Müde und erschöpft betrat der alte Mann sein Zimmer. Interessiert musterte er seine Umgebung: Ein Einzelbett, groß genug für ihn, ein Holztisch nebst zwei Stühlen mit Polstern, die zum verweilen Einluden. Auf dem Tisch stand eine Schale mit frischem Obst. Schmunzelt sah er das Obst an.
›Ein paar Birnen kommen mir gerade Recht‹
Seinen Wanderrucksack in einer Ecke neben einem hohen Regal auf dem Grünpflanzen standen, nahm Adriârigon eine Birne aus der Schale, biss genüsslich hinein und ging zu dem am Ende des befindlichen Fenster. Das Glas bestand aus bunten Teilstücken, die die gegenüber liegende Wand in ein farbenfrohes Licht tauchte. Unten auf den Straßen herrschte reges Treiben. Er ging zurück zum Bett und setzte sich. Es war saubere Bettwäsche, wie er freudig erkannte.
›Die wahrhaftig beste Unterkunft seit dem ich losgezogen bin‹ Danach verstaute er seine Kleidung in dem Schrank mit den Pflanzen. Doch der Hunger, den er mit der Birne zu vertreiben versucht hatte, kam zurück und so entschloss er sich, runter in die Schänke zu gehen um ein Wenig zu essen.
cf: Schänke »Bei Netriel« Zurück in seinem Zimmer setzte sich der alte Mann erst einmal auf sein Bett. Ein ungewollter Seufzer entfuhr ihm.
›Ja ja, die Zeit verrinnt und begräbt mich unter ihr....‹
Sein Blick fiel auf seinen Rucksack.
›Meine Sachen muss ich noch säubern. Aber das kann auch morgen noch erledigt werden.‹
Er ging zu seinem Gepäck hinüber, welches wahrhaftig aus nicht viel mehr als seinem großen Wanderrucksack und seinem Schwert bestand. Als seine Hand über den Knauf des Schwerts glitt, hielt er kurz inne. Ein Schatten huschte über sein Gesicht, eine Mischung aus Sehnsucht, Enttäuschung und Erschöpfung. Aus seinem Rucksack holte er seine Sachen heraus und stapelte sie in den Schrank. Die dürftigen Reste seines Proviants legte er den Tisch neben dem Bett. In einer Seitentasche stieß er auf einen Stoß Pergament, den er bei seiner Abreise eingepackt hatte, ein Fässchen roter Tinte, welches ihm einst von einem Wanderer, den er vor einem Troll gerettet hatte, geschenkt hatte mit den Worten: 'Und niemals wird es dir an ihr Mangeln!'. Noch nie hatte er mit dieser Tinte geschrieben, obwohl er des Schreibens mächtig war, was ihn früher sehr stolz gemacht hatte, denn er hatte es von dem Dûnadan gelernt, welchen er sich einst angeschlossen hatte. Und dann noch seine gute alte Feder. Auch diese Utensilien legte er auf den Tisch. Er hatte das merkwürdige verlangen, sie nun zu benutzen. Doch nun erst einmal ›Schlaf...‹, und er legte sich nieder, kurz bevor ihn die Müdigkeit übermannte.
Geräusche. Es konnte noch nicht lange her sein, seit dem sich Adriârigon zum Schlafen niedergelegt hatte. Jemand öffnete das Außenfenster zu seinem Quartier. Doch er rührte sich nicht. Die Augenlieder geschlossen lauschte er dem Knarren der Fensterflügel. Es war zwar schon ziemlich dunkel, aber dennoch mochten die Lichtverhältnisse ausreichen, dass er, wer auch immer so eben durch sein Fenster kam, bald entdecken würde, dass es keines Falls ein leeres Zimmer war, in welches er soeben eindrang. Die Augen immer noch geschlossen schob er langsam seine rechte Hand unter seiner Hüfte hervor, um, den er wusste, dass er ihn dort abgestellt hatte, den neben seinem Bett stehenden Wanderstab zu packen, aus dem Bett zu springen und sich dem Eindringling zu stellen. Das Blut kribbelte unter seiner Haut. Lange war es her, dass er sich auf solche Gefahren hatte wappnen müssen.
›Jetzt‹
Mit einem Ruck zog er die Decke von seinem Körper, packte er den Stab und wandte sich demjenigen entgegen, der sich unerlaubten Zugang zu seinem Zimmer verschafft hatte. Als er den Einbrecher erblickte, stutzte er.
Elanya lehnte pustend und vor Anstrengung zitternd an der Wand des dunklen Zimmers. ' Gleich falle ich um, so zittrig bin ich!' Sie schaute zu Aron, der etwas frischer wirkte. Gerade wollte sie ihm sagen, dass sie gleich umkippen würde, als sie eine rasche Bewegung aus dem dunklen Zimmer vernahm. Der Schreck schoß ihr in die Glieder und sie kippte seitlich auf die Erde. Entsetzt blickte sie zu der dunklen großen Person, die drohend näher kam und etwas langes in der Hand hatte.
Das Mädchen war starr vor Schreck. ' Ist das ein Geist mit einem Schwert? Oweh oweh, der arme Aron! Das ist unser Ende! Das ist die Strafe , weil wir dem Dui weggelaufen sind... oweh oweh!'
Zitternd vor Angst verfolgte sie das weitere Geschehen und wimmerte leise. " Aron, das war ein Fehler ... Was machen wir nur, was machen wir nur? "
Aron blickte sich in dem Zimmer. Es war dunkel und er konnte kaum etwas erkennen. »Ich schau mal ob, ...«, sagte er, als eine große Gestalt mit erhobener Waffe vor ihn sprang. Er stieß einen spitzen Schrei aus und taumelte rückwärts, in Erwartung eines Angriffes. Er stolperte rückwärts über eine herumliegende Tasche oder so und prallte mit dem Hinterkopf auf den Boden. Elanya rief irgendetwas, doch er konnte sie nicht verstehen.
Der Aufprall tat höllisch weh und der Junge sah für einen Moment Sterne. »Wir wollten sie ja garnicht stören!«, rief er der Gestalt zu, die zu seiner Überraschung innehielt.
›Vielleicht denkt der sich etwas ganz gemeines aus, um uns umzubringen!‹
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›Goliath was a bruiser who was as tall as the sky. But David threw a rock, and gave him one in the eye. I never read the Bible but I know that it's true. It only goes to show what little people can do.‹
»Was wollt ihr hier?« fragte Adriârigon verwirrt und erbost zu gleich. Als sie nicht antworteten, sondern nur zitternd vor dem geöffneten Fenster standen, wurde ihm klar, wie furchterregend er aussehen musste, mitten im Dunkeln mit dem Stab in beiden Händen. Somit ließ er ihn sinken, griff neben sich auf dem kleinen Tisch nach einer Kerze und entzündete sie. Der Schein der Kerze erhellte sein Gesicht und im Dunkeln schimmerten die Gesichter der Kinder. Er stapfte in seinen Lederschuhen, die er sich inzwischen angezogen hatte, denn es zog kühl durch das Fenster herein, zu den beiden hinüber, packte den Jungen am Kragen, der über seinen Rucksack gestolpert und zu Boden gefallen war, und zog in wieder auf die Beine.
Mit angstvoll geweiteten Augen verfolgte Elanya am Boden liegend und vor Angst schlotternd, was nun geschah. Ein Poltern neben ihr ließ sie vermuten, dass Aron ebenfalls hingefallen war und ihr deshalb nicht antwortete. Der drohende Schatten mit dem länglichen Gegenstand sprach mit tiefer Stimme und ließ das Mädchen schaudern. Sie kniff die Augen in dunkler Vorahnung auf den Todesstoß zu und schlug die Hände vor ihr Gesicht. Doch verwundert hörte sie, dass sich die Schritte der dunklen Gestalt nicht näherten. Vorsichtig, furchtsam und neugierig zwinkerte sie durch die Finger ihrer Hände und sah , wie plötzlich das Licht einer Kerze aufflammte.
Es erhellte das gesicht und den Oberkörper eines großen, alten Mannes, der verblüfft auf sie starrte. Dann packte er Aron und zog ihn auf die Beine. ' Ist das ein Mann, ein Mensch oder ein Geist?' fragte sich Elanya, doch als der Mann erneut sprach, entschied sie sich dafür, dass dieser ein Mensch aus Fleisch und Blut sein musste. Immer noch ängstlich stotterte sie mit piesiger Stimme: " Ich ... ich ... bin Schuld. Wir ... wir dachten das Zimmer ...das Zimmer wäre leer, weil wir nur ... müde waren und ... und schlafen wollten. Bitte ... tut uns nichts an!"
Aron gewann gerade sein Koordinationsfähigkeit zurück, als ihn eine riesige Hand am Kragen packten und auf die Beine zog. Ein grimmiges, doch auch leicht verwirrtes und (immerhin) menschliches Gesicht blickte ihn streng aus dem Dunkeln an. Der Mann fragte, wer sie waren und behielt den zitternden Jungen einfach am Schlawittchen in der Luft.
»I-Ich... Wir wollen gar nichts Gemeines machen. Ich heiß Aro.. und die...«, seine Stimme überschlug sich, »Wer, wer bist du denn?« Der Mann, der ihn weiterhin in der Luft hielt, wusste offensichtlich nicht, was er von der Situation halten sollte und blickte die schlotternden Kinder verwirrt an.
›Hoffentlich hat der schon zu Abend gegessen!‹, dachte der junge und schickte ein Stoßgebet zum Himmel.
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›Goliath was a bruiser who was as tall as the sky. But David threw a rock, and gave him one in the eye. I never read the Bible but I know that it's true. It only goes to show what little people can do.‹
Adriârigon ließ den Jungen, den er nach wie vor am Kragen gepackt hatte, los. In seiner Angst hatte dieser nur etwas Unverständliches wieder gegeben und die Frage, wer er denn selber sei. Mit einem grimmigen Brummen sagte er: »Mein Name ist Adriârigon. Wo kommt ihr denn her, dass ihr zu dieser recht späten Stunde noch auf der Suche nach einem Ort zum Schlafen suchen müsst? Wo sind eure Eltern?«
Das kleine Mädchen hatte in seiner Angst ebenfalls nicht wirklich einen verständlichen Satz zu Stande bringen können, weswegen er den Stab jetzt wieder an sein Bett anlehnte, einen Stuhl hervorzog und sich setzte. Er nahm 2 der Birnen aus der Schale und warf jeweils eine einem der Kinder zu. »Hier, esst und beruhigt euch erst einmal. Ihr seht aus, als hättet ihr ein Gespenst gesehen. Ich werde euch nichts an tun.«
Im Schein der Kerze musterte Elanya den Mann und kam zu dem Schluß, dass sie ihn aufgeweckt haben mussten. Erleichterung machte sich in ihr breit: ' Puh, das ist weder Dui noch ein Geist! Und er hat kein Schwert, womit er uns ins Stücke haut ! Wir haben uns nur das falsche Zimmer ausgesucht!' Argwöhnisch verfolgte sie, dass der Mann seinen Stock ans Bett lehnte und hörte dessen Namen. Zögernd antwortete sie: " Verhaust du uns jetzt?"
Doch als Adriârigon sich setzte und ihnen ein Frucht zuwarf, fasste sie Mut. Ächzend rutschte sie in eine bequemere Position am Boden und lagerte ihr Bein so, dass es nicht so weh tat. Sie fing die Frucht geschickt auf und roch den süßlichen, leckeren Geruch. Da erst merkte sie, wie hungrig sie war und biss herzhaft in die Birne hinein. Schmatzend und kauend fing sie dann an zu erzählen: "Also dein Name ist mir zu schwer. Ich hab´ das auch zu Erchi gesagt. Und der Dene oder so war auch einverstanden, dass ich ihn kürzer nenne. Und die sind ja wichtige Leute, nicht wahr?"
Es kümmerte das Mädchen gar nicht, dass Adriârigon sie nur verständnislos anstarrte; munter plauderte sie nach zwei weiteren großen Bissen weiter: " Ich heiße Elanya und komme aus den Häusern der Heilung. Weil uns langweilig war und ich Aron die Stadt zeigen wollte, haben wir das eben gemacht. Nicht wahr?" Zwinkernd blickte sie zu Aron, dem die Birne augenblicklich wichtiger als jede Erzählung war.
Elanya knabberte um das Gehäuse herum , während ihr der Fruchtsaft das Kinn herunter tropfte. Es störte sie wenig, denn sie erzählte weiter: " Ja, der Dui weiß Bescheid. Das ist der Heiler. Ich habe Aron gezeigt wo mein Vater arbeitet, aber der war nicht da. Und nach Hause wollte ich nicht, weil die bestimmt böse sind, wenn ich nicht in den Häuser der Heilung bin. Deshalb wollten wir auch wieder zurück, weil es dunkel wurde. Und da fiel mir ein, dass hier in der Schänke ja auch Betten sind, wo man sich hinlegen kann!"
Sie nickte zu ihren Worten und schaute sich in dem kümmerlichen Licht nach weiteren Früchten um. Sie freute sich, dass sie die Geschichte so überzeugend vorgebracht hatte. Das sie nicht stimmte, kümmerte sie wenig. Notlügen waren unter den Kindern des Armenviertels gang und gäbe.
Schließlich fragte sie den Mann: " Hast du noch mehr davon? Ich habe nämlich Hunger! Nachdem ich den Prinz besucht habe, hatte ich gar nicht viel gegessen heute Mittag!" Bettelnd streckte sie ihre Hand aus.
Als der Mann und ihnen beiden eine Birne zuwarf, wurden alle Zweifel Arons mit einem Mal weggewischt.
Er biss einmal zaghaft hinein, da merkte er, was für einen Hunger hatte. Er verschlang die Birne samt Gehäuse in Kurzzeit und wartete gespannt, ob dieser nette, gute Mann noch welche hatte. Er überließ Elanya gern kurz das Feld und beobachtete den allzu netten Mann (auch in der kleinen Hoffnung, noch irgendwo eine Birne zu entdecken...), der etwas überrumpelt Elanyas Erzählung lauschte.
»Sicherlich ist das, was wir erzählen, sehr interessant für ihn.«, dachte er und steig direkt auf die halb erfundene Geschichte seiner Freundin ein. »Ich heiß Aron und bin schon acht, aber wenn Jorn älter ist. Und meine Familie und ich sind in diese große Stadt gefahren um Sachen zu verkaufen. Da drufte ich hier rumlaufen!«. Er lehnte sich mit verschwörerischem Blick zu Adrirogigon und flüsterte: »Die Wagenfahrer hier auf alle einen Knall. Die stehen mitten auf der Straße rum und schreien sich an.«
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›Goliath was a bruiser who was as tall as the sky. But David threw a rock, and gave him one in the eye. I never read the Bible but I know that it's true. It only goes to show what little people can do.‹
»So so...« Ein Lächeln Huschte über sein Gesicht. Er schaute für den Moment kurz zu Boden, nahm dann die Schüssel mit dem Obst vom Tisch und hielt sie den beiden hin. Sie sahen zwar nicht halb verhungert aus, aber dennoch schlangen sie die Birnen mit einem Schmatzen herunter. Als beide sich noch ein, zwei Birnen genommen hatten, stellte er sie zurück auf den Tisch. Die Kerze knisterte von der Luftfeuchtigkeit die von außen durch das Fenster kroch. »Nun, dann sagt mir, was habt ihr beiden kleinen Einbrecher jetzt vor? Machen eure Eltern sich keine Sorgen um euch?«
Elanya wunderte sich, dass der alte Mann gar keine weiteren Fragen über ihre Erzählungen stellte. ' Na gut, Hauptsache wir bekommen noch was zu essen!' dachte sie und griff beherzt zu, als Adriârigon ihnen die Obstschale reichte.
Aron antwortet dem Mann und Elanya konnte ihm nur beipflichten, was die Wagenfahrer betraf. " Also das stimmt wirklich! Deshalb habe ich ja diese blöde Schiene an meinem Bein. Weil Bregdal auf der anderen Straßenseite stand und ich zu ihr wollte, bin ich nämlich über die Straße gelaufen. Und da war plötzlich ein Ochsengespann und die Ochsen konnten nicht bremsen oder der Wagenlenker nicht - egal. Jedenfalls weiß ich nur noch, dass ich auf der Erde lag und schrecklich viel Aua hatte. Dann hat man mich in die Häuser der Heilung gebracht, wo es richtig toll ist. Nur die Heiler sind ... naja, das stimmt eigentlich nicht, denn Adriana ist ganz toll. Die hat mit mir Ball gespielt im Garten! Weißt du, der Garten ist ganz toll da! Warst du schon mal da? "
Endlich holte das Mädchen Luft und schaute fragend auf den Mann mit dem schweren Namen. Dieser lächelte und wollte die Obstschale schon wegstellen, doch Elanya schnappte sich noch rasch eine weitere Birne. Beim essen erzählte sie weiter: " Vorhin sind die Wagen alle ineinander gekracht; ich weiß gar nicht was da los war! Und die Pferde waren ganz durcheinander und ich auch! Der Dui musste auch erst mal gucken gehen. " Plötzlich hielt das Mädchen inne. ' Ui, ich darf nicht zuviel von dem Dui erzählen!'
Doch Adriârigon fiel es nicht auf und er fragte sie, wie es jetzt mit ihnen weitergehen soll. Darauf antwortete das Mädchen prompt: " Können wir nicht hier schlafen? Ich bin viel zu müde um in die Häuser der Heilung zu gehen! Und Aron geht´s genauso, nicht wahr? Denn Aron musste mich ja die ganze Zeit schieben. " fragend schaute sie zu dem Jungen.
Etwas zögernd antwortete sie auf die letzte Frage des Mannes: " Och, der Dui wollte auch was besorgen und dann hat er Schluß für heute, glaube ich." Unsicher blinzelte sie zu ihrem neuen Freund.
Die beiden aßen weiter gierig ihre Birnen, und obwohl das kleine Mädchen, dass sich ihm als Elanya vorgestellt hatte, den Mund voll hatte, schaffte sie es ununterbrochen weiter zureden. Adriârigon zog belustigt die rechte Augenbraue hoch, als das Kind mit tiefer Entrüstung von den Wagenlenkern sprach, die ihr auch ihre Verletzung zugefügt hatten.
»Die Wagenlenker, so so...scheint ja kein schöner Ort zu sein für kleine Kinder.«
Er fragte sich, warum keiner auf die beiden aufpasste, schließlich sollten Kinder um diese Uhrzeit schon in ihren sicheren zu Hausen sein und nicht versuchen, in Wirtshäuser einzubrechen. Wer war ihr Aufpasser in den Häusern der Heilung? Die kleine hatte kurz den Namen 'Dui' fallen gelassen, doch sie sprach so schnell weiter, dass es ihm schnell wieder aus dem Kopf entfleucht war. Dann wollte das Mädchen wissen, ob sie und ihr Freund hier bei ihm übernachten könnten. Allein diese Frage verblüffte Adriârigon schon so sehr, dass er die kleine verwundert ansah.
›Ein kleines Kind, dass lieber bei einem Fremden übernachten will statt in sein Heim zurück zukehren? Nein.‹
»Nein. Ihr gehört zu euren Eltern oder zu mindestens zu denen, die auf euch aufpassen sollen. Hier ist eh nicht genug Platz für uns 3; auf dem Boden lasse ich euch auf keinen Fall schlafen. Und Netriel bei seiner Arbeit zu stören um ihn zu fragen, ob 2 kleine Ausreiser bei ihm ein Bett finden können, kommt gar nicht in Frage. Doch, wenn ihr wollt, begleite ich euch zu eurem Haus.«
Elanya schien sich auf einmal garnicht mehr gut zu fühlen, denn sie schaute ganz komisch drein als sie vom Dui sprach. ›Vielleicht hat sie zu viel Birne gegessen‹, überlegte Aron zwischen zwei Bissen. Das Mädchen schlug vor, sie könnten doch bei dem alten Mann übernachten, aber der fand das irgendwie nicht so gut. Wenn Aron überlegte, wäre ihm der Kerl wohl doch etwas zu unheimlich und sagte: »Ausreißer sind wir garnicht, sondern Imker. Wir verkaufen nämlich Honig und so Sachen. Ich habe auch gesagt, dass ich zurück zum Onkel geh, wenns dunkel ist aber ich weiß ja nicht mehr, wo das ist.«.
Jetzt, wo die Birnen alle weg waren und der Mann ganz komisch geworden war, fühlte sich Aron wieder zunehmend unbehaglich. ›Vielleicht will der uns nur wegbringen, um uns doch noch heimlich zu fressen.‹, dachte und blickte in dessen strenges Gesicht, ›Vielleicht können wir ja doch versuchen, das Haus vom Onkel zu finden. Die Anderen sind bestimmt schon ganz suaer, weil ich nicht komm'.‹
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›Goliath was a bruiser who was as tall as the sky. But David threw a rock, and gave him one in the eye. I never read the Bible but I know that it's true. It only goes to show what little people can do.‹
Als der alte Mann mit dem schwierigen Namen ihnen nicht erlaubte, bei ihm zu übernachten, wurde sie ganz traurig und fühlte sich hilflos. Außerdem tat ihr das Bein weh und ihr Kopf fing an zu schmerzen. ' Wenn doch bloß Adriana hier wäre! Was sollen wir denn jetzt machen? Der Mann da hat uns zwar Birnen gegeben, jetzt guckt er aber so streng! '
Ihre Augen füllten sich mit Tränen, als sie beklommen zu Aron schaute. Doch dieser antwortete mutig und ein wenig trotzig auf die Frage des Mannes. Das Mädchen schöpfte wieder ein wenig Hoffnung , obwohl ihre Lage wirklich nicht einfach war. Zögernd sprach sie: " Also wenn du uns hilfst, wird es wohl gehen. Die Häuser der Heilung sind weiter oben in der Stadt. Da können wir ja fragen, ob Aron bei mir im Zimmer übernachten kann. Aber vielleicht finden wir ja doch noch das Haus , wo sein Onkel wohnt. Dann bleib´ ich einfach da, weil ich doch so müde bin und mein Bein weh tut und mein Kopf auch. " Sie holte Luft und fragte dann den alten Mann: " Kannst du dann meinen Rollstuhl schieben, weil wir doch schon so viel gelaufen und müde sind?"
Die Kleinen schienen nicht sonderlich glücklich über eine Rückkehr zu sein. Zwar hatten ihnen die Birnen geschmeckt und sie hatten reichlich von ihnen genommen, aber dennoch waren sie eher unglücklich. Doch für Adriârigon kam es nach wie vor nicht in Frage, den beiden eine Unterkunft alleine in einer Schenke zu besorgen.
»Also, wollen wir dann los?«
Die Nacht war mild und ruhig und somit sollten sie ohne Probleme den Weg finden.
Adriârigon war anscheinend nicht sehr gesprächig und stellte auch keine weiteren Fragen. Elanya war teils froh deswegen, teils verwundert. ' Sonst wollen die Großen doch immer alles wissen ... naja, ist ja nur gut für mich! '
Als der alte Mann nun fragte, ob sie los gehen wollten, zögerte das Mädchen. Das ging ihr fast ein wenig zu schnell. Sie blickte fragend zu Aron und versuchte sich dann an der Wand aufzurichten. Ächzend schaffte sie es endlich und bemerkte, wie müde sie eigentlich war. Außerdem hatte von der Anstrengung wieder die Stelle an ihrer Schläfe zu bluten begonnen. Als sie das Blut mit der Hand wegwischen wollte, taumelte sie und wäre fast gestürzt, hätte Aron sie nicht gestützt.
Elanya schnaufte erschrocken und blickte dankbar zu Aron. Da bemerkte sie , dass sie dringend ihre Blase leeren musste. Deshalb fragte sie den Mann mit dem schweren Namen: " Du, Ari ... Adri .. ich muss mal! Kann ich vorher zur Latrine? Weißt du wo das ist und bringst du mich dahin?" Zu Aron gewandt sagte sie: " Du kannst ja hier warten! "
Schließlich erklärte sich Adriragogon doch noch bereit, die beiden zu begleiten. Zwar hätte sich Aron einen lustigeren Begleiter vorstellen können, aber die Gesellschaft des wortkargen Kerls war ihm imemr noch lieber, als allein durch die dunklen Gassen zu wandern. ›Wer weiß, was für Gestalten sich zu dieser Zeit hier herumtreiben, aber der Adri... ...also der Mann kann sich glaub ich ganz gut wehren!‹, dachte er und sprang aufbruchsbereit auf.
Elanya und Adri wollten allerdings noch kurz zur Latrine und er wurde gebeten, kurz zu warten. Er kam der Bitte gern nach und harrte in dem dunklen Zimmer aus. Und jetzt, wo die anderen weg waren, fiel ihm auf WIE dunkel das Zimmer doch war! Im Augenwinkel meinte er immer wieder, Augen in den dunklen Ecken zu sehen, in seinen Ohren pochte es. ›Vielleicht ist der Diu gekommen, und will mich jetzt schnappen, wo ich allein bin. Es ist sicher besser, ich warte draußen!‹, dachte er ängstlich und schwang sich hastig aus dem niedrigen Fenster auf die Straße.
Die Straße war nahezu verlassen und verrusten Laternen an den finsteren Häuserwändern gaben nur spärliches Licht. Auf der anderen Seite öffnete sich eine enge Straßenflucht, sie war nicht erleuchtet und schien wie ein schwarzer Abgrund. Bibbernd kauerte sich der Junge unter den Sims. Konnten die sich nicht mal ein bisschen beeilen? ›Vielleicht hat sich der Adri doch verstellt und Elanya geschnappt oder er hat uns an den Diu verpfiffen.‹
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Die Kleine hatte sich an der Wand hochgerappelt, wollte aber erst noch auf die Latrine. Etwas unsicher zappelnd stand sie da und wollte, dass Adriârigon sie begleitete.
»Mhm...es tut mir leid, aber bin seit kaum einem halben Tag in der Stadt und es ist mein erstes mal hier. Du wirst mir den Weg zeigen müssen.«
Der Junge wollte hier im Zimmer auf die beiden warten. Leicht angespannt stand er in der Ecke und schaute Elanya an.
›Es ist schon sehr dunkel...ich werde meinen Stab mitnehmen, nur aus reiner Vorsicht.‹
Aron war mit ihrem Vorschlag einverstanden und so bat sie den alten Mann: " Trägst du mich? Ich bin nicht so schwer , aber die blöde Holzschiene. " Elanya zeigte auf ihr geschients Bein. Prüfend glitt ihr Blick über Adriârigon. "Aber so alt bist du bestimmt noch nicht, dass du mich nicht mehr tragen kannst , oder?"
Irgendwie schien die Stelle an ihrer Schäfe gar nicht aufhören wollen zu bluten und ein kleines Rinnsal lief ihr die Wange hinunter, wo ein Tropfen Blut zu Boden fiel. " Blöde Stelle!" murmelte das Mädchen ärgerlich und wischte sich das Blut mit dem Handrücken ab. Dann humpelte sie Adriârigon entgegen, der sie auf den Arm nahm. " Bis später dann, Aron! " rief sie dem Jungen zu und winkte mit der Hand.
Elanya war es zwar nicht ganz angenehm, von einem fremdem Mann getragen zu werden vor dem sie bis vor kurzem noch große Angst gehabt hatte, aber sie versuchte sich durch Reden Mut zu machen. " Ich weiß wo hier die Latrine ist! Weißt du, mein Vater kommt öfter her um wichtige Dinge zu bereden und manchmal sind die Sachen so wichtig, dass er gar nicht mehr nach Hause kommen will. Dann habe ich ihn schon Mal abgeholt. Netriel, der Wirt ist übrigens ganz nett; manchmal bekomme ich einen Becher voll Saft - der schmeckt vielleicht! Der schmeckt so gut wie...." Das Mädchen redete und redete, während sie durch die Zimmertür hinaus gingen.
Elanya war die Schiene an ihrem Bein sehr unangenehm, und sie behinderte sie beim Gehen. Deshalb fragte sie Adriârigon, ob er sie tragen könne und wartete auch nicht lange auf eine Antwort, sonder ging auf ihn zu.
»Na dann, komm mal her...«
Er half ihr auf seine Schultern. Sie verabschiedete sich von ihrem Freund. Oder ihrem Bruder. Adriârigon wusste es nicht, die beiden hatten es auch nicht erwähnt. Aber das war auch jetzt egal. Zu dem Jungen gewannt sagte er:
Aron erwog gerade zurück ins Zimmer zu klettern, als er zwei Gestalten entdeckte, die die Gasse entlang kamen und vor dem Gasthaus hielten. Auf einmal blickten sie herüber, offenbar waren sie auf den Rollstuhl, der zwischen ihnen und Aron stand, aufmerksam geworden. Im trüben Licht erkannte er den Dui.
›Verflixt! Jetzt hat er uns doch noch gekriegt! Ich muss rein und Elanya warnen! Und wer ist überhaupt der andere Mann? Vielleicht ein Soldat?‹, dachte er und duckte sich so tief wie möglich in den Schatten. Zum Glück wandten die Beiden sich bald ab und betraten die Schänke. Dabei klemmte sich der Kerl mit dem Umhang den Fuß und Aron musste sich trotz der schlechten Situation ein Lachen verkneifen.
Als auch der Soldat im gasthaus verschwunden war, kletterte Aron schnell wieder in das Zimmer. Drinnen angekommen tastete er sich zur Tür durch und schlüpfte hindurch. Vor ihm erstreckte sich ein Korridor und zahlreiche Türen. »Elanya?«, rief er zaghaft.
tbc: Schänke "Bei Netriel"
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