Aldëa, 30 Nárië 3016 DZ Gondwens Vater war an diesem Tag in seinem Handelskontor. Und seine Tochter begleitete ihn. Eine Lieferung Badeöle war eingetroffen, darunter einige welche speziell Frauen gefallen sollten. Er hielt viel von Gondwens Urteilskraft und roch an drei neuen Mischungen. Eine davon war ihr zu stark parfümiert, aber es gab sicherlich die eine oder andere weibliche Grazie, denen es gefallen würde. Die anderen beiden Öle sagten ihr mehr zu, frisch und leicht die eine, sanft und blumig die Andere. Danach half sie noch einige Bestellungen aus zu tragen und ging mittags mit ihrem Vater ausnahmsweise in einem Gasthaus um zu speisen.
Während er in den Handelskontor zurück ging, beeilte sich seine Tochter nach hause zu kommen. Große Wäsche stand an und Gondwen war sich nie zu fein mit an zu packen. Ihre Arbeit war es die Bettlaken und Tischdecken aus feinem, weißen Leinen auf die Bleichwiese zu bringen. Ausgebreitet lagen die Wäschestücke in der Sonne und trockneten rasch. Einige Hausarbeiten waren noch zu erledigen, dann konnte sie die Leinensachen zurück ins Haus bringen. Zusammen mit Morwyn faltete und zog sie Tischdecken und Bettlaken in Form- sie wurden mit Wasser eingesprengt und zum durchziehen in einen Korb gelegt.
Nach einer Stunde füllte Gondwen das Bügeleisen mit glühenden Kohlen und begann in der Bügelkammer zu bügeln. Sie genoss es eine Zeit alleine zu sein und unterbrach ihre Arbeit nur um hin und wieder einen erfrischenden Schluck Apfelmost zu trinken. So endete ihr Tag und Morwyn räumte mit Gondwen die gebügelten Sachen und die zusammen gelegten anderen Wäschestücke, welche nicht hatten gebügelt werden müssen in die Schränke ein. Feierabend für heute. Gondwen saß noch eine Weile draußen auf der Gartenbank, welche unter dem Küchenfenster stand und ging erst nach drinnen, als ihre Freunde kamen und sie ins Theater einluden. Welch willkommene Abwechslung, sie beeilte sich mit dem Umkleiden und verließ dann mit Berén und Hador das Haus. Der Theaterbesuch war ein Genuß, den die Darsteller verstanden ihr Handwerk. Gondwen klatschte begeistert Beifall, genau wie die anderen Zuschauer. Nach der Vorstellung schlenderte sie nach hause, begleitet von ihren Freunden. Dann verabschiedete sie sich, ging ins Haus und machte sich auch schleunigst daran ins Bett zu kommen. Morgen waren sie und ihr Vater eingeladen... Arandir kam erst nach hause, als seine Tochter längst schlief.
Menelya, 1. Enderi 3016 DZ Heute ruhte die Hausarbeit im Hause Arandirs. Es war Feiertag und deshalb wurde nur das Nötigste getan. Für Arandir und Gondwen stand bei Freunden am Abend eine Festlichkeit auf dem Plan. Mittags war deshalb nur ein leichtes Mahl aus kaltem Braten und Brot vorgesehen. Außerdem schliefen der Hausherr und seine Tochter heute ausnahmsweise länger. Gegen Mittag wurde ihre Muse, welche aus einer Stickerei unterbrochen, als Hador sie einlud an der Veranstaltung teil zu nehmen, die in den Häusern der Heilung statt fand. Munter plaudernd trudelte das Duo im Garten ein und fand auch einen guten Platz. Prinz Erchirion und Dergolad nahmen bei ihnen Platz. Also war der Prinz doch noch halbwegs heil in den Häusern der Heilung angekommen. Doch er sah noch genau so mitgenommen aus, als sie ihn am Abend zuvor begegnet war- aber das sollte ihre Sorge nicht sein. Wer verantwortungslos mit seiner Gesundheit umging, brauchte einen Dämpfer.. und Bettruhe natürlich und die Heilkunst eines Heilers. Sie bereute es nicht mit gekommen zu sein, den die Darbietung war gut gemacht und verbreitete bei allen gute Laune. Lächelnd nahm sie die rote Rose entgegen, welcher ein Zauberkünstler für sie herbei zauberte. Später labte man sich noch an all den Köstlichkeiten die feil geboten wurden. So war ihr Mittagsmahl ,abwechslungsreicher als sie gedacht hatte. Nach geraumer Zeit wurde der Prinz aufgefordert sich zu Bett zu begeben und so verabschiedete man sich von ihm.
Eine Runde Schlaf würde dem Kranken sicher gut tun. Auch die zwei Freunde trennten sich und Gondwen ging nach hause. Ein paar Stunden Schlaf, ein Bad und der Prozedur des Anziehens später, war sie bereit mit ihrem Vater an der Feierlichkeit teil zu nehmen, zu der sie eingeladen waren. Arandir war stolz auf seine Tochter, welches diesmal ihr bestes Kleid trug- blutroter Samt mit Goldstickereien, einem kleinen Ausschnitt und einem hohen Kragen an dem eine wertvolle Rubinbrosche steckte. Die Haare wohl frisiert und mit einem schmalen, goldenen Reif gekrönt, an dem ein Rubintropfen glänzte, die Füße in seidene Schuhe bot sie das Bild einer berückenden Schönheit. Der leichte Hauch ihres schweren Parfums kitzelte seine feine Nase. In Umhänge gehüllt und von einem Diener begleitet gingen Vater und Tochter zum Haus seines Freundes das nur wenige Schritte entfernt lag. Es war ein fröhliche Feier, die erst endete als es spät Nachts, ja fast früher Morgen war und sich die Festlichkeit dem Ende zuneigte. Gondwen gähnte auf dem Heimweg und war froh wenig später in ihr Bett zu schlüpfen und schlafen zu können.
Der Zuwachs den es im Hause Arandirs gegeben hatte, hatte sich mittlerweile gut eingelebt. Zumindest hoffte Gondwen das und brachte Erald Geduld und Wärme entgegen. Sie erledigte Tag für Tag mit ihm ihre Arbeit im Laden und im Haushalt und nahm sich abends die Zeit dem Knaben lesen und schreiben beizubringen.
Als Belohnung wenn man so wollte, durfte er Ioana besuchen. Ihrem Vater war der Aufenthalt des Knaben nicht gerade das, was man als willkommen bezeichnen konnte. Aber Gondwen richtete Grüße ihres Vaters aus und erklärte mit honigsüßem Lächeln, wie fleißig war und wie gut es ihm bei ihnen gefiel. So das gar nicht erst der Verdacht aufkam, man wolle den Knaben nicht mehr bei sich haben.
Erald war ganz aus dem Häuschen, wenn sie Ioana besuchten und Gondwen freundete sich langsam mit Ioana an. Und sie genoss es einmal aus zu reiten. Arandir besaß zwar ein Pferd, aber dies brauchte er häufig, so das Gondwen eher selten die Gelegenheit hatte zu reiten. Erald bekam „Untericht“ im Ponyreiten, was ihm sehr gefiel. Gondwen kam nun öfter einmal aus dem Haus, was ihren Vater sehr erfreute.
Ioana wirkte allerdings oft traurig. Aber dass sie noch nicht so eng befreundet waren, hielt es die junge Frau für angebracht, Ioana nicht danach zu fragen. So flossen die Tage dahin, ohne dass sich Großartiges ereignet hätte….