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Willkommen in Ithilien, Wanderer!
Dies war ein Rollenspiel rund um die Bewohner von Gondor
drei Jahre vor dem Ringkrieg.

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 Chroniken
Leyron Offline

Krieger


Beiträge: 1.022

03.03.2010 05:56
Leyrons Zusammenfassung in der Gefangeschaft Zitat · Antworten

Leyrons Schlaf war die ganze Nacht nicht wirklich ruhig und erholsam, aber immerhin schlief er und sein Körper kam endlich ein wenig zur Ruhe. Aeluins Berührungen bekam er nicht mehr bewusst mit und doch waren sie es, die ihn davon befreiten, schon früher von plagenden Träumen heimgesucht zu werden.

In den ersten Jahren in Gondor hatte er, häufiger als er zählen konnte, diese Albträume gehabt, doch dann waren sie nach und nach verblasst. Viele Jahre später, als erwachsener Mann, waren sie wieder aufgetreten. Zu jener Zeit, als er versucht hatte, in dem Land der Wüste ein neues Leben zu beginnen und kläglich gescheitert war, jener Zeit, als er ein weiteres Mal dem Harad den Rücken zugedreht hatte und nach Gondor zurück gekehrt war. Auch zu dieser Zeit hatte er um die Befreiung von den Träumen kämpfen müssen, aber er konnte sich ihrer ein weiteres Mal entledigen. Dass sie nun kamen, verwunderte ihn nicht und dennoch war er in dieser Nacht nicht darauf vorbereitet gewesen.

Wie schon die Jahre zuvor war das Erste, was er sah, das sanfte Gesicht seiner Mutter. Er hatte damals geglaubt, das Antlitz seiner Mutter vergessen zu haben, dass er sich nicht mehr daran würde erinnern können, wie sie ausgesehen hatte. Doch in jedem der Träume rief sich das Bild der wunderschönen Frau, welche sie einmal gewesen war, sofort wieder in sein Gedächtnis. Er hörte ihr Lachen, die liebliche Stimme, die dem kleinen Kind auf ihrem Schoß etwas vorsang. Er konnte ihren Klang hören, als säße er noch heute auf ihrem Schoß.

Leyron wusste wie es weitergehen würde, doch es gelang ihm nicht sich aus diesem unsichtbaren Spinnennetz seines Traumes zu befreien und so war er auf ein Neues den peinigenden Erinnerungen ausgeliefert.
Eine weitere Sequenz verschwamm mit der vergangenen. Die Frau in seinem Traum, sie griff nach der Hand des kleinen Jungen an ihrer Seite und gemeinsam rannten sie über den weißen Sand. Ihr langes schwarzes Haar wehte im Wind, als sie ihren Jungen in den Arm nahm und sich gemeinsam mit ihm im Kreis drehte.

An einer dünnen Lederschnur hing ein Muschelanhänger um ihren Hals, welcher zwischen ihren Brüsten hin und her wippte, wenn sie lachte und ihren Sohn herzte.

Wie immer, wenn diese Sequenz verschwand, schien sie nur wenigen Wimpernschläge angedauert zu haben. Ersetzt wurden die schönen Bilder aus dem Buch der Erinnerungen durch Schmerz, Angst und noch mehr Schmerz.

Es begann damit, dass die dunklen, drohenden Augen seines Vaters vor ihm auftauchten, dann das er dessen hämisches Lachen und das Geräusch von aufplatzendem Fleisch hörte. Die wimmernde Stimme eines Kindes, das um Vergebung bat. Die schmerzerfüllten Schreie eines heranwachsenden Jungen. Gefolgt von hoffnungslosen Schluchzern eines Jugendlichen, der nie eine wirkliche Kindheit erlebt hatte. Immer wieder das schmatzende Geräusch der Lederstriemen auf der Haut.

Er konnte das feuchte Holz in seinem Rücken spürte, das Salzwasser, das in den Wunden brannte. Die Beine zitterten, sie hätten den geschwächten Körper nicht gehalten, wäre er nicht gut vertaut gewesen. Welle um Welle klatschte gegen den Bug. Nicht jede erwischte ihn, schlug über ihm ein, doch jene, die hoch genug schwappten, brannten in seinen Augen, in den offenen Wunden, hinterließen eine salzige Kruste auf den aufgesprungen und vor Durst spröden Lippen.

Zwischen den Wellen betet er stumm, endlich sterben zu dürfen. Das Wasser, das gleichermaßen durch Nase und Mund in ihn eindrang, hatte es unmöglich gemacht zu schreien.

Er hatte geschrien und gefleht, während sie ihn an die Planke gebunden und dann hinabgelassen hatten. Er hatte gewusst, dass sie ihn töten würden und er hatte es in Kauf genommen, schon bevor er das Messer totbringend in Mahir versenkt hatte. Dass sie ihn jedoch so quälen würden, damit hatte er nicht gerechnet. Schon alleine der Aufwand, den es bedeutet hatte, ihn am Bug des Schiffes zu befestigen…

Jetzt war er zu schwach zum Schreien.

Leyron drehte sich unruhig hin und her, begleitet von den Schmerzen, die wie zuckende Blitze durch seinen Körper huschten, wann immer zu viel Gewicht auf seinem verwundeten Rücken lagerte. Er war in dieser Schlafphase, in dieser Traumphase, nicht durch Worte oder Schütteln aufzuwecken, nicht einmal der Schmerz war in der Lage, ihn aus dieser Sequenz herauszuholen. Denn Schmerz war es, der ihn gefangen hielt.

Die Bilder in seinem Traum kamen nun schneller. Sie sprangen von seinem Vater zu seiner Mutter und wieder zurück, der Schmerz wurde immer schlimmer, der Körper schüttete kein Adrenalin mehr aus. Er befand sich nicht mehr am Bug des Schiffes, nicht mehr den tosenden Wellen ausgesetzt.

Die Erinnerungen in diesem Traum sprangen von dem blutenden Messer an der Kehle seiner Mutter immer wieder zurück auf das Schiff. An den Mast, an den sie ihn gefesselt hatten. Jetzt hörte er die Schreie anderer. Männer, die zu den Härtesten gehörten, die er gekannt hatte, die jedoch dem Schmerz ebenso wenig entgegen bringen konnten wie er selber. Der Geruch von verbanntem Fleisch drang in seine Nase und Hitze von glühendem Metall schwängerte die Luft. Der Schmerz, der alles zerriss, der alles bisher Erlebte übertraf, schüttelte den schwachen Körper als das heiße Eisen seine Haut berührte.



Aldëa, 30 Nárië 3016 DZ



Leyron erwachte schweißgebadet. Er lag auf dem Rücken und zitterte am ganzen Körper. Kein Laut war über seinen Lippen gekommen, doch seine Kehle brannte. So war es immer und so würde es auch ein jedes Mal sein, wenn ihn diese Träume übermannten.

Er hörte Aeluin auf ihn einreden, doch er sah sich ja nicht mal in der Lage ihr in die Augen zu sehen, wie sollte er ihr da antworten? Der Morgen war gerade angebrochen und die ersten Soldaten waren bereits auf den Beinen.
Leyron versucht sich aus eigener Kraft aufzusetzen, doch sein Körper versagte ihm den Dienst, so dass er dankbar aber immer noch schweigend ihre Hilfe annahm.

Auf ihre liebevoll angebotene Hilfe, auf ihre herzlichen Gesten wusste er nichts zu antworten. Er konnte ihr diese Bilder nicht anvertrauen, er konnte diese Schmerzen nicht mit ihr teilen. Er wollte ihr nahe sein, wollte seine Gedanken, seine Pein mit ihr teilen doch er konnte es nicht. Er durfte es nicht. Er wollte ihr ein Lächeln schenken, wollte ihr versichern, dass es ihm gut ging, dass alles bereits überstanden war… doch auch das konnte er nicht.

Leyron hielt seinen Blick gesenkt und schüttelte den Kopf. Er nahm das von ihr angebotene Trinken entgegen, etwas später auch die aufgewärmte Suppe und den Kanten Brot, den sie zu kleinen Stücken teilte und der Suppe beifügte. Immer wieder schüttelte er seinen Kopf, wenn ihr fragender Blick den seinen streifte.

Er bat sie sich ein letztes Mal zu ihm zu setzen, damit er sie umarmen konnte. Er vergrub seinen Kopf in ihrem Haar, sog ihren Duft in sich auf, küsste ihren Hals. Jetzt, da der Abschied endgültig bevor stand, spürte Leyron ein unangenehmes Ziehen in der Brust. Er trennte sich nicht gerne von ihr. Es gab noch einiges, das er gerne gemeinsam mit ihr erlebt hätte, vor allem hätte er ihr gerne das Erlebte erspart.

Nur wenig später kam der Heiler Daron und schaute sich die Wunden noch einmal an, während er die durchschwitzten Verbände wechselte. Der Heiler fragte, was geschehen war, es war offensichtlich, dass ihn etwas in der Nacht gepeinigt hatte, doch auch hier gab Leyron keine Antwort auf die Frage.

Nach ihm kam ein weiterer Soldat. Einer mit dem Auftrag, Aeluin zu ihrem Vater zu bringen. Ihnen blieb nur noch ein letzter Augenblick, ein letzter inniger Kuss, dann konnte er ihr nur mehr nachblicken.

Leyron hätte gerne noch ein Wort alleine mit Aryan gesprochen, doch noch immer war dieser Madril bei ihm. Der Hauptmann war es auch, der Aryan von seiner ungemütlichen Bettstatt losband und ihn dann von Leyron fort führte. Leyron selber brauchte auch nicht mehr lange zu warten und wurde, kaum dass er sich ein letztes Mal vor dem Aufbruch erleichtert hatte, von einem Soldaten abgeführt.

Entgegen seinen Erwartungen wurde er weder mit Minalcar und seinen Männer zusammen gesteckt, noch in die Nähe von Aryan gelassen. Der Soldat, ein Mann, der unter Boromir diente, wie er im Laufe des Tages mitbekam, der ihn abgeholt hatte, verknotete einen Strick mit seinen Handfesseln, löste dann die Seile von Leyrons Füßen und ließ ihn neben sich herlaufen.

Der Tag war lang, Leyron schleppte sich dahin, immer mal wieder kleineren Schikanen des Soldaten und seines Kameraden ausgesetzt, die sich einen Spaß daraus machten an seinem Führstrick zu ziehen, so das er zwangsläufig in die Knie gehen musste, oder eben auch unsanft auf letzteren landete.

Seine Gedanken verweilten bei Aeluin, schweiften jedoch immer mal wieder zu seinen Träumen zurück. Leyron versuchte sich dann erneut auf Aeluin zu konzentrieren, doch je mehr der Tag dahin schritt, desto schwieriger fiel es ihm. Auch dass er mit seinen Augen immer wieder seine nähere Umgebung nach Aryan absucht, brachte kaum Abwechslung.

Als sie dann am Abend das Nachtlager aufschlugen, brauchte es auch nicht lange bis Leyron nach einer eher kargen Mahlzeit einschlief. Er hatte erst noch versucht sich dagegen zu wehren in Erwartung der Albträume, doch der Marsch und die Schmerzen forderten ihren Tribut.

Auch in dieser Nacht wurde Leyron wieder von unerwünschten Träumen eingeholt, doch dieses Mal waren es bei weitem nicht mehr die quälenden Sequenzen, die seine eigene Folterung zeigten. Die Bilder in seinem Kopf zeigten ihm dieses Mal Erinnerungen an seine Freundschaft zu Kristan. In diesen Träumen war dieser ebenso real fühlbar wie die gelittenen Schmerzen. Immer wieder tauchte auch Aryans Gesicht in diesem Traum auf, seine Augen sprachen von großer Traurigkeit. Doch nie verlor er auch nur ein Wort und sobald Leyron sich in seinem Traum an ihn wenden wollte, war das Gesicht des jungen Mannes verschwunden.


1. Enderi


Am nächsten Morgen erwachte Leyron erneut verschwitzt und fühlte sich gerädert, doch es gelang ihm sich schnell wieder zu fangen und sich nach außen hin nichts anmerken zu lassen. Er wollte den Soldaten keine Angriffsfläche bieten und wie es schien, gelang es ihm recht gut.

Wieder war es Daron, der sich um seine Verletzungen kümmerte. Er war es auch, der dafür sorgte, dass Leyron eines der überschüssigen Pferde bekam und so weder laufen musste noch zu den verletzten Abtrünnigen auf den Wagen gezwungen wurde.

Gefesselt, als hätten sie wirklich Angst davor, er könnte einen Fluchtversuch wagen in seiner momentanen Verfassung, dufte er nun reiten. Das gemütliche Schaukeln sorgte dafür, dass er ein wenig Schlaf im Sitzen nachholen konnte. Der Mann, der sein Pferd führte, war ein älterer Soldat, der seiner Pflicht nachkam aber keine Freude daran empfand, andere mit Worten oder Taten zu quälen, so dass er ihn sowohl verbal als auch körperlich in Ruhe ließ.

Einziger Wermutstropfen war der Versuch des jüngeren Truchsesssohnes, ihm während der Mittagsrast ein Gespräch aufzudrücken. Leyron war jedoch so gar nicht in der Stimmung auf dieses Verhör einzugehen, denn noch immer hingen ihm die letzten beiden Nächte in den Knochen. Dementsprechend abweisend verhielt er sich somit auch. Es gab nichts mehr, was er mit Denethors Söhnen zu besprechen hatte, wenn er doch sowieso schon bald dem Truchsess höchstpersönlich vor die Füßen gestoßen werden würde.

Der Nachmittag verging ebenso wie der Morgen, die Straßen waren jedoch belebter. Ein deutliches Zeichen, das die Feiertage viele Menschen in die weiße Stadt zogen. Leyron spürte viele neugierige Blicke auf sich. Er wusste nicht, ob es mehr waren als bei den den anderen Gefangenen, doch immer, wenn er einem Blick nicht auswich, dann erwiderte er ihn mit Stolz oder mit einem furchteinflößenden Gesichtsausdruck.

Am späten Nachmittag ging er dazu über erneut seine Augen zu schließen und sich schönen Erinnerungen an schnelle Ritte durch den heißen Wüstensand hinzugeben. Es gelang ihm erstaunlich gut weder einzuschlafen noch abzudriften, so dass er sich am Abend lange nicht so gerädert fühlte wie in den Tagen zuvor.

Als der Abend langsam voran schritt und Leyron kurz davor war sich niederzulegen, stattete Daron ihm noch einen kurzen Besuch ab. Sie wechselten ein paar freundliche Worte, dann ließ der Heiler ihn auch schon wieder alleine. Leyron kam nicht umhin sich einzugestehen, dass dieser Mann ihn mit Respekt behandelte und bei allem, was er tat stets freundlich mit ihm umging. Er war ein anderer Mann als jene auf dem Bild, das er von den meisten Soldaten Gondors hatte.

Leyron entdeckte an diesem Abend endlich Aryan, der dadurch, dass er von einem Hauptmann der Waldläufer bewacht wurde, am anderen Ende des Lagers verweilte. Mit Blick auf die große Stadt machte er sich zum ersten Mal bewusst Gedanken um das bevorstehende Verhör und das wohl unvermeidliche Todesurteil, ehe er sich für die letzte Nacht unter freiem Himmel niederlegte.


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Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen.

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