Stolz schritt Astaldo an der Spitze seiner Waldläufer nach Osten. Eine große Truppe zu kommandieren, war ganz nach seinem Geschmack! Außerdem war er begierig darauf, in den Wäldern auf Orkjagd zu gehen. Es hatte ihn ziemlich gewurmt, dass am Abend zuvor der Späher entkommen war, aber er wusste auch, dass eine Verfolgung in der Dunkelheit aussichtslos gewesen wäre.
"Aber jetzt, bei Tageslicht, sind wir im Vorteil!" dachte er. "Fast hoffe ich darauf, auf diese Bestien zu treffen und sie zu töten! Wenn ich mich als Anführer im Kampf bewähre, wird dies gewiss mein Ansehen bei den Heermeistern steigern!"
Sie überquerten die Brücke und hielten vor dem Osttor. Astaldo wandte sich zu seinen Männern und sagte: "Wartet hier!"
Er stieg über die Treppe neben dem Tor auf die Mauerkrone, wo mehrere Krieger Wache hielten.
"Habt ihr hier etwas bemerkt?" fragte er einen der Wachsoldaten.
"Nein", antwortete der Mann, "es ist alles ruhig."
Astaldo blickte gespannt auf die Wälder Ithiliens, die friedlich erschienen. Doch er war sich sicher, dass der Schein trog und irgendwo dort die Feinde Gondors waren.
Unterdessen hatte der eifrige Irimon auf der Westseite einige Waldläufer in der Feldküche zu den Waffen gerufen und begab sich nun zu den Stallungen.
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Wenn du wissen willst, wie groß du wirklich bist, dann darfst du dich nicht mit einer Messlatte messen, die kleiner ist als du!
Astaldo stieg von der Mauer herab und wandte sich den bereits anwesenden Waldläufern zu:
"Kameraden! Wir werden nun in drei Gruppen zu zehn Mann die Wälder auskundschaften. Tarostar, du führst eine Gruppe nach Norden, entlang der Waldessäume, in Sichtweite des Anduin! Arciryas, du führst eine Gruppe nach Osten in Richtung des Morgulduin! Ich selbst werden eine dritte Gruppe nach Nordosten führen. Alle Gruppen werden zwei Stunden in die vorgegebene Richtung marschieren und danach zurückkehren.
Solltet ihr unterwegs auf einzelne Feinde stoßen, gilt der übliche Befehl von Heermeister Faramir: Orks und Warge sind sofort zu töten, Menschen sollten nach Möglichkeit gefangen genommen werden. Solltet ihr aber eine größere Truppe von Feinden entdecken, haltet euch versteckt und schickt nach Verstärkung!
Alle Waldläufer, die jetzt noch nicht auf Patrouille gehen, halten sich hier bereit, falls Verstärkung nötig ist!"
Astaldo genoss es regelrecht, dass er das Kommando inne hatte und dementsprechend gab er seine Befehle in einem stolzen Ton. Für sich selbst hatte er die Richtung ausgesucht, in der er am ehesten Orkspäher vermutete.
Kurz darauf hatten Tarostar und Arciryas ihre Gruppen zusammengestellt. Gerade als Astaldo die beiden Trupps losschickte, kam Irimon mit den Nachzüglern heran. Astaldo entschied spontan, einige von ihnen in seiner Gruppe mitzunehmen. Während er noch wichtigtuerisch Befehle erteilte und den beiden anderen Gruppen nachsah, achtete er nicht darauf, wer Irimon folgte.
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Wenn du wissen willst, wie groß du wirklich bist, dann darfst du dich nicht mit einer Messlatte messen, die kleiner ist als du!
Gwaenas schnallte sich rasch den Waffengurt zu und nahm seine anderen Waffen. ‚Soll ich meinen Speer auch mitnehmen? Einerseits ist er ja lästig zu tragen, aber andererseits mag ich ihn von allen Waffen am liebsten.' Er zögerte nur einen kurzen Augenblick und nahm seinen Speer dann doch mit.
Der junge Mann lief nun rasch hinter Irimon her, der schon um eine Häuserecke verschwunden war. Maradir kam auch mit seinen Waffen aus einem Gebäude und eilte an seine Seite: “Bestimmt sich will Astaldo vergewissern, was es mit dem gestrigen Vorfall auf sich hatte!“ Gwaenas nickte angespannt und dachte an den gestrigen Tag zurück, als er mit Meowés ein seltsames Tier beim verschlingen seiner Beute gesehen hatte. Nachdem er wegen dem Orkpfeil Alarm geschlagen hatte, war Astaldo mit einigen Männern losgezogen, als auch noch kurz Feuer auf der östlichen Seite aufgeflammt war. Er seufzte leise, da er wieder nicht im Spähtrupp gewesen war.
Zu Maradir gewandt sagte er im Laufen: “ Astaldo hatte gestern nicht mehr viel sehen können, denn es dämmerte ja schon. Aber die warme Asche und Spuren eines Orks hatten sie gefunden. Es könnten wirklich noch mehr Orks in dieser Gegend sein , obwohl es in der Nacht ja ruhig geblieben ist. Oder gab es noch einen Vorfall? Ich erinnere mich, dass der Barde meinte, eine kleine Gestalt gesehen zu haben!“ “ Ich weiß auch nicht mehr wie du!“ antwortete ihm sein Kamerad.
Bald waren sie am östlichen Tor angekommen und hörten Astaldos Stimme über den kleinen Platz vor dem Tor hallen. Irimon war schon im Getümmel der Männer verschwunden, die sich zu drei Gruppen zusammenstellten. Nervös mumelte Gwaenas zu Maradir, der noch neben ihm lief: “ Was hat er gesagt? Wir sind zu spät gekommen und haben nicht alles mitbekommen!“ Er suchte nach Irimon, der aber schon bei Astaldo war. Die Gruppen setzten sich in Bewegung. Maradir sprach schnell: “ Wir werden schon nichts falsch machen, wenn wir Astaldo folgen!“
Gwaenas nickte angespannt , packte seinen Speer fester und schloss sich mit Maradir den letzten Waldläufern von Astaldos Gruppe an.
Meowés holte sein Schwert und den Bogen, schnallte sich den Köcher um und rannte hinter Gwaenas her. Fast hätte er diesen nicht mehr gefunden. Doch dann entdeckte er ihn beim Tor. »Gwaenas! Was hat Astaldo gesagt?«, wollte er fragen, doch mit einer kurzen Geste von Gwaenas erkannte er das Astaldo schon länger redete. Er hörte noch die letzten Worte und folgte einfach Gwaenas und einigen anderen ohne zu wissen was jetzt passieren würde.
"Irimon, du kommst mit mir - und fünf von den Nachzüglern. Verhüllt eure Gesichter!" rief Astaldo und setzte selbst seine Kapuze auf und zog seinen Mundschutz hoch. "Bildet zwei Reihen! Speerträger nach rechts, Bogenschützen nach links! Und seid leise! Ab sofort wird nur noch im Notfall gesprochen!"
Vor der Ankunft der Nachzügler hatte sich Astaldo bereits drei Begleiter ausgesucht, so dass der Spähtrupp von zehn Mann vollständig war. Auf Astaldos Zeichen marschierten sie in zwei Reihen durch das Osttor von Osgiliath. Astaldo hatte nur flüchtig zu den Nachzüglern geschaut und nicht gesehen, dass Gwaenas und Meowés sich am Ende des Trupps eingereiht hatten.
Astaldo trug seinen Speer und führte den Trupp rechts vorne an. Er hatte vor, links neben der Straße durch den Wald zu gehen.
Am Osttor mit Astaldo ,Meowés und anderen Waldläufern
Aus den Augenwinkeln nahm Gwaenas gerade noch wahr, dass Meowés, der eben angehetzt kam, ihn um Auskunft fragen wollte. So machte er seinem Freund nur eine bedeutsame Geste und reihte sich nach rechts zu den Speerträgern ein. Maradir wechselte zur linken Seite, wo die Bogenschützen laufen sollten.
Astaldo schaute kurz zu ihnen, doch wandte er sich sodann um und führte den Trupp durch das Osttor von Osgiliath. Gwaenas zog sich den Mundschutz hoch und setzte seine Kapuze auf. Dabei wunderte er sich, dass Meowés sich bei den Speerträgern eingereiht hatte. ' Nanu? Mit dem Speer kann der ja so gut umgehen, wie ich mit dem Bogen ... Meowés hätte sich wohl eher bei den Bogenschützen einreihen sollen! Wenn das man keinen Ärger mit Astaldo gibt! Überhaupt ... dass Astaldo uns nun doch mitnimmt, wundert mich ja sehr! Na, mir ist es nur mehr als recht! Aldor kommt gewiss auch ohne uns bei den Stallungen klar!'
Bei dem Gedanken an seine letzte Arbeit rümpfte er die Nase unter seinem Mundschutz. Plötzlich stieg ihm ein heftiges Kribbeln in die Nase, so dass er den Drang spürte, heftig zu Niesen. ' Ach du lieber Himmel - auch das noch! Astaldo hat doch um äußerste Ruhe gebeten!' Panisch wollte er den Drang unterdrücken und hielt sich deshalb die Nase mit den Fingern zu. " Prrrrschschsch!" machte es, wenn das Geräusch auch gedämpft war. Gwaenas zog sich rasch das Tuch bis zu den Augen und senkte tief den Kopf, in der Hoffnung, dass Astaldo ihn nicht erkennen würde.
"Männer, ihr könnt euch etwas ausruhen!" sagte Astaldo zu den Waldläufern. "Aber bleibt hier, auf diesem Platz!"
Nun ging Astaldo zu Candlung, salutierte und sagte:
"Ich melde mich zurück, Befehlshaber. Wir haben eine feindliche Truppe aufgespürt und vernichtet: 31 Orks und sieben Warge haben wir getötet; nur zwei Orks und vier Wölfe entkamen. Ein voller Erfolg, wenn man vom Verlust eines Kameraden absieht."
"Der Tod von Alcar ist mir bereits bekannt", sagte Candlung. "Wir werden ihn heute Abend würdig bestatten. Ich beglückwünsche Euch zu Eurem Erfolg, wenngleich ich beunruhigt bin, dass sich Orks so nah an Osgiliath heran wagen. Die Patrouillen müssen auch in den nächsten Tagen fortgesetzt werden! Aber wie kam es, dass die Orks Euch kaum Verluste zufügen konnten?"
"Sie waren sorglos, schliefen und hatten keine Wache aufgestellt", berichtete Astaldo. "Der Späher, der gestern hier in der Nähe war, hatte den Trupp entweder verfehlt oder er war so dämlich, die anderen Orks nicht zu warnen."
"Gut, gut", sagte Candlung, "aber wir werden uns nicht immer auf die Dummheit der Orks verlassen können. Wie gedenkt Ihr, den restlichen Tag zu verbringen?"
"Mit Eurer Erlaubnis werden wir hier bleiben und uns bereithalten, falls die Kameraden, die noch auf Patrouille sind, unsere Hilfe brauchen", antwortete Astaldo.
"Einverstanden. Die Verwundeten werden bereits versorgt. Aber was ist mit dem da?" Candlung zeigte auf Gwaenas. "Der junge Bursche hat sich auch verletzt. Und der andere neben ihm erscheint mir sehr jung - haltet Ihr es für klug, solche jungen Kerle gegen Orks kämpfen zu lassen?"
"Ähhhm, nun ja..." Astaldo war auf einmal sehr verlegen. "Die beiden haben sich im Kampf sehr wohl bewährt und Gwaenas' Wunde stammt nicht aus dem Kampf. Dennoch habt Ihr Recht, sie werden erstmal nicht mehr mit auf Patrouille gehen, da sie morgen ohnehin auf Faramirs Befehl nach Minas Tirith versetzt werden. Ich muss sowieso mit ihnen reden. Ihr entschuldigt mich?"
"Ja, selbstverständlich", versetzte Candlung trocken. "Bis heute Abend!" Der Befehlshaber wandte sich um und ging fort.
Astaldo atmete erleichtert auf, doch war es ihm sehr peinlich, was Candlung alles bemerkt hatte. Schließlich ging er zu Gwaenas und Meowés und befahl:
"Kommt mit, ihr zwei!
Er führte die beiden zu einer Ecke am Rand des Platzes, außerhalb der Hörweite der anderen Soldaten.
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Wenn du wissen willst, wie groß du wirklich bist, dann darfst du dich nicht mit einer Messlatte messen, die kleiner ist als du!
Gwaenas grübelte noch immer, warum Astaldo wohl auch mit seinem Freund sprechen wolle. ' Bei mir ist das ja schon klar - so tollpatschig wie ich immer bin!'
Als hätten seine Kameraden seine Gedanken gelesen, lachten diese laut auf. ' Aber nein, Meowés hatte wohl einen Scherz gemacht. Ich muss wirklich besser aufpassen! Was soll denn Larena nachher denken, wenn ich ihr auch nicht richtig zuhöre!' rief er sich zur Ordnung und hörte gerade Meowés Frage. " Ach, ich musste gerade an etwas denken!" gab er ausweichend zur Antwort.
Da sie nun alle auf dem Platz hinter dem Osttor angekommen waren, erlaubte ihnen Astaldo, sich dort auf dem Platz ausruhen. " Der hat gut reden! Wie soll man sich auf diesem Platz ausruhen, wenn man in voller Ausrüstung ist? " Kopfschüttelnd legte er seinen Speer - da wo er stand - auf die Erde und setzte sich seufzend hin, ohne auf die erstaunten Blicke der Anderen zu achten.
" Bequem ist das zwar nicht, aber wenn Astaldo es uns doch erlaubt: Wer spielt mit mir?" Dabei zog er einen Becher mit Würfeln aus seiner Kleidung und blickte auffordernd hoch zu seinen Kameraden.
Doch ehe sich jemand entschießen konnte Gwaenas Gesellschaft zu leisten, schreckte Maradir den jungen Waldläufer auf: " Das wird wohl nichts, Gwaenas. Astaldo kommt hierher!"
Hastig stand Gwaenas auf, nahm seinen Speer zur Hand und steckte den Becher samt den Würfeln wieder ein. Während Gwaenas versuchte, ein unbeteiligtes Gesicht zu machen, rasten seine Gedanken: ' Anscheinend war das wohl wieder nicht richtig. Was versteht dieser Möchtegern Hauptmann denn sonst unter ausruhen?'
Auf Astaldos Aufforderung schaute er resignierend zu seinem Freund und folgte dann dem Älteren. Mit einem unguten Gefühl registrierte er, dass sie von den Kameraden weg in eine ruhige Ecke des Platzes geführt wurden. ' Oh oh! Das gibt wieder eine Standpauke!'
Endlich waren sie angekommen und durften sich entspannen. Gwaenas bemühte sich hinzusetzen und fragte nach Mitspielern für sein Wuerfelspiel. Meowés wollte sich gerade melden als die Warnung vor Atsaldo kam. ›Schade ... ‹, dachte er und wurde sogleich mit Gwaenas zu Astaldo geschickt. Er war unheimlich Gespannt darauf was Astaldo sagen würde.
›Hoffentlich das wir einen anderen Hauptmann bekommen? Vielleicht geht Astaldo ja?!‹, dachte er und grinste. Es wäre bestimmt angenehm mal niicht immer herumgeschickt zu werden und alle Drecksarbeiten machen zu müssen. Doch das konnte dauern ...
›Vielleicht müssen wir auch Stallarbeit machen. Oder bekommen Aerger!‹ Dann kamen sie bei ihm an. »Was ist denn, Astaldo?«
Nachdem Astaldo mit den beiden jungen Waldläufern in eine abgelegene Ecke am Rand des Platzes gegangen war, sagte er:
"Ich habe euch etwas Wichtiges zu sagen.
Ihr habt euch zwar beide im Kampf bewährt, allerdings hätte das für euch auch böse ausgehen können, so wie für Alcar! Eigentlich hättet ihr nicht bei der Patrouille mitgehen sollen, aber ich mache euch keinen Vorwurf, denn es gab da ein ... äh ... Versehen in der Befehlskette, für das ihr nichts könnt."
Etwas unsicher blickte sich Astaldo um, als ob er sicher gehen wollte, dass ihn außer den beiden jungen Männern niemand hörte. Doch dann sprach er eindringlich weiter:
"Wie dem auch sei: Ich werde euch morgen gemäß Faramirs Befehl nach Minas Tirith zu Hauptmann Falborn schicken und bis dahin werdet ihr bei keiner weiteren Patrouille in Ithilien dabei sein, sondern in Osgiliath bleiben! Das ist wichtig, denn ich habe auch Befehlshaber Candlung zugesichert, dass ihr euch nicht nochmal in Gefahr begebt.
Und du, Gwaenas, bevor du dich irgendwelchen Würfelspielen widmest, gehe erstmal ins Lazarett und lass deine Wunde versorgen. Meowés kann dich ja begleiten, wenn er mag."
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Wenn du wissen willst, wie groß du wirklich bist, dann darfst du dich nicht mit einer Messlatte messen, die kleiner ist als du!
Sein Freund war besserer Laune als er, denn dieser grinste, als sie Astaldo in eine ruhige Ecke des Platzes folgten. Trotz seines mulmigen Gefühles schaute Gwaenas seinen Vorgesetzten offen an, als dieser zu ihnen sprach.
Etwas erstaunt registrierte der junge Waldläufer, dass Astaldo wohl einen Fehler gemacht hatte; welchen auch immer. ' Das kenne ich ja gar nicht von dem Brüllaffen, dass er so herumdruckst! Anscheinend hat er Ärger von höherer Stelle bekommen ... warum denn bloß? Der Angriff war doch ein Erfolg gewesen - bis auf Alcars Tod natürlich.' Sah man einmal von Astaldos üblichen Zurechtweisungen ab, hatte er auch Lob für sie übrig; etwas das Gwaenas gar nicht so registrierte, weil er über Astaldos Verhalten verwirrt war. ' Jetzt guckt er sich auch noch so komisch um; irgendetwas ist da faul! Was Meowés wohl davon hält?'
Der Waldläufer warf seinen jungen Freund einen fragenden Seitenblick zu, während er Astaldos Worten zuhörte. " Dann ... dann haben wir jetzt frei?" wagte Gwaenas ungläubig zu fragen.
Als er hörte, dass sein Vorgesetzter ihn zum Lazarett schickte, wurde ihm plötzlich ganz heiß und sein Herz pochte gleich schneller. ' Ich werde Larena wiedersehen!' Es fiel ihm schwer, seine Vorfreude nicht zu zeigen, doch er verbeugte sich kurz und murmelte " Sehr wohl!", bevor er sich mit Meowés umdrehte und in Richtung des Lazaretts ging.
Gwaenas war in Sorge, Meowés könnte sein Verhalten komisch finden; deshalb murmelte er zu seinem Freund , um ihn abzulenken : " Und er hat kein Wort gesagt, weil ich mich auf den Platz hingesetzt habe!"
Meowés hörte erst garnicht richtig zu weil er eigentlich wieder einen Wutausbruch erwartete. Doch der einzige der wohl Ärger bekommen hat war Astaldo. Irgendetwas konnte nich stimmen.Astaldo redete ruhig und es war keine Schuld an Gwaenas oder Meowés. Er war erstaunt und musste noch emhr grinsen. Er freute sich sehr auf Minas Tirith, sein Heimatort der frühen Kindheit. Was sie dort erwarten würde?
Doch erstmal würden sie ncoh zusammenpacken müssen. Darauf hatte er keine Lust. Als Astaldo fertig war ging er wortlos mit Gwaenas zum Lazarett
»Irgendetwas stimmt nicht! Er war NORMAL!! Kein Wutausbruch ... Nichts ... Was da wohl passiert ist?Leider kann man nur spekulieren ... «
"Ja, sobald du im Lazarett warst, habt ihr frei", antwortete Astaldo etwas gereizt. Die beiden Jungs erschienen ihm ausgesprochen fröhlich. Es schien ihnen nicht entgangen zu sein, dass Candlung ihm zugesetzt hatte.
"Aber bleibt im Westteil von Osgiliath, in der Nähe der Unterkünfte!" fügte er mich Nachdruck hinzu. "Kein Umherstreifen in den Ruinen!"
"Sonst holt sich dieser Trottel noch die nächste Verletzung."
Nachdem die beiden jungen Männer fortgegangen waren, ging Astaldo über den Platz zur Mauer und stieg über die Treppe beim Tor hinauf.
Auf der Mauer über dem Osttor
"Uff, was bin ich froh, wenn diese beiden Jungs endlich fort sind. Ich habe keine Lust auf Rügen von Vorgesetzten, weil ich als Kindermädchen nicht gut genug war. Lieber würde ich noch einige Orks töten."
Er beobachtete die Wälder, in denen sich aber nichts rührte. Der Nachmittag war mittlerweile fortgeschritten und die Sonne stand bereits weit im Westen. Die Waldläufer-Patrouillen der zweiten Schicht waren noch unterwegs.
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Wenn du wissen willst, wie groß du wirklich bist, dann darfst du dich nicht mit einer Messlatte messen, die kleiner ist als du!
Der Nachmittag verging und die Schatten wurden länger, während Astaldo noch die Wälder beobachtete. Schließlich erblickte er zu seiner Erleichterung die Waldläufer der Nachmittags-Patrouille, die endlich vollzählig und allesamt unverletzt zurückkehrten. Eilig stieg er von der Mauer herab, um die Soldaten auf dem Platz hinter dem Tor zu erwarten.
Platz hinter dem Osttor
Als die Waldläufer durch das Tor schritten, bemerkte Astaldo, dass zwei der anführenden Unteroffiziere, Bregil und Belmir, heftig miteinander diskutierten.
"Ruhe! Was soll diese Streiterei?" rief Astaldo herrisch.
"Wir waren ihnen auf der Spur!" antwortete Belmir. "Gewiss hätten wir die restlichen Orks und Warge gefunden und getötet, wenn wir der nicht zu übersehenden Spur nach Osten gefolgt wären..."
"Wir waren schon zu weit im Osten", widersprach Bregil, "wären wir der Spur noch weiter gefolgt, wären wir nicht mehr vor Sonnenuntergang hierher zurückgekehrt! Und Ihr habt uns ja einen klaren Befehl erteilt..."
"Aber das hätte doch nichts ausgemacht, wenn wir die Feinde erwischt hätten..." widersprach Belmir ziemlich laut.
"Ruhe, verdammt noch mal!" schimpfte Astaldo. "Es hätte sehr wohl was ausgemacht, Belmir, denn ich habe einen eindeutigen Befehl zur Rückkehr bis Sonnenuntergang erteilt! Es ist völlig sinnlos, Orks und Warge nachts zu verfolgen. Unsere Aufgabe ist es, den Umkreis von Osgiliath zu sichern, aber nicht, Feinde bis zum Scheideweg oder gar nach Minas Morgul zu verfolgen. Und daran werden wir uns halten, ehe wir nicht einen anderen Befehl vom Truchsess oder den Heermeistern erhalten." Mit der Verfolgung nach Minas Morgul übertrieb Astaldo natürlich, denn nur sehr wenige Soldaten Gondors wagten es überhaupt, sich in die Nähe des Scheidewegs und der geschändeten Königsstatue zu begeben und noch weiter nach Osten wagte sich niemand.
"Aber genug davon!" fuhr Astaldo fort. "Für heute ist unsere Aufgabe in den Wäldern erledigt. Jetzt, da alle Männer zurück sind, wird es Zeit, uns zu stärken und den Gefallenen zu bestatten. Folgt mir!"
Auf Astaldos Zeichen folgten ihm die Waldläufer über die Brücke nach Westen.
In der Nähe des Lazaretts
Astaldo wollte mit Candlung noch die Einzelheiten der Bestattung Alcars besprechen. Auf dem Weg sah er Gwaenas und Meowés, die gerade aus dem Lazarett herauskamen. Gwaenas wirkte ziemlich bedrückt.
"Was ist denn mit dem schon wieder los?" dachte Astaldo. "So schlimm kann der kleine Kratzer auf seinem Kopf doch nicht sein. Vielleicht sollte ich ihn fragen."
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Wenn du wissen willst, wie groß du wirklich bist, dann darfst du dich nicht mit einer Messlatte messen, die kleiner ist als du!
Mit bedrückter Mine schlenderte Gwaenas neben seinem Freund den Weg entlang. Es war ihm wirklich egal, was Meowés nun vorschlug, denn er trauerte immer noch Larena hinterher, die nicht mehr in Osgiliath weilte. 'Meowés redet schon vom Schlafengehen - ist das ein trüber Abend!' seufzte er innerlich.
Der Waldläufer warf einen kurzen Seitenblick auf den jüngeren Kameraden und entdeckte, dass dieser munter ein Stück Käse aß. ' Also nein ... das könnte ich jetzt nicht! Mir ist der Hunger vergangen!' Doch da fragte ihn dieser nach Larena. Erstaunt blickte er Meowés an. " Larena ist hübsch, oh ja! Sie ist schlank, ein wenig kleiner wie ich und hat wellige, dunkle lange Haare..."
Eifrig beschrieb Gwaenas seinem Freund die Dame seines Herzens. Während er so erzählte, liefen sie unbeabsichtigt zu Astaldo, der mit Candlung auf dem Weg stand. "... Ich wollte den Abend mit ihr verbringen - aber erzähl´s keinem weiter!- weißt du?! Und jetzt sagt mir dieser Rydon, dass sie längst zurück in ihre Heimatstadt gekehrt sei! Kannst du dir vorstellen, wie ich mich jetzt füh..." Gwaenas hatte vor lauter Eifer gar nicht auf den Weg geachtet und prallte gegen Astaldo.
Wie ein loderndes Feuer zog die Schamröte über sein Gesicht und er stammelte: " Ver .. ähm .. Verzeihung! Ich ... ich habe nicht auf den Weg geachtet! "' Auweia! Der denkt bestimmt, ich bin ein Volltrottel! Hoffentlich hat er nichts gehört von dem, was ich erzählt habe!'
Während Astaldo noch kurz zu Gwaenas und Meowés blickte, trat Candlung auf ihn zu. Sofort gab Astaldo den Waldläufern das Zeichen zum Halten und nahm selbst Haltung an.
"Gut, dass Ihr kommt", sagte der alte Befehlshaber, "ich wollte das Abendessen etwas früher auftragen lassen, nachdem wir nachher noch eine Bestattung vorzunehmen haben."
"Daran dachte ich auch, Befehlshaber", sagte Astaldo. "sollen wir gleich in die Feldküche gehen?"
"Das Essen ist noch nicht ganz fertig, aber natürlich können wir jetzt schon hineingehen." antwortete Candlung. "Wir beide könnten vor dem Essen noch einiges besprechen."
Der Befehlshaber wandte sich zum Gehen und Astaldo wollte ihm folgen, doch plötzlich wurde er angerempelt.
"Welcher Narr wagt es..." schimpfte Astaldo laut, als er Gwaenas erblickte. "Du natürlich! Wer auch sonst? Natürlich hast du nicht auf den Weg geachtet, du Tölpel! Hast wohl wieder vor dich hingeträumt, so wie im Wald!"
Aus den Augenwinkeln sah Astaldo, dass Candlung kopfschüttelnd in die Feldküche voraus ging.
"Na wunderbar. Jetzt hat dieser Tor nicht nur sich, sondern auch mich vor dem Befehlshaber blamiert."
Etwas leiser, aber immer noch wütend sagte Astaldo zu Gwaenas:
"Soweit es dich betrifft, kann ich mittlerweile Erchirion sehr gut verstehen! Erst ein Baum, dann ein Vorgesetzter - womit willst du heute noch zusammenstoßen? Nun geh' in die Feldküche und setz' dich irgendwo hin - da wirst du hoffentlich nicht noch mehr anrichten."
Schließlich wandte sich Astaldo an Meowés und sagte mit sanfter Stimme:
"Tu mir einen Gefallen, Meowés, und passe ein wenig auf Gwaneas auf - damit er in der Feldküche nicht an einem Tischbein hängen bleibt oder über einen Stuhl stolpert. Wegtreten!"
Missmutig blickte Astaldo den beiden jungen Männern hinterher, dann folgte er ihnen in die Feldküche.
Meowés und Gwaenas gingen eine Straße lang und Gwaenas erzählte von seiner Traumfrau. ›Hoffentlich hört der doch bald auf ... Das geht mir auf die nerven!‹, dachte er, sprach es aber nicht aus. Er wollte ihn ja nicht verletzten. Obwohl, verletzt war Gwaenas ja sowieso. Sie gingen weiter und Gaenas erzählte von ihrer angeblich ungeheuren Schlankheit und wie hübsch sie doch wäre.
›Laaaaaaaangweilig ... ‹ Meowés hatte sich eben noch nie verliebt und kannte das Gefühl nicht. Er schaute genervt zu boden. In diesem Augenblick stieß Gwaenas gegen Astaldo. Meowés erschrak, er selber hatte Astaldo auch nicht gesehen. Er bereitete sich in einem Sekundenbruchteil auf den bevorstehenden Tobsuchtsanfall gegen beide vor, der sich aber komischerweise diesmal nur auf Gwaenas bezog. Meowés konnte es ja fasst garnicht glauben!
›ASTALDO KANN JA SANFTMÜTIG SEIN!‹, bemerkte er und sein Mund wollte beinahe aufgehen. Bei der Bemerkung Astaldos über die Tischbeine und Stühle verkniff er sich ein lachen. Schon zum zweiten mal am Tag lustig. ›Steckt Astaldo in dieser Phase wo sich alle verändern? So eine ... Metamorphose. Oder wie nennt man das? Na egaL‹, dachte er und ging mit Gwaenas los.
'Auweia! Der schimpft ja mächtig!' dachte Gwaenas mit eingezogenem Kopf, als Astaldo ihn nach dem Rempler zur Rede stellte. Astaldo gab sogar Erchirion recht, der so gut wie gar nichts von dem jungen Mann hielt. Zur Krönung des Ganzen beauftragte er Meowés, auf ihn aufzupassen, damit er nicht wieder gegen irgendetwas - oder jemanden lief.
Beschämt lief Gwaenas mit hochroten Kopf an der Seite seines Freundes zur Feldküche, wie ihnen aufgetragen worden war.