Schon enttäuscht war Loende vom sechsten Stadtring durch den Regen nach unten gegangen. Zwar hatte ihr Amyntas eine Nacht versprochen, aber bis dahin würden viele, viele einsame Stunden vergehen. Nun ja, sie würde im Badehaus arbeiten müssen, aber die Männer waren ja nicht mit Amyntas zu vergleichen.
»Ach Amyntas«, seufzte sie schmachtend und ließ ihre Finger über die weißen Mauern der Häuser gleiten.
Ihre Schritte waren langsam, da ihre Gedanken ganz bei Amyntas waren. So merkte sie auch nicht, dass sie plötzlich in der Straße gelandet war, wo Amyntas wohnte. Mit sehnsuchtsvollem Blick starrte sie zu dem Fenster hinauf, wo Amyntas wohnte. Er konnte sie ja nicht sehen, denn er war beim Truchsess. Seufzend drehte sie sich mit dem Rücken an die Mauer. Sie hörte zwar näher kommende Schritte, aber sie sah niemanden. Vor ihrem inneren Auge sah sie nur Amyntas, wie er schweratmend und verschwitzt ihr ganz nahe war.
Amyntas hatte noch im 6. Ring angefangen zu laufen. Am liebsten hätte er dabei noch laut gesungen, doch er wollte nun nicht alle Blicke auf sich ziehen. Obwohl ihm dies vermutlich egal gewesen wäre.
Als er die Straße erreichte, in der seine Wohnung lag, waren gerade einmal ein paar Minuten vergangen. Amyntas Atem ging ein wenig schneller, doch hatten seine nassen Kleider verhindert, dass er groß ins Schwitzen gekommen war. Außerdem war er trainiert genug.
Ruckartig blieb er stehen, als er Loende sah. »Was machst du hier?«, fragte er verwundert und auch ein wenig misstrauisch. Lief sie ihm nach? War sie wirklich wegen ihm hier? Ihm fiel auf, dass ihr Kleid immer noch total durchnässt war und ihr am Körper klebte. Ein nicht unschöner Anblick!
»Willst du mit reinkommen?«, fragte er dann schnell und kramte den Schlüssel aus der Tasche. Er schloss auf und drehte sich auf der Schwelle noch einmal um. »Aber nicht erschrecken. Hier sieht es immer so aus!«, warte er sie vor und ließ sie ein. Er hatte zwar nicht viel Zeit, aber ein trockenes Tuch würde sich für sie vielleicht in der Zeit noch auftreiben lassen.
Loende zuckte zusammen, als plötzlich Amyntas ganz in echt vor ihr stand. Darauf war sie gar nicht gefasst gewesen. »Ich … ich«, stotterte Loende. »Ich weiß auch nicht … Ich wollte mich nur hier unterstellen!«
Aber ein Blick zum Himmel sagte ihr, dass es schon nicht mehr regnete.
Amyntas fragte sie, ob sie mit zu ihm kommen wollte und Loende ahnte, was nun kommen würde. Sie musste doch nicht bis heute Abend warten. Bestimmt hatte Amyntas frei bekommen und sie konnten sich den ganzen Tag lieben. Ach nein, sie musste ja arbeiten …
Ohne ein Wort zu sagen, folgte Loende Amyntas in die unaufgeräumte Wohnung. Sie musste laut lachen und sagte: »Dir fehlt eine Frau, mein Lieber - und wenn es nur eine Putzfrau ist.«
Sie begann ihr Kleid aufzuschnüren, denn mittlerweile wurde ihr ein wenig kalt. Außerdem brauchte sie gleich keine Sachen mehr. »Hilfst du mir bitte?«, fragte sie, während sie in ihrem Kleid feststeckte, das sie bis zur Brust schon hoch und halb über den Kopf gezogen hatte.
Loende schien nicht damit gerechnet zu haben, dass er hier auftauchte. Sie war ziemlich verblüfft und stotterte herum. »Schon einmal vorsorglich für das nächste Unwetter, was?!«, neckte Amyntas sie und ließ sie dann ein. Immer wenn er Besuch hatte, viel ihm erst recht auf, wie unordentlich es wirklich war.
»Bloß nicht! Dann finde ich hinterher nichts mehr wieder!«, protestierte er und begab sich ins Nebenzimmer, wo er schnell trockene und für die kleine Reise geeignete Sachen heraussuchte. Dazu ein großes Tuch für Loende. Als er zurück in den Wohnraum trat, war Loende schon fast ausgezogen. »Ehm... natürlich... aber...«, stotterte er. Wollte sie jetzt nur das Kleid loswerden, weil es nass war oder beabsichtigte sie andere Dinge. Im ersten Augenblick hatte Amyntas überhaupt nicht daran gedacht, dass sie vielleicht aus dem Grund hier auf ihn gewartet hatte, denn im Augenblick hatte er eher seinen Auftrag im Kopf.
Und hatte er überhaupt Zeit dazu? »Ich muss gleich wieder los, Loende. Ein ... Auftrag des Truchsess«, erklärte er, während er ihr aus dem Kleid half. Vielleicht hätte er das nicht tun sollen. Überhaupt hätte er sie am Besten gar nicht erst hier herein gelassen! Beim Anblick ihres nackten Körpers musste er sich ziemlich zusammennehmen, um nicht die Hand nach ihrer weichen Haut auszustrecken.
Etwas zögernd - denn er wollte den Anblick schon ein wenig auskosten - hielt er ihr das Tuch hin. »Willst du etwas trinken?«, fragte er und räusperte sich, um den leicht rauen Ton aus der Stimme zu verbannen.
Endlich war Loende aus ihrem schönen, aber völlig durchweichtem dunkelblauen Kleid befreit. Amyntas hingegen hatte noch immer sein nasses Hemd an und seine Worte, ärgerte sie. Schon wieder hatte er ihr erst Hoffnungen gemacht und zerstörte sie nun. Wie konnte er ihr das antun? Nun da sie in ihrer ganzen Pracht vor ihm stand.
»Ob ich etwas trinken will?«, fragte sie, während sie das Tuch nahm, welches sie dann mit Wucht auf den Boden schmetterte. »Und ob!« Sie stürzte auf Amyntas zu, krallte ihre Hände in sein klitschnasses Hemd und bedeckte seinen Mund mit ihren Lippen. Ihre Zunge tauchte tief in seinen Mund ein und forderte einen leidenschaftlichen Kuss, während sie ihren nackten Körper an den seinen drängte. Ihre Hände waren schon lange nicht mehr auf seiner Brust, sondern zerrten das Hemd aus der Hose. Doch dann überlegte es sich Loende anders und begann gleich seine Hose aufzubinden und wild herunter zu zerren.
»Gib mir zu trinken!«, forderte sie, während sie schwer atmend inne hielt und ihm tief in die Augen blickte. Eine Hand war in Amyntas blonden Haaren und die andere umfasste eine seiner Pobacken.
Amyntas blickte missmutig auf das Tuch herab, dass sie ihm vor die Füße schmetterte. ›Na toll... und ich habe keine Zeit‹, konnte er gerade noch denken, bevor ihre Lippen seinen Mund verschlossen und alles Denken ungemein erschwerten. Einen Augenblick zögerte er noch, dachte an den Auftrag, dann war ihm dieser in einer Aufwallung der Lust plötzlich herzlich egal!
Gekonnt und mit Leidenschaft erwiderte er den Kuss und umfasste Loendes Hüften dabei mit beiden Händen, um ihren Körper, der sich ohnehin schon an den seinen drückte, doch dichter zu spüren. Er half ihr ein wenig bei seinem Hemd, denn sie musste er ja nicht mehr ausziehen, doch bei ihrer Hektik fürchtete er ein wenig um den Erhalt seiner Sachen. Und mit vier Händen ging es noch schneller.
»Trinken? Später!«, befand er mit einem Grinsen und raubte sich einen weiteren Kuss. »Es sei denn, du willst hier und jetzt vor mir knien!«, raunte er dann. Aber ob sie das wollen würde? Sie hatte dann ja schließlich nicht viel davon.
Also ließ er sie gar nicht erst antworten, sondern umfasste ihre Hüften, hob sie hoch und trug sie mit wenigen Schritten zum Bett hinüber und ließ sich einfach fallen, sodass er halb neben ihr, halb auf ihr zum Liegen kam, wobei er jedoch darauf bedacht war, dass sie nicht unbequem landete oder er ihr weh tat. »Weißt du eigentlich, dass ich wegen dir ständig irgendwelche Aufträge vernachlässige?«, fragte er schelmisch und ließ dabei seine Hand ihren Schenkel hinauf wandern. Jedoch ließ er die empfindlichsten Stellen bewusst aus, um ihre Leidenschaft so noch ungestillter zu lassen.
Am Ende siegte Loende doch mit ihrer Verführungskunst und bald stand auch Amyntas splitternackt vor ihr. Und unglaublich verführerisch. Seine Nähe heizte ihre Lust jedoch nur noch weiter an und während er sie zum Bett trug, küsste sie ihn leidenschaftlich. Amyntas ließ sie auf das weiche Bett fallen und sich gleich hinterher. Seine Berührungen erregten sie und seine Worte zeigten ihr, das sie Macht über ihn hatte.
Sie richtete sich ein wenig auf und fuhr mit ihren Händen von seinem Rücken bis zu seinem Hintern hinab. »Kann dir denn einer deiner Soldaten oder Hauptmänner das geben?«, fauchte sie und leckte von Amyntas Schlüsselbein zu seinem Ohr hinauf. Einen Moment hielt sie inne, dann drückte sie Amyntas zur Seite, so dass er bald auf dem Rücken lag und sie sich schnell auf ihn setzte. Ihre Hände suchten sie seinen und legten sie über seinen Kopf, dann fuhr sie mit ihren Händen seine Arme entlang, über seine Brust zu seinen Bauchmuskeln.
Sie beugte sich zu ihm hinunter und raubte ihm einen Kuss. »Du machst mich ganz verrückt, Soldat«, fauchte sie, »warum tust du mir das an?« Und abermals küsste sie Amyntas leidenschaftlich.
Loendes Küsse wurden zusehends leidenschaftlicher und auch Amyntas spürte, wie die Lust sich steigerte und ihm zunehmend heißer wurde. Als sie ihm den Rücken hinab strich, schauderte er wohlig und lachte dann auf. »Ich hab sie ehrlich gesagt noch nicht danach gefragt!«, scherzte er, würde es jedoch auch nie tun! Es kam ja vor, dass sich Soldaten in langen Kriegen und weit ab von erreichbaren Frauen zu solchen Dingen herab ließen, doch Amyntas stießen diese Dinge ziemlich ab.
Ein wenig widerwillig ließ sich Amyntas auf den Rücken fallen. Zwar erregte es ihn noch mehr, als er ihre Schenkel um sein Becken gelegt fühlte, doch hatte er eigentlich gern die Führungsposition inne. Er verschränkte seine Finger zwischen ihre und küsste kurz ihre Brust, als sie sich vor lehnen musste, um seine Arme über seinen Kopf zu legen. Ein Seufzer entglitt ihm, als ihre Hände über seinen Körper strichen.
Loende küsste ihn und Amyntas legte eine Hand in ihren Nacken, um sie nicht gleich wieder fort zu lassen. Die andere fuhr suchend von ihrem Rücken über ihre Seite nach vorn und umschloss dann ihren Busen. »Wer macht hier wen verrückt«, knurrte er zurück, bevor sie ihn erneut küsste.
Langsam störte ihm diese passive Position doch ein wenig und so schlag er einen Arm um Loende, zog sie von sich und rollte sich dann herum. »So ist das besser«, säuselte er grinsend und küsste sich von ihren Lippen ihren Hals entlang und weiter, bis er schließlich ihre steifen Brustwarzen zwischen den Lippen hatte. Einen Augenblick bearbeitete er diese mit der Zunge, dann sah er auf und blickte Loende tief in die Augen.
Amyntas rutschte ein wenig nach oben, dann küsste er Loende leidenschaftlich und drang vorsichtig in sie ein.
Amyntas ließ ihr keine Chance in ihrer Position zu bleiben und ihrerseits die Führung zu übernehmen. Schnell lag sie wieder auf dem Rücken, jedoch gefielen ihr seine Liebkosungen durchaus. Sie krallte sich in seinem Haar fest und seufzte bei jedem Kuss.
Als Amyntas in sie eindrang stöhnte sie erregt auf und bog sich ihrem Liebhaber entgegen. Sie zog sein Gesicht zu sich, knabberte an seinen Lippen und meinte: »Aber heute Abend bestimme ich!« Sie schaute ihm tief in die Augen und grinste ihn an. Da er aber begann sich in ihr zu bewegen, schloss sie verzückt die Augen und spürte seinen Stößen nach.
Sie ließ sich wieder bequem nach hinten fallen und beobachtete Amyntas bei seinem Liebesspiel. Sie mochte es, sie mochte es sogar sehr gern. Aber um den Reiz noch etwas zu verstärken hob sie die Beine an, so dass sie bald über Amyntas Schultern hingen. Auf diese Weise konnte Amyntas noch tiefer in sie eindringen, was sie erregt aufstöhnen ließ.
»Amyntas«, seufzte sie und versuchte ihn zu erreichen, aber in ihrer Position konnte sie nur mit den Fingerspitzen über sein Gesicht streifen. »Nimm mich«, flehte sie.
Amyntas grinste zurück. »Dann bin ich vermutlich eh zu erschöpft«, entgegnete er schelmisch. Ob er dann überhaupt noch zu etwas in der Lage war? Und vor allem, wenn man bedachte wie oft er in den letzten Stunden mit Loende geschlafen hatte... und wenn dann noch möglicherweise die ein oder andere Frau in Lossernach dazu kam... oh weia.
Doch er verschob den Gedanken und beschloss nun nicht an den Auftrag zu denken, sondern jede Sekunde zu genießen. Mit gleichmäßigen Stößen bewegte er sein Becken und stöhnte vor Wonne, als er dabei tiefer und tiefer in Loende eindrang. Auch als sie beinah ein Kunststück vollbrachte und ihre Beine auf seine Schultern legte, bereitete sie ihm damit nur Freuden. Mit jedem Stoß schien es sich in ihm mehr aufzustauen, die Lust stieg und Amyntas Atem ging schneller.
Loende streckte die Hand aus und strich ihm über die Wange. Amyntas schmiegte sich daran und küsste ihr Handgelenk, doch wollte er sich nicht weiter vorbeugen, um sie richtig zu küssen, da er in ihrer Position fürchtete, ihr weh zu tun. »Loende«, hauchte er nur als Antwort und beugte den Kopf zu ihrem Busen. Wenn er nicht an ihre Lippen kam, konnte er sie auch hier küssen und liebkosten. Doch ihre heiße Haut zu spüren, steigerte sein Verlangen nur noch mehr und so ließ er bald davon ab und steigerte dafür den Rhythmus seiner Lenden. Er fühlte sich seinem Höhepunkt schon ziemlich nahe, doch wollte er Loende die Zeit lassen, damit sie ebenfalls einen Erleben konnte.
Der junge Mann erfüllte ihr ihren Wunsch und Loende biss sich vor Verzückung auf die Lippen. Ihre Hände spielten kurzzeitig mit Amyntas Haar, als er ihre Brüste küsste. In dieser Position war er einfach zu weit weg, um ihn zu berühren. Während nun eine ihrer Hände mit ihren Brüsten spielte, krallte sich die andere in die dünne Decke, auf der sie lagen.
Amyntas machte seine Sache gut und wenn er nun nicht nachließ, sondern sogar noch etwas schneller wurde, würde Loende bald voller Verzückung aufstöhnen. Sie spürte schon, dass sie ihren eigenen Rhythmus nicht mehr steuern konnte, sondern ihr Körper mit eigenen Zuckungen reagierte.
›Wenn Amyntas nur nicht aufhört‹, dachte sie für einen kurzen Moment, doch schob sie den Gedanken zur Seite, weil er ihre Lust zerstören konnte. Außerdem hatte sie Amyntas bisher nie allein gelassen, sondern immer auf sie gewartet. Wahrscheinlich genoss sie es deshalb mit ihm so sehr. Weil sie wusste, dass es schön werden würde.
Mit einem letzten Schrei bäumte sie sich auf und verharrte in ihrer Stellung. Gefühle der tiefsten Befriedigung durchfluteten sie und raubten ihr die Sinne. Mit Amyntas Stößen, die noch nicht aufhörten, wurde dieser Moment weiter hinausgezögert und auf Loendes verschwitzten Gesicht machte sich ein seliges Lächeln breit.
Als schließlich auch Amyntas tief aufstöhnte und er ihr ein letztes Mal eine Freude bereitete, seuzfte Loende glücklich auf. Für ein paar Momente blieb sie noch so liegen, damit auch Amyntas das Gefühl richtig auskosten konnte - obwohl sie nicht wusste, ob Männer das wirklich taten. Dann wurde ihr die Position zu unbequem und sie spürte, wie ihre Muskeln sich verspannen. Vorsichtig ließ Loende die Beine über Amyntas Arme hinabgleiten und stellte sie angewinkelt neben seinen Lenden ab.
Nun, da sie wieder Amyntas richtig erreichen konnte, lehnte sie sich nach oben und küsste Amyntas. »Es war wie immer ein Hochgenuss«, wisperte sie und grinste ihn an. Sie wischte ihm seine verschwitzten Haarsträhnen von der Stirn und küsste ihn abermals.
Amyntas hätte sie gern geküsst, denn sie schien es auch zu wollen, doch ihre Position ließ es einfach nicht zu. Diese wollte er jedoch auch nicht aufgeben, denn sie schien die Lust wirklich noch einmal ordentlich zu steigern. Er hatte das Gefühl, selten so tief mit ihr vereint gewesen zu sein.
Nach einigen weiteren freudvoll Stößen spürte er, dass Loende ihren Rhythmus verlor und ihr Becken ihm vermehrt ruckartig entgegen stieß. Ein wenig erleichtert seufzte Amyntas und ließ nun auch seinen Körper der erotischen Erlösung entgegen streben. Loende stieß einen leisen Schrei des Entzückens aus, der Amyntas nur noch antrieb. Wenige Augenblicke später ergoss er sich mit einem erlösten Stöhnen in sie und verharrte einige Sekunden in der Stellung, an der seine Gefühle soeben übereinander geschlagen waren.
Loende bewegte sich zuerst wieder und ließ sie Beine von seinen Schultern sinken. Amyntas öffnete benommen die Augen und lächelte sie selig an. Wenig wild als noch vor ein paar Minuten erwiderte er ihren Kuss und zog sich schließlich aus ihre zurück. »Du musst mir nicht sagen, dass ich gut war!«, entgegnete er frech und grinste zurück, bevor sie in einem erneuten Kuss verschmolzen.
Vollkommen befriedigt rollte sich Amyntas schließlich auf den Rücken, streckte aber dabei einen Arm aus und fuhr sanft mit den Fingern durch Loendes Haar, wobei er sie unverwandt ansah. »Es war wirklich gut!«, flüsterte er und musste dann lachen. »Jetzt hast du es schon wieder geschafft, mich vor einem wichtigen Auftrag zu verführen, du kleines Luder!«, scherzte er und piekste sie spielerisch in die Seite.
Loende schaute Amyntas an, während seine Hand durch ihr Haar fuhr und zuckte zusammen, als er sie in die Seite piekste.
»He!«, rief sie und da ihr eher mehr Kraft zugewachsen war, anstatt ermüdet zu sein, legte sie sich auf Amyntas und ließ ihn ihr Gewicht spüren. »Nur nicht frech werden, du!«, drohte sie lachend. Sie hatte aber bald Erbarmen und ließ sich von ihm herunter rutschen, so dass sie an seiner Seite lag. Ihr Finger fuhr von seinem Kehlkopf hinunter bis zu seinem Bauchnabel.
»Wer sagt denn, dass ich dich verführt habe?«, grinste sie und schaute Amyntas an. Dann versank sie wieder in Schweigen und sagte plötzlich: »Weißt du, dass ich gerne einmal mit zwei Männern ins Bett will? Dir kann ich das sagen! Du wärst ein Mann, mit dem man so etwas machen könnte!« Viele Männer wären wohl entsetzt, wenn eine Frau einen solchen Vorschlag machen würde. Zwei Frauen und ein Mann, das mochte ja noch gehen, aber umgekehrt? Amyntas jedoch, so meinte Loende, war da aufgeschlossener. Schließlich hatte er auch manchmal mehrere Verhältnisse gleichzeitig.
Ihre Hand wanderte zu seiner Brust und spielte mit seiner Brustwarze, während sie kicherte. Sie seufzte und richtete sich leicht auf: »Nur leider bist du ein Mann, nun … Wenn du bei mir bist, brauche ich keinen anderen … Demnach wäre ein anderer mit uns im Bett vollkommen unterfordert!«
Sie ließ von Amyntas ab und legte sich auf den Rücken. »Aber wen könnte ich sonst fragen?«, grübelte sie und ging im Geist die Männer durch, die sie kannte und mit denen sie bisweilen ins Bett ging. »Wie wäre es mit deinem Freund? Dem gutaussehenden von gestern? Der mit Briseria seinen Spaß hatte? Oder …«, sie setzte sich voller Ethusiasmus auf und blickte auf Amyntas hinunter: »Dieser Mann von heute morgen … Wie hieß der doch … Hast du nicht gesagt, er wäre ein Prinz?« Loende blickte genießerisch nachdenklich zur Wand. »… ich habe noch nie mit einem Prinzen …«
Amyntas lachte und hielt schützend die Hände vors Gesicht, als fürchte er einen Angriff. Doch Loende setzte sich nur auf ihn und machte sich ein wenig schwer. »Was ist dann? Zerquetschst du mich mit deinem Fliegengewicht?«, fragte er frech zurück. Einen Augenblick lieferten sie sich ein kleines Duell, doch bald mussten sie lachen und Loende ließ sich an seine Seite fallen. Amyntas legte einen Arm um sie und führte den anderen nach Hinten, sodass er den Kopf darauf legen konnte.
Er unterdrückte ein Gähnen und genoss die kleinen Streicheleinheiten. »Wie würdest du es sonst nennen, wenn sich eine Frau deines Kalibers vor einem Mann die Kleider vom Leib reist und sich ihm an den Hals wirft?«, fragte er augenzwinkernd zurück. Sie versanken eine Weile im Schweigen und Amyntas kostete noch ein wenig den Nachhall der Befriedigung aus, die wohlige Wärme, den noch erhöhten Herzschlag und die leichte Müdigkeit, die seinen Körper durchflutete.
Loendes Worte rissen ihn zurück und er verschluckte sich fast an seinem eigenen Speichel. Kurz hustete er, dann blickte er sie misstrauisch an. Dass ihr der Gedanke gefiel, damit hatte er gerechnet. Aber das sie ihn zu den Männern zählte, die einen anderen mit ins Bett ließen, um sich mit ihm die Frau zu teilen, dieser Gedanken verwunderte ihn sehr. Er hatte eigentlich gedacht, dass sie ihn inzwischen besser kannte. Er wollte schon etwas sagen, als ihm plötzlich der Gedanke kam, dass sie ihm vorhin wirklich nicht zugehört hatte. Ansonsten hätte sie von seinem Geständnis, dass er doch hin und wieder ein wenig eifersüchtig auf andere Männer in ihrer Nähe reagierte, nicht auf eine solche Idee kommen lassen.
Er hatte keine Ahnung, wie sie sein Schweigen deutete, doch plötzlich drehte sie sich auf den Rücken und blickte zur Decke. Amyntas lachte auf, als sie diese Vorschläge machte. »Hador? Den bekommst du ja nur schwer mit einer Frau ins Bett! Und Erchirion? Ob de es überhaupt schaffen würde, eine Frau zu befriedigen? Nun, vermutlich wäre er dankbar, wenn er die Hilfe eines zweiten Mannes hätte!« Der abfällige Ton in seiner Stimme war nicht zu überhören. Doch auch seine gesamte Abneigung gegen ihre Vorstellung ließ sich wohl daraus erahnen. Amyntas blickte Loende an und schüttelte leicht den Kopf, bevor er sich ebenfalls aufsetzte.
»Es wird Zeit für mich aufzubrechen«, sagte er dann und schwang die Beine aus dem Bett. Auf der Bettkante sitzend sah er Loende noch einmal über die Schulter hinweg an. »Wie du sagtest: Ein zweiter Mann wäre an meiner Seite unterfordert. Warum soll ich mich auf so einen Unfug einlassen? Damit es hinterher heißt, ich wäre nicht fähig einer Frau das zu geben, wonach ihre Lust verlangt?«, sagte er noch und stand dann auf. Nun, vielleicht war es ganz gut, dass sie ihn doch nicht so gut kannte, wie er gedacht hatte.
Wortlos hob Amyntas die Kleider auf, die er vorhin achtlos zu Boden hatte fallen lassen und begab sich hinüber in die Küche, wo es frisches Wasser gab und er sich den Schweiß der Lust vom Körper waschen konnte. Er fühlte sich gekränkt! Zwar hatte Loende gesagt, dass man in seiner Nähe eigentlich keinen zweiten Mann benötigte, doch warum kam ihr dann überhaupt der Gedanke?!
Die vorgeschlagenen Männer passten Amyntas scheinbar gar nicht. Dabei sahen beide doch sehr gut aus! Und ob der Prinz tatsächlich niemanden befriedigen könnte, konnte Amyntas nicht wissen. Es klang deutlich nach Missgunst, die wohl zwischen beiden Männern vorherrschte.
Schließlich setzte sich Amyntas auf und sprach von Unfug, was Loende dazu brachte erstaunt eine Augenbraue hochzuziehen.
›Was hat er denn?‹, wunderte sich Loende und tapste ihm kurzerhand nackt hinterher. Sie beobachtete Amyntas beim Waschen, während sie sich gegen den Türrahmen lehnte.
»Wieso sagst du Unfug dazu?«, fragte sie. »Ich finde es einfach aufregend, wenn zwei Männer mich gleichzeitig begehren und verwöhnen.« Sie schwieg einen Moment und versank in eine Fantasie. »Zumindest stelle ich es mir so vor …«
Sie blickte sich um und fragte: »Ein trockenes Kleid hast du nicht zufällig da?« Sie trat zum Tisch, wo zwischen lauter unabgewaschenem Geschirr eine Obstschale stand. Dort nahm sie sich ein paar Weintrauben, welche sehr süß schmeckten.
»Ich glaube übrigens nicht«, sagte sie und lehnte sich gegen den Tisch, »dass du eine Frau nicht befriedigen kannst. Bei mir hast du jedenfalls noch nie versagt!« Loende grinste und steckte sich eine Weintraube in den Mund.
Amyntas hörte das Tapsen von Loendes nackten Füßen auf dem Steinboden, sah sich jedoch nicht nach ihr um. Immer noch schwirrte ihm der Gedanke durch den Kopf, dass er womöglich versagt hatte und sie ihm alles nur vor spielte. Doch er schalt sich selbst dafür. Es konnte ihm doch egal sein, was die Frauen dabei fühlten. Hauptsache er bekam das, wonach sein Körper verlangte. Dass er dabei immer so gnädig war und versuchte, auch die Frau zu einem Höhepunkt zu bringen, war dabei doch eher eine nette Nebengeste!
Während er sich mit einem Handtuch das Gesicht abtrocknete, knurrte er. »Zwei Männer gehören aber nicht in ein Bett!« Warum verstand sie nicht, dass dies rein der Ehre wegen kaum denkbar war. Zumindest für einen Mann, der etwas von Ehre verstand und was auf sich hielt. Allein der Gedanke ekelte Amyntas an.
Abfällig zuckte er mit den Schultern, als sie nach einem Kleid fragte. »Du kannst ein Hemd und einen Umhang haben«, schlug er vor, zog sich jedoch erst selbst an. Er brauchte eine Weile, bis er die Schnürung seiner Stiefel zurecht gezubbelt hatte. Derweil bediente sich Loende an den Fruchten und redete weiter vor sich hin. Mit einem dumpfen Stampfen stellte Amyntas irgendwann den Fuß vom Stuhl zurück auf den Boden. Zorn flackerte in seinen Augen, als er sich zu Loende umdrehte. »Hört auf damit!«, fuhr er sie in einem Ton an, der mühsam gezügelte Wut verriet. »Je öfter du es beschwörst, umso weniger glaube ich dir! Ich habe verstanden, dass du dich in meinen Armen nach einem zweiten Mann sehnst! Doch dann wirf dich mir gefälligst nicht mehr an den Hals!«
Mit langen Schritten durchquerte er den Raum und nahm eine langes Hemd und einen für ihn nicht bodenlangen Umhang von einem Stuhl. Beides schleuderte er vor Loende auf den Boden. »Da! Tut mir Leid, dass es nicht gelb ist! Das würde deinen Wünschen wohl eher entsprechen!«, zischte er und funkelte sie weiterhin wütend an.
Amyntas wurde immer ärgerlicher, was Loende gar nicht verstand. Als er ihr jedoch seine Sachen auf den Boden warf und sie indirekt als Dirne betitelte, gab sie ihm eine saftige Ohrfeige. Beide starrten sich für ein paar Momente wütend an.
»Vielleicht solltest du auch gelb tragen«, zischte Loende ihn an. »Meinst du, du bist besser als ich? Du gehst genauso mit mir ins Bett, weil es dir Befriedigung gibt! Und dass ich nicht die einzige bin, ist ja ein offenes Geheimnis! … Deine Sachen kannst du behalten!«
Sie ging zurück ins Wohnzimmer und suchte ihn nasses Kleid. Sie würde lieber das wieder anziehen, als Amyntas Sachen, nachdem er sie dermaßen beleidigt hatte. Sie streckte ihre Arme durch die Ärmel, doch da sie wütend war, ging es noch schwerer als es der nasse Stoff sowieso machte.
»Aber wenn er zwei Frauen im Bett hätte, wäre es das natürlichste von der Welt«, schimpfte sie vor sich hin. »Elender Heuchler!«
Sie zog das Kleid über den Kopf, was noch gut ging, aber ab da war das Kleid dermaßen verdreht und zusammengeklebt, dass sie es kaum über ihre Brust ziehen konnte.
Die Ohrfeige kam so plötzlich, dass Amyntas keine Zeit fand, um noch auszuweichen. Es schallte ganz schön, denn Loende hatte einen ziemlichen Schlag drauf. Trotzdem zuckte der Soldat nicht mit der Wimper, ballte aber die Hände zu Fäusten und Blitze sprühten förmlich aus seinen sonst so sanften braunen Augen.
»Wenn du nicht als Dirne bezeichnet werden willst, dann sprich auch nicht wie eine!«, fauchte er sie böse an und stieß die Sachen achtlos mit dem Fuß zur Seite. Sie log! Sie hatte ihn verführt und sich damit wie eine Hure benommen! Das einzige, was sie noch zu einer unterschied war, dass sie hier und jetzt kein Geld verlangte. Im Badehaus tat sie es schon!
Mit energischen Schritten folgte er ihr. Sie hatte ihn soeben mit sich verglichen! Einen ehrenvollen Soldaten mit einer Dirne verglichen! Ohne zu zögern packte er Loende am Oberarm und schüttelte sie. Das Kleid hatte sich vollkommen verheddert und fesselte sie förmlich. »Bist du dazu her gekommen? Um meine Ehre in Frage zu stellen? Um mich zu demütigen, nachdem ich dich befriedigt habe?«, brülle er sie außer sich vor Zorn an und stieß sie unsanft von sich. Am liebsten hätte er sie geschlagen, aber das hätte seine Ehre noch mehr beschmutzt. Stattdessen trat er einen Stuhl zur Seite, der krachend gegen einen zweiten schlug.
»Ich habe es nicht nötig mir von dir eine Moralpredigt anzuhören. Was weiß eine von deinem Stand überhaupt vom Leben und dem Stolz eines Soldaten! Was ich tue, hat nichts aber auch gar nichts mit dem zu tun, was du treibst! Was unterscheidet dich von einer Dirne? Du gibst dich Männern hin und erhältst Geld dafür! Vergleich mich nie wieder mit dir!« Amyntas hatte sich drohend vor ihr aufgebaut und gestikulierte wild mit den Armen. Doch plötzlich änderte sich sein Ton und seine Augen verengten sich zu Schlitzen. »Was hast du mit Erchirion zu schaffen? Hat er dich geschickt? Ist er es, der mich als Schwächling bloßstellen will?«, zischte er förmlich und musterte sie lauernd.
Amyntas kam ihr natürlich nach und schüttelte sie. Wäre Loende nicht selbst wütend gewesen, hätte sie mit offenem Mund dagestanden, weil sie so überrascht war. So versuchte sie sich zu wehren, was allerdings mit ihrem Kleid nicht gut ging. Es engte sie ein und erschwerte ihr das atmen. Als Amyntas sie wegstieß, wäre sie beinahe gefallen und konnte sich gerade noch auffangen.
Seine Worte taten ihr weh, doch noch war sie zu aufgewühlt. Wenn sie später darüber nachdenken würde, wäre sie ehrlich enttäuscht über Amyntas.
»Vergleich mich ja nicht noch einmal mit einer Dirne«, schrie Loende. »Du bist ja vollkommen übergeschnappt!« In ihrer Wut, zerrte sie dermaßen an ihrem besten Kleid, dass es zerriss. Im Moment war ihr das aber egal, denn endlich hatte sie wieder Bewegungsfreiheit. Sie bückte sich und hob ihren eigenen Geldbeutel auf, kramte ein paar Münzen heraus und pfefferte sie auf den Boden. »Hier deine Bezahlung, du Blödmann! … Kein Mann ist noch so gut, dass ich mich von ihm dermaßen beleidigen lassen muss!«
Sie stellte sich vor Amyntas hin und zischte: »Lass dich ja nie wieder im Badehaus blicken!« Das konnte sie ihm natürlich nicht vorschreiben, denn sie war nur eine Angestellte. Aber sie würde sich weigern ihn zu bedienen. Es sei denn, sie konnte ihm den Kopf unter das Wasser drücken und ihn ertränken!
Plötzlich faselte Amyntas etwas von Erchirion. Er glaubte tatsächlich, dass dieser Loende bestochen hatte. Sie schüttelte den Kopf, überlegte sich es dann aber anders. Scheinbar war das Amyntas Schwachpunkt: Er glaubte gegen den Prinzen nicht anzukommen.
Loende zuckte leicht mit den Schultern und sagte relativ ruhig und kühl: »Es braucht keinen Prinzen, um dich als Schwächling darzustellen! Du zeigst von ganz allein, wie armseelig und widerwärtig du bist! … Aber ja: Erchirion ist der beste Mann, den ich je hatte. Bei ihm ist jeder Stoß ein Feuerwerk! Da kannst du noch lange nicht mithalten!«
Es war eine Lüge, aber Amyntas war bestimmt so verbohrt, dass er es glauben würde.
Amyntas merkte überhaupt nicht, wie wenig Loende verstand, was ihn so aufregte, denn wie immer, wenn er wütend war, steigerte er sich nur in seinen Zorn hinein und achtete kaum noch auf seine Umwelt. Hinterher würden ihm seine Worte vermutlich Leid tun, doch dafür hatte er im Augenblick das Gefühl verloren. Für ihn zählte sein verletzter Stolz! Auch, dass er Loende fast zu Boden stieß, ließ ihn kalt!
»Übergeschnappt? Wer hat denn hier derartige Fantasien? Nur eine Dirne schläft mit einem Mann und erklärt ihm dann, dass sie gerne noch einen zweiten dazu hätte!«, keifte Amyntas zurück. Loende zerrte und riss an ihrem Kleid, sodass es riss. Es war ihm egal! Sollte sie hinterher ruhig ankommen und von ihm Ersatz dafür fordern! Er würde sie knallhart abweisen. Ungläubig starrte er einen Augenblick auf die Münzen, die sie ihm vor die Füße warf. Dann flammte neue Wut in ihm auf, die noch durch ihre Worte weiter entfacht wurde. »Aber du darfst austeilen! Heb es auf!«, drohte er und deutete auf die Münzen. Er versperrte ihr den Weg zur Tür und würde sie sicher erst hinaus lassen, wenn sie seiner Aufforderung nach kam.
Nun nahm es sich dieses kleine Biest auch noch heraus IHM zu drohen. Amyntas verschränkte hämisch die Arme vor der Brust. »Wer verbietet mir das? Pass lieber auf, dass du überhaupt noch dort arbeitest, wenn ich das nächste Mal komme!«, entgegnete er kühl. Vermutlich überschätzte er seine Kompetenzen, doch er war sich ziemlich sicher, dass der Besitzer sich lieber eines guten Kunden versicherte, als auf seine Angestellte zu bestehen. Zumindest wenn es Amyntas darauf ankommen ließ und genug Geld ins Spiel kam!
Als er Erchirion ins Spiel bracht, zögerte Loende erst und schüttelte den Kopf. Dann gab sie jedoch zu, dass die mit Erchirion im Bunde war. Was sie aber sagte, verletzte Amyntas tiefer als es jedes Messer hätte tun können. Erneut bezeichnete sie ihn als Schlappschwanz! Stellte Erchirion, den schmierigen Prinzen, besser dar als ihn! Amyntas holte bereits zum Schlag aus, besann sich aber dann und schloss stattdessen seine Hand wie einen Schraubstock um ihren Arm. Mit einem Ruck zog er sie zu sich heran und zischte ihr kalt ins Gesicht: »Nein! Das bist du nicht wert!« Damit diesen Worten stieß er sie in Richtung Tür. »Du bist es nicht Wert, dass ich meine Position mit deiner Schändung gefährde! Aber ich rate dir, darauf zu achte, was du erzählst! Unterschätze mich nicht!«, drohte er und unterstrich die Worte damit, dass sich seine Hand an den Dolch an seiner Seite legte.
Er hatte keine Ahnung, wie er Erchirion gegenüber treten würde. Doch er würde sein im Moment schwankendes Ansehen nicht wieder gerade rücken, wenn er Loende nun etwas antat und ihr damit womöglich auch noch die Möglichkeit bot, ihn an höchster Stelle dafür anzuklagen.
Der Streit nahm plötzlich Ausmaße an, die Loende nicht verstehen konnte. Sie wollte nur noch weg, egal, wie zerrissen ihr Kleid war. Amyntas benahm sich schrecklich und ihr kam es vor, als hätte er seine Persönlichkeit geändert. Sie strebte zur Tür, doch er stellte sich ihr in den Weg. Sie blickte sich ängstlich um und schaute zu den Fenstern, vielleicht konnte sie von da entfliehen. Doch während sie noch darüber nachdachte, packte Amyntas sie und packte sie grob. Immer fester schloss sich seine Hand um ihren Arm und er tat ihr sehr weh. Plötzlich hatte Loende wirklich Angst, dass Amyntas ihr etwas antun könnte!
›Er will mich vergewaltigen‹, schoss es ihr durch den Kopf und sie fühlte sich wie gelähmt. Das Blut rauschte durch ihren Kopf und sie nahm Amyntas Worte nur noch aus weiter Ferne wahr. Sie fühlte nur lähmende Panik in sich.
Deshalb fiel sie auch schmerzhaft gegen die Wohnungstür, doch spürte sie es nicht. Sie rutschte an der Tür herunter und zog die Beine an sich. Über ihr Gesicht liefen Tränen und sie wagte es nicht ihren Peiniger anzusehen. Sie betete leise zu den Valar, dass man sie verschonen würde und schluchzte immer wieder auf, während sie wie Espenlaub zitterte.
Loende reagierte überhaupt nicht mehr. Sie antwortete nicht und auch, als Amyntas sie grob zur Tür stieß, fing sie den Schwung nicht einmal ab. Dafür sank sie in sich zusammen und Tränen liefen ihr über das Gesicht. Amyntas blickte wütend auf sie herab. »Was wird das jetzt?!«, fragte er böse und trat einen Schritt auf sie zu, wodurch er sie nur dazu brachte, sich noch enger in die Ecke zu kauern.
Plötzlich tat es ihm Leid, was er getan hatte. Vermutlich hatte er sie zu fest angefasst und auch der Stoß hätte ziemlich übel enden können. Doch er war nicht gewillt, dies ihr gegenüber einzugestehen. Nicht, nachdem sie ihn so gedemütigt hatte! Doch er entspannte sich ein wenig und sein Tonfall war um einiges ruhiger als er fragte: »Wolltest du noch irgendetwas sagen?« Er wusste nicht genau, was es gewesen war, dass sie von einer zurück fauchenden Wildkatze in einen geprügelten Hund verwandelt hatte. Vielleicht waren es die angedrohten Prügel gewesen, vielleicht auch der Stoß gegen die Tür. Nun, wirklich verletzt hatte sie sich wohl nicht.
»Es tat mir Leid, wenn ich dir weh getan habe! Aber glaub mir, kein Schlag hätte so schmerzhaft sein können, wie deine Worte demütigend waren!« Sollte er ihr erklären, was ihn so verletzt hatte? Vermutlich würde er sie nie wieder sehen, aber vielleicht konnte sie einen zweiten Streit dieser Art vermeiden, wenn sie wusste, wie die meisten Männer dachten. Eigentlich mochte er Loende ja, bisher waren sie immer gut miteinander aus gekommen. Doch scheinbar war es nicht gut, wenn sie sich zu oft sahen. »Ich denke, dir ist nicht klar, was du falsch gemacht hast! Ich werde es dir nicht verzeihen, dass du mich mit diesem Prinzen bloßgestellt hast! Aber viel schlimmer war es, dass du mir, nachdem ich dich nach allen Regeln der Kunst verwöhnt hatte, einen zweiten Mann an die Seite legen wolltest! Auf dem Höhepunkt des Triumphs einem Mann so einen Hieb zu verpassen... dass... ich dachte eigentlich, dass du die Männer besser kennst!« Noch vor wenigen Sekunden wäre seine Stimme voll von Abscheu und Verachtung gewesen, doch nun war sie ruhig und diplomatisch. Einen Augenblick sah Amyntas noch auf die junge Frau hinab, dann ließ er sie einfach dort sitzen und trat zurück in die Küche, wo er sein Schwert vom Tisch nahm und es sich umschnallte.
Vor seinen inneren Augen war immer noch das Bild der zitternden Loende. Einen Moment musste Amyntas dem Drang widerstehen, sie tröstend in die Arme zu schließen. Nein! Dazu würde er sich nicht herablassen. Wahrscheinlich beabsichtigte das Luder genau dies! Um ihn später als einen von ihr abhängigen Versager hinzustellen.
Die junge Frau zitterte und konnte mit Amyntas Worten nichts anfangen. Sie verstand nicht, was ihm missfiel, denn für sie war der Liebesakt wie immer schön, wenn nicht außergewöhnlich gewesen. Und sie hatte es Amyntas auch so gesagt. Sie hatte ihm sogar gesagt, dass sie den Prinzen nicht einmal kannte!
Noch immer quollen ihr heiße Tränen über die Wangen, als Amyntas in die Küche ging. Loende schluchzte laut auf und weinte eine Weile kurz vor sich hin. Dann war ihr plötzlich klar, dass dies die Gelegenheit war, ihrem Peiniger zu entfliehen - denn nichts anderes sah sie nun in Amyntas. Sie rappelte sich auf und rüttelte an der Tür. Doch sie bekam sie nicht auf. Irgendetwas klemmte oder sie drückte die Klinke nicht tief genug herunter. Ihre wachsende Verzweiflung machte alles nur noch schlimmer.
Da hörte sie Amyntas Schritte wieder und sie drehte sich um. Schon stand er im Türrahmen, während Loende wieder an der Tür rüttelte. Sie sah ihn auf sich zukommen und sie drückte sich gegen die Wand, um mehr Abstand zwischen sich und ihren Peiniger zu bekommen. Doch er kam unaufhaltsam näher! Schluchzend sank Loende wieder auf den Boden und wimmerte: »Lass mich! Bitte lass mich doch gehen!«
Immer noch sagte Loende nichts sondern wimmerte weiter. Amyntas musterte sie kurz von oben herab, schüttelte dann aber den Kopf und befand, dass sie ihm wohl nicht mehr antworten würde. So kannte er Loende gar nicht! Meist war die eher etwas frech und vor allem nicht auf den Mund gefallen.
Während er sich in der Küche noch einen kurzen dunkelblauen Umhang über warf, hörte er, wie Loende vorne an der Haustür rüttelte. Sie wollte also gehen, was wohl besser war. Aber warum zog sie nicht einfach den Riegel zurück und öffnete die Tür? War sie so durch den Wind? Amyntas löschte noch das Feuer im Herd und trat wieder in den Flur. Wie ein erwischter Dieb zuckte Loende zusammen und starrte ihn aus vor Angst weit aufgerissenen Augen verzweifelt an. Langsam machte sie auch ihm Angst! Sie benahm sich, als wollte er sie gleich erdolchen! Amyntas Wut war plötzlich erloschen, auch wenn das Gefühl, verletzt worden zu sein blieb, doch Loende war förmlich in Panik. Und das hatte er nicht beabsichtigt. Schließlich mochte er sie im Grunde, wenn auch ihre Worte ziemlich weiter unter der Gürtellinie gewesen waren.
Langsam trat er auf die Tür zu und wollte ihr helfen, doch Loende kauerte sich nur wieder in die Ecke und wimmerte im Gnade. Amyntas runzelte die Stirn. Fast hätte er gelacht, so absurd war diese Situation. »Ich hatte nicht vor, dich aufzuhalten«, erklärte er. Sie so verschreckt zu sehen, tat ihm irgendwie weh. Das hatte er nicht gewollt. Kurz blickte er zwischen ihr und dem Riegel hin und her und befand dann, dass es besser war, die Sache erst zu klären, bevor sie mit einem falschen Bild von ihm die Flucht ergriff.
»Loende?!«, begann er leise und ging einen Meter von ihr entfernt in die Hocke, sodass er sich auf Augenhöhe zu ihr befand. Langsam streckte er ihr eine Hand entgegen. »Hab ich dich verletzt?«, fragte er mit sanfter Stimme und schüttelte dann ablehnend den Kopf. »Das wollte ich nicht!«
Einen Augenblick sah er sie einfach nur an, dann rutschte er ein kleines Stückchen näher heran, sodass er sie berühren könnte, wenn sie es zuließ. »Komm! Komm her! Ich schwöre, ich werde dir nichts tun!«, forderte er sie auf und hielt ihr weiterhin fast einladend die Hand entgegen. Er sollte wirklich langsam lernen, seine Wut besser zu zügeln!