Faramir lehnte den Wunsch gleich aufzubrechen ab. Dies war anzunehmen gewesen. Doch Erchirion dachte, dass wenn sie schon gehen mussten, lieber keine Zeit mehr verschwenden sollten. Aber zu einer Antwort kam er erstmal nicht, denn Faramir fuhr fort, diesmal in einem etwas strengeren Tonfall. Der junge Waldläufer lehnte noch immer mit verschränkten Armen am Baum und hörte sich die Vorwürfe seines Heermeisters an, ohne ein einziges mal den Blick zu senken. Er hielt den Augen von Faramir stand, bemerkte aber auch, dass Thenar das ganze zu amüsieren schien.
Es war ja nicht so, dass Erchirion mit niemandem hier auskam. Er hatte auch seine Freunde und die Waldläufer schätzten ihn. Nur manchmal konnte er sich eben leicht daneben benehmen, vor allem wenn es die unerfahrenen Ranger unter ihnen betraf.
"Verzeiht mir, Faramir. Mir war es nicht bewusst, dass Ihr dies gehört haben könntet." Was ja eigentlich nichts zur Sache machte. "Ich denke, man darf nicht zu schonend mit den jungen Leuten verfahren, sonst lernen sie nie etwas. Und wenn Meowés nicht mal Wild auseinander nehmen kann, hat er auf dem Schlachtfeld nichts verloren."
Erchirion fuhr sich mit der Hand durch sein Haar und sah kurz zu Thenar und Curon, welche mittlerweile die Rehe bearbeiteten. Dann wand er sich wieder an Faramir und schaute leicht missmutig drein. "Euch hat man als Kind doch auch nicht wie Watte behandelt." Ganz im Gegenteil... "Und wenn Euer Vater nicht so mit euch umgesprungen wäre, hättet ihr es vielleicht nie zu dem gebracht, was Ihr hier jetzt verkörpert." Es war vielleicht etwas Vorlaut, aber Erchirion wusste, dass es der Wahrheit entsprach. Sein Onkel hatte Faramir zu dem gemacht, was er war. Und das ohne viel Liebe.
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Hinfallen, Aufstehen, Krone richten, weiter gehen ...
Als Erchirion Faramirs Vater und seine Art, mit ihm umzuspringen erwähnte, wurde der Heermeister wütend, denn sein Vetter hatte damit einen wunden Punkt getroffen.
"Wie mein Vater mich erzogen hat, geht dich nichts an!" fuhr er Erchirion an.
Als Thenar und Curon kurz zu ihnen herüberblickten, bedauerte Faramir diesen Ausbruch schon wieder.
Ruhig bleiben! Ich sollte vor meinen Männern nicht die Beherrschung verlieren.
Er atmete einmal tief durch und sagte dann in ruhigerem Ton:
"Ja, es stimmt, dass mit mir nicht zu schonend verfahren wurde. Das habe ich auch mit Meowés nicht vor. Du aber solltest beim Umgang mit den jüngeren Waldläufern nicht vergessen, dass es nicht allzu lange her ist, dass du selbst noch grün hinter den Ohren warst!
Und ja, ein Waldläufer muss Wild zerlegen können. Da dem so ist, befehle ich dir, dass du jetzt Curon und Thenar dabei hilfst!
So, genug davon. Ich gehe jetzt hinaus und inspiziere Astaldo und Gwaenas beim Bogenschießen!"
Ohne eine Antwort des verdutzten Erchirion abzuwarten, ging Faramir zum verbotenen Weiher.
Thenar missfiel , wie Erchirion Faramir geantwortet hatte, doch er dachte sich seinen Teil: Das sind wohl Familienangelegenheiten...
Als Erchirion zu ihnen kam, gab es nicht mehr viel zu tun; Curon hatte schnell und geschickt mitgehofen. Deshalb begannen sie die Fleischstücke zu sortieren, was als Braten über dem Feuer gegrillt werden sollte und welche Stücke geräuchert werden sollten.
Curon war bei der Erwähnung seines Omkels innerlich zusammen gezuckt, er hatte lange genug in Minas Tirith gelebt, um zu wissen welche inneren Wunden Erchirion damit berührte, auch wenn er Denethor viel zu verdanken hatte. Curon war unendlich dankbar das Tirion ein strenger , aber liebevoller und glücklicher Mann war und vorallem das seine Mutter noch lebte.
Erchirion hatte nicht das Recht Faramir so zu beurteilen. Curons Hand verkrampfte sich um das Messer, lockerte sich aber sofort wieder als er bemerkte welche Gefühle in ihm aufwallten. Dergolad hatte ihm immer vorgehalten, das er zu impulsiv handeln würde, Curon hatte nicht vor in alte Angewohnheiten zurück zufallen.
Konzentrier dich auf deine Arbeit.
Mit Genugtuung registriert er, das Faramir ihn zu recht wies. Schadenfreude war auch eine Untugend die Dergolad bei ihm gerne ausgemertzt hätte, dennoch stahl sich ein grimmiges Lächeln auf seine Lippen.
"Du solltest endlich lernen, was man besser nur denkt, Erchirion."
Seine Stimme war kalt wie Eis als er seinen Vetter ansprach, der gerade zu ihnen getreten war.
Faramir reagierte sehr gereizt auf Erchirions Worte und der Waldläufer bereute bereits sie laut ausgesprochen zu haben. Dieses Thema hätte er nicht anschneiden dürfen. Aber es war nun mal geschehen und jetzt konnte er es nicht rückgängig machen.
Als Faramir von dannen zog, beschloss Erchirion später noch einmal auf seinen Vetter zuzukommen. Eine Entschuldigung wäre wohl in dieser Situation angemessen.
Schweigend trat er zu Thenar und Curon, welche ihre Arbeit am Wild fast beendet hatten. Thenar schaute nicht auf und Curons Worte waren kalt. Erchirion war klar, dass sie das Gespräch mit angehört hatten. Warum konnte er sich nicht einmal zusammen reisen. "Kümmer dich bitte um deine eigenen Angelegenheiten," sprach er Curon an und setzte sich, mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck, auf einen Stein neben die beiden Ranger. "Wie kann ich noch helfen?" fragte er schließlich. Wie er sah waren die beiden fast fertig, aber Faramir hatte ihm befohlen Thenar und Curon zur Hand zu gehen und deswegen fragte er nach.
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"Bereite schon alles für das Abendessen vor, du kannst dann sofort anfangen zu grillen." sprach Thenar und deutete auf auf das Gestänge, dass zum grillen von Wild hinter einigen Steinen lag.
Er blickte Erchirion an, dem man ansah, dass er über das Gespräch nachdachte.
Curon hielt es nicht für nötig, Erchirion auf diese Bemerkung zu antworten. Curon holte das Gestänge hinter den Steinen hervor und begann zusammen mit Erchirion die Fleischstücke daran zu befestigen. Seine Gedanken schweiften ab. Er dachte an Erendis, die kleine hatte sich anfangs auch immer angestellt, wenn es ans Schlachten und zerteilen von Tieren ging. Bis ihr Vater ihr eine Gesichte erzählt hatte, da war sie grad 8 Jahre alt gewesen.
" Sieh mal Erendis, wir töten diese Tiere nicht zum Spass und wir tun es schnell damit sie keine Schmerzen empfinden. Ihre Seelen die kehren dann zu Yavanna zurück, um dort bei auf ewig grünen Wiesen zu weiden, sie brauchen dann ihren Körper nicht mehr. Und nun hör auf zu Weinen und hilf deiner Mutter du möchtest doch auch etwas zu Essen. Und danke dem Reh in Gedanken, das es für uns da ist."Tirion hatte die weinende Erendis auf den Schoß genommen gehabt und getröstet. Erendis war danach tapfer gewesen und hatte ihrer Mutter und Curon beim zerteilen geholfen gehabt.
Curon bezweifelte nur, das Meowés eine solche Gesichte helfen würde und Hänseleien brachten auch nichts.
" Wird meine Hilfe hier noch benötigt?"
Er schaute die beiden anderen Waldläufer erwartungsvoll an.
Das Fleisch grillen... also schön. Dies war schließlich eine Aufgabe, welche auch gemacht werden musste, wenn sie heute Abend etwas Frisches zwischen die Zähne bekommen wollten. Den Rest des Fleisches würden sie wohl für ihren Dreitagesmarsch einpacken.
Zusammen mit Curon packte er die Stücke auf das Gestell, welches zum Grillen diente. Erchirion sprach kein Wort und war voll auf das Wild konzentriert. Curon wollte sich verabschieden und Erchirion nickte. "Geh nur." Kurze Zeit später war der andere Ranger schon verschwunden.
Nun blieben nur noch Thenar und er an der Feuerstelle übrig. Erchirion nahm das Gerüst und brachte es zum Feuer. Dann setzte er sich auf einen Stein daneben, damit er es immer wieder drehen konnte. Wenn man nicht auf das Fleisch aufpasste, konnte es passieren, dass es an manchen Stellen zu kross wurde und an anderen Stellen roh blieb.
Sie hatten schon seit ein paar Tagen kein frisches Fleisch mehr gehabt. Ob die zwei Rehe für alle langten würde sich allerdings erst zeigen.
Erchirion blickte zu Thenar, welcher etwas Abseits stand, dann wieder auf das Feuer. "Willst du dich setzen?" fragte er den anderen Waldläufer. Erchirion war sich nicht sicher, hatten die beiden doch heute Morgen den Tag wohl auf dem falschen Fuße begonnen. Auf der Jagd hatten sie wenig Freude aneinander gehabt.
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" Wenn ich mich gewaschen habe, komme ich gleich wieder." antwortete Thenar nach kurzen Überlegen und zeigte auf seine blutverschmutzten Hände.
Ich bin Erchirion was schuldig, nachdem er heute früh so wütend auf mich war,dachte er. Nicht umsonst hatte er den nötigen zum Gang zum Weiher angeführt; der Ranger wollte auch Zeit zum überlegen haben, wie er ein Gespräch mit Erchirion beginnen konnte.
Wahrscheinlich geht es Erchirion genau anders herum mit seinen Gefühlen...während ich lieber schweige, braust er auf....da fragt man sich, was wohl besser ist... sinnierte er, als er zum Weiher ging.
"Alles klar. Das Fleisch braucht sowieso noch eine Weile." Die anderen Ranger hatten sicher schon Hunger. Aber sie mussten sich noch gedulden, wenn sie das Reh nicht roh genießen wollten.
Thenar verschwand um sich frisch zu machen. Erchirion blieb so allein mit dem Reh bei der Feuerstelle sitzen.
Langsam drehte er das Fleisch, so dass die Flammen jede Steller erreichen konnte. Dabei machte er sich Gedanken, wie er sich bei Faramir entschuldigen konnte, ohne selbst sein Ego zu schaden.
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Curon war leise und in Gedanken zur Feuerstelle zurückgelaufen, jetzte sah er Erchirion am Feuer sitzen und das Fleisch drehen. Er setzte sich auf einen Stein in der Nähe und beobachtete seinen Vetter.
Wenn Dergolad nur hier wäre, ich wüsste sonst keinen der Gwaenas und Meowés schnell genug auf ihre Auggabe als Waldläufer vorbereiten könnte. Aus uns beiden Chaoten, hat er doch auch was Brauchbares machen können. Ein Grinsen glitt ganz kurz über sein Gesicht. Ich wüsste gern, ob Erchirion sich nach so nach Dol Amroth sehnt wie ich nach Minas Tirith?
" Wenn Dergolad hier wäre, würden die Beiden schnell alles nötige lernen, was sie brauchen, findest du nicht Erchirion? Der alte Kauz fehlt mir. "
Faramir ging zur Feuerstelle, wo sich allmählich die Männer versammelten, die voll Vorfreude auf den frischen Braten warteten. Der Heermeister aber blickte nur kurz aus einiger Entfernung zum Feuer und sah, dass Curon und Erchirion sich leise unterhielten, hörte aber nicht, was sie sagten.
Im Moment kümmerte ihn das auch nicht, da er in Gedanken versunken war, als er sich hinsetzte. Er überlegte, was er mit den beiden jungen Waldläufern tun sollte, wenn sie in Osgiliath ankamen.
Vielleicht können wir sie in Osgiliath weiter ausbilden.
Doch was, wenn sich die dunklen Vorahnungen bestätigen sollten und den Waldläufern ein ernsthafter Einsatz bevor stünde? Faramir geriet ins Grübeln und fragte sich, woher diese Vorahnungen kämen.
-------------------------------------------- "Ich bin Faramir, Heermeister von Gondor."
Als der Waldläufer zur Feuerstelle zurückkam zögerte er, als er Curon und Erchirion zusammen stehen sah. Er wollte sich etwas beiseite begeben, als der Heermeister aus einer anderen Richtung vom verbotenen Weiher kam.
Faramir war tief in Gedanken und bemerkte ihn nicht. Deswegen räusperte er sich und sprach ihn an: "Heermeister Faramir, wie ich höre, brechen wir morgen früh nach Osgiliath auf?"
"Ja, wir brechen bei Sonnenaufgang auf", antwortete er auf die Frage des Waldläufers. "Es spricht viel dafür, dass wir von hier fortgehen. Zum Beispiel, dass unsere Vorräte bald knapp werden. Doch an unserem letzten Abend in Henneth Annûn wollen wir nochmal frisches Fleisch genießen. Wie weit ist denn das Abendessen?"
Der Duft des Bratens regte allmählich den Appetit des Heermeisters an.
-------------------------------------------- "Ich bin Faramir, Heermeister von Gondor."
Astaldo konnte schon von weitem den verführerischen Duft des Bratens riechen. Und schon begann auch schon sein Magen zu knurren. Er hörte dass hinter ihm Gwaenas herlief.
Als Astaldo zur Feuerstelle kam, hörte er dass sich Faramir mit Thenar über den baldigen Aufbruch unterhielt. Erstaunt blickte er den Heermeister an.
Faramir will also morgen schon aufbrechen. Wie gut, dass ich das auch erfahre , dachte er etwas zynisch.
Astaldo beschloß, sich in nächster Zeit nicht mehr um das Wacheschieben zu reißen. Er hatte anscheinend alle wichtigen Dinge heute mittag verpasst.
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Wenn du wissen willst, wie groß du wirklich bist, dann darfst du dich nicht mit einer Messlatte messen, die kleiner ist als du!
Mittlerweile wurde es voll um das Feuer. Natürlich wollte jeder etwas vom frischen Reh abbekommen, was Erchirion auch verstehen konnte. Aber ganz war es noch nicht bereit gegessen zu werden.
Curon hatte sich neben ihn gesetzt und kam auf das Thema Dergolad. An ihn hatte Erchirion schon eine ganze Weile nicht mehr gedacht. Asche auf sein Haupt... Wahrscheinlich hätte er heute nicht so mit seinen Kollegen gesprochen, wenn er öfters an den alten Lehrmeister und dessen Worte gedacht hätte.
Mit einem Stecken stocherte der Ranger in der Glut des Feuers herum. "Ja, ist schon eine ganze Weile her. Aber ich bin mir sicher ihm geht es gut. Wenn jemand auf sich aufpassen kann, dann ist es er."
Erchirion drehte das Fleisch, es waren wirklich etliche Stücke, noch einmal um und begutachtete es von allen Seiten. "Ich glaub es wär so weit..."Für alle wird es wohl nicht reichen...
Die Waldläufer verteilten sich um das Feuer oder lehnten sich an nahe stehende Bäume. Jeder der wollte bekam etwas vom Reh und dazu ein Stück Brot. Auch der restliche Wein wurde unter den Männern verteilt. Es war gut, dass sie nach Osgiliath ritten, die Vorräte gingen wirklich langsam zu neige.
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Hinfallen, Aufstehen, Krone richten, weiter gehen ...
Curon merkte das sich Erchirion beruhigt hatte, er erwartete keinen weiteren Komentar von ihm. Es war Erchirion schon immer schwer gefallen einen Fehler einzugestehen, Curon machte das nichts aus. Er wusste, wann sein Vetter etwas gesagtes bereute. Danken nahm er seine Portion Fleisch an und zog sich etwas von den anderen zurück, er fühlte sich so erschöpft das er sich zum Essen zwingen musste.
Ich wünschte ich wäre 17 und in Dol Amroth, keine Sorgen außer denen ob Dergolad hinter den letzten Streich gekommen ist und uns irgendeine Strafe aufbrummt.
Thenar nickte bei Faramirs Worten. Es war gut, dass sie aufbrachen. Außer Wachdiensten , einigen Patrolliengängen und der Jagd war in der letzten Zeit nichts los gewesen. Tatsächlich, bei dem verführerischen Geruch knurrte ihm auch der Magen. Er blickte sich um: Die Sonne neigte sich dem Horizont zu und würde bald untergehen.
Sein Blick glitt über die Waldläufer, die sich nun um die Feuerstelle verteilten.
Curon sah erschöpft aus und zog sich etwas zurück. Deshalb ging Thenar zu Erchirion und setzte sich zu ihm, als das Grillfleisch und das Brot verteilt wurden.
Eine zeitlang verzehrten sie schweigend ihre Mahlzeit, während Thenar sinnend in die Flammen schaute. Er überlegte, wie er das Gespräch am besten anfangen konnte. Schließlich sprach er: Du bist heute morgen schnell erfolgreich wiedergekommen. Er machte eine Pause, um zu sehen, ob Erchirion aufbrausen würde.
Mit einem unsicheren Lächeln trat Gwaenas zu den Anderen an die Feuerstelle. Während ihm bereits der mehr als köstliche geruch des Bratens in die Nase stieg, wurde ihm bewusst, was für einen Mist er tatsächlich gebaut hatte.
" Curon? Kannst Du mir vielleicht sagen, welche Teile an dem Vogel genießbar sind? Ich mag mich mit den Innereien von Säugetieren auskennen, aber Vögel sind mir unbekannt," fragte er den anderen Waldläufer, während er sich hinkniehte und begann, den Vogel zu rupfen.
Da hast du dir was eingebrockt, Junge. Curon lächelte etwas mitleidg.
Er liess von seinem Essen ab, er hatte sowieso keinen richtigen Hunger. Er stand etwas schwerfällig auf und besorgte Wasser, außerdem noch Salz und einen Stock, auf dem Gwaenas den Vogel aufspießen konnte.
Gwaenas war mit Rupfen fertig, als Curon zurück kam. Curon nahm ihm den Voegl ab, um dem Jungen zu zeigen was man tun konnte um diesen eher ungeniesbaren Vogel einigermaßen essbar zu machen.
" Du schneidest desn Vogel auf, wie du es mit Geflügel, auf dem Hof deines Vaters tun würdest und nimmst den Vogel vollständig aus, auf das verwerten der Innereien verzichten wir lieber. Dann schneidest du den Kopf samt Hals ab. Wenn du das erledigt hast, wäschts du das Innere des Vogels aus. Warte etwas damit der größte Teil des Wasser herausgelaufen ist, dann salzt du das Innere. So, jetzt spießen wir das Tier auf einen Stock. " Curon übergab Gwaenas den Spieß.
Ein mageres Vieh, wenn das Gefieder weg ist, er wird nicht viel davon haben.
"Halt ihn nicht direkt ins Feuer, sondern stell den Spieß in die Nähe, in die Hitze des Feuers und lass ihn langsam garen. Hier nimm meinen Teller."
Curon hatte das Brot über den Rest des Fleisches gedeckt, so das dieses darunter nicht zusehen war. Gwaenas würde heute Abend nicht hungrig ins Bett gehen.
Astaldo ließ sich das köstliche Fleisch schmecken. Als Gwaenas mit seinem Vogel auftauchte, beobachtete er den Jungen ein wenig schmunzelnd. Ein Habicht war eigentlich kein besonders wohlschmeckender Vogel.
Während er am warmen Feuer saß, kroch allmählich die Müdigkeit in seine Glieder.
Ich werde langsam alt,dachte er bedrückt und blinzelte in die Flammen.
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Wenn du wissen willst, wie groß du wirklich bist, dann darfst du dich nicht mit einer Messlatte messen, die kleiner ist als du!
Gwaenas wurde grün wie ein Laubfrosch im Gesicht, oder so kam es ihm zumindest vor, als Curon ihm erläuterte, wie er den Vogel ausnehmen sollte. Die Federn des Habichts hatte er beiseite gelegt, damit er diese später für die Befiederung von Pfeilen benutzen konnte.
Na lecker.
Gwaenas spießte den Vogel auf und bemühte sich, dabei möglichst an gar nichts zu denken. Es würde ansonsten nur noch schlimmer werden. Dann begann er vorsichtig zu schneiden. Ihm wurde noch mehr schlecht, als er sah, wie die Innereien aus dem Vogel quollen.
Vielleicht kann ich mit ihnen mein Schwert einfetten, wenn ich sie vom Blut gesäubert habe. Es geht doch nichts über eine Klinge, die den Orks in der Nase stinkt und durch ihre Körper gleitet wie ein Schlitten mit guten Kufen auf Schnee.
Endlich war das Blut weg und Gwaenas begann das Salz auf den Vogel zu streuen.
" Na dann... der Beweis des Schweins ist, dass man es isst." sagte er, als er den Vogel über die Flamme hielt und darauf wartete, dass seine Beute gar wurde.
Erchirion hatte sich ebenfalls ein kleines Stück vom Wild auf den runden Holzteller genommen und aß es nun wie gewohnt mit seinen Händen. Hier draußen störte das weiter keinen. Dabei bemerkte er, wie Thenar zögernd ein Gespräch anfangen wollte. Hat der gute Mann etwa ein schlechtes Gewissen?... Erchirion musterte ihn kurz von der Seite.
Während er Thenar zuhörte sah er mit an, wie Gwaenas einen Vogel über dem Feuer zubereitete. Wo hat er denn den jetzt her?... fragte sich der Ranger.
Erchirion blickte nicht von seinem Teller auf, als er Thenar antwortete. "Das Tier hat es mir einfach gemacht. Ist nach ein paar Hundertmetern gestürzt und nicht mehr schnell genug hochgekommen." Eigentlich hätte er nun mit seiner Schnelligkeit prahlen können, aber er tat es nicht.
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Hinfallen, Aufstehen, Krone richten, weiter gehen ...
Als das Grillfleisch verteilt wurde, achtete Faramir darauf, dass man ihm kein allzu großes Stück gab.
Der Heermeister soll nicht viel besser gestellt sein als der einfache Soldat.
Er nahm sich einen Kelch mit Wein und blickte sich um. Erchirion unterhielt sich gerade mit Thenar, doch Faramir achtete mehr auf Gwaenas, der mit erkennbaren Widerwillen den von ihm geschossenen Habicht zerschnitt.
Tja mein Junge, das kommt davon. Vielleicht schmeckt es dir ja trotzdem.
Etwas belustigt setzte sich der Heermeister wieder hin und speiste schweigend. Je mehr er von dem Wein trank, desto müder wurde er.
Es wird bald Zeit für die Nachtruhe.
Nachdem Faramir sein Mahl beendet hatte, merkte er, dass es sehr ruhig geworden war und sich nur noch wenige Waldläufer leise unterhielten. Er stand auf und sagte:
"Männer! Begebt euch nach dem Essen bald zur Nachtruhe, denn wir müssen morgen früh aufstehen! Bei Sonnenaufgang brechen wir nach Osgiliath auf. Ich wünsche euch allen eine gute Nacht!"
Die Waldläufer erwiderten den Gruß ihres Befehlshabers, der sich in die Höhlen zurückzog, seinen Umhang ablegte und sich auf sein Nachtlager bettete. Er hörte noch einige Minuten, wie sich einige der Männer leise unterhielten, dann schlief er ein.
-------------------------------------------- "Ich bin Faramir, Heermeister von Gondor."