Adriana hakte sich ein wenig verlegen bei dem Soldaten unter. Sie konnte sich nicht daran errinern, wann ihr ein Mann das letzte Mal den Arm angeboten hatte. Es musste jedenfalls ziemlich lange her sein ... Eigentlich hatte sie sich nie groß um das Thema Männer gekümmert, fiel ihr auf einmal auf, für sie hatte bisher immer nur die Arbeit gezählt.
Ganz im Gegensatz zu ihren Freundinnen und ihrer Cousine, deren Gespräche sich unentwegt um neue männliche Bekanntschaften zu drehen schienen. Natürlich, auch sie hatte allein ihres Berufes wegen viel mit solchen zu tun, doch blieb ihr Verhältnis dabei stets distanziert.
Aber jetzt war Hador, dieser Soldat in das Leben der jungen Frau getreten und irgendetwas war anders. Immerhin stand sie in seiner Schuld, er hatte sie schließlich gerettet.
Als er nun auf das Thema "Arbeit" zu sprechen kam verkrampfte sich jedoch etwas in ihr. Wieder schossen ihr die Worte Arvellons in den Kopf und sie seufzte. "Gewiss errinerst du ..." Ein wenig verwirrt registrierte Adriana, dass er sie eben, im Gegensatz zu gestern gesiezt hatte. Komisch, es war ihr gar nicht aufgefallen.
Hastig fuhr sie fort: "Dich an den gestrigen Abend? Dieser Krieger, Donar, er wurde heute vom Kräutermeister operiert. Ich hatte am Vorabend noch ein langes Gespräch mit meinem Vater. ... Ich habe es ihm erzählt ... Und heute, gerade als du ... Ihr in den Raum geplatzt kamt, habe ich auch meinem Vorgesetztem alles erklärt."
Ungemütlich starrte sie errötend auf die Pflasterteine. Aber es war doch richtig gewesen, alles zu beichten, oder? Tief in Gedanken setzte sie einen Schritt vor den anderen.
Hador seufzte innerlich erfreut auf, als Adriana seinen Arm annahm. ›Also ist das doch nicht falsch‹, dachte er erleichtert.
Das Thema Arbeit schien gar nicht so falsch zu sein, denn Adriana begann gleich davon zu sprechen. Der Soldat hoffte, dass er alles verstehen würde, was die angehende Heilerin ihm sagte. Schließlich hatte er eigentlich gar keine Ahnung von der Heilkunst. Er mochte Blut und Wunden nicht sonderlich und war verletzten Kameraden möglichst aus dem Weg gegangen. Er selbst war durch sein Können von großen Verletzungen verschont geblieben, worauf er sehr stolz war.
An den gestrigen Abend erinnerte er sich gewiss an den gestrigen Abend. Er war ganz und gar nicht so verlaufen, wie sich der Soldat das gedacht hatte. Schließlich wollte er eigentlich einen ruhigen, netten Abend mit Adriana verbringen. Stattdessen war er in eine Prügelei geraten und musste sich anschließend um die Bewusstlosen kümmern. Adriana war jedoch irgendwie in eine missliche Situation geraten, so weit hatte Hador das mitbekommen. Aber um was es genau ging, war ihm entgangen, denn er war zu weit weg gewesen.
Doch bei alledem fiel Hador auf, dass Adriana ihn duzte. Ganz unsicher fragte sich Hador, ob er schon gestern so ›intim‹ mit Adriana gesprochen hatte. Wenn sie ihn jedoch nun duzte, musste er wohl den ersten Schritt gemacht haben. ›Wenn ich mich nur erinnern könnte …‹
»Weißt du«, begann Hador etwas zögerlich. »Ich habe gestern gar nicht so viel von der Sache mitbekommen. Du hattest mich ja gebeten, mich um die Bewusstlosen zu kümmern … Ehrlich gesagt, habe ich das gewiss nicht sonderlich gut gemacht …«
Überrascht stellte Hador fest, dass er nicht so vollkommen war, wie er sich immer selbst einbildete. Noch dazu gestand er anderen gegenüber nie Schwächen und Fehler ein. Aber bei Adriana war das anders. Bei Adriana war einfach alles anders …
»Vielleicht solltest du mir einmal zeigen, wie man am besten mit solchen Männern umgeht«, fügte Hador errötend hinzu.
›Hoffentlich hält sie mich nun nicht für einen Schlappschwanz. Warum redest du denn jetzt auch von deinen Fehlern?‹ Hador wusste selbst nicht was er tat und sprach. Er wollte nur bei Adriana einen guten Eindruck hinterlassen, aber welches der beste Weg dafür war, das war eine Frage, auf die Hador keine Antwort wusste.
Schnell lenkte er wieder von seinem Unvermögen in Sachen Wundversorgung ab und kam auf Donar zu sprechen.
»Was war denn gestern eigentlich passiert«, fragte Hador forsch, um sich im gleichen Moment zu rügen, dass er mit einer Frau wohl etwas sanfter sprechen sollte. Er war es einfach nicht gewohnt, seine zornige und plauzige Art und Weise zurückzustellen. Aber er bemühte sich. Ruhiger fuhr er fort: »Ich meine, … Ich war gestern zu weit weg, um zu erfassen, was eigentlich vorgefallen ist. Da war das viele Blut … Das mag nicht nicht so … Ich meine, es ist doch gestern nichts schlimmes für dich passiert?«
Fragend blickte Hador Adriana an, doch auf ihrem Gesicht schien er abzulesen können, dass das Gegenteil der Fall war. Abrupt hielt Hador an, fasste Adriana an beiden Unterarmen an und sagte erst, aber mit heldenhaften Ton in der Stimme: »Wenn dir etwas zugestoßen ist, dann werde ich dir helfen! Ich werde dir zur Seite stehen und wir werden deine Sorgen lösen.«
Hador war ein Soldat und mutig. Er schreckte vor keiner Gefahr zurück. Auch wenn hier kaum die Hilfe eines Soldaten nötig oder gar hilfreich war. Doch er wollte Adriana retten - damit war es ihm sehr ernst.
Erwartungsvoll schaute er Adriana in die schönen Augen.
------------------------------------------------ Hier gelobe ich Lehnstreue und Dienst für Gondor und für den Herrn und Truchsess des Reiches, zu sprechen und zu schweigen, zu tun und geschehen zu lassen, zu kommen und zu gehen, in der Not und in guten Zeiten, im Frieden oder Krieg, im Leben oder Sterben, von dieser Stunde an, bis mein Herr mich freigibt oder der Tod mich nimmt oder die Welt endet. So sage ich, Hador, Húrins Sohn, aus Gondor.
Adriana musste unweigerlich grinsen, während sie Hador so sprechen hörte. Als er sie aber anhielt und an den Armen fasste, errötete sie erneut heftig. Ausserdem hatte er schon wieder diesen komischen Gesichtsausdruck, wie an den Tagen zuvor ...
"Das ... Das ist sehr nett von dir. Aber ich denke, dabei kann mir niemand helfen." murmelte sie verlegen mit einem schüchternen Lächeln obgleich der ungewohnten Situation. Vorsichtig löste sie sich los und schritten weiter die Straße hinunter.
"Gestern ist nun mal einfach alles schief gelaufen. Erst diese Prügelei und dann auch noch diese Verletzung des Kriegers ..." seufzte sie, ehe sie mit leiser Stimmer weitersprach: "Ich weiß selbst nicht, wie das passiert ist, doch auf einmal steckte ein Messer in seinem Rücken! Grässlich! ... Und ich habe es herausgezogen, ohne weiter über die Folgen nachzudenken! ... Zum Glück konnte Arvellon, dieser Waldläufer, sofort Hilfe leisten ..."
Beschämt berichtete sie von Donars starken Blutungen und ihrem Gespräch mit dem Fremden und dem Kräutermeister, welches Hador so unfreiwillig unterbrochen hatte. "Dieser Arvellon ist ein seltsamer Mensch. Er verrät kein einziges Detail über sich ..." überlegte sie laut.
Adriana schwieg ein paar Sekunden, ehe sie lächeln musste. "Was die Bewusstlosen angeht, so finde ich, du hast deine Sache doch ganz gut gemacht! Weißt du, am Anfang als ich meine Lehre angetreten habe, konnte ich ebenfalls keine stärkeren Verletzungen sehen. Gleich an meinem zweiten Tag musste ich einen erfahrenen Heiler begleiten und zusehen, wie er einem alten Mann das Bein abnahm. Es war ein damals ein schreckliches Erlebnis! Heute darf ich zwar immer noch keine eigenen großen Operationen durchführen, aber ich kann mittlerweile zugucken, ohne das mir Angst und Bange wird. Es sieht alles so unglaublich brutal aus ... Doch solche Maßnahmen helfen tatsächlich Leben zu retten, manchmal treffe ich den Mann heute noch, dem das Bein abgenommen wurde."
Wieder beendete die junge Frau ihren Satz mit einer kleinen Pause. Tief in Gedanken versunken meinte sie plötzlich: "Eigentlich ist es schrecklich, aber ich habe schon oft die Erfahrung gemacht, dass sich Menschen, in meinem Fall Heiler, einfach nach einer Zeit an all die Brutalität und das Blut gewöhnen!"
"Wie ist es bei dir? Musstest du schon oft jemanden töten?" Aufmerksam sah sie ihn in die Augen. Adriana war überzeugt, sie würde nie ein anderes Lebewesen umbringen können. Doch vielleicht war es ja tatsächlich so, wie bei ihr ... Vielleicht gewöhnte man sich einfach daran ...
Hador war nicht ganz zufrieden mit den Worten, die Adriana ihm als Antwort gab. Sein Angebot war schließlich sehr ernst gemeint gewesen, aber Adriana würdigte es nicht entsprechend.
Erst als die junge Heilerin die Geschichte von gestern noch einmal erzählte, merkte er, dass er als Soldat da wohl wirklich nicht viel tun konnte. Er könnte ihr allenfalls Mut machen. Diesmal bemühte er sich schon vor dem ersten Satz seine Stimme so weich wie möglich zu machen.
»Adriana«, begann er. »Ich glaube nicht, dass dich eine besondere Schuld trifft. Du hättest vielleicht mehr Vorsicht walten lassen können …«
›Klang das jetzt zu sehr nach einem Vorwurf?‹ Hador flehte inständig, dass Adriana das nicht so auffasste.
»Doch gestern Abend war viel los und du warst ganz gewiss durcheinander. All diese brutale Gewalt! Und einer dieser Schläger hat sogar eine Flasche nach dir geworfen!« Bei dem Gedanken daran wurde Hador wieder zornig und er hätte diesen Mann am liebsten hier und jetzt zur Rechenschaft gezogen. Doch dann bemerkte er wieder, dass die schöne Adriana neben ihm ging und seine Wut verebbte.
»Es war also kein Wunder, dass du nicht die Aufmerksamkeit hattest, die du sonst deinen Patienten entgegenbringst. Das wird dein Meister bestimmt auch einsehen. Wenn nicht, dann lass mich mit ihm reden und ihm das erklären.«
Entschlossen blickte der Soldat die junge Frau an, auf deren Gesicht sich ein zaghaftes Lächeln ausbreitete. Das zauberte wiederum ein seliges Lächeln auf Hadors Gesicht.
›Sie lächelt‹, dachte er. ›Weil du mit ihr gesprochen hast, lächelt sie.‹ Hador konnte ja nicht wissen, wie dümmlich er gerade aussah.
Arvellon hatte Hador schon wieder ganz vergessen, aber nun erinnerte er sich an die Frage über das Töten. Er machte sich wenig Gedanken darüber. Er war Soldat und das Töten gehörte nun einmal dazu. Aber würde das Adriana verstehen? Frauen waren ja immer so sanft und zart …
»Weißt du«, sprach Hador. »Ich musste natürlich schon einige Feinde töten. Wir Soldaten sind schließlich dafür da, dass wir die Menschen in Gondor vor den Feinden des Namenlosen schützen. Es ist nicht so, dass ich nichts dabei empfinde … Aber ich versuche, so wenig wie möglich daran zu denken. Außerdem wäre ich tot, wenn ich den anderen nicht getötet hätte …
Mein erster Toter war ein großer Ork, den ich in der Nähe von Osgiliath umbrachte. Um ihn tat es mir keine Sekunde leid. Orks sind wirklich widerlich. Sie sind abscheulich anzusehen, stinken und es kommt kein vernünftiges Wort aus ihrem Mund.«
Hador schielte zu Adriana, gespannt, wie sie seine Worte aufnehmen würde. Aber wäre sie ersteinmal seine Frau, dann müsste sie damit zurechtkommen, dass er tötete.
------------------------------------------------ Hier gelobe ich Lehnstreue und Dienst für Gondor und für den Herrn und Truchsess des Reiches, zu sprechen und zu schweigen, zu tun und geschehen zu lassen, zu kommen und zu gehen, in der Not und in guten Zeiten, im Frieden oder Krieg, im Leben oder Sterben, von dieser Stunde an, bis mein Herr mich freigibt oder der Tod mich nimmt oder die Welt endet. So sage ich, Hador, Húrins Sohn, aus Gondor.
Wieder musste Adriana ein wenig lächeln, als sie den Soldaten reden hörte. "Das ist wirklich nett, doch ich werde schon allein mit dem Kräutermeister klar kommen." sagte sie in Antwort auf sein Angebot. Dabei versuchte sie ihre Stimme so zuverlässlich wie möglich klingen zu lassen.Tatsächlich fühlte sie sich gar nicht mehr so schlecht ... Das musste wohl an der frischen Luft liegen ... Oder vielleicht daran, dass Hadors Gegenwart sie aufmunterte und ihr einfach zuhörte.
Nachdenklich lauschte sie anschließend seinen Worten über das Töten. "Nun," meinte sie beherzt, "Ich habe zwar noch nie einen Ork gesehen, doch nach Erzählungen von Patienten müssen sie wirklich schrecklich sein!" Langsam schritten sie weiter die Straße hinunter.
Unauffällig musterte Adriana den Mann neben sich. Eigentlich konnte sie sich ihn nicht im Schlachtgetümmel vorstellen. Sie bekam eine Gänsehaut, als sie sich ausmalte, wie er jemandem ein Schwert in die Brust stieß. Einem anderem Menschen, einem anderem Lebewesen. Aber kämpfte er nicht wie so viele andere Soldaten auch für die Sicherheit Gondors? Ohne sie gäbe es diese Stadt vielleicht überhaupt nicht mehr ... In letzter Zeit hörte man immer mehr finstere Gerüchte ...
›Und ob die Orkbrut schrecklich ist‹, sagte sich Hador. Doch er wollte nicht weiter über die Diener des Dunklen Herrschers sprechen. Denn es war so ein schöner Tag. Er würde in wenigen Stunden einen Orden bekommen! An seiner Seite war das schönste Mädchen in ganz Minas Tirith, ach was in ganz Gondor! Da sollte man über angenehmere Dinge sprechen.
Und so kam es auch. Hador suchte unverfängliche Themen, wie das Wetter, den bevorstehenden Sommer und die Schönheit der Hauptstadt Minas Tirith. Mit Freude merkte er, dass er die richtigen Worte fand und sich zwischen Adriana und ihm bald ein angeregtes Gespräch entspann - mit wenig wichtigen Informationen, doch beiden machte es Spaß.
So verging die Zeit und der Nachmittag war schon angebrochen, als Hador mit seiner Begleitung endlich vor dem Großen Tor angekommen waren. Oft waren sie stehen geblieben und hatten dies und jenes in der Stadt bewundert, so war ihnen nicht aufgefallen, dass die Zeit wie im Flug verging.
Hador blickte sich um und bemerkte, dass der Truchsess bereits wieder auf der Bühne stand. Sofort machte sich in ihm eine Mischung aus Eitelkeit und Aufgeregtheit bemerkbar.
»Oje«, meinte Hador erschrocken und rückte eilig seine Kleider zurecht. »Wir sind doch nicht etwa zu spät gekommen? Oh nein, meine Tunika sieht ja ganz zerdrückt aus! Was mache ich bloß?«
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Die Zeit verging sehr schnell und ehe sie sich versahen, standen Hador und Adriana vor einer großen Bühne, die direkt vor dem großen Tor aufgebaut war. Der Anblick war überwältigend. So stand der Truchsess direkt auf der Bühne, während davor zahlreiche junge Soldaten in prächtigen Rüstungen auf ihn schauten. Die junge Frau vermutete, dass sie vielleicht Vereidigt werden sollten, oder Denethor eine wichtige Ankündigung machen wollte.
Ein wenig irritiett wandte sie sich ihrem Begleiter zu, der mit niedergeschlagenem Gesichtsausdruck an seiner Tunika herumzupfte. Mit einem Mal errinerte sie sich an die Situation von vor ein paar Tagen, als sie sich gefragt hatte, ob der Soldat wohl sehr eitel sei ... Nun wusste sie endgültig die Antwort. Immerhin hatte Hador fast den ganzen Tag Sprüche gebracht, die ihr schon ein wenig seltsam erschienen.
"Ich finde, eure Tunika sitzt genau richtig." meinte Adriana deshalb ein wenig errötend. Um schnell vom Thema abzulenken, sprach sie sofort weiter: "Ausserdem glaube ich nicht, dass wir zu spät sind ... Dieser Mann dort ganz links in der Ecke sieht zumindest so aus, wie als ob er noch etwas sagen möchte. Vielleicht kommt noch eine Rede, oder so? Warum sind hier eigentlich so viele Soldaten versammelt?"
Langsam trottete sein Pferd durch die Straßen von Minas Tirith, es war vor kurzem frisch beschlagen worden und die Schritte des Pferdes ließen dadurch einen taktvollen Schall an sein Ohr gelangen. Es waren viele Menschen unterwegs, die meisten betrachteten ihn argwöhnisch, doch wusste der Waldläufer diese ersonen gekonnt zu ignorieren, wie auch die, die ihn mit unverhaltenem Interesse oder auch misstrauen musterten. Beim Tor angekommen parierte der Mann das Pferd zum Stehen und sah sich nach Bardos um, welches er jedoch zunächst nicht erblickte.
Zu spät war er nicht, das war Arvellon klar, doch vielleicht war Bardos ohne ihn losgeritten? Vielleicht hatte der Adlige es sich anders überlegt? Ein paar Minuten des Wartens konnten andererseits ja auch nicht schaden.
Von ihm aus betrachtet hinter dem großen Tor auf dem Platz schien heute irgendeine Veranstaltung zu sein. Er dachte darüber nach, ob er irgendwas dergleichen gehört hatte und kam zu dem Schluss, dass es sich bei da draussen um die Vereidigung von Soldaten oder so etwas handeln musste. Nichts, was er unbeindgt mitbekommen musste, im übrigen wusste er im Moment überhaupt nicht, wie lange die Veranstaltung schon lief, was ihn dazu veranlasste sich wieder auf seine Reise zu konzentrieren.
In dem Moment als er gerade daran dachte allein loszureiten sah er, in einem flotten Trab, Bardos auf sich zu reiten. Sein Weggefährte ritt ein dunkelbraunes Pferd, welches einen großen, geraden Stern auf der Stirn hatte und aufmerksam umherblickte, um niemanden zu treten, während sein Reiter ihm nur sagte wie schnell es laufen sollte. Die Muskeln des Tieres spielten, perfekt aufeinander abgestimmt, gleichmäßig unter dem dunklen Fell, was dem Tier ein edles Auftreten gab. Seine Bewegungen waren fließend und, wie Arvellon es erwartet hatte, das Pferd musste eine große Ausdauer haben. Der Sattel und das Zaumzeug, welches den Braunen zierten waren schlicht und nur leicht verziert, doch wies die Satteldecke das Emblem des weißen Baumes auf, das Zeichen Gondors. Vermutlich war das Tier ein Produkt der Zucht für die Streitkräfte Gondors, noch dazu ein wirklich nicht schlechtes, oder das Geschenk eines Vaters an seinen Sohn.
»Na, Beriolon, was meinst du? Kannst du mit so einem Pferd mithalten? Immerhin ist das mit sicherheit eine gewollte Zucht!«
Wie zur Antwort schnaubte Beriolon und begann zu tänzeln, was jedoch mehr damit zusammenhing, dass das fremde Pferd auf sie zu kam, als mit den Worten des Mannes.
»Ja, ich weiß, dass ich garnichts über deine Herkunft sagen muss, ich kenne sie schließlich nicht!«
Zum Gruß Bardos gegenüber hob Arvellon kurz eine Hand, dann wandte er sein Pferd in Richtung des Stadttores und wartete dass der jüngere Mann ihn eingeholt hatte.
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O Elbereth! Gilthoniel! We still remember, we who dwell In this far land beneath the trees, The starlight on the Western Seas
Bardos hatte so schnell es ihm möglich war, seine Sachen zusammen gesucht. Seine beiden Diener bestürmten ihn zuerst mit Fragen und waren sehr traurig, als sie von Brundereis jetzigen Leben hörten. Doch dann taten sie alles, um ihren Herrn zu unterstützen: Die Dienerin kümmerte sich um Verpflegung und Sachen und ihr Mann holte das Pferd heran und sattelte es.
Bardos hingegen hatte noch ein paar wichtige Briefe schreiben müssen und hatte sich dann um seine Bewaffnung gekümmert. Zum Glück pflegte sein Diener die Waffen gut, denn Bardos ging nur noch selten mit jemanden Waffenübungen machen. Warum auch? Soldat würde er doch nicht mehr werden ...
Nun hängte er sich sein Schwert um, steckte noch zwei Wurfdolche in seine Lederweste und schob einen Dolch in seinen Stiefel. Auch einen gefüllten Beute mit Geld nahm er mit auf die Reise, denn man wusste nie, was kommen würde.
Vorsichtig kam Bardos durch die Menge geritten. Viele strömten nun wieder vor das Tor, weil der Truchsess die Tribühne wieder betreten hatte. Das wollte keiner verpassen. Deshalb kam Bardos langsamer voran, als gewollt. Er sah, dass Arvellon schon wartete.
»Entschuldigt bitte«, rief Bardos ihm zu. »Ich habe nicht eingeplant, dass heute soviele Menschen auf der Straße sind.«
Endlich war Bardos bei Arvellon angekommen. Etwas verblüfft bestaunte er die abgewetzten Kleider, die so anders aussahen, als die prachtvollen Kleider, die der Fremde bis vor kurzem getragen hatte. Bardos selbst hatte zwar keine prunkvollen Kleider an, doch alles war von guter Qualität und hatte keinen Flicken. Man sah ihm an, dass er wohlhabend war, doch Bardos sah nicht ein, warum er sich vor seiner Herkunft verstecken sollte.
»Seid Ihr bereit?«, fragte der junge Mann. »Dann lasst uns aufbrechen! Mich eilt es.«
_________________________________________ Der Chara für alle Fälle …
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Das ohnehin schon spärliche Licht, dass nun, am Abend eine immerhin eingeschränkte Sicht ermöglichtete wurde nun immere karger, jetzt da Tevildo vor dem großen Stadttor Minas Tiriths, der Hauptstadt Gondors stand. Das Tor war noch geöffnet, doch war ein Soldat gerade im Begriff die mächtigen Türen zu schließen.
»Halt!« rief Tevildo. »Ihr wollt doch einem armen, heimatlosen Barden und Gaukler nicht den Eintritt verwehren! Ihr könnt mich, der einen weiten Weg auf sich nahm nur um die Herrlichkeit dieser Stadt zu erblicken, doch nicht aussperren! Aussperren in der Kälte, dazu verbannt die Nacht elendig und frierend vor den Toren seines tatsächlich gewordenen Traumes zu verbringen, den Hunden gleich! Habt Mitleid mit mir, habt Mitleid mit Lotho! Ich bitte Euch darum.«
Es ging auf Abend zu. Um diese Zeit kamen für gewöhnlich keine Leute mehr zur Stadt, nur Menschen die es darauf anlegten eventuell nicht hereinzukommen, da die Tore stets am späten Abend geschlossen wurden. So war es auch Heute. Ein paar Jugendliche gingen noch ein, doch dann waren weit und breit keine Leute mehr zu sehen.
»Wird Zeit das Tor zu schließen, findest du nicht auch?« rief Herion einen anderen Soldaten, mit dem er gemeinsam Wache schob zu. »Hier kommt ohnehin keiner mehr, lass uns Feierabend machen!« fügte er noch hinzu.
Nachdem der andere zugestimmt hatte (da beide keine Lust mehr hatten und nur noch heim zu ihrer Familie wollten), begann er also einen der mächtigen Torflügel zuzudrücken. Der andere Soldat tat es ihm gleich. Doch als die Tore schon fasst geschlossen waren, bemerkten sie, wie ein zerzauster, kleiner Mann auf einem Pferd angeritten kam.
Dieser flehte nahezu darum eingelassen zu werden und widerwillig öffneten die beiden das Tor wieder. »Ist ja schon gut! Brauchst nicht rumzujammern, wir öffnen schon! Komm' das nächste mal aber nicht so spät, wir schließen die Tore manchmal auch früher und öffnen nicht wegen jedem dahergelaufenen Mann! Wenn die Tore zu sind, sind sie zu! Merkt Euch das!« sagte Herion zu dem Neuankömmling mit missmutigen Unterton. Eigentlich wollte er ja nach Hause.
Sichtlich erleichtert ritt der Mann nun in die Stadt. Nachdem er sich übertrieben bedankt hatte verschwand er irgendwo in der Stadt. »Komischer Typ! Schien eine lange Reise hinter sich zu haben ... Aber hat mich ja nicht zu interessieren! So, jetzt nichts wie nach Hause, meine Frau wartet sicher schon ...« Die beiden Soldaten schlossen die Tore nun endgültig und gingen dann heim.
_________________________________________ Der Chara für alle Fälle …
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Erleichtert stellte Tevildo fest, dass er tatsächlich hineingelassen wurde. »Ihr glaubt gar nicht wie dankbar ích Euch bin! Ihr habt mich vor einer schrecklichen, einsamen Nacht am Fuße der weißen Stadt bewahrt ... Solch freundliche M;enschen habe ich selten gesehen! Und glaubt mir ruhig, dass ich viele Menschen kennengelernt hab! Ich bin Barde ... Am liebsten würde ich Euch ein Lied spielen ... Doch ich belasse es lieber bei einem dreimaligen Danke: Danke Danke Danke! Wisst Ihr, ich bin nämlich etwas heiser und bin somit nicht gut bei Stimme ... Hab nen langen Tag hinter mir ... Doch das tut nichts zur Sache, ich gehe jetzt weiter! Einen schönen Abend noch und erneut Danke ... Lotho und ich können unsere Dankbarkeit gar nicht zum Ausdruck bringen ... Doch egal, Ihr wisst schon Bescheid!«
Dann ritt der Gaukler weiter doch noch ehe er die ersten zehn Meter in Minas Tirith zurückgelegt hatte, fiel ihm ein, dass er das Pferd irgendwo unterbringen musste. Die Heermeister hatte ihm nicht gesagt wo. Daher hielt er an und stieg ab. »Ach! Seid bitte so freundlich und kümmert Euch um das Pferd, es ist nicht meins sondern gehört zur Besatzung von Osgiliath! Bringt es doch Bitte dorthin zurück, sonst haben die dort eine Unterbesetzung an Wachen wenn es fehlt. Vielen Dank dafür, Ihr seid wirklich freundlich - freundlicher als die Truppen in Osgiliath, doch ich fürchte, dass dies keine Kunst ist ... « rief er den beiden Soldaten, die gerade im Begriff waren, nachdem sie das Stadttor endgültig verschlossen hatten, zu verschwinden.
Dann ging der Barde zu Fuß weiter, hungrig und zugleich neugierig was ihn wohl in Minas Tirith erwarten würde. ›Das ist also die Hauptstadt dieses Landes! Ich dachte sie wäre weiß ... Doch ich hier ist alles dunkel, abgesehen von einigen erhellten Fenstern! Aber egal ich bin da. Das ist die Hauptsache, kann mir ja egal sein wenn sie die Stadt neu angemalt haben ... Ich bin schon zufrieden wenn ich irgendwo eine Schänke oder ähnliches finde, denn mein Hunger ist riesig!‹
Tevildo ging immer höher in die Stadt. Zwar war er erst im vierten Ring, doch schien es ihm, als sei er schon eine Ewigkeit nach oben marschiert und sei dabei mehrere tausende Meter hoch gelangt. Doch als er hinunterschaute und nicht weit unter sich Lichter von Häusern und Lampen auf den Pelennor Feldern entdeckte ernüchterte er. Allzuweit oben war er noch nicht und auch der Blick nach oben verriet, dass die Stadt sich noch viele Höhenmeter nach oben zog.
›Eine riesige Stadt; zu Recht die Hauptstadt des Landes! Doch ich denke, dass es Zeit wird eine Unterkunft zu suchen und einen Happen zu Essen, besichtigen kann ich diesen großartigen, überwältigenden Ort nioch immer, schließlich habe ich vor länger hier zu verweilen!‹
Also schaute sich der Gaukler um, konnte aber keine Gaststätte oder Schänke entdecken. Er ging weiter und als er die Hoffnung schon fast aufgegeben hatte, entdeckte er doch noch eine geeignete Unterkunft, oder wenigstens einen Ort an dem er Speisen und Trinken konnte. ›Eine nette Behausung! Es scheint auch allerhand loszusein dort drinnen, denn ein Lärm der seinesgleichen sucht erfüllt die Taverne - ein guter Aufenthaltsort also für einen Barden. Für eine Ratte freilich nicht, doch Lotho wird dies hoffentlich nicht allzu stören ... Also: Gehe ich hinein, ehe ich hier erfriere!‹
Herion und sein Kollege waren gerade im Begriff ihren Dienst zu beenden, als der kleine Mann, den sie eben noch durchgelssen hate darum bat, sein Pferd wegzubringen. Die beiden Soldaten wollten natürlich ablehnen, doch da war der Mann schon verschwunden.
Herion schaffte es irgendwie dazu, den anderen dazu zu überreden, dass dieser das Pferd wegbrachte und daher ging er nun endgültig nach Hause. ›Einen weiterer Tag erfolgreich überstanden ... Aber eigentlich mache ich den Beruf ja gerne, man verdient recht gut und lernt Leute kennen. Nur Abnends wird es ab und an lästig ... Doch nun genieße ich besser die Zeit bei meiner Familie, so viel habe ich davon ja nicht! Ob die Kinder wohl schon schlafen?‹
_________________________________________ Der Chara für alle Fälle …
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Schnell verließ Earendil den Schauplatz des Streites. Bald war er schon im fünften Ring und da es in Strömen regnete beeilte sich der Elb weiterhin zu seiner Unterkunft zu gelangen. Auch seine Kautze konte die herabregnenden Wassermassen nicht mehr zurückhalten, bald war er am gesamten Körper durchnässt. Die Straßen ständen zweilsohne unter Wasser, wenn die Kanalisation der Stadt nicht so gut funktionierte, wie sie es gerade tat.
Aber dem Regen zum Totz erreichte der Elb die Unterkünfte bald. Dort erwärmte er erst einmal etwas Wasser und machte siche einen heißen Tee. Er zog sich um und machte sich nun Gedanken über die Bergmenschen, welche direkt neben seinen Unterkünften Herberge fanden.
›Also: In Minas Tirith halten sich zurzeit mehrere Krieger der Bergmenschen auf. Der Truchsess ist sich nicht sicher, was er von seinen Gästen halten soll und fragte daher mich, da er glaubte, dass ich mehr über diesen Stamm wüsste ... So ist es in der Tat, aber ich kann mir eine Erklärung dafür geben, was die Beweggründe dieser Hildor aus dem Norden sind ... Doch in kriegerischer Absicht, diesbezüglich bin ich mir sicher kamen sie nicht ... Mir scheint es eher, als wollten sie etwas verhandeln, doch was? Dieser Eric gab nicht viel Preis und noch einmal werde ich die Gelegenheit eines Gesprächs mit ihm nicht haben ... ‹
Draußen regnete es in Strömen. Eric beeilte sich, schnell zu den Unterkünften zu gelangen, um nicht besonders nass zu werden, doch er war bereits nach Sekunden komplett durchnässt. ›Verdammtes Wetter! Einen solchen Regen habe ich selten erlebt! Hoffe nur, dass in dem Raum, welchen wir unsere Unterkunft nennen ein schön warmes Feuer ist, an dem man sich wärmen und trocknen kann ...‹
Bald schon war der Bergmensch recht hoch in die Stadt vorgedrungen, doch zu seiner Entäuschung sah er, obgleich er fast gerannt war weder den Bergmenschen, noch den Gerber wieder. ›Die haben sich bestimmt auch beeilt heimzukommen ... Bei dem Regen kein Wunder! Schade, dass unser Gespräch so jäh beendet wurde ... Nun ja, ein ereignissreicher Abend eben! Doch nun hinein, in das schön warme Gemäuer ...‹
Mit diesen Gedanken trat Eric in die Unterkünfte, dort wärmte er sich am Feuer und ließ seine Kleidung trocknen. Die anderen Bergmenschen erkundigten, sofern sie noch nicht schliefen nach Erics Treiben, doch dieser mertkte nu wie müde er war uind gab nur knappe Auskünfte. Dann schlief er ein.
tbc: Unterkünfte
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