. Bindet sie an den Wagen und bewacht sie!« Areros wusste, dass diese Vorschläge Unsinn waren. Aeluin hatte tatsächlich einen Dickschädel und es war äußerst schwierig sie von einem Vorhaben abzubringen, wenn sie sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte.
»Warum bist du denn nicht hinter Lundor her? Und warum ist er überhaupt weg?«, fragte Areros weiter und seine Stimme beruhigte sich langsam wieder.
»Weil er endlich sein Leben führen will und nicht immer das, was ihr für ihr vorgesehen habt«, antwortete Lendil heftig. »Und ich bin nicht hinterher, weil meine Familie ja dachte, dass ich mich ebenfalls von diesem Gefängnis absetzen könnte.«
»Lendil«, rief Aelandra und ihr sonst meist so freundliches Gesicht zeigte Spuren von Wut. »Reiß dich bitte zusammen.«
Lendil, der die Hände in den Hosentaschen hatte, fuhr mit seiner rechten heraus und sagte: »Dann soll der sich nicht aufführen, als wäre er Vater. Er hat gar nichts zu melden.«
Areros Wut flammte wieder auf und er packte Lendil am Kragen. Auch dieser hatte sich zum Kampf bereit gemacht und wie wütende Stiere blickten sie einander an. Lugreda schritt jedoch ein, bevor die beiden sich prügeln konnten.
»Einen unpassenderen Augenblick hättet ihr für euren Streit wohl nicht finden können. Geht auseinander!« Zielstrebig drängte sie sich zwischen ihre jüngeren Brüder und drückte sie von einander weg. »Ihr benehmt euch schlimmer als Damrod und Arendir! Wir sollten lieber überlegen, was wir tun können.«
Bebend stand Areros da und ließ seinen Blick wütend auf Lendil gerichtet. »Was wir tun können? Das liegt doch auf der Hand: Ich werde Aeluin suchen und zurückbringen!«
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Während die Großeltern, die Schwestern und Aelandra erleichtert aufatmeten, ließ Lendil nur ein spöttisches Lachen vernehmen.
»Ja … Unser großer Held ist endlich gekommen, um uns aus unserer Not zu retten!«
»Lendil – halt die Klappe!«, fuhr ihn Lugreda an.
»Ist doch so. Kaum kommt unser großer Areros an, meint er alles wieder richten zu können. Was macht ihn denn besser als uns? Weil er ein Schwert um seine Hüfte trägt? Das macht noch keinen Krieger aus ihm!« Grimmig blickte Lendil seinen Bruder an. Er war noch immer wütend, dass Areros in Anthara bleiben durfte und Lundor und er nicht. Obwohl sie schon viel länger mit dem Schwert kämpften und folglich auch besser waren.
»Wenn du willst, dann kann ich dir gleich den Kopf abschlagen«, Areros legte die Hand auf den Schwertknauf und sah mit blitzenden Augen zu seinem jüngsten Bruder. »Arrrrrrrrrgh«, schrie Lugreda. »Könnt ihr blöden Jungs endlich mal damit aufhören, zu zeigen, wer der Stärkste ist? Das interessiert nämlich keinen. Es geht hier um Aeluin und Lundor.«
»Lendil soll einfach die Klappe halten, wenn Erwachsene reden!«, erwiderte Areros und wandte sich dann seiner Mutter zu. »Erzähl mir was passiert ist. Wie lange ist Aeluin schon weg?«
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»Sie hat sich heute in den frühen Morgenstunden auf den Weg gemacht. Lundor ist wohl schon seit gestern Mittag weg. Wir hätten viel eher etwas unternehmen sollen«, rief Aelandra verzweifelt. »Aber wen hätten wir denn Lundor nachschicken sollen. Hier sind doch nur alte Männer und Frauen.«
Areros atmete tief durch und trat näher zu seiner Mutter. Er strich ihr sanft über die Oberarme, die er vor Minuten erst grob angefasst hatte. »Schon gut Mutter. Du hast Recht. Es war niemand da. Entschuldige bitte, dass ich dich so angefahren habe!« Areros drückte seiner Mutter einen Kuss auf die Stirn. »Es wird alles gut werden, Mutter. Ich werde Aeluin finden.«
»Und Lundor?«, fragte Aelandra.
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»Lundor kann meinetwegen da bleiben, wo er ist!«, sagte Areros und blickte wieder sauer. »Was denkt der sich eigentlich? Denkt er einmal … EINMAL … in seinem Leben nach, bevor er etwas tut?«
»Er ist halt nicht so schlau, wie du!« Lendil konnte sich diesen Satz nicht verkneifen.
»Ach und warum bist du nicht mit Lundor weg? Ihr hängt doch sonst immer zusammen.«
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Lendils Stirn umwölkte sich und er antwortete Areros weniger vorlaut, denn beleidigt: »Weil er mir nicht gesagt hat, dass er weg will.« »Dann hat er ja wenigstens mal ein was Weises getan«, bemerkte Areros. Er bemerkte, dass Lendil von Lundors Verhalten tatsächlich enttäuscht war. Schließlich machten sie sonst alles gemeinsam. »Ach komm Lendil. Sei froh, dass du hier bist. Du würdest doch nicht wirklich ohne ein Wort des Abschieds weggehen! Denk doch an Vater und Mutter!«
Lendil blickte auf. Seine Augen hefteten sich auf seine Mutter und sahen ihren Schmerz um ihre nicht anwesenden Kindern. »Nein. Ich will nicht ohne Vater und Mutters Segen weg von hier. Aber ich will Soldat werden und das werde ich!« Lendil blickte seiner Mutter entschlossen in die Augen.
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»Du … Wir sollten erst einmal mit Vater reden, bevor wir das entscheiden. Seit wir wissen, dass er Soldat war, hat sich einiges geändert. Wenn er — trotz dessen er selbst Soldat war — nicht will, dass seine Söhne Soldaten werden, werden die Gründe noch gewichtiger sein. Doch dafür ist jetzt keine Zeit. Ich muss schnellstmöglich hinter Aeluin her.«
»Ich werde das entscheiden und sonst niemand! Es ist mein Leben und nicht eures.«
Areros verdrehte nur die Augen und kümmerte sich nicht weiter um Lendil.
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Aelandra hatte in der Zwischenzeit nachgedacht. Ihr behagte es nicht, dass nun noch ein Kind von ihr von zu hause weggehen würde. Zwar hielt sie Areros für vernünftig, aber sie war keineswegs davon überzeugt, dass er tatsächlich gut mit dem Schwert umgehen konnte. Doch nicht ihr sanfter Areros!
Er war doch bisher immer der erste gewesen, wenn es darum ging einen Streit friedlich zu lösen. Immer ging er dazwischen, wenn seine Geschwister sich stritten oder im Dorf zwei junge Männer ihre Kräfte austesten wollten. Und nun sollte er plötzlich ein Krieger sein, bloß weil er Waffen trug? Areros? Sie musste versuchen ihn zu schützen. Nur nicht noch ein Kind verlieren.
»Areros«, sagte Aelandra nun zu ihm. »Du musst Aeluin gar nicht suchen. Sie will bis Sonnenuntergang wieder hier sein. Das hat sie mir versprochen.«
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Areros blickte seine Mutter überrascht an. ›Wenn Aeluin das versprochen hat, dann wird sie es auch halten. Oder nicht?‹ Der junge Mann grübelte und versuchte seine Schwester richtig einzuschätzen.
Doch Lendil ließ ihm keinen Moment Zeit, um sich der Hoffnung hinzugeben, dass Aeluin bald wieder hier wäre. »Sie wird nicht wiederkommen«, sagte Lendil laut. »Sie hat es mir gesagt. Aeluin will Lundor finden – koste es was es wolle. Und ihr war klar, dass sie ihn bis Sonnenuntergang vielleicht nicht finden würde, oder zumindest nicht wieder hierher bringen könnte.«
»Aeluin«, stöhnte Areros. »Als ob Lundor es wert wäre, dass man sich seinetwegen so in Gefahr begibt.«
»Er ist es wert und das weißt du«, sagte Lugreda. »Du wärst doch genauso hinter ihm her gelaufen, wie Aeluin.«
»Ja«, gab Areros zu. »Aber ich bin ein Mann!« »Dann rede nicht so viel, sondern zieh endlich los.« Lugreda meinte es nicht böse, aber sie machte sich Sorgen um Aeluin. Je eher Areros aufbrach, um so eher hatte er sie auch gefunden.
Areros nickte nur knapp und kletterte dann auf den Wagen, um ein paar Sachen zusammen zu suchen. Überrascht hielt er inne, als er dort Leyron hocken sah – mit einem Bündel in der Hand.
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Leyron hatte sich den anwachsenden Streit nur einige Augenblicke aus nächster Nähe mit angehört. Nach Aelandras Worten, die ihm und Areros von Aeluins Verschwinden berichtet hatten, war Areros von Moment zu Moment nur ungehaltener geworden. Die Art wie er seine Familie mit aufgebrachten Worten angriff, ging Leyron nichts an. Und solange Areros nicht mit dem Schwert auf jene losging, die ihm besonders nahe standen, würde er sich auch nicht einmischen.
Er wusste nicht wirklich, was er von Aeluins Verschwinden halten sollte. Soviel er wusste, war sie wohl kaum in der Lage sich angemessen verteidigen zu können. Sie war sicher bisher kaum weiter als einen Tagesmarsch von ihrer Familie entfernt allein unterwegs gewesen, so wie er vermutete. Hier schien deutlich ihr Dickkopf mit ihr durchgegangen zu sein. Areros Angst war nicht unbegründet. Für Aeluin konnten nicht nur Menschen gefährlich werden, sondern auch Tiere. Gerade jene, die des Nachts unterwegs waren.
Leyron ließ Aeluins Familie stehen, um sich in dem provisorischen Lager etwas umzusehen. Er war erst wenige Schritte gegangen, als er auf dem Wagen mit dem Arendor seine Familie fortgeschickt hatte, sein Bündel entdeckte. ›Aeluin hat es also nicht mitgenommen‹, stellte er erleichtert fest.
Behände sprang er nur einen Wimpernschlag später auf den Wagen hinauf und löste die Schnürung des Bündels. ›Sie hatte auch nichts herausgenommen.‹ Nicht das er es erwartet hätte. Dennoch wäre es ihm beinahe lieber gewesen, seinen kleinen Dolch nun in ihren Händen zu wissen.
›Wenn sie sich schon allein auf den Weg gemacht hat, so hoffte ich wenigstens, dass sie daran gedacht hat sich …‹ Areros unterbrach seine Gedanken, als er auf den Wagen hinaufkletterte.
Als Leyron Areros Blick auffing grinste er ihn an. »Mein Bündel ist gepackt. Wie steht es mit dem deinen?«
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Areros blickte Leyron verständnislos an. Anscheinend hatte er nicht mitbekommen, dass Aeluin verschwunden war. Oder aber es war ihm egal. Eigentlich ging sie ihn ja auch gar nichts an. Leyron hatte nur den Auftrag, die Frauen sicher zurück nach Anthara zu geleiten. Doch Areros musste Aeluin suchen. »Ich kann nicht wieder nach Anthara. Ich muss Aeluin suchen. Bringst bitte du die Frauen wieder heil nach hause?«
Wenigstens der Rest der Familie würde auf diese Weise sicher nach Anthara gelangen.
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Leyron blickte Areros mit seinem typischen Grinsen an. Areros schien ihn misszuverstehen. Für ihn stand von Anfang an fest, dass er Aeluin suchen würde. Für sie bestand eine Gefahr – im Gegensatz zu dem Rest der Frauen, Kinder und Alten hier.
»Erst werde ich dir helfen Aeluin wieder nach Hause zu bringen, dann werde ich weiter sehen.«
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Areros riss die Augen auf. Leyron würde ihm also zur Seite stehen. Auch wenn er selbst seine Fähigkeiten unterschätzte, so war er sich sicher, dass Leyron mehr Erfahrung bei der Fährtensuche hatte, als er selbst. Er würde ihm gewiss sagen, wenn er in die komplett falsche Richtung ging. Deshalb breitete sich auf Areros Gesicht ein Lächeln aus.
»Das ist wirklich sehr nett von dir. Ich habe gar nicht bemerkt, dass du etwas davon mitbekommen hast. Keine Ahnung, was Aeluin sich dabei gedacht hat, einfach wegzulaufen.« Areros Gesichtsausdruck wurde für einen Moment wieder grimmig. »Aber ich werde sie schon finden. Mit deiner Hilfe bestimmt noch schneller. Vielen Dank, Leyron!«
Der junge Mann blickte den Krieger ein wenig schüchtern an. Schon wieder bekam er von Leyron Hilfe, ohne dass er etwas dafür getan hatte.
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Leyron musste über diesen Gesichtsausdruck Areros lachen. Ihn kostete es keine Überwindung Aeluin im Wald zu suchen. Er war frei und konnte sich seine Zeit einteilen, wie er wollte. Nun ja, er war eigentlich bei Arendor angestellt, doch dieser hätte gewiss nichts dagegen, wenn Leyron seine Tochter suchen würde, anstatt aufs Feld zu gehen.
»Danke mir nicht zu früh. Noch haben wir deine Schwester nicht unbeschadet wieder gefunden. Hast Du eine Ahnung wohin dein Bruder gegangen sein könnte?«
In seinen Gedanken überlegte Leyron bereits, in welche Richtung Aeluins Bruder gegangen sein könnte und wo er sich bereits befinden könnte. Das war abhängig davon, wie schnell der junge Mann laufen könnte. Doch dazu musste Leyron ersteinmal die Richtung wissen. Besser noch wäre es, wenn er sich in der Gegend besser auskennen würde. So musste er auf Areros hoffen.
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Areros schaute Leyron erstaunt an: »Warum sollte ich dir nicht danken? Du bietest mir deine Hilfe in meiner Not an. Egal, wie es ausgehen mag - und ich hoffe, dass wir Luin schnell und unverletzt finden - ich stehe bei dir in tiefer Schuld.«
Areros blickte sein Gegenüber ernst an und nickte bestätigend, um seinen Worten mehr Nachdruck zu verleihen. Auch der Rest der Familie war ihm dankbar, dessen war er sich sicher. ›Und Aeluin wird sich auch freuen, wenn Leyron sie findet‹, dachte er und grinste innerlich für einen Moment. »Ich weiß nicht, wohin Lundor gegangen ist.« Er drehte sich zu seiner Familie um, die nun um den Wagen herumstand und das Gespräch der Männer verfolgte. »In welche Richtung ist Lundor gegangen?«
Lugreda antwortete: »Wir wissen es nicht genau, denn wir haben ja nicht bemerkt, wie er weggegangen ist. Doch wir denken, dass er nach Anthara zurück und mitkämpfen wollte.«
»Aber wir haben keinen von beiden gesehen. Wir hätten ihnen doch begegnen müssen!« Areros wandte sich mit fragendem Blick an Leyron.
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Leyron schaute grübelnd zurück: »Nicht unbedingt. Sofern sie nicht den direkten Weg gewählt haben. Doch sollte Lundor wirklich vorgehabt haben nach Anthara zu gehen, um sich uns anzuschließen, dann wird er keinen Augenblick verschwenden wollen.
Ich denke nicht, dass er auf dem Weg nach Anthara ist. Wenn du zusammengesucht hast was du brauchst, lass uns eure Freunde fragen, ob jemand weiß, in welche Richtung Aeluin aufgebrochen ist.«
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Nun ergriff Lendil das Wort. Noch immer war er auf Areros wütend und auch auf seine Familie, die Areros bereitwillig erlaubten Aeluin zu suchen, ihm aber nicht.
»Aeluin ist in Richtung Anthara gegangen. Denn sie vermutete, dass Lundor dahin wollte. Mittlerweile glaube ich jedoch nicht mehr, dass Lundor nach Anthara gegangen ist. Er hätte sich dem ausdrücklichen Wunsch Vaters nicht dermaßen entgegen gesetzt. Er wird nach Minas Tirith unterwegs sein, um endlich seinen Traum zu verwirklichen und Soldat zu werden.
Wie ich Aeluin einschätze, wird sie das auch begriffen haben. Sie ist clever und kennt Lundor. Sie wird die Richtung gewechselt haben und ebenfalls auf Minas Tirith zugehen.«
»Nach Minas Tirith? Aber ... Ich bringe Lundor um, wenn Aeluin seinetwegen nach Minas Tirith geht.« Wieder wurde Areros böse. Lundor dachte aber auch nie über die Konsequenzen seines Handelns nach.
›Wenn ihn Denethor in seine Truppen aufnimmt, dann wird er mehr Soldaten verlieren, weil ständig welche Lundor aus jedem angezettelten Schlamassel retten müssen!‹, dachte Areros, obwohl er wusste, dass diese Vorwürfe seinem Bruder gegenüber ungerecht waren. Jetzt war aber keine Zeit, um sich über Lundor zu beklagen.
»Ich packe nur schnell meine Sachen zusammen, Leyron. Dann können wir los.«
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Leyron sprang derweil vom Wagen und trat zu Lendil. »Kannst du uns zeigen wo genau sie das Lager verlassen hat sobald dein Bruder aufbruchbereit ist?«
Lendil ging mit ihm halb um den Wagen herum und zeigte auf den Weg. »Dort, von wo ihr gekommen seid. Doch Minas Tirith liegt in dieser Richtung.« Diesmal zeigte Lendil in Richtung Norden.
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