Unter Faramirs Führung verließen die Männer Brunerui. Sie folgten der Spur der Banditen, die kurz hinter dem Dorf nach Nordwesten abbog. Die Spur führte zu einem Wäldchen, in das die Männer hinein ritten. Die Spur teilte sich in einer Lichtung und verlief in mehrere Richtungen.
"Gewiss hat die Bande hier gerastet", dachte Faramir, "wahrscheinlich vorletzte Nacht." Die Soldaten blickten sich um. Plötzlich stieß Anborn einen Ruf aus. Die Truppe kam zum Stehen.
"Heermeister", sagte Anborn. "Seht nur, dort links zwischen den Bäumen liegt jemand. Mehrere Leute sogar! Ich fürchte, sie sind tot."
"Gut gesehen, Anborn" sagte Faramir. "Gehe dorthin und schaue dir das genauer an! Thenar und Arcuen sollen dich begleiten. Alles absitzen!"
Auf Faramirs Befehl stiegen alle Männer von den Pferden. Anborn, Thenar und Arcuen gingen wie befohlen zu den Getöteten. Faramir befahl Madril, festzustellen, in welche Richtung die Bande weiter gezogen war.
-------------------------------------------- "Ich bin Faramir, Heermeister von Gondor."
' Wir nähern uns den Banditen!' dachte Thenar, während er seinen kribbelnden Nacken rieb. Die Spur der Abtrünnigen war deutlich zu sehen; sie führte in einen kleinen Wald hinein. Auf einer Lichtung machten die Männer Halt, da Anborn eine Entdeckung gemacht hatte. ' Diese Mörder wollen gefunden werden, so offensichtlich, wie sie ihre Spuren für alle sichtbar lassen...'
Thenar stieg mit seinen Kameraden ab, band Centur an einen Baum und folgte mit Arcuen Anborn. " Mach´ dich auf `was gefasst!" raunte er dem Jüngeren zu, als sie sich den Leichen näherten. Der Verwesungsprozess hatte schon eingesetzt, bei den sommerlichen Temperaturen kein Wunder. ' Der Geruch ist unverkennbar ...' Insekten tummelten sich bei den menschlichen Kadavern, die brutal ermordet worden waren. Vier Männer unterschiedlen Alters _ offensichtlich Bauern - und ein halbwüchsiges Mädchen lagen zu ihren Füßen am Boden. Das Mädchen war geschändet worden; einem Mann steckte die Forke aufrecht in der Brust.
Die drei starrten auf die Ermordeten und Thenar sprach leise: " Vor zwei, drei Tagen haben sie noch gelebt ... Wir können sie nicht verbrennen, wahrscheinlich sind wir den Mördern schon sehr nah! " Anborn nickte mit unbewegtem Gesicht. Ohne ein Wort suchten sie rasch die nähere Umgebung nach Spuren ab, dann begab sich Anborn zu Faramir zurück, um ihm Meldung zu machen.
Zu Arcuen sagte der Waldläufer: "Anscheinend waren die Flüchtlinge überrascht und niedergemetzelt worden, wie man aus den Spuren sehen kann. Lass´ uns ein wenig Strauchwerk über die Toten decken; zu einer ordentlichen Bestattung haben wir gewiss keine Zeit!" Mit diesen Worten sammelte einige Äste vom Boden .
Noch immer etwas geschockt von der Verwüstung folgte Arcuen dem Trupp. Die Spur der Banditen führte in ein kleines Wäldchen, sie war leicht zu erkennen, anscheinend legten sie wenig Wert darauf, unentdeckt zu bleiben. ›Umso besser für uns, wir werden ihnen ihre Leichtsinnigkeit gründlich vor Augen führen‹, dachte der Junge Waldläufer grimmig.
An einer Weggabelung hielten sie an, da einer der Männer eine Entdeckung gemacht hatte. Zwischen den Bäumen konnte Arcuen Menschen liegen sehen, sie waren offensichtlich tot. Widerwillig folgte er Thenar und Anborn, um die Leichen unter die Lupe zu nehmen. Beim Anblick der brutal hingerichteten Toten, verzerrte sich sein Gesicht zu einer Maske und ballte die Hände zu Fäusten. Thenar sagte etwas, doch Arcuen hörte nicht wirklich hin. ›Wie können Menschen so grausam sein? Was bringt sie daszu, so etwas zu tun?‹
Erst als Thenar ihn aufforderte, ihm bei der Notdürftigen Bestattung zu helfen, löste er sich aus der Starre und nickte langsam.
Madril meldete Faramir, dass die Banditen weiter in Richtung Dunthara gezogen seien.
"Die Spur ist noch recht frisch", meinte der erfahrene Offizier, "etwa einen Tag alt. Vermutlich hat die Bande hier übernachtet und ist dann weiter gezogen."
"Dann sind sie nicht mehr weit", sagte Faramir. "Wir müssen sehen, dass wir sie bald einholen."
Er ging in Richtung der Männer, die die Leichen mit Strauchwerk bedeckten. Anborn kam ihm entgegen.
"Heermeister, es sind die Leichen von fünf Menschen", meldete der Waldläufer. "Vier Männer und ein geschändetes Mädchen. Ein ziemlich grausamer Anblick! Thenar meinte, dass es besser sei, sie nicht zu verbrennen, weil die Mörder wohl in der Nähe sind. Daher bedecken wir sie so schnell es eben geht."
"Thenar hat Recht", meinte Faramir. "Gut, bedeckt die Leichen so rasch es geht. Dann müssen wir weiter."
Zwei weitere Männer kamen hinzu und halfen beim Bedecken der Leichen. Bedrückt ging Faramir zu seinem Pferd zurück und stieg wieder auf. Nachdem die notdürftige Bestattung beendet war, gab er das Zeichen zum Weiterreiten.
Sie verließen das Wäldchen und folgten der Spur die entlang des Pfades nach Süden führte. Während sie schweigend weiterritten, bemerkten sie bald einen stärker werdenden Brandgeruch.
Gegen Mittag sahen sie vor sich das Dorf Dunthara - oder das was davon noch übrig war, denn es war vollständig niedergebrannt. Die Trümmer rauchten noch.
"Wehe! Das hatte ich befürchtet!" dachte Faramir, als sie in das Dorf hinein ritten.
Wie Thenar bemerkte, erstarrte Arcuen beim Anblick der verstümmelten Leichen. ' Nun ja; er ist noch jung ... ' dachte der Waldläufer und schenkte seinem jungen Kameraden einen mitleidigen Blick. Anborn kam mit zwei Kameraden zurück und half bei der notdürftigen Bestattung, wenn man es denn so nennen konnte.
Nachdem diese traurige Angelegenheit getan war, stiegen sie rasch auf ihre Pferde und folgten weiter der Spur der Mörder.
Schweigend verrichteten sie die traurige Arbeit, Anborn und zwei weitere Männer halfen ihnen. Als sie fertig waren, blickte Arcuen auf das mehr als notdürftige Grab. ›Wir können im Moment nicht mehr für sie tun‹, dachte er grimmig und schwang sich auf sein Pferd, um den Mördern zu folgen.
Bald verließen sie den Wald und wieder kehrte der Brandgeruch zurück. Arcuen konnte sich denken, was sie in Dunthara erwarten würde...#