Adlinn erschrak ziemlich, als Bardos plötzlich an ihr vorbeihechtete und sie in seine Arme riss. Erst wehrte sie sich, ihr Blut kochte und ihr Puls raste. Doch dann spürte sie, dass ihr sein Griff sehr angenehm war und sich ihr Körper sehr wohl daran erinnerte, wie es war, geküsst und geliebt zu werden. Sie atmete tief ein und roch seinen Geruch und den Duft von Seife.
Als er sich herunterbeugte, um sie zu küssen, schloss sie die Augen, um den Moment voll auszukosten.
›Bei Eru‹, dachte sie und drückte sich an ihn, ›das wurde auch Zeit!‹
Dann wurde ihr bewusst, dass Bardos sie nicht küssen würde, und ganz im Gegenteil, dass er sie beleidigte und mit einer Dirne auf eine Stufe stellte. Sie fuhr auf wie eine wilde Katze und er stellte sie wieder auf die Füße.
Sie fühlte sich verraten und verkauft und verspürte außerdem eine riesige Wut auf diesen elenden Schuft, der sie ausgenutzt und beleidigt hatte. »Du altes Schwein, du Schuft! «Sie warf sich nach vorne, unbedacht der Tatsache, dass sie auf einer Treppe standen, und traktierte seine Brust mit den Fäusten und versuchte, nach ihm zu treten.
Als die beiden, ineinander verhakt, Übergewicht zu bekommen drohten, konnte Bardos sie noch auffangen und am Geländer festhalten. Adlinn, die sich wieder gegen ihn geworfen sah, trat ihn nocheinmal ans Schienbein, drehte sich dann um und lief die Treppe hinauf in das Zimmer, aus dem sie gekommen waren. Dort warf sie die Tür mit einem markerschütternden Knall zu und trat mit Wucht gegen einen Stuhl, der gegen die Wand flog.
»Elender Gauner«, fluchte sie laut, wobei ihr Tränen des Zorns über die Wangen liefen. ›Hättest du mich doch nur mal geküsst!‹
Iolyn nahm die ‘Bestellung’ entgegen und machte sich auch gleich auf den Weg zur Theke, um die Getränke zu holen. Als er zurückkam, hatte Ellena das Baby auf den Schoß genommen und der Knirps schien sich sichtlich wohl zu fühlen. Iolyn konnte nicht umhin, dem Kleinen, der leise vor sich hinbrabbelte, leicht über den Rücken zu streichen und stellte die Getränke ab.
Adlinn begab sich auf die Suche nach Ellenas Bruder und erst, als Ellena ihn zögerlich einlud, ihr Gesellschaft zu leisten, setzte Iolyn sich wieder hin und erwiderte ihren Blick. Als sie mit einer bitteren Bemerkung andeutete, dass man(n) einer schwangerer Frau sowieso keine große Aufmerksamkeit schenken würde, grinste er sie nur an und meinte trocken »Tja. Hat wohl alles seine Vor- und Nachteile im Leben, oder?«
Er hoffte, dass er sie mit dieser flapsigen Bemerkung nicht verschreckt oder gar beleidigt hatte, aber er wollte wenigstens VERSUCHEN, sie ein wenig aufzumuntern und von ihren trüben Gedanken abzulenken.
»Was willst du denn in Minas Tirith?« fragte er interessiert und biss in ein Stück Brot, das er sich vom Wirt hatte geben lassen.
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Es fiel Bardos unglaublich schwer nicht laut los zu lachen, als die kleine Adlinn versuchte sich aufzuplustern, aber diesmal doch um eine ordentliche Strafpredigt verlegen war. Stattdessen schlug sie wild auf Bardos um und trat nach ihm, was nicht besonders weh tat, aber lästig war. Beinahe hätte sie sich und Bardos die Treppe heruntergerissen, hätte Bardos sie beide nicht gut festgehalten.
»Jetzt reicht es wieder«, meinte Bardos lahm, was Adlinn nicht beruhigte, sondern sie noch einmal gegen sein Schienbein treten ließ. Grummelnd rieb sich Bardos die Stelle, die bestimmt blau anlaufen würde, und schaute hinter Adlinn her, die auf das Zimmer rannte.
»Weiber«, fluchte er, ging aber dann doch langsam zu dem Zimmer. Nach einem kurzem Zögern, ob er nicht den leichten Weg wählen sollte und einfach zu seiner Schwester gehen sollte, kloppfte er an.
»Kommt schon Adlinn«, rief er leise. »Wir wollten doch runter zu den anderen beiden gehen.«
Keine Reaktion. »Meine Schwester wartet bestimmt schon auf uns!«, versuchte es Bardos noch einmal. Dass er Adlinn tief gekränkt hatte, kam ihm gar nicht in den Sinn. Als noch immer keine Reaktion kam, drückte Bardos die Klinke herunter und drückte die Tür auf.
»Was ist nun? Ich lade Euch auch zum Essen ein«, machte Bardos von seiner Seite aus gesehen ein großzügiges Angebot. Schließlich hatte er sie heute schon einmal eingeladen, obwohl sie schon eine Nervensäge war.
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Nur wer seine Rechnungen nicht bezahlt, darf hoffen, im Gedächtnis der Kaufleute weiterzuleben. (Oscar Wilde)
Als eine Stimme an der Tür rief, die eindeutig zu Bardos gehörte, wischte Adlinn eilig die Tränen weg. So wollte sie sich nicht von ihm erwischen lassen. Eigentlich wollte sie gerade überhaupt nichs mit ihm zu tun haben. Deshalb antwortete nicht udn hoffte, dass er weggehen würde, runter zu seiner Schwester und dem fremden Mann.
Doch es kam anders, und Bardos trat mit einer Einladung auf den Lippen ein.
Für ihn musste es seltsam aussehen, das Zimmer nach Adlinns Wutausbruch: Überall streunten die Kätzchen herum und der Stuhl lag in Trümmern an der Wand. Adlinn selbst saß auf dem Bett, in mehr oder weniger aufgelöstem Zustand.
Als sie er eintrat und sie seine Einladung hörte, flammte erneut Wut in ihr hoch. Er verstand ja garnicht, warum sie sich so aufregte! Wutentbrannt griff sie nach einem ihrer Schuhe, den sie schnell vom Fuß zog, und warf ihn nach Bardos. Sie zielte leider schlecht, denn statt seinem Kopf traf sie die Tür, die daraufhin hinter Bardos zuging. Der Schuh polterte zu Boden und blieb liegen.
»Einladen willst du mich? Zum Essen? Oder um mich weiter zu kränken?« Sie stand auf, ließ sich dann aber wieder auf das Bett fallen. Seltsamerweise musste sie gegen Tränen ankämpfen, und ihre Stimme kippte. Sie verstummte, um das zu verbergen. Als sie sich wieder sicherer fühlte, fuhr sie fort:
»So spielt ihr Männer mit Frauen, das sehe ich. Hoffnungen machen und sie dann beleidigen. Was ist denn der Sinn davon, mmh? Du ziehst mich auf, du streitest mit mir. Du bist lieb zu meinem Kind. Wir arbeiten gut zusammen. Ich weiß nicht, was ich von dir halten soll. Soll ich dich hassen oder mögen? Dann kommst du, verleitest mich, meine Gefühle und Sehnsüchte offenzulegen, und dann beleidigst du mich und machst dich über mich lustig. Was ist denn das für ein Benehmen, Mann!«
Kurz überlegte sie, nach ihrem zweiten Schuh zu greifen, und den Wurf nocheinmal zu probieren, diesmal besser gezielt, damit sie seinen Kopf traf.
Erstaunt blickte sich Bardos im Zimmer um und sah den zertrümmerten Stuhl an der Wand. Da bemerkte er eine schnelle Bewegung im Augenwinkel und wich ihr reflexartig aus. Doch Adlinns Schießkünste waren ausbaufähig.
Für einen Moment bekam Bardos ein schlechtes Gewissen, denn er hörte an Adlinns Stimme, dass sie geweint hatte oder ihr nach weinen zumute war. Doch dann schob er seine Schuldgefühle beiseite. Er war schießlich schuldlos. Das die Sache auf der Treppe Adlinn hatte verletzen können, ging ihm nicht auf. Das war gerade zu lachhaft, fand er.
Während er sich am Kopf kratzte, hörte er Adlinns Worten zu. Er verstand nur die Hälfte von dem, was sie ihm vorwarf und selbst da wusste er nicht, ob er alles richtig deutete.
Bardos spürte, dass er sich auf sehr dünnem Eis bewegte und das jedes Wort eigentlich nur ein falsches sein würde. Grübelnd stand er für einige Momente da und suchte nach einer Antwort auf Vorwürfe, die er nicht verstand und sich auch nicht zu Herzen nahm.
Er ging zu Adlinn hinüber und setzte sich neben sie. Noch immer war er stumm und suchte nach Worten. Schließlich begann er.
»Ich weiß gar, was du hast Adlinn«, sagte er und hielt immer wieder inne, »Ich meine, wir streiten uns den ganzen Tag … Und du gibst mir ständig zu verstehen, dass ich der letzte Mann wäre … Und da glaubst du ernsthaft, dass ich … Ich meine … Das war doch … Du hast mir doch auch vorgeworfen, dass ich zu Dirnen gehe! … Ist das nicht beleidigend?«
Bardos fand, dass es einfacher wäre, wenn er Adlinn den schwarzen Peter zu werfen würde. Sie war schließlich die ganze Zeit überaus frech zu ihm. Das war auch nicht gerade schicklich. Obwohl er den versuchten Kuss immer noch nicht als irgendetwas beleidigendes auffasste.
»Ihr wolltet mich doch nicht wirklich küssen«, fiel Bardos in das distanzierte »Ihr« zurück und lachte. »Ich meine, Ihr könnt mich nicht leiden …«
So langsam fiel Bardos wirklich nichts mehr ein, was er noch sagen konnte. Es war albern, wie sich Adlinn benahm. Wer verstand schon die Frauen?
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Ellena verzog ihren Mund zu einem schiefen lächeln, als Iolyn angab, dass wohl alles seine Vor- und Nachteile hatte. Vielleicht traf dies auf manche Dinge zu. Aber sicher nicht auf alle. Und momentan konnte sich das junge Mädchen wirklich nicht das Gefühl, als würde ihr die Schwangerschaft irgendwie zum Vorteil gereichen. Sie sah noch nicht, dass das Kind vielleicht ein neuer Anfang für sie war, etwas auf das sie aufbauen konnte, etwas das ihr helfen würde, die Zukunft zu bestehen.
Das Mädchen nahm einen Schluck von ihrem Saft und sah dann dem Soldaten in die Augen. „Was ich in Minas Tirith will? Nun ... mein Bruder bringt mich nach Hause.“ Ellena schluckte und hatte ganz vergessen, das dies äußerst schmerzte. Kurz verzog sie das Gesicht und fuhr dann fort: „Obwohl ich eigentlich ... nicht dort hin möchte. Ich bin weg, um ein neues Leben zu beginnen. Es hatte nicht sollen sein ...“ Ellena verstummte und sah dann in ihren Becher.
„Tut mir leid, ich will dich nicht langweilen“, murmelte sie schließlich, noch immer ihren Blick auf das Getränk fixiert, während Ban sich eine Strähne ihres Haares gekrallt hatte und damit herum spielte.
Adlinn kippte nach links, als Bardos sich neben sie setzte und sein Gewicht die Matraze niederdrückte. Sie verlagerte ihr Gewicht, um nicht auf ihn zu zurutschen und hörte sich an, was er sagte.
Zum Teil stimmte es, was er sagte, sie stritten sich wirklich seit Tagen wie die Kesselflicker und ja, sie hatte ihm schon gelegentlich zu verstehen gegeben, dass sie ihn als Mann nicht in die engere Auswahl nahm.
Trotzdem wollte sie sich nicht den schwarzen Peter zuschieben lassen, als ob sie Schuld an seinem dreisten Verhalten war.
»Sicher«, antwortete sie deshalb. »Ich habe dich kritisiert, aber ich habe dir auch gesagt, dass du hübsche Haare hast und dass ich dir guten Geschmack zutraue - zumindest, dir eine bessere Prostituierte auszusuchen. Es ist also nicht ganz wie du sagst - und es ändert nichts daran, dass du mich beleidigt und ausgenutzt hast! Wenn du das nächste Mal meinst, bei einer Frau einen Kuss antäuschen zu müssen, dann such dir eine andere dafür!«
Sie hatte ganz bewusst nicht zum formellen Ton zurückgefunden, sondern wollte ihm deutlich machen, dass er sie auf einer ganz persönlichen Ebene verletzt hatte, jenseits der konvetionellen Regeln. Während sie sprach, tippte sie mit den Zeigefinger auf seine Brust um ihre Worte so zu unterstreichen.
Dabei ignorierte sie, dass sie ihm noch nie so nah gewesen war, und dass er immer noch so gut roch wie eben auf der Treppe.
›Herrje, ich werde mich nicht verlieben!‹, beschwor sie sich. ›Nicht in einen Mann, der sich so benimmt!‹
»Hübsche Haare«, musste Bardos grinsen. »Auf was es euch Frauen so ankommt …«
Irgendwie verstand Bardos noch immer nicht, wo er Adlinn verletzt hatte. Es sei denn sie fühlte sich von ihm angezogen. Doch sobald der Gedanke in seinem Kopf Gestalt angenommen hatte, verdrängte ihn Bardos als vollkommen unsinnig.
»Du hast mich eben auf die Palme gebracht«, sagte Bardos schulterzuckend und war froh, dass Adlinn aufgehört hatte auf seiner Brust herumzutippen. »Für eine Frau bist du unsagbar besserwisserisch! Und falls du einen guten Mann haben willst, solltest du dringend daran arbeiten!«
Dann nahm Bardos ein Kätzchen in die Hand, welches zufällig das war, welches er nach Miléndra benannt hatte. »Aber ich kann dich beruhigen! Ich werde nicht noch einmal versuchen dich zu küssen. Auch keine Dirne oder sonst eine Frau!«Verträumt begann Bardos das Kätzchen zu streicheln, welches sich nun schnurrend in seiner Hand niederließ. »Es gibt da schon ein Mädchen … und nur dieses werde ich küssen!«Er blickte lächelnd zu Adlinn hinüber und sagte: »Auch, wenn du es nicht vermutest: Ich bin ein treuer Mann!« Sein Blick wanderte wieder zu der Katze. »Und ich will nur sie küssen …«
Behutsam strich Bardos über das weiß-schwarze Fell der Katze, als würde er Miléndras weiche Haut streicheln.
»Du wirst sie übrigens bald kennenlernen. Wir nehmen sie auf dem Rückweg mit nach Minas Tirith.« Immernoch lächelte Bardos glücklich, dann seufzte er tief. »Ich wünschte, wir wären schon bei ihr …«
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Während Bardos neben ihr saß und die Katze streichelte, ging eine seltsame Veränderung an ihm vor. Adlinn beobachtete, wie er plötzlich von seiner Geliebten erzählte, der Dame seines Herzens, wie er schwärmte, sich sehnte und ihr Treue versprach.
Dieser Umschwung, der deutlich für seine Verliebtheit sprach, brachte Adlinn zurück auf den Boden der Tatsachen. Sie schätzte Männer, die sich wie solche benahmen, und für verliebte Schnösel hatte sie nicht wirklich etwas übrig.
›Siehst du‹, dachte sie sich, ›alles war nur eine Blase, die gerade geplatzt ist. Der Kerl, der dich küssen wollte, liebt eine andere. Da kann er auch noch so verführerisch riechen, er ist eben bereits vergeben, zudem ein romantischer Schnösel und weiß drittens noch nicht einmal, warum er dich so verletzt hat. Er ist sicherlich nicht der geeignete Mann, um solche Wutausbrüche und Leidenschaften zu rechtfertigen. Soll doch dieses Mädchen mit ihm glücklich werden, ich werde es nicht.‹
Adlinn zog die Augenbrauen hoch, stand auf, klopfte ausgiebig ihren Rock ab und zog dann ihren Schuh wieder an, der immer noch am Boden lag.
»Das freut mich für dich«, antwortete sie, als er mit dem Schwärmen endlich zum Ende gekommen war. »Dann lass uns mal wieder runtergehen, damit wir uns dann endlich hinlegen können, worauf dann die Nacht schnell rum ist und wir endlich zu deiner Holden weiterreisen können.«
Sie konnte sie eines sarkastischen Untertons nicht ganz enthalten. M›eine Güte, was ein Träumer! Vielleicht hat die Dame seines Herzens ihr Herz längst einem anderen geschenkt.‹
Sie schob eines der Kätzchen zur Seite und trat auf den Flur, das zweite Mal in wenigen Minuten.
Adlinns sarkastische und in seinen Ohren grobe Stimme brachte Bardos von seinen schönen Gedanken unsanft in die Wirklichkeit zurück. ›Was habe ich denn nun schon wieder falsch gemacht‹, fragte sich Bardos, während er die Augen verdrehte. ›Was man auch sagt und tut, immer hat sie was zu meckern!‹
Bardos seufzte noch einmal tief, aber diesmal aus Ärger über die kleine blonde Frau, der man nichts recht machen konnte. Er folgte ihr auf den Flur.
»Vielleicht solltest du dein ewiges Rumgekeife mal lassen«, sagte Bardos, während er die Tür hinter sich schloss. »Dann kommt vielleicht auch mal jemand, der es ernst mit seinem Kuss meint und nicht vor dir wegläuft!«
Sie gingen nebeneinander. »Du solltest auch mal an deinen Sohn denken! Der ist so ein lieber Kerl, aber seine Chancen stehen bei deiner Art nicht gut, dass er wieder einen Vater bekommt!«
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Adlinn stand schon wieder kurz vor der Weißglut, als sie seine Worte hörte.
»Erstmal«, fauchte sie, »bist du weder derjenige, der sich um meine Küsse kümmern muss! Ich suche mir einen Mann, der mich so liebt, wie ich bin, und für den ich nicht das brave Frauchen spielen muss, damit er sich gut fühlt! Und zweitens« - sie setzte den Fuße auf die Treppe und ging abwärts - »bist du auch nicht in der Position, dich um Ban zu sorgen! Er ist mein Sohn, nicht deiner! Wenn du dich um die Zukunft eines Kindes sorgen willst, dann zeuge ein eigenes und lass meines in Frieden! Wenn du mich alsmMutter nicht willst, brauchst du auch mein Kind nicht!«
Sie war unten angekommen und erblickte Ellena, die noch mit dem Fremden zusammensaß. Sofort setzte sie ein Lächeln auf, sie wollte nicht, dass Ellena gleich wieder sah, was zwischen ihr und Bardos vorgefallen war.
»Hallo Liebes«, beugte sie sich zu Ellena herunter nahm ihr Ban ab, den sie auf der Seite hielt, an der Bardos wahrscheinlich nicht stehen würde. »Was hälst du davon, wenn du hochgehst um dich ein wenig auszuruhen?«
»Braves Frauchen!«, du spinnst doch und tippte sich demonstrativ an die Stirn. »Du hast ja die große Ahnung von Männern! Und ich will dich ganz sicher nicht als Mutter meiner Kinder! Ich brauche keine Ausrede, um abends ins Wirtshaus gehen zu können! Und ich werde deinen Sohn schon in Ruhe lassen! Aber drück ihn mir dann gefälligst nicht wieder in den Arm.«
Adlinn hatte es schon wieder fertig gebracht ihn aufzuregen! Er ärgerte sich schon, dass er sich bei ihr entschuldigt hatte, wobei er das natürlich mit Worten gar nicht getan hatte. Trotzdem fand er, dass er sehr nett zu Adlinn war, nach dem sich kurz vorm Heulen war.
An der Theke
Im Gegensatz zu Adlinn ging Bardos erst einmal an die Theke und ließ sich vom Wirt einen großen Schnaps geben. Normalerweise betrank er sich mit Rotwein, aber jetzt war ihm nach etwas, was ihn schneller beruhigte. »Weiber«, meinte er zum Wirt. »Alle nach Mordor schicken und wir haben unsere Ruhe!«
Der Wirt grinste und schenkte seinem Gast noch einmal ein. »Da sagt Ihr etwas wahres, Herr!«
»So eine Zimtzicke! Die muss zum Kind gekommen sein, wie …«Bardos fiel nicht ein, wie das Sprichwort weiter ging. [b]»Jedenfalls kann ich mir nicht vorstellen, dass sie schon mal ein Mann freiwillig angefasst hat!«[/b]
Der Wirt schloss aus Bardos Worten, dass Adlinn ihn abgeblitzt hatte und er nun seinen Ärger darüber hinunterkippen wollte. Dazu fehlte ihm jedoch noch ein passender Ersatz für die kleine Frau. Er gab einem der Mädchen einen Wink und schon spürte Bardos eine Hand auf seinem Oberschenkel. Sofort griff er nach der Hand und hielt sie fest.
»Such dir einen anderen, Mädchen«, sagte Bardos ernst und ohne Missverständnisse offen zu lassen. »Bei mir bist du an der falschen Adresse.«
»Schade«, sagte die junge Frau, die eine schrecklich quitschige Stimme hatte, aber deren Körper die Männer magisch anzog. Einen so attraktiven Mann wie Bardos fand sie bestimmt nicht jeden Tag.
»Wirst es schon überleben«, sagte Bardos augenrollend. »Wirt. Ich will gern essen. Irgendetwas deftiges! Haben die anderen schon etwas bestellt?«
Als der Wirt verneinte, nahm Bardos den Wirt mit an den Tisch, damit auch die anderen etwas essen konnten.
Am Tisch bei Ellena und Iolyn und Adlinn
»Wer etwas zu essen will, sollte es jetzt bestellen!«, meinte er und blickte erst zu seiner Schwester und dann zu dem Mann, der bei ihr saß. Sein geübter Blick ließ ihn vermuten, dass dieser ein Soldat war. ›Ein früherer Bekannter hat sie gesagt‹, überlegte Bardos und fragte sich, ob dieser Mann einer der Bekanntschaften von Brunderei war, als er im Außendienst war.
»Bardos, Barados Sohn«, sagte Bardos und hielt dem Mann die Hand hin, entgegen den höflichem Brauch in Gondor, sich leicht vor dem anderen zu verbeugen und dabei die Arme vor der Brust zu kreuzen. »A… Mann sagte mir, ihr seid ein alter Bekannter von meiner Schwester?«
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Iolyn sah Ellena nur schweigend an, als sie gestand, dass sie eigentlich nicht nach Minas Tirith zurück wollte. Das Leben hatte ihr anscheinend ziemlich übel mitgespielt und Iolyn fragte sich, ob er wohl jemals ihre ganze Geschichte hören würde. Schnell wischte er diesen Gedanken beiseite.
»Du langweilst mich nicht« sagte er ernst und fügte mit einem Augenzwinkern hinzu, »ich bin schließlich ein freier Mann und hätte schon längst wieder an meinen Tisch gehen können, wenn ich das gewollt hätte.«
›Ich werde zumindest warten, bis ihr Bruder zurück ist, der ja auf sie aufpassen sollte...‹ dachte er und stellte fest, dass er kein Problem damit hätte, würde sich der Bursche noch ein wenig Zeit lassen.
Da tauchte Adlinn wieder auf, aber der Mann, der hinter ihr die Gaststube betrat – Ellenas Bruder? - wanderte sofort zur Theke, anstatt sich um die Frauen zu kümmern. Die Hure, die sich anbiedern wollte, schickte er zwar weg, aber als er in Windeseile einen Schnaps hinunterschüttete, runzelte Iolyn die Stirn. Na, wenn DER auf die beiden Frauen aufpassen und ihnen Schutz gewähren sollte, hatte er keine große Hoffnung, dass die Reise nach Minas Tirith ein ‘gesundes’ Ende nehmen würde!
Als der Bursche dann endlich an den Tisch kam und Iolyn einfach so die Hand hinstreckte, als er sich vorstellte, war es nur den beiden Frauen zu verdanken, dass Iolyn beschloss, großzügig darüber hinwegzusehen und Bardos die Hand zu drücken. Ein wenig fester, als es hätte sein müssen.
»Iolyn. Iolardos Sohn«, sagte er knapp und beließ es bei einem vagen »Ja, ich kenne Eure Schwester von früher.«
Er wusste nicht so recht, ob er noch hierbleiben und etwas zu Essen bestellen sollte, oder ob es nicht doch besser wäre, an seinen eigenen Tisch zurück zu gehen, und so wanderte sein Blick unschlüssig von einem zum anderen. »Ich will Eure kleine Gemeinschaft hier nicht stören und ich bin mir sicher, dass Ihr nach Eurer Reise ein wenig Ruhe gebrauchen könnt.«
›Aber alleine lassen will ich Euch eigentlich nicht‹ dachte er bei sich und damit war NICHT Bardos gemeint...
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Ellena schenkte dem Soldaten vor sich zum wiederholten male ein zaghaftes Lächeln, als dieser meinte, dass er ja freiwillig hier bei ihr sitzen würde und jederzeit gehen könnte. Aber er wollte bleiben und Ellena war dies im Moment auch mehr als recht. Alleine hier mit Ban zu sitzen war nichts, was sie momentan brauchte. Auch wenn sie die beiden Hunde noch unter dem Tisch wusste. Aber wer wusste schon, ob die beiden auch sie beschützen würden und nicht nur Adlinn.
Gerade als sie an die junge Frau dachte, vernahm sie auch schon ihre Stimme und Ban wurde von ihrem Schoß gehoben. Der kleine Mann quiekte vergnügt und begrüßte seine Mutter auf seine eigene Art, indem er mit seinen kleinen Hände klatschte und sich anschließend um ihren Hals klammerte. „Ja ... noch eine Weile, dann werde ich gehen“, meinte Ellena auf Adlinns Vorschlag hin. Sie war wirklich unheimlich müde von der langen Reise und den Umständen, welche sich auf jener ereignet hatten. Auch wenn sie die letzten zwei Jahre täglich schwere körperliche Arbeit verrichten musste, so war eine lange Wagenfahrt für eine Hochschwangere doch noch einmal eine ganz andere Belastung. Aber nun, da sie müde war, fing das Baby wieder an munter zu werden. Sie war ja erleichtert, dass es sich wieder bewegte, aber wie sollte sie bei dem Gestrampel nur Schlaf finden.
Ellena sah sich suchend um. Hatte es Adlinn nicht geschafft ihren Bruder mit hinunter zu bringen? Doch da sah sie Bardos, wie dieser gerade von der Bar zurückkehrte und den Wirt im Schlepptau hatte. Der Soldat und der Bruder stellten sich kurz und knapp einander vor. Als Iolyn verkündete, Ellena von früher zu kennen, sah das Mädchen verschämt weg. Etwas, das ein Zeichen für ihren Bruder sein durfte, auch wenn sie es so nicht beabsichtigt hatte.
Als Bardos wegen der Essensbestellung fragte, schüttelte Ellena nur den Kopf. Sie würde mit den Schmerzen im Hals nichts vernünftig hinunter bekommen. Doch dann sah sie Adlinns mahnenden Blick und lenkte doch ein. „Eine Suppe, bitte ... wenn es so etwas hier gibt.“ Konnte ja gut sein, dass hier nur deftige Speisen serviert wurden.
Adlinn reagierte als erste auf Iolyns Worte, wohl auch, um Bardos zuvorzukommen.
»Aber ihr stört doch nicht, Iolyn!«, antwortete sie protestierend und sehr freundlich. »Bleibt nur und unterhaltet Euch mit uns. Wir reisen schon den ganzen Tag zusammen und freuen uns über jeden, der uns Neuigkeiten zuträgt.« ›Wir selbst haben uns schon fast alles gesagt, was zu sagen war‹, dachte sie und schenkte Bardos ein aufgesetztes Lächeln.
»Ich selbst werde zwar nur noch eine Kleinigkeit zu mir nehmen und mich dann nach oben begeben, weil es doch schon recht spät geworden ist, aber sicherlich ist es uns eine Freude, Euch beim Essen dabei zu haben. Ich hätte auch gerne eine Suppe,« sagte sie dann zu Bardos.
Sie hob Ban von ihrem Schoß, weil er zappelig wurde und hielt ihn an den Händchen hoch, so dass er ein wenig auf seinen Beinchen stehen und auf und ab wippen konnte. Was Bardos über ihre Einladung dachte, war ihr ziemlich egal, aber sie hoffte, dass sie Ellena nicht in eine unangenehme Situation gebracht hatte. Abr falls doch, so konnte sie sich auch nach oben zurückziehen, Adlinn würde ihr das Zimmer dann zeigen.
Bardos behielt Iolyn im Auge, während Adlinn das Wort an sich riss. Ellenas Reaktion zeigte ihm, dass dieser Mann durchaus einer derjenigen gewesen sein könnte, der seine Schwester ins Unglück getrieben hatte. Aber würde Ellena ihn jetzt hier am Tisch sitzen lassen? Vielleicht hatte sie auch Angst und getraute es sich nicht, ihn wegzuschicken.
»Zwei Suppen«, sagte Bardos knapp zum Wirt. »Und euren besten Rotwein für mich!«
Bardos beugte sich dann über seine Schwester und flüsterte ihr ins Ohr: »Macht er dir Angst? Soll er gehen?«
Als Ellena verneinte, küsste Bardos sie sanft auf ihr Haar und setzte sich dann neben sie, während er ihr über den Rücken strich.
»Ihr seid Soldat, nicht, Iolyn, Iolardos Sohn?«, fragte Bardos den jungen Mann anstatt ihn fortzuschicken. »Wo seid Ihr stationiert? In Erui? Oder seid Ihr einer der Männer, die hier in Lebennin nach dem Rechten sehen sollen? Hier in der Gegend sollen ja Dörfer überfallen werden, d.h. weiter östlich.«
Früher oder später würde Bardos schon herausfinden, ob Iolyn auch etwas mit seiner Schwester gehabt hatte. Und dann würde er dafür bezahlen müssen!
Ban brabbelte vor sich hin und Bardos musste unwillkürlich zu ihm schauen. In seinen Augen leuchtete es sofort auf, aber er konnte sich gerade noch zusammenreißen und Ban nicht den Gewürzstreuer zum Spielen geben, der auf dem Tisch stand. Stattdessen bedachte er nur Adlinn mit einem unfreundlichen Blick und schaute zurück zu dem Soldaten.
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Dass ausgerechnet Adlinn ihn auffordern würde zu bleiben, entlockte Iolyn dann doch ein amüsiertes Grinsen. Er musterte die junge Frau etwas genauer, die ihn zuerst wie einen ungehobelten Störenfried verjagen, dann ihre Hunde auf ihn hetzen und jetzt plötzlich seine Gesellschaft wollte. Sie war eigentlich nicht sein Typ, auch wenn sie wunderschöne Augen hatte und ihr langes Haar offen bestimmt weich und duftig war. ›Aber der einzige Mann, der diesem Wesen nahe kommt, ist wohl der kleine Ban...‹ feixte Iolyn und zwinkerte dem kleinen Kerlchen verschwörerisch zu.
Sein Blick ging wieder zu Ellena, die ihm erneut ein zaghaftes Lächeln schenkte, das ihm zeigte, dass er wirklich den richtigen Ton getroffen hatte, um das Mädchen nicht zu verängstigen, sondern ihm vielleicht sogar ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln. ›Bei DEM Bruder würde ich mich jedenfalls NICHT sicher fühlen...‹ dachte er und runzelte erneut die Stirn, als Bardos großspurig für sich 'den besten Wein' bestellte, während die beiden Frauen bei der Suppe blieben. ›Vielleicht sollte der Bursche auch mal was ESSEN, bevor er uns hier womöglich noch vom Stuhl kippt...‹ dachte Iolyn und Ellenas Bruder wurde ihm immer unsympatischer.
Als Bardos dann auch noch neugierig wurde, beschloss Iolyn, einen auf 'zwanglos' zu machen und erwiderte scheinbar beiläufig »Ja. Ich bin in Erui stationiert, aber das von den Überfällen hat sich auch bei uns rumgesprochen. Ihr scheint ja weit gereist zu sein, was habt Ihr denn mitbekommen?« drehte er den Spieß um und hielt Bardos misstrauischem Blick provokativ stand. Er hatte inzwischen begriffen, dass Ellena ihr früheres Leben vergessen wollte... und er hatte nicht vor, ihrem Bruder 'Futter' zu liefern, das Salz in ihre Wunden streuen würde.
Sollte sie ihm doch selbst erzählen, woher sie sich kannten. Das war nicht SEINE Aufgabe.
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Ellena sah immer wieder zwischen den anwesenden Personen hin und her, während sie auf ihre Suppe wartete. Kurz überkam sie eine Gänsehaut, als Bardos ihr über den Rücken strich. Doch er wollte nur wissen, ob Iolyn ihr Angst machte. „Nicht mehr als du ...“, war die leise Antwort des Mädchens. Nun, Bardos sah über die Worte hinweg und fing stattdessen eine Unterhaltung mit dem Soldaten an, welcher früher mit Ellena mal ein Bett geteilt hatte. Dabei war sie damals noch fast ein Kind gewesen ...
Ellena biss sich immer wieder auf die Lippen. Sie hatte ein wenig Angst, dass Iolyn das Falsche sagen würde. Um sich selbst abzulenken sah sie zu Adlinn, welche Ban auf ihrem Schoß stehen hatte, ihn an den Händchen haltend. „Gibt es dort oben im Zimmer einen Zuber?“ fragte sie die junge Frau. Ellena wusste gar nicht mehr wie lange es her war, dass sie mal ein Bad genommen hatte. Das kalte Wasser aus dem Brunnen hatte bei Undar ausreichen müssen.
Im nächsten Augenblick kam der Wirt und brachte ihnen die appetitlich duftenden Suppenschüsseln, woraufhin Ellenas Magen zu knurren begann.
Adlinn wurde von Bans Strampeleien abgelenkt, als das Essen kam und Ellena nach einem Zuber fragte. Sie kniff die Augen zusammen und überlegte, doch sie konnte sich nicht erinnern, einen gesehen zu haben.
»Ich glaube nicht, dass es einen gab. Aber es wäre wirklich schön, ein Bad zu nehmen, da hast du recht. Ich werde mich mal darum kümmern!« Eilig stand sie auf, ignorierte die heiße Suppe und ging durch die Stube zum Wirt hinter der Theke.
»Guten Abend, guter Mann«, begann sie das Gespräch freundlich. Der Wirt erwies sich als ein netter Mensch und nachdem Adlinn ein paar Münzen herausgekramt hatte und diese in der Tasche des Wirts verschwunden waren, waren sie sich einig.
Adlinn ging pfeifend an den Tisch zurück, wo sie sich über die leckere Suppe hermachte.
»Ich habe mich um einen Zuber gekümmert«, murmelte sie Ellena zu, denn sie wollte ungern vor den Männern vom Baden reden. »Er lässt ihn auf mein Zimmer bringen - wegen Bardos - und eine Magd schöpft auch schon heißes Wasser hinein. Wenn das Essen fertig ist, können wir gleich baden gehen - ich bade dann nach dir, da ist das Wasser ja noch warm. Was hälst du davon?«
Es entspann sich ein Gespräch zwischen den Männern, das über Kreuz ging, während auch die beiden Frauen miteinander sprachen.
»Als ich in Erui war«, sagte Bardos, »Haben sie mir gesagt, dass die Soldaten die ganze Gegend nach Hinweisen auf diese Brut von Feiglingen absucht. Auf dem Weg hierher, also nach Lebennin, hat uns ein Trupp Soldaten überholt. An ihrer Spitze die beiden Söhne des Truchsess. Wer immer hier auch gemordet hat, er wird es bereuen!«
Da der Wein inzwischen da war, hob Bardos den Becher und trank auf den Erfolg der Soldaten.
»Ich habe selten so etwas feiges gehört! Wehrlose Bauern abstechen! An stärkere Gegner trauen die sich wohl nicht ran!« Bardos schüttelte wütend den Kopf. »Gerne würde ich sie einen Kopf kürzer machen … Na der Truchsess wird schon eine gerechte Strafe für sie finden. Gütig ist er ja nicht gerade!«
Er dachte an sein eigenes Schicksal zurück, als Denethor ihn aus seinem Heer warf. Das hatte Bardos dem Truchsess nicht verziehen. Nein, noch lange nicht.
»Was treibt Euch hierher«, fragte Bardos und wurde kurzzeitig abgelenkt, weil nun sein Hirschragout mit Salzkartoffeln und jungen Erbsen kam. »Ihr seht nicht aus, als wäret Ihr im Dienst!«
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Ellena sah bereits sehr enttäuscht aus, als Adlinn ihr berichtete, dort oben keinen Zuber gesehen zu haben. Doch als die junge Frau los ging um einen zu organisieren, hellte sich das Gesicht des Mädchen wieder ein wenig auf. Es war eine Vorfreude, wie sie sie lange nicht mehr gespürt hatte. Sie konnte schon förmlich das warme, angenehm duftende Wasser spüren, wie es um ihren Körper strich.
Das Mädchen nahm ihren Löffel zur Hand, wartete aber bis Adlinn mit der frohen Kunde zurück kam. Sie bekamen wirklich ein Zuber. Endlich konnte sie ein Bad nehmen. Doch sie biss sich auf die Lippen, als sie Adlinns Worte hörte. „Aber ich ... bin momentan nicht so ganz ... sauber. Vom Arbeiten, der Schmutz und so ...“ Wollte Adlinn wirklich in ein Badewasser, in welchem eine junge Frau gesessen hatte, welche seit Monaten kein Bad hatte nehmen können und sich nur mit kaltem Wasser grob hatte waschen können? Aber Adlinn winkte ab und Ellena schenkte ihr ein dankbares Lächeln.
Als Ellena den Löffel in die Suppe tauchte und sie anschließend kostete, musste sie sich schon sehr zusammenreißen. Es schmerzte einfach ungeheim. Doch sie wusste auch, dass sowohl sie als auch das Baby die Nahrung brauchten. Und deshalb war sie tapfer. Ellena spürte, dass sie sich bald daran gewöhnte und ihr jeder weitere Löffel leichter fiel. Und die Suppe schmeckte unheimlich gut und in ihrem Bauch breitete sich ein warmes Gefühl aus.
Ohne, dass Ellena etwas dagegen hätte tun können, liefen ihr auf einmal die Tränen über die Wange, welche sie versuchte mit dem Kleidärmel weg zu wischen. Sie konnte selbst nicht sagen, ob es Freudentränen waren, aufgrund des Zubers, der leckeren Suppe, der Rettung aus der Gefangenschaft ... oder ob es Tränen der Angst oder der verdrängten Trauer war. Ellena musste einfach weinen und konnte nicht aufhören. Ellena wusste gar nicht warum sie weinte. Es waren die einfach die Hormone, welche sie in letzter Zeit immer wieder in Stimmungsschwankungen brachten.
Bardos ging auf den zwanglosen Ton ein und Iolyn musste ihm in allen Punkten beipflichten. Dass wehrlose Bauern abgeschlachtet wurden, war eine Schande! »Es sind immer die Unschuldigen, die zu leiden haben...« sinnierte er, als Bardos die feigen Taten der Banditen anklagte. »Aber wenn sie von Boromir und Faramir gejagt werden, wird Recht geschehen!«
Iolyn hob seinen Krug, denn auch wenn er keinen der beiden Truchsess-Söhne persönlich kannte, hatte er vollstes Vertrauen in ihre Fähigkeiten. Er liebte Gondor und es war immer sein Wunsch gewesen, seinem Land und dessen Bewohnern zu dienen und sie zu beschützen. Auch sein Vater, ein treuer Gefolgsmann Denethors, der aufgrund einer schweren Rückgratverletzung seinen Dienst quittieren musste, hatte diesen seinen innigsten Wunsch stets unterstützt. »Ich bin auf dem Weg nach Erui und werde von dort aus nach Minas Tirith weiterreiten, um meine Familie zu besuchen« sagte er. »Auch ein Soldat hat ab und zu mal ein paar freie Tage!«
Als der Wirt mit einem weiteren Teller ankam, nahm Iolyn mit Wohlwollen zur Kenntnis, dass Bardos anscheinend DOCH etwas zu Essen bestellt hatte und sich nicht nur betrinken wollte... und das, was er da zu sich nahm, sah außerdem sehr schmackhaft aus - und roch noch viel besser! Iolyn dachte daran, dass sein Eintopf inzwischen schon eiskalt war, und sah sich seufzend nach dem Wirt um.
Dabei sah er aus den Augenwinkeln, dass Ellena weinte und legte ihr vorsichtig die Hand auf den Arm. Als er gerade ansetzte, zu fragen, ob es ihr gut ginge, warf sie ihm einen flehenden Blick zu, den er wohl als Bitte deuten sollte, besser nichts zu sagen? ›Versteh einer die Frauen...‹ dachte er und seine blauen Augen blickten skeptisch, aber zugleich besorgt, auf die junge Frau. Dann wandte er sich wieder Bardos zu. »Womit verdient IHR denn Euren Lebensunterhalt, wenn man fragen darf? Ihr seht auch nicht wie ein einfacher Bauer aus?«
_________________________________________ Der Chara für alle Fälle …
Ihr benötigt den Nebencharakter (NPC)? Wendet euch bitte an einen Mod.
Adlinn aß mit Genuss, während sie sich bereits auf das Bad freute.
Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, dass Ellena die Tränen aus den Augen liefen. Sie war sich sicher, dass es einfach die Gefühle waren, die Ellena überwältigt hatten - Momente der Fürsorge nach langer Qual, die Möglichkeit zu baden und zu essen, aber auch der angstvolle Gedanke an das Baby, an Minas Tirith und nicht zuletzt der Selbstmordversuch, der sicher auch seine Spuren hinterlassen hatte.
Sie legte Ellena zart die Hand in den Rücken und streichelte sie sanft. »Meine Güte«, dachte sie und blickte voll Mitgefühl auf das junge Mädchen, »ich werde dafür sorgen, dass du nicht mehr alleine sein musst. «
Ellena begann plötzlich zu weinen und Bardos streichelte ihr wieder über den Rücken, wo er plötzlich auf Adlinns Hand traf. Erschrocken fuhren beide auseinander und Bardos warf Adlinn einen bösen Blick zu, der sagen sollte: »Das ist meine Schwester! Ich tröste sie!«
»Liebes«, flüsterte Bardos Ellena zu und drückte sie sanft aber bestimmt an seine Brust. »Ist doch alles gut, meine Kleine. Ich bin doch jetzt da und lasse dich nicht mehr allein!« Er küsste sie sanft auf die Haare und wiegte sie leicht.
Nach einer kurzen Weile, blickte Bardos Iyoln an, der ihm ja eine Frage gestellt hatte. »Ich brauche nicht zu arbeiten. Ich - wir sind reich genug!«
Warum sollte Bardos erzählen, dass er einmal Soldat war. Er hatte Glück, dass Iolyn der Name ihres Vaters Barados nichts sagte, obwohl dieser ein sehr bekannter Soldat gewesen war. Bardos hatte nicht die geringste Lust mit Iolyn über seine verkorkste Laufbahn als Soldat zu sprechen. Außerdem war vielleicht Iolyn gerade der Grund, dass er nicht mehr als Soldat arbeitete. Vielleicht war das erste Kind seiner Schwester von ihm.
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Nur wer seine Rechnungen nicht bezahlt, darf hoffen, im Gedächtnis der Kaufleute weiterzuleben. (Oscar Wilde)
Ellena war das ganze ziemlich peinlich. Wie sie hier so dasaß und mit dem Ärmel die Tränen wegwischte, während sie noch immer versuchte die Suppe weiter zu essen. Sie wollte auch nicht das Mitleid der anderen. Sie wollte gerade gar nicht weinen. Doch irgendwie brach es gerade aus ihr heraus. Zu viele Gefühle auf einmal, sowohl positive, als auch negative.
Sie spürte erst eine Hand auf dem Rücken und dann war doch eine zweite, bevor sich beide wieder rasch entfernten. Sie war Adlinn so dankbar, dass diese sie trösten wollte, auch wenn sie diesen Trost vielleicht gar nicht verdient hatte. Und Bardos? Er war ihr Bruder, welchen sie nun so viel verdankte. Auch Iolyn schenkte sie einen dankbaren Blick zu und versuchte ihm mit einem gequälten Lächeln zu erklären, dass alles in Ordnung sei. Auch wenn dies wohl nicht so ganz stimmte. Aber sie wollte einem Mann, welcher ja so gut wie fremd war, nicht mit ihren Problemen belasten.
Als Bardos sie nun in seine Arme zog, lies Ellena den Suppenlöffel los und vergrub ihr Gesicht an seine Brust. So mussten die anderen schon nicht ihre Tränen sehen, sondern ihnen wurde nur noch das Zucken ihrer von Schluchzern geschüttelten Schultern gewahr. „Tut ... mir leid. Ich will gar nicht ... weinen“, schluchzte das Mädchen in die Brust seines Bruders hinein. „Ich ... will ... Bardos, ich will weg! So viele ... Fremde ... Männer!“ Ellena zitterte in den Armen ihres Bruders und es tat ihr ja leid, denn sie wusste, dass er es ernst meinte, dass ihr jetzt nichts mehr passieren würde.