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Willkommen in Ithilien, Wanderer!
Dies war ein Rollenspiel rund um die Bewohner von Gondor
drei Jahre vor dem Ringkrieg.

Die Geschichte wurde nach 10 Jahren beendet.
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Dieses Thema hat 1 Antworten
und wurde 645 mal aufgerufen
 29. Nárie 3016 DZ Minas Tirith
Beleg Offline




Beiträge: 2.503

28.06.2009 00:35
Minas Tirith - Zitadelle - Turmzimmer Zitat · Antworten

Isilya, 29 Nárië 3016 DZ

Denethor Offline

Truchsess von Gondor


Beiträge: 2.312

18.04.2010 07:13
#2 Minas Tirith — Zitadelle — Turmzimmer — Isilya, 29 Nárië 3016 DZ — Nachts Zitat · Antworten

Der Truchsess hatte nicht lange gezögert, als Falborn ihn verlassen hatte. Er mochte im Moment weder über seinen Neffen Erchirion nachdenken, noch über Waldläufer, die seiner Meinung nach keine Waldläufer sein dürften. Er brauchte nun seine ganze Kraft, um eine Aufgabe zu erfüllen, die er sich vorgenommen hatte.

Er schickte seine Diener weg und begab sich dann auf geheimen Wege zur Turmkammer. Dort befand sich ein niedriger, runter Tisch aus schwarzem Marmor, welcher eine Vertiefung in der Mitte hatte. Darin lag eine vollkommene Kugel aus tiefschwarzem Kristall mit einem Durchmesser von etwa einem Fuß: Der Palantír von Minas Anor.

Um den Tisch herum war eine ebenfalls runde Stuhlbank aus schwarzem Marmor gebaut, damit der Sehende immer weiterrücken konnte, sobald sich die Himmelsrichtung änderte. Denn wollte der Truchsess nach Osten schauen, so musste er sich auf die Westseite setzen. Mochte der Truchsess jedoch wissen, was im Norden vor sich ging, so setzte er sich auf die Südseite.
Mit dem Palantír konnte Denethor gewollt oder ungewollt sehen. Sah er ungewollt, so zeigte ihm der Stein Dinge, von denen er nichts wusste. Wollte er jedoch eine bestimmte Gegend oder eine besondere Person sehen, so konnte er unter Anstrengung den Stein dazu bringen, ihm dieses Bild zu zeigen.

Schon lange, seit er als er ein Knabe war eine Schriftrolle über die sehenden Steine gefunden hatte, hatte sich Denethor mit den Palantíri auseinander gesetzt und seit er Truchsess war, hatte er den Umgang mit ihm gelernt, auch wenn er spürte, dass es schwerer war, als er es erwartet hatte. Dabei war er von Rechts wegen dazu ermächtigt den Palantír von Minas Anor zu nutzen. Trotz allem strengte Denethor das Sehen an, vielleicht auch, weil er zu viel wollte.

Denethor hob sein Gewand und stieg über die Marmorbank. Dann setzte er sich auf die Nordseite und rückte ein wenig nach Westen. Seine feingliedrigen Finger umfassten im breiten Radius die Tischplatte, während sich sein Geist darauf konzentrierte seinen Sohn Boromir zu erfassen.

Nach einer Weile begann sich das Dunkel in dem Stein zu lichten und in Denethors Geist flog er über das Land: Über die sieben Stadtringe Minas Tiriths, über den Pelennor und den Rammas Enchor. Er passierte weite Weideflächen und Wälder. Schließlich erreichte er ein blaues Band, was der Erui sein musste.

Hätte sich der Truchsess nur ein einziges Mal von etwas ablenken lassen, was er auf dem Weg zum Lager der Soldaten sah, wäre ihm das Ziel abhanden gekommen und er hätte sich nur mit großer Kraftanstrengung wieder auf seinen Sohn Boromir konzentrieren können.

Nun jedoch sah er, dass sein Sohn mit seinen Soldaten am Feuer saß und scheinbar einen Sieg errungen hatte. Innerlich atmete Denethor leicht auf, konzentrierte sich jedoch weiter. Er wollte auch wissen, wie es Faramir ging und wer für die Schandtaten in seinem Land verantwortlich war.

Faramir lag bereits in seinem Zelt und schlief scheinbar. Da das Zelt nur spärlich beleutet war, konnte auch Denethor nur wenig sehen. Das Auge des Truchsess schweifte weiter über das Lager, doch kostete es Denethor größere Anstrengung. Er sah Soldaten und ein paar Gräber – wieviele genau konnte er in der Dunkelheit nicht ausmachen.

Im Lager entdeckte er schließlich eine Gruppe von stark bewachten Männern: Die Truppe der Abtrünnigen. Denethor konzentrierte sich noch einmal extrem und besah sich die Gesichter der Männer. Nach einer Weile erkannte er einen Mann wieder: Minalcar mit der Augenbinde, der Mann, der früher in seiner Leibwache war. Ob Minalcar jedoch der Anführer war oder nur ein Mitglied konnte Denethor nicht erfassen. Da es ihn zu sehr anstrengte, ließ Denethor sein Auge wieder wandern.

Er sah einen Mann, der an einen Baum gefesselt war und schlief. Nicht weit von ihm, saßen zwei Menschen und Denethor entdeckte plötzlich, dass einer von ihnen eine Frau war. Das überraschte ihn dermaßen, dass er seine Gedanken nicht mehr beieinander halten konnte.

»Das war bestimmt wieder dieser Faramir«, ärgerte sich Denethor. »Eine Frau auf dem Schlachtfeld! Was denkt er sich denn? Sie schien ja nicht zu den Abtrünnigen zu gehören! Aber dennoch war der Mann bei ihr gefesselt …«

Denethor konnte sich keinen Reim darauf machen und er überlegte, ob er sich noch einmal anstrengen sollte, um das Lager genauer zu untersuchen. Während er noch darüber nachsann, wurde das Kristall wieder heller.

Nun zeigte der Stein Denethor etwas, was er nicht zu sehen gewünscht hatte: Er sah einen schönen und abgelegenen Garten in der Zitadelle. Darin standen ein Mann und eine junge Frau. Auch wenn der Stein keine Worte vermitteln konnte, so hörte Denethor nun doch die Worte der beiden, denn er selbst war der Mann und an seiner Seite war Finduilas, die Tochter des Fürsten von Dol Amroth.

»Finduilas«, sagte Denethor. »Ihr stellt Euch das so einfach vor. Ich bin kein Mann, den man einfach so heiratet.« Er stand an der Stadtmauer, die etwa einen Meter hoch war. Man konnte ohne Mühe die Menschen unterhalb des siebten Stadtringes sehen. »Ich werde bald Truchsess sein. Dann bin ich für all die Menschen in Minas Tirith und Gondor verantwortlich. Und ich werde ihnen ein guter Herrscher sein!«

»Das weiß ich«, warf Finduilas sanft ein.

»Ich werde kaum Zeit für dich haben!«, erwiderte der Sohn Ecthelions. »Ich habe es an meinen Eltern gesehen … Wenn ich keine Nachkommen bräuchte, würde ich besser nie heiraten. Ich glaube nicht, dass ich dazu geschaffen bin. Liebe und so … Und Ihr verdient einen Mann, der Euch umsorgt. Denn Ihr seid schön! Wahrhaft schön. Zu gut für mich!«

»Verdient nicht der nächste Truchsess das Beste?«, lächelte Finduilas von Dol Amroth.

Denethor musste lächeln. »So glaubt mir doch, Ihr solltet einen anderen Mann in Euer Herz schließen. Es gibt viele gute Männer …«

Finduilas legte ihm den Finger auf den Mund. »Ihr erfüllt mein Herz und ich will Euch dienen.«

Denethor legte die Stirn in Falten, dann wies er nach Osten. »Seht da! Da drüben lebt er, der Namenlose. Ich werde es sein, der ihn herausfordert und der ihn besiegt – oder unterliegt. Ich brauche alle meine Kraft für diesen Kampf. Es wird der Schwerste sein, den ein Mann zu kämpfen hat. Doch ich werde ihn bestreiten, für Gondor! Für mein Volk!«

Auch Finduilas blickte nach Osten, doch noch konnte sie diese Aussicht nicht schrecken. Sie blickte stattdessen mit leuchtenden Augen zu Denethor auf, denn ihr hatten die mutigen Worte gefallen. Sie zweifelte nicht daran, dass der Sohn Ecthélions sein Ziel erreichen würde. Dann würde niemand in Gondor mehr in Angst vor Mordor leben müssen.

»Und ich will Euch zur Seite stehen, bis ihr diesen Kampf bestehen müsst und darüber hinaus. Ich will Euch Söhne gebären, die Euch ähnlich sind. Ich will Euch mit meiner ganzen Seele lieben, denn kein anderer Mann verdient meine Liebe und die Liebe seines Volkes so sehr, wir Ihr es tut!«

Lange blickte Denethor in ihre schönen grauen Augen, dann lächelte er. »Nun denn. Wenn es wirklich Euer Wille ist, so werde ich Euch ebenfalls mit all meiner Kraft lieben und hoffen, dass ich mich Eurer würdig erweise.« Er nahm ihre kleinen Hände in die seinen und küsste sie sanft. Dann grinste er sie mit seinen dunklen Augen an und sagte: »Darf ich Euch schon um Euren ersten Liebesbeweis bitten: Können wir sagen, dass ich es war, der um Euch geworben hat? Ich möchte nicht als erster Truchsess in die Chroniken eingehen, der es nicht geschafft hat, das Herz einer Fürstin zu erringen!«

»Aber Ihr habt mein Herz errungen. Schon seit langer Zeit«, sprach Finduilas und stellte sich auf die Zehenspitzen, um den zukünftigen Truchsess auf die Lippen zu küssen.

Das Bild verblasste, während sich der Truchsess gedankenversunken über die Lippen strich. Plötzlich merkte er, wie müde er war. Ein bittersüßer Schmerz hatte sich seiner bemächtigt, da er an eine der schönsten Erinnerungen an seine geliebte Frau erinnert wurde. Schweren Schrittes ging der Truchsess wieder den Turm hinunter und begab sich in sein Schlafgemach. Dort setzte er sich auf sein Bett und legte sich bald darauf danieder, zu müde, um sich zu entkleiden.

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