»Arbeitet Ihr dort? Na dann sollten wir Euch besser nicht weiterhin aufhalten ... «
Meinte Tevildo, als er die Worte der jungen Frau vernahm. ›Bestimmt ist es ein angesehner Berufsstand, hier als Heiler zu arbeiten ... Na hoffentlich sind auch Gaukler gern gesehene Menschen!‹ Dann besann er sich wieder auf die Worte, welche die Heilerin bezüglich seiner Auftrittsmöglichkeiten in der Stadt gesagt hatte:
»Nun diese Stadt ist wahrlich groß ... Nahezu gigantisch sind ihre Ausmaße! Nie zuvor war ich an einem vergleichbaren Ort gewesen und offen gesagt bin ich auch froh darüber; diese Stadt ist mir etwas befremdlich ... « fügte der Gaukler noch hinzu. Während er die Worte sprach schaute er ehrfürchtig undrespektvoll hinunter auf die Pellennorfelder. Schnell wandte er seinen Blick aber wieder ab.
Die Heilerin war unterdessen bereits dabei aufzubrechen und der Barde wandte sich ein letztes mal an sie: »Nun, vielleicht, wenn der Zufall es will seht Ihr mich ja noch einmal bei einem Auftritt ... Doch scheint mir dies im Moment noch etwas unrealistisch, ich habe noch keinen Schimmer wo ich auftreten kann. Doch vergessen wir das, ich wünsche Euch noch einen angenehmen Tag!«
Tevildos Blick wanderte zu Caenras hinüber. Er hoffte seine Unterhaltung mit dem Soldaten nun fortfühen zu könne.
»Ah, wie schade!«, erwiederte Caenras auf die Worte Adrianas, als diese bemerkte, dass sie nun zur Arbeit musste. »Ich hatte gehofft meine Einladung vom gestrigen Abend noch einmal hervorzubringen!« Gespielt beleidigt wandte er sich kurz von Adriana ab, doch lächelte er sogleich wieder. »Aber nunja, es werden sich noch viele Gelegenheiten bieten, immerhin haben wir uns in den letzten Stunden bereits zwei mal durch Zufall getroffen!« Er hörte Tevildo zu, der gerade laut über die Auftrittsmöglichkeiten in der Stadt nachdachte.
»Es gibt hier einige Schänken, bei deren Wirten ihr fragen könnt, ob ihr aufspielen dürft, macht Euch darüber keine Sorgen!«
Dann wandte er sich noch einmal an Adriana »Ich hoffe wir sehen uns wieder, denn es ist meinen Augen jedes Mal eine Freude Euch von neuem zu erblicken!«, damit neigte er leicht den Kopf, wie er es gern zum Abschied tat, wenn er mit einer Frau gesprochen hatte.
Adriana erwiederte Caenras Nicken strahlend mit einem übertriebenem Knicks. Sie zweifelte nicht eine Sekunde daran, dass es der Andere vielleicht ernst meinen könnte. Immerhin hatte er Frau und Kinder! Trotzdem machte ihr das Gespräch Spaß und sie antwortete grinsend:
"Ganz meinerseits, mein Herr. Vielleicht lässt uns der Zufall ja tatsächlich ein drittes Mal zusammentreffen?"
Dann wandte sie sich ein letztes Mal an Tevildo ehe sie sich umdrehte und die Straße zu den Häusern der Heilung einschlug: "Ich empfehle die Schänke "Bei Netriel." Sie hat einen sehr guten Ruf und Auftritte sind dort gern gesehen. Es wäre mir ein Vergnügen, Euch spielen und singen zu hören."
[ Wir haben übrigens noch die Adler Schänke ... Die mit den Messerstechern ]
Mit Adriana und Caenras
»Nun ... In dieser Schänke übernachte ich ... Aber ich werde Netriel, oder wie der Wirt auch immer heißt gewiss noch einmal fragen ... Doch zunächst möchte ich andere Tavernen aufsuchen und dort mein Glück suchen!«
Meinte der Barde zu der sich zum Gehen wendenden Heilerin. Am liebsten hätte er noch viel mehr über Schänken erzählt, aber er wollte die junge Frau nicht weiter aufhalten und zwang sich daher es bei den einen Satz zu belassen. Sich zu Verabschieden ließ er sich aber nicht nehmen.
»Einen Guten Tag! Möge der Zufall unsere Wege noch einmal kreuzen lassen ... «
Dann wandte er sich wieder an Caenras. Als die Heilerin verschwunden war fragte er den Soldaten, ob er keinen Wachdienst habe. »Habt Ihr Heute einen freien Tag? Oder müsst Ihr später noch einmal Wache schieben?«
Nachdem er den Ausschank verlassen hatte, machte sich Earendil daran, möglichst zügig aus der Stadt zu gelangen. Bald hatte er den sechsten Stadtring verlassen und ritt durch die Straßen der Stadt weiter nach unten.
In Minas Tirith waren Pfere keine Alltäglichkeit, daher schauten viele Menschen nicht zuletzt wegen Telperion umso interessierter auf den Elben. Dieser schenkte ihnen aber keinen Blick und ritt beharrlich weiter.
Auf den steinigen Boden der Stadt war es unmöglich schnell zu reiten um die Hufe zu schädigen, daher schlug der Elb ein langsames Tempo ein, was unweigerlich dazu führte, dass es ein langwieriger Marsch zu den Pellennor Feldern hinunter wurde.
Die Sonne stirg immer höher, inzwischen ging es auf Vormittag zu.
»Nein, ich habe im Moment frei, ich möchte Zeit mit meiner Tochter verbringen und das ist immer schwierig, wenn ich Dienst habe.« Er grinste in Richtung seiner Tochter, die immernoch auf dem Boden saß und mit sich selbst spielte.
»Aber so lange wie derzeit hatte ich bisher noch nicht frei, schon komisch so lange nicht seinem gewohnten Tagesablauf zu folgen! Ich bin da doch eher ein Gewohnheitsmensch!«, fügte er hinzu und sah ein weiteres Mal flüchtig auf die Ratte, die ihm Tevildo eben als Lotho vorgestellt hatte. Ein wirklich komischer junger Mann, dieser Tevildo. Ob er wohl irgendwann dienstlich mit ihm zu tun bekommen würde? Viele Gaukler und Barden waren zum Nebenverdienst Diebe und mussten dafür ins Gefängnis kommen. Wirklich länger unterhalten hatte sich Caenras bislang mit keinem von ihnen, aber Tevildo schien so garnicht mit gezinkten Karten zu spielen, er wirkte wirklich aufrichtig und freundlich.
Tevildo hörte Caenras zu und fragte sich bei dessen Worten, wie es wohl für ihn wäre einer geregelten Arbeit nachzugehen. Arbeit hatte er sein ganzes Leben lang schon gehasst, dieser Hass führte schließlich soweit, dass er von zu Hause wegrannte um seinen Vater nicht bei dessen harter Arbeit helfen zu müssen. Gearbeitet hatte er seitdem nie wieder, seine Auftritte als Gaukler und Barde empfand er eher als Vergnügen.
›Ist doch bestimmt furchtbar langweilig, jeden Tag dasselbe zu machen ... Gewohnheitsmesch ... Naja für mich ist das nichts! Ich bracuche Abwechslung und die gibt es nur ohne nervige Arbeit, in der man ohnehin nur eintönige Aufgaben immer und imme wieder ausführt!‹
»Aber das ist dch gerade interessant, etwas anderes als normal zu machen ... Jeden Tag diesselben Tätigkeiten auszuführen und jeden Tag dasselbe machen wird doch auf Dauer langweilig ... Ich versuche jeden Tag anders als den davor zu gestalten! ... Wahrscheinlich auch der Grud weshalb ich Gaukler geworden bin ...«
»Habt Ihr denn noch nie darüber nachgedacht, eine Familie zu gründen? Eine Frau zu ehelichen und Kinder großzuziehen?« Caenras kannte viele Männer, die keinen gedanken an die Familienplanung verschwendeten, die meisten seiner Soldatenkollegen waren mehr an einmaligen Geschichten interessiert, wie er sie ja auch häufig seiner Frau vorzog. »Eine Famili will ernährt werden, ich wüsste nicht, wie ich mit spontanen Auftritten genügend Geld nach hause bringen könnte, um Nivrim das Leben bieten zu können, das sie jetzt hat.«
Wie musste ein mensch nur denken, der morgens aufstand und nicht wusste, was der Tag ihm bringen würde? War es nicht eine kindliche Art zu denken, wenn man morgens aufstand und einfach in den Tag hineinlebte? Wo führte das wohl hin?
Der Mann vor ihm war kaum älter als er selbst, doch waren ihre Gedanken so unterschiedlich wie onst keine zweiten. Vieles musste wohl von ihren Vätern kommen, ob Tevildos Vater auch ein Barde war oder ein Verbrecher?
»Gewiss habe ich darüber schon nachgedacht ... Doch zum einen habe ich bisher keine geeignete Frau gefunden und zum anderen möchte ich meine Freiheit nicht einfach aufgeben! Mit Frau und Familie wäre es mir unmöglich meine Tätigkeiten als Barde weiterhin auszuüben ... Nun denn, mir gefällt mein bisheriges Leben, auch wenn ich, ich gebe es zu, häufig alleine bin und sehr oft kein Dach über den Kopf habe!
Doch genau dies ist für mich Freiheit ... Keine Pflichten und Verantwortungen gegenüber anderen und stets über sich selbst bestimmen können ...«
› ... keine schwere Arbeit ausüben zu müssen und so weiter ... Hm ... Dieser Caenras scheint ja kein aufregendes Leben zu haben ... Ein ganz durchschnittlicher Soldat und Bürger Gondors! Dennoch finde ich es interessant verschiedene Standpunkte mit ihm zu diskuttieren ... ‹
Hador ging selbstbewusst durch die Straßen, schließlich war er ein Soldat der Veste und gestern hatte er einen Orden vom Truchsess persönlich überreicht bekommen. Noch dazu sah er gut aus und er war sich sicher, dass sich jede junge Frau nach ihm umsah. Darauf achtete er natürlich nicht besonders — er nahm es nur an. Hador war Soldat durch und durch und für Frauen hatte er bisher keine Zeit gehabt.
Nun war da aber Adriana, die junge Heilerin und während Hador eilig den Weg zum sechsten Stadtring hinauf nahm, dachte er fast ausschließlich an sie. Er versuchte eigentlich sich eine plausible Entschuldigung einfallen zu lassen, warum er heute verschlafen hatte. Dass der Grund eine Frau war, durfte er seinem Hauptmann Nemildur nicht sagen. Das war eine der Ausreden, die dieser nie gelten ließ. Außerdem würde er niemals Adriana gegenüber einem Soldaten erwähnen. Er kannte seine Kameraden. Wenn jemand ein Mädchen gut fand und das erwähnte, konnte man sicher sein, dass ein anderer Soldat sie ihm wegschnappte.
›Ob ich sage, dass ich krank war?‹, überlegte Hador. ›Ich könnte Bauchschmerzen haben … Etwas falsches gegessen … Oder Kopfschmerzen, weil ich gestern meinen Orden gefeiert habe … Ach nein, Nemildur mag ja auch nicht, wenn wir uns sinnlos betrinken.‹
Hador fand das Ganze sehr schwierig. Ihm fiel einfach nichts Gescheites ein. Das lag wohlmöglich daran, dass er immer wieder an die schönen Augen Adrianas denken musste.
Auf einem Platz im sechsten Stadtring (in der Nähe von Caenras und Tevildo)
Bald war er im sechsten Stadtring angekommen und würde bald am Ziel sein. Unwillkürlich ging sein Blick nach Süden, wo sich die Häuser der Heilung befanden. ›Dort ist Adriana‹, dachte Hador gerade halb selig, halb traurig, weil er nicht zu ihr konnte, als er gegen etwas weiches trat und darüber stolperte.
Sogleich ertönte ein Kindergeschrei und verdutzt rappelte sich Hador auf: Er war über ein kleines Mädchen gestolpert und hatte sie mitgerissen. Nun lag sie laut weinend auf dem Boden und Hador war ganz weiß im Gesicht.
Hatte er schon kaum Ahnung, wie er mit Frauen umgehen musste, so ging er Kindern lieber gleich aus dem Weg.
»Wein doch nicht«, sagte Hador fast flehend. Er streckte seine Hand nach dem Mädchen aus, zog sie aber gleich wieder zurück, da das Mädchen nun noch lauter los weinte. Plötzlich war da ein junger Mann, der sich um das Mädchen kümmerte, was Hador sehr erleichterte.
»Entschuldigt bitte«, sagte Hador, »Das war keine Absicht. Ich habe die Kleine nicht gesehen.«
Hador war heilfroh, dass er seine Rüstung noch nicht anhatte, denn diese hätte dem Mädchen bestimmt irgendwelche Knochen gebrochen. ›Kinder sind ja so zerbrechlich‹, nahm Hador an.
------------------------------------------------ Hier gelobe ich Lehnstreue und Dienst für Gondor und für den Herrn und Truchsess des Reiches, zu sprechen und zu schweigen, zu tun und geschehen zu lassen, zu kommen und zu gehen, in der Not und in guten Zeiten, im Frieden oder Krieg, im Leben oder Sterben, von dieser Stunde an, bis mein Herr mich freigibt oder der Tod mich nimmt oder die Welt endet. So sage ich, Hador, Húrins Sohn, aus Gondor.
Caenras wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als Nivrim vor Schmerzen aufheulte. Erschrocken fuhr er herum und war innerhalt weniger Wimpernschläge bei seiner Tochter. Ein fremder Mann war über das Kind gestolpert und gefallen. Vermutlich war e vielmehr der Schreck, der das Mädchen weinen ließ, als einSchmerz. Dennoch nahm der junge Soldat seine Tochter sofort auf den Arm und versuchte sie zu beruhigen.
»Alles ist gut, ich bin ja bei dir!« und zu dem Fremden gewandt fluchte er in einem bedrohlich leisen Tonfall »Könnt Ihr nicht aufpassen, wo ihr hinrennt?!? Ein Blinder am Stock hätte das Kind bemerkt!«
Um Nivrim nicht noch weiter zu verschrecken schwieg er ab hier und dachte sich den weiteren Teil, der von Beschimpfungen über Flüche gegangen wäre. So ein Idiot.
Als sich der fremde Mann aufrappelte bemerkte Caenras, dass er ihn irgendwoher kannte. Nur woher? Sicher hatte er ihn nur flüchtig irgendwo gesehen, aber lange her konnte es noch nicht sein, dafür war das Bild in seinem Gedächtnis zu stark. ›Bei Netriel, gestern abend!‹, fiel es ihm wieder ein. Der Kerl war gestern abend auch in der Schänke gewesen. Mehr fiel dem mann dazu nicht ein, da er weiterhin auf seine Tochter einsprechen musste, um diese zu beruhigen. Wie erwartet, hatte sie sich nichts getan, sie war nur ein wenig dreckig geworden und hatte einen gehörigen Schrecken. Gott sei Dank! Nicht auszudenken, wenn ihr etwas passieren würde, während er daneben stand, kaum vier Schritte entfernt.
Kaum hatte Tevildo aufgehört zu sprechen, ertönte das Laute Geschrei von Caenras Tochter. Der Barde zuckte etwas erschrocken zusammen und eilte dann, geistesgegenwärtig wie er nun mal war ( hüstel ) zu dem Mädchen.
Offensichtlich war das Knd infolge eines Zusammenstoßes mit einem Mann zu Boden gestürzt. ›Ja hat der denn keine Augen im Kopf?‹ fragte er sich, während er den Täter flüchtig musterte. Auch Caenras war schon am Unglücksort und versuchte etwas übereifrig seine Tochter zu beruhigen ...
›Dieses Kind braucht etwas Aufmunterung!‹ dachte Tevildo. Er begann sofort eifrig in seiner Tasche zu kramen und zog schließlich ein paar kleine Strohbälle heraus. Diese ließ er auf den Boden fallen, woraufhin Lotho sofort anfing die Bälle mit der Nase zum Rollen zu bringen.
Nachdem Tevildo glaubte nun zur Erheiterung des Opfers beigetragen zu haben sammelte er die Bälle wieder ein. ›Sie heult gleich weniger laut ... Erfolg auf ganzer Linie ... ‹ dachte er und schaute sich zunächst einmal den Mann an, welcher Nivrim umgestoßen hatte. Der Typ wirkte etwas hilflos und guckte leicht irritiert (was wahrscheinlich auf Lothos Ballvorführung zurückzuführen war).
»Auch ich bin der Meinung, dass dieser Unfall vermeidbar war ... « versuchte sich der Gaukler einzumischen, doch wurden seine Worte durch das noch immer heulende Mädchen übertönt. ›Sie braucht noch mehr Aufmunterung ... ‹ dachte er.
Also begann er mit den Bällen, welche er noch immer in der Hand hielt zu jonglieren. Ünglücklicherweise verlor er dabei das Gleichgewicht und begann zu taumeln. Die Bälle fielen daher einfach zu Boden, einer ausgerechnet auf den Kopf von Nivrim.
Hador schaute leicht betreten zu dem Mann, der sich gleich liebevoll um seine Tochter kümmerte. ›So richtig still bekommt er sie aber auch nicht‹, , dachte Hador etwas schadenfroh. ›Aber eigentlich tut mir die Kleine ja leid.‹
Hador räusperte sich und wollte gerade sagen, wie leid es ihm tat, als ein anderer kleiner Mann hinzu trat und plötzlich einer Ratte Bälle zuwarf. Hador riss die Augenbrauen hoch. So was hatte er noch nicht gesehen. Scheinbar war das Tier dressiert. Doch auch sie schaffte es nicht, das Mädchen fröhlicher zu stimmen. Als der blonde Mann ihr auch noch einen Strohball auf den Kopf fallen ließ, begann sie von neuem zu weinen.
Hador konnte jedoch nicht anders und lachte über die Ungeschicklichkeit des Mannes. Das schien wiederum das Mädchen lustig zu finden, denn auch sie begann zu lachen. Verblüfft schaute Hador zu der Kleinen. So eine Reaktion hätte er nie für möglich gehalten. Auch das Mädchen hatte aufgehört zu lachen und starrte Hador von oben herab an. Als Hador seinen Mund wieder zu einem Lächeln verzog, tat sie es ihm gleich.
Fröhlich sprang Hador auf und ging zu dem Vater. Er streichelte lachend die Wange des Mädchens und sagte: »Na du bist mir ja eine. Es tut mir wirklich leid, dass ich dich umgerannt habe. Ich war ganz in Gedanken versunken. Verzeihst du mir?«
Hador fasste das Lachen als Bestätigung auf, aber er wandte sich nun auch noch an den Vater: »Auch bei Euch möchte ich mich entschuldigen. Ich wollte Eurer Tochter nichts Böses. Entschuldigt bitte.«
Der junge Mann blickte dem anderen aufrichtig in die Augen und hatte schon wieder vergessen, dass er es ja eigentlich sehr eilig hatte.
------------------------------------------------ Hier gelobe ich Lehnstreue und Dienst für Gondor und für den Herrn und Truchsess des Reiches, zu sprechen und zu schweigen, zu tun und geschehen zu lassen, zu kommen und zu gehen, in der Not und in guten Zeiten, im Frieden oder Krieg, im Leben oder Sterben, von dieser Stunde an, bis mein Herr mich freigibt oder der Tod mich nimmt oder die Welt endet. So sage ich, Hador, Húrins Sohn, aus Gondor.
Es war bereits spät am Vormittag, als Earendil endlich das große Stadttor im unteren Ring erreichte. Der Ritt hiniúnter gen Pellennorfeldern war eine Qual gewesen, denn teilweise waren die Straßen voll von Menschen, was Telperion, des Elben Pferd nicht gefiel. Das Tier war solche Menschenmassen nicht gewohnt, daher musste der Elb es an den Zügeln nehmen und zu Fuß weiter gehen.
Freilich hatte er sich Zeit genommen, schließlich wollte er noch einmal möglichst viele Impressionen der Stadt bekommen, doch war dies nicht der Grund für die Verzögerung seiner Abreise. Vielmehr wurde er von dem Markt aufgehalten, welcher im vierten Ring war. Eine geschlagene Stunde irrte der Elb im Gedraänge umher, bis er aus dem Wirrwarr von Menschen und Ständen wieder herausfand.
›Idiot, blinder, dummer, Idiot!!!‹ Innerlich war Caenras noch lange nicht fertig mir dem Kerl, doch war er andererseits heilfroh, dass er es geschafft hatte seine Tochter wieder zu beruhigen. »Macht beim nächsten mal einfach die Augen auf und vermeidet solche Vorkommnisse, es laufen schließlich auchnoch andere Menschen als Ihr über die Straßen der Stadt! Davon ab, dass andere vermutlich großer sind als meine Tochter und schnell zuschlagen. Ich habe wenig Lust meine Arbeitszeit damit zu verbringen Schlägereien zu schlichten, die durch die Unachtsamkeit eines Mannes herbeigerufen wurden.« Nein, das hatte er wahrlich nicht. Er schaute den Fremden noch immer offen verärgert an, doch konnte man das Aufblitzen von Neugierde in seinen Augen erkennen. Er kannte den Kerl doch verdammt, aber woher nur? Dieses Rätsel wollte er nur zu gern lösen, doch erinnerte er sich vom Vorabend in erster Linie an diesen kleinen Idioten, der die Prügelei angezettelt hatte, Tevildo, Netriel und natürlich Adriana, die Heilerin, die er vor wenigen Augenblicken erst verabschiedet hatte.
Was die junge Frau wohl gerade machte? Ob sie wohl noch über ihn nachdachte? Blodsinn, warum sollte sie? So herrausragend hatte er sich nicht gegeben bei ihren treffen, sympatisch vielleicht, doch in keinster weise beeindruckend, wie die meisten seiner Soldatenkollegen sich Frauen gegenüber zeigten.
Über sein Nachdenken hinweg hörte er dem Fremden, der seine Tochter umgerannt hatte, garnichtmehr zu.
Nachdem Tevildo ins Straucheln geraten war und die Strohbälle hatte fallen lassen hob er diese eilig wieder auf. Das einer der Bälle auf dem Kopf des kleinen Mädchens gefallen war hatte er nicht bemerkt. Nivrim begann auf einmal wieder zu weinen, doch der Barde hatte keine Erklärung dafür.
›Hm dieses Kind ist schwer begeisterungsfähig ... Aber warum lacht dieser Typ ... Dieser Rüpel so los? Etwa weil ich die Bälle fallen gelassen habe? Pah ... ‹ dachte er, während er zu dem Mann der das Mädchen umgestoßen hatte aufsah. ... Verdammt, den Kerl hatte er doch schon mal gesehen ...
›Woher kenne ich den bloß? Lange kann es nicht hersein, dass er meinen Weg kreuzte ... In Osgiliath? Nein, dann hätte er was gegen Lotho gesagt, denn in der Ruinenestadt waren ja nur Tierhasser ... Nein! Das muss hier in Minas Tirith gewesen sein! HGestern irgendwann ... ‹
Plötzlich erinnert er sich wieder: »Ich habe Euch schon einmal gesehen ... Gestern in der Schänke bei Netriel! Ihr wart jener Mann der die Situation zu schlichten versuchte, oder irre ich mich? Welch ein Zufall ...« wandte sich der Gaukler an den Mann.
Hador starrte den jungen Vater böse an. Langsam stieg seine wohlbekannte Wut in ihm hoch. Er wusste gar nicht, was der andere von ihm wollte. Hador hatte sich doch entschuldigt! Was sollte er denn noch tun?
Doch dann machten ihn dessen Worte stutzig. ›Was meint er damit ›meine Arbeitszeit damit zu verbringen, Schlägereien zu schlichen‹? Ist er etwa auch Soldat?‹
Gerade als er diesen Punkt klären wollte, sprach ihn der Gaukler an. Hador musterte ihn, aber er konnte sich nicht an dessen Gesicht erinnern — auch wenn es schief war. An diesen Abend wollte er sowieso gar nicht denken. Er hätte so schön verlaufen können, wenn er mit Adriana allein gewesen wäre. Warum war eigentlich diese Elreth mit den ganzen Männern dabei gewesen? Sie war doch an allem Schuld …
Plötzlich ging Hador ein Licht auf. War nicht dieser junge Mann mit dem Kind auch da gewesen? Hatte der nicht so ungeniert mit Adriana geflirtet? Hatte er sie nicht gefragt, ob sie sich einmal wieder sehen könnten? Und sie hatte nicht ›nein‹ gesagt!
Hador starrte den jungen Mann böse an, als er endlich etwas sagte:
»Ja. Ich war gestern in der Schänke. Und Ihr wart auch da, wenn ich mich nicht sehr täusche. Ihr habt mit Adriana gesprochen und zwar auf eine Weise, die ich nicht dulde! Ich mag es nicht, wenn man so mit meiner …« Hador suchte dringend nach einem Wort, dass eindeutig belegte, dass Adriana seine Frau war. Aber ›Frau‹ schien ihm doch etwas zu übertrieben. Aber wie sollte er diesen Mann sonst von ihr fernhalten? Dann rutschte es ihm heraus: »meiner Verlobten spricht.«
Hador war sich nicht sicher, ob Adriana das gut fände, wenn er behauptete, dass sie seine Verlobte war. Aber schließlich würde sie es bald sein, da war sich der junge Mann sicher. Außerdem würde sie es ja auch gar nicht erfahren, denn dieser Mann würde es hoffentlich nicht wagen, Adriana noch einmal zu sehen. Und wenn doch — Hador war ein Wächter der Feste und hatte vor niemanden Angst. Er wusste sich schon zu wehren und sein Mädchen zu verteidigen.
»Ihr solltet Euch sowieso nur mit der Mutter Eures Kindes verabreden. Was seid ihr nur für ein Mann und Vater!«, rief Hador empört aus.
------------------------------------------------ Hier gelobe ich Lehnstreue und Dienst für Gondor und für den Herrn und Truchsess des Reiches, zu sprechen und zu schweigen, zu tun und geschehen zu lassen, zu kommen und zu gehen, in der Not und in guten Zeiten, im Frieden oder Krieg, im Leben oder Sterben, von dieser Stunde an, bis mein Herr mich freigibt oder der Tod mich nimmt oder die Welt endet. So sage ich, Hador, Húrins Sohn, aus Gondor.
Stolz schritten die vier Rösser der Mark mit ihren Reitern durch die lange, gewundene Straße, die durch die Weiße Stadt hinauf führte. Manche Bewohner blickten mit Erstaunen auf die prächtigen Pferde von Rohan, denn in der Stadt gab es nur wenige Rösser.
Elfhelm wiederum schaute mit Bewunderung auf die Stadt, doch während sie hinauf ritten, fiel ihm auf, dass sie öfter an leerstehenden Häusern vorbei kamen und dass weit weniger Menschen unterwegs waren, als man es in einer so großen Stadt erwarten konnte. Und unter den Leuten, die auf den Straßen unterwegs waren, schienen mehr alte Leute als Kinder zu sein. Beunruhigt stellte Elfhelm fest, dass die Stadt deutlich unterbevölkert war.
Schließlich ritten sie durch das Tor des sechsten Ringes. Während sie durch die Straße ritten, kamen sie an einer Gruppe von drei Männern und einem weinenden Mädchen vorbei. Einer der Männer, ein Soldat der Turmwache, stritt sich mit dem zweiten Mann, der wohl der Vater des Kindes war. Der dritte Mann war wohl ein Gaukler, der einige Bälle in den Händen hielt. Auf seiner Schulter saß eine Ratte. Elfhelm bemerkte mit Erstauen, dass der Gaukler blondes Haar hatte - gänzlich untypisch für einen Bewohner Gondors.
"Ist dieser Gaukler vielleicht auch aus der Mark?" überlegte der Marschall, doch er sprach den Gaukler nicht an, sondern ritt weiter zu den Ställen der Pferde von Denethors Meldereitern.
Sie saßen ab und führten ihre Pferde in die Ställe. Nachdem sie sich davon überzeugt hatten, dass die Pferde gut versorgt wurden, gingen sie zu Fuß zum Eingang der Veste. Elfhelm sagte dort zu seinen Begleitern:
"Ich werde alleine in die Veste gehen, um in Erfahrung zu bringen, wann Herr Denethor wieder hier ist. Ihr könnt euch unterdessen ein wenig in der Stadt umsehen und auch zum Essen in eines der Gasthäuser einkehren. Bleibt aber zusammen und erkundigt euch später hier bei der Wache nach mir. Ihr dürft wegtreten!"
______________________________________________
"Elfhelm, führe deine Schar nach rechts, wenn wir an der Mauer vorbei sind."
Auf dem Weg vom großen Tor zu den Häusern der Heilung im sechsten Ring
Auf einen Wink Denethors hin setzte sich der Wagen unter Erchirion wieder ruckartig in Bewegung und basierte das große Stadttor, welches in den ersten Ring führte. Erchirion konnte den Bogen dieses erkennen, als der Wagen darunter hindurch rollte. Alles hier war äußert beeindruckend und wenn es ihm gerade nicht so schlecht gegangen wäre, hätte er den Bauten sicherlich mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Natürlich, er kannte diese Stadt, war er schon oft hier gewesen und hatte hier auch einen Teil seiner Ausbildung absolviert. Doch immer wieder war es ein Erlebnis aufs neue. Und bei kleinen Streifzügen hatte der junge Mann immer wieder neue Ecke der Stadt gefunden, welche er vorher nicht gekannt hatte. Vielleicht würde er Zeit haben die Stadt aufs neue zu erkunden und zu bestaunen sobald es ihm besser ging.
Erchirion hörte wie der Truchsess zurück blieb. Scheinbar hatte er jemanden getroffen mit dem es etwas wichtiges zu besprechen galt. Der junge Prinz lenkte sich derweilen ab in dem er die einzelnen Tor mitzählte, welche sie basierten. Sie mussten im Zickzack fahren um überhaupt bis in den sechsten Ring zu erreichen, da die Tore versetzt standen. Immer wieder hörte er Beregar, wie dieser den Leuten zurief, sie sollten die Straße frei machen. Trotzdem ging das ganze äußert schleppend von statten und Erchirion war wirklich froh, als sie sich langsam dem sechsten Stock näherten. Ihm war so schlecht wie lange nicht mehr und das Kopfsteinpflaster unter ihnen half auch nicht gerade. Der junge Mann hatte wirklich das Gefühl dass er sich früher oder später übergeben müsste.
_______________________________________________
Hinfallen, Aufstehen, Krone richten, weiter gehen ...
Dergolad hatte sich, als der Wagen wieder anruckte dicht bei diesem gehalten. Ein weiterer Blick auf Erchirion hatte ihm mehr als deutlich gezeigt, dass der junge Mann nicht nur mit seinen Schmerzen zu kämpfen hatte.
Mehr als einmal war der Waffenmeister versucht selbst etwas gegen die Leute zu unternehmen, welche zeitweilig den Weg des Wagens blockierten. Allerdings musste er Beregar zugestehen, dass er seine Aufgabe durchaus gründlich ausführte. Lediglich die Sorge Dergolads um seinen ehemaligen Schüler ließ den Mann aus Dol Amroth zunehmend unruhig werden, auch wenn er wusste, dass alles was möglich war getan wurde.
Auch wenn es langsam voranging näherten sie sich unaufhaltsam dem sechsten Ring der Stadt und von dort aus würde es nicht mehr weit in die Häuser der Heilung sein. Dergolad hoffte nur, dass Erchirion bis dahin durchhalten würde und die Übelkeit, von der dieser gesprochen hatte nicht doch noch die Oberhand gewann. Das letzte was der Prinz nun zu seinem angeschlagenen Stolz noch brauchte war, dass er sich in aller Öffentlichkeit übergab. Doch Dergolad war sich im Augenblick nicht so sicher, ob dieser Kelch an dem jungen Mann wirklich vorüber gehen würde.
----------------------------------------------- "No one fights for kingdom, no one fights for gods. No one fights for heart and home, no one fights the odds. No one fights for power, or what the sword defends. You fight because you want to live; you fight to save your friends"
Caenras funkelte Hador wütend an, während er über die Worte des anderen Soldaten nachdachte. komisch dass er mit diesem Kerl noch nie etwas zu tun hatte, immerhin waren sie beide ähnlichen Alters und Soldaten. Er war ein wenig erstaunt, dass der Fremde Mann vor ihm der Verlobte des Mädchens sein wollte. Sie schien so... Unschuldig? Seine eigene Frau war mit ihrer Verlobung irgendwie stolzer geworden, hatte damit geprahlt, aber Adriana? Sie hatte mit keinem Wort Hador oder ihre Liebe zu ihm erwähnt. Noch hatte sie ihn erwähnt, als sie hörte dass er selbst, also caenras Soldat war, was ja naheliegend gewesen wäre, wenn sie hätte prahlen wollen...
»Ich wüsste nicht, was es Euch angehen sollte, mit wem ich mich treffe oder eben nicht. Meine Frau, denke ich, hat nichts dagegen wenn ich mich bei einer jungen Dame erkenntlich zeige, die mir eine Kopfverletzung behandelt. Was ist weiter dabei, wenn ich freundlich bin?«
Gut, freundlich war wohl ein klein wenig untertrieben, doch war ja nichtsweiter geschehen. Und ob es jemals zu dem versprochenen Drink mit der jungen heilerin kommen würde stand auch nicht fest.
»Davon ab solltet ihr ein Auge auf Eure Verlobte haben, den ein flirt geht immer von zwei Seiten aus!«
Mit einem mal war der junge Soldat wirklich froh, dass seine Tochter noch zu jung war um irgendwelche Beziehungen von Erwacshenen zu deuten oder womöglich an ihre Mutter oder Großmutter weiterzugeben.
Tirion ritt auf die drei Männer und das Kind zu. So recht verstand er nicht, warum die die beiden Männer zu den Häusern der Heilung sollten. Schließlich gab es da genügend Heiler, die Erchirion hineintragen konnten, bzw. waren da ja auch seine Untergebenen, die den Prinzen getragen hätten. Aber es stand Tirion nicht zu, dem Truchsess zu widersprechen.
Als Tirion bei den Männern angekommen war, rief er zu ihnen hinunter und sah dabei die jungen Männer an: »Der Truchsess wünscht, dass ihr beiden sofort zu den Häusern der Heilung kommt.« Tirion war sich sicher, dass die beiden dem Befehl folge leisten würden.
Dann fiel Tirions Blick auf den Barden und er überlegte, dass ihm dieses Gesicht schon bekannt war. Im Augenblick konnte er es jedoch nicht einordnen. Das war jedoch auch unwichtig, denn der Truchsess mochte keine Verzögerungen und deshalb wandte Tirion sein Pferd schon in Richtung der Häuser.
_________________________________________ Der Chara für alle Fälle …
Ihr benötigt den Nebencharakter (NPC)? Wendet euch bitte an einen Mod.
Hador fand den Mann unausstehlich. Was hatte dieser mit seiner Adriana zu flirten. Das war eine große Frechheit, noch dazu, wo er eine eigene Frau hatte. Jetzt behauptete dieser Mann doch noch, dass Adriana mit ihm geflirtet hätte.
»Adriana würde niemals mit Euch flirten«, rief Hador erbost. »Sie hat nämlich Geschmack! … Außerdem wollt Ihr ihr doch nicht unterstellen, dass sie etwas mit einem verheirateten Mann anfangen würde! Sie ist eine sehr tugendhafte Frau! … Aber Eure Worte zeigen mir bloß, dass Ihr sie überhaupt nicht kennt …«
Nun wollte Hador endlich weitergehen, denn er war ja schon zu spät dran und er würde so schon genügend Ärger bekommen. Doch er konnte sich nicht so recht von den beiden Männern trennen, obwohl das Gespräch ins Stocken geriet. Viele außergewöhnliche Menschen vorbei kamen und ständig hatten sie etwas zu schauen. Hador staunte nicht schlecht, als plötzlich vier Männer aus Rohan an ihnen vorbei ritten.
›Was die wohl hier in Minas Tirith wollen?‹, fragte sich Hador. ›Bestimmt wollen sie zum Truchsess … Aber warum? Ob sie schlechte Nachrichten aus dem Norden bringen?‹
Noch während Hador darüber nachdachte, kam ein Soldat, der lauthals die Menschen von der Straße herunterjagte. Kaum etwas später fuhr ein Pferdewagen vorüber, auf dem scheinbar ein Schwerverletzter Mann lag.
»Das muss jemand wichtiges sein«, meinte Hador weise zu Caenras und Tevildo. »Für einen normalen Bürger würden sie keinen so hohen Soldaten als »Wegräumer« nehmen. Ich glaube sogar, dass er einer der Leibwache des Truchsess ist …«
Die anderen Männer konnten gar nicht reagieren, denn schon ritt der Truchsess selbst heran und sein Blick fiel auf Hador, der sofort rot anlief. Er bemerkte erschrocken, dass Denethor dem Hauptmann seiner Leibwache, den Hador natürlich kannte, einen Wink gab.
Hador schien in sich zusammenzuschrumpfen, als Tirion näher kam.
›Dann ist es also aus mit der schönen Stellung als Wächter der Veste! Hador, du Dummkopf! Warum musstest du heute nur verschlafen?‹
Hador dachte tatsächlich, dass der Truchsess ihn nun aus seinen Truppen entfernen ließ. Der Truchsess stand schließlich in dem Ruf auf vielei Wegen zu Nachrichten zu gelangen. Bestimmt hatte man ihm schon gemeldet, dass Hador, Húrins Sohn dem Dienst ferngeblieben war. Nun würde er unehrenhaft aus dem Dienst entlassen werden.
Um so überraschter war er, als Tirion verlangte, dass sie zu den Häusern der Heilung kommen sollte. Hador tauschte einen verblüfften Blick mit Caenras und sagte dann laut: »Nun … Ja … Natürlich … Sofort! … Tirion.«
Er blickte noch immer zu Caenras und erwartete eine Reaktion von ihm. Schließlich hatten sie gerade beide einen Befehl erhalten.
------------------------------------------------ Hier gelobe ich Lehnstreue und Dienst für Gondor und für den Herrn und Truchsess des Reiches, zu sprechen und zu schweigen, zu tun und geschehen zu lassen, zu kommen und zu gehen, in der Not und in guten Zeiten, im Frieden oder Krieg, im Leben oder Sterben, von dieser Stunde an, bis mein Herr mich freigibt oder der Tod mich nimmt oder die Welt endet. So sage ich, Hador, Húrins Sohn, aus Gondor.
Tevildo war noch damit beschäftigt, seine Bälle aufzulesen, als er bemerkte wie Cenras und dieser Soldat begannen sich verbal zu streiten. ›Was haben die denn? Nur weil dieser Cenras kurz mit der Heilerin sprach, hat das doch nicht zu bedeuten, dass er versucht mit Ihr zu flirten! Er ist doch verheiratet und hat ein Kind ... ‹
Wie immer musste der Gaukler auch zu dieser Situation seinen Senf dazugeben, er sagte: »He, Moment mal! Caenras hat nur einige Worte mit der Heilerin gesprochen, sie hat Ihn schließlich verarztet ... Im Übrigen habe auch ich mich mit Eurer Verlobten« (er schaute zu Hador) »unterhalten, also müsstet Ihr mir dasselbe wie Caenras vorwerfen ... «
Doch irgendwie hörten die beiden den Barden nicht wirklich zu, was dieser registrierte und daher beschloß sich aus der Konversation herauszuhalten. Er schaute sich um und betrachtete die vorbeiziehenden Menschen. Zunächst sah er keine interessanten oder gar seltsamen Gestalten, doch plötzlich ritten mehrere Männer auf stolzen Pferden vorbei.
»Das müssen Rohirim sein! Viel habe ich schon von diesem Volk gehört ... Was suchen die Pferdeherren in dieser Stadt?« fragte er laut in die Runde. Aber noch immer waren Hador und Caenras zu sehr mit sich selbst beschäftigt und schenkten seinen Worten kaum Beachtung, wenn sie diese überhaupt gehört hatten. Tevildo regte sich darüber nicht auf. Er war gewohnt nicht auf alle seiner Fragen antworten zu erhalten. Wahrscheinlich lag dies daran, dass er zu fast allen eine Meinung hatte und sehr viele Fragen stellte.
Plötzlich, die Rohirim waren kaum verschwunden kam eine weitere, seltsame Reisegesellschaft die Straße entlang. Auf einen Karren lag ein Mann, er wurde von mehreren Reitern begleitet. Einer der Begleiter kam nun auf Caenras und Hador zu. ›Was will der von uns?‹ dachte der Barde.
Der Mann befahl den beiden Soldaten ihn zu begleiten, sie solten zu den Häusern der Heilung, wie Tevildo seinen Worten entnehmen konnte. ›Hm, er scheint ein Befehlshaber zu sein, zumindest befolgen die Beiden seine Aufforderung... Und ich? Was soll ich jetzt machen?‹
Caenras nickte den Gaukler noch zu, ehe er sich endgültig abwandte. Seine Tochter hatte er auf den Arm genommen und beeilte sich Hador und den anderen Mann zu folgen.
Etwas planlos blieb Tevildo dort wo er war und betrachtete das weitere Geschehen. Aus der anderen Richtung kamen nun ebenfalls zwei Männer, sie steuerten ebenfalls auf den Karren zu.
Mit Tevildo, Hador und mittlerweile diversen anderen
Caenras funkelte Hador weiterhin wütend an, während dieser ihm vorwarf Adriana nicht zu kennen und konnte sich ein »Dass ich Adriana kaum kenne möchte ich garnicht bestreiten, doch wird sich das ja bald ändern!«, sein Tonfall war ein wenig biestiger als er es gewollt hatte, doch fand er nach und nach Gefallen daran den anderen Soldaten zu ärgern. Jedoch konnte er keinen mehr draufsetzen, da in diesem moment ein berittener Soldat zu ihnen kam und sie im Namen des Truchseß zu den Häusern der Heilung beorderte.
›Auch das noch, was ist mit meinem Urlaub? Und mit Nivrim?!? Meine Frau bringt mich um!‹ Unmerklich rollte er mit den Augen, ehe er sich Tevildo zuwandte. Für einen moment spielte er mit dem Gedanken dem Barden sein Kind anzuvertrauen, doch kannte er den Mann doch überhaupt nicht. Und wirklich vertrauenserweckend sah er auch nicht aus, im Gegenteil!
»Häuser der Heilung... Sofort... Nicht gut...« Hektisch sah er sich nach einem bekannten gesihct um, doch als er keines entdecken konnte, nahm er seine Tochter auf den Arm, nickte Tevildo flüchtig, aber entschuldigend zu und ging dann zügigen Schrittes in Richtung der Häuser der Heilung. Einem Befehl Denethors konnte er sich nicht widersetzen, das würde wohl zu einem Arbeitsverlust führen, wenn er Pech hätte. nur was würde der Truchseß wohl zu nivrim sagen? Pech! Immerhin hatte er Urlaub und musste eigentlich nicht damit rechnen plötzlich einbezogen zu werden.